Beiträge von Caius Duccius Callistus

    Ein Bote kam von der Casa Accia Ducciaque her und gab folgende Wachstafel am Domus Iulia ab.


    Aedilicius
    M. Iulius Dives
    Domus Iulia
    Mons Esquilinus


    C. Duccius Callistus Aed. M. Iulio Diviti s. d.


    Nachdem ich beim gemeinsamen Trainingsrennen unserer Factio mit der Albata zwei junge Männer kennen gelernt habe, die sich für die Veneta interessieren, möchte ich dir hiermit eine Ernennung der beiden zu Sodales anempfehlen.


    Es handelt sich um Paullus Germanicus Cerretanus, Notarius der kaiserlichen Kanzlei, und Tiberius Valerius Flaccus, der aktuell ein Tirocinium fori bei Senator Aurelius Lupus absolviert. Ich habe beide als freundlich im Umgang und begeisterte Freunde unserer Factio erlebt und denke, sie würden die Veneta bereichern.


    Gerne können wir uns auch mit den beiden zum gemeinsamen Gespräch im Domus Factionis treffen, um eine Aufnahme zu eruieren, sofern du über meine kurze Einschätzung hinaus dir selbst ein Bild der beiden verschaffen möchtest.


    Vale bene


    C DVCCIVS CAL


    Casa Accia Ducciaque| Roma


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelwachs.png]

    "Danke", schmunzelte Caius ob des Kompliments, das der Iulier ihm für seinen Latus Clavus machte. Atticus stellte sich daraufhin vor und zeigte sich sogleich von seiner dolldreisten Seite. Caius grinste. "Na, das ist wohl das mindeste, was ich euch allen für eure Unterstützung schulde, nicht wahr?"


    Dann betrat sein Patron die Rostra. Caius freute sich, dass auch der Flavius heute seine Unterstützung für ihn kundtat. Öffentlichkeitswirksam, knackig, zuverlässig. Caius winkte ihn fröhlich heran, als Scato geendet hatte. Während sein Patron sich durch die Menge kämpfte - beziehungsweise seine Leibwächter hierzu vorschickte - ging Caius auf das Trainingsrennen ein: "Tatsächlich konnten unsere Fahrer den ersten, zweiten und vierten Platz belegen. Von sechs." Er warf Atticus einen triumphierenden Seitenblick zu. Als der Senator die Verstimmungen bei den Ludi Palatini ansprach, machte Caius eilig eine wegwerfende Handbewegung. "Ach, das. Der Veranstalter - Consul Claudius - bewies insgesamt ein recht unglückliches Händchen bei der Rennorganisation und versuchte während des Rennens auch noch Fahrer für seine Factio anzuwerben. Das ging natürlich daneben."


    Weil nun aber sein Patron zu ihnen gelangt war, unterbrach Caius das Gespräch und übernahm die Vorstellung erneut. "Patron, ich grüße dich! Danke für deine Fürsprache! Mit so vielen Wahlkampfhelfern kann ja nun eigentlich nichts mehr schiefgehen." Er wies auf die Umstehenden. "Patron, Senator Iulius dürftest du ja bereits kennen. Und dies ist Titus Pompeius Atticus. Atticus, dies ist mein Patron, Senator Caius Flavius Scato." Unnötig, ihn vorzustellen, kannte man doch flavische Senatoren gewiss in ritterlichen Kreisen. Aber der guten Ordnung halber wollte Caius nicht darauf verzichten. Nun gab er den Männern Gelegenheit, ein paar Worte zu wechseln.

    Einen unerträglichen Moment lang blieb es still. Caius' Blick suchte seinen Patron. Der aber rührte sich zunächst nicht. Bei Wodan, hatte er etwas falsch gemacht? Wohl nicht, denn Senator Iulius erhob sich letztlich und richtete das Wort an ihn. Oder besser gesagt: Er richtete zunächst das Wort an die Senatorenschaft. Wie schon auf dem Forum fand Dives zahlreiche unterstützende Worte. Caius lächelte nervös. Er wusste nicht wohin mit seinen Händen, also schloss er einfach die Linke zur Faust und legte sie auf seine Brust, während die Rechte schlicht herabhing. Er hoffte, eine halbwegs würdevolle Pose eingenommen zu haben.


    "Senator Iulius, meine Gedanken zu deiner Frage sind die folgenden: Meine juristischen Kenntnisse bedingen ein gewisses Interesse am Amt der Tresviri sowie der Decemviri. Das kann und möchte ich nicht leugnen. Insofern wäre es mir eine Freude, wenn der Senat mich mit einer der beiden Aufgaben betraute. Jedoch möchte ich noch einmal hervorheben, dass ich freilich auch jede andere Amtszuweisung akzeptieren würde und mit Inbrust erfüllen möchte."


    Und zur zweiten Frage äußerte er: "Was deine zweite Frage angeht, so liegst du richtig. Es hätte wohl näher gelegen, wenn ich meinem Vater in den ritterlichen Cursus Honorum gefolgt wäre, wie es häufig vorkommt. Jedoch hat es mich zutiefst inspiriert, dass einer meiner Verwandten selbst als Homo Novus den Aufstieg zum Senator erreichte. Dessen Vater, Flavius Duccius Germanicus, hatte es bereits zum Quaestor Principis gebracht. Sein Sohn, Titus Duccius Vala, verwaltet in diesen Tagen die Provinz Germania Superior als Statthalter im Namen des Augustus. Sein Weg hat mich inspiriert und mir vor Augen geführt, welch wichtige Rolle der Senat in unserem Reich inne hat."
    Die Anspielung des Iuliers hatte Caius selbstredend gleich verstanden. Er hoffte allerdings, dass die Erwähnung Valas keine allzu negativen Schwingungen in die Debatte um seine Kandidatur bringen würde. Er wusste ja, dass sein Vetter einst mit einigen wichtigen Senatoren aneinander geraten war. Caius hoffte, dass sie ihn nicht für die Taten seines Verwandten in Sippenhaft nahmen.

    Ich war diese Woche ziemlich von der Rolle. Tut mir leid für alle, die im Wahlkampf auf mich warten. Tut mir erst recht leid für alle, die außerhalb der Wahlkampfthemen auf mich warten. Ich hoffe, dass ich Samstag und Sonntag ein paar mehr Beiträge schreiben kann und in den nächsten Wochen einfach mal konstant dran bleibe.

    In die Toga Candida gekleidet wartete Caius mit den anderen Kandidaten für das Amt des Vigintivir, bis er zwecks seiner Rede aufgerufen wurde. Er war nervös. Nervöser noch als vor seiner Rede auf dem Forum. Am liebsten wäre er weit weg, fort von diesem ganzen Wahlkampftrubel. Doch auch heute galt: Es half alles nichts, er musste vor den Senat treten und seine Kandidaturrede halten, wenn er denn gewählt werden wollte.


    Und so folgte er dem Aufruf des claudischen Consuls, betrat den Sitzungssaal des Senates und fühlte sich sogleich erschlagen von der Aura dieser geschichtsträchtigen Halle. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet und Caius fühlte sich plötzlich unsäglich klein. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Da stand er nun und der Senat erwartete seine Worte. Ihr Götter, steht mir bei.
    "Patres conscräächz..." Uff, da blockierte ein dicker Kloß im Hals seine Worte. Caius musste sich räuspern, suchte seinen Patron unter den Senatoren und setzte dann nochmal zur Rede an: "Patres Conscripti, manch einer unter euch kennt mich bereits als Sodalis der Germanitas Quadrivii, manch anderer als Sodalis der Factio Veneta. Die mich noch nicht kennen, mögen sich nun von mir ein Bild machen und entscheiden, ob sich mich für würdig erachten, das Einstiegsamt des Cursus Honorum zu bekleiden."


    Erster Teil geschafft. Durchatmen. Weiter geht's:
    "So wie schon zahllose Staatsmänner vor mir möchte ich, Caius Duccius Callistus, mich in den Dienst der Res Publica stellen und meinen Beitrag leisten, um ...äh... in diesen bisweilen unruhigen Zeiten zur Stabilität des Reiches beizutragen. Die Durchsetzung von Recht und Ordnung haben in diesen Tagen wieder an Bedeutung gewonnen, ebenso wie eine gut funktionierende Verwaltung. Mein Vater, der Eques Imperii Numerius Duccius Marsus, stellte mir das nötige Rüstzeug zur Verfügung, um dem Imperium nützlich zu sein: Eine rhetorische Ausbildung, juristische Kenntnisse, die Ehrfurcht vor den Göttern und das stete Beharren auf Fleiß und Ausdauer."


    Zweiter Teil geschafft. Caius merkte, dass er schwitzte. Alle starrten ihn an. Er achtete darauf, verschiedene Punkte knapp über den Köpfen der Senatoren zu fixieren, um den Eindruck zu erwecken er halte ständigen Blickkontakt.
    "Als Vigintivir gibt es, äh... - wie ihr alle wisst - freilich zahlreiche Aufgaben, die man zum Wohle Roms übernehmen kann. Münzprägung und Straßenreiningung sind zwei Bereiche, die besondere Fähigkeiten organisatorischer Art erfordern. Schon in jungen Jahren trug mir mein Vater die Leitung verschiedener Betriebe auf, so dass ich die Herausforderungen besagter Ämter zu meistern bereit bin. Als Tresvir aere argento auro flando feriundo oder Tresvir viis in urbe purgandis würde ich mich nach bestem Wissen und Gewissen in den Dienst der Res Publica stellen."


    Gut, jetzt nur noch der Schlussteil. Caius schluckte und fuhr fort:
    "Die Vigintiviri sind aber auch für Recht und Ordnung in Rom zuständig. Ich will mich dafür einsetzen, dass rechtstreue Römer wieder gut und gerne in der Urbs Aeterna leben können. Sei es als Decemvir Stlitibus Iudicandis oder als Tresvir Capitalis: Die Menschen müssen wieder das Gefühl haben, dass die Amtsträger sich um ihre Probleme sorgen. Lange Verfahrenszeiten in Erbschaftsangelegenheiten darf es nicht geben. Diebe, Betrüger und Gewalttäter müssen verfolgt und bestraft werden."


    Noch eine letzte Atempause, dann schloss der junge Kandidat:
    "Patres Conscripti, mit Fleiß, Demut und Ausdauer möchte ich mich in Roms Dienste stellen und dazu beitragen, dass stabile Verhältnisse in Rom herrschen. Darum bitte ich euch um eure Stimme.
    Danke für eure Aufmerksamkeit. So ihr Fragen habt, möchte ich diese nun gerne beantworten."

    Puh, das war geschafft. Den einfachen Teil hatte Caius überstanden. Manche Abschnitte seiner Rede hatte er bereits in ähnlicher Form auf dem Forum benutzt, aber hier im Senat hatte er sich natürlich entsprechend dem Publikum anders ausgedrückt. Jetzt kam der schwierige Teil mit Nachfragen. Er hoffte auf wohlwollende Worte seiner Förderer. Andererseits hoffte er, dass keiner der anderen Senatoren eine Frage stellte, auf die er überhaupt nicht vorbereitet war. Man wusste ja nie.

    Sim-Off:

    Das ist mein Stichwort. Ich erlaube mir, an dieser Stelle in den Plot einzutreten, als wäre Callistus schon die ganze Zeit da gewesen. Hatte bisher nur Zeit zum Mitlesen.


    Caius kannte die Villa Flavia, weshalb ihn der Pomp des Hauses nicht mehr überraschte. Auch hatte er die Villa Aurelia bereits festlich geschmückt gesehen. Aber die Ausstaffierung der Villa Flavia anlässlich einer Hochzeit übertraf alles bisher Gesehene. Und es waren so viele Gäste gekommen! Lauter Senatoren, viele davon natürlich patrizischer Herkunft, in Begleitung ihrer erhabenen Familien. Oh, und die vielen schönen Patrizierinnen! Caius hatte das Pech und Glück zugleich, inmitten eines größeren Gästeschwungs die Villa zu betreten, weshalb er irgendwie ohne ordentliche Begrüßung an seinem Patron vorbeigeschoben wurde. Bei seiner Körpergröße war Caius eigentlich nicht zu übersehen, aber einmal im Atrium angekommen, sprachen ihn bereits andere Klienten des Bräutigams an und schon war er erstmal gebunden. Als dann die Braut ankam, war es zu spät für ein Nachholen der Begrüßung.


    Und dann war schon die Opferschau vorbei. Bei Wodans Auge, jetzt musste er sich aber wirklich langsam zeigen. Während der Schlachtung des Schafes hielt Caius sich im Hintergrund, da er in vorderer Reihe bei seinem nordischen Aussehen doch recht viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte. Nun aber befand er, dass es an der Zeit wäre, sich seinem Patron ins Gedächtnis zu rufen. Schnell hatte er also das Brautpaar lokalisiert, das sich gerade mit dem aurelischen Haruspex unterhielt. Und wen sah er da zu seiner Freude? Dessen wunderschöne Nichte, Aurelia Corvina! Natürlich hatte er sich ihren Namen gemerkt. Langsam näherte er sich dem Grüppchen und bevor er heran war, entfernte sich der aurelische Senator. Hoppla. Na, jetzt erst recht.


    Caius kam gerade rechtzeitig, um die letzten Worte seines Patrons zu hören. Ein bisschen aufgeregt war er nun doch, aber es half ja alles nichts. Er konnte ja kaum sprachlos in der Ecke stehen. "Sie kennt jedenfalls einen von ihnen", beantwortete Caius die Frage nach den Klienten mit einem Lächeln. Seitlich trat er zum Brautpaar und Corvina heran, bemüht nicht wie ein Gesprächscrasher aufzutreten, sondern wie eine angenehme Überraschung. "Geschätzter Patron, ich beglückwünsche deine Braut und dich zu den göttlichen Segnungen, die Aurelius verkündete." Er reichte seinem Patron die Hand und adressierte dann auch dessen Braut mit den Worten: "Salve Claudia, du siehst wahrlich bezaubernd aus an diesem Festtag." Etwas galanter als ihrem Bräutigam reichte er auch ihr die Hand. Und schließlich wandte er sich Corvina zu. "Aurelia, welch eine Freude, auch dich wiederzusehen." Auch ihr reichte er die Hand, was er vor Nervosätit beinahe unterlassen hätte aus Angst, etwas falsch zu machen. Daraufhin erwartete er eine Entgegnung seines Patrons in der Hoffnung, nicht zu aufdringlich gewesen zu sein.

    Seine Antwort schien den Kaiser zufriedenzustellen. Caius atmete erleichtert auf. Die wohlwollenden Worte des Princeps bauten ihn gleichzeitig auf. Und schlussendlich verkündete der Princeps dann auch, dass er Caius in den Ordo Senatorius zu erheben gedachte. Der junge Duccius konnte nicht umhin breit zu lächeln.


    "Ich danke dir vielmals, Imperator! Du ehrst mich zutiefst."


    Caius wollte platzen vor Glück. Er würde unverzüglich seine Kandidatur zum Vigintivirat verkünden. Welche Tag der Freude! Lächelnd sah er zu seinem Patron herüber. Ob er sich ebenso sehr für seinen Klienten freute?

    Caius hatte den Senator Marcus Iulius Dives nicht bemerkt, bis er auf der Rostra auftauchte. Polydorus machte ihn auf den Redner aufmerksam. Verdutzt sah Caius den Iulier an. Er war also nach Rom zurückgekehrt. Zwar hatte man ihm bereits mitgeteilt, dass Iulius schon an einer ersten Senatssitzung teilgenommen hatte, aber persönlich gesehen hatte er den Senator noch nicht. Umso mehr freute ihn seine Anwesenheit an diesem Tag. Und nun hielt er auch noch eine Rede zu seiner Unterstützung! Caius musste schlucken. Mit so viel Wahlkampfhilfe hatte er nicht gerechnet. Erst das Jubelgetöse von Atticus und seinen Freunden und jetzt diese Lobrede auf seine Person. Caius war kurzzeitig überwältigt.


    Als der Iulier geendet hatte und unter Applaus - besonders aus Atticus' Richtung - die Rostra verließ, wandte Caius sich natürlich seinem Unterstützer zu. Gleichzeitig winkte er Atticus heran. "Senator Iulius, welche Freude dich zurück in Rom zu sehen!", begrüßte er den Iulier sodann strahlend. "Ich danke dir für deine Worte, die so voll des Lobes sind. Du ehrst ich!" Und als Atticus herangetreten war, wies Caius auf diesen und sagte: "Darf ich dir übrigens meinen Freund Titus Pompeius Atticus vorstellen? Er leistet mir heute ebenfalls tatkräftig Wahlkampfhilfe, wie du schon hören konntest. Atticus, dies ist Senator Marcus Iulius Dives, der ein ebenso begeisterter Anhänger der Wagenrennen ist wie wir beide."

    Es war ein kühler Februartag, an dem Caius sich in einer Mietsänfte an den Rand des Forums tragen ließ. Dort entstieg er dem Transportmittel und strebte in Begleitung seines Sekretärs Polydorus der Rostra entgegen. Caius fröstelte. Nicht wegen der - für römische Verhältnisse - kühlen Luft, sondern wegen einer Aufregung, die er so noch nie verspürt hatte. Er wollte heute eine Rede zum Volk halten, um sich den Römern vorzustellen. Er, der für das Vigintivirat kandidierte, wollte sich den Leuten vorstellen, denen er hoffentlich demnächst im Tagesgeschäft begegnen würde. Als Tresvir Capitalis, Decimvir oder einer der anderen Amtsträger. Aber zuvor galt es eine Wahl zu gewinnen.


    Zu diesem Zweck hatte er natürlich nicht nur seinen Sekretär dabei. Caius hatte einige Freunde und Bekannte eingeladen, seiner Rede beizuwohnen. Außerdem hatte er auch ein paar Anhänger der Veneta dazu motivieren können, heute auf das Forum zu kommen, um ihm zu lauschen. Und natürlich hoffte er auf die Anwesenheit seines Patrons. Das Forum Romanum war aber auch ohne diejenigen, die auf Caius' Anfrage gekommen waren, gut gefüllt. Ein paar Sonnenstrahlen brachen sich hier und da Bahn und der kühle Tag wurde etwas angenehmer. Viele Menschen hielten sich auch bei diesen noch wenig frühlingshaften Temperaturen im Stadtzentrum auf. Caius hoffte, dass sich auch einige Senatoren darunter befanden, die ihn hören würden.


    Als Caius die Rostra bestiegen hatte, spürte er wie sein Magen vor Aufregung rebellierte. Jetzt bloß keine Peinlichkeiten! Er legte die Hand kurz auf das Rabenamulett, das er unter der Toga um den Hals trug - Wodan, steh mir bei. Einer seiner Sklaven verschaffte ihm nun das Gehör der Menge:
    "HERGEHÖRT! Caius Duccius Callistus wird nun zu euch sprechen! Er kandidiert für das Vigintivirat!"


    Caius nickte dem Sklaven zu, trat einen Schritt vor und sah von der Brüstung der Rostra über die Menge hinweg. Einige Leute hatten tatsächlich innegehalten. Sie warfen neugierige Blicke hinauf auf das Rednerpodest. Sie sahen dort einen jungen Mann in schlichter Toga ohne Färbung, auf der der frisch verliehene Latus Clavus gut zur Geltung kam. Caius war von unbändigem Stolz auf die Verleihung erfüllt. An seiner rechten Hand war der duccische Siegelring zu erkennen, sonst trug er keinen Schmuck. Er war bemüht, keine Aufmerksamkeit durch sein Auftreten auf sich zu ziehen, sondern wollte durch seine Worte überzeugen. Und das tat er dann auch:
    "Ihr Römer, hört her!
    In Kürze finden die jährlichen Wahlen für die Ämter des Cursus Honorum statt. In diesen Tagen sind Sicherheit und Ordnung wieder in aller Munde. Nicht lange ist es her, da wurde Rom von Feuer und Tod heimgesucht. Ich sage, als Staatsmann ist man unserer Res Publica dazu verpflichtet, Recht und Gesetz hochzuhalten, um Misse...Missetaten zu strafen und Randalierer abzuschrecken! Die Tresviri Capitales sind als niedere Amtsträger dazu berufen, für die ordnungsgemäße Vollstreckung von Urteilen zu sorgen und auf den Straßen Diebstähle und Schlägereien einzudämmen!"


    Kurze Pause, tief einatmen, ein Blick über die Menge. Jetzt bloß nicht den Faden verlieren. Was kam als nächstes? Missetaten zu strafen. Strafen. Genau!
    "Doch nicht nur Strafe ist wichtig. Recht und Gesetz umfassen auch Erbstreitigkeiten. Was hilft mir eine Erbschaft, wenn ich so lange auf ihre Auskehr warte, bis ich arm bin?"


    Nochmal eine kurze Pause, bevor er verkündete:
    "Mein Name ist Caius Duccius Callistus, Sohn des Eques Imperii Numerius Duccius Marsus. Ich kandidiere für das Vigintivirat und ich verspreche euch, dass ich mich für die Durchsetzung von Recht und Ordnung einsetzen werde!
    Ich stamme aus Mogontiacum in der Provincia Germania Superior. Dort erhielt ich das... das Rüstzeug, um den Cursus Honorum zu beschreiten, wozu neben der Rhetorik insbesondere eine juristische Bildung zählt. Ich will mich dafür einsetzen, dass rechtstreue Römer wieder gut und gerne in der Urbs Aeterna leben können. Sei es als Decemvir Stlitibus Iudicandis oder als Tresvir Capitalis: Mein Name steht für die schnelle Durchsetzung eurer Ansprüche. Verschleppte Prozesse und quälende Wartezeiten sind zu verhindern. Mein Name steht für die Bestrafung krimineller Subjekte in unseren Straßen. Stehlende Sklaven, prügelnde Säufer, Mörder, Betrüger dürfen wir nicht tolerieren!"


    Puh, da hatte er sich nun in Rage geredet. Zum Glück, denn sonst hätte er vor Aufregung wohl beinahe seine Zunge verschluckt. Auch so hatte er ein, zwei Mal kurz gestockt und nach dem nächsten Wort suchen müssen. Aber bislang war alles ganz gut gegangen. Auch die klassischen Vorurteile gegen Sklaven und die langsame Verwaltung hatte er seinem Empfinden nach gut untergebracht. Jetzt musste er nur noch zeigen, dass er sich nicht allein auf die Juristerei verstand. In etwas gemäßigterem Ton verkündete er daher:
    "Aber auch als Tresvir aere argento auro flando feriundo oder Tresvir viis in urbe purgandis würde ich mich nach bestem Wissen und Gewissen in den Dienst der Res Publica stellen. Es kommt nämlich nicht darauf an, welche Aufgaben mir am meisten liegen oder welche ich gerne erfülle. Es kommt einzig darauf an, was der Res Publica nützlich ist und den Menschen, die in unserem Reich leben. Würde mir die Münzprägung oder Straßenreinigung angetragen, so würde ich auch diese Aufgaben mit Tatendrang und Hingabe angehen, denn das ist es, was unsere Res Publica groß gemacht hat."


    Nochmal ein kurzes Innehalten, bevor Caius schließlich endete:
    "Darum, ihr guten Leute, sagt es weiter: Caius Duccius Callistus zum Vigintivir! Sagt es eurem Nachbarn, sagt es eurem Patron. Danke! Die Götter mögen euch schützen!"
    Damit trat er einen halben Schritt zurück, winkte kurz in die Menge und holte erstmal tief Luft, um seinen Magen zu beruhigen. Sein Sekretär raunte ihm ein paar aufmunternde Worte zu. Einige Leute applaudierten, andere unterhielten sich angeregt über seine Worte - oder über sein Aussehen?


    Es dauerte einen Moment, bis Caius wieder klar denken konnte, da schob Polydorus ihn schon von der Rostra herunter in die Menge. Hände schütteln, Lächeln, Komplimente verteilen, Lächeln, noch mehr Hände schütteln. Caius musste sich bekannt machen, also musste er von vielen Leuten gesehen werden. Natürlich hielten seine Wahlkampfhelfer dabei explizit nach wichtigen Personen ausschau, die man womöglich ins Gespräch verwickeln konnte. Der einfache Römer hatte immerhin für gewöhnlich keinen direkten Kontakt zu einem Senator. Und auf deren Stimme kam es letztlich ja an. Caius jedenfalls würde noch einige Zeit auf dem Forum verweilen und seinen Namen so oft sagen, bis er ihn selbst nicht mehr hören konnte.

    Sim-Off:

    Setzdaten gehen dann per PN an Menecrates.


    Die Fahrer der Veneta staunten nicht schlecht, als sie Marsyas' neuerliche Ankündigung hörten. Hamiris mochte es fast etwas delikat finden, dass ein parteiischer Teilnehmer aus einer der Factiones Mitteilungen im Rahmen der - theoretisch - neutralen Rennleitung verkündete. Andererseits war ein Bestehen auf der Neutralität des Rennleiters ohnehin nur Formalismus, wenn dieser selbst Sodalis einer Factio war.


    Oxtaius jedenfalls war baff, als er nun die Möglichkeit bekam, seine schlechte Leistung im Vorlauf vor seinen Fans wett zu machen. Er meldete sich nach kurzer Rücksprache mit seinen Teamkollegen: "Ich fahre in dem Freundschaftsrennen", gab er Marsyas bekannt.


    Und auch Prusias Kynegros verkündete seine Teilnahme am Finallauf. "Bin dabei." Seine Aufholjagd im Vorlauf hatte sich also doch gelohnt! Die Blauen würden jubeln und er würde ihnen eine ordentliche Show bieten. Außerdem stiegen seine Chancen auf eine gute Platzierung mit jedem Fahrer, der sich von dem Rennen abmeldete. Auch, wenn die Umstände der Nichtteilnahme der Fahrer von der Purpurea einigen Gesprächsstoff boten. Auch die Art und Weise, wie die factiolosen Fahrer schlussendlich ausgebootet wurden, konnte mindestens zu einem nachdenklichen Stirnrunzeln veranlassen. Es war doch irgendwie unverständlich, wie die Organisation der Vorläufe derart in die Binsen hatte gehen können.

    Ein Bote kam und brachte folgende Wachstafel zur Villa Claudia, wo er es an der Pforte abgab.


    Consul
    Herius Claudius Menecrates
    Villa Claudia


    C. Duccius Callistus Consuli H. Claudio Menecrati s.d.


    Für die kommenden Wahlen zum Cursus Honorum gebe ich, Caius Duccius Callistus, Sohn des Numerius Duccius Marsus, meine Kandidatur für das Amt des Vigintivir bekannt. Ich bitte Dich demgemäß, meinen Namen auf die Kandidaturliste zu setzen.


    Vale bene!


    C. DVCCIVS CALLISTVS


    Casa Accia Ducciaque| Roma


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelwachs.png]

    Caius' Gesichtsausdruck konnte man einen Augenblick lang ansehen, dass ihn diese Fragen auf dem falschen Fuß erwischten. Natürlich war Numerius Duccius Marsus sein Vater, wer denn sonst? Und selbstverständlich unterstützte der seine Ambitionen, wie denn auch sonst? Dann kam ihm in den Sinn, dass der Kaiser dies offensichtlich einfach nicht wusste. Schnell brachte er seine Mimik wieder ins Lot, bevor er antwortete:


    "Jawohl, er ist dein Procurator Rationis Privatae in Germania Superior."


    Soviel zur ersten Frage. Die Zweite war ebenso leicht zu beantworten, was Caius mit entsprechend knappen Worten auch tat. Sein Tonfall verdeutlichte die absolute Überzeugung, die hinter seinen Worten stand:


    "Selbstverständlich unterstützt er meine Ambitionen. Mein Vater hat mir seit jeher alle nötige Hilfe zur Erreichung meiner Ziele gegeben."

    Der Princeps auf seinem Thron, das war schon ein imposanter Anblick. Dennoch, auch der Kaiser war nur ein Mensch und als solcher musste man ihn sehen, wenn man seine Nervosität ihm gegenüber in einem vertretbaren Rahmen halten wollte. So nickte Caius, atmete einmal durch und setzte dann zu einer Erklärung seiner Ambitionen an:


    "Ja, äh, das ist korrekt, Princeps. Mein Vetter, Titus Duccius Vala, hat mich dazu inspiriert. Sein Aufstieg vom Homo Novus zum Senator hat mich tief beeindruckt und mir die Hoffnung vermittelt, dass man auch als Sohn eines Eques Imperii, äh, - wie ich - eines Tages den Latus Clavus verliehen bekommen kann." Kurz musste Caius schlucken. "Allerdings ist mir auch bewusst, dass man hierfür bereit sein muss, Fleiß und Demut an den Tag zu legen und sich in den Dienst der Res Publica zu stellen, wie das bereits in vielen Jahrhunderten vor mir ehrbare Staatsmänner getan haben. Und, äh, das will ich also tun. Hart arbeiten und mir den Respekt der Senatores verdienen, auf dass ich mich als Vigintivir, Tribun und Quaestor würdig erweise, in die Reihen des Senates aufgenommen zu werden."


    Und weil er bisher nur davon gesprochen hatte, was er wollte, schob er schnell hinterher: "Also, werter Princeps, ich habe natürlich auch schon Schritte unternommen, um mich des Ordo Senatorius würdig zu erweisen. Ich bin Mitglied der Germanitas Quadrivii, Sodalis der Factio Veneta, stehe wirtschaftlich auf festem Boden. Ein Tirocinium Fori habe ich bei Duccius Vala abgeleistet und ich besitze juristische Kenntnisse, die mir bei meiner Arbeit als Politiker von Nutzen wären." Er hoffte, dass er mit dieser Aufzählung seiner Qualifikationen den Kaiser nicht langweilte. Aber etwas anderes war ihm vor Aufregung nicht eingefallen. Für ausgefeilte rhetorische Leistungen war er ohnehin viel zu nervös.

    Zitat

    Original von Marsyas
    "Naja, ich hab nur wegen dem Schulterschluss der Purpurnen zur Albata nachgefragt. Ich bin neu und kann nicht wissen, wer da alles noch so nachrückt." Mit halben Auskünften wollte er nicht beim Consul aufschlagen und dass er dorthin musste, stand außer Frage, weil sein eigener Start samt dritten Vorlauf mehr als kippelte.
    "Albata ist raus, so wie ich es verstanden habe. Die rebellieren gegen die Besetzung und eins ist klar, ich geb meinen Startplatz außer Konkurrenz nicht freiwillig auf." Marsyas - eher schmächtig als muskulös - versuchte aus seinem Körper herauszuholen, was an Imposantz herauszuholen war. Er fixierte die Albatafahrer, dann sah zu den Blauen. Sein Finger wies zuerst auf die Fahrer der Albata und anschließend auf den Finalisten der Purpurea. "Da ist was im Busch, ich sag es euch. Pheidon von Calydon gibt ebenfalls seinen Startplatz auf. Aus meiner Sicht gibt es für einen durchschnittlich intelligenten Fahrer keinen nachvollziehbaren Grund, wegen der Benachteiligung einzelner Factioloser den eigenen Startplatz aufzugeben. Die planen was, da wette ich mein Monatsgehalt drauf."


    "Das ist nicht meine Sache", kommentierte Hamiris die Absage des Purpurea-Fahrers. Prusias Kynegros wollte nun wieder ärgerlich dazwischenfahren, aber Hamiris genügte ein Blick, um ihn Stillschweigen zu heißen. Oxtaius beobachtete die Szene sprachlos. Er hatte noch nie erlebt, dass Aurigae einen Start verweigerten.


    Was Marsyas dann zu den Weißen Fahrern sagte, ergab dann für Hamiris weiterhin keinen Sinn. Dieser Startplatz außer Konkurrenz war nicht viel wert, wie er fand. Natürlich konnte der Grüne etwas Erfahrung sammeln und sich präsentieren. Aber das konnte man auch bei anderen Rennen. So oder so, das war eine Sache zwischen Praesina und Albata (und Purpurea). Marsyas' Meinung über factiolose Fahrer dagegen entlockte ihm ein verächtliches Schnaufen. Diese Factiolosen könnten irgendwann seine Kollegen sein. Aber das würde Marsyas wohl selbst früh genug herausfinden.


    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer

    Wir würden nie zu dem PRAE-SI-NA RENN-STALL gehen!


    Caius hatte mit mäßigem Interesse den ersten Vorlauf verfolgt. Der Rennmodus garantierte zwar jeder teilnehmenden Factio eine Teilnahme am Finallauf. Dadurch wurde den Vorläufen allerdings eine gehörige Portion Spannung genommen. Dieser Umstand wurde noch dadurch verstärkt, dass der Rennorganisator offensichtlich die stärkeren Factiones mit weniger starken kombinierte und keine gemischten Läufe zuließ, wie es sonst üblich war.


    Die Anhänger der Blauen machten trotz mangelnder Konkurrenz von Beginn der ersten Runde richtig Stimmung. Sie freuten sich auf den Finallauf und waren vom zurückliegenden Sieg beim Wahlkampfrennen des Consuls heiß auf einen weiteren Erfolg ihrer Blauen. Und wer kam dafür in Frage, wenn nicht der Champion: Hamiris. Und da sich für die Russata überraschend nicht Proteneas, sondern Bagoas qualifiziert hatte, war ein Sieg tatsächlich in greifbare Nähe gerückt. Aber erstmal musste Hamiris jetzt natürlich siegen. Und das skandierten die Blauen dann auch:


    "Veneta Victrix!"


    Der blaue Champion fand auch gut ins Rennen, wohingegen Prusias Kynegros wieder einmal einen schlechten Start erwischte. Auch Oxtaius konnte durchaus mehr, als er in der ersten Runde zeigte. Aber das Mittelfeld war dich beieinander und es war noch alles möglich. Umso entsetzter waren die Fans der Veneta dann, als sich Menekles und Pheidon vor ihre Aurigae setzen konnten.


    "Auf geht's, Veneta! Kämpfen und Siegen!"


    Und Hamiris kämpfte. Stück für Stück kam er an die Fahrer der Purpurea heran und überholte sie schließlich ganz. Auch Oxtaius machte ein gutes Rennen und überholte seinen Konkurrenten im Mittelfeld. Nur Prusias Kynegros schaffte es nicht, weiter vorzufahren. Er verblieb auf dem vorletzten Platz.


    Aber was passierte dann? Oxtaius fiel zurück, während Prusias Kynegros genug hatte von den hinteren Plätzen und seine Pferde hart nach vorn peitschte. Die Fans der Veneta trauten ihren Augen kaum, als er sich durch das ganze Feld nach vorn schob. Es war völlig verrückt, aber den Fans gefiel es. Prusias wollte zeigen, dass er ebenso gut fuhr wie seine Factiokollegen. Wenn er auch den Sieg nicht erringen konnte - der stand Hamiris zu recht zu - so zeigte er seinen Willen, zukünftig ganz oben mitzufahren.


    So feierten die Fans ihre Fahrer mit stehenden Ovationen und Sprechchören:


    "Veneta! Veneta! Wir sind die, die fahren, der Rest steht nur da!"


    "HAMIRIS! HAMIRIS! HAMIRIS!"


    Die Anhänger der Russata packten einige Zeit später die Gesangskeule gegen ihre alten Rivalen von der Praesina aus. Die Anhänger der Blauen amüsierten sich köstlich darüber, während eifrig über die Transfergerüchte debattiert wurde. Derweil wurde bereits auf den Finallauf gewettet. Bagoas, Hamiris, Pheidon von Calydon und Rianorix hatten sich bisher qualifiziert. Die Anhänger der Blauen gingen selbstverständlich davon aus, dass der Sieg unter Veneta und Russata ausgemacht würde. Womöglich konnte die Albata noch um die Top zwei konkurrieren. Aber das würde davon abhängen, welcher weiße Fahrer sich letztlich gegen seine Kollegen durchsetzte. Pigor Secundus und Pepe war es jedenfalls zuzutrauen, wenn sie einen guten Tag hatten.



    Zitat

    Original von Marsyas
    "Ich hab nichts gegen erfolgreiche Fahrer. Die können sogar ihre Schmählieder singen. Ist mir zwar nicht egal, aber es ist legal. Wogegen ich was habe, sind Neid und Missgunst. Ich möchte nicht als kleinstes Licht von allen von den großen Lichtern Knüppel zwischen die Beine geschleudert bekommen." Marsyas fand, eigentlich konnten sich alle Fahrer der anderen Factiones so gelassen wie die Roten geben. Er stellte für niemanden eine Gefahr dar mit seiner Jugend und der geringen Erfahrung.
    "Ich frag sicherheitshalber noch mal. Soll ich dem Consul von euch was ausrichten?" Marsyas sah sowohl die roten Fahrer als auch die aus dem blauen Rennstall an.


    Die Aurigae aus dem Rennstall der Blauen hatten sich bisher das Theater um den letzten Vorlauf mit wachsendem Erstaunen angesehen. Der jüngste Fahrer, Prusias Kynegros, wollte zwar schon hier und dort einen bissigen Kommentar einwerfen, wurde allerdings von Hamiris zurückgehalten. Dies war nicht ihr Streit und solange niemand die Fahrer aus der befreundeten Russata anblökte, wollte Hamiris sich heraushalten. Immerhin legten die Weißen sich gerade mit dem Consul an. Die Blauen waren sich aber jedenfalls einig, dass diese ganze Diskussion gewiss den Konkurrenzkampf der Factiones zukünftig weiter anheizen und auch eine gewisse Portion Galligkeit mitbringen würde.


    Schließlich wandte Marsyas sich an die Fahrer der Russata und Veneta. Hamiris zog überrascht die Augenbrauen hoch. Etwas abschätzig sah er den Jüngling an, bevor er antwortete: "Ich habe mich für den Endlauf qualifiziert, also fahre ich auch im Endlauf." Sein Tonfall deutete an, dass er für die Frage keinerlei Verständnis aufbringen konnte.


    Daraufhin wandte er sich an die Fahrer der Albata mit einem bemüht vermittelnden Tonfall: "Vorschlag zur Güte, Freunde: Warum fahrt ihr nicht einfach allein? Es geht ja offenbar nur darum, sich gegen die eigenen Leute durchzusetzen. Dem Consul kommt es ja scheinbar nicht so sehr darauf an, dass die Qualifikationsrennen spannend sind." Den Seitenhieb in Richtung Veranstalter konnte er sich dabei nicht verkneifen. Aber womöglich wäre der Vorschlag ja auch für den Consul akzeptabel. Hamiris warf Marsyas einen Seitenblick zu. Der würde dem Claudius ja so oder so berichten, was hier besprochen wurde.

    "Ich geb' dir gleich mal Rheuma!", feixte Caius zurück und boxte Atticus spielerisch gegen die Schulter. Frechheit aber auch, seinen Fahrern vor Publikum Krankheiten anzudichten! Und weil er derselben Meinung war wie sein Freund, ergänzte er dessen Aussage zur baldigen Rückkehr der Albata in die Wettbewerbsfähigkeit: "Mach deine Aurigae nicht schlechter als sie sind. Ihr habt nur in letzter Zeit etwas Pech gehabt. Ein deftiges Opfer an Fortuna sollte helfen."


    Dann ließ Germanicus Cerretanus fallen, dass er Mitglied werden wollte. Caius freute sich und noch bevor er antworten konnte, gesellte sich ein weiterer Zuschauer hinzu, der ebenfalls eine Mitgliedschaft anstrebte und sich als Valerier vorstellte. Caius trug nunmehr ein Dauerlächeln zu Schau. "Na, das ist ja wunderbar. Freut mich, eure Bekanntschaft zu machen. Germanicus, Valerius, es wäre mir eine Freude, euch als Sodales der Veneta willkommen zu heißen. Wenn ihr das also möchtet, werde ich euer Ansuchen schnellstmöglich der Factioführung vortragen." Caius tat es zwar ein bisschen leid, dass sich ausgerechnet vor Atticus' Augen gleich zwei neue für die Blauen beworben. Aber das Leben war nun einmal hart und ungerecht und obendrein hatte Atticus sich ja auch aus freien Stücken für die Weißen entschieden und nicht für einen Publikumsliebling wie die Blauen oder die Roten. So dachte Caius jedenfalls mit einem großen Augenzwinkern. Und im Sport musste man freilich häufig leidensfähiger sein als im schlimmsten Katastrophenfall, jedenfalls was seelische Wunden anging. Das war ja allgemein bekannt.

    Caius war natürlich tief beeindruckt von der Pracht des Kaiserpalastes. Der Audienzsaal konnte wohl niemanden unbeeindruckt lassen und auch, wenn Caius bereits einmal auf dem Palatin gewesen war, so verfehlte die kaiserliche Pracht ihre Wirkung nicht. Caius fühlte sich unsagbar winzig und trotz seiner Toga mit dem Angustus Clavus unzulänglich gekleidet. In diesen Hallen wurde ihm erstmals richtig gewahr, welch kleinen Anteil er am großen Ganzen der Res Publica bisher gehabt hatte. Er musste denn auch hart schlucken, als der Princeps mitsamt einer ganzen Entourage den Audienzsaal betrat und mit der Souveränität und dem Selbstverständnis des Kaisers und Hausherrn auf seine Besucher zuschritt.


    "Ave, Princeps!", brachte Caius, vom Kaiser begrüßt, krächzend hervor. Die Nervosität war ihm bis in den Hals gestiegen und hatte einen Kloß gebildet. Er musste sich räuspern, um mit klarer Stimme weitersprechen zu können. "Das bin ich. Es ist mir eine Ehre." Mehr brachte er allerdings nicht heraus, zu sehr schüchterte ihn der Auftritt des Kaisers ein, trotz seines Lächelns.

    Aufgeregt folgte Caius seinem Patron. Der Kaiserpalast machte mächtig Eindruck auf ihn und mit jedem Schritt auf die Palastwache zu schlug sein Herz ein bisschen schneller. Bei Donars Hammer, gleich würde er den Princeps höchstselbst treffen! Sein Patron war hingegen offenbar ziemlich entspannt. Für ihn war eine Audienz beim Kaiser mittlerweile wohl ganz alltäglich.