Auf dass die Götter uns beistehen mögen..., ging es dem jungen Decimus durch den Kopf, der in diesem Moment noch immer der alleinige Hausherr über die Casa Decima Mercator war, denn die übrigen anderen männlichen Decimi waren entweder verstreut über das Imperium und Roma, oder saßen momentan im Carcer der Castra ein. Wahrlich kein beglückendes Bild, dass die Gens momentan abgab.
,,Danke.", antwortete er knapp, als er das hübsch hergerichtete Gesteck der Sklavin aus der Hand nahm und es mit beiden Händen prüfend vor sich hielt. Die Öllampe hatte er vor sich auf den Boden gestellt, um nun beide Hände frei haben zu können. Mit neugierigen Augen musterte er das Gesteck, dass die schönsten Blumen zierten, die Caius wohl bisher gesehen hatte. Die Pflanzen im Hortus mussten auf die Plünderer keinen wertvollen Eindruck gemacht haben, da sie nicht voller Eifer zerstört wurden, wie der rest wertvollem Eigentum in der Casa.
Dann zündete er die Schale mit dem Weihrauch an. Jetzt gab es kein zurück mehr. Nun musste er das durchziehen, dass er in seinem bisherigen Leben immer nur von weiter hinten mit angesehen hatte, aber noch nie selbst ausgeführt hatte. Es gab kein zurück mehr und eine Schweißperle rinn dem Decimus von der Stirn, über die Schläfe und verfing sich dann an seiner unrasierten Wange in den Bartstoppeln. Der Weihrauch begann zu qualmen und umhüllte Caius in einen leichten Nebel - die Verbindung zu den Laren und den Göttern war nun geebnet und Caius nahm eine Haltung ein, wie sie bei solchen Opfern üblich war.
Einige Atemzüge lang sog er die Weihrauch getränkte Luft ein und atmete sie wieder aus, ehe er den Mut fand etwas zu sagen.
,,Oh, Lares familiares, Beschützer der Familie, Hüter des Heimes und Mittelpunkt unseres Hauses.", fing Caius etwas unsicher an und versuchte zu den Laren zu sprechen. ,,Ich,", fuhr er dann fort. ,,Caius Decimus Dexter, Sohn des Titus Decimus Varenus und der momentan einzig hier Verbliebene der Decimi, spreche heute zu euch, als Ersucher eures Beistands.", stellte er sich den Laren vor, auf dass sie ihn nicht gleich wieder wegschickten. ,,Die letzten Tage waren ereignisreich und schwer für die Bewohner dieses Hauses. Soldaten schändeten die Grenzen unseres Besitzes.", Caius musste schlucken, als er an die Berichte von Rhea dachte, was an diesem Tag geschehen war. ,,Oh Lares familiares, Ich, Decimus Dexter, ersuche euch hiermit, schützt unser Heim, schützt unsere Familia. Auf dass uns solch ein Schicksal in der Zukunft erspart bleibt und helft uns bei dem Wiederaufbau.", versuchte er seinen Wunsch an die Laren, nach Schutz für die Casa zu formulieren. ,,Ich opfere euch hiermit dieses Gesteck, aus den schönsten Blumen die unser Grund hervorbrachte, in der Stunde unserer Not." War doch der materielle oder ideelle Wert der Opfergabe stark an das Gelingen des Opfers gebunden, doch was wäre wertvoller für Jemanden, der im Augenblick kaum etwas besaß, als das zu opfern, dass ihm als einzig schöner Anblick in der Casa geblieben war. ,,Nehmt diese Pracht an und behütet unser Heim weiterhin, wie ihr es früher auch getan habt. Ich verspreche euch, sobald es mir und den Meinen möglich ist, euch ein größeres Opfer darzubringen.", endete Caius dann mit dem Versprechen, dass die Bewohner der Casa Decima bei Zeiten ein prachtvolleres Opfer darbringen werden. Und wenn es nach Caius ging, sollte dieses große Opfer dann nicht nur an die Laren gehen, sondern auch an Mars, der mit seinem Wachhund diese Casa ebenfalls schützen konnte. Aber an Mars direkt zu opfern, ohne ein wirklich wertvolles Opfer, hatte sich der junge Decimus einfach nicht getraut. Dies müsste er ebenfalls nachholen. Er soll einen ganzen roten Stier bekommen, wenn diese ganze Geschichte für die gens Decima gut ausgehen sollte.
Dann drappierte er das Blumengesteck auf dem Altar und verließ seine Opferhaltung, in dem er sich wegdrehte und wieder zu Rhea blickte, die offenbar die ganze Zeit nicht von seiner Seite gewichen war und blickte ihr direkt in die Augen. Selbst unsicher darüber, ob er nun eine Reaktion Rheas erwartete oder er einfach nicht weiter wusste und halt suchte.
Mögen die Götter uns beistehen...