Beiträge von Titus Helvetius Ocella

    Ocella nickte zufrieden und teilte Asius dann seine Entscheidung mit.


    Von meiner Seite spricht nichts gegen deine Einstellung. Allerdings müssen noch die letzten Fragen mit dem Quaestor und den Duumvirn abgesprochen werden. Auch möchte ich noch meinen Collega informieren.


    erklärte der Aedil dann noch die letzten Hürden, die zu nehmen waren.


    Einige Sachen möchte ich dir aber noch mitteilen.


    setzte Ocella dann nochmal an und stützte sich mit den Ellenbogen auf seinem Tisch ab.


    Wenn du für die Stadtverwaltung arbeitest, bist du nicht nur Scriba, sondern vertrittst auch die Stadtverwaltung nach innen und außen. Dafür werden von dir ein tadelloses Benehmen und gute Umgangsformen verlangt. Auch solltest du dich zeitnah nach einer adäquaten Unterkunft umschauen. Solltest du Probleme damit haben, können wir dir sicherlich auch Hilfestellung dabei geben.


    führte der Helvetier noch einen wichtigen Punkt, der zwar eigentlich selbstverständlich sein sollte, bei dem der Aedil aber oft genug feststellen musste, dass manch ein Scriba, grade aus einer niedrigen Gesellschaftsschicht, glaubte, er könne sein Straßenverhalten auch in die Curia mitnehmen. Dem wurde dann allerdings frühzeitig ein Riegel vorgeschoben.

    Tolumnius merkte nun endgültig den die ganze Last der Truhe. Erstaunlicherweise war die junge Frau irgendwann auf halbem Weg verstummt, was ihm auch wieder einen kalten Schauer über den Rücken jagen ließ.


    Vor dem Haus des Aedils wartete er dann, dass die Tür geöffnet wurde, was auch relativ schnell geschah.


    [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/stieren56bqa.jpg]| Griego (Ianitor)


    Der hispanische Ianitor öffnete relativ schnell die Tür und schaute sich dann die zwei Frauen und den Träger an, die da vor der Haustür standen.


    Salve! Was kann ich für euch tun?


    sprach er in ruhigem und freundlichen Ton und wartete auf die Antwort.

    Nun, das ist sofern schon mal gut zusammengefasst. Botengänge wirst du aber höchstens verwaltungsintern übernehmen. Für die Zustellung von Briefen haben wir gesonderte Boten aus den Reihen der Servi Publici. Generell kann deine Arbeit aber folgendermaßen zusammengefasst werden: Viel Lesen, viel Schreiben. Zusätzlich zu dem, was du angeführt hast kommt dann noch die Aktenlektüre dazu - also Prüfung auf Vollständigkeit, Einordnung neuer Vorgänge usw - und das Protokollieren von Gesprächen und Treffen. An deinen ersten Arbeitstagen wird es aber sicherlich eine Einarbeitung durch einen der erfahren Scriba geben, der dann später auch für Fragen zur Verfügung steht.


    ergänzte Ocella noch die Ausführungen und wartete dann kurz ab, ob es noch Fragen geben würde.

    Vielen Dank, Dives.


    quittierte Ocella die Glückwünsche des Iuliers. Jetzt wa es geschafft! Vielleicht mit einem kleinen Winkelzug, aber das könnte man ja elegant unter den Tisch fallen lassen.


    Auf die Beschreibungen zu Aufgaben und Pflichten nickte Ocella wissen und pflichtbewusst und antwortete dann auf die letztendliche Feststellung.


    Das ist wohl war. Manche Leute vergessen das zwar manchmal. Aber dann wird ihnen das dann wieder schmerzhaft ins Bewusstsein geführt.


    stimmte Ocella zu und entdeckte dann einen Scriba, der zielstrebig auf die beiden Magistraten zukam.


    Salve Duumvir Iulius! Aedil Helvetius, du sagtest ich solle dir bescheid sagen, wenn der nächste Termin ansteht.


    grüßte der Scriba zuerst höflich den Iulier und zog sich nach dem bestätigenden Nicken des Helvetiers zum Eingang zurück, wo er dann auf den Aedil wartete.


    So wandte sich Ocella wieder dem Iulier zu und verabschiedete sich.


    Es tut mir leid, aber die Arbeit ruft wieder. Im Officium warten die Decurionen Cingonius Gallio und Paeduceus Tullus, die sich mal wieder über irgendwas beschweren möchten. Dieses Mal hielten sie es nicht mal für nötig, bei ihrer Anmeldung den Grund ihrer Beschwerden anzuführen. Man darf also gespannt sein.


    fasste Ocella dann kurz seine nun folgende Beschäftigung zusammen. Ein ätzender Termin. Aber das würde sich wohl in Zukunft noch ausweiten. Aber das gehörte nun mal dazu, wenn man Ämter innehatte. Irgendwer wollte immer irgendwas.

    Tolumnius musste das Tempo etwas verlangsamen und rechnete deswegen schon damit, dass sich die junge Frau wieder beschweren würde. Aber eigentlich würde das ja keinen Unterschied machen, da sie quasi durchgängig ihrer Unzufriedenheit freien Lauf ließ. Er hoffte nur, dass er ohne große Pause den Weg zur Casa Helvetia schaffen würde. Denn dann würde sich der Preis sicherlich auch noch verkleinern. Und das musste ja nun wirklich nicht sein.


    Vor einigen Tagen haben die Truppen dieses Corneliers die Stadt übernommen. Die bis dahin hier postierte Classistruppen aus Misenus haben sich danach zum Portus Romae verzogen. Doch bereits kurze Zeit später wurden die Corneliertruppen wieder abgezogen und seitdem wurde keine neue Truppe hierher geschickt.


    klaubte Tolumnius sein mangelhaftes Wissen von den Marktgesprächen zusammen. Den Händlern gefiel das natürlich gar nicht. Aber was sollte man schließlich machen?


    Endlich waren sie am Forum angekommen. Dort herrschte wie üblich reges Treiben. Viele Menschen trafen sich dort, einige bekannte Gesichter aus der Lokalpolitik waren anwesend und von der Rostra verkündete ein eher mittelmäßiger Redner seine weithergeholten Thesen. Hier und da konnte man Gespräche mitbekommen, die sich zumeist um kleinere Geschäfte oder Gefallen drehten. Auch waren vereinzelte Auseinandersetzungen zu hören.


    Dies ist nun das große Forum. Zur Rechten siehst du dort die Curia, wo die Stadtverwaltung arbeitet, und dort den Tempel des Augustus. Zur linken sind die Tempel von Iuppiter, Iuno und Minerva zu sehen.


    dabei schaffte es der Träger irgendwie seine Hand jeweils in die Richtung zu heben, die er meinte, ohne dass die Truhe hinunterrutschte. Wie er das geschafft hatte, wusste Tolumnius selber nicht. Wichtig war, dass es geklappt hatte. Als sie das Forum dann überquert hatten, fing die Frau auch noch an zu quängeln. Meine Güte, wem hatte er da nur seine Dienste angeboten?!


    Wir haben jetzt ungefähr den halben Weg hinter uns.


    antwortete Tolumnius dann ohne auch nur den Anschein zu erwecken, irgendwie genervt zu sein. Aber er hatte gesagt, dass es ein längere Fußweg zur Casa Helvetia sein würde. Hätte er aber vielleicht auch mal erwähnt, dass sich die Casa auf der anderen Seite der Stadt befand...

    Ok, sehr gut. Der Auftrag war gesichert. Tolumnius schulterte die Kleidertruhe und ächzte kurz unter deren Gewicht. Was hatte sie da drin? Steine? Metallstatuen?! Doch schnell gewöhnte er sich an das Gewicht der Truhe und ging wieder an den beiden Frauen vorbei, um ihnen den Weg durch die Stadt zu weisen.


    Zuerst Richtung Norden, da vorne durch das Hafentor und dann den Decumanus Maximus entlang: Die große und breite Hauptstraße der Hafenstadt.


    beantworte Tolumnius die Frage nach der Richtung. Sie musste ja die gesamte Straße entlag gehen, um auf die andere Seite der Stadt zu kommen. Das war ein ganze Stück und Tolumnius, der sich zwar einer guten Kondition rühmte, hoffte, dass sich der Weg nicht als zu lang herausstellen würde.


    Auf der rechten Seite siehst du das Hafenforum, wo bereits einige Händler ihre Frischwaren außerhalb der Stadt anbieten. Im Moment ist aber keine Verkaufszeit dort. Und nun gehen wir auf das Hafentor zu. Eines der vier Tore Ostias. Die Stadt selbst ist seit jeher DIE Hafenstadt Roms und ist wichtiger Umschlagplatz für Waren aus allen Provinzen des Reiches. Diese werden mit Booten über den Tiber und spezielle Kanäle nach Rom transportiert, wo sie dann auf den Märkten verkauft werden. Neben dem Flusshafen im Norden und dem kleineren Hafen im Süden, wo du angekommen bist, hat Ostia auch für den großen Portus Romanus im nördlich der Stadt selbst Sorge zu tragen.


    fasste Tolumnius dann erstmal die wichtigsten Informationen über die Stadt zusammen. So richtig viel wusste er nicht. Aber das, was er wusste, müsste wohl reichen, um wenigstens den Weg zu Casa Helvetia rumzukriegen.


    Als sie das Hafentor passierten, wo zwei Liktoren aufpassten, dass keine Störenfriede in die Stadt kamen - und wie Störenfriede sahen die beiden Frauen und der Träger nun wirklich nicht aus - nickten dem Händler kurz zu, dass sie die Stadt betreten durften und schon befanden sie sich im Inneren der Stadtmauern. Zur linken und rechten waren vorwiegend Lagerhäuse und Insulae gruppiert, die zugegebenermaßen keinen schönen Anblick boten. Der würde aber noch kommen, sobald sie das Forum erreicht hätten.


    Wir befinden uns hier in einer vielbelebten Wohngegend.


    beantwortete Tolumnius dann die Frage nach dem Marmor eher indirekt. Marmor war wahrscheinlich einfach zu teuer, aber er wollte hier ja auch nicht als Klugscheißer auftreten, der glaubte, eine junge Frau aus dem Ritterstand belehren zu können. Das würde diese selbstbewusste Frau wohl auch alles andere als wohlwollend aufnehmen.


    Der Aedil Helvetius wird von den Händler sehr geschätzt. Das mag auch daran liegen, dass er als Junge oft noch selbst an den Ständen ausgeholfen hatte, wenn sie Freunden seines Vaters oder Großvaters gehörten. Vor allem nach dem letzten Aedil, einem gewissen Herennius, einem üblen Kerl, brachte der Aedil Helvetius den Händlern auch wieder eine gewisse Sicherheit für ihre Geschäfte. Deswegen besucht er wohl auch regelmäßig den Markt. Leider kann ich dir nicht sagen, wann er weitergehende Ämter übernehmen kann oder wird.


    erklärte Tolumnius und verbreitete damit vor allem die Geschichten, die er selbst nur aus zweiter Hand hatte. Das Problem mit der weiteten Karriere kommentierte nur kleinlaut, fand aber sofort die Möglichkeit das Problem zu übergehen, da sie bald zur Linken den eindrucksvollen Kreuzungsschrein erreichten.


    Auf der linken Seite seht ihr gleich den Kreuzungsschrein Ostias. Aus dem schönsten Marmor wurde er gebaut zumindest hatte Tolumnius den Schrein immer als sehr eindrucksvoll wahrgenommen und er ist den Lares Compitales geweiht.


    Bald hätten sie das Forum erreicht und der halbe Weg wäre geschafft.

    Der Aedil lehnte sich in seinem Stuhl etwas zurück und trommelte leise mit den Fingern auf seinem Schreibtisch, während er Asius weiter musterte. Wenn er etwas schätze, dann Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit bei solchen Gesprächen, zumal ohnehin immer schnell herauskam, wenn bei den Ausführungen etwas nicht stimmte. Zudem sparte sich der Helvetier dadurch auch möglichliche Tests, die er für solche Gespräche grundsätzlich in petto hatte.


    Nun, du interessierst dich also für Architektur und Landvermessung. Für letzteres sind wie du sicherlich weißt die Agrimensoren der Regionalverwaltung zuständig. Beim ersteren jedoch wird sich bestimmt mein Collega, Aedilis Operum Publicorum Hortensius Vaticanus, einiges für dich einfallen lassen. Da durch allerdings nahezu ohne Vorkenntnisse hierherkommst, wird einiges an Einarbeitung erforderlich werden. Du musst schnell lernen können und eine gute Auffassungsgabe beweisen, damit du auch bald selbstständig arbeiten kannst.


    riss Ocella erstmal einen möglichen Aufgabenbereich für Asius an. Natürlich würde er vermutlich für beide Aedile Arbeiten erledigen müssen, was dann so ziemlich alle Verwaltungsbereiche in Ostia umfassen würde und nur die Finanzfragen ausnähme. Der Quaestor beschäftigete traditionell richtige Zahlenkünstler und einfache Schreiber ohne weitergehende mathematische Ausbildung wurden dort meistens gar nicht berücksichtigt.


    Wie stellst du dir aber selbst deine Aufgaben hier in der Verwaltung vor? Welche Aufgaben werden wohl auf dich zukommen?


    fuhr Ocella dann im üblichen Fragenkatalog fort, der allerdings mit dieser Frage bereits abgearbeitet war.

    Ocellas Gesichtsausdruck entwickelte sich während der Rede des Iuliers mehr und mehr zu einem wohlwollenden Lächeln. Für Ocella war das Do, ut des! nicht nur kultischer Grundsatz, sondern eine Lebensregel. Ja, Dives hatte ihn nach Kräften unterstützt und gefördert wo er konnte. Sicherlich hatte der Iulier einen beträchtlichen Anteil daran, dass der Helvetier hier als Aedil saß und nun auch in den Ordo decurionum berufen werden konnte. Und letztlich wäre es wohl auch Dives, der die Regeln etwas zu beugen versuchte, um Ocellas direkte Bewerbung für das Duumvirat zu ermöglichen. All dies war Ocella bewusst und insgeheim hatte er erwartet, dass Dives damit schon früher auf ihn zukommen und einen Gefallen einfordern würde. Mit der formalen Neufassung der Lex Municipalis hatte Dives die Möglichkeiten sicherlich bereits ausgetestet. Und nun war es also soweit, dass es auch noch explizit zur Sprache kam. Der Helvetier wiederum würde dem gerne nachkommen und dem Iulier seine bestmögliche Unterstützung zusagen.


    Sofern es in meiner Verantwortung und meinen Möglichkeiten liegen wird was natürlich immer auch irgendwie davon abhing, ob er denn tatsächlich gewählt werden würde und keinen Collega im Duumvirat hätte, der seine Entscheidungen mit aller Macht zu blockieren versuchte werde ich die Erhebung Celers in den Ordo decurionum so schnell wie möglich vornehmen oder mich zumindest mit aller Kraft für seine Erhebung einsetzen, sobald er die notwendigen Voraussetzungen erfüllt.


    sagte Ocella für die erste Bitte seine Unterstützung zu. Er wusste, dass der Asinier und er durchaus ähnliche politische Vorstellungen hatten, was wohl auch vorrangig daran lag, dass die politischen Vorstellungen des Iuliers denen Ocellas ebenso nahe kamen. Celer als politischen Unterstützer im Ordo decurionum zu haben, würde einiges leichter machen, zumal Ocella nicht wusste, wie lange sein Collega Vaticanus in Ostia bleiben würde, da er eigentlich - zumindest mittel- bis langfristig - anderweitige Zukunftsvorstellungen hatte. Dieses Thema war eines der wenigen, die die beiden nicht intensiv debattierten, sodass Ocella auch nicht wusste, ob Vaticanus überhaupt Interesse am Duumvirat hatte. Aber gut, dass müsste er noch klären.


    Bezüglich der zweiten "Bitte" des Iuliers war Ocella ebenso aufgeschlossen, wobei ihm zumindest vorerst kein Klientelverhältnis zum Iulier vorschwebte. Hätte sich der Iulier erstmal politisch in Rom gefestigt, könnte immer noch darüber gesprochen werden. Bis dahin aber wollte sich Ocella zwar durchaus eng, aber auch wieder nicht zu eng an den Iulier binden.


    Sei zudem versichert, Dives, dass ich niemals vergessen werde, wie du mein Fortkommen hier in Ostia gefördert und vorangetrieben hast und welche Chancen du mir auch durch das Zusammentreffen mit Cornelius Palma eröffnest. Dafür bin ich dir sehr dankbar und werde mich auch erkenntlich zeigen, wenn es notwendig wird. In diesem Sinne würde es mich freuen, wenn wir die guten Beziehungen zwischen uns und unseren Gentes weiterhin pflegen würden.


    führte Ocella daraufhin aus. Es war zwar ein großer Schritt, der aber von Ocella ohnehin vorgesehen war, auch wenn der Iulier ihm nicht die vorgezogene Kandidatur ermöglicht hätte. Auf diesem Wege wurde das bestehende nur noch weiter bestätigt, im Sinne eines gesunden Do, ut des!.

    Okay, der Duumvir holte also wieder etwas aus, wie das so seine Art war. Doch gefiel dem Helvetier die Quintessenz der etwas längeren Rede überhaupt nicht. Er hatte die Lex Municipalis - und bald wohl Lex Coloniae - rauf und runter gelesen, insbesondere die Ausführungen über den Ordo decurionum und die Voraussetzungen zum Erhalt des Standes. Und das nicht alleine, sondern er hatte sich auch Bestätigung vom Maiordomus der Casa Helvetia und seinem Collega Vaticanus geholt, dass er nichts überlesen hatte.


    So hörte er dem Duumvir konzentriert zu, unterbrach ihn auch dann nicht, wenn er eine längere Pause machte und ließ ihn alles ganz in Ruhe ausführen. Zwischendurch bedachte er die Ausführungen des Duumvirs mit dem Heraufziehen einer Augenbraue, insbesondere Abschnitt, wo es um den Gefallen ging. Trotz alledem hatte er noch ein mulmiges Gefühl, sowohl in der Magengegend, als auch irgendwo in seinem hintersten Hinterkopf.


    Mit der Eröffnung des Hindernisses entspannte sich der Helvetier dann wieder. Sowohl das Honorarium gehörte dazu, als auch eine abgeschlossene Amtszeit als Magistrat. Gut, an seinem Status quo würde sich aber auch dann nichts ändern, wenn er nicht sofort in den Ordo berufen werden würde. Zwar müsste er auf den eigentlichen Status als Decurio noch etwas warten, und zwar bis zum Ende der Amtszeit, das ja gar nicht so weit weg war. Als amtierender Aedil hatte er aber dennoch de facto alle Möglichkeiten, die ein Decurio auch hatte. Bei den Sitzungen hatte er volles Rede- und Stimmrecht und genoss als Magistrat sogar den "einfachen" Decurionen gegenüber gewisse Vorrechte, wie die Bevorzugung bei Wortmeldungen.


    Dennoch interessierte ihn natürlich, was seine Wartezeit möglicherweise verkürzen könnte. Unbedingt notwendig war dies zwar nicht, aber dennoch wollte sich Ocella alle Türen offenhalten.


    Die Ableistung der Amtszeit als Magistrat steht noch aus.


    stellte Ocella daher erstmal nüchtern fest und fügte dann, nach einer kurzen Pause hinzu.


    Aber du sprachst von einem Gefallen, denn ich dir versprechen werde?


    Als Feststellung formuliert ließ er es doch wie eine Frage klingen und war gespannt, worauf Dives hinauswollte.

    Ocella nickte dem sich entfernenden Decurio noch freundlich zu bevor er sich dem Duumvir zuwandte. Ja, er hatte es geschafft. Er hatte das Honorarium bezahlt und war nun - bald - Decurio der Stadt Ostia. Sein Vater und sein Großvater wären sicher stolz auf ihn gewesen, dass er diesen Weg so zielstrebig verfolgt und das Ziel schließlich erreicht hatte. Natürlich war es erstmal ein Zwischenziel - und mittlerweile war ja auch stadtweit bekannt, dass er die Nachfolge der Iuliers im Duumvirat anstrebte - aber ein wichtiges Zwischenziel, dass viel Zeit und Geduld erfordert hatte.


    Salve, Dives.


    grüßte Ocella den Iulier auch entsprechend gut gelaunt, wobei er die meiste Euphorie schon vorher in seinem Officium schon ausgelebt hatte, womit es sich umso besser hatte arbeiten lassen.


    Die neueste Neuigkeit ist, dass ich mein Honorarium in die Stadtkasse einbezahlt habe. Und dabei hatte mir Celer mitgeteilt, dass ich dich um die Mittagszeit hier im Park antreffen kann, da du noch was mit mir besprechen wolltes. So konnte ich die Pflicht gut damit verbinden, einige Minuten Pause zu machen.


    führte Ocella aus und strahlte beim Beginn der Nachricht fast so stark wie der Wagen des Sonnengottes. Er hatte gute Laune und er würde sich diese auch vermutlich die nächsten Tage nicht verhageln lassen. Komme was wolle.

    Gnarf... Da hatte er das Mädchen doch glatt unterschätzt, dachte sich Tolumnius. Vielleicht hätte er doch auf das Angebot eingehen sollen und hätte dann vielleicht etwas mehr bekommen? Und jetzt müsste er auch noch vor den Aedil treten. Aber der würde sicherlich einen fairen Preis festsetzen, mit dem sowohl Tolumnius, als auch die junge Frau leben könnten. Hoffentlich. So nickte Tolumnius zu dem Vorschlag der Frau.


    Also gut. Der Aedil legt den Preis fest und die Stadtführung kommt umsonst drauf. Haben wir dann eine Einigung?


    In jedem Fall würde das Gepäcktragen mehr bringen, als die Aushilfsjobs im Hafen. Und das würde ihm wieder die Möglichkeit geben, seinen Stand am Laufen zu halten. Doch da fiel dem Händler auf, dass er sich noch gar nicht vorgestellt hatte.


    Und bevor ich es vergesse: Dein Stadtführer für den heutigen Tag heißt Tolumnius.


    verkündete er daraufhin mit einem breiten Lächeln, in der Hoffnung, dass ihm das Angebot nicht aus den Fingern gleiten würde. Auch schaute er sich die große blassrote Truhe an und überlegte, wie er sie am besten tragen sollte. Die angenehmste Möglichkeit was es wohl, sie über den Rücken zu nehmen, wobei er dann natürlich immer schauen musste, dass sie nicht beschädigt würde. Denn das würde den letztendlichen Betrag nur noch weiter schmälern.

    Wieder nickte er Aedil verstehend, fischte eine Akte von dem Stapel neben sich und legte sie vor sich hin. Man würde sehen, wie es mit dem Mann weiterginge. Jedenfalls standen einem hier in Ostia viele Türen offen. Sicherlich nicht so viele wie in Rom, aber dennoch eine beträchtliche Anzahl


    Nun gut, dann interessiert mich noch welche Qualifikationen du mitbringst? Lesen und Schreiben sind dabei natürlich die Mindestanforderungen. Weiterführende Fähigkeiten wären sicherlich auch das Rechnen. Mich interessieren aber in gewisser Weise Spezialwissen. Hast du schon mal eine Akte in der Hand gehabt? Wie sieht es mit dem Wissen um den Marktalltag aus? Oder kannst du gar mit Bauplänen umgehen?


    Der Helvetier zählte hier natürlich eine ganze Latte von Möglichkeiten auf, die er im Zweifel natürlich auch auf die Probe stellen könnte. Bei den Bauplänen wäre das zwar knifflig, aber sein Collega Vaticanus hatte ihm zumindest ein gewisses Grundwissen vermittelt.

    Ocella fixierte eine Stelle hinter Asius und hörte ihm gut zu. Ob Ocella aber gefallen sollte, was er da hörte, wusste er nicht genau.


    Also ist dein eigentliches Ziel die Hauptstadt.


    manifestierte er nochmal den zentralen Gedanken, der ihm von Asius Ausführen haften geblieben waren.


    Planst du denn zurück nach Roma zu gehen, sobald die zivilen Stellen dort wieder einstellen?


    Das interessierte Ocella vor allem, da natürlich die Frage bestand, wie lange Asius plante, in Ostia zu bleiben und ob er überhaupt tatsächlich an einer Stelle in Ostia interessiert war oder Ostia für ihn nur eine Übergangsstation sein sollte.

    Seine Mittagspause verbrachte Ocella heute - auf Anraten des Quaestors - im kleinen Park, wo er auf den iulischen Duumvir treffen sollte. So saß Ocella auf einer Bank, neben sich etwas Brot, und beobachtete einen Baum, in dem es etwas raschelte. Vermutlich ein Vogel oder sonstwas. Der Helvetier brach sich etwas Brot ab und aß es. Die gallische Köchin backte doch immer noch das beste Brot, ging es ihm durch den Kopf und er entschied öfters mal hier Pause zu machen.

    Mittlerweile war es auch wieder möglich, Briefe nach Roma zu senden. So überbrachte ein Bote aus Ostia den folgenden Brief an die Villa des Helvetius Varus und kehrte dann wieder zurück.


    Ad
    Villa Urbana Tib. Helvetii Vari
    Roma, Italia


    Seid gegrüßt Commodus und Varus!


    Sofern ihr die letzten Tage in Rom gut überstanden habt und ihr die Stadt bereits verlassen könnt, möchte ich die Gelegenheit nutzen und euch und jeweils eine Begleitung zu einer Cena in die Casa Helvetia in Ostia einladen.


    Die Cena soll an den Kalenden des kommenden Iunius (1.06.) ab der achten Stunde stattfinden.


    Ich hoffe auf euer Erscheinen.


    Valete bene,


    Titus Helvetius Ocella
    _____________
    Aedilis Ostiensis


    [Blockierte Grafik: http://img716.imageshack.us/img716/9771/85964148.gif]

    Natürlich regte sich was bei Tolumnius. Bei so einer hübschen jungen Frau. Aber was würde sie schon von einem peregrinen Fischhändler und Gelegenheitsarbeiter wollen. Vor allem da sie - dem Gepäck nach zu schließen - schon zur oberen Gesellschaft gehören musste. Natürlich würde er seinen Spaß haben, aber auf so eine Geschichte wollte er sich gar nicht erst einlassen. Sowas führte immer nur zu Problemen. Und die brauchte Tolumnius nun mal überhaupt nicht.


    Ich würde sagen, dass zehn Sesterzen angemessen wären. Dafür bekämst du einen Gepäckträger und einen Stadtführer in einem. Wie ich finde ein gutes Angebot.


    Schließlich musste er das Gepäck ja auch durch die gesamte Stadt tragen, denn das Ziel der jungen Frau, die Casa Helvetia befand sie auf der anderen Seite der Stadt Richtung Porta Romana.


    Und was die Casa Helvetia betrifft, die kennt hier in der großen Marktstadt Ostia mittlerweile jeder. Denn der amtierende Aedilis Mercatuum, Helvetius Ocella, wohnt dort. Allerdings ist es bis dahin ein gutes Stück zu laufen.


    Da sich der Aedil auch regelmäßig auf dem Markt sehen ließ, kannte Tolumnius ihn. Zwar nicht persönlich, aber doch vom Sehen. Auch hatte der Aedil bislang noch nicht an seinem Stand Halt gemacht, aber dass würde sich hoffentlich bald ändern. Denn so ein Besuch führte immer dazu, dass die Geschäfte sprunghaft anstiegen.

    Ocella stockte kurz der Atem und seine Euphorie wich Aufregung. Er hatt doch mehrmals nachgezählt... Zum Glück handelte es sich nur um eine Sesterze, die er auch noch aus seinem üblichen Bestand bezahlen konnte. Daran würde es nicht scheitern. Die Entspannung und Euphorie kehrte sodann auch wieder zurück, als Celer einen Zählfehler bemerkte, der bei einer so großen Anzahl von Münzen erfahrungsgemäß dazugehörte. So nickte Ocella, schüttelte die Hand des Asiniers und erhob sich dann.


    Vielen Dank, Celer. Vale bene.


    Und so verließ er den Raum und ging zu seinem Officium.

    Ocella dachte wieder einige Augenblicke nach. Da gab es die eine oder andere Frage zu bedenken, insbesondere die Befindlichkeiten der einzelnen Decurionen und auch der Pontifices, die ja in gewisser Weise auch Vertreter der Stadt waren, wenn auch aus dem kultischen Bereich.


    Das kommt natürlich grundsätzlich darauf an, wie groß eine solche Delegation sein soll.


    fasste Ocella seinen ersten Gedanken zusammen. Schließlich wollten sie ja einerseits nicht mit dem halben Ordo decurionum beim Kaiser vorsprechen, andererseits könnte aber eine zu kleine Delegation als Affront aufgefasst werden. Hier galt es abzuwägen.


    Der gewesene Prafectus Cassius sollte sicherlich zu der Delegation gehören, nach dem wie er Ostia in den letzten Wochen geführt hat. Unter Umständen können wir dann den dienstältesten Pontifex miteinbeziehen und dann zusätzlich noch ein bis zwei Decurionen.


    Dann würde eine fünf- bis sechsköpfige Delegation nach Roma reisen, was eigentlich groß genug sein durfte, um dem Cornelier die ihm zustehende Ehre zu erweisen, und nicht so groß, dass der gesamte Audienzsaal von Ostiensern überquoll.