Vier junge Männer stapften wankend durch die Straßen Mogontiacums. Der Schneefall hatte zum Glück pausiert und der Alkohol wärmte von innen.
"Brrrr", machte Gilbert, der jüngste der vier. "Ist das kalt!"
"Jammer nicht", tadelte Nordger, der älteste unter ihnen.
"Wir sollten noch was trinken gehn. Warmer Met, der immer geht, wa?" Audaod grinste breit, was aufgrund seines Zähneklapperns jedoch nicht ganz so fröhlich rüberkam wie beabsichtigt. Er war nur ein paar Monate jünger als Nordger, mit dem er sich blendend verstand.
"Glühwein!" forderte schließlich Wigbald, der vierte im Bunde.
Die vier Germanen waren zusammen in die Schule gegangen und hatten gemeinsam unter der Willkür ihres Lehrers gelitten. Bald war zwischen ihnen eine tiefe Freundschaft erwachsen. Hochs und Tiefs hatten sie gemeinsam durchgestanden, wie es nur Männer konnten.
Heute unternahmen sie einmal mehr einen ihrer Streifzüge durch die Tabernae. Aus der letzten hatte man sie herausgeworfen, weil Wigbald unbedingt Streit mit einem aus dem Vicus Navaliorum anfangen musste. Sie hatten nur Glück gehabt, dass kein Büttel in der Nähe gewesen war, der sie gleich hatte einsacken können. Jetzt staksten sie durch den Schnee, auf der Suche nach der nächsten Gelegenheit zum Saufen.
"Ich kann dir sagen, was jetzt besonders gut wärmt", brummte Nordger. Er klang nicht so, als wolle er noch mehr trinken. "Die Titten eines hübschen Mädchens auf deinem Gesicht." In seinen Augen funkelte es, als er sich erwartungsvoll zu den anderen umdrehte.
"Jaaa, lasst uns Lupae jagen!" frohlockte Gilbert so laut, dass Audaod zusammenfuhr. Auch wenn die Auswahl eines Mädchens im Lupanar sicherlich nicht viel mit Jagd zu tun hatte.
"Von mir aus", schmunzelte der junge Duccius dann auch. Er konnte durchaus mal wieder eine Nummer vertragen. Der letzte Besuch im Lupanar lag ja schon mindestens eine Woche zurück. Mindestens!
"Und was ist mit meinem Glühwein?" fragte Wigbald noch einmal, um von allen dreien entgegengeschmettert zu bekommen:
"Denn kannst du auch im Lupanar bekommen!"
Und so war es beschlossen. Nordger schlug eine Richtung eine, in der er ein ihm bekanntes Lupanar vermutete, das angeblich empfehlenswert war und so staksten die vier Burschen angetrieben von der Vorfreude auf eine schnelle Nummer zügiger voran. Ein paar Minuten später war an einem Haus ein Schild mit einem Phallus zu erkennen.
"Hier ist es", bemerkte Nordger und hielt auf die Eingangstür zu. Dahinter liefen sie gleich einem bulligen Pförtner in die Arme, der sie skeptisch musterte. Als Audaod jedoch seine Geldbörse klimpern ließ, nickte der Pförtner und ließ sie passieren.
Sie betraten einen kleinen Vorraum, der mit erotischen Wandmalereien geschmückt war. Dort erwartete sie ein schmächtiger Kerl hinter einer Theke.
"Salvete. Viermal?" fragte der nur und musterte die Gäste desinteressiert.
"Viermal, jawoll", bestätigte Audaod und hielt bereits seine Börse bereit.
"Macht acht As", erklärte der Kassierer. Offenbar gab es keine Preisunterschiede zwischen den verschiedenen Mädchen. Gut so. Sie zahlten und wurden dann eine Treppe hinaufgeschickt, wo sie auf einen Gang kamen. Von dort aus führten Eingänge zu den Kammern, die lediglich mit einem Vorhang verschlossen waren. An jeder Kammer war ein Namensschild angebracht.
"Olympias, die ist mir", posaunte Wigbald los, der als erster hochgestürmt war und einem geöffneten Vorhang nachging, wo er offenbar eine schmucke Dame für sich entdeckt hatte. Audaod erhaschte noch einen knappen Blick auf blondes Haar und üppige Brüste. Nordger wurde auch schnell fündig. Nur Gilbert zögerte einen Augenblick, in dem er von einem Namensschild in die entsprechende Kammer und wieder zurück gaffte.
"Salome? Na los, rein mit dir!" ermutigte Audaod seinen Freund und gab ihm einen kräftigen Schubser, der diesen direkt in die Arme einer lachenden Rothaarigen schickte.
Jetzt musste nur noch er selbst ein Weib seiner Begierde finden. Suchend sah er den Gang rauf und runter. Zwei Vorhänge waren nicht zugezogen. Die eine Kammer war mit 'Chiomara' betitelt. Dort machte ihm eine kleine Schwarzhaarige einen Kussmund und entblößte lockend ihre Rundungen.
"Augenblick", hieß Audaod sie warten und zockelte schnell zur anderen Kammer hinüber.
"Agnodice", las er laut und erblickte hier dunkelbraunes Haar und einen unwiderstehlichen Blick, der ihm Freude verhieß.