Das Spiel begann. Dieser selbstgerechte Petronius, immer noch Tribun bei den Urbanern, spuckte wieder in die angerichtete Suppe und zeigte sich - bekannt - unwissend. Seine Gehässigkeit war nicht verborgen, so dass Verus schlicht ein "Hm." von sich gab, um diese Frage zu übergehen, bevor der ehrenwerte Senator Decimus bereits zu erkennen gab, dass er die Sachlage richtig einschätzte. Bevor der Trecenarius jedoch antworten konnte, mischte sich dieser Optio ein und gab eine sinnvolle, wenn auch jetzt gerade unpassende, Aussage von sich. Mist. Dieser Mann hatte tatsächlich mehr Ahnung als sein Tribun, was Verus veranlasste, diesen Optio intensiv beobachten zu lassen. Petronius war durch seine Eitelkeit zu kontrollieren und würde sich selbst in einen Fehler bewegen aber dieser Optio schien nicht unclever. "Wir wissen nicht, wer alles Christ und wer nicht, Optio. Insofern können wir nicht jeden Mord in dieser Stadt als religiösen Mord ausschließen," kommentierte der Tiberius also und relativierte die Aussage notgedrungen, um der Agenda zu folgen. "Noch gibt es keine Listen," erklärte Verus und gab damit auch eine Tatsche preis, dass die Prätorianer an Listen arbeiteten und blickte dabei bitterböse zum Petronius, um diesen zu verstehen zu geben, dass die Prätorianer die Listen anlegten und auch er darauf landen konnte. Aber gut - mitunter war der Tribun nicht ganz so aufgeschlossen für diese versteckten Botschaften, so dass Verus es dabei beließ, um diesen stupiden Antrag abzuschmettern, der die ganze schöne Arbeit beeinträchtigen konnte. "Müssen wir das jetzt diskutieren? Ich denke, dass dies ganz klar unsere Zuständigkeit ist. In diesem Sinne mache ich von unserem Recht gebrauch und ziehe den Fall an mich," sagte der Trecenarius gelangweilt und betont niedergeschlagen, bevor er sich an den Decimus wandte. "Ja, es ist ein Zeichen der Christensekte und ein verbindendes Element in ihren Kreisen," war die wahre Erklärung. "Und es ist eine deutliche Mitteilung. Entweder der Senator war Christ und wurde von einem fanatischen Gläubigen aus Rom getötet oder wollte aus der Sekte ausscheiden. Oder die Christen morden jetzt tatsächlich öffentlich, um den Aufstand fortzuführen. Es gibt viele Möglichkeiten," log Verus und gab damit den Ahnungslosen, der sich sehr besorgt kümmerte und Überlegungen anstellte. "Dennoch muss ich mich sagen, dass mich diese Entwicklung sehr beunruhigt. Ich denke, dass ich mit dem Augustus darüber sprechen muss," vermeldete der Trecenarius in Richtung des Petronius, um ein wenig die Nähe zum Kaiser auszuspielen, die dem Tribun der Urbaner noch fehlte. Ein wenig Neid sollte wachsen, damit der Petronius einen Fehler machte und sich aus dieser Situation zurückziehen musste. Das Spiel brauchte ihn erst später aber diesen Optio vielleicht früher.
Beiträge von Aulus Tiberius Verus
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Ein Wagen - bei Nacht - umgeben von einigen Toten stand am Wegesrand. Die Toten waren durch schnelle Klingen niedergemacht worden. Schnitte in ihre Kehlen oder Stöße in ihre Bäuche mit der breiten Klinge eines Gladius ließen Blut auf den Boden tropfen. Auch der Wagen war mit Blut beschmutzt, welches einige Kisten zierte. Kisten, die fest mit großen Schlössern verschlossen waren. Auch ein Pferd mit der üblichen Decke der Equites Singulares lag getötet vor dem Wagen, welcher schlicht dort stand, da sich die beiden Ochsen nicht mehr weiter bewegen wollten und sich lieber am Gras verköstigten. Die Kisten trugen keinerlei Standeszeichen oder Hoheitszeichen, doch ihre Verfertiung wieß auf eine staatliche Stelle, da nur diese massive Holzkisten dieses Bautyps für Transporte einsetzten. Es handelte sich im fiskale Truhen. Truhen für den Transport von Wertgegenständen und Geld. In der Tat war eine Truhe am Boden aufgebrochen, da sie scheinbar einen Schlag mit einer Axt erhalten hatte. Ein paar Goldmünzen fielen heraus und sammelten sich unter dem Wagen. Wenn man die Leichen untersuchen würde, würde man eine Narbe im Nacken feststellen, die ein Zeichen bildete. Das Zeichen des Mars. Nur Prätorianer trugen diese Art Markierung unter dem Haaransatz im Nacken. Dennoch wieß nichts auf eine militärische Einheit hin, da diese armen nicht einmal ein cingulum trugen. Dennoch fanden sich römische Waffen in ihren Händen, die sie in verzweifelter Tat erhoben hatten, um sich zu verteidigen. Auch ein paar ihrer Gegner hatte es brutal dahingerafft, die sich um den Schlachtort sammelten. Scheinbar hatten sie auch kein Glück und vermeintliche Überfall kostete sie auch das Leben. Ein Soldat hatte sich noch sterbend an den Wagen retten können, wo er im Sitzen verstorben war; als er sich betend an das große Rad lehnte. Mars hatte diese Einheit verlassen. Auch die Angreifer waren glücklos aber vielleicht nicht der Finder Wagens? Die Prätorianer transportierten hier einen Teil ihrer Kasse und des kaiserlichen Vermögens für ihren Imperator. Wahrscheinlich handelte es sich um Tribute, die per Schiff in Ostia angelandet waren. In der Tat würde man feststellen können, dass dort ein Schiff der Flotte Steuereinnahmen aus Aegyptus angelandet hatte.
Sim-Off: * Wenn ausgespielt, kann der Finder eine erstaunliche Summe auch in der WiSim erhalten, sofern er den Prätorianern Reichtümer stehlen will.
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Hatte Verus die Kontrolle verloren? Die letzten Berichte verhießen nichts Gutes. Nicht, dass wirklich Gefahr drohte aber ohne absolute Kontrolle bestanden einige Unzulänglichkeiten, die einen Nachteil für die zukünftige Arbeit bedeuten konnten. Nun sah Verus klar ein, dass er ein Getriebener seiner Umstände und Entscheidungen war. Es war vielleicht zu spät für ihn aber nicht für andere. Hektisch räumte er seine Wachstafeln auf, um ein paar davon alsbald über einer Kerze einzuschmelzen. Ein paar Aufträge mussten bereinigt werden. Es klopfte, panisch riss der Trecenarius seinen Kopf hoch. Wo waren seine Wachen? Hatte man ihn hintergangen? Panik wuchs, Angst umgriff ihn, so dass er mit einem wahnhaften Schlag die Tabulae vom Tisch in seine große Schublade fegte, um Platz für eine potenzielle Abwehr zu erhalten. "Herein", rief der Offizier, der noch in dieser Sekunde die Schublade verschob und somit schloss. Unter dem Tisch zog Verus langsam seinen Pugio hervor, um seinen Angreifer mit aller Gewalt niederzustrecken. Kriegslüsternd waren seine Augen, als sich die Tür öffnete. Und zu seiner Erlösung erblickte er diesen Helvetius, den neu angeforderten Miles. Er beruhigte sich und verdrängte seine Paranoia. "Du bist es," jappste Verus erleichtert und verstaute seine Waffe wieder am cingulum. "Ich denke, dass du hier bist, um deinen Dienstantritt zu melden?" Verus rang sich ein raubtierhaftes Lächeln ab, da die Erleichterung auch für den sonst so kalten Mann spürbar war. Ein wenig Mitleid breitete sich aus, als Verus daran dachte, diesen jungen sowie naiven Mann in diese verdammte Sache mit hinein gezogen zu haben. "Möchtest du wirklich ein Prätorianer sein?" - fragte Verus fast schon väterlich und suchte Blickkontakt mit dem Opfer der dunklen Macht seiner Geschäfte. Auch ein Teufel konnte Mitgefühl zeigen. Und war nicht der Teufel auch ein Anwalt der leidenden Seelen? Unbewusst hatten sich zwei Lebensumstände überschnitten und eine richtige Reaktion im Meuchelmeister hevorgerufen.
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Warum war dies noch wichtig? Verus haderte mit sich selbst, da er Rom zwar verstand aber mit dieser Welt nicht konform gehen wollte. Etwas passte nicht mehr. In letzter Zeit zerfielen seine Einsichten und Wahrheiten zusehens, während sich eine destruktive Gewissheit festigte. Verus war ein hasserfüllter Mensch, nicht unbedingt gegen einzelne Personen, sondern viel mehr gegen die Welt. Seine machtvolle Position, nahezu unantastbar, erlaubte vieles aber versagte das Entscheidende. Verus schlief schon lange nicht mehr glücklich ein. Liebe wurde ihm immer fremder. Sein Bruder sprach: zerredete viele Worte, die Verus verarbeitete und verstand aber nicht wirklich erfüllen konnten. Der Prätorianer war leer und reagierte apathisch. Gleichgültigkeit sprach für sein Herz, welches leben wollte aber nur überleben konnte. "Du wirst ein guter Senator. Sei dir aber gewiss, dass es für einen Tiberius kein leichter Weg ist. Unser Name trägt einen Fluch und wir ernten viele Intrigen gegen uns," vermeldete der erfahrene Soldat, die nicht nur selbst für einige notwendige Intrigen verantwortlich, sondern auch Erfahrungen mit Tyrannen hatte. Salinator war diesem Tiberius noch ein deutlicher Begriff. "In dieser Stadt gilt nur eine wahre Weisheit: Wenn du das Spiel der Macht spielst, gibt es nur den Sieg oder den Tod." Rom war ein Moloch. Ein Abgrund aus Gier, Eitelkeiten, Hass, Machthunger und Irrsinn, gepaart mit religiösem Eifer und alten Werten, die an der Machtfülle der Zeit versagten. Verus war längst im Zentrum der allgemeinen Machenschaften angekommen, die viele vermeiden wollten aber doch mittelbar partizipieren mussten.
Ein Entkommen war nur mit der Flucht aus dieser Stadt möglich. Und selbst dann suchten den Flüchtenden Aasgeier aus dieser verdammten Stadt heim. Verus selbst richtete die geschlagenen der Intrigen. Mit einem leeren Blick erinnerte er sich an seine letzte Tätigkeit für den Kaiser. Oder viel mehr für die Prätorianer. Das Meucheln nahm ihm jedwede Hoffnung, dass es für ein friedliches Ende geben konnte. Verus war sich noch nicht einmal mehr sicher, ob er ein Nachleben haben konnte; so sehr fesselte ihn diese verfluchte Welt mit seinem Namen und seinen Aufgaben. Die Waffen und die Kontrollmechanismen des Apparates gaben ihm noch Sicherheiten, wenn auch schwindend. Vielleicht gab es für den Trecenarius nur ein einziges verdorbenes Gesetz: sein Schwert. Sein Schwerte hatte ihn noch nie enttäuscht. Es hatte viele Probleme beseitigt, die es selbst geschaffen hatte. Verus ertappte sich dabei, dass er Gefallen an der einfachen Lösung des Mordes fand, obwohl er sich gleichsam für diesen Gedanken verachtete. Diese dunkle Arbeit wurde immer leichter aber umso schwerer für seine verkümmerte Seele, die so sehr frei sein wollte. Doch Freiheit war für diesen Mann stets eine Lüge. Er nahm sie anderen und versagte sie sich selbst. Ein Feind der Freiheit fügte sich gut mit seinem kalten und zynischen Hass in die Reihen der Schatten ein.
Die Prätorianer verfestigten ihre Macht und spielten ihr Spiel im großen Spiel in dieser Stadt der Irren. "Ich werde dich bei diesem Mann bekannt machen aber ich möchte dich daran erinnern, dass sich nicht alle Fäden sofort zeigen," versicherte Verus und nickte seinem jungen Bruder beteuernd zu. "Keine Sorge! Dieser Mann kennt mich als Trecenarius und somit ist eine falsche Emotionalität nicht mehr notwendig. Meine Auftritte erledige ich mit hinreichender Achtung, Nero." Er zog seine Schultern gleichgültig hoch. Verus verstand diese falsche Emotionalität nicht. Für ihn war ein falsches Lächeln nur Heuchelei und Heuchelei lehnte dieser Tiberius ab. Wenigstens wollte er sich als das darstellen, was er nun einmal war. "Unser Licht wird ohnehin von Durus Schatten verdunkelt," meinte Verus mit einem zynischen Grinsen. Verus war Durus nicht unähnlich und gleichsam beschränkt in seiner Handlungsfreiheit. Durus war in den Tod gegangen und auch Verus würde dies tun, sofern es erforderlich war. "Ich gebe dir gerne eine Liste aber ich kann dir sagen, dass der Name Tiberius eher Türen verschließt, als wirklich öffnet. Solange der Kaiser unseren Namen nicht öffentlich rehabilitiert, werden wir immer mehr leisten müssen als andere, um überhaupt in Betracht zu kommen. Ich musste den Weg des Krieges gehen, blutig und tapfer erstreiten, was uns einst zustand und dennoch hält man uns zurück. Meine Karriere ist am Ende aber deine beginnt erst, Nero. Du wirst auf dein eigenes Fundament bauen müssen. Ich bin nur ein Soldat," erklärte der Tiberius recht unverblümt. Das Thema zur Ehefrau schloss Verus wortlos ab und hoffte dies zu übergehen. Verus fand diese Frage verachtenswert, da Luna seine einzige Gelegenheit zur Liebe war. Und eine andere Frau, wenn auch politisch, wollte er nicht an sich binden. Als Trecenarius war sein Ruf zerstört; unerehrenhaft beschmutzt mit dem Gestank eines Henkers. Niemand mochte den Henker.
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Florus, deine ID kann ja den Kaiser einen Brief schreiben, dass er gerne eine Therme bauen würde oder der Kaiser eine bauen soll. Ich denke, dass der Kaiser gerne antwortet. Zumal - ein Thermenbau für viele IDs ein gutes Projekt wäre.
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Die Prätorianer prozesszieren durch Rom und würden sich über Schaulustige freuen! Keine Sorge, der Tempel wird sich bald wieder öffnen und Einblicke in das "Eidgeschäft" der Soldaten bringen.
Selbstverständlich darf die Familie die Betroffenen auch gerne bis zur Tempeltreppe begleiten.
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Ein Prätorianer klopfte an und trat dann kurz darauf ein. "Tribun. Deine Evocatio beginnt. Ich werde dich zum Trecenarius bringen," vermeldete der Soldat, der scheinbar keinerlei Widerstand erwartete und den Tribun schlicht enführen wollte. Verus würde den Tribun und selbstverständlich alle anderen Betroffenen noch im Vorfeld aufklären, so dass man als Prozession aufbrechen konnte.
Sim-Off: *ein Gespräch vor der Prozession wird aus Zeitgründen weggelassen
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Verus beschlich ein altes Gefühl. Ein merkwürdiges Gefühl, dass sich diese rituellen Anlässe nicht immer mit seiner Wahrnehmung deckten. Etwas stimmte nicht mehr. Zwar hatte er alle Vorbereitungen getroffen, den Tempelvorsteher informiert, die Riten etabliert und auch alles notwendige an Ausstattung bereit legen lassen aber etwas stimmte nicht. Es war später Nachmittag, fast schon Abend, als sich ein kleiner Tross - in ritueller Rüstung - näherte. Es waren Prätorianer, die Teile ihrer Rüstungen trugen, diese aber mit einem großen blassroten Mantel verdeckten. Auch ihre Waffen waren mit einem Wachssiegel verschlossen, so dass dieses gebrochen werden musste. Das Siegel trug das Zeichen des Mars und war vorher durch die Soldaten selbst aufgebracht worden. Ihre Häupter waren bedeckt von Teilen des Mantels, so dass sie demütig zum Tempel prozesszierten. Verus führte die kleine Gruppe an. Darunter befanden sich der Tribun Iunius, der Princeps Praetorii Iulius und der Frischling Helvetius, welcher ebenso die heiligen Riten ablegen musste. Verus selbst würde als magister in diesem Falle ebenso erneut die Riten vollziehen, um die anderen darin anzuleiten und sich selbst erneut den Segen des Mars zu erhalten. Da eigentlich das Tragen von Waffen und Rüstungen verboten war, galten strikte Regeln. Der Mantel dürfte nicht herabrutschen, die Häupter dürfte ihre Helme erst ertragen, wenn sie den Tempel betreten hatten. Insofern wurden die Helme mit Helmzier, großen weißen Federn, von Sklaven und Helfern hintern der Prozession getragen, jedoch erhoben, so dass man erblicken konnte, dass sie eine rituelle Reinigung auch ihrer Waffen erbitten wollten. Ein Ausrufer schritt den Prätorianern vorweg, der um Platz bat und immer wieder in einem wechselnden Gesang den Marsch unterstrich. Prätorianer in üblichen Togae begleiteten die Prozession zum Tempel, um Gefahren oder Zwischenfälle zu verhindern. Verus war unruhig, nicht ganz gefasst, da diese Sache auch ihm immer wieder mulmig war. Immerhin konnte viel passieren und gleichsam verlangten die Rituale eine außerordentliche Hingabe und Präzision.
Die Evocatio war kein leichtes Unterfangen, da die Betroffenen eine harte Prüfung bevorstand. Nicht nur im Glauben, sondern schlicht durch Zeitablauf. Sie würden drei Tage im Tempel verbringen, um diese notwendige Zeit mit Eiden, Stille und Anbetung zu verbringen. Es war eine strikte Abfolge von gesprochenen Worten, Gesängen und rituellen Handlungen im direkten Angesicht des Mars Ultor. Ein Fehler konnte die gesamte Einheit diskreditieren und Schande über die Standarte bringen. Verus hielt seinen Mantel betont fest, so dass dieser ja nicht von seinem Schädel rutschen konnte und senkte sein Haupt sogar. Alsbald hatte man die Stufen des Tempels erreicht, wo bereits Tempeldiener warteten, um mit großen Stäben - welche mit Silber beschlagen waren - auf den Boden zu stoßen, so dass ein dumpfes Geräusch die Prozession bereits ankündigte. Immer wieder erschallte dieser dumpfe Ton, während sich der große Portal zur Vorhalle des Tempels öffnete. Die Begleitung, jene Toga tragenden Prätorianer, versammelten sich ausschwärmend an den Stufen, um einen Korridor zu etablieren, der für die noch zu Weihenden bestimmt war. Verus hielt mitsamt der Prozession an, wandte sich um. Er wollte mit den Bereitwilligen sprechen.
"Wenn ihr nun diesen Tempel betretet, gibt es kein Zurück. Ihr werdet Evocati des Mars werden. Berufene des Mars. Die Evokation ist eine schwierige Sache aber ich habe Vertrauen in euch alle. Die Eide, die ihr dort ablegen werdet, gelten für eine Ewigkeit und binden euch nicht nur an Rom, sondern auch an die Prätorianer. Wir werden Eidbrüder sein. Enttäuscht euren Namen nicht. Enttäuscht eure Familien nicht, sondern geht als Römer in diese Hallen. In diesen Hallen wird uns der Vorsteher helfen und seine Helfer. Ich werde euch leise aber bestimmt erklären, was zu vollziehen ist," leitete Verus die Aufgabe ein, die auch er selbst einst erledigen musste. Nun war er der magister und musste selbst die Eide in Vollzug bringen, wie es Tradition war. "Wir werden den Tempel unter den Düften von Weihrauch betreten. Dort werdet ihr euren Mantel abwerfen und dann eure Helme aufsetzen," begann der magister mit seiner Erklärung, damit wirklich nichts falsch verlief.
"Ihr habt dies still und wortlos zu tun. Danach werdet ihre eure Siegel an den Waffen brechen, sobald sich das Portal hinter uns geschlossen hat. Das Gladius wird erhoben aber nicht zum Angriff gestreckt. Der Tempelvorsteher wird dann Mars anrufen, dass er euch gestattet, seinen Tempel zu betreten. Dann betretet ihr seinen Tempel durch das innere Portal. Seine Helfer werden dann mehrere Fließe am Boden ausbreiten. Wolfsfelle, die den Marmor des Bodens bedecken. Ihr werdet eure Schwerter auf den freien Altar legen, direkt unter der heiligen Statue. Im Anschluss werdet ihr jeweils vom Tempelvorsteher mit einem rituellen Duftöl übergossen, welches euch reinigen soll. Es wird bissig riechen. Eure Augen werden tränen. Schließlich werde ich euch auffordern, Mars gänzlich zu dienen. Ihr werdet eure Rüstungen ablegen. Euch vollständig entkleiden, bis auf jene Unterkleidung, welche eure Scham bedeckt. Die Rüstungen werden direkt vor den Altar gestellt. Helfer werden die Rüstungen mit einer roten Farbe bestreichen, welche sich abwaschen lässt. Danachen werden sie euch jeweils einen roten Streifen auf die Brust und die Stirn zeichnen. Ihr werdet euch flach auf die Felle legen, während der Vorsteher einen Gesang anstimmt und ich werde euch den ersten Eid vorsprechen, sobald ihr flach vor dem Altar liegt. Weihrauch wird euch umwehen, der schließlich ausgegeben wird. Wundert euch nicht, wenn ihr benommen werdet. Der Eid ist vollständig nachzusprechen und dann wird Stille herrschen. Ihr werdet verharren. Dann wird eine Speise ausgegeben, die ihr verspeist; jedoch ohne aufzustehen. Wieder Stille. Ich spreche den nächsten Eid," sagte Verus abschließend. Er blickte unter seine Mantelkapuze hervor.
"Diese heilige Handlung wird drei Tage dauern, wobei sich die Helfer abwechseln werden. Keine Sorge, ihr werdet mit Wein und heiligem Brei versorgt werden, welcher einen hohen Anteil an Stierblut haben wird. Ihr habt still zu verharren und nur die Eide zu sprechen, während ich als magister in Zusammenarbeit mit dem Tempel die Riten vollziehe. Auch ich werde nur den Brei und Wein konsumieren, während ich neben dem Altar stehe. Ihr dürft nur zu bestimmten Zeiten schlafen und dies auch nur, wenn dies nicht erheblich bemerkt wird. Sobald die Riten abgeschlossen sind, werde ich mich ebenso auf ein Fell legen und die Zeit aushalten," versicherte Verus, bevor man den Tempel endgültig betrat. "Wichtig ist, dass ihr die Eide vollzieht und während dieser Handlungen euch nicht großartig aus der liegenden Position in Bauchlage erhebt," merkte Verus noch an und hoffte auf ernste Gesichter, die einverstanden waren. Oder zumindest Bereitschaft zeigten.
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Plato kratzte sich an seiner Nase, bevor die Hand wieder herabsank. "Es kostet dich immer ein Geheimnis. Ein Geheimnis gegen ein Geheimnis," meinte Plato fast tonlos; wie ein Geist gesprochen. Es war ein Geschäft mit einer teuflischen Welt; einer anderen Welt, welches Alb dort verlangte. "Alles hat seinen Preis," verlautbarte der Mittelsmann der Prätorianer und leistete sich keinerlei Lächeln, welches sonst seine alten Lippen zierte. Plato war nicht bösartig aber in dieser Sache wollte er weitesgehend ehrlich sein. "Aber genieße erstmal deinen Eintopf. Manchmal helfen uns gute Speisen...," sagte der Mann und nickte Alb zu. Denn in der Tat würde dieser Mann erneut einen Zifferstein darin finden.
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Verus eilte zu seiner Geliebten, um bei ihr zu sein. Fenrir, der Wolf, war das lebendige Kissen für seine Luna, welche gerade aus bösem Traum erwachte und ihre Augen weit aufriss. Besorgt über ihren Zustand warf sich Verus auf seine Knie, die sich fest in den noch frischen Boden schlugen. "Ich bin bei dir," sagte Verus lautstark aber nicht zu laut. Seine Hände suchten sie, schlossen sich um ihren Hals, um sie fest zu umarmen. Der Wolf wich nicht aber verwehrte sich nicht. Er wusste, dass Verus zum Rudel gehörte und nicht minder wichtig für Luna war. Instinktiv war er beschützend für etwas Wertvolles eingetreten. Verus presste Luna an sich, um ihr eindringlich zu zeigen, dass er für sie hier war und diese Sache klären wollte. Nicht gegen sie. Es war eine gemeinsame Entscheidung, die er mit ihr treffen wollte aber in dieser Sekunde war dies sekundär, da er sich sehr um seine Geliebte sorgte. Denn sie war alles, was er noch Menschliches in seinem Leben hatte. Ihre Liebe wärmte sein frostiges Hassherz. Luna atmete schwer und Verus verdrückte zwei Tränen. Verlorene Tränen aus einer fernen Zeit.
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Plato bewegte sich zu dem unbekannten Gesicht und studierte diesen einen winzigen Augenblick, bevor er auflachte. Dieser Mann schien unbedacht in eine echte Taverna geraten zu sein. Er konnte ja nicht wissen, das dieses Etablisment von den Prätorianern als verdeckter Dienstort betrieben wurde. Plato mochte gute Gespräche, da durch einfache Gespräche immer etwas zu erzielen war oder zumindest ein paar Informationen abflossen. Auch blieb man in der Übung mit seinen Worten. Lügen war eine Fähigkeit, die man - wie jede andere- erlernen konnte. "Salve," grüßte Plato, der etwas dickliche Alte, lächelte ehrlich, da Plato kein grausamer Mann war; auch wenn die Arbeit es sicherlich war. "Neu?" - war die entblößte Frage, die frech und dreist aus dem Mund des Mittelsmann sprudelte, um dem Fremden ein Gefühl von Akzeptanz zu vermitteln.
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Morrigan war brav und gut abgerichtet, so denn Verus ihr keine weitere Beachtung schenkte. Die Sache schien erledigt, da sich der Konsul deutlich auf die Seite des Wunsches der Prätorianer stellte. Der Trecenarius nicht mehr in der Lage echte Freude zu empfinden, nahm dies hin und akzeptierte schlicht den Umstand, dass dem Schutze Roms genüge getan wurde. In dieser Hinsicht musste sich der oft kontrollierte Prätorianer sich nicht einmische. Es würde noch genug Belange geben, in denen seine Tatkraft und Handlung erforderlich war. Ein Fehler aus naher Vergangenheit würde ihn sicherlich bald einholen, der beweisen sollte, das jede Emotion in diesem Geschäft schädlich war. Und Verus hatte sich emotional beteiligt, was in seinem Arbeitsumfeld tödlich sein konnte. Verus ahnte noch nicht, welche Machtspiele auf ihn zukamen und auch nicht, dass es um Machtspiele ganzer Einheiten ging. Es ging schlicht um eine einfache Frage: Wer hatte mehr Gewicht? Verus glaubte an das Gewicht seiner Geheimnisse aber würde wohl eines Besseren belehrt werden, dass auch ein Monster ohne Käfig, schnell einen neuen Käfig finden würde. Würde man die Wahrheit verformen, bis zur Lüge? Würde man die Wahrheit einsperren oder sie doch eher töten? Vieles in Rom war ein schattenhafter Kampf gegen Intrigen, Machthunger und falschen Idealen. Die Prätorianer waren Meister darin, Dinge zu morden, Wahrheiten zur Lüge zu verstellen und waren allesamt durchsetzt von Skrupellosigkeit.
Auch Verus war inzwischen ein Meister, nachdem ihm seine Speculatores eingewiesen hatten und mit der inzwischen langen Zeit hier in Rom, war er zum geeigneten Meuchler gereift und stand den besten Geheimsoldaten des Reiches vor, die nicht minder schlechter Mörder waren. Ein grausames Kollegium von Männern, welche nicht immer frei agierten aber stets frei zwischen ihren Mitteln wählten. Hass war ihnen nicht fremd aber die Liebe zum Leben. Sie überlebten in einem System, welches nicht frei war und stets von Abhängigkeiten geprägt war. Auch Verus, selbst als mächtiger Trecenarius und somit Vollstrecker des Kaisers, war ausgeliefert. Diese Situation zeigte es, dass er den Gegebenheiten ausgeliefert war.
"Ich danke dir, Konsul," bedankte sich der Prätorianer nicht ganz aufrichtig aber auch nicht gelogen. Es fiel ihm nur schwer, dem Konsul tatsächlich Macht über die Prätorianer durch einen echten Dank einzuräumen. Die Prätorianer bedankten sich nicht, sondern nahmen sich, was sie brauchten. Aber in diesem Fall wäre dies unpassend und unvernünftig gewesen. Verus lernte, dass nicht immer brutale Mittel zweckgebunden waren. Manchmal war eine offene Zusammenarbeit stabiler. "Varia war eine erhebliche Gefahr," war die geblaffte Antwort, bevor sich der Trecenarius vom Konsul und seinem Enkel entfernte. Dieser Jüngling verstand nicht, was wirklich vor sich ging und fragte eine Frage, die Verus enttäuschte. Jede Amazone aus Themiskyra war eine Gefahr. Verus blickte in seiner abwendenden Bewegung zum Konsul, um diesen zu vermitteln, dass er dies seinem Enkel erklären sollte.
Dann zog sich Verus in Richtung Petronius Crispus zurück, um eine Sache zu klären. Mit leisen Schritten näherte sich Verus heimtückisch und schob die hübsche Sklavin schlicht zur Seite, so dass der Petronier direkt in den Angesicht des Tiberius blicken musste. "Petronius," grüßte Verus mit einem selbstgerechten Lächeln, welches wirklich schlangenhaft war. "Ich denke, dass ich mich bei dir entschuldigen muss," begann der Trecenarius mit einer Lüge. Natürlich musste er sich nicht entschuldigen aber immerhin war es eine gute Einleitung, um mit einer wichtigen Sache zu beginnen. Wie er den Petronius einschätzte, wollte dieser Macht und Einfluss, weil er dieser nicht ganz unwillig zum Machthunger stand. Sich zu entschuldigen gab dem anderen das Gefühl von Dominanz, welches ähnliche Persönlichkeiten sehr schätzten. Es war ein Spiel der falschen und manchmal wahren Worte. "Unser Ton war mitunter sehr hart und ich möchte nicht, dass sich eine Feindschaft etabliert," erklärte Verus mit dem Versuch einer menschlichen Regung in seinen Augen, welche scheiterte, da seine Augen einfach leer blieben. "Auch mein emotionaler Ausbruch im Zuge dieser Furie von Frau, sollte nicht zwischen uns stehen, da wir in Zukunft sicherlich zusammenarbeiten...," wählte der Tiberius seine Worte möglichst wenig betont, bevor er den Satz betonter abschloss: "...müssen." Ja, sie mussten es, ob sie nun wollten oder nicht. Es ging schlicht darum, die Fronten zu klären und eine Arbeitsebene zu etablieren, die brauchbar für die Prätorianer war. Vielleicht ließ sich der Petronius mit geschickter Wortwahl eines Tages in die richtige Richtung lenken. Verus wollte sogar, dass der Petronius sich sicher fühlte und eventuell zum Angriff überging, damit die Waffen bekannt waren. Manchmal musste man sich entblößen, einen eigenen Fehler benutzen, um doch noch einen Sieg zu etablieren, weil der Gegner in seiner siegestrunkenen Größe stolperte. Und dieses Stolpern-Lassen konnten die Prätorianer gut. Ausgesprochen gut. Verus war nicht eitel und so denn war auch Verus bereit, erheblich einzustecken und ein wenig Schmutz im Angesicht zu erhalten. Vielleicht war dies die größte Stärke des Tiberius: Er konnte Dinge aushalten. "Du bist der erfahrene Offizier," teilte Verus mit und hoffte damit gewisse Eitelkeiten zu bedienen.
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Es wurde immer schwerer, frei zu atmen, wenn man von einer Krankheit geplagt wurde, für die es keine Heilung gab. Wie ein Geschwür war die Kälte in seinem Herzen, welche einem Krebs gleich wuchs, und einen Krieg nicht nur gegen ihn selbst, sondern auch jeden anderen führte. Es war kein Wahnsinn aber auch kein Sinn in diesem Etwas, welches sich seiner bemächtigt hatte und nicht mehr weichen wollte. Es war hier. Genau jetzt in diesem Gedanken, als Menecrates mit ihm sprach. Die Melodie seines Lebens war ein dumpfer Ton, der monoton in sich selbst gefangen war. Verus war nicht selbstsüchtig aber auch nicht frei von Eigennutz. In seiner Welt war ein gewisser berechneter Eigenutz niemals falsch. Dennoch wurde es immer schwerer, wenn man ein Teil jener bösen Kraft war, welche Rom bis ins Mark beherrschen wollte. Sein Herz lief davon, doch wurde es durch das Fleisch seiner gepeinigten Existenz gehalten.
Im wilden Herzschlag im kalten Angesicht seiner Augen, blickte Verus zum Konsul und zog ihn hinab in diesen Abgrund, der kein Ende hatte; sondern stets nach einem ewigen Sturz verlangte. Sprang' man einmal hinein, gab es kein Zurück zu einem Leben, sondern nur ein Vorwärt in ein Etwas. Seine Augenlider zuckten, wollten mit aller Macht des ungesunde in sich selbst davonwaschen aber scheiterten am Widerstand des Krieges. Er hatte so viele Leben genommen, nicht nur im bewaffneten Konflikt, sondern auch hier in Rom, so dass sein eigenes Leben längst zerbrach und er seine Macht nur errichtet hatte, um zu stürzen. Er selbst war die Krankheit in dieser Welt, die er so sehr verachtete aber nicht entfliehen konnte. Die Prätorianer waren ein kombiniertes Geschwür, ein Leviathan alter und neuer Mächte, welches allein seiner Macht diente. Rom war befallen von einer Idee, die nicht einmal ein Kaiser brechen konnte.
Auch der Kaiser war befallen von dieser Idee. Verus war längst klar, dass es kein Entkommen gab. Sein Sturz war unaufhaltsam, selbst wenn er stets gewann und sich nicht mehr lossagte, so war dort stets etwas, was ihn hinab riss und ihn daran erinnern musste, wer in dieser Stadt eines der vielen Monster war. Verus war sich seiner selbst in diesem Augenblick überdrüssig, da der Konsul die furchtbaren Erinnerungen weckte, die nicht mehr weichen wollten. Unberechenbar schien Verus Reaktion, so dass seine Augenlider ihr Zucken unterbrachen und die Unsicherheit in ihrer gebrochenen Macht in eine neue Wunderwaffe an Selbstsicherheit verwandelt wurde. Nichts konnte ihn besiegen. Selbst der Tod, die Macht eines Kaisers, fürchtete er nicht mehr, da er sich selbst mehr fürchtete als die weltliche Macht. Ein Tod konnte eine Erlösung sein und wenn man einmal die Angst vor dem Tod verloren hatte, war die Welt nur ein leerer Ort, der seine Ende irgendwann finden musste. Insgeheim hoffte Verus sogar auf einen gnadenvollen Tod, da er selbst zu feige war, um ohne Wunsch und Befehl sein Leben zu beenden. Dennoch würde er es tun, wenn es verlangt wurde. Dies war der Widerspruch in ihm, der Irrsinn, der nicht begraben werden konnte. All die Opfer in seinem Leben waren wertlos, brachten ihm stets neue Ketten, die ihn nun selbstsicher in grausamer Gewissheit zurückließen.
Eine Selbstscherheit, die sogar ihren Sturz akzeptieren konnte, ohne noch daran zu zerbrechen. Denn Verus war längst zerbrochen und als Monster zusammengesetzt worden. Brav führte er seine Weisungen aus, tapfer agierte er mit seiner Macht aber fand nicht mehr in diese Gesellschaft zurück. Dinge, die er zu vergessen drohte, waren Mitgefühl und Hoffnung. Zynismus war der letzte Rest an Menschlichkeit, der Antwort auf ein verlorenes Leben sein konnte. Verus sog Luft durch seine Nase ein, um seine Planungen zu überdenken.
Doch schnell wurde ihm klar, dass dies einem Bündnis mit dem Konsul gleichkam und er folglich auch durch die Prätorianer bedient werden konnte. Informationen aus seinem eigenen Mund konnten den Konsul beeinflussen. Eine gute Sache. "Ich bin einverstanden," war die knappe Antwort, die aus den Augen heraus mehr verlangte als ein paar Worte. Das teuflische Funkeln verwandelte sich eine traurige Leere. "Ich kann gleich damit beginnen," sagte der Trecenarius nüchtern und machte eine Geste mit seiner linken Hand. "Jemand hat den orator publicus bestochen, um äußerst positive Nachrichten und Lobgesänge über dich zu verbreiten. Gleichsam wertete dieser orator deinen persönlichen Gegner Aurelius Lupus erheblich ab. Wenn du diesen Mann nicht bezahlt hast, will jemand euch beide anstacheln und aufhetzen, um einen politischen Gewinn daraus zu ziehen," offenbarte Verus ein erworbenes Geheimnis der Prätorianer mit einer Schlussfolgerung, die auch einer gewissen Manipulation diente. Verus konnte nicht mehr ohne Lügen und Manipulation. Lügen machten so vieles leichter, da sie kontrollierbar waren. Dennoch war dies keine Lüge, sondern eine erfahrene Tatsache, die Verus bewusst offenbarte. Das Monster roch Beute, fern oder nah.
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... und wie von magischer Hand tauchte unlängst durch vertrauliche Quellen informiert, der Trecenarius mit einem Stab von Leuten auf. Er trug die übliche Kleidung für solche Einsätze im Bereich des pomeriums. Auch seine Soldaten folgten dem Kleidungszwang der verdeckten Tragweise der Waffen und zeigten sich zurückhaltend, wenn auch ihr Auftreten als Einheit jedem bewusst machte, dass es sich um Prätorianer handeln musste. Auch die akzentuierte Farbe der Toga und die Wahl der Formation. Die Prätorianer verteilten sich, um den Tatort zu untersuchen und drängten sich nach Erklärung an den Urbanern vorbei, die nur kurz ein sigulum (eine kleine Großmünze mit dem Abzeichen der Prätorianer eingestanzt) sahen. Verus selbst hielt sich nicht lange auf, nachdem er den Petronius und den Decimus erspäht hatte, und eilte mit seinen beiden Leibwächtern zu den beiden Männern. "Salvete," grüßte der Prätorianer knapp und versuchte sich betrübt zu zeigen. "Ein schändliches Verbrechen," kommentierte er gespielt, da er ja über die wahren Hintergründe längst in Kenntnis stand. Denn er hatte diesen Mord in Auftrag gegeben, um die Prätorianer zu stärken, da dieser Senator nicht minder gefährlich für die Agenda der schwarzen Kohorten war. Er ließ dem Decimus und dem Petronius Zeit, das Wort zu ergreifen, da er selbst selten direkt in medias res ging. Es war oft besser, andere sprechen zu lassen und deren Kenntnisstände auszuloten. Reden war Silber und Schweigen Gold - eine Weisheit, die die Prätorianer verstanden.
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Stimmt! Rom hungert!
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Immerhin war dieser Fall vorerst abgeschlossen. Natürlich würde Verus wieder kommen oder auch nicht, sofern sich die Situation verändern sollte. In diesem Sinne war er recht froh, dieser angespannten Atmosphäre zu entgehen und sich wieder seinem Tagesgeschäft zu widmen, welches gleich eine ausgedehnte Pause umfassen sollte. Endlich - wieder einen guten Schluck Wein, den er sich nach seiner eigenen bescheidenen Meinung verdient hatte. Er stand auf, nickte beiden Männern aufrichtig zu aber verweilte noch einen Augenblick. Die Durus-Frage beschäftigte ihn noch einen Moment, da auch er selbst Tiberius Durus nicht unähnlich war. Immerhin tat auch Verus das, was er für notwendig erachtete und als Trecenarius konnte er dies weitreichend tun. Vielleicht konnte der baldige Wein helfen, diese schwierige Frage im diesigen Dunst aufzulösen. Leider war dies selten von Dauer. "Ja, wir sehen uns dort. Valete," sagte er zum Abschied und entschwand behändig.
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Was geschah hier gerade? Verus war wirklich zerstört. Nicht im Sinne, dass er aufgab aber diese Frau zerstörte ein klares Weltbild, welches zumindest in seiner einstigen Welt noch Bestand gehabt hatte. Diese Frau erlaubte sich Dinge, nach alldam, was er vorbereitet hatte, und erdreistete sich vieles, was er einfach nicht glauben konnte. Sergia Fausta war ungebrochen, zielstrebig und immer noch jenes Weibsbild, welches so fehlerhaft nicht in diese Zeit passte. Nichts passte hier mehr. Verus Glauben zerbröselt mit festen Brocken, die ihn wortlos auf diese Frau starren ließen. Rücksichtslos agierte sie, vollkommen emotional und selbstgerecht zerschlug sie alles, was in seinen Augen sittsam war. Sie war altklug, überlegenheitssuchend und schnippisch. "Kaiser Claudius verbot private Besuche," antwortete Verus perplex und schüttelte heftig mit seinem Kopf, während sein Mund weiterhin offen stand, weil diese Situation so entglitten war, dass er einfach nichts mehr verstand. Es war der Versuch einer Rettung aber die gefühlte Macht des Trecenarius zerbarst an dieser Frau, die scheinbar mehr Macht besaß, als ein Konsul und die versammelte Honoration einer Stadt. Eine Frau, die sich mehr herausgenommen hatte, als gut für sie war. Und dennoch atmete sie frei und konnte sogar mittelbar diese gesamte Kommission beleidigen, die vom Senat eingesetzt war.
Selbst Verus hatte sich dieser Sache nicht entziehen können. Immer noch war der Senat ein wichtiges Instrument der Altvorderen, welches nicht übergangen werden konnte. Zumindest nicht so offensichtlich. - Oder Verus redete sich dies noch ein, da er selbst eine widersprüchliche Ambivalenz zu den Traditionen hatte aber... eine Frau, die sich über die Welt erhob, war unglaublich und wirklich ein Hinweis auf ein tiefsitzendes Chaos innerhalb des Imperiums. Der Konsul tat etwas, was Verus überraschte und erneut Wortlosigkeit hervorrief. Der sonst kontrollierte Mann zeigte eine Gefühlsregung, als sich erneut die Augen weiteten. Entrissen von jeder Argumentation und Gedanken versuchte Verus sich gerade erneut in diese Situation hinein zu finden. Die Worte der Sergia zu verarbeiten und doch scheiterte er. Es ging alles so schnell, dass ein Versuch überflüssig war und ebenso eine Antwort. "Ehm," entfloch dem sonst kalten Trecenarius eine Regung, bevor er den Wunsch des Konsuls realisieren konnte. "Ja, das werde ich," war die knappe Antwort, während er selbst durch die Nase tief Luft holen musste. Immer noch blieb die Frage: Was war hier gerade geschehen? Der erstaunliche Widerstand einer Frau gegen einen Konsul? Einer Frau, die sich erhob und fast königlich agierte. Ja, auch Verus erschien das alte Argument, welches er aufgegriffen hatte, erneut tragfähig. Diese Frau war eine Gefahr für die Sitten und Traditionen. Sie war eine Königin; und damit eine Feindin. Die Paranoia keimte erneut, noch bevor der Konsul den überforderten Trecenarius bitten konnte. Er sollte bleiben, so dass er seine Aufstehbewegung abbrach und dem Claudius dezent zu verstehen gab, dass er verstanden hatte. Scheinabr gab es noch wichtige Dinge im Vertrauen zu besprechen. Als Trecenarius war er dies gewohnt und endlich schien auch der Konsul den Wert von Geheimnissen erlernt zu haben.
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Zitat
Original von Herius Claudius Menecrates
[...]
Er betrachtete Tiberius für einen Moment sprachlos, während er sich gedanklich sortierte. Mit einer Neuauflage des Sklavenaufstands rechnete er nicht. Dafür verhielten sich alle im Garten zu normal. Den ersten Kampf hatte er weitgehend verpasst, aber an die Ankündigung erinnerte er sich dunkel. Die Kämpferin wurde sogar namentlich benannt, ohne dass sich Menecrates irgendetwas gemerkt hätte. Er suchte sie, entdeckte sie aber nicht auf Anhieb. Bis schließlich sein Blick an einer Säule hängenblieb, an der sie lehnte. Sie wirkte friedlich.
"Sprichst du von ihr?" Der Consul wies in einer dezenten Geste des Kopfes Richtung Säule.Verus, in erfahrener Rücksicht und Verantwortung, wollte nicht direkt auf die potenzielle Feindin blicken und blickte gezielt an ihr vorbei, zu einem Thraker in unweiter Nähe. "Ja," flüsterte der Trecenarius zum Konsul. "Diese Hiera," war dann der Name, der gehaucht aus seinen Zähnen zischte, bereit diesen zu verfluchen. Verus hatte Angst. Seine Paranoia wuchs mit jedem Atemzug. Er hatte diese Situation nicht unter Kontrolle und ohne Kontrolle bestand eine stete Gefahr. Prätorianer konnten es nicht ertragen, dass sich eine Person entziehen konnte und Hiera konnte sich entziehen. "Wir müssen handeln," meinte Verus nun deutlicher und wandte sich mechanisch zu Menecrates um. Auf ein geheimes Handzeichen, welches er hinter seinem Rücken machte, lockte er einen verdeckten Prätorianer heran, der sich elegant am Konsul vorbeibewegte, um im Gehen von Verus einen schnell geflüsterten Befehl zu erhalten. Der Mann nickte knapp und war dann aus dem Blickfeld entschwunden. Verus blickte Menecrates direkt in die Augen. "Ich habe Männer schicken lassen. Wir sollten es aber dezent vollziehen," erklärte der Trecenarius kaltherzig in der Gewissheit, dass sich der Konsul dieser Sache nicht entziehen konnte und damit ähnlichen Zwängen unterlag, wie die Prätorianer. "Morrigan," entsann sich der Tiberius. "Sie kann doch diese ... Bedrohung zum Ausgang bestellen und wir erledigen diese Sache sauber und diskret außerhalb deines Hauses?" Ein Vorschlag, der aus seiner Sicht sinnvoll war. "Du müsstest Morrigan instruieren, damit diese Sache nicht allzu auffällig ist," fügte der Prätorianer an und hoffte, dass der Konsul fachmännisch und zielgerichtet agieren konnte. Immerhin befand sich eine erstaunliche Bedrohung für Rom hier im Haus. Eine Kriegerin eines Stammes, den Verus ausgerottet glaubte.
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Dieser Mann war eine Zumutung für den instabilen Verus, der sich zusehens durch diese Arbeit belastet sah. In letzter Zeit war zu viel auf den Mann eingeprasselt und hatte ihn hinab gezogen in diesen einen Fehler, der Soldaten töten konnte. Er hatte sich emotional beteiligt und war gedanklich nicht mehr frei. Sein Herz litt unter dem Blei, welches durch seine Adern brannte, entflammt durch die Grausamkeit dieses Geschäftes. Er war ein Abhängiger seiner Umstände, getrieben von der unsichtbaren Peitsche der Angst. Die Peitsche schlug in sich wiederholenden Gedanken, die immer wieder Albträume erfanden, die Wirklichkeit werden konnten. Verus kannte keine Stille mehr und war unruhig. Diese Welt wollte nicht mehr passen und die Widersprüche zerfraßen seine gutmütige Hingabe. Es war alles in seinem Kopf: jeder Albtraum und jede Erinnerung an diese verdammte Welt des Kampfes. "Ja, diese Christen sollen leiden...," sprach er mit geschlossenen Lippen, damit es nicht wirklich ausgesprochen war. Doch Tolmides konnte es verstehen. "Leiden," sagte er nun deutlicher aber öffnete immer noch nicht seinen Mund. Sie sollten leiden, wie er selbst litt unter diesem verdammten Rom, welches alles war und zugleich alles nahm. Verus suchte Rache und der Hass eines endlosen Krieges, der ihm folgte, vorallem mit sich selbst, wollte Leben finden. Die Christen waren nicht nur für die Präfekten ein brauchbares politisches Opfer, sondern auch für Verus, der all seinen Hass endlich projezieren konnte. Hass, der gewachsen war, und ihn selbest vergiftet, bis sein Verstand darin ertrank. Er wollte es nicht wahrhaben aber Verus war ein zutiefst hass-erfüllter Mensch, der alles und jeden verteufelte, weil sein weiches Herz von Eis umschlossen war.
Verus ignorierte diesen Tolmides für einen Augenblick als er dieses kalte Gefühl in seinem Nacken spürte. Dieses Gefühl der getriebenen Furcht, die ihn in solchen Momenten übernahm und fernsteuerte. Die Stille umschlang seine Augen, die leer auf den Mann in Gefangenschaft fielen. Augen, deren dämonische Leere, schon vielen Feinden den Tod gebracht hatte. Kein Mitgefühl, oder Lebenskraft lag in ihnen, sondern sie waren leere Fetzen einer Traurigkeit, die einmal ein Leben gewesen war. Seine Gedanken rauschten von Sorge, über die Ängste, hin zu einem frostigen Hass auf alles, was nicht mehr zu kontrollieren war. In seinem Kopf tobte ein endloser Krieg, der ihn stark machte aber auch gleichsam verbrannte. Verus war ein guter Soldat, ein stets bedachter Henker der Freiheit, der immer wieder tapfer seine Befehle und Aufgaben erfüllte, wie eine Kriegsmaschine. Selbst wenn etwas Gutes in ihm war, in ihm schlug noch ein menschliches Herz, war dort auch all das, was die Legionen und die Prätorianer aus ihm gemacht hatten: eine gelungene Verkörperung der Staatsgewalt. Ein Wahnsinn.
Wieder stellte dieser Tolmides eine Forderung. Eine Forderung, die unangemessen war, da er immer noch nicht bereit war sich zu beugen. Denn die Gewalt der Prätorianer wollte ungebrochen nach beugsamer Stille rufen. Erneut holte Verus mit einer Bewegung aus und schlug dem Mann fest in den Magen, so dass der Knüppel den Bauch beben ließ. Verus wollte keine weiteren Worte des Mannes, der zu dienen hatte. Er hatte zu dienen, wie alles in Rom zu dienen hatte. Die Senatoren, der Kaiser, und auch jeder Bürger dienten Rom. Rom war alles und auch dieser Tolmides würde begreifen, dass sich niemand der Kontrolle entzog. Die beiden Handlanger hielten Stand und hielten den armen Tolmides aufrecht, damit er nicht zusammenbrechen konnte. Verus gab mit seiner Hand ein lautloses Zeichen und die beiden Soldaten legten den einstigen Gefangenen auf seinem Bett ab. "Wir melden uns bei dir. Und übrigens, du solltest nach deinem Lupanar schauen. Ich denke, dass sich dort andere Nutznießer breit gemacht haben," war ein wohlgemeinter Rat, bevor sich die Prätorianer eiligst entfernen konnten. Nur die zerstörte Tür wies ihre vergangene Anwesendheit aus. Tolmides war wieder allein. Vorerst.
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"Niemand kann uns wirklich retten," kommentierte Verus kaltherzig, in einer tiefen Resignation. "Wir alle sind in diese Welt gesetzt, versuchen in dieser zu überleben aber verlieren uns oft in falscher Gier oder sinnlosen Kreisen," offenbarte Verus seine zynische Weltsicht, die eines Soldaten sicherlich passend war, dennoch einem Zivilisten nicht wohlgefallen konnte. Sie war so frei von Hoffnung, sondern schlicht kalt auf schlichte Sachlichkeit heruntergebrochen. "Sie erheben sich, wenn ihr Überleben nicht in passenden Kreisen verläuft. Einige Kreise können wir beeinflussen und andere nicht," sagte der Trecenarius wohlwissend, das nicht alles in seiner Macht lag aber mitunter einige Faktoren zu steuern waren. "Der Staat ist ein komplexes System aus Abhängigkeiten, Ideen und Interessen, Flavius. Ich denke, dass du dies bereits weißt. Nicht nur Brot und Spiele sichern diese Gesellschaft vor dem Chaos, sondern auch Strukturen von diversen Interessen," sagte der Tiberius nicht minder zynisch. "Ich vertrete eine oder mehrere Interessensgruppen, während wiederum du ebenso eine Interessensgruppe vertrittst. Unsere Interessen können koalieren, werden dies sicherlich auch meistens, aber dennoch können sie auseinander fallen. Macht und Gegenmacht. Wechselnde Kräfte, wie die Natur selbst. Es befindet sich alles in einem Fluss, der unentwegt treibt und uns alle mit sich zieht. Unsere Arbeit hört niemals auf, sofern wir überleben wollen," erklärte der alte Soldat nicht ganz unkryptisch. "Je höher wir steigen, umso mehr wird von uns verlangt und je größer wird der Preis, den wir zahlen. Wenn wir scheitern, ist unser Sturz brutal. Wir alle wissen, was die losgelöste Plebs anrichten kann und wir alle wissen, was nach dem Imperium kommt...," drohte der Mann in fester Überzeugung, dass diese Welt Realität werden konnte. "Chaos," betonte er und blickte den jungen Flavius durchdringend an. Es war die große Furcht eines Mannes, der alles geopfert hatte, um diesen Zustand zu vermeiden, obwohl er stets dem Chaos ins Angesicht geblickt hatte. Tief in seinem Gewissen wusste er, dass nichts wirklich einen Sinn hatte und alles, was wirklich zählte, durch sich selbst bestimmt wurde. Auch Rom war nur eine Idee in der Zeit, die wachsen und zerfallen würde, wie vieles auf dieser Welt. Es war unmöglich der Zeit selbst zu entkommen. "Meine Arbeit wird anders als deine sein aber am Ende arbeiten wir am selben Traum," meinte Verus nun etwas freundlicher und weniger drohend. "Rom ist unser Traum," verfestigte er seine einstigen Ideale, die immer noch unter einer erheblichen Desillusionierung litten. Er kratzte sich am Hinterkopf, denn ihm wurde in dieser Sekunde klar, dass sein Rom eher ein Albtraum war.
Der Trost schien nicht ganz auf Fruchtboden zu fallen, so dass Verus einen erneuten Versuch unternahm, sein Gegenüber etwas aufzubauen, dann immerhin waren sie gemeinsam in Germanien gewesen und hatten sich etwas kennengelernt, so dass Verus für diesen Mann zumindest etwas Menschliches empfand; vielleicht sogar etwas Mitgefühl, was ihm ansonsten schwer fiel, weil es ihm aberzogen worden war und oft genug hinderlich war. Verus war kein Mensch ohne Empathie aber seine gewisse Spaltung durch Krieg und Gewalt erlaubten ihm jene Regung zurückzustellen, wenn sie nicht erforderlich war. Doch hier war sie erforderlich. "Deine Stunde wird kommen, wenn du deinen Konsul bei einer wichtigen Sache unterstützen kannst und dann wirst du alle Kräfte freisetzen, die bereitstellen kannst. Diese wichtige Sache wirst du erkennen, sobald sie sich dir stellt," entlud Verus einen Allgemeinplatz, da ihm nichts Besseres einfiel.