Beiträge von Caius Duccius Callistus

    Und der Klient erschien nur wenig später. Er hatte sich zu diesem Anlass ebenfalls mit einer Sänfte für eine Person transportieren lassen.


    "Salve, mein Patron.", grüßte er Scato, nachdem er ausgestiegen war. Zugegeben, Caius war nervös. Er hatte sich dem Anlass entsprechend würdig gekleidet und hoffte, dass sein Faltenwurf nicht verrutscht war.

    "Ich gebe mein Bestes, um deinen Ruhm zu mehren, Patron.", erwiderte Caius mit einem feinen Lächeln auf das Lob seines Patrons. Scatos Worte machten Caius stolz. Der letzte, der ihn derart gelobt hatte, war sein Vater gewesen.


    "Es wäre mir eine besondere Ehre, dich zu einer Audienz beim Princeps zu begleiten.", sagte Caius anschließend angesichts der Überlegungen seines Patrons, wie man eine Erhebung am sinnvollsten in die Wege leitete. Mit seinem Vetter Duccius Vala war Caius zwar schon einmal auf dem Palatin gewesen, aber Caius wusste, dass dies eine absolute Ausnahme gewesen war. Dass er nun mit seinem Patron erneut den Weg zum Kaiserpalast beschreiten würde, machte ihn stolz und zugleich ein bisschen nervös.

    "He he, beim nächsten großen Rennen kommen bestimmt auch Weiße mit sauberen Fähnchen ins Stadio.", frotzelte Caius, weil er es nicht lassen konnte, in dieser Sache das letzte Wort zu haben.


    Und das letzte Wort behielt er auch, denn Germanicus Cerretanus setzte sich zu ihnen und stellte sich vor. Caius erwiderte den Gruß, nicht ohne aber Atticus Paroli zu bieten: "Untersteh' dich, Mann! Salve, Germanicus. Entscheide selbst, wer von uns beiden der freche Kerl ist. Mein Freund hier zeigt sich ja bereits von bester Seite." Er grinste. Mit Interesse registrierte Caius auch, dass der Germanicus offensichtlich mit den blauen Fahrern mitfieberte. Schmunzelnd nahm er seine Rufe zur Kenntnis. Und tatsächlich, Prusias Kynegros lieferte nicht gerade eine Bestleistung ab. "Irgendetwas stimmt mit ihm heute nicht. Ist wohl nicht sein Tag, denn sonst fährt er viel souveräner."



    Die letzte Runde führte schließlich zu einer Entzerrung des Feldes. Wie Caius gesagt hatte, machte Prusias Kynegros heute nicht sein bestes Rennen. Dennoch, er holte auf der ersten Geraden etwas auf. Oder besser gesagt, das Mittelfeld spaltete sich in langsamere und schnellere Gespanne. Noch vor wenigen Augenblicken hatten die Aurigae der Albata den Kern des Feldes gebildet, doch mit jeder zurückgelegten Wagenlänge zog Pigor Secundus seinen Kameraden davon. Vorne wurde weiter Tempo gemacht, wo Oxtaius und Hamiris um den Sieg fuhren und Pigor Secundus klemmte sich an die Fersen der beiden.


    Pericles und Lusorix dagegen schienen mit dem Tempo nicht mehr klar zu kommen. Sie hatten ihre Pferde offenbar überfordert, die jetzt an Geschwindigkeit einbüßten. Prusias Kynegros witterte seine Chance, seine bisherigen Fehler wenigstens ansatzweise vergessen zu machen. Er schob sich nach vorn und als die Kurve kam, überholte er geschickt erst Lusorix und dann auch den überraschten Pericles. In jugendlichem Übermut johlte er laut und trieb sein Gespann zum Endspurt. Der bedauernswerte Hermippus dagegen war völlig aus dem Rennen und trudelte als letzter hintendrein. Er würde den Vorsprung der anderen nicht mehr aufholen.


    Ganz vorn entschied sich das Rennen derweil in einem harten Endspurt. Nach der Kurve gab Oxtaius nochmal alles und ließ den überrumpelten Hamiris hinter sich, der schnell reagieren musste, um nicht abgehängt zu werden. Er schloss unter großer Kraftanstrengung nochmal auf, schaffte es aber nicht zu überholen. So gab er sich noch vor Ende der Zielgeraden geschlagen und schonte lieber seine Pferde.
    Oxtaius fuhr als Sieger ins Ziel, gefolgt von Hamiris, Pigor Secundus und Prusias Kynegros. Die folgenden Plätze gingen an Pericles, Lusorix und Hermippus, der mit einigem Abstand ins Ziel fuhr.


    "Schönes Rennen.", sagte Caius, während er Atticus nach dem Zieleinlauf die Hand reichte. "Ich gehöre der einmal mehr siegreichen Veneta an.", beantwortete Caius daraufhin grinsend die Frage des Germanicus. "Und du? Bist noch nicht gebunden?"

    Die blauen Fahrer erwischten einen guten Start. Caius zeigte sich sehr zufrieden darüber, wie die Aurigae der Veneta in das Rennen eintraten, insbesondere weil Hamiris einmal mehr seinen Favoritenstatus verdeutlichte. Hinter Hamiris auf Platz eins folgte dann auch der zweite blaue Fahrer, Oxtaius. Und auch Prusius Kynegros hielt trotz eines schlechten Starts zunächst den Anschluss an die vorderen Plätze. Bisher lief alles wie gewünscht.


    Das sah offenbar auch ein Anhänger der Blauen so, der sie mit hochrotem Kopf anfeuerte. Caius sah sich nach dem Mann um, ein ermutigendes Kopfnicken sandte er ihm entgegen. "Das nenne ich Einsatz, wenn sogar beim Trainingsrennen so mitgefiebert wird.", sagte er an Atticus gerichtet und fügte neckend an: "Wo sind eigentlich eure Anhänger, eh?"




    Auf der Rennbahn verteidigten die blauen Fahrer weiterhin ihre Positionen. Hamiris und Oxtaius fuhren dicht beieinander vorweg und erreichten als erste die Kurve, während hinter ihnen Prusius Kynegros zum Angriff auf Pigor Secundus blies. Der junge Blaue peitschte seine Pferde voran und schloss zu Pigor Secundus auf, den er hart anging. Pepe und Lusorix behinderten sich derweil gegenseitig und stellten deshalb keine Gefahr im Wettkampf um die vorderen Plätze dar, jedenfalls vorerst. Und während vorne die Gespanne die Kurve nahmen, machte Hermippus auf der Schlussposition weiter Boden gut.


    Hamiris und Oxtaius kamen gut aus der Kurve und einigten sich nun offenbar darauf, einfach erstmal niemand anderen mehr nach vorn durchzulassen. Sie fuhren beinah gleichauf und beendeten so auch die dritte Runde. Dahinter hatte Prusias Kynegros noch einmal einen Zahn zugelegt und sich tatsächlich vor Pigor Secundus gesetzt, der dem jungen Kerl ungläubige Blicke zuwarf.
    Hermippus machte sich derweil daran, das hintere Feld aufzurollen. Nach dem schlechten Start schien er nun einen guten Lauf zu haben und überholte Lusorix, der dies mit wilden Schähungen beantwortete. Ein Blick zurück verriet Pepe, dass Hermippus ihn nun ebenfalls einholte. Er musste aufpassen, nicht ebenfalls überholt zu werden.


    Die dritte Runde beendete somit Hamiris auf Platz eins, gefolgt von Oxtaius. Dahinter kamen Prusias Kynegros und Pigor Secundus herangerauscht. Den Schluss bildeten Pericles, Hermippus und der verärgerte Lusorix.




    Hamiris und Oxtaius traten weiterhin gemeinsam auf den Spitzenplätze in Runde vier ein. Der dritte Blaue schien sein Glück nun aber schon ausgereizt zu haben. Eines seiner Pferde kam aus dem Tritt und mit einem Mal zog Pigor Secundus an ihm wieder vorbei, ohne mit Spott und Häme zu sparen. Dahinter spornte Pepe seine Pferde an und versuchte Hermippus seitlich richtung Arenawand zu drängen. Der ließ sich davon beeindrucken und wurde offenbar nervös, denn vor der Kurve bremste er zu früh ab und fiel wieder zurück. Lusorix sah seine Chance gekommen und zog innen an ihm vorbei, wodurch er sich hinter seinen Factiokameraden setzte.


    Auf der nun folgenden Geraden bestimmten Hamiris und Oxtaius weiterhin das Tempo. Sie sahen, dass Prusias Kynegros Schwierigkeiten hatte und verlangsamten etwas, wodurch aber wiederum Pigor Secundus einen Vorteil bekam. Prusias Kynegros nützte die Taktiererei aber nichts. Sein Gespann stotterte und er kam nicht gut in die folgende Kurve, was Pepe ausnutzte. Er ging in einen deftigen Zweikampf, der Prusias gehörig aus der Ideallinie warf und setzte sich damit auf Platz vier. Prusias Kynegros fluchte, konnte aber mit einiger Willenskraft an dem Weißen dranbleiben.
    Hinter ihm tat Lusorix sein Bestes, um nicht den Anschluss an das Feld zu verlieren. Er sah seinen Kollegen davonziehen und hoffte darauf, Prusias' Gefährt einholen zu können. Vorne hatten Hamiris und Oxtaius aber nun wohl beschlossen, das Tempo zu erhöhen. So zogen die vorderen Wägen davon und Lusorix und Prusias Kynegros mussten sich damit begnügen, vor dem schwächelnden Hermippus herzufahren und auf bessere Chancen zu warten.


    Hamiris und Oxtaius beendeten Runde vier wie schon die Runde zuvor. Dahinter hatte sich allerdings einiges Verschoben, so dass Pigor Secundus und Pericles auf dritter und vierter Position fuhren, während der unglückliche Prusias Kynegros sich noch vor Lusorix und dem zurückgefallenen Hermippus halten konnte.

    "Oh ja, ich zittere schon vor Furcht.", feixte Caius zurück. Seine Rückfrage hatte Atticus dann aber offensichtlich auf dem falschen Fuß erwischt. Da hatte Caius wohl in eine offene Wunde gepiekt. Auf Atticus' Erklärung hin nickte er leichthin und sagte: "Solange Wein im Spiel ist, gerne." Er zwinkerte Atticus zu und hoffte damit die bisherige Unbeschwertheit ihrer Bekanntschaft aufrecht zu erhalten.


    "Überhaupt nicht!", antwortete Caius sodann fröhlich auf Atticus' Frage nach einer potenziellen Ehefrau. "Besser noch: Wenn ich noch so viel Zeit habe, wie du sagst, kann ich mir erstmal eine hübsche Konkubine anlachen, ha ha ha!" Er lachte auf und freute sich. Atticus hatte Recht, ein eigenes Heim hatte wahrlich seine Vorteile. Und wenn es stimmte, dass man üblicherweise mit etwa 25 Jahren, also irgendwann zwischen dem Vigintivirat und der Verleihung der Senatorenwürde heiraten sollte - so hatte er den Pompeius jedenfalls verstanden - dann hatte Caius noch genügend Zeit für eine ausgedehnte Brautschau.


    "Da wären wir.", stellte Caius dann fest, als sie am Schwimmbecken angelangt waren. Sie suchten sich ein Plätzchen, wo sie ihren Kram ablegen konnten und stiegen ins Wasser. Da Bahnenschwimmen aber wenig kommunikativ war, versiegte ihr Gespräch an dieser Stelle naturgemäß. Aber es würden andere Gelegenheiten kommen, die sie erneut zusammenführten. Caius freute sich darauf, als er sich später am Tag von seinem neuen Freund verabschiedete.

    Caius war stets fasziniert von den Ausmaßen, die die Saturnalienfeiern in Rom annahmen. Mogontiacum war wahrhaftig ein Provinznest im Vergleich zur Urbs Aeterna. Von Jahr zu Jahr begriff er mehr, weshalb Italiker die nördlichen Provinzen häufig auf eine gewisse herablassende Weise betrachteten. Umso mehr freute es ihn aber, nunmehr die Saturnalien in Rom begehen zu können. Und dann gleich noch mit Tierhetzen! Er war allein in die Arena gekommen, doch war er sich sicher, dass wenigstens der halbe Hausstand der Casa Accia Ducciaque ebenfalls hier war. Er achtete jedenfalls darauf, ihnen nicht über den Weg zu laufen. Er wollte den Sklaven heute mal einen Tag ohne ihren Herren gönnen, an dem sie einfach miteinander ausgelassen sein konnten. An den anderen Tagen würde er sie dann freilich der Tradition entsprechend bedienen und hofieren und gemeinsam Späße machen, bis die Rollenverteilung mit Ende der Feiertage wieder zurechtgerückt wurde.


    Mit einem Grillspieß in der einen und einem Weinbecher in der anderen Hand hatte er sich einen Platz mitten in der Menge gesucht, ohne auf einen Platz entsprechend seinem Rang - immerhin war er im Ordo Equester - zu achten. Für ihn war allein wichtig gewesen, am Treppenaufgang zu sitzen, falls er mal raus wollte. Er hasste es, sich erst an etlichen Leuten vorbeiquetschen zu müssen. Als er sich hingesetzt hatte, eröffnete der Veranstalter auch schon den Arenatag. Sextus Aurelius Lupus hatte die Hatz organisiert, der Mann, bei dem er bereits im Wahlkampf zu einer Cena eingeladen gewesen war. Oh, und in der Loge des Editors saß ja auch die hübsche junge Aurelia, mit der er auf der Wahlkampf-Cena verstohlene Blicke ausgetauscht hatte! Während Aurelius über goldene Zeitalter und Frieden palaverte, betrachtete Caius erstmal ausgiebig seine Verwandte. Hach, sie war wirklich ein Augenstern.


    Abrupt wurde daraufhin seine Aufmerksamkeit vom Geschehen in der Arena abgelenkt. Da tauchten nämlich die Venatores auf. Und was für welche! Zwei nubische Kriegerinnen, gekleidet in einen Hauch von Nichts. Caius konnte sich von diesem Anblick nun erstmal nicht losreißen. Natürlich hatte er schon schwarze Sklaven und auch Sklavinnen gesehen, meist auf dem Sklavenmarkt oder in anderleuts Haushalten. In der Aufmachung wie dort unten war das nochmal etwas anderes. Vielleicht sollte er sich auch mal so ein schwarzes Mädchen für seine Casa holen?
    Was folgte, war im Grunde erstmal recht unspektakulär. Die Amazonen schossen Gazellen tot. Für einen geübten Jäger wie Caius mutete dieses Abschlachten erstmal nicht besonders anspruchsvoll an. Andererseits musste er anerkennen, dass die Frauen einen gute Show ablieferten und auch ziemlich treffsicher waren, was ihnen seinen Respekt einbrachte.


    Während in der Arena gestorben wurde, stolperte etwas weiter unten ein dicker Kerl und rempelte einen anderen an. So ein Tollpatsch, dachte Caius, und traute dann seinen Augen nicht. Das war ja Atticus! Und der dicke Flavius noch dazu! Das war ein seltsamer Typ. Sollte Caius nun runtergehen und die beiden anquatschen? Nee, erstmal musste sein Grillspieß dran glauben.
    Und in der Arena änderte sich jetzt das Programm, denn die letzte überlebende Gazelle wurde einem anderen Gegner gegenübergestellt: Löwen! Caius fielen nun zum zweiten Mal beinahe die Augen aus dem Kopf. Das waren echte Löwen! Das markerschütternde Brüllen der Raubkatzen durchfuhr seine Glieder. Vor lauter Aufregung stand er auf, um besser sehen zu können und wurde dafür von seinem Hintermann deftig angepöbelt. Huch, also doch lieber wieder setzen.


    Es dauerte nicht lange, bis die Löwen zur Jagd ansetzten und die Gazelle zur Strecke brachten. Caius verfolgte gebannt, wie das Tier gerissen wurde, nur um daraufhin mit Erstaunen festzustellen, dass nun auch die Löwen zu Gejagten wurden. Wirklich beeindruckend, was Aurelius hier bot. A propos Aurelius, bei dem Gedanken musste er doch glatt noch einmal zu dessen Verwandter herüberschauen. Die wirkte nun ebenfalls, als würde sie parallel zum Spektakel in der Arena ihren Blick manchmal über die Tribünen gleiten lassen. Atticus und der dicke Flavius (wie war nochmal sein Cognomen?) waren kurzzeitig wieder vergessen.

    "Ach, der Octavius ist ein Weißer?", fragte Caius überrascht. "Lustig, der ist mit mir im selben Kultverein. Wir sind beide bei der Germanitas Quadrivii." Amüsiert tat Caius es Atticus gleich und winkte in Richtung des Senators. Hoffentlich erinnerte der sich überhaupt an ihn.


    "Na gut, dann setzen wir uns mal. Müsste ja gleich losgehen können." Zwischen den Zuschauern bemerkte Caius ein paar, die sogar mit blauen Abzeichen gekommen waren wie Armbändern. Erfreut registrierte er die Anwesenheit der Fans und lächelte einige der Leute an, die die Veneta heute unterstützten.


    Unten im Sand beendeten die Aurigae nun die Positionierung und die Wägen kamen in den Startpositionen zum Stehen. Caius wandte sich an Atticus: "Mein Freund, du hast dem Rennbetrieb neuen Schwung gegeben. Auf dein Zeichen wird gestartet." Auch wenn er der Ältere der beiden war und dem erfolgreicheren Rennstall angehörte, wollte er Atticus heute einfach diese kleine Freude bereiten. Er lehnte sich derweil auf seinem Platz zurück und wartete gespannt auf den Beginn.

    Zitat

    Original von Titus Pompeius Atticus
    Mit Pontus natürlich an seiner Seite wartete er also auf Callistus, der ihn auch schneller entdeckte als umgekehrt. “He, Callistus!“ grüßte Atticus zurück und erwiderte den Händedruck, während Pontus freudig mit dem Schwanz wedelnd die beiden umkreiste. “Und naja, vielleicht verliert Hamiris ja ein Hufeisen. Und das eine, braune Pferd sah aus, als könne es Rheuma haben“, scherzte er weiter.


    “Ah, bevor ich es vergesse. Ich habe Hermippus auch eingeladen, an dem Rennen teilzunehmen. Eines unserer Mitglieder will unbedingt noch einen vierten Fahrer im Kader haben, warum auch immer. Und naja, ich soll bei der Suche wohl helfen.“ Atticus zuckte die Schultern.


    "Von wegen Rheuma. Hast wohl zu viel von Pontus' Futter genascht, wie?", erwiderte Caius grinsend. "Kein Problem. Soll er mal zeigen, was er kann." Er konnte zwar keinen vernünftigen Grund finden, was man mit vier Aurigae anstellten sollte, aber das wussten die Weißen wohl am besten. Atticus wirkte jedenfalls auch nicht besonders überzeugt.


    Mit einem Blick auf die Zuschauerränge sagte Caius dann: "Wollen wir hoch auf die Plätze? Die kommen hier jetzt sicherlich auch ohne uns klar. Machen die ja nicht zum ersten Mal." Noch einmal ließ er seinen Blick über die Wagen und Aurigae schweifen. Den blauen Fahrern wünschte er viel Erfolg, dann wandte er sich Richtung Tribüne.


    "Es sind tatsächlich einige Zuschauer gekommen.", stellte er freudig überrascht fest. Sah er da tatsächlich Faustus Octavius Macer unter den Anwesenden? Damit hatte er nicht gerechnet. "Es ist sogar ein Senator da."


    Der kleine runde Mann zog fragend die Augenbrauen in die Höhe. “Nie gehört.“, sagte er deshalb schulterzuckend. “Aber für engagierte Mitglieder hat die große Veneta stets Platz.“, schmunzelte der Sklave.


    “Wenn du dich bewerben möchtest, kann ich dir hier und jetzt aber nicht weiterhelfen.“, sagte der Sklave dann mit einem betrübten Gesichtsausdruck. “Die Sodales sind nämlich bei einem Trainingsrennen im Stadium Domitiani. Unsere Blauen fahren heute gegen die Jungs von der Albata. Sprich doch dort einfach jemanden an. Die helfen dir gewiss weiter.“ Dass der Zutritt zum Domus der Factio Veneta ohnehin nur Mitgliedern gestattet war, ließ der Sklave unerwähnt. Er hatte ja nun bereits mit anderer Begründung den Valerius woandershin verwiesen.


    Sim-Off:

    Du wurdest nicht vergessen.


    Ein kleiner, runder Mann öffnete dem Fremden. Jener Mann war ein Sklave der Factio, der bereits zu Zeiten eines Dominus Factionis Lucius Aelius Quarto das Vereinshaus der Blauen beaufsichtigt hatte. Auch heute verrichtete er sein Tagewerk, wenn auch einige Jahre älter.


    “Salve.“, grüßte der Sklave den Fremden und gab sich wie so häufig redselig und etwas überschwänglich. “Dies ist der Domus der Factio Veneta, der großartigste Rennstall der ganzen bekannten Welt! Wie kann ich unwichtiger Wurm, der im blauen Glanze ach so winzig wirkt, dir behilflich sein?“ Ein feines Lächeln umspielte bei diesen Worten die Lippen des Sklaven, der den Fremden nunmehr erwartungsvoll ansah.


    Caius war hibbelig. Selbst wenn es nur ein Trainingsrennen war, so war es das erste Rennen, in dem die Veneta als seine Factio antrat und nicht mehr bloß als eine von vielen. Er war jetzt offiziell ein Blauer und hatte in dieser Eigenschaft die Organisation dieses Rennens (mit-)übernommen. Entsprechend aufgeregt war er, dass auch alles funktionierte. Aber das Team der Veneta war natürlich schon langjährig eingespielt und die Truppe um die Aurigae bereitete die Gespanne ganz selbstständig vor. Caius stand einfach nur daneben, begrüßte Hamiris, Prusias Kynegros und Oxtaius und sah den Männern zu, wie sie die Pferde vor die Wagen spannten. Hufeisen und Zaumzeug wurden überprüft, damit alles seine Ordnung hatte und es nach Möglichkeit nicht zu Unfällen kam.


    Da die Führungspersonen der Veneta aktuell sehr wenig präsent waren, fand Caius sich während der gesamten Rennvorbereitung als einziger aktiver Blauer in den Katakomben des Stadium Domitiani wieder. Ein bisschen enttäuschte ihn das schon. Andererseits war es eine hervorragende Gelegenheit, sich in Szene zu setzen. Nicht nur gegenüber Zuschauern von außerhalb der Factio, sondern auch gegenüber den eigenen Leuten. Er war noch wenig bekannt und hatte nun die Chance, in Ruhe mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, die den Laden am Laufen hielten.


    Ins Gespräch kam er schließlich auch mit Titus Pompeius Atticus, der als heutiger Verantwortlicher der Albata natürlich auch einen Blick auf die Vorbereitungen seiner Aurigae werfen wollte. Caius winkte dem jungen Burschen lässig zu und lächelte freundlich.
    "Salve Atticus!", rief er und gab dem Pompeius einen festen Händedruck. "Na, was erwartest du von diesem Rennen? Glaubst du, deine Weißen können den Sieger des claudischen Wahlkampfrennens heute bezwingen?" Die Frage begleitete ein schalkhaftes Blitzen in Caius' Augen.


    Sim-Off:

    Auch bei diesem Trainingsrennen gilt der Öffentlichkeitsgrundsatz: Zuschauer sind herzlich willkommen! :)

    Caius grinste breit, als Atticus so voller Neid über seine Wohnverhältnisse sprach. Irgendwie hatte er schon Recht mit dem, was er sagte. Und die Idee, die Casa Accia einfach zu kaufen, war auch nicht von schlechten Eltern. Das brachte Caius doch ganz schön ins Grübeln. Ein eigenes Haus, in dem er ohne Nachfrage schalten und walten konnte, wie er wollte? Ja, das wäre wohl wirklich sein mittelfristiges Ziel.


    "Jep, ein riesen Haus für mich allein", grinste er also. "Andererseits ist es manchmal auch ganz schön einsam in so einer Casa, in der sonst nur ein paar Sklaven herumhuschen", gab er sodann zu. "Du armer Kerl bist aber auch schwer gestraft mit deinem Los", frotzelte Caius anschließend über Atticus' Gemaule. Die anschließende Überlegung bezüglich der Casa Pompeia wunderte ihn dann allerdings etwas. "Wohnt dein Vater denn alleine?", fragte er also überrascht. Natürlich war es in der römischen Gesellschaft nicht unüblich, dass sich Paare trennten oder gar scheiden ließen. Dass Caius aber tatsächlich so schnell jemanden kennen lernen würde, auf den das auch zutraf, überraschte ihn doch. Aus seiner eigenen Familie kannte er nur natürliche Trennungen: Durch den Tod eines Partners, meist der Ehefrau. Und dies meist im Kindbett oder durch Krankheit. Seine eigene Mutter war ja im Kindbett bei seiner Geburt aus dem Leben geschieden.


    "Als angehender Consul, du bist lustig", winkte Caius ab. "Aber du hast gar nicht so Unrecht. Der Kauf würde sich wohl anbieten. Und über eine Heirat muss ich sowieso mal ernsthaft nachdenken. Wie läuft das hier in der Urbs Aeterna? Wie alt muss ich werden, damit eine Heirat gesellschaftlich akzeptiert ist?" Es gab ja durchaus gesellschaftliche Schichten, in denen es als vornehm galt, bis in ein gewisses Alter mit dem Heiraten zu warten. Das galt freilich für die Männer, so ahnte Caius jedenfalls. Er hoffte, dass Atticus ihm dazu einen Rat geben konnte, denn der hatte sich womöglich selbst schon mit solchen Gedanken beschäftigen müssen.

    Es waren einige Tage vergangen, seit er Klient des Caius Flavius Scato geworden war. In der Zeit hatte sich einiges getan. So erschien er am heutigen Tage zur Salutatio mit einigen guten Nachrichten und einer Bitte im Gepäck.


    "Salve Patronus. Ich kann dir berichten, dass ich von der Factio Russata und der Factio Albata die Zusage erhalten habe, sich an Wagenrennen zu beteiligen, solltest du welche durchführen. Außerdem bin ich nun Sodalis der Factio Veneta und kann auch im Namen der Blauen eine Zusage geben. Das ist schonmal eine gute Grundlage für Wagenrennen. Die anderen Factiones werde ich auch noch kontaktieren." Soviel zum sportlichen Teil.


    "Zudem bin ich nunmehr Sodalis der Germanitas Quadrivii. Ich denke es wäre einen Versuch wert, beim Princeps um eine Erhebung in den Ordo Senatorius zu bitten, was denkst du?" Die Frage stellte Caius mit deutlich vorsichtigem Ton. Womöglich sah sein Patron das ja auch völlig anders. Zur Erläuterung schob er hinterher: "Da ich nun in einem Kultverein und in einer Factio aktiv bin, könnte der Princeps gewillt sein, meiner Bitte zu entsprechen. Freilich nur, wenn du als mein Patron dein gewichtiges Wort bei ihm zu meinen Gunsten einlegst." Hoffnungsvoll richtete Caius seinen Blick auf Scato. Die persönliche Fürsprache war immerhin das Einflussinstrument eines Patrons.

    Aufmerksam lauschte der Klient seinem Patron. Die belehrenden Worte saugte Caius auf wie ein Schwamm das Wasser. Es war wichtig zu wissen, wie es um die Machtverhältnisse in der Urbs Aeterna bestellt war. Der Leitsatz vom Panem et Circenses schien unverwandt gültig zu sein.


    "Du kannst dir meiner vollen Unterstützung in dieser Sache sicher sein", beteuerte Caius. "Natürlich", kommentierte er anschließend Scatos Worte, mit denen er das Gespräch mit dem Hinweis auf seinen Terminplan für beendet erklärte. "Vale bene, Patronus." Sprachs und verließ gut gelaunt die Villa Flavia in der Überzeugung, heute einen großen Vorteil für die Verwirklichung seiner Ambitionen errungen zu haben. Er war stolz auf sich.

    "Hervorragend", freute sich Caius über die Zusagen der beiden. Mit Albata und Russata hatte er auf einen Schlag insgesamt drei Factiones für Wagenrennen seines Patrons gefunden. Jetzt musste er mal sehen, ob bei den anderen Factiones noch etwas zu holen war.


    "Dann hört ihr von mir, sobald sich eine neue Wettkampfgelegenheit auftut", verkündete er zufrieden. Und mit einem verschmitzten Grinsen fügte er in Macers Richtung hinzu: "Für einen Flavius ist es doch eine Frage der Familienehre, wo er öffentlichkeitswirksam Geld ausgeben kann. Wie es sich eben für Patrizier gehört, die etwas auf sich halten." Seit Urzeiten hatte es sich ja bekanntlich die Erwartung des Volkes etabliert, von der Reichselite bei Laune gehalten zu werden. Da konnte ein Flavius wie sein Patron nicht bloß kleine Brötchen backen.


    "Mit eurer Zusage im Gepäck möchte ich mich nun verabschieden. Ich muss nach diesem unterhaltsamen Übungsrennen leider noch einige weniger spaßige Erledigungen machen." Er gab erst Senator Purgitius die Hand: "Senator, es war mir eine Freude dich kennen zu lernen. Ich freue mich auf die zukünftige Zusammenarbeit." Dann reichte er Atticus die Hand. "Bis die Tage, Atticus. Du hörst von mir."

    Zitat

    Original von Faustus Octavius Macer
    Macer vernahm erleichtert über die Worte des Magisters und das Schweigen der anderen Mitglieder. Offenbar hatte keiner etwas gegen seine Kandidatur. Er zögerte etwas, ob er für sich selbst stimmen sollte, entschied sich letztendlich aber dafür abzustimmen. Er wollte den anderen das klare Signal geben, dass er sich für dieses Amt geeignet fühlt. Bei der Wahl des Pro Magisters war die Sache einfacher, da es ja sein eigener Vorschlag war.


    Caius verfolgte den Ablauf der Mitgliederversammlung mit großem Interesse. Der Magister moderierte die Sitzung ordentlich. An einen Sergius Plautus erinnerte Caius sich nicht, weshalb er diesen Punkt gedanklich schnell abhakte. Interessanter war sodann der plötzliche Wechsel an der Spitze des Vereins. Der Magister nutzte die Stunde der Rückkehr des Octaviers, um sich aus der leitenden Funktion zurückzuziehen. Dies gelang ihm allerdings nur teilweise, wurde er doch quasi dazu vereinnahmt, als Pro Magister zu kandidieren. So kam es dann auch und Caius kam zum ersten Mal in den Genuss, von seinem Abstimmungsrecht als Sodalis Minor Gebrauch machen zu können.


    Sim-Off:

    Magister - Faustus Octavius Macer :dafuer:
    Pro Magister - Potitus Egilius Denter :dafuer:

    Ein Bote kam und übergab dem Ianitor folgendes Schreiben für Atticus.

    Titus Pompeius Atticus
    Domus Iunia


    C. Duccius Callistus T. Pompeio Attico s. d.


    Den Göttern sei Dank, ich bin endlich Sodalis Factionis Venetae! Wir können also das verabredete Trainingsrennen abhalten. Da die Verantwortlichen bei den Blauen aktuell offenbar etwas träge sind, habe ich die Organisation an mich gerissen. Die Situation kennst du ja von der Albata.


    Ich schlage als Termin PRIDIE NON DEC DCCCLXVII A.U.C. (4.12.2017/114 n.Chr.) vor. Das Stadium Domitiani ist an dem Tag frei, ich habe mich bereits erkundigt. Und wollen wir das Rennen öffentlich abhalten? Egal wie, ich freue mich jedenfalls auf das Kräftemessen!


    Vale bene


    CALLISTVS


    Casa Accia Ducciaque| Roma


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelwachs.png]

    Caius war begeistert. Nun war er Sodalis Minor der Germanitas Quadrivii geworden und hatte auf http://seiner ersten Mitgliederversammlung auch sofort eine Aufgabe erteilt bekommen. Er würde zukünftig Verantwortung für den Zustand der Kreuzungsschreine auf dem Esquilin tragen, also in seiner unmittelbaren Nachbarschaft. Caius freute sich unbändig darüber, dass er nun etwas zu tun hatte. Allein weil er dadurch vom ständigen Faulenzen abkam.


    Und dann hatte Senator Iulius Centho ihm auch noch geantwortet und ihm seine Aufnahme in die Factio Veneta verkündet! Den restlichen Tag trug Caius ein breites Grinsen im Gesicht. Seine Sklavenschaft schaute schon besorgt drein in der Furcht, ihr Herr sei plötzlich übergeschnappt oder von einem irren Dämon besessen.
    Aber nichts dergleichen, Caius war bloß glücklich! Das erste was er tat, war seinem Sekretär einen Brief an Atticus zu diktieren. Und gleich am kommenden Morgen wollte er seinen Patron aufsuchen, um die Erhebung in den Ordo Senatorius zu forcieren. Er fühlte sich bereit und hoffte auf die Zustimmung von Flavius Scato. Aber zunächst: Der Brief an Atticus.


    Titus Pompeius Atticus
    Domus Iunia


    C. Duccius Callistus T. Pompeio Attico s. d.


    Den Göttern sei Dank, ich bin endlich Sodalis Factionis Venetae! Wir können also das Trainingsrennen abhalten. Da die Verantwortlichen bei den Blauen aktuell offenbar etwas träge sind, habe ich die Organisation an mich gerissen. Die Situation kennst du ja von der Albata.


    Ich schlage als Termin PRIDIE NON DEC DCCCLXVII A.U.C. (4.12.2017/114 n.Chr.) vor. Das Stadium Domitiani ist an dem Tag frei, ich habe mich bereits erkundigt. Und wollen wir das Rennen öffentlich abhalten? Egal wie, ich freue mich jedenfalls auf das Kräftemessen!


    Vale bene


    CALLISTVS


    Casa Accia Ducciaque| Roma


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelwachs.png]

    Caius war natürlich aufgeregt, denn es war seine erste Versammlung in diesem Verein und jetzt sollte er sich auch noch den Sodales vorstellen. Er hatte sich selbstverständlich auf diese Situation vorbereitet. Dennoch, einfach war so eine Rede vor völlig fremden Menschen nie. Jedenfalls nicht für einen jungen, ungeübten Mann wie ihn. Caius erhob sich, räusperte sich und richtete seine Worte an die Versammelten:


    "Werte Sodales, mein Name ist Caius Duccius Callistus. Mein Vater ist Numerius Duccius Marsus, seines Zeichens Procurator Rationis Privatae der Provinz Germania Superior. Ich bin in der Provinzhauptstadt Mogontiacum aufgewachsen und habe dort die Bildung erhalten, die für einen Civis Romanum angemessen ist. Vor nicht allzu langer Zeit reiste ich dann in die Urbs Aeterna, um hier eine politische Laufbahn einzuschlagen. Äh... Mein Patron, Senator Caius Flavius Scato, empfahl mir ein Engagement in einem Kultverein. Da ich in der nähe meiner Wohnung auf dem Mons Esquilinus kürzlich einen sanierungsbedürftigen Kreuzungsschrein gesehen habe, entschied ich mich für die Bewerbung bei der Germanitas Quadrivii. Ich hoffe nun, dass - ähm - ich die Germanitas Quadrivii bereichern kann, indem ich die Schreine auf dem Esquilin pflege und indem ich für eine stärkere Öffentlichkeitsarbeit wirken kann."


    Nach dieser Rede, die er zuvor einstudiert und nun halbwegs Fehlerfrei durchgezogen hatte, sah er mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen in die Runde und schob noch hinterher: "Vielen Dank für euer Ohr." Dann setzte er sich.