Es dauerte einen Atemzug, bis Verus seine alte Tapferkeit fand. Nicht Mut. Das Blei in seiner Seele verflüssigte nur langsam, so dass sein Herz nicht mit einem Befreigungsschlag befreit wurde, sondern langsam frei schmolz. Es tat ihm weh, dass seine Schwester seine Geliebte und ihren Wolf derartig behandelte. Auch wenn sie vom Stand eine Sklavin war, hatte sie auch etwas Respekt verdient. Verus musste Partei ergreifen, tapfer streiten für eine Liebe, die ihm mehr als sein eigenes Leben war. Luna hatte sich bereits mit wenigen Schritten entfernt, um einem Möbel gleich an einer Wand zu erscheinen. Verus konnte dies sehen, und es schmerzte, denn der alte Soldat war nun wachsam. Ein altes Leuchtfeuer mahnte ihn, dass verletzte Seelen nun Schutz bedürften. Er musste handeln. Sofort. "Dieses Ding heißt Fenrius und ist mein Haustier. Es ist nicht ungepflegt. Und das ist meine Sklavin, meine Cubicularia, Luna," stellte er mit festen Wort klar. Nein, er würde Corvina nicht mit ihrer herablassenden Art das Feld überlassen. Heute nicht mehr. Früher hatte er auf sie gehört, sie ertragen und ihre Launen umgesetzt. Doch nun war er Soldat und konnte sich verteidigen. Diese Frau hatte keine Macht mehr über ihn, die er ihr nicht gab. Sie war seine Schwester und als Schwester sollte sie Mitgefühl beherrschen. Leider zeigte sie sehr wenig davon. Verus erahnte, dass sie seine Position nicht verstehen würde. "Ich bin Soldat und kein eitler Mann," setzte er seine festen, abweisenden, fast streitsuchenden Worte fort. Er war zum Kampfe bereit. Nicht nur für sich, sondern auch für Luna und den weißen Wolf. "Vorwürfe lösen unsere Situation nicht," versachliche der Offizier die Lage und blickte dann zu Merula, dem er dankend zu nickte. Dann wagte er einen Blick zur immer schrägen Tante Maximilla, die mit ihrer Aufmachung auch ihm ein kleines Schmunzeln entlockte. Da weigerte sich jemand, sein Alter anzuerkennen. Ein merkwürdiger Haufen war diese Familie. Doch Verus vergaß seine Luna nicht und gab ihr ein geheimes Handzeichen, dass er an sie dachte, indem er seine leicht hinter seinem Rücken anhob und mit zwei Fingern ein Herz malte.
Beiträge von Aulus Tiberius Verus
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Verus blickte zum nächsten Ankömmling. Er hatte keine große Zeit, sich erneut Gedanken zu machen. Wie auch? Diese Vereinsgründung verlangte seine gesamte Aufmerksamkeit. "Salve," grüßte Verus den Germanicus und reichte auch diesem einen Tonbecher mit Würzwein. "Nimm' doch Platz," verlangte der Tiberius ein wenig soldatisch und deutete auf einen freien Stuhl unweit. Dann entfernte er sich selbst in die Mitte des Raumes, um mit dem eigentlich Auftakt zu beginnen. "Salvete," begrüßte er noch einmal alle Anwesenden. Der alte Soldat war ruhig und bestimmt, so auch seine Haltung. Er wirkte nicht gerade unruhig und unsicher, da er einer Säule gleich dort stand, während er die Worte sachgerecht zusammensuchte. "Um es klarzustellen: Wir haben uns hier versammelt, um ein collegium funeraticum zu gründen. Es geht um eine wichtige Sache, unser aller Andenken und das Sterben," begann er seine Rede und sein Gesicht zeigte, dass er wirklich den Tod gesehen hatte. Seine Augen waren leer aber fixiert. "Ich bin bin Centurio des Exercitus, und habe allerhand erlebt, um zu wissen, wie wichtig eine solche Einrichtung ist. Der Tod kommt niemals passend. Niemals wirklich erfüllend und ist selten erwünscht, doch er kommt auf uns alle zu. Wir müssen uns um unser Andenken selbst kümmern. Doch niemand muss diese Bürde alleine tragen. Niemand muss alleine mit dieser wichtigen Aufgabe stehen, denn am Ende zählt das, was wir hinterlassen und wer sich an uns erinnert. Dieser Verein soll sich diesem Andenken widmen und jedem baldigen Mitglied bei der Bestattung und deren Kosten Beihilfe leisten. Auch ist es mein Wunsch, dass wir kultische Handlungen durchführen, um die Namen unserer Mitglieder insbesondere zu ehren. Niemand sollte einfach so vergessen werden und aus diesem Grund ist diese Neugründung auch für mich persönlich von besonderer Wichtigkeit," führte er aus und erinnerte sich während seiner Worte an die Gefallenen seiner aktiven Frontzeit. Ja, der alte Kriegsmelancholiker musste sich zusammen nehmen, um nicht allzu offen seine seelische Beschädigung zu zeigen. "Ich bin dankbar für euer aller Erscheinen und mache nun darauf aufmerksam, dass wir nach alter Sitte den alten ius iurandum sprechen werden, der uns mit dem Vereinszweck und der Gemeinschaft verbinden soll, bevor wir mit der eigentlichen Vereinsarbeit anfangen, dem Vertragswerk," erklärte Verus und nickte ernst.
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Verus war überrascht, dass tatsächlich allerhand Leute auftauchten. "Willkommen," sagte er und nickte beiden Neulingen aufrichtig zu. Denn diese Sache war ihm als Soldat wirklich wichtig. Denn der Tod kam schneller als man dachte und man sollte Vorsorge treffen. "Du bist hier richtig," antwortete er dem jungen Mann und drückte diesem ungefragt einen Becher unverdünnten Gedächtniswein in die Hand. Der gute Wein mit Kräutern. Sassia erhielt selbstverständlich in der nachfolgenden Sekunde ebenso einen verzierten Tonbecher. Auch weitere Bürger und sogar Nichtbürger fanden sich ein, um in dieser Sache ihr Heil zu finden. Totenkult und ein persönliches Andenken waren wichtige Dinge in Rom. Verus hatte allerhand zutun, den Leuten einen Becher in die Hand zu drücken und einen Platz zu zuweisen. Er wollte diese Veranstaltung so angenehm, wie möglich, gestalten.
Sim-Off: Yeah! Damit haben wir drei Spieler! (Gerne können auch noch mehr kommen! :D) Ich werde mal die Tabulariumsseite beantragen. Positionen und Vertragswerk erarbeiten wir
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Verus, in einfacher aber würdiger Kleidung, hatte sich in einem kleinen Hinterzimmer der bekanten Taverne eingefunden, um auf die ersten Mitglieder seiner zu etablierenden Sterbekasse zu warten. Heute ging es um die große Sache. Man wollte das collegium ins Leben rufen und die ersten Eide sprechen sowie das Vertragswerk aufsetzen, welches allen ein ehrbares Andenken bewahren sollte. Verus hatte beim Wirt Wein und kleine Happen bestellt, um den ersten Gästen eine möglichst angenehme Atmosphäre zu bieten.
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collegium funeraticum et silvani
Zur Gründung eines freien collegium funeraticum sucht ein tapferer Soldat Au.Tiberius Verus weitere Mitstreiter, um gemeinschaftlich die Toten zu ehren. Im Sinne einer Sterbekasse wird das Geld der Mitglieder verwaltet und den Angedachten eine würdige Bestattung gewährt. Darüber hinaus sind gemeinsame Ritualhandlungen angedacht und soziale Aktivitäten, die auch ein Andenken der bereits verschiedenen Mitglieder beinhalten. Regelmäßige Treffen und Feste sind beratschlagt.
Es ist auch eine nachträgliche testamentarische Mitgliedschaft möglich.
Interessenten finden sich bei Tiberius Verus, in der Villa Aurelia, auf dem Quirinal, nördlich des Quirinustempels und westlich des gleichnamigen Portikus, ein. Grundgelder sind vorhanden.
Erste Bestattungen können aus der Hand des ersten magister übernommen werden, entsprechend gegen Mitgliedschaft.
gezeichnet
Aulus Tiberius Verus
magister interrimSim-Off: Liebe Mitspieler, dies ist ein Kultverein, der jedem offen stehen soll, der seiner ID ein gutes Andenken bewahren möchte. Diese Vereine waren in Rom üblich aber fehlen noch im IR. Sie waren nicht nur Sterbekasse, sondern auch soziale Verpflichtung, da man darüber Kontakte knüpfte und gemeinschaftlich die Mitglieder besang, die bereits verschieden waren. Gemeinschaftliche kultische Aktivitäten sind angedacht.
Hierbei wird es sich hauptsächlich um ritualisierte "Gedenkensfeste" handeln, bei denen nicht nur erinnert wurde, sondern auch geopfert und gespeist. Da dieser Verein noch keine Satzung hat, würden wir diese gemeinschaftlich ingame erarbeiten.
Vorerst wird Verus von seiner ID aus die Gelder für Gräber bereitstellen, bis die Kasse etabliert ist. (Gerne auch mit WiSim-Konto). Die Beiträge werden sich nach Stand richten. Interessen können mir gerne eine PN schreiben. Wir regeln dann die ersten Termine.
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Sim-Off: Wie befohlen, der neue Thread!
Von seiner Tante Maximilla ins Atrium gerissen, folgte der Soldat willfährig. Was sollte er auch tun? In diesen Tagen war ihm nicht nach Widerstand, denn ihm fehlte etwas. Nicht etwas, sondern ein Gefühl, welches er nicht mal beschreiben konnte. Verus ließ sich treiben, verraten von sich selbst, und unfähig sich gegen diese trüben Gedanken zu wehren. Erst im Atrium konnte er sich von der Hand seiner Tante lösen, die für einen Moment verlassen neben Verus stand. Mit seinen Augen suchte er nach seiner verbliebenen Familie und dem Hausherren. Der gepeinigte Soldat schwieg weiterhin, denn es gab keine passenden Worte. Er schwieg lieber, um sich nicht zu überwerfen. Was sollte er auch sagen? Die Situation war bekannt. Nun hieß es ankommen und bewerten, welche Lösungen anzustreben waren. Es tat ihm leid, dass er nicht stark genug war, sondern sich lieber fügte. Es tat ihm besonders leid, um seine Luna. Er würde ihr gerne Hoffnung zeigen, doch Rom war für ihn keine Hoffnung, sondern viel mehr ein Grab für seine alten Träume. Hier hatte er vieles begraben müssen und würde sicherlich nicht damit aufhören können. Rom verlangte stets die Grabesschaufel oder den Scheiterhaufen. Wenn er schon brennen sollte, würde er still und anständig verbrennen, wie ein gutes Feuer. Seine Augen zeigten diese tote Wut, die beständig brannte und einem seltenen Wunsch Verheißung war. Verus wollte Erlösung von diesen Gedanken, diesen Erinnerungen aber fand sie nicht. Er musste brennen, entzündet in den Flammen des Krieges und entfacht durch seine Mutlosigkeit.
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Dankeschön! Dann muss ich wohl einen Simon Aufruf starten. Es wäre nämlich wirklich schade, wenn diese Tradition untergeht. Immerhin war den Römern ihr Andenken wichtig.
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Aloha! Nur eine kurze Frage: Gibt es bei ein collegia funeraticia? Scheinbar hat niemals jemand einen solchen Verein gegründet. Doch war er damals durchaus wichtig für Normalsterbliche. Diese Sterbevereine oder Bestattungskassen waren durchaus üblich und nicht nur Versicherung, sondern auch sozialer Anker mit Festen und kultischen Handlungen. Ich frage deshalb, weil ich Verus als Soldaten gerne einem solchen collegium zuschlagen würde. Er kannte ja als Soldat die Sterbekasse. Es war ja auch nicht unüblich, dass Reiche solche Vereine unterstützten.
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Verus stieg dem Wagen zu, nachdem er sich ein wenig die Füße vertreten hatte. Er war kein guter Reiter und würde es mit seiner Kriegswunde wahrscheinlich auch nie mehr werden. Der Reisewagen war inzwischen so langsam unterwegs, so dass Verus diese Gelegenheiten zu stillen Gängen nutzen konnte. Er brauchte oft Zeit für sich, wie auch vor wenigen Augenblicken. Die Tür öffnete sich behäbig, klemmte sogar ein wenig und Verus musste Kraft aufwenden. Die Reisegruppe schien versammelt, sofern er es überblicken konnte. An Verus Gürtel steckte jener Pugio, ein Kriegsdolch, der reich verziert aber reich vernarbt war. Die Rüstung hatte er schon lange abgelegt, obwohl er sich ohne jene Wehr schutzlos fühlte. Seine lorica war ihm sein wahres Angesicht geworden. Seine echte Haut. Eine Haut aus Stahlringen, ähnlich der eines Drachen. Nahezu undurchdringbar und doch verwundbar für saubere Treffer. Verus war stets verwundbar gewesen. "Simplicitate cordis quaerite illum quoniam, invenitur ab his qui non tentant illum," erklärte Verus nachdenklich sowie leise ein altes Gedicht, während er die Tür hinter sich schloss. Er trug die Gewandung eines einfachen Soldaten. Eine weiße Leinentunika, das cingulum militare und die Soldatenstiefel, die caligae. Er wirkte nicht edel oder wohl gewandet, wie die anderen. Selbst seine Sklavin schien edler, wenn nicht sogar schöner als er. Das Leid stand in seinen Augen, welches kalt und frostig eine Leere zeigte. Doch dieser Römer bemühte sich, diese Gefühle nicht zu zeigen. Mit einer ängstlichen Bewegung suchte er seinen Platz, um für einen weiteren Atemzug zu schweigen. Schweigen verschaffte ihm Erleichterung. Es verlangte keine Rechtfertigung. Doch dabei war er stets bemüht, sein Schlimmstes ungeschehen zu machen; Sein Bestes zu betonen, doch er schwieg. Es gab nichts zu berichten, nichts, was hier von Wert war. Er blickte zu seiner Geliebten, wollte lächeln und verschaffte sich für einen Hauch Erleichterung. Verus drehte seine Handfläche nach außen, um Luna ein stilles Zeichen zu geben, dass er sie sah und für sie hier war. Dezent schob er seinen Fuß vor, um ihren Fuß zu berühren. Wenigstens eine Chance auf Nähe, wenn auch nur eine symbolische Nähe. Es war ein Versuch, sein Schweigen zu überbrücken, welches ihm zu leicht war. Doch es gelang nicht. Mit seiner rechten Hand suchte er das Weingefäß, eine bronzene Kanne und griff mit der anderen Hand, nach einem Tonbecher, um sich einen kräftigen Schluck einzuschenken. Die Kanne wanderte zurück auf den sehr kleinen Tisch, wo er sie in einen Haltehaken hing. Es ging nach Rom, so dass Verus aus Angst einen großen Schluck trinken musste. Wein half stets, die Sinne zu betäuben und die Gedanken zu vertreiben. Enttäuscht blickte er zum Boden herab, zog seinen Fuß zurück und legte beide Hände um den Becher, so als ob er sich daran festhalten konnte. In seinen Knochen lag Würde, wenn sein Selbst nicht wäre.
Sim-Off: * Die Einfachheit des Herzens suchte ihn, dass er von ihr jemals gefunden wird, lockte ihn nicht
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Die Situation überführ Verus. Ihm entglitt der Moment, wie so oft. Er fühlte sich nutzlos, unangepasst und fremd in dieser Sache. Selbst ein Sklave lehnte sich gegen ihn auf. Es schien so, als ob sich diese ganze Welt gegen ihn verschworen hatte. Diese ganze Stadt verstörte ihn. Alles an ihr stank nach seinem eigenen Versagen. Er war nicht Mensch genug, um in dieser Sache feinfühlig zu agieren. Sein Blick verfiel ins Finstere und somit auch sein gesamter Ausdruck. Verus ballte beide Hände zu Fäusten, um diesen kriechenden Zorn zu lenken. Es erschien ihm leichter, diese Situation mit Gewalt zu lösen und doch hielt ihn seine Vernunft zurück. Sein Herz schrie in diesem nach Erlösung suchenden Schmerz, der leblos und kraftvoll zugleich war. Dies war sein falsches Paradies, dem er alles untergeordnet hatte. Rom war lebendig und mächtig. Verus war leblos und machtlos. Seine Tante löste, wie durch Wundermacht, die Situation auf und Verus blickte zu ihr, als sie herbeistürmte und seine Hand suchte. Er löste seine Fäuste auf, um sie nicht mit Zorn zu strafen. Gewalt steckte in Verus, die nur durch menschliche Fesseln gehalten wurde. Er wollte nicht so sein, wurde aber so gemacht und dieser Kriegshund, der nun mal war, wollte bellen, um Gehör zu finden. Doch niemand wollte seine Geschichten ertragen. Sie wollten ihn bewundern, für seine Stärke, Abstrafen für seine Unmenschlichkeit aber auch gleichsam seine Ehre beweihen. Maximilla plapperte, bellte gleich los und übertönte die tonlosen Worte, die Verus mit seinem Mund formen wollte. Doch es war bereits zu spät. Er ließ es geschehen, wie er vieles geschehen ließ, weil es ihm an Mut fehlte. Der Krieg verlangte keinen Mut, sondern nur Tapferkeit. Mutig war es gegen schlechte Verhältnisse zu sprechen und die Konsequenzen zu tragen. Doch Verus war feige. Er flüchtete sich in Pflicht und diese militärische Tapferkeit. Man ertrug die Situation aber änderte nichts. Es fehlte genau jener Mut, den er längst begraben hatte. Er führte aus, was andere befahlen. Das war er nun mal. Ein kluger Kriegshund, mächtig wirksam aber einsam. Seine geliebte Luna verweilte unweit, sprach in fremder Sprache und versuchte zu vermitteln. Verus blickte, inzwischen von Maximilla gezogen, zu seiner Sklavin und seine Augen hatten wieder diesen traurig-leeren Glanz. Er brauchte Hilfe, dringend eine rettende Hand, keine forsche und fordernde Hand, wie die seiner Tante, sondern die einer liebenden Frau, die ihm Halt und Wahrheit bot. Seinen Bruder Merula konnte er nicht mehr sehen, da er bereits in Richtung Porta gerissen wurde. Der tapfere Soldat folgte wieder anderer Hand. Befehl und Gehorsam waren eine Tugend, die stets einer falschen Pflicht gereichte. Verus folgte seinem Schicksal unwillig aber beständig. Denn er war stets machtlos.
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Der Halbtote blickte zum Haussklaven, ließ seinen Blick für einen Moment dort verweilen. Fenrir stand nicht zur Debatte. Er und Luna gehörten zu ihm. Verus würde sich nicht von einem Sklaven belehren lassen, der sein ganzes Leben in der Urbs verbracht hatte. Nein, nicht heute. Der Centurio hatte zu viel durchgemacht, um jetzt bei diesem kleinen Hindernis einen Vertrauten aufzugeben. Und ja, Fenrir war ein Vertrauter des Verus, den beide waren einsame Bestien, die in einer chaotischen Welt um ihr eigenes Leben stritten. "Dieser Wolf ist zahm und meine Sklavin kümmert sich um ihn," war die knappe Antwort. Auf die belehrenden Worte ging Verus nicht weiter ein. Dennoch konnte er Verus sich einen Kommentar nicht verbitten, da dieser Sklave genau seinen falschen Stolz getroffen hatte. "Ich habe in Germanien gedient. Ich habe Gefahren und Situationen überstanden, von denen du nur träumst. Dieser Wolf gehört zu mir, wie meine Sklavin und ich werde ihn nicht aufgeben. Ich bürge für ihn und für jeden Schaden," sagte der Offizier nun weniger knapp und deutlich betonter, während sein Fingerzeiger wütend auf das Holz der Tür pochte. Nein, hier würde er nicht aufgeben. Nicht in dieser teuflischen Stadt. "Ich bin Centurio der Primi Ordines, und kann sicherlich eine Gefahr abschätzen," schob Verus nach und machte seinen militärischen Stand klar, um einen zynischen Scherz einzuleiten: "Dieser Wolf wird auch dir nichts tun. Es sei denn, dass er wieder Hunger auf Menschenfleisch hat." Ein dämonisches, fast irres Lächeln, zog über das Gesicht des Tiberius. Man mochte meinen, dass dieser Mann eindeutig wahnsinnig war, was er natürlich nicht war aber der Krieg zeigte sich gelegentlich als Fratze in seinem Gesicht. "Ich füttere ihn dann mit Sklaven. Ein Sklave pro Monat reicht eigentlich," führte er jenen Sarkasmus weiter aus. "Aber in Rom wird es auch gutes Rind oder Hühnchen tun," schloss er ab und ließ das irre Grinsen fallen. An die Wachhunde dachte Verus nicht, denn Fenrir würde bei Luna bleiben und diese würde bei Gefahr sicherlich mit dem Wolf in Richtung der tiberischen Gärten aufbrechen, welche nicht abgebrannt waren.
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Es dauerte einen Atemzug, bis Verus antwortete. Seine Augen verkleinerten sich, so als ob er geblendet wurde. Ein Licht schien ihn zu blenden, so dass er Mühe hatte, den Mann zu betrachten, der ihm gerade die Tür geöffnet hatte. Es war die verdammte Erinnerung, jener Fluch, der nicht mich wich und seine Wahrnehmung gerne mit Trugbildern verstellte. Diesem schrecklichen Rauschen, welches die Realität mit Asche überdeckte. "Salve," grüßte Verus knapp, kniff mehrfach die Augen zusammen, bis die Asche entschwunden war. "Ich bin Tiberius Verus," stellte er sich ebenso zackig vor und deutete hinter sich. "Dort, meine Sklavin mitsamt meinem Haustier und in der Sänfte befindet sich mein Bruder, Tiberius Merula," war die sachliche Erklärung, die nicht besonders eloquent vorgetragen wurde. Eher bellte Verus die Worte einem Centurio typisch. Die Sklaven, welche den Handkarren betreuten, ließ er außen vor, da sie zur weiteren Klärung nicht wichtig waren. Man würde auf sie zurückkommen, sobald die Anreise vom Hausherren erlaubt war. "Wir haben einen Brief des Aurelius Lupus erhalten und ebenso Briefe, dass sich ein Teil der Familie hier befindet und wir herzlich eingeladen sind, dieses Haus nach der Trägödie aufzusuchen," formulierte er erneut kalt den Zusammenhang ihres Erscheinens. Verus war nicht nach großen Gesten oder Höflichkeit. Es ging hier um eine persönliche Angelegenheit, die er nicht ganz kontrollieren konnte und somit verfiel der Soldat in angelernte Muster, die ihm Sicherheit gaben. Wenn auch nur eine trügerische Sicherheit, da der Drill niemals soziale Fragen beantworten konnte.
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Es war ein langer Weg bis zur Villa Aurelia. Ein zu langer Weg für Verus. Der Soldat gab vor eine Stärke zu besitzen, doch war er seltsam leer. Seitdem er Rom betreten hatte, war Verus seltsam leer und schwieg grausam, mit Ausnahme gelegentlicher Kommentare über den Weg oder das Reiseziel. Nicht einmal mehr mit Luna sprach er. Diese ganze Stadt erstickte ihn und er fürchtete die Dunkelheit, die auf ihn warten würde. Während sein Bruder in einer Mietsänfte verweilte, das Gepäck auf einem Handkarren lag, hatte es Verus vorgezogen allein mit Luna und Fenrir auf dem Weg voranzuschreiten. Dieser Römer war kein Mensch, der sich versteckte aber vor sich selbst davon lief. Er lief seit Jahren vor seinem eigenen Herzen davon und gelobte der Pflicht die Treue, die ihm nichts geboten hatte außer Blut und Schweiß. Verus konnte nicht mehr glauben, sondern war erkaltet und sah in dieser Stadt sicherlich nichts von Wert, sondern schlicht einen machtpolitischen Faktor in einer willkürlichen Welt. "Wir sind da," brachte er seit Stunden seinen ersten Satz hervor. Mit einer würdevollen Geste, strich er Luna über die Wange, um ihr mit einem ernsten Blick anzuzeigen, dass sie warten sollte. Er selbst würde anklopfen. Ein Soldat handelte stets mit eigener Kraft. Mit breiter Faust hämmerte der Offizier, der keine Rüstung trug, an die Porta. Man konnte erkennen, dass Verus zu lange Soldat war. Er trug die typischen caligae, das cingulum militare und auf seinem Oberarm war eine Markierung aus schwarzer Farbe erkennbar, die unter dem Ärmel der einfachen Tunika hervorstach. Dort stand in schweren Lettern: SPQR. Es war üblich, dass Legionäre bei Dienstantritt mit einer frühen Form des Tattoos versehen wurden, das mit Hilfe eines speziellen Eisens angebracht wurde. Verus konnte nicht leugnen, Legionär zu sein. Sein ganzer Gestus und Habitus war militärisch geprägt und sehr mechanisch.
Sim-Off: Ich bin mal so frei, dass wir alle hier aufschlagen. Da Merula noch beschäftigt ist, ziehe ich ihn mal mit, dass er auch direkt starten kann.
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Ruhe, Weibsbild!
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Aulus Tiberius Verus zieht ebenfalls nach Rom um.
(Dies gilt wohl auch für seine liebenswerte Serva Luna!)
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Endlich saß er auf seinem Pferde und blickte dankbar zu Luna herab. Noch immer schämte er sich für seine eigene Schwäche und auch für sein Beinleiden, welches nicht wirklich schwinden wollte. Verus lächelte aufrichtig zu seiner geliebten Luna und nickte ihr zu. Ohne weitere Worte blickte er nun zum Tor hinaus und machte sich bereit mit der kleinen Eskorte abzurücken. Ein letztes Geleit. Mit einem Zug am Zügel und einem sanften Tritt seiner beiden Füße, ließ er das Pferd langsam gehen. Der Appell mitsamt Ehrenformation ließ Verus nicht unbeteiligt zurück. Hier hatte er ein echtes Zuhause, wenn auch sicherlich nicht das, was andere für ein Zuhause hielten. Die Legion war seine Heimat. Trotz der erlebten Höllen und der Brutalität dieses schlichten Daseins. Angespannt ließ er seine Augen wandern, während er mit dem Pferd noch unsicher war. Verus war kein geübter Reiter und tat dies auch ungerne. Als Centurio lag ihm der Fußmarsch, auch wenn ihm von Rang und Stand stets ein Pferd zugestanden hatte. Als Offizier sah er sich der römischen Tugend des Marsches verpflichtet, wenn auch jener nicht mehr so leichtfüßig geschah. Denn dieser Offizier hatte einige Narben und Wunden zu beklagen. Knieschmerzen, wie auch weitere Gelenkschmerzen, schienen normal für seinen Lebenswandel. Er fühlte sich sogar recht unwohl, da die unbequeme Sitzhaltung seiner großen Beeinträchtigung, jener Kampfverletzung seines Oberschenkels, nicht gut bekam. Mühsam holte er Luft und ritt die Formation mit einem betonten Salut ab, welcher sich als Brustgruß darstellte, indem er seine Faust auf seine Herzhöhe hielt. Ein militärisches Zeichen der Ehre und des Vertrauens. Verus nahm sich die Zeit für diesen Abschied, bis man ganz entschwunden war.
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Es war vorbei. Dieser Lebensabschnitt endete. Verus wollte nicht gehen, so dass er gerührt vor seinem Präfekten verweilte, auch nachdem beide ihren Unterarmgruß mit fester Hand abgeschlossen hatten. "Danke," sagte der Centurio kleinlaut. Ihm fehlten die Worte für einen solchen Moment. Was sollte er auch sagen? Alles schien falsch. Verus, nicht ganz im Moment, betrauerte seine Erinnerungen, seine Erfahrungen und seine eigene Zukunft. Es war gänzlich unfair, dass er selbst nun gehen konnte und es war auch gänzlich ungerecht, dass er überlebt hatte. Dieser Iulius hatte soviel mehr verdient aber würde sicherlich hier im kalten Norden verenden, wenn kein Wunder geschah. Mit gewisser Ironie konnte Verus seine eigene Gedanken bewundern, denn beide Soldaten waren Gefangene ihrer Zeit und gefesselt durch unsichtbare Ketten. Nein, niemals würden sie frei sein. Nicht nur im Eide, sondern auch in ihren Gedanken. Alles richtete sich auf den Dienst aus. Geboren, um zu dienen; ein Leben für andere und niemals für sich selbst. Es überkam Verus und der Offizier umarmte seinen altgedienten Vorgesetzten brüderlich mit einem Arm, um sich dann in Richtung Pferd zu bewegen. Er hatte große Mühen mit seinem immer noch verletzten Oberschenkel das Pferd zu besteigen, da die Römer (leider) noch keine Steigbügel kannten, so dass er sich mit Kraft am Riemen hinauf zog. Hilfesuchend blickte er zu Luna und verzog dabei in leichten Zugschmerzen sein Gesicht.
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Warum musste das Leben immer die schönen Dinge opfern? Diese Verbundenheit, diese Kameradschaft, wurde wieder geopfert, um einer Sache zu dienen, die weitaus nüchterner war, als jemals erhofft von Verus. "Ich nehme die Entlassung ungerne an und werde den Befehlen nach handeln," entgegnete Verus mit leiser Stimme, um den sakralen Moment der kurzen Stille nicht zu stören, indem er Haltung annahm und mit freier Hand salutierte, obwohl er selbst noch durch die Last der Post beschwert war. "Auch dir alles erdenklich Gute." Doch Verus wusste, dass etwas Gutes für einen Militär etwas anderes Gutes als für einen Normalsterblichen war. Für Soldaten reduzierte sich persönliches Glück erheblich, so dass auch Verus eingestehen musste, dass er nur hoffte, das dieser Iulius sein Dienstende lebendig erreichen würde und nicht noch in einem wahnsinnigen Kampfeinsatz verloren ging. Ständig konnten sich die Dinge ändern. Und auch ein Präfekt war davor nicht geschützt. Dieser Iulius hatte es einfach verdient, seinen persönlichen Frieden zu finden und wirklich zur Ruhe zu kommen, auch wenn das wahrscheinlich nie ganz möglich war. Ein Soldat trug immer die Last des Krieges mit sich, bis an sein eigenes Ende. Dafür hatten sie gelebt, dafür waren sie gestorben und am Ende war alles in ihrem Leben dieser windige Gedanke der Ehre. Ehre - dafür standen sie, auch wenn niemand genau wusste, was Ehre war. Verus empfand seinen Präfekten als ehrenhaft und gab ihm dies auch mit einem langen Salut zu verstehen, bevor er mit einem Blick zurück den Raum verließ. Dort nahm er den Brief von Scribonius entgegen, um seinen letzten Pflichten innerhalb der Castra nachzugehen.
Sim-Off: Und natürlich auch ein simOff-Danke für die Zeit und das Play!
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Die Zeit neigte sich. Verus wollter aufbrechen, bevor es zu spät für die Reise wurde. Immerhin hatte er sich vorbereitet und sogar Zündwerk für ein Feuer eingepackt, um im Zweifel auch Licht und Wärme spenden zu können. Er selbst verweilte noch einen Moment, blickte zwischen den Anwesenden hin und her, bis er sich ein Herz fasste, um sich aufrichtig von seinem Präfekten zu verabschieden. Als der Moment günstig war, packte er dessen Arm zum brüderlichen Gruß unter römischen Bürgern; jenem Unterarmgruß, welcher eine große persönliche Ehre war. "Alles Gute, Iulius," grüßte Verus und zog den Mann ein Stück zu sich heran, um diesem noch einmal standhaft aber freundschaftlich in die Augen zu blicken. "Ich werde dich und diese Legion wirklich vermissen," leistete sich der Offizier ehrliche Worte und nickte Licinus wehmütig zu. Jetzt hieß es wohl Abschied nehmen.
Sim-Off: Ich war mal so frei, damit Verus nicht vergessen wird.
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Zitat
Original von Marcus Iulius Licinus
"Schon wieder so lange?" fragte Licinus erstaunt, kam aber nach kurzem Nachrechnen zu dem gleichen Ergebnis. Die Zeit hier in Germania schien schneller zu vergehen als in mantua, hatte er das Gefühl. Deutlich schneller, irgendwie.
"Aber sehr richtig: Immer wachsam. Ich danke, dass wird auch in Rom nicht anders sein." Nur würde da nach anderen Dingen gewacht werden als hier.Was Licinus jedoch nicht glaubte, war dass die die Baracken der Prätorianer die gleichen waren, wie hier im mittleren Germanien. Die selbsternannte Elite des römischen Heeres -- wie viel Licinus von dieser Einschätzung hielt war ja bekannt -- hatte sich doch sicher kommodere Unterkünfte beschafft, als das hier oder in jedem Grenzlager der Fall war. "Zumindest"? Auch eine Einschätzung die Licinus nur schwerlich teilen konnte. Für ihn war die Stadt schlicht ein Moloch, aber er wollte heute nicht streiten.
"Meinen Dank. Ich gebe ihn dir gleich beim Rausgehen mit. Wenn ich im Gegenzug noch etwas für dich hier oben tun kann?"*
Ihm viel nicht ein, was es hätte sein können, aber Leute, die packten hatten meist etwas, was nicht geklappt hatte.Sim-Off: *aka, da kommt noch ne PN
"Die Legion frisst ganze Leben," meinte Verus mit scherzendem Ton, obwohl sein Ton eher sarkastisch geriet. Es war eine schlichte Wahrheit, dass man sich mit seinem ganzen Leben verpflichtete und selbst nach der Dienstzeit immer Legionär blieb. "Und sie frisst vorallem Zeit," nickte er seinem altgedienten Vorgesetzten zu. Mit diesem Mann hatte er viele Dinge erlebt, Feldzüge durchgemacht und am Ende standen sie jeden Tag gemeinsam für die Sache ein. Es war seltsam, sich nun zu verabschieden. Man sah sich wahrscheinlich nie wieder, respektive des Alters des Präfekten und der Entfernung. Er verdankte diesem Mann viel. Nicht nur, dass er ihn als Offizier ausgebildet hatte, sondern auch ein grundlegendes Handwerkszeug, welches er damals als frischer Soldat erlernen musste. Dieser Iulius hatte ihn stets bekräftigt und gefördert. Er würde seinen Namen ehren.
"Mein Rom ist ein Ideal, eine Idee und Traum, dass sicherlich mit der Realität nicht kompatibel ist, Präfekt. Als junger Mann verließ ich diese übermäßige Stadt und meine Erinnerung machte aus ihr ein Ideal. Ihre dreckigen Straßen, ihre engen Gassen und Halbsabschneider habe ich gerne vergessen," erklärte sich Verus und ihm wurde schlagartig klar, dass er eigentlich nicht mehr nach Rom wollte. Es waren nicht nur die Prätorianer, sondern auch diese ganze Stadt mit ihren falschen Werten, Heucheleien und politischen Intrigen. Auch war dort seine zerstörte Familie anzufinden, in die er nie ganz gepasst hatte. Ruinen waren dort, nicht nur die seiner Ideale, sondern auch ganz fester Natur, in Form der abgebrannten Familienvilla. Mit einem mäßigem Atemzug schüttelte er diesen Gedanken ab, um nicht abzudriften.
"Ich habe einen Wunsch, Präfekt. Schreibe mir über die Lage meiner Leute. Ich möchte sie nicht im Stich lassen. Versichere ihnen, dass ich jeden Veteranus gerne bei mir im Hause aufnehme," war das Wort es scheidenden Soldaten, welches nicht nur Versprechen, sondern auch feste Absicht sein musste. Verus würde keinen hungernden Kameraden, der das Zeichen der Legionen trug, abweisen. Niemals würde er weichen, wenn ein Soldat Hilfe brauchte. Denn mit diesen Männer verband ihn weitaus mehr als mit seinem Stand, seinen alten Idealen oder auch seiner Familie, die ihn zeitweise auch schlicht vergessen hatte. Die Kameraden hatten ihn nie vergessen und er sie auch nicht. Im bitteren Winter im Limeskastell hatten sie gemeinsam überlebt. Sie hatten gemeinsam Schlachten geschlagen. Das verband mehr als alles andere. Man hatte gemeinsam Leben geteilt.