Lucia lümmelte etwas lustlos auf der Kline. Es war schon längst Essenszeit, aber Lepidus hatte sich mal wieder in seine Arbeit vergraben und wohl die Zeit vergessen. Es war häufiger so, dass ihr Bruder mal die Vorspeise verpasste, also sah Lucia noch keinen Handlungsbedarf. Als dann aber das Hühnchen aufgetragen wurde und er noch immer nicht auftauchte, winkte Lucia Arsinoe zu sich. „Hier, nimm den Teller und stell etwas für Lepidus zusammen! Der Gute fällt uns sonst noch vom Fleisch!“ Während sich Lucia noch über ihre eigene Wortwahl wunderte, tat die junge Sklavin schon wie aufgetragen. „Sekunda, wie oft hab ich mich die letzten Woche mit Manlia getroffen?“ „Nur zwei Mal Herrin.“ „Seltsam…“, Lucia griff ohne groß auf die Ästhetik des Essens zu achten nach einem Stück Fleisch und mümmelte daran. Manlia hatte eindeutig auf sie abgefärbt, zumindest in der Art zu reden… Bald müssten auch wieder die neue Lottozahl veröffentlicht werden! Diesmal würde sie gewinnen, da war sich Lucia sicher! Vorletzte Woche war es immerhin nur knapp daneben gewesen! Arsinoe war fertig mit dem Teller und hielt ihn Lucia kurz zur Bewertung hin. „Zumindest wird er nicht mehr hungrig sein.“, kommentierte Lucia und schickte Arsinoe mit einem Wink auf den Weg. „Sekunda, sag. Wo sind denn die Musiker?“ Es war doch ganz schön fade so allein zu essen! Sie würde für morgen Flaminina einladen! „Soll ich den Flötisten rufen lassen, Herrin?“ „Ja, tu das!“
Beiträge von Tiberia Lucia
-
-
http://www.imperiumromanum.net…va_galerie/roemerin05.jpg Gekonnt rollte Stratonice ein Klümpchen Teig nach dem anderen zwischen ihren flachen Händen zu wohlgeformten Kugeln. Es war eine eigentümlich befriedigende Arbeit, auch wenn sie keine große Aufmerksamkeit erforderte. Schon gar nicht wenn man wie die Köchin schon Abertausende von den kleinen Bällen hergestellt hatte. Die Hälfte des Teiges war verarbeitet, da blickte sie wieder auf und sah zufrieden, dass Iotape das Huhn bereits auf das Silbertablett legte. Tarius schien indes die Zähne zusammen zu beißen, um vor Iotape keine Schwäche ob der verbrannten Finger zu zeigen. Solange die offensichtliche Vernarrtheit des Jungen dazu führte, dass er in der Küche sein Bestes gab, war Stratonice gerne bereit darüber hinwegzusehen, sie hoffte nur dass er auch mit gebrochenem Herzen so weiter machen würde wie bisher. Da begann Iotape ein Liedchen zu trällern, waren denn alle übergeschnappt? Bis zum Frühling war es doch noch lange hin! Stratonice schüttelte mit einem Lächeln den Kopf über die Jugend im Allgemeinen und Iotape im Besonderen und legte die letzte Kugel neben den Rest.
„Tarius, die Apfelschnitzen!“, verlangte sie zwischen zwei Strophen und der Junge beeilte sich die Schüssel zur Köchin zu bringen. Diese drückte die Kügelchen indes im Rhythmus zu perfekten kleinen, runden Tellern und summte den Refrain mit. Sogar der Klaps, den Tarius für das Naschen einer Apfelspalte bekam, passte zum Rhythmus – Iotapes gute Laune war eindeutig ansteckend!
„Ab mit dem Essen zu den Herrschaften, du schönes Mädchen!“, befahl Stratonice nach der letzten Strophe mit einem ironischen Schmunzeln und einem abermaligen Kopfschütteln, ehe sie begann die Apfelspalten auf den Teigtellern zu arrangieren. -
http://www.imperiumromanum.net…va_galerie/roemerin05.jpg Zufrieden ließ Stratonice ihren Blick durch den Raum wandern, heute war in ihrer Küche alles und jeder an seinem Platz, so wie es sein sollte. Es stand kein großes Essen mit irgendwelchen politischen Freunden des Herrn an, ihre Herrin war ohne ihre lautstarke Freundin wiedergekommen, nicht mal irgendwelche Verwandte waren zu Besuch. Man konnte den Tag fast als langweilig bezeichnen und Stratonice genoss es mal nicht über einen aufgeschreckten Ameisenhaufen wachen zu müssen. Über dem Feuer köchelte ein herzhafter Eintopf, welcher für die Sklaven bestimmt war und daneben nahm eben Tarius das Huhn vom Herd, das Abendessen für die Herrschaften. Ein erstaunlich hoher Aufschrei und ein darauf folgendes Klappern deuteten an, dass sich der junge Tollpatsch wohl verbrannt hatte und der Topf zurück auf den Herd hatte fallen lassen. Stratonice war selbst grade dabei den Teig für die süße Nachspeise zu kneten, also rief sie: „Iotape! Hilf Tarius und richte das Huhn auch gleich an!“ Gewohnt dass ihre Anweisungen ohne zu Zögern ausgeführt wurden senkte Stratonice wieder den Blick und nahm kleine Stücke vom Teig ab, welche sie geschickt zu ebenmäßigen Kugeln formte.
-
Er hatte damit gerechnet, er sagte es selbst. Aber warum sah er dann so aus, als ob Lucia ihn tödlich beleidigt hätte? Die junge Tiberia war hin- und hergerissen zwischen Angst und Wut. Flucht oder Angriff? Die doch recht eindeutige Drohung zum Schluss machte ihre Wahl nicht einfacher. „Ich hoffe doch, dass dies hier keinen Keil zwischen unsere Familien treibt.“, brachte sie mit überraschend fester Stimme hervor, trat jedoch gleichzeitig einen Schritt zurück. „Ich sollte vielleicht besser wieder reingehen… Ja, das werde ich dann jetzt wohl auch besser.“ Sie zwang ein schiefes Lächeln auf ihre Lippen. „Vale.“ Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging mit bemüht gemessenen Schritten zurück nach drinnen, ehe sie sobald sie außer Sichtweite des Ducciers war endgültig die Flucht in ihr Zimmer ergriff.
-
Er schien ihr zu glauben, wenigstens etwas. So würde er zumindest so schnell nicht wieder auf dieses Thema zu sprechen kommen und Lucia konnte erstmal ihre Gedanken bezüglich des Iuliers ordnen. Ihr schmollender Blick fiel auf ihren Bruder, der so überhaupt nicht dasaß wie sonst. Es schien fast so, als ob nicht nur er sie, sondern sie ihn nicht minder aus dem Konzept gebracht hatte. Dies versöhnte Lucia fast auf der Stelle und sie richtete sich mit einem schwesterlichen, leicht heimtückischen Lächeln auf. Sie kam sich unerhört gut dabei vor, als sie Lepidus folgende rhetorische Frage stellte: „Könnte es sein, dass du wissen wolltest, wie es gelaufen ist, als du mich ‚zum Iulier als Begleitung entsandtest‘?“ Er hatte ihr sicher auch noch selbst etwas zu erzählen gehabt, aber diese Gesichte passte Lucia jetzt einfach nur zu gut in den Kram.
-
„Das klingt doch ehrenhaft!“, bestätigte Lucia ihren Verwandten unsicher. Zumindest in ihrer naiven Weltsicht schienen sich die beiden zu ähneln, denn Lucia empfand den Gedanken die Pax Romana zu erhalten tatsächlich als ehrenhaft. Dazu kam natürlich noch die Erleichterung über etwas konkretes und vielleicht zukunftweisendes Reden zu können, weshalb sie dieses Thema nur zu gerne aufnahm: „Das klingt, als hättest du schon genaue Pläne?“ Sie lächelte ihn leicht unsicher an. „Und bei allem was du dir vornimmst, du kannst dir sicher sein, dass ich für Calena und Flaminina sorgen werde, so gut ich kann! Ich meine, sollte dir irgendetwas…“ Lucia räusperte sich verlegen und klopfte verstohlen dreimal auf das Holz ihres Hockers. Sie wollte ja kein Unheil auf Verus herabbeschwören. Sie wollte ihm nur versichern, dass er sich diesbezüglich keine Sorgen machen musste.
-
Er meinte es ernst… Er meinte es tatsächlich ernst! Ein klitzekleiner Teil in Lucia hatte doch tatsächlich noch gehofft, dass Vala in Lachen ausbrechen würde und ihr versicherte, dass er diese bizarre Szene ein offensichtlich missglückter Scherz war. Doch er meinte es tatsächlich ernst!
Lucia biss die Zähne zusammen. Wie konnte sie dieser Barbar nur in so eine unmögliche Situation bringen? Es gab keine nette Art so ein Angebot abzulehnen, aber schließlich wollte Lucia auch nicht die Beziehungen ihres Bruders torpedieren. Also versuchte sie zögerlich an Valas Logik zu appellieren: „Du hast ja eben selbst gesagt, dass du weißt, was du für eine Partie für mich wärst. Und du hast von meiner Gravitas gesprochen. Deshalb hoffe ich, dass du mir diese Antwort nicht übel nimmst…“ Lucia biss sich auf die Lippe und konnte das Nein doch nicht so direkt aussprechen. „Ich meine, das kann ich meiner Familie, meinem Bruder doch nicht antun. Er hat sicher Pläne und… Ich hab meiner Familia gegenüber gewisse Verpflichtungen und… Du musst dir doch darüber im Klaren sein, dass das absolut unmöglich ist!“ Lucia schüttelte heftig den Kopf. „Aber wenn du dir darüber im Klaren wärst, dann hättest du mich offensichtlich nicht gefragt. Aber du hast es immerhin selbst gesagt! Zumindest hast du es angedeutet, dass du dir darüber im Klaren bist, auch wenn du zu anderen Schlüssen gekommen bist.“ Lucia war ins nervöse Plappern geraten und konnte ihrer eigenen Logik nicht so ganz folgen, wusste aber wenigstens absolut sicher worauf sie damit hinauswollte. Sie traute sich nur einfach nicht es direkt auszusprechen. Irgendwas an dieser Insel und an diesem Germanen bereiteten ihr ein mulmiges Gefühl und sie wollte ihn nur ungern wütend machen. „Ich meine, du musst es dir doch selbst schon ausgemalt haben, oder? Es… es… also… du verstehst das, oder? Ich mein, du kannst ja wohl kaum mit einer anderen Antwort gerechnet haben…“ Sie schluckte nervös und hoffte, dass Vala sie irgendwo mit einer Zustimmung zu ihrer Ablehnung unterbrach. -
Für Lepidus Verhältnisse fand Lucia ihn mehr als interessiert. Er fragte immerhin nach und schien auch tatsächlich mehr wissen zu wollen. Das wünschte sich Lucia manchmal, auch wenn es sie nicht im Mindesten aufhielt ihrem offensichtlich desinteressierten Bruder ihre eigenen Geschichten zu erzählen.
Aquila schien seinen Spaß daran zu haben die Geschichte zum Besten zu geben und Lucia spielte nur zu gerne mit. Sie lauschte ihm aufmerksam und legte im richtigen Moment die Hand an die Wange, während sie ein milde erschrockenes Gesicht machte. „Aber wollt ihr denn nicht sicher gehen, dass sie euch hier nicht irgendwann einfach überfallen?“
Die Erzählung ging weiter, über einen in einer Höhle versteckten Schatz. Lucia wandte sich an ihren Bruder: „Ob da noch etwas da ist, was denkst du?“ Und wieder an Aquila: „Habt ihr schon nach diesem Schatz gesucht, oder haben die Piraten alles wieder mitgenommen?“ -
Er sprach einfach weiter! Es war nicht zu fassen! Lucia konnte ihren entgeisterten Blick nicht von diesem Mann nehmen, der ein so unmögliches Angebot mit so großer Selbstsicherheit vortrug. Eine Heirat? Das war schlicht undenkbar! Lucia griff fester in den Stoff ihres Umhangs, nicht wissend was sie tun sollte. Vala sagte es doch selbst! Eine Patrizierin und ein Homo Novus? Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. Die folgenden schmeichelhaften Äußerungen hätten Lucia unter normalen Umständen mindesten zum erröten gebracht, doch jetzt verstärkten sie nur noch das unwirkliche Gefühl, das ihr diese Situation bereitete. Das war wirklich sein Ernst. Ihr wurde mulmig. Dem half auch der Duft der plötzlich unter ihre Nase gehaltenen Rose nicht. Lucia zuckte zusammen. Eine gepflückte Blume, sie hatte genug Zeit zum Lesen gehabt, um zu ahnen wofür diese auch stehen konnte und sie zog sich noch etwas tiefer in ihren Umhang zurück. Ihr Unbehagen wuchs in gleichen Maßen, wie Valas Rede an Entschlossenheit zunahm. Als er schlussendlich die Hand nach ihr ausstreckte zuckte sie abermals und wiederstand grade so dem Impuls zurückzuweichen.
Sie musste ganz offensichtlich etwas erwidern, nur was? Lucia wich Valas Blick aus und die Sekunden verstrichen. Irgendwas… Lucia rang um Worte, doch ihr Kopf war wie leergefegt. „I…ich…“, begann sie stotternd und schüttelte den Kopf. „Das…“, sie trat einen vorsichtigen Schritt zurück und räusperte sich. „Das geht doch nicht! Das ist doch… ein Scherz… oder?“ Der Satz klang wie eine Bitte, der mit einer fiebsigen unsicheren Frage schloss, die um Bestätigung bettelte. Endlich schaffte es Lucia auch Vala ins Gesicht zu blicken. Das konnte er einfach nicht ernst meinen! -
Auch ich wünsche allen nachträglich frohe Weihnachten und schon vorträglich einen guten Rutsch!
-
Lucia war sich nicht sicher, ob sich die beiden Männer nun vertrugen oder nicht, der Gesprächstonfall war irgendwie anders. Zumindest kam es Lucia so vor, denn wirklich zuhören konnte sie den beiden nicht, sie konzentrierte sich lieber auf die dritte männliche Person in der Runde. Der schien ihre Worte gut aufzunehmen und berichtete sogleich.
„Ein Auriga?“, wiederholte Lucia mit bewunderndem Tonfall. „Ich liebe Wagenrennen! Aber ist das nicht gefährlich?“ Als ob da je einen jungen Mann von irgendetwas abgehalten hätte, aber Lucia war auch zu sehr Mädchen, als dass sie sich nicht gleich sorgen würde. Außerdem schien es Männern zu gefallen, wenn sich eine Frau fürsorglich äußerte und sie versuchte hier ja schließlich eine Charmeoffensive, die Decimus ihr zum Glück äußerst leicht machte.
Die Frage nach ihren eigenen Talenten ließ Lucia kurz zögern. „Nichts so spannendes wie du…“, versuchte sie mit einem verlegenen Blick die Erwartung zu senken. „Aber ich beherrsche die Lyra recht gut und seit langem hat es niemand mehr geschafft mich in Mühle oder irgendeinem anderen Spiel zu schlagen.“ Sie grinste verschmitzt. Viel mehr gab es tatsächlich nicht über ihre Fähigkeiten zu prahlen, alles andere was sie konnte, hatte man als Frau einfach zu können oder sie wollte es lieber für sich behalten.
-
Diese Einladung zum Garten seiner Familie war offensichtlich nicht ernst gemeint, immerhin war Mogontiacum eine Stadt da im hohen Norden, dennoch ging Lucia mit einem Lächeln darauf ein: „Ich bin sicher, der Garten deiner Familia ist einmalig.“ Wirklich, Lucia, einmalig? Du hättest dir auch ein prachtvoll, oder ein fantastisch abringen können, aber nein, wir bleiben lieber bei dem mehrdeutigen ‚einmalig‘! Ihr lächeln flackerte kurz und wurde dann vom Zwinkern Valas wieder gekräftigt. Der Mann hatte wirklich eine erstaunliche Ausstrahlung.
Er dankte für ihr Kommen, das war ja auch das Mindeste, und fing an von seiner Heimat zu erzählen. Was sollte das denn werden? Wollte er ihr seine Kultur erklären, damit sie zwischen ihm und Lepidus vermittelte? Verwirrt strich sich Lucia ebenfalls die Haare aus dem Gesicht, mit ebenso wenig Erfolg wie Vala zuvor. So interessant das auch war, dass die Frauen bei den Wilden offensichtlich mehr Mitspracherecht hatten, hätte Vala ihr das nicht auch drinnen erzählen können? Wieder und wieder strich sich Lucia genervt die Haare aus dem Gesicht, während Vala dem Garten und ihr die Heiratspolitik erklärte.
Als Vala Lucia dann endlich wieder direkt ansah, bekam diese das Gefühl, dass er nun zum Punkt kommen würde. Was da kam, traf sie dennoch vollkommen unvorbereitet. Ihre Gesichtszüge entglitten ihr völlig: Lucias Augen wurden groß, ihr Mund öffnete sich und ihre Hand hielt mitten in der Bewegung inne. Sie musste sich verhört haben! Stumm wie ein Fisch öffnete und schloss sie ihre Mund ein ums andere Mal, ehe sie endlich ein paar heisere Worte herausbrachte: „ Bitte… bitte was?“ Ihre Hand strich endlich die Strähnen nach hinten und verschwand dann rasch unter dem Umhang, den Lucia fester um sich zog. Verwirrt blinzelte sie wieder und wieder und war sich immer weniger sicher, ob sie gerade wirklich gehört hatte, was sie gehört hatte.
-
Es war eindeutig eine gute Idee gewesen zunächst einmal Flaminina und Quintilia das Feld zu überlassen. So ein kleiner Klinsch war doch viel amüsanter, wenn man nicht selbst mitten drin steckte und bei jedem Wort eine dritte und vierte Bedeutung unterzubringen versuchte. Vor allem da diese Sergia anscheinend der Meinung war, dass sie, Lucia, jede neugierige Frage von einer der drei Grazien zu beantworten hatte. Denn ob sie antworten sollte und ob sie antworten wollte, waren immer noch zwei paar Schuhe. Lucia Antwort beschränkte sich also auf ein süßliches Lächeln, ehe sie den beiden Damen mit dem eindeutig größeren Temperament als sie, das Feld überließ.
Diese waren, ganz anders als Sergia und Tiberia bisher, ziemlich unverblümt, auch wenn Lucia zugeben musste, dass sich Flaminina eindeutig zurück hielt. Sie würde ihrer Freundin später wohl ein Lob aussprechen müssen, sie hatte schon einiges dazugelernt, wenn Lucia da an ihr erstes Treffen dachte…
Doch grade war immernoch viel zu viel los, als dass Lucia in Erinnerungen hätte schwelgen können. Duccia hielt sich komplett heraus und auch Flavia schien lieber abwarten zu wollen, wie das ganze ausging. Lucia beobachtete die beiden Schauplätze (Sergia – Decima und Paule&Tusca – Quintillia) mit funkelnden Augen und hätte gerne Wetten auf den Sieg abgeschlossen. Doch es war keine Manlia hier, mit der sie dieses Laster teilte, und ansonsten hätte sie nicht gewusst wen sie darauf ansprechen sollte, weshalb sich Lucia lieber wieder in das Gespräch Decima – Sergia einklinkte, um größeren Schaden zu vermeiden. „Hörst du, Flaminina, sie hat gute Kontakte zur Gens Decima. Ist das nicht wunderbar? Das heißt dass sie sich mit all ihren Fragen an diese Kontakte wenden kann und wir uns wieder der Entspannung widmen können. Ist das nicht schön?“ Zwar fragte sich Lucia, wie diese Kontakte wohl aussahen und wie diese gesamte Sache noch weiter gehen würde, doch wollte sie Flaminina lieber aus dem direkten Kreuzfeuer heraushalten. Gleichzeitig wurde Lucia umso bewusster, wie wichtig es war, dass Flaminina ihre übrigen Verwandten traf. -
Sekunda wäre fast dazwischen gegangen, als sich aus den Augenwinkeln eine männliche Gestalt ihrer Herrin näherte. Doch sie bemerkte noch rechtzeitig, dass es sich offensichtlich um einen Soldaten handelte. Um Lucia und auch sich selbst zu beruhigen strich sie wieder und wieder über die Oberarme ihrer Herrin und murmelte leise und tröstend vor sich hin.
Lucia zuckte dennoch erschrocken zusammen, als ihr das Blut vom hals getupft wurde. Es war alles in Ordnung, keine Narbe. Lucia schluckte trocken und versuchte sich an einem Nicken und einem Lächeln, doch das erste tat weh und das zweite wollte auch nicht so recht gelingen.
„Herrin, möchtest du versuchen aufzustehen?“, fragte Sekunda sanft und kämpfte sich selbst auf die wackeligen Beine.Indes versuchte sich ein beunruhigter Sklave durch die Menge der Gaffer zu seiner Herrin durchzudrängeln. Er hatte die verlangten Trauben in der Hand, bekam aber mit jedem weiteren Schritt ein immer schlechteres Gefühl. Endlich in Sichtweite, sah er seinen Kameraden leblos am Boden. Lucia versuchte nahe diesem sich auf Sekunda gestützt wieder aufzurichten, während die Freundin der Herrin mit einem Soldaten sprach. „Oh Sch….“, fluchte der Sklave inbrünstig und wollte rasch zu seiner Herrin treten um ihr beim Aufstehen zu helfen.
-
Gut, hatte sie ihn überzeugt zu Lepidus zu gehen? Lucia hätte sich gerne erleichtert gefühlt, doch Verus schien seine Worte nicht direkt umsetzen zu wollen. Lucia biss sich unsicher auf die Zunge und schielte hinüber zu Sekunda. Sie überlegte sich weiter fertigmachen lassen, auch um sich abzulenken, doch es gehörte sich absolut nicht, da Verus ja offensichtlich Probleme hatte. Arsinoe hatte inzwischen alles für die Haare weggeräumt und die Tiegelchen für das Gesicht hervorgeholt und stellte sie auf dem Tisch bereit. Doch Verus machte jeden weiteren Gedanken über Lippenrot und Lidschatten mit seinem nächsten kurzen Satz zunichte.
„Zur Legion? Warum? Wie kommst du denn darauf?“, fragte Lucia schockiert. Verus musste doch als Legat oder so etwas meinen, aber warum sah Lucia ihn schon als Fußsoldat herummarschieren? -
Ich vermute es geht nicht nur mir so, ich werd wohl bis Silvester für alle Antworten etwas länger brauchen.
Tut mir leid. -
Duccius hatte sie zu einem Gespräch gebeten. Sie! Nicht ihren Bruder, sondern sie. Lucia war mehr als verwirrt ob dieser Tatsache. Warum tat er das? Hatte sie es vielleicht bei der Cena übertrieben? Sie wollte doch nur ein bisschen schäkern… Oder sollte ihr ursprünglicher, kindischer Plan tatsächlich funktionieren? Hatte sie es dann nicht genau richtig gemacht? Hieß das jetzt sie könnte den großen Frauenhelden abweisen? Lucia wollte schon hinausstürmen, als ihr kam dass dem nicht so sein musste. Und selbst wenn dem so war, was würde das aus den diplomatischen Beziehungen zwischen Lepidus und Duccius machen? Das Ganze war eine Katastrophe!
Sekunda beobachtete wie ihre Herrin auf und ab lief, erst verwirrt, dann triumphierend. Sie schien hinausstürmen zu wollen und hielt mitten in der Bewegung inne, nur um stöhnend auf den Schemel zu sinken und das Gesicht in den Händen zu vergraben. „Willst du dir nicht lieber etwas überziehen, ehe du rausgehst?“, fragte die alte Frau trocken, bekam jedoch nur einen strafenden Blick als Antwort.
Lucia drohte indes sich immer mehr in diese Geschichte hineinzusteigern. Was sollte sie nur tun? Sie konnte den Duccier wohl kaum zurückweisen, aber mit ihm schlafen konnte sie erst recht nicht…
„Du solltest unseren Gastgeber nicht weiter warten lassen.“, sprach Sekunda unerschrocken weiter. „Sprich einfach nur gut von deinem Bruder und dann wird das alles schon werden.“
Mehr als verwirrt blickte Lucia auf: Was hatte ihr Bruder mit alledem zu tun? Es dauerte ein wenig dann fiel der Groschen. Vielleicht wollte Duccius ja auch nur über sie Einfluss auf ihren Bruder nehmen! Sie atmete erleichtert auf. Das würde es sein, ganz sicher! „Sekunda, du bist genial. Danke!“ Von einer Sekunda auf die andere wieder froh sprang Lucia und drückte ihrer Sklavin einen Kuss auf die Wange. „Du solltest versuchen diese Gefühlsschwankungen während deinem Gespräch zu unterdrücken.“ , informierte Sekunda ihre Herrin unbeeindruckt. „Oh, äh, ja…“, Lucia atmete tief durch, streckte sich und verlangte in herrischem Tonfall: „Mein Mantel!“
Als Lucia in den Gemüsegarten hinaustrat, schlug ihr der allgegenwärtige Wind entgegen, von dem sie immer noch nicht sicher war, ob sie ihn nun mochte oder nicht. In jedem Fall zog sie ihren schweren Reisemantel fester um sich, denn die Gischt konnte sie eindeutig nicht leiden. Der Duccier stand da in nichts als einer Tunica und Lucia kam nicht umhin sich zu fragen, ob es stimmte dass diese Nordmänner nie froren. Ihr war ja sogar mit dem Mantel ein wenig kühl. Aber das Bild, welches der Duccier hier abgab erklärte für Lucia zumindest einige der Gerüchte. Hätte sie gerade eine Freundin an der Seite gehabt, hätte sie bestimmt auch von dem Kerl da zu schwärmen begonnen. So trat sie jedoch alleine zu ihrem Gastgeber und nickte ihm lächelnd zu. Sie hoffte, dass ihre Nervosität nicht allzu deutlich sichtbar war, war sie sich doch noch immer nicht im Klaren, wohin das hier führen sollte. „Ein schöner Garten, so… verwunschen.“ Auf die Schnelle wollte Lucia einfach nichts Besseres einfallen und so hatte sie wenigstens irgendetwas gesagt.
-
Ja, es war das falsche gewesen, eindeutig das falscheste was sie hätte sagen können! Man fragte einen Mann der offen behauptete pleite zu sein doch nicht, ob er denn keine Arbeit hätte! Das tat man einfach nicht! Lucia, manchmal bist du echt ein Holzklotz! Verus Fauchen verdeutlichte ihr also nur noch, was sie ohnehin schon wusste. Betreten legte sie eine Hand an ihren Mund und wusste nichts weiter dazu zu sagen. Es stand ihr immerhin nicht zu Verus Vorwürfe zu machen, die ohnehin nichts an der Momentanen Situation ändern würden.
Sekunda und Arsinoe hatten indes ihre Arbeit an Lucias Haaren beendet und räumten die übrigen Haarnadeln und Bänder beiseite. Als Verus augenscheinlich wütend wurde, entschied sich Sekunda dann aber doch lieber bei ihrer Herrin stehen zu bleiben. Nicht, dass sie Verus irgendwelche großen Dummheiten zutraute, doch es machte zumindest ein wenig Eindruck wenn eine weitere Person wortwörtlich hinter Lucia stand. Mit einer knappen Handbewegung machte sie Arsinoe klar, dass diese weiterzumachen hatte, immerhin hatten sie noch kein Rot auf Lucias Lippen gelegt oder die Augen dunkel umrahmt.
Wollte Verus etwa von ihr eine Lösung für seine Probleme? Lucia zwang sich die Hand vom Mund zu nehmen und legte sie bewusst unverkrampft in den Schoß. Irgendwas an Verus Lächeln machte sie nervös. Da hörte sie ein leises, wohlbekanntes Rascheln hinter sich und wusste, dass Sekunda ihr zur Seite stand. Durch die Anwesenheit ihrer Leibsklavin gestärkt, wagte Lucia einen weniger höflichen Vorstoß: „Ich fürchte, ich kann dir keine Lösung bieten. Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, was du von mir erwartest. Bei diesem Thema sollte die Lepidus viel eher helfen können, als ich!“ Unausgesprochen stand die Frage im Raum: ‚Warum kommst du damit zu mir?!‘
-
Wieder musste Lepidus alles so herunter spielen! Sie und bei jeder Kleinigkeit die Ruhe verlieren? Das Schlimme war, dass Lepidus es allein mit diesen Worten schon schaffte Lucia zu ärgern, was wiederum seine Worte bestätigte, was Lucia nur noch mehr ärgerte. War sie wirklich zu leicht aus der Fassung zu bringen? Sie schüttelte vehement den Kopf. Doch schon mit der nächsten Frage bewies ihr Bruder ihr schon wieder das Gegenteil. Sie dem Iulier versprochen? Lucia blieb der Mund offen. Hatte sie das gedacht, gehofft vielleicht? Bewusst hatte sie sich nie darüber Gedanken gemacht… doch jetzt war es erstmal an ihr diese Frage plausibel von sich zu weisen: „Ach, Unsinn! Ich weiß doch was die Voraussetzungen wären!“ Ihre Worte klangen nicht so überzeugend, wie sie es gerne hätte, also schob sie noch eine weitere Erklärung für ihr Verhalten nach:
„Es ist keine Kleinigkeit, wenn man davon spricht jemanden zu kennen und jemand anderes überrumpelt einen dann mit so einer Nachricht!“ Sie dachte nicht groß nach, während sie redete und es schien auch noch ganz gut zu funktionieren. Auch wenn diese Geschichte nicht ganz der Wahrheit entsprach, sie war doch eine viel bessere Erklärung, als eine mögliche Vernarrtheit ihrerseits. Gerade vor ihrem Bruder würde sie das sicher nicht zugeben! „Jetzt denken die andren Frauen am Ende noch ich würde bei jeder Geschichte so übertreiben und mein Wort hat weniger Gewicht als davor!“ Sie schaffte es tatsächlich sich wieder in Rage zu reden. „Und du tust auch noch so, als wäre es nichts!“ Wenig elegant ließ sie sich in den Stuhl plumpsen und verschränkte schmollend die Arme vor der Brust. Das hatte hoffentlich gereicht um Lepidus von dieser absolut törichten Idee abzubringen, sie könnte selbst auf ein Verlöbnis gehofft haben, einfach lächerlich! Absolut albern! Total! -
Leider, leider verpasste Lucia Quintillias Aktion mit Paula, sie hätte sicherlich schallend gelacht. Doch in dem Moment war sie viel zu sehr abgelenkt davon die Bombe mit Namen Flaminina zu entschärfen. Erst als Paula mit deutlich gereizter Stimme reagierte schweifte Lucias Aufmerksamkeit wieder in deren Richtung. Dann kam auch noch ihr Name auf und sie blickte Sergia erstaunt an. „Ach, war ich das?“, sie tat aufrichtig verdutzt. „Ich dachte ich hätte nur erwähnt, wer sie ist. Aber wenn es dich so sehr fasziniert, dann frag Flaminina doch direkt. Sie kann dich auch hören, weißt du?“ Demonstrativ tätschelte Lucia den Arm ihrer Freundin.
Dann kam Quintillia zu ihnen herüber und Lucia sprach zum x-ten Mal an diesem Tag: „Es freut mich auch dich kennen zu lernen!“ Flaminina schien mit dieser Quintilia ja gut auszukommen, sie wollte sich auch alsbald bei dieser unter haken, damit sie alle Flavias Vorschlag und Duccias Vorbild folgen konnten nun endlich auch ins Wasser zu kommen.
Sim-Off: Das nächste Mal wieder mehr von mr, ich wollte euch nur nicht weiter aufhalten