Beiträge von Caius Decimus Dexter

    Gerüchteweise sollte Onkel Serapio also noch leben? Den Göttern sei Dank! ... Naja, dafür saß er dann aber jetzt im Carcer. Ob er diesen dann lebend wieder verlassen wird? ,,Mal wieder geben sich die guten und die schlechten Nachrichten die Hand."


    ,,Nun, mein Vater, ... die Götter mögen über ihn wachen ... war nur Beamter in der Kanzlei. Wohlmöglich war er bloß eine Stufe zu hoch und wurde lediglich vorsorglich in Haft genommen. Dies würde bedeuten, dass er sicherlich schnell wieder freigelassen würde.", versuchte Dexter, mit schmerzlicher Hoffnung in der Stimme, die Situation besser zu reden, als sie eigentlich war.


    ,,Das wir garnichts tun können ist falsch.", musste Dexter sein Gegenüber dann noch korrigieren, ,,Wir können ... Nein, wir müssen uns darum kümmern, dass diese Casa, unser Heim, wieder zu altem Glanz kommt.", zumindest wären sie damit eine Weile beschäftigt, kämen auf andere Gedanken und würden die Zeit überbrücken, bis Palma endlich in Roma eintreffen wird. Das dies nicht die Art von Tuen war, die Aquila gemeint hatte, war Dexter vollkommen klar, allerdings hatte er seit der Plünderung versucht einen eher bescheideneren Blick auf die Dinge zu entwickeln, die Probleme in viele kleinere Probleme aufzuschlüsseln, um dann diese Anzugehen und Schritt für Schritt abzuarbeiten. Das Gesamtproblem ließe sich momentan nicht aus der Welt schaffen. Die kleineren, vor denen die Decimer nun standen aber schon, zumindest teilweise.

    Etwas verlegen schaute Dexter drein, als Aquila ihn auf seinen Versprecher hinwies und druckste dann etwas rum. ,,Verzeih, ich meinte natürlich 'nicht beschwerlich'..." Beschämt wandte er seinen Blick zu Boden.


    Scheinbar hatte der Decimus auch keinerlei Neuigkeiten von der Reise mitgebracht, die nicht ohnehin bereits, für die in Roma Ansässigen, bekannt waren. Daher begann der junge Decimus dann auch mit der vorher versprochenen Bestandsaufnahme und versuchte Aquila soweit wie ihm möglich war ins Bilde zu setzen.
    ,,Ja, Roma wurde eingenommen. Allerdings ohne wirkliches Blutvergießen, zumindest nicht von den Soldaten.", kurz nahm er einen Schluck des Weines, bevor er weitersprach. ,,Ich war in diesem Moment auf dem Forum Romanum zu gegen, als plötzlich die Nachricht die Runde machte, dass dieser Iulius, seines Zeichens Urbaner Tribun, die Stadttore kampflos geöffnet habe.", seine linke Hand fischte eine der Trauben aus einer Schüssel und warf sie ihm in den Mund. ,,Daraufhin überschlugen sich die Ereignisse, ich selbst schaffte es erst am nächsten Tag zurück in die Casa Decima. Die Vilica berichtete mir von den Ereignissen hier. Nach der Öffnung der Tore, dauerte es wohl nur ein paar Stunden, bis die Soldaten des Cornelius vor unserer Porta standen und sich Einlass verschafften. Sie nahmen meinen Vater Varenus mit in die Castra Praetoria. Dann plünderten sie die Casa und ließen diese schutzlos zurück. Diese Gelegenheit konnte sich der wütende Mob auf der Straße natürlich nicht entgehen lassen und fiel dann auch, über das noch Verbliebene her. Der Haushalt konnte sich nur über den Stall in Sicherheit bringen. Eine Sklavin wurde wohl von den Soldaten mitgenommen, um sie zu Decima Seiana zu führen. Wenn sie das geschafft haben, wird sie ebenfalls in der Castra sitzen, sehr wahrscheinlich zusammen mit Faustus Decimus Serapio, dem Prätorianerpräfekten." Ein weiterer Schluck Wein musste den Gaumen des jungen Dexter passieren, ehe er in einem Halbsatz nachsetzte: ,,Solange er die Schlacht bei Vicetia überlebt hat." Über seinen Verbleib war Dexter leider noch immer nichts Neues zugetragen worden. Aber das Seiana inzwischen das gleiche Schicksal wie Varenus ereilt hätte, war sehr wahrscheinlich.


    Eine gedankliche Pause gönnte sich Dexter nun, um das bis hier Gesagte bei seinem Gegenüber sacken zulassen, die allerdings nur wenige Atemzüge lang andauerte.
    ,,Du fragst, wie schlecht unsere Familie nun unter dem baldigen Kaiser wirklich stehen wird?", fragte er rhetorisch. ,,Diese Frage wird wohl nur dieser besagte Noch-Senator beantworten können. Wenn Cornelius hier ist, wird sich alles entscheiden. Das wird der Augenblick sein, an dem über unsere Verwandtschaft gerichtet werden wird. Dann werden wir sehen, was noch zu retten ist ... und was verloren.", beendete er seinen Monolog etwas theatralisch, der für seine Verhältnisse schon ein enormes Ausmaß angenommen hatte.

    Im Triclinium angekommen, bemerkte Caius erst jetzt, inwieweit die Aufräumarbeiten und Rekonstruktionen hier bereits vorangeschritten waren. Die Klinen standen bereits alle wieder, der Tisch war abgeschliffen und durch ein neues viertes Bein ergänzt. Die Mosaike machten keinen besonders hübschen Eindruck, aber es sah einigermaßen gepflegt aus. Selbst im Nebenraum herrschte keinerlei Chaos, sondern es war bereits wieder etwas, solange es die momentanen Vermögensverhältnisse der Bewohner zuließen, Besteck und Geschirr angeschafft worden.


    Dexter ging auf die Klinen zu und setzte sich. Dann bot er dem neuen Decimus die Kline gegenüber vom ihm an. ,,Bitte nimm doch Platz."



    Kaum hatten saßen sie, da kamen bereits zwei Sklaven angerauscht und boten den beiden Decimern verdünnten Wein an. Dexter nahm natürlich an. Er war genau in dem Verhältnis gemischt, wie er ihn am liebsten hatte.


    ,,Wie lässt es sich eigentlich inzwischen in den Provinzen reisen? Ich hoffe natürlich deine Reise war nicht allzu unbeschwerlich.", fragte er dann sein Gegenüber erst einmal, ehe er mit seinem momentanen Kenntnisstand hausieren ging. Zuvor wollter noch wissen, wieviel Aquila bisher so mitbekommen hatte. ,,Sag, wieviel hast du denn bisher überhaupt über die Situation hier in Roma gehört?" Vielleicht hatte der Reisende gar mehr Informationen wie die Bürger Romas selbst.
    Kurz darauf kamen die Sklaven erneut an und stellten eine Schale mit Oliven und Trauben auf den Tisch, je nach Vorliebe. Sofort bediente sich Dexter und bot seinem Gegenüber mit einer kleinen Handbewegung ebenfalls etwas an.

    ,,Ja, genau. Cornelius wird sich drum kümmern.", sprach der junge Decimus etwas gedankenverloren und nicht wirklich an sein Gegenüber gewandt. Seine Gedanken weilten noch immer bei seinen Verwandten, von denen bisher keinerlei Nachrichten zu ihm durchgedrungen waren. Er wagte es aber zur Zeit auch nicht den Fuß vor die Tür zu setzen und vielleicht sogar bis zur Castra zu gehen um sich umzuhören.


    Als Aquila dann das Wort an den Dexter begleitenden Veteranen richtete, hatte er seine Gedanken bereits wieder gefangen und hörte aufmerksam zu.
    'Absolut politisch korrekt geantwortet.', dachte sich Caius kurz und musterte den Neuankömmling erneut. Dessen höheres Ziel im Leben schien damit bereits klar zu sein: Die Politik. Wenn er sich immer so verhalten würde, hätte er sicherlich auch nicht die schlechtesten Chancen, allerdings käme das noch immer darauf an, wie der besagte Cornelius entscheiden würde. In wie weit die gesamte Familie in Ungnade vor dem Kaiser un dem Volk fallen wird, was gerade in der Politik so einige Stolperfallen erschaffen kann.


    [wrapIMG=left]http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/General4.jpg[/wrapIMG] Titus Manilius Saxa


    Saxa, der erfreut war hören zu dürfen, dass sein Patron noch immer an ihn dachte, nickte dankend mit dem Kopf, in richtung des Decimus.
    "Ich danke dir für diese Worte und stehe dir selbstverständlich zu Diensten, wie deinem Großvater selbst."





    Dann machte Caius eine einladende Geste und ging zusammen mit Aquila ins Triclinium. Manilius blieb zurück im Atrium.

    Dexter entgegnete den Handschlag, doch fror sein Gesicht ein, als Aquila den Namen seines Vaters erwähnte. Varenus saß noch immer hinter Gittern und bisher hatte noch niemand etwas von ihm, oder den anderen gefangenen Gensmitgliedern gehört.
    ,,Salve Aquila.", Dexter musste schlucken. ,,Ja, Varenus ... Mein Vater ... sitzt noch immer in der Castra Praetoria fest." Er dachte kurz nach. Dieser Aquila war dann wohl der Enkel von Decimus Meridius. Eine schwere Last, die er da mit sich herum schleppen musste, sollte er versuchen in dessen Fußstapfen zu treten. Stets würde man ihn mit seinem Großvater vergleichen.


    Aquila wird auf dem Weg hier her, und auch bereits in Tarraco sicher nicht den Bürgerkrieg verschlafen haben, daher wollte er gleich fortfahren, mit den Informationen, die er ihm bieten konnte über die gegenwärtige Situation. Doch die Etikette verlangte, dass man sich zu erst setzte und das ein oder andere Getränk gemeinsam einnahm, untermalt von einem lockeren Geplauder über die Götter und die Welt.


    ,,Dies hier ist übrigens Titus Manilius Saxa.", dabei deutete er auf den glatzköpfigen Mann neben ihm, der die 50 Jahre bereits zu erreichen schien. ,,Er ist ein Veteran der IX. Legion und Klient deines Großvaters.", stellte Dexter dann seinen Begleiter vor, damit Aquila wusste, mit wem er es hier zu tun hatte.


    ,,Sollen wir unsere Unterhaltung im Triclinium fortsetzen? Dort haben wir genügend Sitzgelegenheiten und ich kann dich auf den neuesten Stand bringen.", bot er dann dem Neuankömmling an und zeigte dabei in Richtung des Tricliniums.

    Wieder etwas, an das Dexter in seiner Aufregung und mit seiner noch immer etwas geschwächten Psyche nicht gedacht hatte. ,,Natürlich...", er verpasste sich einen imaginären Schlag mit der flachen Hand auf seine Stin. ,, ... abschleifen sollte schonmal helfen."


    Auch wenn die Begutachtung des Tisches nun nicht wirklich die höchste Priorität haben sollte, half es doch, zumindest Dexter, sich mit solch etwas zu beschäftigen, zumal sie gerade schon hier waren. Er versuchte den Blick für das Wesentliche innerhalb der Casa zu behalten, auch wenn das angesichts der Umstände nicht allzu einfach war, für den noch recht unerfahrenen und jungen Decimus.
    Die tatkräftige Unterstützung Rheas half ihm dabei im Moment ganz besonders.
    ,,Ja, lass uns weitergehen.", antwortete er dann auf die Frage der Vilica und gemeinsam verließen sie das Triclinium wieder.
    Die zwei Sklaven, die Dexter herbei geholt hatte, um den Tisch umzudrehen, hatte er auch bereits wieder zurück an ihre sonstige Arbeit geschickt.

    Die Casa war noch immer in einem desolaten Zustand, denn auch wenn alle Schäden festgestellt wurden, alle Trümmer und jeglicher Unrat beseitigt wurde, waren noch lange nicht alle Bruchstücke erneuert oder jeglicher Zustand wieder ins Optimum zurückgesetzt worden.
    Begleitet von einem der Veteranen der Decimi, die sich während der Belagerung Romas um die Sicherheit innerhalb der Casa gekümmert hatten, oder es zumindest stets versucht hatten, betrat der junge Decimus das Atrium. In diesem wartete bereits eine kleine Gruppe von Neuankömmlingen.


    ,,Salvete die Herren. Ich bin Caius Decimus Dexter. Was kann ich für euch tun?", fragte er erst einmal höflich. Dass es sich bei einem der Neuen um einen Decimus handelte, hatte Dexter selbstverständlich von dem Sklaven, der ihn geholt hatte, gehört, doch wollte er sich diesem lieber persönlich vorstellen und ihn begrüßen.

    ,,Dann muss ja bloß der Inhalt der Truhen erneut angeschafft werden...", murmelte er zynisch in seinen nicht vorhandenen Bart hinein. Es nahm ihn offensichtlich doch mehr mit, als er sich selbst eingestand. Ab und an, fing seine versuchte neutrale Fassade an zu bröckeln.


    ,,Der Tisch, ja...", sagte er knapp und pfiff sich dann noch zwei Sklaven heran, die gerade in Sichtweite umherschwirrten. ,,Kommt mal her, und fasst mit an!"
    Zu Dritt schafften sie es dann, den schweren Tisch wieder umzudrehen und auf seine drei verbliebenen Beine zu stellen. Das entschwundene oder zerstörte Vierte wurde kurzerhand durch einen Korb aus dem Nebenraum ersetzt, damit der zumindest wieder stand und auch auf weitere Schäden geprüft werden konnte.


    ,,Also die Platte wirkt ganz gut auf mich, nur ein paar Kratzer, lediglich ein neues Tischbein wird hier benötigt.", erläuterte er dann an Rhea gewandt seine Erkenntnis. ,,Eine neue Platte wäre sicher auch wünschenswert, hat aber keine Priorität."
    Dann ließ er seinen Blick noch einmal quer durchs Triclinium schweifen, und blickte auf die verwüstete Einrichtung.

    ,,Hmm ?!" , machte Caius bloß, als Rhea erneut die Tabulae in die Luft hob und ihm zu erklären versuchte, dass sie ja bereits alle Schäden notiert hatte und sie jetzt bloß noch diese durchgingen, damit er sich ein eigenes Bild von den Schäden machen konnte.


    Ein wenig irritiert schaute er die Vilica noch an, ehe es bei ihm merklich Klick machte und ein verschmitztes Grinsen in seinem Gesicht auftauchte. Das erste Zeichen dafür, dass ihn diese Ereignisse zu einem Verrückten machten? Und jetzt noch dieses elendige Grinsen, das er selbst nicht unter Kontrolle hatte. Allerdings konnte dies auch eben so einfach aus der Peinlichkeit der Situation gekommen sein, dass er es nicht geschafft hatte, sich diese kleine, aber doch entscheidende Information über die Zeit zu behalten.


    ,,Ja natürlich ... gut gemacht!", waren dann die einzigen Worte, die er herausbrachte, vermutlich sogar um einiges verwirrter klingend, als er es angedacht hatte.
    Den Göttern sei dank, dass sie sich danach weiter begaben ins Triclinium. Neuer Ort neuer Versuch es nun richtig zu machen. Oder so in etwa.

    Das Bild des noch immer mit Blut verschmierten Bodens, zeichnete zuerst einen verzerrten Ausdruck im Gesicht des jungen Decimers, doch dann fing er sich wieder, um einiges schneller als zuvor. Er musste jetzt unbedingt durchhalten. Wenn schon nicht für sich selbst, dann zumindest für den verbliebenen Haushalt der Casa. Auch wenn es zumeist Sklaven waren, waren sie doch so etwas wie seine Familie, seine scheinbar einzig verbliebenen Familienangehörigen.


    ,,Kann man die Büsten reparieren lassen? Oder zumindest wieder rekonstruieren?", fragte er sodann, mit der geringen Hoffnung, dass Rhea da vielleicht ein wenig Ahnung hatte. ,,Das Mosaik müssen wir im schlimmsten aller Fälle ersetzen lassen."


    ,,Notier bitte: Mosaik fürs Atrium. Die Statuette. 4x Holzbänke.", diktierte er sodann und schritt kurz darauf weiter in Richtung des Triclinium. Er wollte diesen ekligen Fleck menschlichen Blutes nicht weiter anstarren müssen.


    Dort angekommen fragte er: ,,Was haben wir hier?"

    ,,Wer mag die nicht...", murmelte Dexter und dachte dabei an seine Schwester, die Pferde immer abgöttisch geliebt hatte. Und Casca schien ja offensichtlich ein ebenso großer Anhänger zusein, besonders wenn er sogar eine ganze Truhe mit seiner Sammlung füllen zu können.


    ,,Na dann ist das abgemacht!", erwiderte Dexter dann und freute sich schon darauf, im kommenden Frühjahr nach Ostia zurückzukehren. ,,Sitzen klingt gut - trinken noch besser.", waren dann die einzigen Worte des Decimers auf das Angebot Cascas und setzte sich an den Tisch.


    ,,Sag, was machst du eigentlich so? Also beruflich...? Du weißt schon was ich meine.", fragte Dexter dann und ärgerte sich sogleich darüber, dass er es nicht geschafft hatte das in einen vollständigen Satz mit vernünftigem Satzbau zu fassen. Naja, er wäre wohl nicht der geborene Politiker, allerdings war dies bisher auch nicht wirklich sein Plan. Denn abgesehen von seinem Vater, verfolgte Dexter noch immer den Plan den so vielen anderen Decimern nachzueifern und eine Laufbahn beim Militär zu beginnen.

    Da konnte Caius auch nicht mehr viel hinzufügen. Natürlich hatte sie damit recht, erst ein wenig zu warten und die Lage zu sondieren, ehe sie losgingen und alle Wertsachen wieder an einem Ort zu vereinen. Doch in etwa das, hatte der Decimus ja auch damit gemeint, als er von 'demnächst' sprach. Nicht unbedingt so ausführlich beschrieben, aber im Grunde genau das. Ja.


    Daher bedachte er die Vilica auch nicht mit weiteren Worten des Kommentars darauf, sondern ging direkt auf ihre Frage ein, die sie stellte nachdem sie wieder zurück kam, mit den Händen voll Tabulae.


    ,,Wir begehen erst einmal sämtliche Gemeinschaftsräume: Atrium, Triclinium, Balneum, Perystilium und natürlich den Hortus. Danach werden wir uns den Privaträumen der Casa zu wenden. Als letztes das Lararium." Immer noch sprach der junge Decimus in dieser emotionslosen Weise, die ihm half den Blick auf das Ziel gerichtet zu lassen und nicht von den schrecklichen Ereignissen des letzten Tages abgelenkt zu werden.


    Dann machte er eine Handbewegung, die soviel hieß wie: Bitte, geh voran!
    Rhea würde schon selbst wissen, in welcher Reihenfolge sie nach seiner groben Skizze die Casa abzuschreiten hätten, immerhin war sie bereits um einiges länger hier wohnhaft als Caius, der mit seiner Familia erst mittem im Bürgerkrieg nach Roma geflohen war.

    ,,Sehr gut.", kommentierte der junge Decimus die bisherige Vorgehensweise der Sklaven, als Rhea geendet hatte.
    ,,Wissen wir, wo Seiana die Sachen hat hinbringen lassen? Besonders den Arca sollten wir demnächst zurückholen, damit wir den Wiederaufbau der Casa überhaupt finanzieren können." Die paar Sesterzen, die er immer mit sich rumtrug, reichten bei weitem nicht aus um neue Möbel anzuschaffen, zerstörte Mosaike zu reparieren und die angeschlagenen Wände instandzusetzen.


    ,,Hol mir die Übersicht, dann werden wir durch die Casa gehen. Ich möchte die schlimmsten Schäden selbst einmal begutachten.", ratterte er dann weiter seine Anweisungen herunter. Diese kalte und emotionslose Art zu sprechen half ihm einen kühlen Kopf zu behalten und all die schrecklichen Gedanken auf Abstand zu halten.

    Damit wollte sich der junge und zusehends verzweifeltere Decimer nicht zufrieden geben.
    Er klopfte nochmal und brachte gleichzeitig seinen Wunsch zum Ausdruck.


    ,,Mein Name ist Caius Decimus Dexter, ich bin der Bruder der Discipula Vestalis Decima Messalina und ich wünsche sie zu sehen.", er schrie nicht, sondern sprach mit etwas gedämpfter Stimme, aber doch so deutlich, dass man dies durch die Porta hören sollte.


    Abermals klopfte er an.

    Ein sichtlich verzweifelter Ausdruck bemächtigte sich den decimischen Zügen in Dexters Gesicht, als Rhea von den Geschehnissen des letzten Tages berichtete. Diese Situation überforderte ihn eh schon, und dazu kamen dann nun noch die Gefangennahme seines Vaters, sowie, vermutlich zumindest, seiner Tante. Sein Onkel war vermutlich bei Vicetia gefallen, denn dahingehend kamen auch noch keine neuen Gerüchte an sein Ohr.


    Dann lehnte er sich rücklings an eine der Wände des Atriums und rutschte diese langsam herab, bis er mit dem Hintern auf dem kalten Boden saß und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Völlig alleingelassen von all seinen Verwandten und Freunden, hilflos und momentan nicht fähig mit all dem fertig zu werden, übermannten ihn erstmal seine Gefühle. Seine Angst, dass er seinen Vater niemals mehr wiedersehen würde, die Panik plötzlich ganz allein zu sein, sowie der späte Schock, der jetzt erst über ihn kam, ob all dieser unaussprechlichen Gewalt die hier, in seiner momentanen Heimat, vorgefallen war.
    Tränen füllten seine Handflächen, die sein Gesicht verbargen, doch ein tiefes Schluchzen war deutlich zu vernehmen.


    Nachdem der erste Gefühlsschub wieder abgeflaut und die Tränen mit einem Stück seiner Tunika getrocknet waren, blickte er Rhea wieder an. ,,Bring mir etwas zu trinken.", wies er sogleich an.




    Als Rhea mit seinem Getränk wieder kam, stand der junge Decimer bereits wieder, ein paar Falten aus seiner dreckigen Tunika herausgeklopft und nahm das kühle Nass dankend entgegen. Er leerte das Gefäß in einem Zug.
    ,,Also ...", Dexter musste erst einmal schlucken und tief durchatmen. ,,Dann werden wir mal die Aufräumarbeiten in Angriff nehmen, oder fortfahren, mit dem ihr bereits begonnen habt.", er musste jetzt all seine Kraft zusammen nehmen und sich ablenken, damit er diese neue Situation überstehen könne. Noch dazu war er offenbar der einzige Decimer, der momentan in der Casa anwesend war und somit, zumindest Übergangsweise der Hausherr.
    ,,Hast du schon einen gewissen Überblick über die Schäden? Der Arca war bereits in Sicherheit gebracht worden, oder?"

    ,,Nun, wir hatten Getreideprobleme ... Du hast doch sicherlich mitbekommen, dass das Getreide momentan immer knapper wird?", fragte Dexter dann rein rhetorisch, wer sollte solch etwas auch nicht mitbekommen, als der Kaiser selbst. Und vielleicht die Bewohner von Aegyptus.


    Dann packte auch Dexter mit an und half seinem Verwandten dabei die große schwere Truhe an den Ort zu hieven, an den Casca sie haben wollte.
    ,,Wiegt einiges das Teil...", polterten die Worte aus seinem Mund.



    ,,Nun, wenn du Pferde so magst, werd ich dich wohl im nächsten Frühjahr einfach mitnehmen müssen nach Ostia. Also nur wenn du auch möchtest.", bot Dexter dann an, um auch ein wenig die Atmosphäre zu entspannen, die durch sein peinliches hereinplatzen entstanden war.

    Im Atrium angekommen betrachtete er die Verwüstung, die übrig geblieben war, nach den diversen Gräueltaten die hier stattgefunden hatten. Dexter musste erstmal schlucken und sich an einer Wand abstützen.


    ,,Wo ist mein Vater? Meine Familia? Wie geht es ihnen allen? Was bei Mars ist hier vorgefallen?", fragte er Rhea, ohne sie wirklich anzusehen, zu entsetzt war er, von dem was er hier vorfand. Als sie nicht gleich antwortete, blickte er ihr direkt in die Augen - Antworten erwartend. ,,Sprich schon!"

    Am Vorabend hatte Dexter es im Atrium Vestae versucht, um überhaupt eine Zuflucht während der Plünderungen zu finden, nachdem er mitansehen musste, wie der grölende Mob sich an der Porta der eigenen Casa zu schaffen gemacht hatte.


    Nun war der nächste Tag angebrochen und Dexter versuchte erneut sein Glück bei der Casa Decima. Um Tote zu begraben, Lebende wiederzusehen, oder bloß Ruinen wieder aufzubauen, war noch nicht sicher. Keine der verschiedenen Handlungen, die innerhalb der Casa Decima vorgegangen waren, hatte er irgendwie mitkriegen können.


    Also machte er sich auf das Schlimmste gefasst und hoffte auf das Beste zu gleich, als er vor dem Eingang eine erneut verschlossene - Porta wäre der falsche Begriff - Flickschusterei aus hölzernen Tischplatten und zerbrochenen Türüberresten vorfand.


    Ein kurzer Blick über die Schulter, ein Schlucken und tiefes durchatmen und dann klopfte er mit einem starken Schlag gegen die Konstruktion, die eine erneute Plünderungswelle aufhalten sollte.



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