Beiträge von Tiberia Lucia


    Stesichoros


    Es war ein netter Tag. Die junge Arsinoe hatte Stesichoros vor kurzem ein paar Leckereien gebracht, als Dank dafür dass er ihr berichtete wer gestern und heute so Wichtiges ein- und ausgegangen war. Mit sich und der Welt wie sie war vollkommen zufrieden, knabberte Stesichoros an einem Stückchen Gebäck und hoffte, dass in den nächsten Minuten keiner Klopfen würde.

    „Du musst mir versprechen dir heute etwas anderes auszusuchen als Bernstein. Versteh mich nicht falsch, Bernstein ist wundervoll, aber du musst doch auch mal was anderes tragen! Abwechslung ist das Geheimnis!“, vertraute Manlia Lucia mit einem Zwinkern an. Diese konnte nur empört schnauben. „Was trag ich denn bitte heute? Das ist Tigerauge!“ „Pff, genauso braun wie die meisten deiner Bernstein.“ „Ich hab auch Grüne!“ „Bernsteine, ja, grüne Bernsteine!“ Damit war Lucia geschlagen, was sie aber nicht anerkennen wollte. „Ich hatte mir ohnehin schon überlegt mal Malachit auszuprobieren. Das weiche, fließende Farbe hat mich schon immer fasziniert.“ „Wieder grün…“, seufzte Manlia. „Wie wär es denn mal mit Rubin oder Amethyst?“ Eine Horde Kinder tauchte in Sicht- und vor allem Hörweite auf und zauberte ein Lächeln auf die Gesichter der beiden Frauen. Doch zunächst führten sie ihre Unterhaltung fort. „Rot steht mir nicht.“ Manlia gab ein ungläubiges Schnauben von sich. „Aber Amethyst.. hm… Wie wäre es mit Obsidian?“ „Schwarz!? Du willst mich auf den Arm nehmen, oder?“ Lucia lachte hell.


    Die Kinder steuerten direkt auf die beiden Frauen zu, das wurde ihnen aber erst klar, als die Horde direkt vor ihnen stand. Mutterinstinkte waren ja ohnehin schon allein vom Anblick der Schar geweckt worden, jetzt schaffte es Lucius Regulus mit einem Satz ihre Herzen endgültig zu erobern. Lucia schlug die Hand vor den Mund und gab ein begeistertes Quietschen von sich, während Manlia vor Rührung eine Hand auf ihren wogenden Busen legte. Die Kinder stritten sich darüber wer von ihnen hübscher war. Mit jedem Wort, mit jedem Laut wurde Lucias Grinsen breiter und sie stemmte amüsiert die Hände in die Hüften. Selbst die sonst so strenge Sekunda lächelte über diese vorlauten Kinder. „Mein Name ist Laeva, mein kleiner Held. Aber ich fürchte dir ist jemand schon vor deiner Geburt zuvor gekommen. Zu meinem Bedauern bin ich bereits verheiratet.“, wandte sich Manlia mit einem breiten Lächeln an ihren kleinen Verehrer. „Das ist wirklich ein Pech! “, bestätigte Lucia inbrünstig. Die Kinder waren wirklich herzallerliebst! Fast wurde Lucia eifersüchtig, dass Manlia zur Angebeteten deskleinen Anführers auserkoren wurde.

    Sie wollte es nur ungern zugeben, aber Lucia hatte den Markt gemieden, seit sie mit Flaminina beim Stoffkaufen überfallen worden war. War es ihr zu verdenken? Doch es gab nur so viele Möglichkeiten sich zu beschäftigen und Manlia wollte unbedingt neuen Schmuck kaufen. Der Anhänger im Blumendekor des Essens neulich hatte sie darauf gebracht und wie eigentlich immer bekam die Ältere was sie wollte. Diesmal sogar noch schneller als sonst, weil Lucia nichts von diesem vermaledeiten Schmuckstück hören wollte! Sie hatte versucht diese ganze Geschichte aus ihrem Gedächtnis zu streichen, doch Manlia machte es unmöglich. Dementsprechend war Lucias Laune gewesen, als sie aufbrachen.


    Manlia bemerkte dies natürlich und tat ihr Bestes ihre Freundin auf de Weg wieder aufzuheitern, was nicht so ganz gelang. Fast bereute die rundliche Frau den Ausflug, da fiel ihr eine pikante Kleinigkeit ein, die sie Lucia ohnehin noch hatte zeigen wollen.


    Manlia hatte es geschafft Lucia neugierig zu machen. Eine nette, kleine Überraschung? Es dauerte nicht lange, dann las Lucia mit einem breiten, gehässigen Grinsen einen der Aushänge. Neben ihr kicherte Manlia: „Hab ich mir doch gedacht, dass dir das gefällt!“ „Machst du Witze? Sergia muss die Zimmer ihrer Casa vermieten!?“ Lucias Augen strahlten. Nicht nur, dass Sergia es offensichtlich nötig hatte zu arbeiten, nein sie musste auch noch Fremde in ihr Haus lassen! Kein Wunder dass die Frau so sehr auf ihre ach so großartige Verwandtschaft gepocht hatte. Sie hatte selbst offentlichlich nicht grade viel. „Ich wusste, dass es dir gefällt!“, wiederholte Manlia ihre Behauptung mit mehr Überzeugung. Lucia nickte zufrieden. „Allein dafür hat es sich schon gelohnt das kühle Wetter auf sich zu nehmen!“


    Kichernd und tratschend schlugen die Frauen den Weg zum nächsten Schmuckhändler ein. Sie waren natürlich nicht allein unterwegs, das wäre zum einen nicht standesgemäß und zum anderen hätte es sich Lucia nie und nimmer getraut. Sie hatte wie immer ihre Sekunda dabei und zwei bullige Sklaven als Wachen. Diesmal würde sie sicher nicht den Fehler machen und einen von ihnen wegschicken! Manlia folgte ebenfalls ihre Leibsklavin und eine Wache.

    Der Händler hoffte wohl vor allem seine zahlungskräftige Kundschaft nicht zu verlieren. Wäre es ihnen zu verdenken? Immerhin waren sie an seinem Stand überfallen worden. Lucia hatte jedoch für solche Gedanken grad überhaupt keinen Kopf. Dieser erschien ihr nämlich mit sanfter Watte gefüllt, die sich langsam aber sicher über das eben erlebte legte und die Erinnerung verschwimmen ließ, nicht dass Lucia das Bedürfnis hatte sich hieran möglichst genau zu erinnern. Sie wurde von Sekunda und dem Sklaven zu der freigeräumten Sitzgelegenheit geführt und ließ sich dankbar darauf nieder. Sekunda nahm dem Sklaven die Trauben ab und schickte ihn mit einer Bewegung nach Burrus zu sehen. Hier würde ihrer Herrin hoffentlich nichts weiter geschehen, immerhin stand hier ein Soldat bei ihnen. Sie wurden nach den Männern gefragt, ob sie diese kannten und Lucia schüttelte matt den Kopf. Inzwischen schräg hinter ihrer Herrin stehend und mit einer beruhigenden Hand auf deren Schulter, sprach Sekunda für diese: „Sie haben wohl gewartet, bis einer der Wachen weggeschickt wurde, Trauben zu holen, Herr. Auch kauft meine Herrin häufiger hier ein.“ Das die Räuber sie schon früher beobachtet haben könnten und sie sich als lohnende Beute aussuchten, ließ sie den Mann selbst deduzieren. Gerne hätte sich die alte Sklavin auch hingesetzt, doch das gehörte sich nicht, sie würde bis daheim durchalten müssen.

    http://www.imperiumromanum.net…va_galerie/roemerin05.jpgStratonice konnte Iotapes Unwissenheit nicht so ganz nachvollziehen. Es war doch so offensichtlich gewesen! Dann ließ diese am Ende ihres Gestotters etwas fallen… War sie selbst verlieb? Ja, das konnte einen für die Gefühle anderer blind machen. Stratonice schüttelte den Kopf und unterdrückte ein Seufzen, diese Jugend! „Sag ihm, dass es für euch keine Zukunft gibt.“, begann Stratonice mit dem einen Rat und hängt gleich den nächsten dran: „Und verlier über deine eigenen Gefühl nicht ebenfalls deine Aufgaben aus den Augen!“ Eigentlich mischte sich Stratonice nämlich nicht in das Gefühlsleben anderer ein, nur wenn es den reibungslosen Ablauf ihrer Küche gefährdete. „ Und sag es dem Jungen bald! Je eher du ihm das Herz brichst, umso schneller ist es wieder verheilt!“ Damit war für sie das Gespräch beendet und sie ging zurück in die Küche, die Arbeit dort war schließlich so gut wie nie beendet, man konnte immer etwas für das nächste Essen vorbereiten.

    „Willst du mir sagen du hättest nicht bemerkt, wie er sich um dich bemüht? Er lässt seine eigene Arbeit schleifen, um bei dir in der Nähe zu sein! Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob er sich neulich nicht absichtlich verbrannt hat, allein in Hoffnung auf deine Aufmerksamkeit.“, begann Stratonice ungläubig aufzuzählen. „Du musst dem Jungen klar machen, dass seine Schwärmerei keinen Sinn hat, damit er über dich hinwegkommt und sich wieder voll seiner Arbeit widmet!“ Dass Iotape die Gefühle des Jungen erwidern könnte, kam der Köchin garnicht in den Sinn.



    Ein wenig wunderte es Lucia dann doch, dass Sekunda nicht mehr zurück ins Triclinium gekommen war. Doch sie hatte es ja nicht ausdrücklich befohlen und war außerdem bereit der alten Sklavin so viel mehr durchgehen zu lassen als allen anderen. Vielleicht war ihr ja schwindelig geworden, wollte vor Gästen keine Schwäche zeigen und hatte sich deshalb zurückgezogen. Ja, so etwas in der Art musste es sein.
    Es wurde draußen langsam dunkel und Manlia verabschiedete sich auch bald nachdem der letzte Happen an Nachspeise aufgegessen war. Da sich Lucia die letzte Stunde fast nur Neckereien über sie und Duccius, sie und ihre Schwärmereien, sie und diese Wache da bei der staatlichen Lotterie und überhaupt sie und Männer hatte anhören müssen, war ihr der Aufbruch ihrer Freundin nur recht. Sie mochte Manlias spitze Zunge wirklich gerne, eigentlich… Doch irgendwann reichte es auch wieder! Die Tür fiel ins Schloss und Lucia atmete erleichtert auf.


    Mit vom Wein leicht beschwingten Schritt lief Lucia zu ihrem Zimmer, in dem eine ernste Sekunda auf sie wartete. Die alte Dame saß auf einem Schemel vor Lucias Schminktisch, das allein war schon ungewöhnlich genug, gehörte der Platz doch eigentlich Lucia allein. Dann kam da noch dieser Gesichtsausdruck der alten Sklavin dazu und Lucia bekam ein äußerst unwohles Gefühl in der Magengegend. „Ist etwas geschehen?“
    Sekunda stand wortlos auf und drückte Lucia zwei Gegenstände in die Hand. Das eine war der Bergkristallanhänger von der Nachspeisenplatte, das andere war die Kette… an der bereits ein Anhänger hing! „Aber… wie ist das möglich?“, fragt Lucia verständnislos. Ihr Kopf weigerte sich auf die schnelle eine Erklärung zu finden, die nicht in irgendeiner Weise beunruhigend war. Sie hatte die Kette bis jetzt nicht getragen, weil sie ihr schon so ein beklemmendes Gefühl vermittelte. Jetzt kam da noch ein neuer Anhänger dazu… Lucia ließ sich nun ihrerseits auf den Hocker sinken. Ein Bär und ein Luchs. Mit einem leisten Klicken hängte sie den neuen Bergkristall in eins der leeren Schlösser und schluckte. Nein, das musste einfach irgendein gruseliger Zufall sein! „Pack sie weg! Ich will kein Wort davon hören! Weg damit!“ Als hätte sie sich die Finger an dem Schmuckstück verbrannt ließ Lucia die Kette auf den Tisch fallen. Sie wedelte hektisch mit der Hand und wandte den Blick ab, während Sekunda zögerlich dem Befehl nachkam und mit zweifelnden Blicken das Schmuckstück wegräumte.



    Zwar hatte Lucia gesagt, dass sie nichts mehr davon hören wollte, doch hatte sie Sekunda auch nicht verboten ein paar Erkundigungen einzuziehen. Der Anhänger war im Essen gewesen, also wusste vielleicht jemand aus der Küche Bescheid, was vor sich ging. Dafür musste sie sich wohl oder übel mit Stratonice auseinandersetzen. Sekunda schüttelte den Kopf. Mit dieser Frau kam sie einfach nicht zurecht! Sorgfältig überlegte sie sich, wie sie die Sache anstellen wollte, ohne dass die Köchin sich gleich persönlich angegriffen fülte.

    Seit langem hatte Lucia wieder die Muse gefunden einfach auf ihrer Lyra zu klimpern und sie genoss es keine Zuhörer zu haben oder irgendwelche Melodien meistern zu wollen. Es war ein geruhsamer Tag, bis jetzt zumindest. Es klopfte an ihrer Tür und Arsinoe steckte den Kopf herein, die junge Sklavin wollte grade etwas sagen, da kam ein fürchterlich lautes Brüllen aus Richtung des Eingangs. „Wird da ein Kleinkind in unserer Villa abgestochen?“, fragte Lucia verblüfft. Arsinoe schüttelte den Kopf. „Ein Mann ist eben angekommen… mit einem Kleinkind. Und er verhält sich nicht wie ein Gast, eher so als ob er hierher gehörte.“ Mit einer vagen Ahnung, wer da endlich angekommen sein könnte, legte Lucia die Lyra beiseite. Immerhin warteten sie schon eine ganze Weile auf einen ganz bestimmten Verwandten. „Wie seh ich aus?“ „Einen Moment, Domina“ Inzwischen ohne Scheu trat Arsinoe an Lucia heran und zupfte hier den Stoff ihres Kleides zurecht und steckte dort eine Strähne wieder fest. „Wunderbar, Domina!“


    Mit einem Lächeln trat Lucia aus ihrem Zimmer. Das Gebrüll hörte nicht auf und war schon jetzt leicht nervig, doch Lucia war inzwischen geübt genug, um ohne weiteres gute Miene dazu machen zu können. Es war ein leichtes die Neuankömmlinge im Atrium auszumachen, man musste einfach nur der Lautstärke folgen. Wenn es wirklich derjenige war, der sie dachte, dass es ein könnte… Oh bei den Göttern, Lucia, halt es einfach! Wenn er es ist, ist er es, wenn nicht dann nicht. Du wohnst hier, zeig es! Selbstsicher trat sie auf den Fremden zu. „Willkommen in der Villa Tiberia! Ich bin Tiberia Lucia, mit wem hab ich denn das Vergnügen?“, Lucia musste ihre Stimme leicht erheben, um über das Gebrüll des Säuglings hinweg gut verständlich zu sprechen. Ja, es war eindeutig nervenaufreibend! Sie tat ihr Bestes um nichts desto trotz den Mann hier vor sich anzustrahlen.


    Da entdeckte sie, dass auch Verus im Atrium stand und grüßte ihn freundlich: „Oh, Salve, Verus! Wo hast du denn Calena und Flaminina gelassen?“ Es wäre zwar grade wohl noch etwas umständlicher, wenn diese auch hier wären, aber Lucia mochte die beiden.

    Sekunda stand selbst noch etwas wackelig auf ihren Beinen, doch sie tat ihr Möglichstes um Lucia eine Stütze zu sein. Sie gab Lucia die eine Hand und griff sie dann noch zusätzlich mit der anderen unter dem Arm, während sich die junge Frau versuchte hochzukämpfen. Ihr war seltsamerweise schrecklich kalt und sie wollte einfach nur noch nach Hause. Zögerlich schweifte ihr Blick zu dem noch immer am Boden liegenden Sklaven. Ob er tot war? Die bange Frage huschte ihr für einen Moment durch den Kopf, ehe sie von der Bewegung des Soldaten abgelenkt wurde.


    Der Sklave blickte den Soldaten indes voller Unverständnis an. „Lasst mich zu meiner Domina!“, verlangte er lautstark. „Ist ihr was geschehen? Was ist mit Burrus?“ Dass der am Boden liegende Sklave Burrus hieß, konnte der Soldat natürlich nicht ahnen. Der Mann vor ihm versuchte indes sich an Ferox vorbei zu drängen, die Trauben noch immer in der großen Pranke. „Domina!“, rief er nochmal in der Hoffnung, sie würde etwas hierzu sagen.


    Doch Lucia war noch nicht fähig irgendwelcher zusammenhängenden Wörter herauszubekommen. Sie stand inzwischen äußerst unsicher auf ihren eigenen Füßen und winkte nur müde mit der Hand, dass der Sklave doch herkommen und ihr helfen sollte.

    In einer späteren Zeit hätte man Lepidus Verhalten wohl als oberlehrerhaft bezeichnet. Doch so empfand Lucia seine Kommentare einfach als nervige Besserwisserei. Sie rollte mit den Augen, doch da sie nichts anderes von ihm gewohnt war und sich selbst inzwischen als erwachsene Person betrachtete, verzichtete sie auf eine pampige Antwort.
    Ob sie selbst etwas in der Veneta bewegen wollte, wusste sie noch gar nicht. Sie wiegte nachdenklich den Kopf hin und her und zuckte dann mit den Schultern. „Ich denke ich warte zunächst ab und lerne. Nicht dass ich irgendeiner dieser großen Persönlichkeiten noch vor den Kopf stoße!“ Ja, so wäre das wohl am besten. „Die nächsten Rennen werden so oder so äußerst interessant werden!“, sprach sie dann mit einem breiten Grinsen. „Ich wette mit dir, dass die Blauen euch um Längen schlagen werden!“ Sie rieb sich vorfreudig die Hände. „Das ist auch spannender, als wenn wir beide für die gleiche Factio wären.“ Das würde ein Spaß werden! Und niemand könnte etwas sagen, wenn sie mit ihrem Bruder eine kleine, harmlose Wette bezüglich des Ausgangs des Rennens abschloss.
    Weißt du inzwischen wieder, weshalb du mich noch gerufen hast? Wolltest du mir vielleicht etwas erzählen? Irgendwas mit deiner neuen Stelle, irgendwelche neuen Kontakte, vielleicht irgendwelche Neuigkeiten die dich und eine Frau einschließen?“ Das letzte fand Lucia doch bei weitem am spannendsten, wunderte sie sich doch langsam, da sie Lepidus noch nie mit einer Frau hatte turteln sehen.

    Gerade hatte Lucia noch gedacht, dass die Sticheleien und Streitereien vorbei wären und sie den restlichen Thermenbesuch genießen könnte. Doch weit gefehlt! Als die Sklavin eben aufgetaucht war hatte Lucia nicht mal aufgesehen. Immerhin war es nur eine Sklavin! Nie hätte sie geglaubt, dass eine einfache Sklavin solch eine Unruhe bringen könnte. Doch die Worte der Quintilia belehrten sie eines Besseren.


    Hatte sie eben wirklich? Hatte sie grade tatsächlich? War Lucia grade eine Sklavin vorgestellt worden? Und hatte diese Sklavin tatsächlich die Aufforderung erhalten es sich hier bequem zu machen? Ihr blieb der Mund offen. Lucia behandelte ihre Sklaven sicher nicht schlecht, aber sie wäre nie auch nur auf die Idee gekommen Arsinoe hier einen Platz anzubieten. Im besten Fall konnte die Sklavin damit rechnen momentan von Lucia nicht gebraucht zu werden und sich entfernen zu dürfen. Auf Quintilias Frage nach Bestätigung bezüglich des Marktes konnte sie daher nur mit einem sachten Kopfnicken und einem leisen „Aha…“ antworten.


    Als Lucia ein ‚Oh je‘ hörte war sie kurzzeitig nicht sicher, ob es ihr entschlüpft war. Doch – Lucia hätte es nie für möglich gehalten so zu denken – den Göttern sei Dank war es Sergia gewesen, die wieder zu lästern begann. Das Gackern ihrer beiden Anhängsel verschaffte Lucia die Zeit, die sie dringend nötig hatte, um sich wieder zu fangen. Bis zu diesem Zeitpunkt war sie, zu ihrem eigenen Entsetzen, absolut Sergias Meinung, doch dann übertrieb die Frau es einfach gnadenlos. O tempora, o mores, wahrlich! Lucias Blick begegnete dem der Sergia mit ehrlicher Fassungslosigkeit über deren Benehmen. „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“, sprach Lucia leise aber belehrend und wandte sich ab.


    Der Kommentar von Flavia bezüglich Quintilias Sklavin war da wiederum eine willkommene Ablenkung. „Dann ist dein Künftiger also ein Germanicus?“, fragte sie das Offensichtliche möglichst wertungsfrei. „Wieso wolltest du uns das denn nicht erzählen?“ Für sie musste es doch eine angemessene Partie sein, in eine Familia einzuheiraten, die sogar einen Senator stellte, oder etwa nicht?

    Lepidus schien kein Problem mit ihrer Mitgliedschaft zu haben, das war gut zu wissen. Irgendwie hatte Lucia die irrationale Angst gehabt damit nicht in Lepidus Sinn gehandelt zu haben. Doch das konnte sie ja jetzt getrost vergessen. „Ich hab damit gerechnet“, behauptete sie einfach mal. „Aber ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass das Ganze so schnell und unkompliziert von statten gehen würde.“ Hier sprach sie eindeutig die Wahrheit. Sie stellte sich das meiste ohnehin komplizierter vor, als es dann eigentlich sein würde und da war dieser Abend bei der Factio keine Ausnahme gewesen.
    Doch mit der nächsten Aussage schaffte es Lepidus wieder Lucia für ein paar Momente baff zu erleben. Entweder er war ein besserer Schauspieler, als Lucia es ihm zutraute, oder er informierte sich tatsächlich nicht genauer über sie. Auf die Frage, ob sie das ungewöhnlich fand, schüttelte sie zögerlich den Kopf. „Ich vergess nur immer wieder, dass Frauen eindeutig mehr miteinander reden als Männer“, versuchte sie das ganze harmlos zu erklären. Sie hatte eigentlich gedacht, dass Lepidus ahnen würde, dass sie sich von den Sklaven über alles im Haus, inklusive ihm, informieren ließ und dass er es ihr gleich tat. Das würde sie wohl nochmal überdenken müssen… sofern er nicht jetzt durch ihre unbedachten Worte darauf kam. „Hab ich das richtig mitbekommen, dass du ausgerechnet der Aurata beigetreten bist? Haben die nicht eine ganz spezielle Rivalität mit der Veneta?“, wechselte sie mit einem ironischen Lächeln rasch das Thema.

    Verwundert blickte Tarius auf die offene Tür als er, in jeder Hand einen Wassereimer, zurückkam. Er hatte die Aufgabe das benutzte Geschirr zu säubern und war erst vor kurzen mit den leeren Eimern hinausgeeilt. Jetzt fürchtete er, dass er selbst die Tür offengelassen haben könnte. Rasch trat er ein, stellte die Eimer ab und zog ein wenig zu heftig an der Tür, so dass sie mit einem lauten Rumms zufiel. Unglücklicherweise trat in diesem Augenblick auch Stratonice wieder in den Raum, hatte aber nur ein abfälliges Kopfschütteln für den Jungen übrig. Sie musste unbedingt mit Iotape reden, je eher desto besser!


    Lucia hatte indes eine wundervolle Zeit mit Manlia. Nicht nur, dass sie beim Spiel gewonnen hatte, nein, jetzt konnte sie sich endlich über diese Sergia auslassen und wurde darin auch noch bestätigt! „… und dann diese beiden Schnepfen, die ihren Hofstaat bilden!“, rief Lucia gegen Ende ihrer Erzählung aus. „Dumm und Dümmer, aber immer schön den Schnabel aufreißen. Da haben sich die drei Richtigen gefunden!“
    Manlia beschränkte sich schon beinahe die ganze Zeit darauf zu nicken und zustimmende Töne von sich zu geben. Zu viel mehr war sie auch nicht fähig, schien Lucia zum einen kaum Luft zu holen und zum anderen konnte Manlia noch nie wiederstehen, wenn Essen auf dem Tisch stand. Doch jetzt zwischen den Gängen fühlte sie sich fähig auch endlich etwas mehr beizutragen: „Ich hab gehört sie soll ein regelrechtes Mannsweib sein. Immer vorlaut vorneweg, keinen Sinn für die feinen, unauffälligen Fäden im Netz der meisten Frauen.“
    Lucia nickte inbrünstig. „Das kannst du laut sagen! Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie Ironie verstünde, wenn sie ihr in den plumpen Hintern biss!“ Oh, wie gut das tat! Natürlich hatte Lucia schon mit Flaminina gelästert, keine Frage, aber Manlia war nicht mal dabei gewesen und trotzdem voll ihrer Meinung. Zufrieden lehnte sich Lucia ein wenig zurück, während die Nachspeise aufgetragen wurde. Das Arrangement sah einfach wundervoll aus! Lucia klopfte sich in Gedanken selbst auf die Schulter. Es hatte sich hier wirklich so einiges verbessert, seit sie hier die Fäden in die Hand genommen hatte.
    Manlia griff natürlich sofort wieder zu, sobald die Sklavin die Finger von der Platte genommen hatte, während Lucia noch einen Moment den Anblick genoss, ehe auch sie sich etwas nahm. Sie war grade beim dritten Stückchen, als Manlia verblüfft ausrief: „Oh! Hast du einen Anhänger verloren?“ Mit spitzen Fingern angelte sie den Luchs aus den Blumen und hielt ihn der Jüngeren hin. Diese runzelte verwundert die Stirn und wollte schon verneinen, als ihr einfiel woher dieser Anhänger kommen könnte. „Das ist seltsam, ich hab eine Kette mit so einem Anhänger, doch ich hab sie noch nie getragen… Sekunda?“ Die Sklavin trat aus dem Schatten und warf ihrerseits einen genaueren Blick darauf. „Ja, der Anhänger könnte von der Kette von Duccius sein“, bestätigte sie und öffnete anbietend die Hand. Lucia legte ihr das Schmuckstück umgehend hinein, damit die alte Sklavin ihn wieder zurückräumen konnte, wofür sie auch gleich den Raum verließ. „Eine Kette von Duccius? Wieso weiß ich davon nichts? Wann hat er dir die denn gegeben und was hast du ihm dafür gegeben?“, versteifte sich Manlia in Lucias Augen auf den unwichtigeren Teil ihrer Aussage. Sie wunderte sich grade vielmehr darüber, wie der Anhänger in die Blumen gekommen sein sollte. Doch sie tat Manlia den Gefallen und berichtete ihr von der kleinen Szene am Hafen, als sie die Insel des Duccius verließen.


    In der Küche erwartete Stratonice Iotape schon und winkte ihr sogleich eben mit vor die Tür zu treten. „Mädchen“, begann die Köchin im ernsten Ton. „Du musst unbedingt etwas unternehmen! Es ist nicht mitanzusehen, wie Tarius dir hinterherläuft!“ Das ganze um den Brei herumreden war noch nie das Ding von Stratonice gewesen.

    Hatten sie es tatsächlich geschafft? Lucia schielte ungläubig zu Sergia, Paula und Tusca, die sich doch tatsächlich wieder überwiegend um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern schienen. Welch anstrengende Persönlichkeiten! Lucia zog ihre Nase kraus. Paula und Tusca konnten einem fast wie Spürhunde vorkommen, einmal mit der Nase auf eine Fährte gestoßen, wollten sie partout nicht locker lassen. Sergia war zwar ein wenig zurückhaltender, aber Lucia wurde das Gefühl nicht los, dass sie die treibende Kraft hinter dem Geläster der drei war. Lucia blickte kurz zu den zwei jungen Frauen an ihrer Seite, Flaminina und Quintilia, die Fronten waren klar. Lediglich Duccia und Flavia schienen hier relativ neutral geblieben zu sein, wobei sich Lucia nicht ganz sicher war, wo sie die andere Patrizierin einordnen sollte. Diese Sergia hatte aber auch eine, nett gesagt, polarisierende Art! Da Lucia noch nicht allzu lange wieder in Rom weilte, war es für sie eine völlig neue Erfahrung jemanden so überhaupt nicht leiden zu können. Gut, sie hatte schon früher mal Abneigungen gehegt, aber bei dieser Sergia war sie sich sicher, dass sie nie und nimmer Freundinnen werden würden!
    „Ja, die Therme ist schon was ganz besonderes…“, stimmte sie Quintilia mit einem Lächeln zu und schenkte Flaminina ein verschwörerisches Grinsen.


    Sim-Off:

    das war doch mal ein äußerst nettes erstes Treffen ;)

    Geschwisterliche Liebe war schon etwas ganz besonderes! Was sonst bereitete einem so viel Vergnügen, wie den eigenen Bruder zu quälen? Gut, er reagierte nicht ganz so, wie Lucia es sich erhofft hatte, aber das ‚Hmpf‘ zeigte ihr wenigstens, dass er nicht ganz unberührt blieb. Immerhin etwas.
    „Aber du brauchst dir keine allzu großen Gedanken deswegen machen“, tat sie nun gönnerhaft und gab gleich darauf ein wenig an: „Ich denke, ich hab ihn ganz gut davon ablenken können. War nicht ganz einfach, aber du kennst mich.“ sie lächelte selbstzufrieden. „Er hat mich seinem Patron, dem Vinicius Hungaricus vorgestellt. Und dem kurz darauf frisch gewählten Princepes Factionis Germanicus Sedulus ebenfalls.“ Hier verschwieg sie lieber, dass es bei der Vorstellung geblieben war, da die Sitzung angefangen hatte. „Dives ist übrigens zum Vicarius Principis Factionis gewählt worden und hat mich als erste Amtshandlung als Mitglied der Factio willkommen gehießen.“ Damit wäre das auch erwähnt. „Und du hast sicher schon erfahren, dass mich Dives danach nach Hause begleitet hat, oder?“

    Es war ruhig im Haus. Zu ruhig, immerhin war Manlia Laeva zu Besuch und da war es nie leise! Aus dem Triclinium konnte man zwar beschauliche Lyraklänge hören, doch sonst keinen Mucks! Ein Sklave trat mit Wein und Gläsern ins Atrium, eindeutig auf dem Weg in den so unheimlich friedlichen Speisesaal und wurde von der verunsicherten Arsinoe aufgehalten. „Ist sie denn schon da?“ Unbewusst flüsterte das Mädchen und erhielt ein Augenrollen und eine sarkastische Antwort: „Nein, die Kanne ist allein für unsere Domina.“ Beleidigt schob Arsinoe die Unterlippe vor, doch der Sklave ließ sich davon nicht beeindrucken und trat in den Speisesaal. Kein ‚oh‘ und ‚ah‘, wie man es so häufig von Manlia hörte, wenn neue Getränke gebracht wurden, nichts. Langsam wurde es Arsinoe zu unheimlich und sie beschloss selbst kurz in Triclinium zu spitzen.
    Da sie nicht gerufen worden war, wollte sie sich lieber nicht all zu offen sehen lassen, doch sie wusste inzwischen wie sie unbemerkt einen Blick in fast jedes Zimmer der Villa werfen konnte. Still und heimlich stahl sich die junge, unauffällige Sklavin also ins Zimmer und sah die beiden Frauen auf einer Kline liegen. Ihre Köpfe waren tief geneigt über etwas, das sich zwischen ihnen befand. Abwechselnd streckten sie eine Hand aus, mal resoluter, mal zögerlicher. Es dauerte einige Sekunden, dann hätte sich Arsinoe am liebsten mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen! Sie stahl sich wieder ins Atrium und ging mit einem amüsierten Kopfschütteln wieder ihrer Arbeit nach. Hoffentlich gewann Lucia!

    http://www.imperiumromanum.net…va_galerie/roemerin05.jpgWas war grade passiert? Tarius starrte Iotape entgeistert hinterher, die Hände in hilflos-fragender Geste ausgebreitet. Die verwirrte Erstarrung wurde erst nach einigen Momenten von einem wenig freundlichen Klaps auf den Hinterkopf gelöst. Dieser half jedoch nicht im Mindesten was das Gleichgewicht seiner Gefühle anging. Verdattert und ein wenig vorwurfsvoll dreht er sich zu dem Klapsgeber um und fragte: „Was hab ich getan?“


    „Andere vom Arbeiten abgehalten und selbst gefaulenzt!“, zählte Stratonice ungnädig auf und gab dem Jungen gleich noch eine Kopfnuss. „Und das war für die unverschämte Frage! Zurück an die Arbeit! Wird’s bald?“ Die Köchin war von dem spitzen Schrei Iotapes alarmiert worden und war der unerwünschten Störung gleich nachgegangen.
    Tarius war grade dabei sich wieder dem Feuerholz zuzuwenden, als Iotape wiederkam. Stratonice sah zufrieden, dass die junge Frau nicht untätig gewesen war und nickte ihr knapp aber nicht unfreundlich zu. „Iotape, wir müssen reden. Aber nicht jetzt… komm später zu mir.“ Stratonice hatte sich entschieden die Jüngere auf die offensichtliche Verliebtheit von Tarius aufmerksam machen. Sie vertraute darauf, dass sich Iotape dementsprechend verhalten und dem Jungen eine eindeutige Abfuhr erteilen würde. Das brächte ihn dann wieder zurück auf den Boden der Tatsachen und die Arbeit würde nicht weiter leiden! So oder ähnlich hoffte Stratonice, dass es ablaufen würde, doch das Brot verlangte wieder ihre Aufmerksamkeit.

    Treffer! Lucias Lächeln wurde etwas weicher und sie lehnte sich in eine bequemere Erzählposition zurück. Wie konnte sie das Ganze am besten formulieren, um Lepidus seine eigenen Worte ein wenig heimzuzahlen? Leider fiel ihr so schnell nichts ein und sie fing einfach mal so an zu erzählen: „Ich fürchte du hast ihn schon ein wenig enttäuscht. Beinahe seine ersten Worte an mich war die Frage nach dir. Wirklich, er hat mich kaum begrüßt, da fragte er schon wo du bist. Und das obwohl er deinen Brief bekommen hat. Ich glaube er wollte dir wirklich einen Gefallen tun und dich dem einen oder anderen vorstellen.“ Mit einem bedauernden kleinen Kopfschütteln hatte sie ihre Worte abgeschlossen. Das war ja fast schon Heimzahlung genug! Erst beim Sprechen war Lucia aufgefallen, wie wunderbar sie ihrem Bruder hier ein schlechtes Gewissen einreden konnte und das hatte sie sogleich probiert. Jetzt ließ sie Lepidus erst mal ein wenig zappeln und hoffte auf eine entsprechende Reaktion.

    Nach den Geschehnissen am vorherigen Abend konnte auch Lucia es kaum erwarten die Insel endlich zu verlassen. Zwar hatte sie danke Decimus‘ Führung den rauen Charme der Insel kennen und teilweise sogar schätzen gelernt, doch war ihr die Gegenwart ihres Gastgebers verständlicherweise unangenehm geworden. Dem noch nicht genug hatten ihre Bauchkrämpfe einen Tag früher begonnen, als sie damit gerechnet hatte. Wie jede Frau, der es so erging, wollte sie sich am liebsten daheim in ihrem Bett verkriechen und die Welt für mindestens drei Tage nicht sehen. Dafür musste sie jedoch erst nach Hause kommen… umso glücklicher war sie endlich unten am Boot zu stehen.


    Lepidus bekam ein Abschiedsgeschenk, eine nette kleine Statuette und Lucia atmete erleichtert auf. Anscheinend schien Duccius doch keinen Groll zu hegen, zumindest nicht gegen ihren Bruder. Das beruhigte Lucia ungemein und sie nickte bestätigend zu Lepidus Worten. Doch dann war sie an der Reihe beschenkt zu werden. Es hatte einen komischen Beigeschmack jetzt etwas von Duccius anzunehmen, aber die Höflichkeit gebot es nuneinmal. Und schwer machte er es ihr auch wieder nicht ein fröhliches Gesicht zu machen. Diese Kette war wirklich barbarisch schön! Doch seine Worte und sein Blick nahmen dem Lächeln auf ihrem Gesicht die Ehrlichkeit, bis es sich einfach nur noch aufgesetzt anfühlte. Sie nahm die Kette mit kalten Fingern entgegen und wusste nicht so wirklich wohin damit. „Ich danke dir“, brachte Lucia ein wenig steif hervor und war dankbar, dass ihr Bruder die abschließenden Abschiedsworte sprach.


    Da sie über die Geschehnisse des Abends noch nicht mal zu Sekunda gesprochen hatte, hatte logischerweise ihr Bruder nicht die leiseste Ahnung davon und irgendwann in der Nacht hatte sich Lucia entschieden es auch dabei zu belassen. Als dieser dann auf dem Boot davon anfing, wie sie Duccius um den Finger gewickelt hatte, verkniff sie sich grade noch ein ‚du hast ja keine Ahnung wie sehr!‘. „Ja, hab ich bemerkt“, war stattdessen die wenig begeisterte Antwort ihrerseits. Und sollte sich Lepidus zu offen über ihre schlechte Laune wundern, würde sie ihm die ‚ich hab meine Tage‘-Keule um die Ohren hauen. So sollte sie es ohne Probleme nach Hause schaffen und vielleicht sprach sie ja mit Manlia oder mit Flaminina darüber, vielleicht… „Ich freu mich auf Zuhause“, seufzte sie ungeduldig, gefolgt von einem verkniffenem Gesicht, während sie sich die Hand auf den schmerzenden Bauch legte.

    http://www.imperiumromanum.net…va_galerie/roemerin05.jpg Jeder mochte den Backtag, schließlich mochte jeder ofenfrisches Brot. Jeder bis auf diejenige die sich den Stress machen musste. Stratonice wischte sich zum x-ten Mal mit einem Tuch über das Gesicht und steckte es sich wieder in den Gürtel. Es war nicht so, als ob sie die schwere und heiße Arbeit selbst machen musste, nein. Den Ofen schürte wer anderes, es kehrte ihn auch wer anderes aus, aber das Brot, welches sie selbst hineinlegte hatte sie mit geknetet und jetzt hieß e genau den richtigen Moment abpassen. Die erste Fuhre war draußen, gut gelungen, aber das reichte der Perfektionistin nicht. Und dieser Perfektionsstress war schweißtreibend!


    Alle wussten, dass man Stratonice am Backtag besser nicht in die Quere kam und so trat Tarius möglichst leise zu Iotape: „Iotape! Was tust du denn?“ Es sah ihr nicht ähnlich so krumme Scheiben zu produzieren. Wenn das Stratonice sah! Das gute Brot für die Herrschaften! Tarius stellte sich so, dass er mit seinen schmalen Knabenschultern möglichst die Sicht von Stratonice verdeckte. „Die Scheiben sind aber alles andere als ideal und heute ist doch die Herrin Manlia zu Besuch!“ Die Worte halfen nicht wirklich, aber gesagt werden mussten sie trotzdem.

    Anscheinend hatte sie nicht das richtige gesagt… Lucia war mit ihrem Latein am Ende. Wenn er nicht wollte, dass sie ihn in seiner Entscheidung bestätigte und ihr auch nicht eine Pläne genauer offenbaren wollte, warum war er dann hier? So langsam glaubte Lucia zu verstehen, warum sie mit diesem Teil der Familie so lange nichts zu tun hatten. Kaum hatte sie das gedacht schämte sie sich schon ob ihrer Gedanken. Der Mann brauchte offensichtlich Zuspruch, und wenigstens schien sie mit der Versicherung bezüglich der Frauen ein bisschen zu helfen. So langsam wusste sie aber auch nicht mehr was sie sagen sollte und ein unangenehmes Schweigen entstand. „Nun, jaaa…, versuchte Lucia dies zu durchbrechen. „Ich glaube Lepidus ist gerade nicht da, aber du kannst gerne auf ihn warten, oder ihm eine Nachricht hinterlassen, oder ich sag ihm dass du da warst…“ Immerhin hatte Verus gerade bestätigt, dass er mit Lepidus reden wollte,da hoffte Lucia, dass sie ihn mit diesen Worten nicht all zu offensichtlich hinauskomplimentierte und ihn damit kränkte. Gleichzeitig hoffte sie aber auch, dass erden Wink verstehen würde… So langsam wurde es ihr unangenehm und sie wollte auch gerne noch vor dem Essen etwas schwarz um die Augen und vielleicht ein wenig Rot auf die Lippen bekommen.