Beiträge von Caius Duccius Callistus

    Es waren einige harte Wochen für Caius gewesen, seit sein Patron Caius Flavius Scato verblichen war. Der junge Duccier war wütend gewesen. Wütend auf die Schicksalsweiber, die diesen Tod zu verantworten hatten. Wütend auf die Götter, die ihn nicht verhindert hatten. Wütend auf sich selbst, dass er mit der neuen Situation, mit der Herausforderung, nicht wirklich klarkam. Auf den Tod seines Patrons folgte eine Zeit der Ziellosigkeit. Eigentlich war Caius gerade im Factiogeschäft auf dem aufsteigenden Ast, aber das gestaltete sich dann schwierig. Ebenso seine kultischen Anliegen, im Konkreten das Engagement für die Kreuzungsschreine. Nichts dergleichen war ihm recht, alles nervte ihn. Und dann noch ständig die Nachfragen seines Vaters aus Mogontiacum, wie es denn voranginge. Das war zu viel. Wodan sei ihm gnädig, aber Caius hatte es nicht mehr ausgehalten.


    So kam es, dass der junge Mann Rom nach ausgiebigem Wein- und Bierkonsum fluchtartig verließ und sich auf der Familieninsel zurückzog, um dort zu vergessen. Und er vergaß einiges. Beispielsweise, dass er eine Karriere als Senator angestrebt hatte. Zwischen Wein, weichen Kissen und hübschen Mädchen war es allzu leicht, seine Lebensziele zu vernachlässigen. So kam es, dass er allzu lange der ewigen Stadt fern blieb.


    Und doch hat ein jeder Mensch diesen einen guten Freund, der ihn zurück auf den rechten Pfad ruft. So war es in Caius Fall der Sklave Polydorus, der ihn stetig mahnte, von Tag zu Tag eingehender, dass die Pflicht rufe und der Müßiggang bloß schädlich sei. Caius schickte ihn zunächst von dannen. Alsbald jedoch war ihm die unterbewusste Erinnerung an Polydorus' mahnende Worte allzu quälend vorgekommen. So schickte er sich eines Tages an, die Insel wieder zu verlassen, den irdischen Freuden abzuwschwören - jedenfalls kurzzeitig - und den Rückweg gen Rom anzutreten.


    So traf es sich, dass Caius auf dem Rückweg gen Rom die Kunde vernahm, dass ein Wettkampf stattfinde. Ein Wagenrennen entlang der Küste. Ein Strandrennen! Caius war begeistert. Sogleich trieb er die Pferde an - ein Reisewagen war ihm von Beginn an zu schwerfällig erschienen - und steuerte gen Ostia, in dessen Nähe das Spektakel vonstatten ging. Polydorus, sein treuer Begleiter, hetzte hinter ihm her und schließlich erreichten Sie die Wettkampfstätte pünktlich zum Start des Finales. Die Vorrunden hatten sie leider verpasst, doch ließ Caius sich zügig informieren.


    Seine Blauen von der Veneta waren nicht angetreten, so musste Caius betrübt vernehmen. Ohne seine Anwesenheit schien bei der Factio nicht mehr viel zu laufen. So nahm er sich sogleich vor, diesen Umstand zu ändern. Gleichzeitig registrierte er die zahlreich erschienenen Zuschauer sämtlicher Schichten. Gleichsam angetan war er vom Kampfgeist der Fahrer, deren Renngebaren aus den Vorläufen er sich als Gegenleistung für den einen oder anderen spendierten Wein berichten ließ.


    Und nun stand er hier inmitten der jubelnden Menge, die der Finalrunde beiwohnte. Es war eine bunte Mischung aus allen Schichten vom Tagelöhner bis zum Senator. Caius war hellauf begeistert. Und da kamen schon die Gespanne herangeschossen! Über den Sandstrand fegten sie und so manches Gespann streifte die Wellen und ließ Salzwasser in wilden Fontänen emporschießen. Kurz war Caius irritiert, denn die Perspektive der Zuschauer - er hatte sich am Ziel niedergelassen, wie die meisten - ließ keinen klaren Schluss auf die Positionen der Fahrer zu. Schnell jedoch erkannte er den Nutzen der Wagenanzeige und so erkannte er, dass die Russata - mal wieder - in Führung lag. Die Grünen waren dicht auf, und auch die Weißen hatten einen Fahrer in unmittelbarer Nähe zu Amasis und Proteneas. Ob Menekles und Sotion wohl noch einmal aufholen konnten? Wohl kaum, dachte Caius bei sich, und wettete insgeheim auf einen Sieg der Roten. Die Anhänger der Russata trieben ihre Fahrer jedenfalls gehörig in Richtung der Ziellinie.

    Als faktisch Verantwortlicher für die Organisation dieses Rennens - und einiger vorangegangener - trat Caius an diesem Tage wie der offizielle Vertreter der Factio Veneta auf. Zwar war er bloß einfacher Sodalis Factionis, aber da weder der Dominus Factionis noch dessen Vicarius seit geraumer Zeit ihren Aufgaben nachkamen, musste ja irgendwer handeln. So kam es, dass er 'seine' blauen Fahrer im Startbereich aufsuchte, um ihnen vor dem Rennen viel Erfolg und göttlichen Schutz zu wünschen. Caius war nicht so früh dran wie Iulius Caesoninus, weshalb sie sich zunächst um Augenblicke verpassten. Betont entspannt schüttelte Caius nunmehr dem Veteran Hamiris, dem jungen Ausnahmetalent Prusias Kynegros und dem bisweilen etwas glücklosen Oxtaius die Hand und verabschiedete sich anschließend in Richtung der Zuschauerränge.


    Die Ränge waren an diesem Tag gut gefüllt. Sowohl Anhänger der beiden fahrenden Factiones waren erschienen und erwarteten neugierig die Leistungen ihrer Fahrer, als auch allgemein interessierte Rennsportfans. Caius grüßte diesen und jenen Bekannten und arbeitete sich langsam zu den Plätzen vor, die den Rennveranstaltern vorbehalten waren. Der Start des Rennens rückte immer näher und Caius, den natürlich sein Secretarius Polydorus begleitete, wurde von eben jenem zur Eile gedrängt.
    "Eile dich, Dominus, sonst verpasst du noch das Startsignal!", mahnte der Sklave seinen Herrn und hatte damit nicht ganz Unrecht, denn der claudische Senator pochte gar nicht weit entfernt bereits auf den Rennbeginn. "Dort drüben sind bereits Iulius und Senator Claudius", bemerkte Polydorus außerdem und wies in die entsprechende Richtung.


    "Ja ja", ächzte Caius und erspähte dann auch Iulius Caesoninus und den Praefectus Urbi im Gespräch. Er schob sich über die Ränge zu ihnen heran und konnte gerade noch vernehmen, wie Claudius Menecrates über das weiße Tuch sprach. Bevor Iulius selbiges ergreifen konnte, sprach Caius die beiden schnell an: "Salvete. Senator Claudius, Iulius, ich grüße euch." Er reichte jedem der beiden die Hand zum Gruß - angefangen freilich beim Praefectus Urbi - und ließ sich dann auf seinem Platz nieder. "Ich bin Caius Duccius Callistus, freut mich sehr", stellte er sich zudem vor. Caius hatte seiner Erinnerung nach keinen der beiden je persönlich getroffen, weshalb für ihn eine ordentliche Vorstellung selbstverständlich war. "Von mir aus können wir beginnen. Lassen wir die Leute nicht länger warten."

    Caius war am Tag seines Res Gestae genauso nervös wie am Tag seiner Kandidaturrede vor den versammelten Senatoren. Er hatte ein flaues Gefühl in der Magengegend und einen Kloß im Hals. Doch trotz allem Unwohlseins angesichts der Rede, die er würde halten müssen, durchströmte ihn gleichwohl auch ein Gefühl des Stolzes ob seiner Leistungen als Decemvir. Er hatte eine ganze Menge Erbsachen abgearbeitet - im Verbund mit seinen Kollegen natürlich - und freute sich insbesondere über die Erledigung des prominenten Erbfalls des Flavius Furianus.


    So trat er vor den Senat und begann seinen Bericht:
    "Patres Conscripti! Zusammen mit meinen Kollegen hatte ich als Decemvir litibus iudicandis in der vergangenen Amtszeit die Ehre, dem Praetor im Bereich der Erbsachen zuzuarbeiten. In der Summe habe ich vierundzwanzig Erbfälle in meinem Verantwortungsbereich vorgefunden. Diese konnte ich vollumfänglich erledigen. Hierbei wurden sieben Betriebe verteilt sowie eine Vielzahl an Waren und Vermögenswerten, deren genaue Auflistung an dieser Stelle zu weit führte."


    Kurze Pause. Caius räusperte sich. Dann fuhr er nach einem Moment des Überlegens fort: "Als problematischer und ebenso prominenter Fall stellte sich der Nachlass des Senators Lucius Flavius Furianus heraus. An der Wirksamkeit von dessen Testament aus lange vergangenen Tagen waren Zweifel aufgekommen. Die meisten dort benannten Erben waren zudem bereits verblichen. Allein die Senatoren Manius Flavius Gracchus und Caius Flavius Scato - ersterer testamentarischer Erbe, letzterer gesetzlicher Erbe - waren verblieben. Ich konnte zunächst im persönlichen Gespräch mit Senator Flavius Gracchus dessen Willen zur Erbschaftsannahme zügig klären und auch der Praetor war bereits zur Erörterung der rechtlichen Implikationen angerufen worden. Doch Senator Flavius Scato - mein ehrwürdiger Patron - ereilte ein frühes Ableben, so dass eine abschließende Entscheidung sich erübrigte. Es verblieb nunmehr Senator Flavius Gracchus als letztmöglicher Erbe."


    An dieser Stelle hielt Caius kurz inne und warf einen Blick voll Bedauern zu besagtem flavischen Senator. Letztlich schloss er seine Rede: "So gilt mein Dank schließlich auch meinen Kollegen, mit denen ich streitige Fälle von geringerem Ausmaß besprechen und zu einem guten Ende führen konnte. In der Gesamtschau waren wir in der Lage, das hohe Maß an Altlasten und aktuellen Erbschaften zügig und wirkungsvoll zu bewältigen. Meinen Anteil daran stelle ich hiermit eurer kritischen Betrachtung anheim und werde gerne auf Nachfragen eingehen."
    Damit war der erste Teil der Res Gestae geschafft. Nun folgte - schlimmstenfalls - eine kritische Befragung durch die Senatoren.


    Sim-Off:

    Mein Dank gilt an dieser Stelle auch Galeo Claudius Gallus für die hervorragende Zusammenarbeit bei der sim-off-Bearbeitung der Erbschaften!

    Gaius Iulius Caesoninus
    Domus Iulia


    C. Duccius Callistus G. Iulio Caesonino s. d.


    Wir haben gegen euren Vorschlag nichts einzuwenden, ANTE DIEM IX KAL DEC DCCCLXVIII A.U.C. (23.11.2018/115 n. Chr.) das Rennen abzuhalten. Wir starten mit den Fahrern Hamiris, Prusias Kynegros und Oxtaius und freuen uns auf den Wettkampf! Wir sehen uns an der Rennbahn.


    Vale bene


    CAIVS DVCCIVS CALLISTVS


    Sodalis Factionis - Factio Veneta
    Casa Accia Ducciaque | Roma


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    Caius trat vor den Praetor in einer erbrechtlichen Angelegenheit er ließ sich von seinem Sklaven Polydorus anmelden und als er vorgelassen wurde, richtete er das Wort an den Praetor:


    "Verehrter Praetor, ich stehe heute vor dir mit der Bitte um Rat in einer erbrechtlichen Angelegenheit. Es geht um das Testament des Senators Lucius Flavius Furianus. Ich habe dir eine Abschrift mitgebracht."


    Er gab Polydorus einen Wink, der vortrat und einem der Amtshelfer des Praetors die Abschrift überreichte.


    "Ich möchte mich versichern, dass meine Rechtsansicht in dieser Angelegenheit korrekt ist. Folgendes Problem stellt sich mir: Das Testament benennt allerlei Begünstigte. Von diesen ist allein der Senator Manius Flavius Gracchus heute noch unter den Lebenden. Dazu kommt der Umstand, dass allein eine Handvoll Sesterzen, ein Betrieb und ein Schiff aus der Erbmasse übrig geblieben sind."


    Er gab dem Praetor einen Moment Zeit, um diese Informationen zu verarbeiten, bevor er fortfuhr:


    "Ich bin der Meinung, dass Senator Flavius Gracchus nunmehr alleiniger testamentarischer Erbe des verbliebenen Nachlasses ist. Die Verringerung der Erbmasse dürfte dem keinen Abbruch tun. Eine Unwirksamkeit des Testaments kann ich nicht erkennen. Insbesondere dürfte es nicht schädlich sein, dass so viele einzelne Begünstigte mit festgelegten Summen statt Erbbruchteilen bedacht wurden, auch wenn dies nicht unbedingt üblich ist. Jedenfalls aber würde dies nicht zur Unwirksamkeit führen, sondern bloß zur Unwirksamkeit einzelner Passagen. Die gesetzliche Erbfolge tritt demzufolge nicht ein."


    "Zusammenfassend also nochmal meine Sicht: Das Testament ist wirksam. Senator Flavius Gracchus ist eingesetzer Erbe und aufgrund Versterbens aller anderer Erben Alleinerbe geworden. Er erhält somit Geld, Waren, Betrieb und Schiff. Stimmst du mir in dieser Betrachtung des Falles zu?"

    Caius hatte mit großem Interesse und einiger Neugierde die Einladung zu einem juristischen Diskurs von seinem Factiokollegen Valerius Flaccus angenommen. So fand er sich also heute im Triclinium der Casa Valeria im kleinen Kreise Rechtsinteressierter Männer wieder. Die Eingangsfrage war ebenso schlicht wie kompliziert: Was ist Recht?


    Nach Caius' Dafürhalten griff Iulius Caesoninus mit seiner Erläuterung anfangs noch zu kurz. Insbesondere vermischte er schnell rechtstheoretische mit politischen Fragestellungen. Flaccus wandte sich nun an Torquatus und ihn, wobei zuvor Caesoninus noch einmal seine Meinung kundtat. Der rieb sich am Begriff der Gerechtigtkeit. Caius wollte jedoch viel grundsätzlicher anfangen:


    "Ich denke, wir sollten noch gar nicht zu kleinteilig reden. Die Frage war: Was ist Recht? Ich meine: Recht - die Griechen nennen es dike, meine ich, wir Römer haben es Ius genannt - ist Ordnung. Recht ist die Ordnung, die die Beziehungen der Menschen untereinander in einer Gemeinschaft regelt. Das kann einerseits die Regelung eines Kaufs, einer Miete oder eines Schadensersatzes nach Verletzung betreffen. Das kann andererseits aber auch die Bestrafung eines Regelverstoßes betreffen, sei es ein Diebstahl oder eine körperliche Beeinträchtigung. All dies würde ich unter dem objektiven Aspekt des Rechts zusammenfassen."


    Kurze Pause, Caius sammelte seine Gedanken, fuhr sodann fort: "Sicherlich betrifft Ius aber auch eine subjektive Seite. Denn aus dem Recht ergeben sich für Einzelne auch Berechtigungen oder Verpflichtungen. Iulius hat es bereits angerissen: Insbesondere Machtbefugnisse Einzelner kann man aus dem Recht herleiten, also Berechtigungen. Aus den objektiven Regeln einer Gemeinschaft ergeben sich also Rechte Einzelner. Seien es Rechte des Imperators - der wie ich meine seine gesamte Machtfülle aus Recht und Gesetz ableitet -, seien es Berechtigungen des Senats, seien es Rechte des Metzgers, des Färbers, des Krämers."


    "Und schließlich ist da noch der Aspekt, den du nun eingebracht hast, Valerius: Die Gerechtigkeit. Ich denke, dass Iulius' Ansatz in die richtige Richtung geht: Gerechtigkeit als mögliches Endresultat. Aber was steht vor dem Resultat? Meines Erachtens ist die Gerechtigkeit eine bloße Schattierung des Rechts, und zwar in drei Formen: Rechtmäßig - iustum - ist ein Vorgang oder ein Handeln, wenn es im Einklang mit dem institutionellen Recht steht. Gerecht - aequum - bezeichnet eine abwägende Gerechtigkeit, also die Ausgleichung von Vorteilen und Nachteilen. Und gesetzlich - legitimum - beschreibt die Übereinstimmung eines rechtlichen Handelns mit dem (Volks-)Gesetz."


    Er warf einen entschuldigenden Blick in die Runde und fügte hinzu: "Und weil Iulius bereits ganz zu Beginn vom Recht im Imperium Romanum gesprochen hat: Für alle Völker gilt das Ius Gentium, das allen Menschen gemein ist. Die Idee des Völkergemeinrechts kommt ebenfalls von unseren griechischen Nachbarn."

    Gaius Iulius Caesoninus
    Domus Iulia


    C. Duccius Callistus G. Iulio Caesonino s. d.


    Gerne nehme ich im Namen der Factio Veneta die Einladung zu einem Freundschaftsrennen an. Bitte teile mir geplante Zeit und Ort des Rennens mit. Mangels anderer anstehender Rennen sind wir terminlich flexibel.


    Folgende Fragen bleiben noch: Wie viele Fahrer sollen teilnehmen? Werden noch andere Factiones teilnehmen?


    Vale bene


    CAIVS DVCCIVS CALLISTVS


    Sodalis Factionis - Factio Veneta
    Casa Accia Ducciaque | Roma


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    Geduldig wartete Caius, während der Senator sich von einem Sklaven das Testament vorlesen ließ. Es dauerte eine ganze Weile, denn der Schrieb stellte sich recht ausufernd dar und betraf nicht bloß materielle Regelungen, sondern enthielt auch ausführliche Worte an die bedachten Angehörigen und Freunde. Schade, dass bloß einer übrig geblieben war, diese Worte anzuhören.


    Schließlich wandte Senator Flavius sich mit der Aufforderung an Caius, die Toga abzulegen. "Du bist zu großzügig, Senator", entgegnete er glücklich. Auf einen Wink hin half Polydorus ihm beim entwinden des Stoffes von seinem Körper. Ob der Flavier einen Scherz gemacht hatte, was den unerwünschten Hitzetod anging, konnte Caius nicht recht beurteilen, weshalb er diesbezüglich bloß stumm schmunzelte. Er konnte sich jedenfalls gut ausmalen, wie sein Patron ob einer solchen Nachricht schäumen würde.


    "Ich werde deine Überlegungen zur Wirksamkeit des Testamentes sorgsam in Betracht ziehen, Senator. Den Praetor werde ich anlässlich deiner Empfehlung gern aufsuchen, allein der angebrachten Sorgfalt wegen. In dem einen oder anderen Fall werte ich deine Aussage nun jedenfalls als Annahme der Erbschaft des Lucius Flavius Furianus. Zudem vermerke ich, dass mein Patron das Erbe ausschlagen würde." Er gab seinem Sekretär einen weiteren Wink, der eine entsprechende Notiz in der Akte machte. Das war so zwar nicht ganz korrekt gearbeitet, aber wer wollte das schon nachprüfen? Notfalls würde Senator Flavius Gracchus mit Sicherheit Zeugnis darüber ablegen, dass Senator Flavius Scato entsprechende Worte gesagt hatte.


    "Womit wir bei einem weiteren Fall angelangt sind, wenn du erlaubst. Mir ist vor kurzem die Akte betreffend Iullus Flavius Fusus untergekommen. Mein Patron ist in dieser Sache Erbberechtigter. Befindet er sich derzeit im Hause? Falls nicht, kann ich auf dein Wort vertrauen, dass er das Erbe annehmen wird?" Caius erhoffte sich, derart gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.


    Sim-Off:

    Da Scato aktuell leider desideratus ist, versuche ich gar nicht erst, das direkt mit ihm auszuspielen. Der Umweg über eine vertrauensvolle Zusicherung durch die Verwandtschaft erscheint mir allerdings als für römische Kungelei passende Handhabe.


    Ad:
    Appius Furius Cerretanus
    Casa Furia
    Roma



    C. Duccius Callistus A. Furio Cerretano salutem dicit.


    Auch wenn dich dieser Brief lange nach der Überfahrt deines Neffen Sisenna Furius Merula ins Elysium erreicht, so lass mich dir zu Anfang mein herzlichstes Beileid versichern. Trost und Hoffnung sind es, die ich dir wünsche, und dass die di parentum den Hinterbliebenen wohlgesonnen sind.


    Der Grund, aus dem ich dir schreibe ist ein ungleich weltlicher: als Decimvir Litibus Iudicandis ist es meine Aufgabe, dem Prätor Urbanus in Erbschaftsangelegenheiten zu assistieren, und ich bin mir der Verwaltung des Erbes in diesem Fall beauftragt.
    Du bist rechtlich durch Verwandschaft als Erbberechtiger festgestellt, und nun obliegt es deiner Entscheidung, ob du das Erbe annehmen willst. Solltest du dich gegen eine Annahme des Erbes entscheiden, wird dein Anteil auf die verbliebenen Erbberechtigten aufgeteilt oder der Res Publica zugeführt.
    Bitte antworte mir bis ANTE DIEM X KAL SEP DCCCLXVIII A.U.C. (23.8.2018/115 n.Chr.), ob du das Erbe anzutreten gedenkst. Sollte ich bis dahin keine Antwort erhalten haben, wird dies als eine Ablehnung des Erbes angesehen.


    Mögen die Götter dir und den deinen in dieser Zeit beistehen.


    Vale bene,


    CAIVS DVCCIVS CALLISTVS


    ANTE DIEM V ID AUG DCCCLXVIII A.U.C. (9.8.2018/115 n.Chr.)
    Basilica Ulpia | Officii Decimv. Lit. Iud. | Roma | Italia


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    Ad:
    Furia Stella
    Casa Furia
    Roma



    C. Duccius Callistus Furiae Stellae salutem dicit.


    Auch wenn dich dieser Brief lange nach der Überfahrt deines Neffen Sisenna Furius Merula ins Elysium erreicht, so lass mich dir zu Anfang mein herzlichstes Beileid versichern. Trost und Hoffnung sind es, die ich dir wünsche, und dass die di parentum den Hinterbliebenen wohlgesonnen sind.


    Der Grund, aus dem ich dir schreibe ist ein ungleich weltlicher: als Decimvir Litibus Iudicandis ist es meine Aufgabe, dem Prätor Urbanus in Erbschaftsangelegenheiten zu assistieren, und ich bin mir der Verwaltung des Erbes in diesem Fall beauftragt.
    Du bist rechtlich durch Verwandschaft als Erbberechtiger festgestellt, und nun obliegt es deiner Entscheidung, ob du das Erbe annehmen willst. Solltest du dich gegen eine Annahme des Erbes entscheiden, wird dein Anteil auf die verbliebenen Erbberechtigten aufgeteilt oder der Res Publica zugeführt.
    Bitte antworte mir bis ANTE DIEM X KAL SEP DCCCLXVIII A.U.C. (23.8.2018/115 n.Chr.), ob du das Erbe anzutreten gedenkst. Sollte ich bis dahin keine Antwort erhalten haben, wird dies als eine Ablehnung des Erbes angesehen.


    Mögen die Götter dir und den deinen in dieser Zeit beistehen.


    Vale bene,


    CAIVS DVCCIVS CALLISTVS


    ANTE DIEM V ID AUG DCCCLXVIII A.U.C. (9.8.2018/115 n.Chr.)
    Basilica Ulpia | Officii Decimv. Lit. Iud. | Roma | Italia


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    Caius nahm die Akte Tiberius gerne entgegen. "Danke." Und auch der Fall Flavus Amisius war schnell abgehakt. Caius freute sich. Unkomplizierte kollegiale Arbeit war ihm die liebste Arbeit. Solange ihm niemand dummschwätzerisch in seine Angelegenheiten pfuschte, war er glücklich. Und Gallius Claudus schien nicht von der Sorte Kollege zu sein, die dummes Zeug erzählten.


    Vielmehr zeigte der andere Decemvir sich auch in Sachen Flavius Fusus entgegenkommend und überließ diese Sache Caius zur Klärung. "Wunderbar, vielen Dank. Dann kann ich das in einem Abwasch erledigen und du hast eine Akte weniger auf dem Tisch liegen."


    Einzig die Sache Furius Merula blieb ungelöst. Caius winkte ab. "Schon gut, danke. Ich dachte, dir wäre die Sache vielleicht untergekommen. Hätte ja sein können." Er lächelte freundlich. "Dann werde ich diese Sache eben noch selbst bearbeiten müssen. Ist auch quasi die letzte Erbsache auf meinem Aktenbock. Alles andere ist so gut wie fertig." Oder jedenfalls nahe dran, das hieß in Bearbeitung.


    "Tja", sagte Caius schließlich. "Dann wäre ja alles geklärt, oder? Bald werden wir abgelöst. Wie fandest du deine erste Amtszeit im Cursus Honorum?" Er meinte, es wäre noch ein bisschen Smalltalk angezeigt. Caius wollte Gallius nicht so abrupt rauskomplimentieren, wo er doch so freundlich gewesen war, zur Abgleichung der Fälle herzukommen.

    Ich würde zwar gerne teilnehmen, bin momentan aber gerade so eben zu wöchentlichen Beiträgen in der Lage. Das wird erst nach einer wichtigen mündlichen Prüfung Ende nächster Woche besser, hoffe ich. Allerdings würde ich den Kurs vermutlich nur aufhalten, besonders wenn am Ende eine kleine Verhandlung ansteht.

    Das Innere der Villa Flavia beeindruckte Caius auch nach etlichen Saluationes noch immer. Heute allerdings war er für die Reize römischer Dekadenz nur bedingt empfänglich. Einerseits erschöpfte den jungen Duccier die unerträgliche Hitze in der ewigen Stadt, die innerhalb der Villa Flavia nur ein wenig geringer als in den Gassen Roms war. Andererseits empfing ihn heute der Senator Flavius Gracchus in einer Angelegenheit, die einfach viel zu kompliziert war. Caius hatte Angst, Fehler zu begehen, die ihn vor dem Senator lächerlich machen könnten.


    "Ave Senator", erwiderte er den Gruß des Flaviers mit einem neidischen Blick auf die luftige Kleidung des Hausherrn. "So ist es. Ich bin mit der Erbsache Flavius Furianus betraut. Für gewöhnlich hätte ich die übliche briefliche Kontaktierung deiner Person gewählt, doch wollte ich in dieser Angelegenheit lieber den persönlichen Weg wählen. Mir erschien es sinnvoller, da ein Testament existiert, das nicht unbedingt an Komplexität mangelt."


    Auf einen Wink hin kramte Polydorus aus einer Tasche ein Dokument hervor, das er seinem Herrn reichte. Dieser entrollte den Papyrus. Es war das Testament des Furianus. "Senator, das Testament des Flavius Furianus ist lang und weist eine Vielzahl an bedachten Personen auf. Noch vielzähliger ist die Aufstellung an Geldern, Waren und Grundstücken, die der Senator zu vererben gedachte."


    An dieser Stelle wechselte Caius, dem der Schweiß am Haaransatz stand, von einem staatstragenden Gesichtsausdruck zu einem bedauernden. Freilich - sein hierbei nach außen hin sicheres Auftreten verriet nicht, dass ihm vor Aufregung geradezu speiübel war.
    "Bedauerlicherweise bist du der einzige der einstmals im Testament gelisteten Erbberechtigten, der heute noch übrig ist. Hinzu kommt, dass das Geldvermögen des Senators schon vor seinem Tode bis auf eine Handvoll Münzen geschrumpft war. Schließlich ist auch der verbliebene Warenbestand bloß eine kleine Ansammlung von Wein- und Ölamphoren, Honigfässern und dergleichen."


    Nach kurzer Pause fügte Caius schlussendlich noch an: "Zuletzt ist da noch ein kleines Weingut, in meiner Liste als 'Vinae Flaviae' geführt. Und ein Schiff Namens 'Penelope'." Caius sah den Senator an. "Soweit ich die Rechtslage überblicken kann, würden alle diese Dinge dir zufallen, sofern du das Erbe annähmest." Während er dies sprach, reichte er dem Flavier das Schrifstück, damit er bei Unklarheiten gerne auch selbst einen Blick auf die vielen Zeilen werfen konnte. Dass die persönlichen Worte zu Beginn des Testaments wohl beim Tod des Furianus bereits verlesen worden waren, davon ging Caius aus.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    Acanthus nickte, selbstredend war er informiert.
    "Der Consular erwartet deinen Herrn, er möge bitte dem Jungen folgen."
    Der 'Junge' war ein halbwüchsiger Sklave von schlanker, hoch gewachsener Gestalt, der den Ianitor um einen halben Kopf überragte. Den Kopf mit seinen großen, braunen Augen hielt er gesenkt als er mit den schwingenden Hüften eines geborenen Tänzers Duccius Callistus hinein in die Villa führte.


    "Sehr wohl", entgegnete Polydorus nickend. Er wandte sich zu seinem Herrn um und gab ihm ein Zeichen. Caius nickte erleichtert. Er erhoffte sich im Inneren der Villa eine gewisse Abkühlung. Hier draußen auf der Straße zog ihm langsam die Hitze unter die Toga. Ein Schweißtropfen rann ihm den Rücken herunter. Schnell kam er daher der Einladung des Ianitors nach, trat über die Türschwelle und folgte dem jungen Burschen ins Innere des Anwesens.

    Polydorus sah den Ianitor ausdruckslos an, dessen Aufgabe es naturgemäß war, zeitraubende Bittsteller und andere jämmerliche Gestalten von der Pforte zu verjagen. Bei Besuch, der in einer Sänfte herkam, war das selbstredend nicht notwendig, so dass Caius' Sklave in höflicher Weise das Anliegen seines Herren vortrug:


    "Salve. Dies ist mein Dominus Caius Duccius Callistus, seines Zeichens Decemvir litibus iudicandis. Er ist vereinbarungsgemäß hergekommen, um mit Senator Flavius Gracchus die Erbsache Flavius Furianus zu besprechen."


    Caius stand einen Schritt entfernt und machte eine möglichst würdige Miene. Er war als Vertreter der Res Publica in eine Toga gehüllt und er fühlte sich großartig dabei! Dass er faktisch bloß Hilfsbeamter der Praetoren war und im Übrigen bei der sommerlichen stadtrömischen Hitze schwitzte wie ein Polarbär in der Sauna, rückte hierbei freilich gänzlich in den Hintergrund.

    "Ah, Kollege Gallius, salve", begrüßte Caius den Decemvir. Er schüttelte dem Mann die Hand und bot ihm einen Sitzplaz an. "Ja, die Zeit verging wie im Flug", sagte er und nahm die Akten entgegen, die Gallius ihm reichte.


    "Da hat es wohl eine Überschneidung gegeben", kommentierte er die Tatsache, dass er scheinbar die selben Fälle wie sein Kollege bearbeitet hatte. "Du bist nur etwas schneller gewesen", schmunzelte er. Ihm konnte es nur recht sein, denn so sparte er sich die Schreiben an die Erben. "Ich danke dir für die Information."


    Und mit Blick auf die Erbsache Tiberius Maxentius sagte er: "Tiberius Caudex hatte ich tatsächlich nicht als erbberechtigt geführt. Da sich meines Wissens nach die Erbmasse aber sowieso nur aus Geldmitteln zusammensetzt, dürfte in diesem unkomplizierten Fall die Einbeziehung eines dritten Erben keine Schwierigkeiten bereiten. Ich würde die Erbschaft dann entsprechend abwickeln lassen, wenn du mir die Sache gerne abgeben möchtest."


    Schließlich gab es da noch die Akten Flavius und Flavus. Caius zuckte nur mit den Schultern. "Na gut, die Sache Flavus Amisius hat ja keine besondere Mehrarbeit verursacht. Im Fall Flavius Fusus würde ich meinen Patron Flavius Scato nochmal kontaktieren, wenn es dir nichts ausmacht. Ich muss sowieso noch wegen eines anderen Falles in die Villa Flavia, da kann ich das gleich zusammen erledigen."


    Da fiel ihm noch etwas ein: "Ach, sag, du hattest doch einen Fall Furius Pinna, richtig? Lag dir auch ein Fall Furius Merula auf dem Tisch? Ich glaube da sind nämlich die selben Erben betroffen wie in der Sache Pinna, wie mir auffiel."


    Info:
    Name: Appius Tiberius Maxentius
    Stand: Civis
    Civitas: Roma
    Todesdatum: ANTE DIEM XIII KAL NOV DCCCLXVII A.U.C. (20.10.2017/114 n.Chr.)


    Erbschaftrechtliches:
    Testament: keins
    Erbberechtigte zum Todeszeitpunkt: Aulus Tiberius Verus, Tiberia Corvina, Nero Tiberius Caudex


    Nachlass:
    Betriebe: keine
    Waren und Vermögen: vorhanden.


    Ergo: Die Erben anschreiben, Frist 04.08., bereits durch Kollegen gemacht, einzig von Caudex angenommen am 06.07.
    ERLEDIGT