Beiträge von Aulus Tiberius Verus

    Als Verus erwachtete, stellte er fest, dass Luna in ungünstiger Position auf seiner Brust mit ihrem Kopf eingeschlafen war. Sanft streichelte er mit seinen kriegsgetragenen Händen über ihren Schädel. "Aufwachen," sagte der hier nicht mehr ganz so starke Krieger Roms, während er ihr einen Kuss auf die ihm zugewandte Kopfseite gab, um sie sanft mit seinen warmen Lippen zu wecken. Doch dabei verfing sich eine Haarsträhne an seinen rissigen Lippen, so dass er mit seiner Hand jene geschmacklosen Störenfriede entfernen musste. Dabei zog er leicht an ihren Haaren.


    "Frühstück?"- fragte Verus mit einem morgendlichen Lächeln. Es war klar, dass beide, wie gewohnt, gemeinsam in der Culina frühstücken würden und zwar überaus einfache Koste. Beide wertschätzten Fülle am Morgen nicht. Bescheidenheit war eine Tugend in diesem Hause. Das soldatische Leben und das einsiedlerische Leben einer Seherin gingen hier Hand in Hand, nicht nur, wie die beiden Verliebten, die sich gegenseitigen Schutz und Liebe gaben.

    Weil Germanien immer unterbesetzt und schwierig war, habe ich mich damals nur Dank Morrigan über Wasser halten können. Meine Idee sah ja damals ein Limeskastell vor, welches ich aktiv ausgestalten wollte. Da sich im Laufe der vielen Monate niemand wirklich darauf einließ, sich kein Militärmoderator finden konnte, wollte ich schon aufgeben. Erst Morrigan stellte mir ja jene Germanen. Später entwickelte sich ja von diesem Kastell aus, ein rechter großer Plot, der viele Spieler umfasste. Jedoch ohne Morrigans Intervention wäre nichts passiert. Vala war zu dem Zeitpunkt praktisch inaktiv und auch ansonsten bewegte sich auch in der Legio, auch damals noch mit Personal, wenig. Das war für mich ein Grund, nachdem der Plot abgeschlossen war, mit der ID nach Rom zu gehen, damit überhaupt noch Entwicklungspotenzial ist. Ein Militär ohne konkrete Aufgabe läuft sich halt tot. Und ja, ich bin für mehr Kriege, Konflikte und Einsätze! (Peacekeeping like a Roman! :D)


    Ich kann Massa vollens verstehen und würde mir auch eher eine Legio Prima wünschen, welche mobil eingesetzt wird und den Spielern auch Aufgaben beschert, wie Feldzüge. Auch könnte sie Anspielstation für die Prätorianer sein. Man darf einfach nicht so stationär denken. Gerade viele Legionen wanderten umher, wenn das Reich Kriege führen musste.


    Germanien als Spielort ist in einem untoten Zustand angekommen. Damals atmete der Patient noch und jetzt wird er beatmet.


    (Das heißt nicht, dass man Germanien komplett aufgeben muss. Feldzüge und Einsätze durch die Prima und Co. können ja auch dort stattfinden! Auch Statthalterschaften können in anderen Provinzen angetreten werden, für die Monate kann man auch mal ohne komplettes Board spielen; oder man macht bei Bedarf kurzfristig Quartalsprovinzen auf (Halbwertszeit 3 Monate), so dass man auch je nach Spielerwunsch (wenn er eine kleine Truppe hat) auch andere Standorte bedaddeln kann.)

    Verus hatte niemals die Absicht seinen Kaiser zu belehren aber in seiner militärischen Art lag nun mal auch ein gewisser Berichtsdrang, der ohne Erklärungen nicht auskommen wollte. Der Trecenarius spürte, dass der Kaiser ungehalten sein konnte, da seine Sätze sie erheblich reduzierten und er das Gespräch scheinbar zum Ende führen wollte. Seine letzte Frage deutete darauf hin. Ein Urteil schloss meistens ein Verfahren ab. Doch zuerst musste eine andere Aussage durch den Maschinenkopf des Prätorianers bearbeitet werden. "Wir sollten die Kommission abwarten, um dem Konsul und Senat keine Angriffsfläche zu bieten. Wenn deren Ergebnis steht, können wir uns entsprechend anschließen und diese Reformen in Angriff nehmen," erklärte Verus nickend und stimmte somit zu. "Die Prätorianer können sich dann als Garanten der römischen Ordnung präsentieren," fantasierte Verus ein wenig und ließ dies sogar offen zu. Der Kaiser sollte wissen, dass sich dieser Mann um seine Aufgabe opferungsvoll kümmerte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Opfer hatte seine Arbeit bereits verlangt. "Die Kommission ist eine schwierige Veranstaltung, die nicht immer hinlänglich deinen Interessen folgt," meinte der Trecenarius und natürlich sah ein Prätorianer in den Interessen des Kaisers auch die Interessen der Prätorianer. Nur sagte man dies nicht so. Der Kaiser würde dies zu deuten wissen. Prätorianer sprachen ungerne von einem eigenen Willen. Es machte die Arbeit leichter. "Zu viele Interessen prallen aufeinander aber ich denke, dass wir als Organisation hinreichend ausermittelt haben und sich die Kommission weitreichend unserer Meinung anschließen wird. In diesem Sinne ist es positiv, dass somit der Senat und Konsul durch uns überzeugt sein werden," war sich der Trecenarius sicher, der allerhand Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um dieses Ziel zu erreichen. Die Prätorianer mussten um ihrer Selbst willen siegen. Ihre Macht hing davon ab.


    Doch, bevor der Kaiser ihn entlassen würde, da nun wohl alles zur aktuellen Lage gesagt war, wollte Verus eine dringende Frage einbringen. "Eine erforderliche Bitte, mein Kaiser, "leitete der erfahrene Offizier vorsichtig ein. "Für die Arbeit der Prätorianer sind Anforderungen von gutem Personal unerlässlich. Die Aufstände haben uns gute Männer gekostet," führte er seine Anforderung höflich ein. "In Absprache mit meinen Präfekten, möchte ich gerne einen neuen Princeps Praetorii anfordern, der mich und die Prätorianer im Allgemeinen unterstützen kann. Der altgediente Princeps Praetorii möchte sich zur Ruhe setzen. Du weißt ja, dass dieser Posten unerlässlich für einen funktionierenden Apparat ist und deshalb stehe ich hier, um zu fragen, ob die Anforderung des Iulius Licinus, Praefectus Castrorum der Legio Secunda, deine Zustimmg erhält. Anbei würde ich deiner Verwaltung eine Liste mit geeigneten Kandidaten für die Mannschaften zukommen lassen," sagte der Trecenarius mit betont ruhiger Stimme, um den Kontrast zum ursprünglichen Thema zu wahren. Ob dieser Iulius wirklich wollte, war Verus einerlei. Er schätzte diesen alten Kriegslegionär, der sich stets als zuverässlig erwiesen hatte. Auch war er Verus stets ein guter Kommandant gewesen. Verus glaubte, dass dieser Iulius seine Reihen besser verstärken konnte, als irgendein anderer. Das war die alte Kameradschaft, die Verus nach Rom retten wollte. Ferner würden auf der Liste vorwiegend Namen aus seiner alten Centurie stehen. Verus holte loyale Personen in seine Einheit, um seine Arbeit erheblich zu erleichtern aber auch zu verbessern. Dieser Iulius war ein Organisationsgenie und würde den defekten Lagerbestand der Prätorianer sicherlich sanieren. Er hatte es einfach zu wollen. Verus und sein Stab hatten dies so entschieden; neben den beiden Präfekten, die sich derzeit blind auf den Tiberius verließen, da dieser derzeit als einziger wirklich einen Überblick zu haben schien. Was auch daran liegen mochte, dass er seinen Geheimdienst erheblich einsetzte und alle anderen Wissenden schlicht beseitigte, umdrehte oder in Scheinpfade treten ließ.

    Nervös eilte Verus im Geleit seiner beiden handverlesenen Soldaten auf den Palatin. Er war sich unsicher, was die Kaiserin verlangte, da der Bote recht undeutlich ob dieser Aufgabe war. Verus trug, wie gewohnt für seine Aufgabe, keine Rüstung, sondern trat in Bürgertoga auf, die jedoch eine versteckte Klinge und einen Knüppel verbarg. Seine beiden Wachen trugen jedoch keine Toga, sondern schlichte aschgraue Tuniken. "Du hast mich gerufen," sagte der Trecenarius beim Eintritt ins Gemach. Seine Mimik war gefasst und somit militärisch unterkühlt. Die beiden Leibwächter verweilten vor der Tür und sicherten ihren Vorgesetzten passiv ab. Es war unüblich diese mit in ein vertrauliches Gespräch zu bringen. Und Gespräche dieser Art waren zuerst immer vertraulich, bis man anderes auffassen konnte. Verus Hände zierten zwei frische Wunden. Schnittwunden, die nicht einmal wirklich verbunden waren. Eingetrocknetes Blut schützte sie. Denn sie waren nicht groß aber deutlich genug, wenn man genauer hinsah. Verus kämpfte noch immer seine Kämpfe und versteckte dies nicht einmal mehr.

    Heute war ein besonderer Tag. Zumindest für Verus. Er konnte endlich einen Staatsfeind fassen, der nicht nur gegen Rom und das Imperium verschworen hatte, sondern auch eine Abneigung gegen die Macht des Kaisers hatte. Oder viel mehr gegen die Prätorianer. Unweit des Sklavenmarktes sammelte sich ein Conternubium (acht Mann) vor einem Handelsstand, welcher orientalische Stoffe und Kleidung anbot. Verus selbst führte diesen Einsatz an, da er sichergehen musste, dass dieser Mann bestimmt und vollständig in seine Hände gelangte. Die Befragung dieses Mannes würde Aufschluss über vieles geben aber für die Prätorianer waren vor allem seine Tätigkeit für die christliche Gemeinde relevant. Er galt als zentrale Figur ihres Glaubens. Verus selbst legte in dieser Christenfrage eine besondere Akribie an den Tag, da sich viele Christen nicht einmal versteckten und man somit ihre Netzwerke leicht aufklären konnte, sofern man einen Christen aufgreifen konnte. Ein Christ benannte unter Folter weitere Christen, die man wiederum aufgriff und diese benannten wieder weitere. Die Spielsteinchen fielen einer nach dem anderen, so dass Verus kaum mit der Aufklärung hinterher kam. Der persische Händler bemerkte die in Formation der herandrängenden Prätorianer, die in ihrer zivilen Aufmachung kaum zu erkennen waren aber ihr geordnetes Vorgehen und die schwarz bemalten Knüppel aus festem Holz taten ihr Übriges.


    Der Mann verfiel in eine Angststarre, als er bereits zwei feste Schläge eines Knüppels in seinem Bauch spürte. Sein Stand wurde durch prankenhafte Hände umgeworfen, und schließlich steckte man den Kopf des armen Mannes in einen alten Leinensack, den man fest an einer Kordel verschloss. Die Hände fesselte man mit einem Seil, welches ebenso fest gezogen wurde. Der Perser keuchte, während seine schönen Stoffe durch die Stiefel der Soldaten niedergetreten wurden. Verus selbst hielt einen vorsichtigen Abstand und nickte dem Dekanus der Einheit zu, nachdem die Festsetzung abgeschlossen war. "Verbringen ins Stammlager, Zugriff auf diesen Gefangenen nur durch mich. Kein Verfahren, übliche Versorgung," befahl der Trecenarius kalt, als der Dekanus der Einheit herangetreten war. Dieser nickte ab und deutete mit einer Handgeste an, dass man abrücken konnte. Man verschleppte den Mann am hellen Tage und keinen schien es wirklich zu kümmern, da das normale Leben weiterging. Auch auf dem angrenzenden Sklavenmarkt, wo eine starke Sklavin angeboten wurde. Die Prätorianerkolonne zog mit ihrem Gefangenen vorbei und Verus folgte dieser Kolonne, bis er plötzlich Luna entdeckte. "Luna," rief er und lächelte. Dennoch war in seinen Augen ersichtlich, dass er gerade gearbeitet hatte. Der Frost wich nicht sofort. "Weiter! Ich komme nach," rief er seinen Soldaten zu, die kurz angehalten hatten. Die Prätorianer zogen dann wortlos in ihrer Formation weiter. Man stellte einen Offizier nicht in Frage und Verus hatte sich bereits einen vielschichtigen Ruf erarbeitet.

    Was war dieses Gefühl? Etwas kroch in seinem Verstand. Es drängte sich in den Vordergrund, wollte seine große Zeit haben und die Identität, welche sich Verus zu Recht gelegt hatte, zerbersten. Etwas biss mit scharfen Zähnen in seinen Verstand, so dass Vernunft nicht mehr gegen das eigene Herz ankämpfen konnte. Doch der Trecenarius war krank. Längst angesteckt mit giftigen Gedanken des Hasses und Zorns. Diese Krankheit verbot solchen falschen Glauben. Diese Pestilenz wuchs über den Biss hinweg, breitete sich aus und war ein Geschwür der Angst. Infiziert mit dem Wahnsinn der Paranoia, lächelte nicht einmal mehr die Grausamkeit für diesen Mann, der in seinem eigenen Horror einer unnachgiebigen Zeit gefangen war. In festem Unglauben hatte sich dieser Soldat einer diabolischen Aufgabe verschrieben. Der kalten Pflicht. Verachtung breitete sich aus. "Wir werden sicher gehen, dass keine Provinz Aufmüpfigkeit nach Rom exportieren kann," sprach der in seiner Aufgabe grausame Mann mit frostiger Stimme. Seine Absicht war klar. Dieser Trecenarius würde eher das Feuer als Lösung wählnen, denn das Wasser. "Es ist gut, mit Themiskyra zu beginnen, Imperator." Unlängst war die Einheit bereits entsandt und mit einem klaren Befehl ausgestattet. Selbst wenn Verus wollte, konnte er sie nicht zurückrufen. Es war üblich, dass entsandte Speculatores nicht auf geschriebene Befehle reagierten und annehmen mussten, dass der Bote ein Gesandter des Feindes war; in gestohlener Rüstung. Diese Einheiten verließen sich auf die gegebenen mündlichen Befehl ihres Trecenarius. Zudem waren sie nach Verlassen Roms nahezu unauffindbar, da sie ihre Spuren verwischten. Meuchelmord und Kriegsverbrechen tat man lieber in gewisser Dunkelheit. "Rom wird obsiegen," gab Verus eine konditionierte Aussage von sich, wobei sich seine Augen dezent verändert zeigten und an Menschlichkeit verloren. Sie wirkten leer und starrten den Kaiser angsteinflößend an. Dieser Mann war für diese Sekunde eine Maschine, die durch Krieg und Legion, etwas Wichtigem beraubt war.


    "Wir werden mit achtsamer Vorsicht agieren. Causa Sergia wird entsprechend bearbeitet," kommentierte der Tiberius nickend und fand wieder etwas Lebensgeister in seinen Augen. Immerhin konnte er nun frei agieren und stets auf eine Weisung des Kaisers verweisen. Der Kaiser hatte gerade seine Höllenhunde von der Leine gelassen. Ohne dies wirklich zu erahnen, was Verus und seine Speculatores wirklich waren. Es war üblich, nicht zu fragen, was sie taten, solange sie es taten. Selbst Caligula und Nero wünschten sich etwas aber fragten nicht nach dem Wunscherfüller. Eine Geste reichte unter Caligula aus, um stranguliert im Tiber zu enden. Verus war ein geplantes Monstrum. Eine Bestie, gehalten durch seine Menschengestalt und Pflicht, geschunden durch sein eigenes Herz, welches niemals wirklich schwieg. Die Welt der Speculatores war Irrsinn mit Überlegung.


    "Die Welt wäre ohne Rom deutlich chaotischer und gefährlicher, Imperator," schloss Verus auf die Aussage des Kaisers an. "Gerechtigkeit in seinem Absolut ist niemals zu erreichen. Es ist ein Wunschbild. Wir müssen lernen die Ungerechtigkeit zu verwalten und ich als Trecenarius bin wohl in erster Linie für dich, um diese Ungerechtigkeit zu bearbeiten. Viele Bürger verachten uns Prätorianer und ich kann dies verstehen, dennoch ist diese Welt ohne Rom verloren. Wir müssen Rom erhalten," erklärte Verus in vereinfachten Teilen sein Weltbild, welches doch durch gewissen Zynismus geprägt war. "Du bist Rom," ergänzte der Soldat schließlich noch, um einen Querschluss zur originären Aufgabe der Prätorianer zu finden, die zusehens durch ihre grausame Arbeit verdeckt wurde. "Ich werde das Netz sanieren und ausbauen, mein Imperator," nahm er die Anweisung verstehend an und nickte militärisch knapp seinem Oberbefehlshaber zu. "Ich werde mich persönlich mit dem Praefectus Urbi treffen und eine Kommunkationsrichtlinie erarbeiten, damit so etwas nie wieder passieren kann," versicherte der Trecenarius mit soldatischer Stimmlage; nicht laut aber klar.

    Verus merkte sich entsprechende Aussagen, sortierte deren Bedeutung in seinem Schädel aber war sich gleichermaßen gewiss, dass ein treuer Prätorianer alle ihre Worte fast wortwörtlich auf einer Tabula notieren würde; ohne das sie dies wirklich verfolgen konnte. Verus wollte sogar den Anschein erwecken, dass er nicht ganz zuhörte, um sie in falscher Sicherheit zu wiegen. Der Protokollant befand sich unweit aber nicht in direkter Sichtlinie. Es war das alte Spiel. Man gab vor etwas zu sein, um einen anderen in Sicherheit oder Unwissen zu wiegen. Falsche Informationen, falsche Sicherheiten und Winkelzüge waren Teil des Geschäftes. Möglichst stets die Kontrolle über jene einzelne Möglichkeit des Momentes zu haben. "Ich finde es interessant, dass dein Wissen spontan genauer sprudelt, wenn wir auf entsprechende Verbindungen hinweisen," erklärte Verus und ließ offen, inwieweit er diese Aussage in Bezug zu den genannten Personen setzte. "Es ist egal, ob es dir angehängt wurde oder ob es wirklich so geschah, Gefangene." In der Tat war dies so. Letztlich entschied Verus über diesen Fall und konnte dank der weiten Strukturen der Prätorianer viele Details korrigieren sowie kontrollieren. Ihre Worte über jene vermutete Person, den wahren Drahtzieher, verfielen in ihrer Wirkung nicht. Verus, in seiner verführerischen Paranoia, fand so Querverweise und saugte ihre Wortwahl genau auf. Dennoch nannte er keinen Namen, schwieg beharrlich aber nickte Sergia wohlwollend zu. Sie spielte in diesem Geschäft mit und verweigerte sich nicht mehr. Ein Spiel der Verleumdungen, Lügen, und Nachstellungen. Eigentlich sollte sie dies sehr gut beherrschen. Verus war sich da sehr sicher. Doch aus diesem Grund, misstraute der Trecenarius dieser Frau. Römischen Frauen sollte man misstrauen. Sie waren alle auf Stand und Wirkung aus. Aus diesem Grund hatten die Ahnen gut daran getan, sie von allen wichtigen Ämtern und Posten im Staate auszuschließen. Verus hielt auch nicht von dieser feminina nova, die hier kauerte und vor ihm auf ihre Knie fiel.


    Auch ihre Beteuerungen nahm er ihr nicht wirklich ab, denn jeder würde vor den Prätorianern ab einem Punkt flehen, betteln und auf Gnade hoffen. Die Prätorianer waren Horror und eine geordnete Terrormacht. Doch ihre Worte passten ins Bild der geplanten Ängste: Verus fand einen Namen in seinem Schädel auf diese Beschreibung passte. Er würde sich in wenigen Tagen dieser Sache annehmen. Oder diese Idee verwerfen, wenn sich andere neue geeignete Möglichkeiten ergaben, das Imperium zu stabilisieren. Im Grunde ging es auch nur darum: Stabilität durch Kontrolle. Sein Schweigen galt allein ihr, um ihr eine Unsicherheit zu erlauben. Verus dachte nach. "Es gibt Belege, dass du eine Organisation betreibst," stellte Verus bitter fest und log. Denn seine Belege waren dünn und schlicht Vermutungen auf Basis diffuser Quellenlage. "Eine Organisation, die uns nicht gefällt. Vielleicht bist du doch eine heimliche Christin?" Er ballte beide Händen zu Fäusten, bis die Knochen knackten. "Mir ist egal, dass du damit Interessen verfolgt hast. Diese Interessen standen nicht gegen Rom und uns," schwabulierte Verus, um ihr Informationen zu entlocken. Man wusste nichts Genaues, so dass man vorhandes Wissen als große Erkenntis verkaufte, um die finalen Teile aus ihrem Munde zu erhalten. Bisher hatten die Prätorianer nur Gerüchte und Durchsatzwissen von anderen Stellen. "Wie sollen wir mit dir umgehen?" - fragte er zynisch mit sanftem Ton, der in seiner Bösartigkeit nicht zu überbieten war. "Ich denke, dass du dein Leben längst durch deinen Weg verwirkt hast, der durch Machthunger und Gier getrieben war. Du dienst nicht Rom, sondern allein dir selbst," stellte er fest und verbalisierte einen grausamen Gedanken, den er nicht in die Tat umzusetzen gedachte.


    "Wir haben Geständnisse, dass du beteiligt warst. Wir haben Belege für eine Organisation unter deiner Schirmherrschaft. Wir werden deine Kinder dazu bringen, gegen dich auszusagen," zählte er auf, was die Prätorianer hatten und kombinierte diese Aufzählung geschickt mit erlogenen Substanzargumenten. Sein Gesicht war nun emotionslos und eingeforen. Keinerlei Regung zeigte sich mehr und auch die Lippen sprachen die Worte kalt aus. "Nicht einmal ein Opfer vor Jupiter kann dich retten," meinte Verus, der an seine Hüfte griff, um aus einer versteckten Tasche einen Pugio zu ziehen. Die Waffe blitzte im Schimmer auf und zeigte bereits einige Kerben. Verus hatte diese Waffe häufiger eingesetzt. Klebten in diesen Kerben etwa noch Blutreste? In der Tat hatten sich dort Reste von Sterbenden versammelt, die eine schwarz-braune Kruste bildeten, obwohl dieser Dolch ansonsten poliert und sauber war. Nur die Kerben boten Anlass zur Spekulation. "Wir haben ein Problem." Er näherte sich mit der Waffe. "Du suchst Marcus," gab er nun endlich eine Antwort auf ihre Aussage. Seine Frage zur Liebe hatten nun ihre Frucht gefunden. Sie war die Vorbereitung für diesen Akt. "Er kann dir ins Elysium nachfolgen," gebot der falsche Meister und blickte über die Klinge hinab auf die Sergia, welche immer noch in ihrer gebrochenen Position auf ihren Knien verharrte. Mitgefühl wuchs in Verus, welches er jedoch unterdrücken musste. Das Geschäft war unerbittlich. Gnade kannte es nicht. Auch wenn Verus gerne Gnade zeigen würde. Doch noch musste dieses Spiel weitergehen. Die Plagen konnten nicht einfach zurückgerufen werden. Nicht nach alldem. Nicht nach diesem Aufstand. Die Prätorianer suchten eifrig mit ihrer Terrormacht nach einem Schuldigen; einem echten Schuldigen, der die hasserfüllten Gedanken zufriedenstellen konnte. Doch Verus war längst zur Erkenntnis gekommen, dass Sergia Fausta eine furchtbare Frau war aber nicht konkret mit dem Aufstand in Verbindung stand. Sie war mitunter nur Nutznießerin über diesen Commodus. Verus war dies jedoch vorerst egal, denn diese Frau musste nun einem neuen Nutzen zugeführt werden, damit die Prätorianer in ihren Ermittlungen fortfahren konnten. Sie musste den Prätorianern nutzen, ansonsten war jedes Wort verschwendet.


    "Diese Klinge wird nur durch ein Gebot eingehalten, Gefangene," erklärte der Trecenarius in seinem eifrigen Pflichtgefühl, das jede Menschlichket verdammte. "Der Kaiser gab sie frei und ich führe sie mit der gebotenen Macht aber...," meinte Verus und strich mit der Klinge sanft über ihren Kopf. Eine hektische Bewegung durch ihre Person, würde einen Schnitt in den Schädel zur Folge haben. Nicht in den Knochen, jedoch in die Haut und würde zumindest eine blutige Wunde hinterlassen. Mit einer ruckartigen Bewegung seiner Hand griff er nach ihren Haaren und durchtrennte die lange Haarpracht, so dass die fesche Frisur zusammenbrach und eine größere Menge an Haaren zu Boden fiel. Die Klinge gab dabei ein leises Geräusch von sich. Ein hässlicher Bob entstand, der ausgefranst und unförmig ihren Nacken freigab. Schließlich setzte Verus die Klinge in ihrem Genick an, um den üblichen Todesstoß zu vergeben. Die Spitze des Pugio bohrte sich berührungsempfänglich - jedoch sanft und noch ohne Blut - in ihre Haut. Ein kräftiger Stoß würde ausreichen, um das Leben der Frau zu beenden. "... du bist nützlich." Eine einfache Wahrheit. Verus wollte diese Frau für die Geschäfte der Prätorianer nutzen. Sie sollte Teil der großen Gemeinschaft an Spitzeln werden. Dieser ganze Aufwand sollte doch einen Nutzen haben. Verus wollte nicht umsonst gekommen sein, auch wenn diese Frau nutzlos für den Fall war; umso mehr war sie nützlich als intrigante Schlange unter Kontrolle der Prätorianer. Was sie nicht wissen konnte, dass man Senator Iulius Centho ebenso umgedreht hatte; aber deutlich freundlicher. Centho war ebenfalls sehr freundlich in der Zusammenarbeit gewesen. Der Trecenarius nahm die Klinge zurück und verstaute sie mit einer geübten Bewegung in der versteckten Dolchscheide. Die einfache Tunika fiel darüber hinweg. Mit einer Fußbewegung wischte er ein paar zusammengeballte Haarsträhnen von Sergia Fausta weg, die in einem vorsichtigen Wind über den Boden getragen wurden. Es zog in diesem Haus.


    "Ich kann die Geständnisse vergessen," erhob Verus mit bitterer Kälte seine Stimme. "Ich kann die Beweise über deine Organsation vergessen," setzt er fort und zeigte mit der Hand jeweilig die Zahlen an, an welchem Punkt er gerade war. "Ich kann deine Kinder und Familie freigeben," sagte er nun sanfter und lächelte sie sinister an, wobei sich seine Augen ins Dämonische veränderten. "Ich kann vergessen, dass du eine Christin sein könntest," stellte er fest und trat dann wieder ein paar Schritte von der Gefangenen weg. "Doch,- was kannst du in deinem mitleidigen Leben tun?" - fragte der Mann recht leise aber hörbar. "Kannst du endlich Rom dienen?" Er beugte sich dezent herab, machte dabei eine Art Buckel, als er erneut zu ihr hinab blickte, wie zu einem Tier. "Wir können dir eine Zusammenarbeit anbieten, damit du garantiert nicht in den Zusammenhang mit dieser Sache gerätst. Damit du Leben kannst. Es ist eine Gnade...," sprach Verus mit gewählter Stimme. "... die auch dir helfen wird. Nicht nur Leben können wir dir geben, sondern auch Schutz und Geld," lockte der Trecenarius nun mit Werten, die diese Frau einst gelockt hatten. "Du bist eine kluge und fähige Frau, die sich leider mit Kräften angelegt hat, die sie übersteigen," vermittelte Verus. Dann trat er heran, näherte sich ihrem Ohr, jedoch mit einer Hand in Abwehrhaltung, nicht das sie spontan angriff, und flüsterte mit fester Stimme: "Serapio." Er wusste um die persönliche Abneigung des Präfekten gegen diese Frau und wollte mit diesen Rufnamen zumindest eine falsche Flagge setzen, damit dieser Einsatz nicht auf seine eigenen Füße fiel. Teile und herrsche. Das galt auch im Geschäft der Prätorianer. Schließlich wagte der Prätorianer wieder zwei Schritte zurück, um diese Frau zu beobachten. Ihre Reaktion war von maßgeblichem Interesse.

    Zitat

    Original von Sofian
    Naja... es wäre auf jeden Fall eine merkwürdige Art und Weise zu einem Märtyrer zu werden. Hm. Ich glaube, das würde die Christengemeinde nicht anerkennen.... -.-


    Da können wir gerne helfen. Quo vadis? :D

    Verus sah einen kleinen Disput mit dem Konsul. "Die Ursache ist wichtig und auch die Gegenwehr gegen diese aber die Christen als gesonderte Größe werden in ihrer Wichtigkeit nicht geringer," kommentierte der Trecenarius bitter und wartete nun selbst auf die Verlesung des Protokolls. Verus war im klaren Auftrag hier: Die Prätorianer brauchten diese Verfolgung, um ihr eigenes Versagen mit blankem Aktionismus zu vertuschen. Die Christen eigneten sich ohnehin, aus bekannten Gründen und somit war die Entscheidung innerhalb der Führung der Prätorianer längst in diese Richtung gefallen. Die Prätorianer brauchten keinen Grund, um sie zu hassen, sondern taten es einfach aus (un)vernünftiger Erwägung.

    Wieder diese Träume, die ihn heimsuchten aber nicht erwachen ließen. Er war in ihnen gefangen. Schweiß perlte sich auf seiner Stirn, während seine Augenlider unter der Last der Augen bebten. Die Hände suchten Halt im Tuch des Bettes, während sie krampften. Dieser Mann durchlebte etwas, was andere als Hölle bezeichnen konnten. Eine Agonie hatte ihn erfasst, die durch seinen Körper fuhr. Der Krieg steckte in ihm, fest verwachsen mit seinem Herzen, wie ein Geschwür. Doch machte ihn dieser Krieg auch mächtig, stark und handlungsfähig. Er hatte gelernt, wirklich zu überleben aber zu einem hohen Preis. Freiheit kannte er nicht mehr. Kein Soldat kannte Freiheit wirklich. "Linie halten! Die Linie halten!" - rief er unbewusst mit seinen zerfallenen Lippen, die müde auf seinen Zähnen lagen. "Flanke links! Flanke...", stammelte er weiter. "Pfeile!" Immer wieder krampften seine Hände in den Stoff. "Testudo!" Immer mehr Schweiß tränkte seine Tunika, die seinen Oberkörper bedeckte. Sein Kopf wandte sich dabei hin und her. Er wollte entkommen und doch hielt ihn diese Erinnerung fest. Doch etwas Erlösung erschien. Luna betrat das Schlafgemach, leistete der geschundenen Abhilfe durch ihren Gesang und ihre Hand auf seinem Herzen ließ dieses ruhiger schlagen. Der geplagte Soldat konnte für einen Moment zur Ruhe kommen und der gehauchte Kuss ließ ihn unbewusst in liebervoller Hingabe lächeln. Luna hatte ein Wunder getan.

    Verus, der inzwischen zu einer gewissen geheimdienstlichen Pestilenz erwachsen war, nahm genüsslich Platz auf seinem Sedes. Er hatte gewonnen. In allen Belangen: die Prätorianer hatten gewonnen. Die Plagen, die über Rom gekommen waren, gaben sie mit Sturheit an die schwachen Opfer ihrer Willkür zurück. Sie konnten Ergebnisse präsentieren. Antworten auf Fragen, die aus Unfähigkeit eines Staates geboren worden waren. Rom war Macht und Verus diente dieser Macht mit brutalem Pflichtgefühl. Er diente Rom auf Befehl auch als Feind der Bürger und Freien. Die Prätorianer wurden nicht geliebt und Verus gewöhnte sich an diesen frostigen Hass, der jegliche emotionale Mühen ersparte. Wenn man gehasst und verachtet wurde, konnte man frei agieren, da jegliche Handlung keine Rücksicht mehr verlangte. Diese Taubheit machte das Überleben im System erträglich aber niemals angenehm. "Es ist nicht wichtig, ob die Christen führend waren oder nicht. Sie waren maßgeblich beteiligt und werden ihre falschen Zugen mit Blut bezahlen. Rom hat lange genug ihre Häresie und ihren Widerstand ertragen. Ihr Undank hat sich uns allen deutlich offenbart," sagte Verus eindringlich und machte somit klar, was er und seine Prätorianer bereits taten. Sie verfolgten Christen. Diese christliche Ideologie stand allem entgegen, was die Prätorianer waren und gleichsam waren sie Feinde des Kaisers sowie des göttlichen Rom. Es war eine kranke Furcht, die zu wahnhaften Handlungen trieb, weil die Prätorianer in den Christen eine ernste Gefahr sehen mussten: Sie lehnten nicht nur Rom ab, sondern auch die Fundamente der Weltordnung. Ihre Erlösungshoffnung untergrub die Furcht und den Horror der prätorianischen Macht. "Ich unterstütze eine Verlesung des Protokolls," antwortete der Trecenarius nun mit sachlich-ruhiger Stimme.

    Niemand fragte ihn wirklich danach, was er im Krieg getan hatte. Alle interessierten sich für seine Auszeichnungen, seine Heldentaten und die damit verbundenen Heldengeschichten. Doch Tiberius Verus war kein Held. Niemals gewesen. In seiner unvermeidlichen Trägheit war er schlicht in Situationen geraten, die ihm Pflichtgefühl und Tapferkeit abverlangten. Verus konnte sich kaum ändern und folgte schlicht willfährig den Umständen. Dieser Unwille gegenüber der Welt wuchs mit der Zeit und verstärkte nur jene Effekte. Anders als Sergia Fausta war er stets durch diese Umstände getrieben worden. Er hatte sich nie etwas erarbeitet, sondern viel mehr erlitten. Seine Kämpfe waren blutig, grausam und unnachgiebig. Verus war hart zu sich selbst und mit der Zeit wuchs eine zynische Weltsicht aus dem Tod, der ihm zu folgen schien. Dieser Mann war weit davon entfernt ein Held zu sein. Eher ein tragischer Antagonist, der seiner selbst nicht entkommen konnte. Der Kaiser tat gut an seiner Person, da sie Befehle und Pflicht über alle Maße verstand. Doch der Mensch Tiberius Verus war längst unter den Kriegsbildern verschüttet. Hattest du einen Menschen getötet, fiel der nächste tödliche Stich leicht. Hattest du einem Gewalt angetan, wurde es mit der Zeit leichter, es immer wieder zu tun. Gewalt war ein probates Mittel der Obrigkeit. Ein Mittel der Wahl, welches nach Vernunft und Relation abgewogen wurde. Als Soldat hatte er gelernt Gewalt nicht zu verurteilen, nicht zu verdammen, denn alles in dieser Welt war gewalttätig. Selbst Worte konnten Gewalt haben und einen Menschen töten. Sergia Fausta war ausgeliefert, wie Verus einst seinen Umständen ausgeliefert war. Doch im Gegensatz zu ihm, hielt sie an ihrem Stolz fest. Der Tiberius versuchte nicht einmal mehr stolz auf etwas zu sein. Oder überhaupt Stolz zu empfinden. Voller Verachtung vor dem Leben blickte Verus auf diese Frau herab. Wie er auf alles herab blickte, mit jenen kalten Augen, die wahrheitlich alle Schrecken gesehen hatten und abzubilden vermochten. Sie war endlich sprachlos. Endlich kehrte eine beruhigende Stille in seinen Zorn ein, der sich nicht nur gegen die Sergia richtete. Auch gegen seine Aufgabe, seine Pflicht und seine erneuten Umstände. Er konnte einfach nicht entkommen. Verus war Gefangener seiner Taten und seiner Reue, die ihn wütend machte. "Nein, du bist entlassen," stellte Verus eindringlich fest und hob ihre Korrektur mit dieser verbalen Attacke auf. "Du bist ganz ausgeliefert," stellte der Trecenarius verbittert fest und durchbrach endgültig diese verdammte Stille.


    Die Quelle begann zu sprudeln. Das gefangene Vöglein sang sein Lied und sprach jene Worte, die Verus schon oft gehört hatte. Sie wollten alles sagen aber taten es selten. Immer glaubten die Menschen, mit diesen Mächten umgehen zu können und die Lüge zu beherrschen. Verus wurde täglich belogen. Nicht nur von Gefangenen, sondern auch von sich selbst. Lügen waren ein delikates Konstrukt. Ihr Weinen wirkte echt. Die gesammelten Tränen waren für Verus bitter-salzig. Und doch wollte Verus keine Tränen, sondern Antworten mit seiner rechten Hand holte er aus, um ihren seelischen Schmerz zu erweitern. Er gab ihr eine Ohrfeige mit seiner Rückhand, um sie an den Moment zu erinnern. Sie sollte sich nicht flüchten. Der Trecenarius genoss diese Macht nicht und ließ die Hand wieder sinken, doch noch einmal drohend vor dem Gesicht der Frau lag, bevor sie wieder aus dem Gesichtsfeld verschwand. "Alles?" Zynisch lächelte der Maestro dieses Theaters. "Das habe ich oft gehört und am Ende wurden ihre gefühlten Wahrheiten zu Lügen," erklärte der grausame Prätorianer und versteifte seine Augenlider, so dass ein schmaler Schlitz entstand. Er blickte sie grimmig und niederträchtig an. Tränen berührten ihn nicht. Auch Tränen konnten Lügen. Menschlichkeit zählte an diesem Ort nicht mehr. Für Verus gab es nur eine Funktion zu erfüllen und sicherlich auch für Sergia Fausta. "Über die Wahrheit entscheiden wir, was uns glaubhaft erscheint," stellte der Trecenarius kaltschnäuzig fest und spuckte dabei ein paar Speicheltropfen in ihr Gesicht. Verus war längst ein Genosse des Krieges und der Tod folgte ihm auch hier. Ihr Winseln durchbrach nicht seinen frostigen Panzer aus unmenschlicher Gewalt, die mit einer einfachen Entscheidung losbrechen konnte.


    "Du warst umtriebig," kommentierte Verus mit sarkastischer Stimme und zog dabei die Mundwinkel zu einer Fratze hoch. Sein Angesicht wirkte entstellt durch eine Narbe auf seiner Wange, die nicht breit aber nun zu erkennen war. Scheinbar war eine Klinge einst über sein Gesicht gefahren. Je nach Lichteinfall konnte sie besser oder schlechter erkannt werden. "Du kanntest ihn sehr gut? Wir wissen von deiner Beziehung zu Commodus," ließ Verus eine Erkenntnis fallen, die aus den Verhören entnommen war. Varia hatte dies angedeutet und auch andere Zeugen. "Aha," machte Verus blaffend und zog dann die Nase hoch, so dass ein merkwürdiges Geräusch entstand. "Dann weißt du auch sicherlich von den diversen Aktivitäten des Varus und Commodus, nicht wahr?" Der Trecenarius entfernte sich wieder von Sergia Fausta, um sich wieder auf der Holzbank nieder zu lassen. Er atmete tief durch und lehnte sich zurück, um die weiteren Worte zu vernehmen. "Auch, wie Commodus dir dein Grundstück beschafft hat?" Ein weiterer Beweis aus Sicht der Prätorianer. Commodus, ein schmieriger und intriganter Aasfresser aus den Gefilden der Habgier und Machthungers, verschaffte einer aufsteigenden Frau ein Grundstück, mit dessen Besitz sie den Census bestreiten konnte. Für Verus war klar, dass die beiden nicht nur ein Liebespaar waren, sondern auch diverse Geschäfte getätigt haben. "Varia war einst Sklavin des Commodus. Sie war stets bei ihm als seine Leibwächterin, Gefangene!" Verus schlug erneut mit der flachen Hand auf die Bank, bevor er sich wieder zurücknahm. Nun wurde es ernst und Verus stand erneut auf, um direkt vor die Gefangene zu treten. Dennoch näherte er sich nicht soweit, dass sie ihm auf kurze Distanz gefährlich werden konnte. "Varia nannte auch deinen Namen," sagte der Tiberius sehr leise aber auch sehr betont, so dass Sergia Fausta jedes Wort vernehmen konnte. "Du bist nicht unschuldig. Wir glauben das nicht, Rom glaubt das nicht und sicherlich auch nicht deine Kinder," spielte er erneut auf ihre Situation an. "Wir haben zwei Geständnisse, die sich gegen dich aussprechen," ergänzte Verus und seufzte betont, um sich selbst von der emotionalen Last dieses Unterfangens zu befreien. Dieser Tag würde noch unangenehmer werden. "Wer ist Nutznießer des Aufstandes?" - schob er eine deutliche Frage ein, um den Druck gegen Fausta zu erhöhen.


    "Wir kennen deinen Karriereweg und deine geheuchelte Treue kannst du dir sparen, Gefangene!" Es war wirklich übertrieben und überzogen, wie sie nun sprach. Mochte es der Situation geschuldet sein aber Verus missfiel dieses Getue. Der Trecenarius wollte gerade erneut zu einer Ohrfeige ausholen, als er diese abbrach und der Frau eine ruhige Sekunde gab, um ihre Haare zu raufen. Verus nahm die Hand zurück und ließ diese Sekunde wirken. Endlich flossen konkretere Fakten. "Senator Iulius Dives ist nicht Thema," sagte Verus nun nüchtern und brach damit den drastischen Tonfall. Immerhin war nun deutlicher, wie die Beziehung in dieser Ehe gelagert war und diese Aussage offenbarte deutlich mehr über Sergia Fausta als ihr jetzt bewusst war. Sie intrigierte ganz verdeckt und benutzte Kinder als Waffe. Aufstacheln, ein Wort welches bei Verus besonders hängen blieb. Sie stachelte also auf. Ganz und gar ähnlich dem Aufstand, den Varia aufgestachelt hatte. Ferner suchte Sergia Fausta nach Liebe. Echter Liebe. Vielleicht sogar nach der Liebe des Christengottes? Predigten sie nicht Liebe, diese Christen? Verus ließ sich Zeit und trat mit festen Schritten um die Gefangene herum; immer wieder im Kreis, um sie weiter sprechen zu lassen. "Ich rede nicht davon, dass du dich mit ihnen auf eine Stufe stellst, sondern, dass du sie für eigene Interessen benutzt und diesen Aufstand inszeniert hast, um ... ?" Er ließ diesen Satz unvollendet und blickte sie eindringlich an. Seine Augen weiteten sich wieder und der kalte Frost schien aus ihnen heraus zu springen, so sehr durchbohten sie das Angesicht der armen Sergia. "Vielleicht bist du sogar einen Christin! Ich denke, dass uns dies einer deiner Sklaven bestätigen wird," erhob Verus zynisch seine Stimme und wartete auf eine erneute Reaktion seiner Gefangenen. "Wir entscheiden, was wir glauben und ob du eine Hochverräterin bist," schränkte er dennoch ein und zeigte damit, dass er insoweit von einer vorzeitigen Verurteilung Abstand genommen hatte. Er wollte noch entscheiden und somit hatte sie noch Gelegenheit, ihre Rolle auszubauen. Ihre glasigen und unterwürfigen Augen verfehlten zwar ihre Wirkung aber rundeten ein Bild ab, welches Verus gerade in seinem Hinterkopf konstruierte. Zumindest war ihre volle Beteiligung am Aufstand in seinem Angesicht reduziert und somit suchte Verus neue Anknüpfungspunkte für die intrigante Sergia Fausta, um diese erneut ins paranoide Weltbild der Schwarzen einzupflegen. "Suchst du Liebe?" - eine entfremdete Frage in diesem Verhör aber Verus versuchte darüber tatsächlich einen Bogen zum Christengott zu schlagen.

    Verus nickte seinem Imperator verstehend zu. "In der Tat, mein Kaiser. So ist die Lage und wir können dies anhand von Aussagen, Sachbeweisen und diversen Ermittlungen belegen," erklärte der Trecenarius bestätigend und war sich selbst darüber im Klaren, dass dies wahrlich eine militärische Glanzleistung war und zumindest einen erheblichen Malus für Rom bewies. "Varia war nicht militärisch ungebildet. Ihr Stamm leistete seit Dekaden Widerstand, bis er endgültig vernichtet wurde. Sie selbst war Teil jenes Stammes aus Themiskyra. Nach unseren Ermittlungen war sie sogar eine Anführerin einer militärischen Einheit. Fachwissen fehlte ihr nicht. Man muss bedenken, dass diese Frauen auf den Kampf gegen Rom geschult waren. Hinterhalte, Meuchelmord und Heimtücke waren diesen Frauen vertraut. Ich kann dir gerne jene Berichte aus Themiskyra zukommen lassen," sagte der Prätorianer und blickte ernstlich mit seinen Brauen, während seine leeren Augen den Kaiser fixierten. "Zu unserem Wohlgefallen sind diese Stämme zerschlagen worden und ich selbst habe noch eine kleine Einheit entsandt, um diesen Sachverhalt zu belegen. Rom wird von keiner weiteren Varia belästigt werden, mein Imperator. Ich werde dafür Sorge tragen," versicherte Verus mit frostigen Worten. Er nahm diese Sache sehr ernst und würde im Zweifel selbst aufbrechen, um diese Amazonen bereits im erneuten Keime zu ersticken. Nicht noch einmal sollten diese Feinde Roms entkommen. Rom obsiegte immer. Und so auch die Prätorianer.


    "Die Sachlage um die Helvetier und Sergia Fausta wird mit deiner Erlaubnis ausermittelt. Wir werden mit entsprechender Vorsicht vorgehen," forderte Verus zumindest eine Duldung des Kaisers ein, damit er endlich nach Sergia Fausta fahnden konnte. Man hatte vor Kurzem ihren Aufenthaltsort ausgemacht, so dass diese Fahndung recht einfach zu erledigen war, sofern der Kaiser zustimmte. "Keine Sorge! Wir werden mit vernünftiger Ruhe und Sachlichkeit vorgehen," versichterte der Trecenarius halb-wahr. Denn in Wahrheit war die Arbeit der Prätorianer zwar immer von einer Sachlichkeit und kalter Ruhe getragen aber selten im Sinne des Volksmundes. Die Arbeit war grausam, geheimnisvoll und oft berechnend. "Wir halten es für möglich. Nicht nur, dass wir ihr diverse Unsittlichkeiten vorhalten, die jedoch nicht ins Gewicht fallen, sondern viel mehr ist ihre extravagante Persönlichkeit und ihre Gier nach Wohlstand ein Schlüssel zu dieser Vermutung. Ein Aufstand könnte diesem Personkreis durch Gewinnbeziehungen zu einem erstaunlichen Reichtum sowie Macht verhelfen. Indem sie verwüstete Grundstücke günstig erwerben, diese zusammenfügen und diese erneut vermieten oder veräußern, könnten sie Rom schaden, indem sie viele Bürger obdachlos machen oder durch Mondmieten um ihre Ersparnisse bringen," gab Verus die schlimmsten Befürchtungen der Prätorianer zu. "Wir konnte bereits erste Gewinnler zur Rechenschaft ziehen. Fernliegend ist diese Struktur nicht, auch ist es möglich, dass Sergia Fausta schlicht ein Machtspiel entglitten ist und dieser Aufstand nur ein Fehler war. Dennoch, dies sind nur Spekulationen. Sie muss dies selbst beantworten und ich denke, dass ihre Aussage uns Klarheit verschaffen kann," wurde Verus deutlicher und gab diese Prätorianer-Art kurzzeitg auf, alles in ungeanuen Worten zu umschreiben.


    "Zu den Morden: Es gibt naheliegende Vermutungen, dass die Mordmethodik sich ähnelte und diese hauptsächlich römische Bürger trafen, welche sich aus Varias Sicht bereicherten oder anderen schadeten. Varia gab dies selbst zu. Auch deuten entsprechenden Zeugenaussagen darauf hin," setzte er seine Ausführung fort, um den Kaiser umfänglich zu informieren. "Ich denke nicht, dass diese Morde konkrete Vorbereitung waren aber sicherlich ein Ausfluss ihres Hasses. Sie begann mit den Morden und als diese unentdeckt blieben, ging sie zu etwas Größerem über. Diese Frau hasste Rom und suchte jedweden Weg, um Rom zu schaden." Verus nickte ab und machte eine Handgeste, indem er diesen Gedanken symbolisch weiter schob.


    "Die Urbaner reagierten zäh und langsam. Ferner ist unser Spitzelnetzwerk vernachlässigt worden. Mein Vorgänger hat in diesen Bereich kaum investiert und sich mehr auf seine eigenen Fähigkeiten verlassen, " gab er nun eine Erklärung von sich, um die entscheidende Frage zu beantworten, warum dieser Aufstand unbemerkt aufkeimen konnte. "Sie kamen hauptsächlich aus den staatlichen Strafminen und Steinbrüchen in der Region um Tibur. Deren Wachen wurde Tage später getötet aufgefunden. Scheinbar eine schnelle Operation, um sich mit Material auszustatten. Äxte und Spitzhacken wurden entwendet. Nach Aussagen eines fahrenden Händlers, gab es wohl eine größere Bewegung von Sklaven und anderen Personen weg von Tibur. Die Stadt wurde jedoch nicht geplündert und auch der dortige Magistrat wusste nichts von dieser Bewegung. Es muss des Nachts geschehen sein. Die Entflohenen müssen in der Subura untergekommen sein." Er machte eine Pause, um zu überlegen, bevor er weiter sprach.


    "Einer unserer Spitzel wurde ebenso in der Subura ermordet. Scheinbar war auch unser Netzwerk kompromittiert. Dieser Aufstand ist von diversen Stellen geführt wurden. Aus diesem Grund gehen wir auch von einer höheren Hierachie aus. Einem größeren Nutzen. Viele Christen waren involviert und somit vermuten wir ebenso, dass deren geheimen Treffpunkte als Organisationsanker dienten. Neben einem bekannten Lupanar. Auch scheint ein staatliches Arsenal geplündert worden zu sein, deren Waffen zum Versand bevorstanden. Dieses Arsenal ist jedoch vollständig abgebrannt. Die Wachen sind verschwunden," endete Verus und blickte Kaiser wartend an. Er sollte entscheiden, wie es weiter ging.

    Nach diesen überraschenden Entwicklungen war Verus ebenso einer Pause zugeneigt. Er musste sich mit dem geheimen Boten der Prätorianer besprechen, um seiner Stammeinheit eine Botschaft zu übermitteln. Auch wollte er sich mit den zwei in der Villa anwesenden Speculatores austauschen, ob man Morrigan über- oder unterschätzt hatte. Ferner machte sich ein erstaunlicher Hunger breit. Der Tiberius gedachte sich ebenso einen Snack zu besorgen. Doch bevor er in die Pause gehen konnte, bot der dem Konsul noch falsch-bescheiden folgendes Angebot an: "Wenn sie nun eine Gefahr für dich darstellt, oder deinen Unwillen erntet, können wir sie gerne in unseren Gewahrsam zurücknehmen, Konsul." Natürlich hatte Verus ganz andere Absichten als einen schnöden Gewahrsam. Er wollte Morrigan für seine These verwenden, dass es Christen waren. Sie war ein geneigtes Opfer, um als Marionette zu fungieren. Ihre Worte waren bis jetzt überaus nützlich gewesen. Ja, diese Perserin hatte sich sehr nützlich gemacht und war somit von Wert.

    Konsequenz und Verlust. Zwei gleichschlagende Atemzüge der Zeit. Verus wusste um Konsequenzen und Verluste. In seinem Leben hatte er viel verloren, vorallem seinen Seele an den Krieg und nun mehr war sein eigenes Leben eine bloße Konsequenz seiner Umstände. Sergia Fausta hatte in ihrem Leben selten verloren. Sie war anders als Verus. Deutlich anders. Dieser Umstand veränderte vieles, da Verus keinerlei Gemach damit empfand, dass eine Frau in allen Belangen mehr Glück und Erfolg im Leben hatte als er. Er, dem sein Stand nichts als Unglück gebracht hatte; ihm, der Person, welche geblutet und verloren hat, um am Ende nur eine neue grausame Aufgabe zu erben. Verus war insgeheim nedisch auf ihre Person, die mit spielender Hand ganze Intrigen entwarf, sich an allen Traditionen vorbei hochgearbeitet hatte und zudem noch vielerlei Verbindungen unterhielt, die selbst Verus zu heiß wären. Dennoch schien Sergia Fausta unantastbar. Alles schien ihr spielend zu gelingen; selbst ihre Feinde hatte sie ohne großen Aufwand in Misskredit gebracht, ohne das jemand ihr wirklich stichhaltig einen Nachweis erbringen konnte. Die Prätorianer kannten diese Frau. Sehr gut sogar. Einst hatte ein Präfekt den Auftrag gegeben, diese Frau kennenzulernen und sie entsprechend zu beurteile. Diese Urteile, jene Auswertungsergebnisse, lagen den scheinbar unendlichen Akten der Prätorianer vor. Verus hatte sie gelesen und war beeindruckt von dieser Frau, die er dennoch zutiefst verachtete. Natürlich war sie in seinen Augen fähig, auch jenen Umsturz aus Profitgier zu wagen. Sie war stets in Zeiten der Unruhe aufgestiegen, hatte sich bereichert und war niemals die Treppe hinab gefallen. Verus wollte dies nicht zwingend ändern aber ihr eindringlich verständlich machen, dass sich die Regeln des Spiels geändert hatten.


    Verus schwieg, starrte die Frau schlicht an. Seine Augen wichen nicht von ihr und sein kalter Zorn keimte in diesen. Er hatte bereits einige Menschen töten müssen; auf dem Schlachtfeld und auch hier in Rom. Seine Augen waren vertraut mit tödlichen Gedanken und waren auch an den Anblick voin Sterbenden gewöhnt, auch wenn dieser Anblick, wie Blei auf der Seele hing. "Keine Entschuldigungen," verlangte Verus. Denn in seinen Augen waren Entschuldigungen nutzlos. Man tat etwas oder man tat es nicht. Eine Person brauchte sich keine Rechtfertigungen zurecht legen oder sich entschuldigen, denn was getan war, war getan. Ebenso konnte man Gesagtes nicht zurücknehmen. Man musste schlicht mit den Konsequenzen des eigenen Tuns leben. Jeden Tag. Auch eine Sergia Fausta würde dieser Konsequenz nicht entkommen. Die Prätorianer waren eine grausame Konsequenz der römischen Welt, die jetzt auch eine Sergia traf. Es war nur die Frage, ob diese Konsequenz entsprechend der Wirklichkeit oder der ureigenen Ängste der Prätorianer ausfallen würde. Die Paranoia dieses Apparates wuchs stetig.


    "Hör mit diesem Standesdünkeln auf, Frau," schimpfte Verus und schlug mit der flachen Hand auf die Holzbank, bevor er seine unelegante Pose verließ und mit einem großen Satz auf die Frau zuging. "Der Kaiser duldet unsere Anwesendheit hier. Und auch die beiden Präfekten. Du bist uns ausgeliefert," erklärte der Trecenarius eindringlich. "Und ja, wir werfen dir genau jenen Hochverrat vor, Gefangene," donnerte seine Stimme, während er ungehalten vor ihr auftrat. Seine Augen durcbohrten die feindseligen ihren. "Du bist bereits deines Amtes enthoben und ein Nachfolger ist eingesetzt," fügte er drohend an und deutete auf Sergia Fausta, wobei er mit seinem Zeigefinger immer wieder in die Luft tippte. Verus verband schlicht Fakten mit seiner üblichen Rhetorik, die schon einige Gefangene zu Fall gebracht hatte. Aber Sergia Fausta war widerspenstig.


    Ihre giftige Stimme hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Verus war zornig über diese Selbstherrlichkeit einer Frau, der einiges vorgeworfen wurde. Vielleicht war es auch jener Punkt, dass sie sich nicht unterwarf, wie so viele andere. "Du lebst nur noch, weil wir es wünschen und Wahrheit aufklären wollen," zürnte der Offizier mit frostiger Stimme.


    "Deine Kinder sind zu ihrem Schutz in unserem Gewahrsam," log der Prätorianer. "Auch dein Sohn." Er war informiert worden, dass er entlaufen war und konnte so eine geeignete Geschichte stricken. Immerhin waren seine Leute klug genug auch andere Aufgaben wahrzunehmen, nicht nur eine Festsetzung. Unabhängig davon würde er zeitnah eine Einheit entsenden, damit die Lüge Wahrheit wurde. "Er ist dir entlaufen, nicht wahr?" Eine zynische Frage, die zeigen sollte, dass die Prätorianer Sergia Fausta auch ihre Dynastie streitig machen wollten. "Und hör mit diesen Lügen auf. Wir kennen deine Lebensgeschichte. Deinen Ehebruch. Die Eigenschaften deines Gatten und auch vieles mehr, wie deine dubiose Sekte," erklärte der Trecenarius nun wieder ruhig und fand seine gemäßigte Vernunft wieder. "All das interessiert uns nicht, solange es das Reich, den Kaiser und uns nicht betrifft. Du weißt, warum wir hier sind, Gefangene." Wieder nur das Wort "Gefangene". Er nahm ihr ihren Namen und damit auch ihren Stand. Dehumanisierung war ein geeignetes Mittel einer verhörenden Rhetorik. "Helvetius Commodus," war der Name, den er halblaut aussprach und ihr zu verstehen gab, welche Verbindung er meinte. "Helvetius Varus," erweiterte Verus und schloss dann mit der Feindin Roms ab: "Varia." Wieder Schweigen und Stille, bevor er Sergia Fausta direkt konfrontierte: "Was fällt dir dazu ein? Warum hast du diesen Aufstand gefördert und hervorgerufen? Bist du eine geheime Christin?" Mehr Versatzstücke zur Verarbeitung.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor


    "Nun, der Kaiser wird dich nicht ohne Grund zum Trecenarius ernannt haben."
    , konfirmierte der junge Flavius die hoffnungsvolle Prognose des Centurio. In der Tat hatte er in Mogontiacum persönlich die Kapazitäten des Tiberius erproben dürfen und auch hinsichtlich seines Potentials als Ermittler stets nur Gutes vernommen.


    Ein wenig genant räusperte sich und fragte sodann:
    "Sagt dir deine neue Tätigkeit zu?"


    Der Kaiser. Diese mächtige Figur, welche nicht nur Verus gottgleich erschien, hatte den jungen Tiberius in der Tat ernannt aber dennoch fühlte sich der Soldat nicht bereit für jene Aufgabe. Noch immer plagten ihn Gedanken, Albträume und wahnhafte Ideen, die seinen kriegerischen Erfahrungen entsprangen. Ihm war sehr wohl klar, welche Aufgabe ihn erwartete. Noch waren ihm nicht alle Geheimnisse offenbart aber die ersten Gespräche mit Untergebenen zeigten eine grausame Pflicht, die seinen Vorgänger verzehrt hatte. Auch die Akten und Unterlagen schrien ihm eine seltsame Wahrheit entgegen. Verus hatte entscheidende Ermittlungsfähigkeiten, war nicht unfähig im Umgang mit der Taktik und den Waffen aber es fehlte ihm an seelischer Stabilität. Der Krieg forderte noch immer seinen Tribut. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass er tatsächlich in dieser Aufgabe aufgehen würde und sie gleichsam zu einer Vereisung seiner noch amplitudenhaften Seele führen würde. Verus war - trotz gutem Herzen - für jene Aufgabe bestimmt und würde in grausamer Vernunft agieren. Mitunter lag ihm auch jene Tyrannei, die ihm abverlangt wurde. Der Kaiser hatte keine schlechte Wahl getroffen. Auch wenn die Zeit ihren Preis von der Seele des Mannes verlangen würde. Denn es war seine Hölle. "Sie ist komplex," war die knappe Antwort, die Wahrheiten verbarg aber genug sagte, um eine Emotion zu vermitteln. "Mein Vorgänger ist an ihr gescheitert," ergänzte Verus nüchtern und fügte sich in sein eigenes Schicksal. Er würde nicht versagen. Zumindest nicht im Angesicht der Pflicht.

    Plato schien überrascht. Scheinbar hatte der Auftragnehmer nicht richtig zugehört. Bereits jetzt befand sich ein Zifferstein in seinem Eintopf. "Löffel deinen Eintopf aus," forderte der alte Mann, der sich dankbar nicktend zeigte. Scheinbar wollte er ihn darauf aufmerksam machen, dass sich etwas in der Schüssel befand. "Du wirst in zwei Stunden deinen ersten Auftrag dem Fach entnehmen können," sagte Plato und gönnte sich selbst einen Happen Brühe mit dicken Fleischstückchen.