Beiträge von Tiberia Lucia

    „Hm, ja. Vala und ich hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit und dabei ist es halt geschehen.“, erklärte Lucia auf die verwunderte Nachfrage. „Ich hatte das Gefühl er müsste mich danach ernster nehmen, es hat aber nicht so wirklich funktioniert. Aber zumindest die hässliche Vase war ich dann los.“ So eine Plapperlaune konnte echt gefährlich sein, ein Glück hatte Lucia hier Calena und nicht beispielsweise Fausta vor sich. Bei Calena fühlte sich Lucia mit ihren Geschichten ziemlich sicher – ob das natürlich so angebracht war, war eine ganz andere Frage. Aber sie wollte ihrer ehemaligen Verwandten einfach vertrauen, vorallem weil sie eben noch die andere Geschichte loswerden musste.


    Die Sklaven waren weg und Lucia fühlte sich endlich frei auch die zweite Geschichte zu erzählen. Doch irgendwie schien sie Calena mit dieser Aktion irritiert zu haben. „Naja, es ist schon ziemlich… ja, ich weiß nicht mal wie ich es beschreiben soll. Ich fühl mich einfach besser, wenn weniger Ohren zuhören. Ist das übertrieben? Soll ich wieder jemanden kommen lassen?“, fragte Lucia nun selbst verunsichert nach. „Ich mein, ein paar der Sklaven waren ja auch dabei als es passiert ist… Ich hatte nur gehofft… Also wenn es dir nichts ausmacht, ich hab nämlich ein paar Gedanken dazu – teilweise recht absurde Gedanken – wo ich noch eine zweite Meinung bräuchte und die die Sklaven nicht wirklich zu interessieren haben.“ Lucia verknotete ihre Finger ineinander und lächelte verlegen

    Sie bekam ein Geschenk? Das lenkte Lucia tatsächlich ab. Sie nahm die Ziervase entgegen und betrachtete sie von allen Seiten. „Ein wirklich schönes Stück. Ich danke dir!“ Aber natürlich weckte allein die Tatsache, dass dies eine Vase war, Erinnerungen und weil Lucia grade so in Plapperlaune war, fing sie tatsächlich an: „Das trifft sich sogar wunderbar, hab ich doch erst vor kurzem eine Vase die dort drüben stand kaputt gemacht.“ Lucias Wangen bekamen einen Hauch von rot und sie räusperte sich, ehe sie möglichst unschuldig fortfuhr: „Ich glaube deine würde sich an diesem Platz besser machen, als die die jetzt da steht.“ Sie winkte eine Sklavin heran und gab ihr direkt den Auftrag sie an eben diese Stelle zu stellen. Netter Weise war auch das der Zeitpunkt, wo zumindest schonmal die Getränke hereingebracht wurden, so dass kurz ein kleines Durcheinander entstand, in dem eingeschenkt und umgeräumt wurde. Lucia ignorierte jedoch erstmal ihr Glas und musterte ihr Geschenk an seinem ihm zugewiesenen Platz. Es sah anders aus, eindeutig schlichter aber dadurch nicht schlecht. „Es hat was, findest du nicht?“, fragte sie bei Calena nach ihrer Meinung.


    Nachdem jetzt Getränke und schließlich auch ein paar Knabbereien vor Ort waren, musste Lucia nur noch die fremde Sklavin loswerden. „Ich glaube in der Küche wird sich auch etwas für deine Sklavin finden, wir sind ja gut versorgt und uns selbst Nachschenken, das bekommen wir noch hin, oder?“ Lucia würde auch di restlichen Sklaven hinausschicken, wenn Calena dem zustimmte.

    Wie wichtig doch die Darbietung einer Lüge war! Hätte Aurelia einfach nur gesagt ‚Der Weg war uneben‘, Lucia hätte es wohl geglaubt. Auch ein schlichtes ‚Ich bin wohl gestolpert‘ wäre Erklärung genug gewesen. Doch dieses vorgeschobene ‚Es ist gar nichts passiert‘, das nahm dem ganzen schlicht die Glaubwürdigkeit. Da musste irgendetwas Besonderes passiert sein! Lucia ertappte sich dabei, wie sie sich wünschte nicht gelesen sondern den Weg beobachtet zu haben, denn jetzt wollte sie nur noch lieber wissen, was genau geschah. Ärgerlich, denn nachfragen konnte sie nun wirklich nicht. Aber vielleicht hatte es ja einer ihrer Sklaven mitbekommen! Das war eine Möglichkeit mit der Lucia ihre Neugierde auf später verschieben konnte. Jetzt hieß es aber erst eine passende Antwort zu geben, ein bisschen Empörung aber möglichst nicht zu übertrieben: „Ts! Man sollte den zuständigen Gärtner auspeitschen!“ Lucia schüttelte den Kopf.


    Ihr Vorschlag die Wunden zu reinigen wurde angenommen, aber leider sehr unbedacht ausgeführt. Lucia, die grade an einer der angebotenen Früchte knabberte, zuckte empathisch und… nein! Nicht auch noch da Kleid! Das war zwar vielleicht eh schon ruiniert, durch das Loch auf Kniehöhe, aber es tat doch jeder modebewussten Frau weh, wenn ein schönes Stück unnötig Schaden nahm. Unsicher, ob sie sich einmischen sollte, fing sie Aurelias hilfesuchenden Blick auf und gab Sekunda sofort einen Wink.


    Diese trat sofort hervor, unerwartet flink für alle die sie eben die kleine Strecke haben laufen sehen. „Lass mich dir helfen, Kind“, sprach sie zu der jungen Sklavin und nahm ihr behutsam die Weinkaraffe ab. „Ein sauberes Tuch, bitte!“, verlangte sie von der jüngeren und wandte sich, während dieses besorgt wurde Aurelia zu. „Darf ich mir deine Hände eben genauer ansehen, Herrin?“, bat sie respektvoll und streckte ihre eigenen aus. Diese waren wie die Hände der meisten alten Leute faltig und mit dicken Venen durchzogen, aber ihr Griff war warm und behutsam. Sofern Aurelia ihr ihre Hände überließ, würde Sekunda erst eine dann die andere vorsichtig in ihre linke legen und mit der rechten so behutsam wie nur irgendwie möglich kleine Steinchen oder ähnlichen Schmutz herauspicken. „Es tut mir leid, wenn das schmerzt, Herrin, aber es muss sein.“ Zum Glück war durch die Weindusche nicht mehr allzu viel Schmutz an den Händen zurückgeblieben.


    Lucia versuchte sich indes in ablenkender Konversation. „Sekunda hier ist eine Perle, sie ist seit ich ein Säugling war an meiner Seite.“, erzählte sie einfach mal darauf los. „Sie könnte dir Geschichten erzählen, pah!“, Lucia kicherte und Sekunda sah kurz zu ihrem Schützling auf, ehe sie weitermachte. „Aber zum Glück tut sie das nicht. Das könnte ziemlich peinlich für mich werden.“

    Die arme Frau!, war alles was Lucia denen konnte, als die Fremde da so auf sie zu gehumpelt kam. Aber sie wollte allem Anschein nach Haltung wahren, weshalb sich Lucia gezwungen sah ihr Mitleid möglichst zu verbergen. Konnte Sekunda nicht ein wenig schneller Trippeln? Ach, sie hätte Arsinoe schicken sollen! Aber dafür war es jetzt eindeutig zu spät. Lucia musste sich dringend umgewöhnen. Für sie war es so natürlich für alle Aufträge erstmal Sekunda in Betracht zu ziehen, ehe sie überhaupt an Alternativen dachte. Aber das hier war schon wieder so ein Beispiel, dass grade Laufaufgaben den Jüngeren aufgetragen gehörten! Beim nächsten Mal, denkst du dran!, nahm sich Lucia fest vor.
    Außerdem gab es da grade noch ein ganz anderes Problem. Dadurch dass die Frau so langsam auf die Bank zu gehumpelt kam, dauerte der Blickkontakt unnatürlich lange. Wegschauen konnte Lucia jetzt schwerlich, das wäre sicher komisch angekommen. Aber sie durfte auch nicht starren, vor allem nicht auf das offensichtlich verletzte Bein. Oh je, wo hatte sie sich da nur reinmanövriert? Aber zum Glück ging auch diese Situation vorüber und die Fremde stellte sich vor. „Es freut mich dich kennenzulernen, Aurelia. Mein Name ist Tiberia Lucia, Schwester des Lucius Tiberius Lepidus.“, soviel zu ihrer gewohnten Vorstellung. Nach kurzem Zögern wurde ihr jedoch klar, dass sie jetzt noch etwas anderes anhängen sollte. „Und Frau des Titus Duccius Vala.“


    Die arme Frau hatte so offensichtlich Schmerzen und versuchte doch so krampfhaft sich normal zu verhalten, dass Lucia das Plumpsen auf die Bank bereitwillig übersah. „Ja, ein wundervoller Tag und gerne, danke.“ Dann kam jedoch das Händeklatschen und diesmal konnte auch Lucia nicht mehr anders als das schmerzliche Gesicht Aurelias zu spiegeln. Das musste grässlich wehtun! Erst zögerte Lucia noch, dann war sie sich aber sicher, dass diese Scharade so nicht weitergehen konnte. „Ich bewundere deine Haltung, Aurelia.“, begann sie also vorsichtig. „Ich habe leider nicht mitbekommen was genau geschehen ist, aber es sieht sehr schmerzhaft aus… und ich werde sicher nicht geringer von dir denken, wenn du deine Verletzungen eben behandeln ließest.“ Nun konnte auch endlich der besorgte Blick heraus.
    Sekunda stand nun neben der Bank und musterte die andere Patrizierin und ihre Sklaven unauffällig. Wenn sich die Frau dafür entschied ihre Verletzungen pflegen zu lassen, würde dann einer ihrer Sklaven dafür qualifiziert sein, oder würde sie selbst diese Aufgabe übernehmen müssen?

    Da waren sie also nun, Wahlkampf. So ganz hatte Lucia immer noch nicht verstanden, was genau sie hier tun sollte. Sie war einfach zu stolz gewesen um zu fragen, immerhin sollte Vala denken, dass sie dem ganzen hier leicht gewachsen war. Da stand sie also nun bei ihrem Ehemann, hübsch anzusehen und mit einem beständigen Strahlen auf dem Gesicht. Zuerst hatte Lucia den Eindruck, dass genau das ihre Aufgabe sein könnte: Dastehen und hübsch aussehen. Doch es dauerte nicht lange, da wurde auch sie bezüglich ihres Ehemannes angesprochen. Sie beantwortete gerne alle möglichen Fragen, sprach dabei aber bei weitem nicht so laut wie ihr Mann. Wenn sie das versuchte, würde sie am Ende noch zu Kreischen und Keifen anfangen und was machte das denn bitte für einen Eindruck? Nein, ihre Taktik war lieber einer nach dem anderen.


    So kam beispielsweise eine Frau zu ihr, unter einem Arm ein Brot auf dem anderen ein Säugling. „Mein Mann fragt deinen grade irgendwas Dummes“ Die Frau schaffte es irgendwie eine wegwerfende Handbewegung zu machen, ohne dass der Säugling auch nur in die Gefahr kam zu fallen. „Es gibt keine dummen Fragen.“, versicherte Lucia rasch. „Oh doch, wenn es einer schafft dumme Fragen zu stellen, dann der meinige!“, bestand die Frau auf ihrer Aussage. „Ich bin sicher er wird eine ehrliche Antwort bekommen, egal wie dumm er fragt.“, versuchte Lucia es nun anders. „Das wäre ja was ganz neues!“, amüsierte sich die Frau und schüttelte den Kopf. „Aber sicher!“ Die Frau lächelte nur ungläubig und schaukelte das Kind in ihren Armen. „Das Kleine ist aber herzallerliebst!“, wollte Lucia nun nur zu gerne das Thema wechseln. Wie bei den meisten Müttern, hatte Lucia wohl auch hier das perfekte Thema angeschnitten: Die Frau strahlte. „Ja, unser erstes Mädchen nach drei Buben, endlich! Ich hab schon bei den letzten beiden darauf gehofft, aber jetzt hab ich ja meinen kleinen Engel. Sowas macht eine Ehe erst perfekt!“ Daraufhin musterte so eingehend Lucias Tallie, dass diese ein wenig erötete. Ein fragender Blick, ein verlegenes Kopfschütteln mit einem Schulterzucken. „Rosenblätter! Das ist das Geheimnis, trink davor einen Tee aus Rosenblättern“, verriet die Frau mit einem Zwinkern. In diesem Moment kam zum Glück ihr Mann dazu. „Ah, wir können wohl endlich gehen. Versuch es und ich will verdammt sein, wenn du nicht in neun Monaten auch so einen kleinen Engel hast!“ Mit immer noch roten Wangen dankte Lucia der Frau und verabschiedete sich erleichtert.


    In diesem Moment beneidete sie fast die Männer die für das Schreien zuständig waren. Die wurden nicht angesprochen, die verkündeten nur immer wieder:
    „TITUS DUCCIUS VALA FÜR DAS KONSULAT!“

    „Ouh, das kenne ich nur zu gut. Was ist nur an diesen Häusern, dass man beständig das Gefühl hat eingesperrt zu sein?“ Lucia versuchte in einer Handbewegung die gesamte Casa Accia miteinzubeziehen. Sie schmunzelte ob Calenas kleinen Scherzes und griff kurz nach ihrer Hand, um ihre folgenden Worte zu bestärken: „So oder so freue ich mich, dass du gekommen bist!“ Sie fürchtete ungelegen zu kommen? „Ganz im Gegenteil! Es ist heute früh etwas passiert und wenn ich nicht bald mit jemandem darüber spreche, werde ich wahnsinnig. Dich schicken wirklich die Götter!“


    Das dauerte aber lange mit den Getränken!, dachte Lucia ungeduldig, dabei hatten die Sklaven kaum Zeit gehabt auch nur zur Kühe zu kommen. Lucia versuchte sich ein wenig zu beruhigen und ihre flatterigen Finger einzusperren, indem sie ihre Hände gefaltet in den Schoß legte. „Aber ich erschlage dich ja förmlich, tut mir leid. W bleiben meine Manieren? Möchtest du was besonderen Trinken oder Essen? Mach es dir doch bitte bequem. Ach, wo bleiben nur diese faulen Sklaven?“ Immer noch nicht wirklich genug Zeit vergangen, Lucia sei nicht so ungeduldig!

    „Ja, ist sie. Tritt doch bitte ein.“ Der Sklave nickte und machte die Tür frei. „Wenn du eben im Triclinium warten möchtest, dort ist es auch angenehm temperiert.“ Er führte sie und ihre Sklavin in den entsprechenden Raum und bat sie dort eben einen Moment zu warten.


    An Lucias Tür klopfte es und sie blickte leicht erschrocken auf. „Ja?“ War das jetzt Vala, der seine Drohung deutlicher machen wollte? Die Tür öffnete sich: „Besuch für dich, Domina. Decima Calena wartet im Triclinium.“ Lucias Gesicht erhellte sich und sie sprang sofort auf. Sie brauchte dringend jemanden zum Reden und Fortuna hatte wie so häufig die Hand über sie gehalten und ihr jemanden geschickt! Kurz blickte sich Lucia im Spiegel an: Keine perfekt hochgesteckten Haare, nein zwei schlichte, geflochtene Zöpfe, kein Schmuck und nur eine schlichte Tunika mit einem warmen Tuch. Ach, was sollte es. Calena wusste ja, wie Lucia aussehen konnte wenn sie wollte und da dies ein unangekündigter Besuch war… sie rechnete sicher nicht mit einem perfekten Erscheinungsbild und das würde eindeutig zu lange dauern!


    „Calena!“, begrüßte Lucia ihre ehemals angeheiratet Verwandte freudig und umarmte sie spontan. „Was für eine schöne Überraschung! Dich müssen die Götter geschickt haben!“ Lucia deutete Calena an es sich bequem zu machen und schickte auch gleich Sklaven los, um etwas zu Trinken und zu Knabbern zu besorgen. „Du bleibst doch ein bisschen, oder?“, fragte sie dann leicht verspätet, als ihr einfiel, dass es ja auch nur eine kurze Stippvisite sein könnte.

    Es war noch immer der Tag, an dem ihr Mann Lucia auf ihren ‚Brieffreund‘ angesprochen hatte. Gegen Mittag war sie auf einen absurden Gedanken gekommen. Er hatte doch davon gesprochen, dass die Frau so dumm war sich erwischen zu lassen. Hieß das jetzt, er hatte ihr einen Freibrief gegeben, dass sie machen konnte was sie wollte, solange sie sich nicht erwischen ließ? Das war absurd, einfach nur absurd! Aber irgendwie kam Lucia von dem Gedanken nicht mehr los. Warum konnten Männer nicht direkt sagen, was sie wollten? Mit einem ‚Ich bring dich um, wenn du mit einem anderen Mann schläfst‘ hätte Lucia eindeutig gewusst wo sie stand. Mit dieser komischen Geschichte… war sie einfach nur verwirrt und irgendwie auch wieder verängstigt. Sie saß nun schon den ganzen Tag in ihrem Zimmer und blickte aus dem Fenster, etwas das sie die letzten Wochen versuchte zu vermeiden. Doch das Grübeln wollte nicht aufhören.


    Es klopfte und natürlich gab es auch hier einen Sklaven, der die Tür öffnete. „Salve, Domina!“, grüßte er nach einer kurzen Musterung. Womit kann ich dienen?“

    Vor ihrer Hochzeit hatte Lucia vor so einigem Angst gehabt und die eigentlich schönste Sache der Welt war auf dieser Liste ganz oben gestanden. Vala war ihr zwar bei ihrem ersten Treffen alles andere als abstoßend vorgekommen, nein das war nicht das Problem. Aber sein Verhalten hatte in ihr alle möglichen Befürchtungen was seine Vorlieben und sonstigen Verhaltensweisen anging geschürt. Immerhin war er ja auch ein halber Barbar! Viele von diesen Befürchtungen hatte ihr damals wahrlich frisch gebackener Ehemann schon in der Hochzeitsnacht ausgelöscht und so langsam glaubte Lucia, dass dies mit der beste Teil einer Ehe war. Anscheinend tat es einem dabei nicht schlecht ein halber Wilder zu sein. Nicht dass Lucia großartige Vergleichsmöglichkeiten hatte (sie erinnerte sich zumindest nicht all zu deutlich), aber Holla die Waldfee!


    Sie lauschte dem wilden Schlag seines Herzens während er ihr über die Haare strich und war zufrieden, in jedem nur möglichen Sinne. Sie hatte die Augen geschlossen und genoss die Streicheleinheiten und wie sich Valas Herzschlag langsam wieder beruhigte. Als er dann zu sprechen begann vibrierte sein Brustkorb und seine Stimme hörte sich für Lucia seltsam hohl an. Sobald sie den Kopf jedoch ein wenig anhob legte sich das schon wieder. Lustig. Sie legte sich wieder hin, die Stimme klang komisch. Hoch, wieder normal. Sie war so in diese Beobachtungen vertieft, dass sie einen Moment brauchte, bis sie verstand was genau Vala da eigentlich sagte. „Das wäre wunderbar!“ Für sie war nur der Inhalt, was das Haus kaufen betraf, relevant. Vielleicht würde sie sich später noch an den Satz zum ‚während meiner Zeit hier in Rom‘ erinnern, aber sie kam grade nicht mal im Ansatz auf den Gedanken, dass man irgendwo anders als in Rom leben konnte. Sie drehte ihren Kopf, um Vala ansehen zu können, und strahlte. „Wenn das funktionieren würde, das wäre… wunderbar!“, ihr wollte grade kein anderes Wort mehr einfallen. Es war einfach wunderbar!

    Als sie zum ersten Mal angeschnippst wurde, bekam Vala einen strafenden Blick von Lucia. Das tat zwar nicht wirklich weh, aber ein bisschen unangenehm war es schon. Was machte er da, dass er so gedankenverloren starrte? Beobachtete er das durch das Schnipsen verursachte wackeln… im Ernst? Sofern sie das Verhalten aller Männer an Vala messen konnte, wovon sie jetzt einfach mal großzügig ausging, musste Lucia sagen: Männer waren komisch! Doch er schien ihr Anliegen diesmal tatsächlich ernst zu nehmen, da wollte sie nicht so sein. Sollte er sie weiter wackeln lassen, wenn er so viel Spaß daran hatte… es sah ja auch irgendwie lustig aus, fand Lucia.


    Was dann von Vala kam entsprach zwar nicht ganz Lucias Erwartungen, es enttäuschte sie aber auch nicht. Keine Feiern, wohl kein neues eigenes Haus, aber immerhin Gespräche mit einem klaren Ziel führen und nicht das ewige Klatschen und Tratschen (wobei das natürlich auch seinen Reiz hatte, aber alles halt in Masen). Und (!) er machte ihr ein Kompliment, das nichts mit ihrem Aussehen zu tun hatte. Ein ehrliches Lächeln breitete sich auf Lucias Gesicht aus. „Das klingt doch nach einem guten Anfang.“, schnurrte sie zufrieden. Es war zwar irgendwo darin ein vielleicht zu hören gewesen, aber sie wollte ihr Glück grade nicht überbeanspruchen. Sie hatte immerhin einen Großteil von dem bekommen was sie wollte: Vala hatte sie ernst genommen und er hatte von sich aus Vorschläge gemacht, wie sich ihre Situation bessern konnte. Ihr Kopf war zufrieden, er wollte nur noch einen Satz loswerden: „Vergiss es nicht, ja?“ Nicht dass er jetzt grad einfach alles sagte nur um wieder zu dem ‚Beischlaf und so‘ zurückzukehren.


    Nun war es eigentlich so weit. Lucias wegen konnten sie das Reden beenden und Taten sprechen lassen. Doch eben diese Taten waren ein Problem. Wie signalisierte sie das jetzt am besten? Unsicher ob der ihr noch ziemlich unbekannten Sache, versuchte sich Lucia an einem kleinen Scherz: „Und jetzt, du wunderbarer Wilder: Gib mir den Barbaren!“ Sie schaffte es nicht den Satz ohne zu giggeln auszusprechen, aber sie öffnete dabei einladend die Arme. Diesmal würde sie nicht mehr fluchen, sondern einfach genießen.

    Obwohl sie schon direkt bei der Erwähnung des Briefes so was in der Art erwartet hatte war Lucia bei diesem wie eingeübten Wortwechsel dennoch bestürzt. Schon auf halber Strecke ließ sie die Trockenfrucht zurück auf ihren Teller fallen, ihre Finger fühlten sich plötzlich kalt an. Als es dann ums Ertränken ging, schloss sie ihren mit einem Mal ziemlich trockenen Mund und versuchte zu schlucken. Sie fühlte sich immer mehr wie ein verschrecktes Kaninchen vor der Schlange. Da sie sich nicht anders zu helfen wusste, versuchte sie wütend auf den Sklaven zu werden, der grad viel zu eifrig die Frau als Stümperin bezeichnete. Dabei war das alles so lächerlich! Sie und Avianus? Niemals wäre sie auch nur auf die Idee gekommen. Der Kerl war einfach amüsant, mehr nicht! Siewollte irgendwas in die Richtung sagen, da traf sie Valas kalter Blick und sie erstarrte.


    Das darauffolgende Lächeln nahm sie kaum war, ehe sich Vala auch schon verabschiedete. „Du auch.“, erwiderte sie mechanisch den Abschiedsgruß. Dann waren Vala und sein Schatten von einem Sklaven auch schon zur Tür hinaus. Letztere nicht ohne Lucias Unwohlsein durch diesen Blick noch zu verstärken. Kaum waren sie verschwunden, wischte sich Lucia mit dem Handrücken den kalt brennenden Kuss von der Wange. Sie saß noch eine ganze Weile am Frühstückstisch, ohne etwas zu sich zu nehmen. Je länger sie darüber nachdachte, umso mehr verstand sie warum Vala offensichtlich Angst hatte, dass sie ihm auch Hörner aufsetzte. Es wäre nur zu natürlich und hatte sie das indirekt nicht auch schon auf Sergias Feier? Lucia biss sich auf die Unterlippe und starrte auf die neue Vase. Was sollte sie tun?

    Naja, der Keks war ja nicht komplett weg. Er war nur versteckt bis sich Vala ihn verdient hatte. :D Es war schon schwer die eigene strenge Miene aufrecht zu erhalten, wenn man so einem Blick ausgesetzt war, doch irgendwie gelang es Lucia. Sie jubilierte innerlich, als Vala sich tatsächlich neben sie legte. Sie hatte es wirklich geschafft seine Aufmerksamkeit zu bekommen! Naja, zwar nicht ungeteilt, aber da es ja ihre Brüste waren wollte sie mal nicht so sein. Auch wenn diese Spielerei sie selbst nicht unwesentlich ablenkte.
    „Genau das ist ja das Problem. Man lässt sich hübsch machen, um sich irgendwo mit Freundinnen zu treffen um zu sehen und gesehen zu werden und vielleicht einen heiratswilligen Mann auf sich aufmerksam zu machen. Der letzte Teil fällt für mich ja nun… offensichtlich… weg und diese ganze Schönheitspflege nur um mit den Freundinnen immer wieder über die gleichen Themen zu schnattern, das langweilt mich! Ich hab in der Villa Tiberia immerhin den Haushalt geführt, Feste veranstaltet und für Lepidus bei seinen Verbündeten Schönwetter gemacht.“ Während Lucia sprach gestikulierte sie mal in der Luft herum, mal schob sie Valas Finger von einer arg zu kitzeligen Stelle weg. Zum Schluss sah sie ihn dann auffordernd an.

    Beinahe hielt Lucia die Luft an, während sie auf weitere Erläuterungen seitens Vala wartete. Doch sehr viel kam da nicht mehr. Auch wusste sie nicht wirklich was sie darauf jetzt erwidern sollte. Beinahe alles was ihr in den Sinn kam würde Valas jetzige Position herabwürdigen und das wollte sie um des lieben Hausfriedens willen lieber nicht. Also blieb es ihrerseits bei einem stummen Nicken, gefolgt von noch verwirrterem Starren. Der Pfirsich wurde noch immer auf halber Höhe gehalten und würde diese Position wohl so schnell auch nicht verlassen, denn jetzt begann Vala mit einem Messer zu spielen. War das jetzt aggressiv oder nur gedankenverloren? Warum hatte er überhaupt den Brief angesprochen? Und wieso beschäftigte sie grade sie Sache mit dem Brief so viel stärker, als die große Ankündigung das Konsulat anzustreben? Unbemerkt hatte sich Lucias Mund halb geöffnet, während sie nun die Bewegungen des Messers nachverfolgte. Sollte sie nachfragen? Sie war sich alles andere als sicher und tat deshalb lieber erstmal garnichts.

    Lustiger weise halfen ihr sein offensichtlicher Sarkasmus und sein nicht weniger eindeutiges Entsetzen über den von ihr neu-gewählten Zeitpunkt sich ihrer Sache wieder ein wenig sicherer zu werden. Ihre Mundwinkel zuckten amüsiert, bei seiner sarkastischen Erläuterung, was sie hier eigentlich vorhatten. Eine schöne Idee für so zwischendurch, drollige Ausdrucksweise!
    Die Streicheleinheit an der verräterischen Stelle ließ Lucia überrascht zusammenzucken. Verdammte Axt, sie war da grad viel zu empfindlich für so eine unvermittelte Berührung! „Du machst das ja auch sehr gekonnt.“, erwiderte sie auf den ersten Teil beinahe verschämt. Die Darstellung, was er normalerweise zu hören bekam war jedoch wieder so drollig, dass ihr ein kleines Kichern entwischte. Das sagten Frauen? Das konnte sie nicht glauben, nie und nimmer! Aber das musste sie später genauer erörtern, jetzt war erstmal was anderes wichtig: „Ja, jetzt. Da wir das vorhin ja nicht hinbekommen haben!“, versuchte sie so bestimmt zu sein, wie es nur möglich war wenn man nackig auf dem Rücken lag. „Denn sobald das hier wieder rum ist hast du ja deinen Termin mit diesem Kerl da und mir wird immernoch die ganze Zeit langweilig sein!“ Während sie sprach tippte sie Vala gegen die Brust und deutete anschließend auf die Tür um zu verdeutlichen welchen Termin sie da meinte, sie hatte ihn vorhin ja bestenfalls nur mit halbem Ohr mitbekommen. „Ich will eine Aufgabe und ich will ernst genommen werden!“, wiederholte sie zur Sicherheit nochmal ihre Forderungen.

    War es ihm wirklich so egal? Lucia konnte nicht anders als Vala skeptisch zu mustern. Da lag doch noch irgendwas im Argen, oder etwa nicht? Feine Linien zeigten sich auf Lucias Stirn, während sie versuchte sich auf diese beiläufige Bemerkung einen Reim zu machen. Warum fragte er überhaupt wenn er sich dann mit so einer Antwort zufrieden gab? Es schien Vala nicht aufzufallen, oder wenn dann zeigte er es nicht, aber Lucia konnte nicht anders als ihn eine ganze Weile nachdenklich anzustarren. Die halb gegessene Trockenfrucht hatte sie dabei scheinbar auf halber Höhe zwischen Teller und Mund vergessen.


    Die nächste Neuigkeit war für Lucia zwar persönlich nicht ganz so heftig, aber immernoch überraschend genug. „Oh? Das ist ja… ambitioniert.“, versuchte sie dem beiläufige Gespräch etwas beizufügen. Ärgerte sich aber schon im nächsten Moment selbst über ihre Wortwahl. Interessant? Ne, wäre auch nicht besser gewesen. Toll? Wie platt ginge es denn noch? Naja, vielleicht war ambitioniert garnicht so verkehrt. Warum machte sie sich überhaupt solche Gedanken um ein einziges Wort? Naja… Irgendwie fühlte sie sich wegen der ersten Frage wie im Rampenlicht, als ob jede ihrer Bewegungen beurteilt und jedes Wort auf die Goldwaage gelegt werden würde. Gebannt wartete sie, worauf Vala wohl hinauswollte.

    Lucia konnte nicht verleugnen, dass ihr das Alles im Grunde gefiel. Ihr Körper vertrat diese Meinung auch ziemlich eindeutig: ‚Ein attraktives Alpha-Männchen ist an mir interessiert: Aber gerne doch!‘ Nur leider hatte auch der Kopf da etwas mitzureden und dieser war noch beinahe vollständig auf Er nimmt mich nicht ernst, der Holzkopf! eingeschossen. ‚Die Hand liegt da genau richtig, oh nein, da ist ja noch besser!‘ Der tut ja so, als ob ich garnichts mitzureden hätte! ‚Wie angenehm warm doch seine Finger sind.‘ Draufhauen sollte man! ‚Aber was er da am Hals macht muss dir doch gefallen! Eigentlich ja, aber er hat mir überhaupt nicht zugehört! Da war es nicht verwunderlich, dass Vala ob der eindeutig zwiespältigen Signale von Körper gegen Kopf (wobei der Kopf ja umso einiges lauter war, dank der Schimpfwörter) irgendwann den Nerv verlor.


    Lucia triumphierte und war gleichzeitig enttäuscht. Sie bewegte unsicher ihre Schultern, immerhin war sie was das hier anging alles andere als eine Expertin, und sprach mit einem schiefen lächeln: „Ich weiß, worauf du es gerne hinauslaufen hättest.“ Ihre Mine wurde trotzig. „Die Frage ist aber viel eher ob du überhaupt noch weißt, was ich von dir wollte bevor du dich einfach mal hierfür entschieden hast!“ Er wusste es wahrscheinlich garnichtmehr. Am liebsten wäre Lucia dem kritischen Blick ausgewichen, doch sie zwang sich selbst Vala in die Augen zu blicken.

    Jetzt saßen sie ja doch häufiger beim gemeinsamen Frühstück. Naja, Lucia hatte es aufgegeben ihrem Mann jeden Morgen auszuweichen. Das war eindeutig zu stressig! Eigentlich war das gemeinsame Essen sogar ganz nett, befand Lucia während sie an einem der getrockneten Pfirsiche knabberte und die morgendliche Ruhe genoss. Aber dann… Dann stellte Vala so aus dem Nichts diese Frage. Beinahe hätte sich Lucia vor Schreck verschluckt. Sie machte ein seltsam ersticktes Geräusch, ehe sie s schaffte das Stück in ihrem Hals herunterzuwürgen. Ihr Blick huschte zu ihrem Mann, der glücklicherweise nicht besonders alarmiert aussah. „Och“, antwortete sie deshalb bewusst ähnlich beiläufig wie dieser selbst. „Nur ein Bekannter.“ Sie biss sich auf die Zunge, um nicht einfach wild darauf los zu plappern. Hatte sie Myrsini doch verraten? Oder hatte der Postsklave gequatscht? Sie hätte Avianus die Briefe weiter an die Villa Tiberia schicken lassen sollen! Verdammt! Möglichst unschuldig hängte sie ein „Wieso?“ hinten dran.

    Wie konnte er einfach? Einfach so, ohne sie überhaupt zu beachten! Das war doch eine Unverschämtheit! Lucia holte empört Luft, wo sie Von Vala da einfach wieder so an sich gezogen wurde. „Was fällt dir ein?“, entrüstete sie sich. Die Empörung kam jedoch nicht so wirklich gut rüber, da sie beim anschließenden Biss in den Hals schon wieder quietschen musste. Kurz darauf waren ihre Klamotten verschwunden und Lucia wurde von geschickten Händen beinahe komplett von ihrem Zorn abgelenkt.


    Da meldete sich unvermittelt dieser Sergius oder so zu Wort. Lucia zuckte erschrocken zusammen. Diesem unverschämten Kerl gehörte eindeutig mal der Pelz gegerbt! Sie selbst fühlte sich mit einem Mal wieder mehr als unwohl und versteifte sich spürbar. Sie wollte einfach mal davon ausgehen, dass Vala ihr Unwohlsein bemerkte und deshalb alle hinausschickte. Warum sollte er es auch sonst tun? Aber dass er dann einfach weiter machen wollte und sie einfach zu den Klinen trug, das war dreist!


    Sie schlug ihm gegen den Oberkörper, selbst nicht genau wissend, ob das jetzt spielerisch war oder nicht. Denn sie war ja noch sauer und sie wurde immer wütender, eigentlich… „Zipfelgladdscha!“, war die einzige der eben beigebrachten Beleidigungen, an die sich Lucia noch erinnern konnte. Doch das reichte eindeutig nicht, um ihren Mann hier zu beschreiben! Da musste sie sich wohl wieder auf altbekannte Schimpfwörter verlegen: „Blödmann! Idiot! Du dummer Holzklotz!“ Sie trommelte gegen seine Brust und zappelte um es ihm schwerer zu machen, doch echte Gegenwehr war das nicht mehr. Nichtsdestotrotz fluchte sie fast die ganze Zeit weiter. „Blöder Depp!“ Sobald ihr nichts mehr Neues einfiel wiederholte sie sich halt. Auch egal. Hauptsache Vala verstand was für ein „Gemeiner Riese!“ er war!

    Lucia strahlte Silanus an. Er hatte ihr einen wirklich wunderbaren Abend verschafft und nun hatte sie auch noch die Aussicht auf einen weiteren. Wie Flaminina wohl auf die Neuigkeiten reagieren würde? Lucia war gespannt!


    Geduldig wartete sie, bis sich ihr Ehrengast verabschiedet hatte. Sie war ganz froh um die kurze Ruhepause, hatte sie beim Aufsetzen doch einen sanften Schwindel bemerkt. So viel hatte sie auch wieder nicht getrunken! Und tatsächlich legte sich das Gefühl schon nach wenigen Herzschlägen wieder. Vielleicht war ja auch nur ihr Kreislauf durch das Liegen ein wenig durcheinander gekommen. Oder eine Mischung aus beiden. Ja, das musste es wohl sein.


    Am liebsten hätte sich Lucia spontan bei Silanus eingehakt auf dem Weg zur Tür, doch er ließ ihr den Vortritt und nahm ihr damit diese Möglichkeit. Naja, vielleicht ein andermal. Sie führte ihn zur Tür und legte ihm dort eine Hand auf den Unterarm. „Ich danke dir für dein Kommen, Lucius, ich hatte einen wunderbaren Abend!“ Spontan reckte sie sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich kann es kaum erwarten die Flaminina vorzustellen, sie wird von dir begeistert sein!“

    Lucia hatte mal wieder ein wenig Luft gebraucht. Ihr neues Zuhause kam ihr so winzig, so beengend vor. Wenn sie mal mit unvoreingenommenen Augen auf die Casa blicken würde, fände sie das vielleicht garnicht. Aber allein die Tatsache nicht die uneingeschränkte Herrin im Haus zu sein und nicht schalten und walten zu können, wie es ihr grade passte… allein das ließ sie sich schon eingeengt fühlen. Aber schon wieder in die Thermen? Wieder mit den gleichen Leuten und den gleichen Gesprächen über den Markt schlendern? Nein, Lucia brauchte Abstand, vielleicht ein wenig Ruhe, sofern man diese in Rom denn überhaupt finden konnte. Die Gärten schienen ihr da noch die beste Wahl zu sein. Das hieß aber, dass sie sich vorbereiten musste. Wie eigentlich immer, wenn sie aus dem Haus ging, aber für die Gärten und das dort übliche sehen und gesehen werden musste es schon ein bisschen besser als immer sein. Das hieß diesmal musste mal wieder die alte Sekunda ihre ganze Kunst zeigen. Die junge Arsinoe hatte zwar schon genug gelernt, um sie dem gewöhnlichen Alltag entsprechend herzurichten. Doch sie verstand es noch nicht wie die Alte mit nur wenigen Kniffen das Beste aus Lucias Gesicht herauszuholen und den perfekten Schmuck zu wählen. Dann noch eines ihrer guten Kleider mit einem etwas wärmeren Tuch. Zwar schien die Sonne, was mit ein Grund war weshalb sich Lucia überhaupt für die Gärten entschieden hatte, aber sie fand es doch schon recht kühl.


    In den Gärten angekommen hatte sie sich schließlich dafür entschieden doch nicht die absolute Abgeschiedenheit zu suchen. Dafür war es einfach zu viel Aufwand gewesen um hierher zu kommen. Ein wenig gesehen werden wollte sie schon. Sie hatte es sich also auf einer Parkbank gemütlich gemacht, von wo aus sich die dahinflanierenden anderen Gäste hervorragend beobachten ließen. Die alte Sekunda saß neben ihrer Herrin, sie war einfach nicht mehr so sicher auf ihren Füßen wie noch vor wenigen Jahren. Da fand es Lucia durchaus angebracht, dass die treue Leibsklavin ihre Dienste auch auf diese bequemere Art erledigen konnte. Neben der Parkbank standen Arsinoe und Myrsini, die Lucia inzwischen auch fast überall hin mitnahm. Sie traute dem Geschenk ihres Mannes zwar immer noch nicht hunderprozentig, aber sie hatte sich als recht zuverlässig erwiesen und war eine angenehme Gesellschaft. Arsinoe versuchte mal wieder ihre Kollegin in ein Gespräch zu verwickeln: „Ist es nicht erstaunlich, wieviele unterschiedliche Blüten es sogar jetzt noch gibt?“ Die junge Frau hatte schon eine ganze Weile die Pflanzen hinter der Parkbank bewundert, ehe sie sich zu diesem Kommentar hatte hinreißen lassen.


    Lucia las grade in dem neusten Brief ihres Lieblings-Optio und schwankte wie jedes Mal zwischen Amüsement und Verdruss. Der Mann hatte durchaus einen ärgerlich unterhaltsamen Stil, der sie dazu reizte ihm direkt hier eine Antwort zu schreiben. Sie musste immerhin klar machen, dass sie es nicht nötig hatte nicht die erste und somit auch nicht die einzige zu sein. Wie konnte er überhaupt etwas anderes… "HELFT MIR AUF!!", unterbrach ein nahes Keifen Lucias Gedankengang. Sie blickte auf und entdeckte sofort die Quelle des störenden Geräusches. Eine Frau, wohl im gleichen Alter wie Lucia selbst, hatte es auf die Nase gelegt. Sie biss sich auf die Lippe um die unangebrachte Heiterkeit ob dieses Vorfalls im Keim zu ersticken und signalisierte Sekunda nun doch aufzustehen. „Geh und biete der Frau den Platz hier neben mir an, sie wird sich setzen wollen.“ Sekunda nickte, erhob sich langsam und trippelte bei weitem nicht mehr so schnell wie früher zu der Gefallenen und den Sklaven um sie herum. Es dauerte ein wenig, bis sie am Ort des Geschehens ankam und sich gebührend respektvoll verneigte. „Meine Domina, bietet dir den Platz neben sich an, Herrin.“, wiederholte sie Lucias Angebot und wies mit einer mühsamen Geste in die entsprechende Richtung. Lucia hatte inzwischen Arsinoe die Papyrusrolle in die Handgedrückt und versuchte nichts als einladend zu lächeln.


    Sim-Off:

    Ich bin mal so frei ;)