Verwundert blickte Tarius auf die offene Tür als er, in jeder Hand einen Wassereimer, zurückkam. Er hatte die Aufgabe das benutzte Geschirr zu säubern und war erst vor kurzen mit den leeren Eimern hinausgeeilt. Jetzt fürchtete er, dass er selbst die Tür offengelassen haben könnte. Rasch trat er ein, stellte die Eimer ab und zog ein wenig zu heftig an der Tür, so dass sie mit einem lauten Rumms zufiel. Unglücklicherweise trat in diesem Augenblick auch Stratonice wieder in den Raum, hatte aber nur ein abfälliges Kopfschütteln für den Jungen übrig. Sie musste unbedingt mit Iotape reden, je eher desto besser!
Lucia hatte indes eine wundervolle Zeit mit Manlia. Nicht nur, dass sie beim Spiel gewonnen hatte, nein, jetzt konnte sie sich endlich über diese Sergia auslassen und wurde darin auch noch bestätigt! „… und dann diese beiden Schnepfen, die ihren Hofstaat bilden!“, rief Lucia gegen Ende ihrer Erzählung aus. „Dumm und Dümmer, aber immer schön den Schnabel aufreißen. Da haben sich die drei Richtigen gefunden!“
Manlia beschränkte sich schon beinahe die ganze Zeit darauf zu nicken und zustimmende Töne von sich zu geben. Zu viel mehr war sie auch nicht fähig, schien Lucia zum einen kaum Luft zu holen und zum anderen konnte Manlia noch nie wiederstehen, wenn Essen auf dem Tisch stand. Doch jetzt zwischen den Gängen fühlte sie sich fähig auch endlich etwas mehr beizutragen: „Ich hab gehört sie soll ein regelrechtes Mannsweib sein. Immer vorlaut vorneweg, keinen Sinn für die feinen, unauffälligen Fäden im Netz der meisten Frauen.“
Lucia nickte inbrünstig. „Das kannst du laut sagen! Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie Ironie verstünde, wenn sie ihr in den plumpen Hintern biss!“ Oh, wie gut das tat! Natürlich hatte Lucia schon mit Flaminina gelästert, keine Frage, aber Manlia war nicht mal dabei gewesen und trotzdem voll ihrer Meinung. Zufrieden lehnte sich Lucia ein wenig zurück, während die Nachspeise aufgetragen wurde. Das Arrangement sah einfach wundervoll aus! Lucia klopfte sich in Gedanken selbst auf die Schulter. Es hatte sich hier wirklich so einiges verbessert, seit sie hier die Fäden in die Hand genommen hatte.
Manlia griff natürlich sofort wieder zu, sobald die Sklavin die Finger von der Platte genommen hatte, während Lucia noch einen Moment den Anblick genoss, ehe auch sie sich etwas nahm. Sie war grade beim dritten Stückchen, als Manlia verblüfft ausrief: „Oh! Hast du einen Anhänger verloren?“ Mit spitzen Fingern angelte sie den Luchs aus den Blumen und hielt ihn der Jüngeren hin. Diese runzelte verwundert die Stirn und wollte schon verneinen, als ihr einfiel woher dieser Anhänger kommen könnte. „Das ist seltsam, ich hab eine Kette mit so einem Anhänger, doch ich hab sie noch nie getragen… Sekunda?“ Die Sklavin trat aus dem Schatten und warf ihrerseits einen genaueren Blick darauf. „Ja, der Anhänger könnte von der Kette von Duccius sein“, bestätigte sie und öffnete anbietend die Hand. Lucia legte ihr das Schmuckstück umgehend hinein, damit die alte Sklavin ihn wieder zurückräumen konnte, wofür sie auch gleich den Raum verließ. „Eine Kette von Duccius? Wieso weiß ich davon nichts? Wann hat er dir die denn gegeben und was hast du ihm dafür gegeben?“, versteifte sich Manlia in Lucias Augen auf den unwichtigeren Teil ihrer Aussage. Sie wunderte sich grade vielmehr darüber, wie der Anhänger in die Blumen gekommen sein sollte. Doch sie tat Manlia den Gefallen und berichtete ihr von der kleinen Szene am Hafen, als sie die Insel des Duccius verließen.
In der Küche erwartete Stratonice Iotape schon und winkte ihr sogleich eben mit vor die Tür zu treten. „Mädchen“, begann die Köchin im ernsten Ton. „Du musst unbedingt etwas unternehmen! Es ist nicht mitanzusehen, wie Tarius dir hinterherläuft!“ Das ganze um den Brei herumreden war noch nie das Ding von Stratonice gewesen.