Heute war der Tag, an dem sich Arsinoe zum ersten Mal an Lucias Haaren versuchen dürfen würde. Die junge Tiberia hatte mit Amüsement beobachtet, wie in den letzten Wochen all ihre Sklavinnen mit zunehmend komplizierten Frisuren herumliefen. Zwar hatte sie Sekunda den Auftrag gegeben Arsinoe in diese doch recht anspruchsvolle Kunst einzuweihen, doch sie hatte nicht mit dieser Wirkung gerechnet. Es hatte etwas von mehr Schönheit umgeben zu sein, doch eine Sache war Lucia sauer aufgestoßen, das musste sie noch klarstellen:
Also empfing sie Arsinoe mit ernster Miene und musterte die junge Frau streng. „Arsinoe, als ich dir den Auftrag gab, den Umgang mit Haaren zu lernen hab ich garantiert nicht so etwas gemeint! Sklavinnen, mit zunehmend kompliziert geflochtenen und hochgesteckten Haaren!?“ Sie schüttelte Missbilligend den Kopf und die junge Sklavin schrumpfte sichtlich in sich zusammen. „Wehe dir, sollte jemals eine Sklavin einen schöneren Kopfputz haben als ich!“ Lucia rang mit sich, konnte sich das Kichern jedoch nicht weiter verkneifen. Daran musste sie dringend noch üben, sie kicherte viel zu schnell! Arsinoe blickte unsicher auf, ob sie nun erleichtert sein sollte, oder das Schlimmste noch kommen würde.
Lucia winkte sie gnädig zu sich und klärte sie mit freundlicher Stimme auf: „Ich sehe es gerne, dass du übst und im Grunde gefällt mir auch dass die Sklavinnen nun hübscher aussehen, aber behalte immer die Stellung derjenigen im Kopf an deren Kopf du grade zu Werke bist! Du darfst an deinen Kolleginnen üben so viel du magst, doch ich möchte bei keiner Sklavin meine Nadeln oder sonstigen Zierrat sehen!“ „Ja, Domina, entschuldige, Domina, wird nicht wieder vorkommen, Do…“, murmelte Arsinoe. „Sprich klar und deutlich mit mir! Ich kann es nicht ausstehen, wenn man nuschelt!“ „Ja, Domina!“ Diesmal waren die Worte lauter. „Gut, dann darfst du Sekunda ab heute zur Hand gehen.“ Ohne auf eine Reaktion zu warten, drehte sich Lucia auf ihrem Hocker um und ließ die beiden Sklavinnen mal machen. Heute hatte sie nichts Großartiges vor, also würde es auch eine einfachere Frisur tun, das wusste Sekunda und Lucia vertraute ihr blind.
Es ziepte häufiger als sonst und aufgrund von Lucias Ausrufen sah sich Sekunda mehrmals genötigt Arsinoe auf die Finger zu schlagen, doch im Grunde kamen sie gut voran. Da klopfte es auf einmal zaghaft an der Tür und ein Sklave steckte den Kopf herein: „Dominus Tiberius Verus wünscht mit dir zu sprechen Domina.“ Lucia blickte überrascht auf. „Jetzt? Mit mir?“ Der Sklave nickte. Lucia blickte sich kurz selbst im polierten Bronzespiegel an, sie war noch nicht geschminkt, aber ihre Kleidung war ordentlich und die Frisur kurz vor der Vollendung. „Ach, was soll‘s, immerhin ist er Familie. Bring ihn her!“ Mit einem nicken verschwand der Sklave wieder und führte Verus zu Lucias Zimmer.