Beiträge von Aulus Tiberius Verus

    "In der Tat," antwortete Verus und setzte sich eiligst. "Ich bin nur weit entfernt mit Tiberius Vitamalacus verwandt aber sein Name war mein Ansporn, in die Legionen einzutreten. Sein Ruf und seine Ehre motivieren mich, in seine Fußstapfen zu treten." Eine weitläufige Erklärung, die zumindest an die römische Ehre appellierte, die sein Haus wohl durch Vitamalacus erworben hatte. "Aurelius Ursus kenne ich nur den Namen." Er nickte und versuchte seinem Gegenüber höflich in die Augen zu blicken. Dann wählte er wahre Worte, um Licinus über einen traurigen Fakt aufzuklären: "Leider ist Tiberius Vitamalacus verstorben."

    Verus Herz rutschte ihm fast in die Sandalen als die Tür aufging und von dem jungen Legionär angemeldet wurde. Seine Chance begann. Er würde nichts vorgeben, da der Römer dessen überdrüssig war. Verus würde schlicht das darstellen, was er war. Gut, vielleicht würde er sich auch ein wenig verkaufen müssen aber lügen würde er nicht; ja, das hatte er sich vorgenommen. Noch einen inneren Blick zurück in die alte Zeit mit Calena, sein altes Landgut und das Feuer, welches ihm alles genommen hatte. Schließlich bat der ehrenhafte Präfekt den leicht emotionalen Verus recht unverblümt hinein, ohne großes Gezeter oder Standesgefloskel. Diese Art imponierte Verus. Der Präfekt Iulius war ein Macher, eine Person, die Verus gerne sein würde. "Ehm...," entfloch dem Überraschten, während er metaphorisch gesprochen, in den Raum geschoben wurde und zwar von unsichtbaren Händen. "Salve," öffnete sich Verus, trat mit seinem Reisesack zwei Schritte ein und stellte diesen in ähnlicher Macher-Art vor sich ab. "Ich bin Tiberius Verus," folgte dann. Eine Vorstellung sollte dem Wunsch wenigstens vorweg gehen. "Ich bin hier, um in die Legion einzutreten. Mir wurde gesagt, dass ich bereits von dir erwartet werde. Zumindest solltest du über mich informiert sein," erläuterte der Tiberius dann vorsichtig mit einem sanften aber dennoch gelenkten, gut verständlichen, Tonfall. Er bemühte sich um einen guten Auftritt, so denn er auch einen aufrechten Stand suchte, wie man es ihm in der Militärakademie beigebracht hatte. Dort hatte er nach Dienstschluss mit einem alten Veteranen einfache Verhaltensweisen geübt sowie einfache Gladius- und Scutum-Techniken. Verus suchte seinen eigenen Habitus an den Habitus der Soldaten anzupassen, was mitunter gelang aber hier und da sicherlich noch deutliche Fehler aufweisen würde.

    Hatte Lepidus Opium geraucht? Er war plötzlich so freundlich, gar brüderlich zu ihm, was ihm zwar gut stand aber nicht zum sonst so ernsten Zeitgenossen passte. Natürlich hatte er Verus in vielen Belangen geholfen, sogar sehr, dennoch war dieser plötzliche Bruch der unsichtbaren Distanz zwischen Verus und ihm doch recht überraschend. Verus war erfreut und lächelte seinen Verwandten an. "Ich verschwinde doch nicht einfach so," sagte der angehende Soldat mit einem kleinen Augenzwinkern.


    Dann verstaute Verus seine Klinge wieder in der beschlagenen Scheide, um sie danach wieder in seinen Beutel zu schieben. "Sehr schade, dann muss ich noch einmal den Tempel aufsuchen," erklärte der gute Römer im Anbetracht, dass Lepidus ihm in dieser Sache nicht helfen konnte, dem geforderten Segen seiner Waffe. "Ein Mann ohne Linie ist nichts wert, mein Freund. Man muss klare Positionen vertreten, sonst geht man unter. Die Leute müssen wissen, wofür du stehst." Ja, Verus nahm die Tatsache sehr ernst, endlich etwas aus sich zu machen, auch wenn der Weg dorthin schwerlich sein würde und es ihm primär um das gute Geld ging. Immerhin hatte er wieder an Linie gewonnen. Eine Linie in seinen seelischen Untergang aber eine Linie. Man wusste, wer er war, zumindest in seinem Umkreis. "Zumal, was ist ein Soldat, ohne Konsequenz? Jedwede Handlung erfordert eine Reaktion; actio et reactio. In meinen Augen gibt es keinen anderen Weg mehr." Wieder einmal musste er sich selbst bekräftigen, nicht zu kneifen. Dieses mal würde er standhaft sein. Nur einmal und nicht fliehen, wie damals als Salinators Truppen sein Heim zerstörten. Immer noch hatte er keine Entschädigung erhalten, was ihm in einem kurzen Gedanken wieder bewusst wurde. - Und diesem Staat sollte er dienen. Seine Loyalität wankte, doch dann besann er sich auf Rom, die ewige Stadt und das Licht der Welt. Der Staat war ihm egal, die Gesellschaft nicht. Er hatte gesehen, was Machthunger anrichten konnte und wollte sich diesem nicht mehr unterordnen. Dennoch tat er es indirekt, wenn nicht sogar direkt als Soldat. Wirr war seine Welt, voller Widersprüche, die sich nicht einfach auflösten. Kein wirklicher Grund, außer einer natürlichen Lebensfügung trieb ihn an. Verus war einfach da.


    "Ach', wann wird man schon einmal überprüft? Ich wollte einen guten Schmied finden und habe ihn leider nur in Rom gefunden," sagte der Aspirant. "Sie ist wunderbar geworden und wird mir sicherlich dienlich sein, wie auch der neue Pugio. Sie waren ja auch nicht ganz günstig," scherzte nun auch er, bevor er sich auf einem Sedes in der linken Ecke des Raumes niederließ. Ein paar Minuten wollte der Patrizier sich noch nehmen, bevor er abreiste. Immerhin war Lepidus sein größter Gönner und wenn nicht sogar Freund hier in Rom. "Ich achte darauf, dass sie bis Mantua verborgen bleiben."


    Verus lehnte sich zurück, atmete ein und blickte sein Gens-Mitglied an. "Ich habe das Examen bestanden und beherrsche nun das grundlegende Militärwissen, welches für einen Offizier erforderlich ist." Sehr nüchtern aber die Wahrheit. "Es hat sich gelohnt." Zwar erhöhte dies nur die Wahrscheinlichkeit seiner Dienstaufnahme aber nicht die geistige Bereitschaft, die immer noch schwächelte. Doch für Gesinnung wurde man nicht bezahlt, sondern für Leistung und die hatte Verus erbracht.

    Schwere Gedanken belasteten Verus. Immerhin würde er nun in Richtung Militärdienst aufbrechen und wahrscheinlich nicht allzu bald zurückkehren. Einsamkeit erwartete ihn, da er schlicht schlecht darin war, neue Kontakte zu knüpfen. Die vorübergehende Scheidung von seiner Liebe belastete ihn ebenso, wie der Gedanke, dass die Trennung sicherlich Folgen haben würde. Doch das Gesetz war streng, zu streng, für den jungen Verus, der sich selbst fragen musste, ob man eine Ehe für eine Karriere opfern sollte. Sicherlich würde ein Idealist ihm davon abraten aber in Zeiten ohne Geld, Chaos und Missgunst waren unorthodoxe Maßnahmen von Nöten, um sich und seine Familie zu retten. Schlicht Geld war der Grund, warum er dienen wollte. Die Ehre interessierte ihn nicht mehr. Zu diesem Schluss war er gekommen. Auch wenn der Selbstbetrug des gerechten Dienstes hin und wieder zog, seinen Geist vernebeln konnte, kehrte sein Herz immer wieder zu diesem Ursprung zurück: Verus war kein Soldat. Eines Tages würde er den Preis für seine Unfähigkeit mit sich selbst umzugehen, zahlen. Ein sehr hoher Preis erwartete ihn bereits jetzt, der Abschied von Gens und Familie. Sein Weg hatte ihn, nach Calena und der kleinen Flaminina zu diesem Punkt geführt. Seiner Gens, die ihm diesen Weg ermöglicht hatte. Wie ein betrunkener Walfänger trat er in den Raum, jedoch nicht torkelnd oder lallend, viel mehr abwesend und sinnsuchend. "Salve," sprach der Patrizier dann erstaunlich aufgefasst, während er eintrat, ohne zu klopfen. Eine höfliche Geste, die er schlicht in seinen Schwermut vergessen hatte. "Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden," formulierte der Römer, während er seinen Reisesack vor sich abstellte. Dann griff er in diesen und zog das Gladius hervor, welches er erworben hatte. "Darf ich dich um etwas bitten?" Verus trat auf Lepidus zu. "Dies ist meine Waffe, die ich mir schmieden ließ, um standesgemäß, eine tiberische Klinge zu führen. Könntest du sie segnen? Du bist doch Priester?" Eine ernste Bitte, auch wenn Verus nicht sonderlich gläubig war. Ihm war es wichtig, dass dieses Symbol von militärischer Macht, tiberisch war. Es sollte ein Symbol für seinen Weg sein; ein Weg, an dem er festhalten konnte. Auch war es ein Symbol für die gesamte Gens, dass einer aus ihren Reihen "sub aquila" ging. Mit einem Satz zog er die leichte Stahlklinge, die breit funkelte, aus ihrer goldbeschlagenen Scheide, um die Waffe seinem Verwandten zu reichen. Nun war auch das tiberische Wappen auf dem Griffstück zu erkennen, welches in das Ebenholz eingeschlagen war. Eine teure und gute Waffe.

    "Sage ihm bitte, dass ich ihn zu sprechen wünsche," folgte von Verus auf ihr Angebot hin. "Danke," rezitierte er sich selbst. "Das ist sehr lieb von dir." Was war nur mit Verus los? Er verlor jedweden Halt, sein Geist kreiste, wie ein Rabe über ihm, kurz davor in sein Herz zu picken. Immerhin bemerkte er, dass Lucia ihm indirekt zum Gehen aufforderte. Ihre Körpersprache war eindeutig. Er, der verrückte Verus, war eine Last für sie, die sich in ihrem Alltag sonnen wollte. "Wir sehen uns die Tage," sagte er dann und ging mit kurzen Wink seiner Linken hinaus. Seine Stimmung war im Keller.


    Sim-Off:

    Da Lepidus und ich, das Treffen bereits ausgespielt haben, entfällt natürlich eine entsprechende Mitteilung von Lucia. xD

    Verus wusste von dem Verbot, Waffen in der Öffentlichkeit zu führen. Doch führte er die Waffen nicht, im Sinne des Gesetzes, da er sie unter einem Tuch zu verbergen versuchte. Ferner waren sie nicht griffbereit und so Umgang er das Verbot geschickt. Zumindest in seiner Rechtsauffassung. Es war auch schwierig, sich Waffen kaufen zu können und diese dann nicht von A nach B transportieren zu können. Das der Fremde ihn deswegen für einen Soldaten hielt, verwunderte ihn stark. "Nein," sagte Verus schließlich. "Ich bin noch kein Soldat aber gedenke meinen Dienst bald anzutreten," erklärte der Patrizier eilig, mit seiner betont sonoren Stimme. Hoffentlich ahnte der Römer vor ihm, dass er die Waffen gekauft hatte, um seine ihm eigenen Waffen mit in den Dienst zu bringen. Immerhin war er Patrizier und wollte nicht die Standardware erhalten, wie sie einfache Bürger erhielten, sobald sie eintraten; selbstverständlich auch noch gegen Teile ihres Solds. Dann huschte sein Blick über das Cingulum Militare des einen und er lächelte: "Aber du bist einer."


    Schließlich kam dem jungen sowie angehenden Soldaten, namens Tiberius Verus, in den Sinn, dass der Fremde die Waffen entdeckt haben könnte, die er wohl doch recht offen bei sich getragen hatte. Schnell versuchte er den Pugio und das Gladius deutlich stärker unter dem Stück Stoff zu verbergen, damit sie nicht sehr ins Auge stießen. "Meine Familie lebt hier oder besser ich lebe hier," folgte dann, um die direkte Frage des Fremdlings zu beantworten. "Wie ich sehe, ihr beide nun auch?" Er grinste schützend, während seine Füße ihn noch ein kleines Stück in den Raum trugen. "Wenn alles inordnung ist... ," sprach Verus. "...kann man sich ja vorstellen." Der mitleidig lächelnde Patrizier nickte. "Ich bin Tiberius Verus und heiße euch beide in dieser Insula Willkommen!"

    Eifrig nickte Verus und griff nach den beiden Artefakten, um diese wieder in seinen Reisebeutel zu schieben. Dann erhob er sich, riss den Sack hoch und deutete zum Portal. Er war froh, dass diese Sache vorerst erledigt war. "Ich danke dir," erklärte der merkwürdige Kauz von Patrizier. "Ich folge dir. Dorthin?" Seine Augen huschten zum Eingang und die lange Straße zur Principia hinauf. Es war getan. Seine Freiheit endete.

    Ein Dokument? Verus überlegte eifrig, um eine Lösung zu finden und so zog er die Tabula von seinem Verwandten (Tiberius Lepidus) hervor, um sie dem Soldaten zu zeigen. Ferner kramte er in seinem Beutel, um das Examen von der Militärakademie vorzuzeigen. Beide Gegenstände reichte er dem Soldaten. "Bitte," sagte der nervöse Verus eiligst. "Möchtest du auch noch meinen Siegelring sehen?" Eine ehrliche Frage, immerhin war dies der "Ausweis" der Antike.

    Einen guten Eindruck sollte er machen. Gut, Verus scheiterte bereits an dem ersten kleinen Hindernis: Wie benannte er sein Begehr? Immerhin wollte er nicht als patrizischer Schnösel gelten, der mal Soldat spielen wollte. Immerhin war es möglich, dass er bald Offizier in den Reihen der Legionen war und da wollte man es sich nicht mit seinen Männern verscherzen. Dennoch musste er eine klare Aussage fällen, damit dieser Soldat ihn verstand. Kurz sog Verus ein wenig Luft ein, um sich selbst eine Sekunde Gedenkzeit zu geben. Schließlich öffnete sich sein Mund und die eben eingesaugte Luft formte folgende Worte: "Ich bin hier um den Legionen beizutreten. Der Präfekt erwartet mich, um meine Eignung persönlich zu überprüfen." Immerhin eine Aussage und zuweilen auch die Wahrheit. "Er erwartet mich bereits." Eine schlechte Wortwahl. Verus schlug sich innerlich dafür, denn er drängelte und drängeln verzögerte Dinge oft umso länger. "Es besteht eine Empfehlung eines Verwandten von seiner Person über mich an ihn," drückte er sich sehr seicht sowie unklar aus (- fast verwirrend), um die klaren Worte des "Klüngel" und der "Kungelei" zu vermeiden. Der Patrizier wollte einfach nicht die Wahrheit sagen und so hoffte er darauf, dass dies ausreichte.

    Eine lange Reise hatte Verus hinter sich. Eine Reise voller Gedanken auf Lastenkarren, Reisewagen und Heutransportern. Sie war nicht bequem gewesen, nein, viel mehr anstrengend. Doch, wer kein Geld mehr besaß, um sich eine standesgemäße Reise zu finanzieren, musste zu einfachen Mitteln greifen. Das Gepäck mit dem Gladius sowie Pugio geschultert, trat er abgehalftert vor das Tor. Nur sein Siegelring und Sichelschuhe würden ihn als Patrizier ausweisen, nicht mehr. Eine abgerissene Tunika deutete vielleicht sogar einen einfachen Mann an, gar einen Bauern?


    Was dachte Verus in diesem Moment als er auf das große Portal zutrat? Er fühlte sich einsam, verlassen von sich selbst und seiner einzigen Liebe. Ein Blick zurück war alles, was ihm blieb. Der halbwegs gescheite Patrizier war auf dem Weg, Soldat zu werden. Geifernde Tränen wollten sich seiner Augen bemächtigen, doch er widerstand. Nicht jetzt. Für Trauer und Melancholie war noch kein Platz, auch wenn seine Gedanken um den dunklen Stern in ihm kreisten. In seinem Herzen wehte ein seltsamer Wind, der seine Welt verdunkelte. Er musste sich selbst zurücklassen, um erneut leben zu können. Ein Leben finanzieren zu können, war sein Ziel. Immerhin konnte Verus es sich selbst verklären, indem er sich selbst betrog und sich die Lüge einredete, einer guten Sache zu dienen. Doch er wusste, mit seiner kleinen Seele, dass es eine Lüge war. Eine große Lüge, die Gewalt legitimieren sollte. Gewalt gegenüber sich selbst und anderen. Diese Gewalt würde Teil seines Lebens werden. Nur noch ein paar Schritte, dann war es geschafft. Das neue Leben unter den Adlern. Fernab von Stand, Familie und Glückseligkeit. Harte und blutige Arbeit im Feuer des Mars.


    Den Blick starr auf sein Ziel gerichtet, mit dem Herzen in der Hand, trat er heran. Der Reisesack mit seinen letzten Habseligkeiten blieb ihm als volle Stütze, die seinen Stand absenkte. "Ich bin Tiberius Verus," sagte er nüchtern, während er den Sack fallen ließ. Staub wirbelte auf. "Salve," schob der junge - argwöhnische - Mann hektisch zur Wache nach. "Ich soll mich beim Praefectus Castrorum, Iulius Licinus, melden." Hoffentlich war der Präfekt bereit, sich seiner anzunehmen. Eine Schriftrolle mit dem Diplom der Militärakademie und wertvolle Waffen waren ein guter Einstand für einen angehenden Offizier. Die Hoffnung, den Dienst sauber antreten zu können wuchs, wenn auch nur bescheiden. Ein sanftes - fast schüchternes - Lächeln lag auf seinem Gesicht. Doch waren seine Augen glasig, fast leer.

    "Hmmm...", machte Verus trocken. "Ehre ist immer das, was andere dafür halten." Der Patrizier wirkte introvertiert, verschlagen und traurig. "Pläne? Ich plane eine Karriere als Militär," erklärte er sich annähernd, um den Selbstbetrug perfekt zu machen. Es war eher eine Armutskarriere, ein notwendiges Übel und eine bescheidene Pflicht, denn Wunsch. "Ich werde wohl mal mit Lepidus reden müssen. Ich denke, dass er mehr weiß als ich in diesem Belang." Verus nickte nüchtern, trank einen Schluck und seufzte erneut. "Danke, dass ist sehr lieb von dir. Ich hoffe, dass mir nichts passiert aber zu wissen, dass sie versorgt sind, ja, das hilft mehr sehr." Immerhin etwas, auch wenn Lucia genau in die Kerbe schlug, vor der Verus am meisten Angst hatte: im Kampf zu fallen oder schwer verwundet zu werden. Kurz zuckten seine Augen bei diesem Gedanken.

    Verus, der gerade von einem wichtigen Geschäft in seine Barracke zurückkehrte, vernahm des Geplärre und Gezeter in der Nähe seines Wohnflures. Mühsam trug er einen Stoffballen aus dem die Scheide eines Schwertes, eines echten Gladius, ragte. Die Scheide war mit Goldblech beschlagen und reich verziert. Ferner befand sich auf dem Stoffballen ein kleiner Pugio (römischer Dolch), der ebenso reich verziert war. Scheinbar hatte sich der Patrizier gerüstet oder zumindest den Teil einer Militärausrüstung erworben. In der Tat war er beim Schmied gewesen und hatte sich vom letzten Geld seiner Familie zwei wertvolle Waffen aus Stahl anfertigen lassen, um zumindest hochwertige Waffen ins Feld zu führen. Für die Rüstung hatte es nicht mehr gereicht, da Verus ja auf Goldblech auf der Scheide und üppige Verzierungen bestehen musste. Immerhin wollte er als Patrizier standesgemäß...sterben. Er ging nicht mehr davon aus, den Dienst zu überleben, bei seiner Fitness - auch wenn die Akademie in Rom ihm ausreichend taktisches Grundwissen vermittelt hatte, um zumindest eine rudimentär gute Figur als Feldoffizier zu machen. Immerhin war das sein Ziel. Den Sport würde er schon nachholen, obwohl er wusste, dass er selbst stinkend faul war. Wenigstens konnte er dem Präfekten bereits zwei Waffen vorweisen und ein Diplom der Akademie. Weitaus mehr als die meisten anderen Rekruten. Zurück in den Moment. Verus trat durch die offene Türschwelle, um die neuen "Kreischbarn" (Nachbarn) zu begrüßen. Insofern hatte er das Notwendigste mitbekommen, dass es wohl um einen Einzug ging. Mit Waffen begütert stand er nun im Raum. "Salvete," grüßte er vorsichtig und trat dann näher an Crispus heran. Mit einem schnellen Blick würde Crispus die Sichelschuhe eines Patriziers bemerken können. "Ich vernahm euren Lärm..." - erklärte sich Verus schüchtern.

    Verus griff, nein grabschte, sich die die Dokumente und lächelte nüchtern. Für einen Moment transzendierte der seinige Verstand: die Zeit stand still als er an seine Frau, seinen Weg und das Schwert dachte, das er ergriff. "Ja," stammelte der Mann. Die Gedanken waren entflogen, an einen Ort von Tagträumen, haltlosem Geist und reiner Hoffnung. Verus wandte sich abwesend um und ging hinaus, wie ein Untoter aus seiner Grabstätte.

    Es war nun an der Zeit seine Zukunft entscheidend zu prägen. Etwas pathetisch schlenderte der Patrizier mit den typischen Schuhen, wenn auch zerschlissen, in den Raum. Selbstbetrug, Melancholie und ein Hauch Fatalität hatten den jungen - einstmals reichen Mann - in diese Lage gebracht. Doch Verus gab noch nicht auf und so war er sich sicher, dass das Exercitus ihm sicherlich mehr dienen würde als er ihm dienen konnte. Ehre. Ruhm. - und was noch viel wichtiger war: eine Ausbildung erwarteten ihn. Verus war im richtigen Alter und sicherlich würde die Akademie das Beste in ihm fördern - oder zumindest das Schlechte unterdrücken.


    So trat er zum Schreiben und sagte: "Salve! Ich möchte mich für das erste Examen anmelden. Meine Name ist Tiberius Verus." Er kramte an seinem Gürtel, zog das Säckelchen mit den Münzen hervor, um es dem Schreiber vor die Nase zu stellen. "Ich wurde bereits über eine wunderbare Wandtafel über die Kosten unterrichtet." Ein bisschen Geld hatte der Patrizier zuhause zurückbehalten, um sich eine Grundausrüstung an Panzerung und Waffen zu besorgen. Immerhin wollte er später, sobald er zu den Legionen aufbrach, nicht völlig nutzlos erscheinen.


    Sim-Off:

    500 Talerchen an die Staatskasse II überwiesen. ;)

    "Ich möchte zukünftige Konflikte verhindern und die Pax Romana verbeiten," kommentierte Verus nüchtern. Eine naive Sicht, mochte man meinen, das war selbst Verus klar. In einem war der Patrizier ein Meister: im Selbstbetrug. "Ich glaube daran, dass die Götter, insbesondere Mars, mich dazu erwählt haben." Er seufzte und trat einige Schritte durch den Raum. "Die Legion bietet ein Auskommen und Ehre. Ferner bietet sie mir die Möglichkeit erneut Land zu erwerben, um meinen alten Besitz zu ersetzen. Mein Ziel ist der Posten eines Offiziers, um meinem Haus und auch Familie zur Ehre zu gereichen." Lautlos nickte er.

    Verus staunte nicht schlecht als er in das Säckelchen blickte. Viel Geld. Seine beiden Brauen hoben sich simultan an und ein breites Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Dann kamen ihm die Worte des Boten in den Sinn. Ja, nun wusste er von vom das Geld kam sowie wofür es bestimmt war: seinen Militärdienst oder besser die Militärakademie. Verus ging hinein und würde seiner Calena nun davon berichten.


    "Calena," rief er in die spärlichen Räume. Ein wenig skeptisch war er, dennoch war sein Entschluss gefasst. Auch ein eine Tatsache, die erledigt werden musste, um zumindest formal den Dienst erfüllen zu können: die vorübergehende Scheidung und darauffolgende Wieder-Ehelichung nachdem ihm das Conubium erteilt worden war. Gut, der Plan war riskant, wenn nicht sogar bescheuert aber der Patrizier brauchte ein Auskommen und der Militärdienst erschien ihm sinnvoll. Immer noch glaubte der naive Verus daran, dass seine Frau dies akzeptieren würde und ebenso die logische Scheidung. Liebe verband die beiden und nicht nur eine Ehe.

    Sim-Off:

    Ich improvisiere Verus mal hinein, da ich gerne mitspielen möchte. :D


    Durch Zufall war Verus gerade zu diesem Zeitpunkt im Hause. Er hatte die Porta hinter sich gelassen, um Lepidus und Lucia zu besuchen als ihm im Atrium ein fremdes Gesicht, nein zwei fremde Gesichter, auffielen. Das eine trug aristokratische Gesichtszüge, die den jungen Patrizier stutzen ließen und die Amme, eben die fürsorgliche Züge einer ... Amme.. Leicht wankenden Schrittes, wie er ihm eigen war, näherte er sich dem Fremden. Den Lärm gekonnt verdrängend, der sich wie Kindergeschrei anhörte, betrachte der Römer den fremden Mann; Verus lebte schon lange in einer heruntergekommenen Insula und so konnte er dies recht gut. Rom war immer laut sowie schrill. Manchmal frustrierte ihn dieser Fakt. Die Neugier hatte obsiegt, so denn er den Fremdling direkt begrüßte: "Salve?" Seine Stimme erhob sich leicht, so dass die Begrüßung mehr Frage denn Ausruf war. Bei näherer Betrachtung ließ sich die Quelle des Geschreis ausmachen: ein Kleinkind. Verus lächelte breit, da er ohnehin ein sehr warmherziger Mensch war und Kinder recht liebte. Der Fremde ging mitsamt seiner Amme, die das Kind hielt, seltsam auf und ab. Wahrscheinlich ein Verhalten, es zu beruhigen, analysierte Verus schnell kritisch. Bei den Göttern, wie vermisste er es doch, eigene Kinder zu haben. Diese alte Sehnsucht nach Familie kam auf, die ihn einst in die Arme von Calena getrieben hatte: ehrliche Liebe voller Sehnsucht. Nun stand Verus da, beäugte den - wohl - Vater mitsamt seines Kindes, wie ein Karpfen sein Futter. Glubsch. Glubsch. Nun saß der Fremde und die Amme tat weiterhin ihr Beruhigungswerk.