Beiträge von Sergia Fausta

    Die Stadtkohorten trafen ein, untersuchten einen Moment lang die beiden Leichen und sahen sich um. Zwei Passanten, ein junger Handwerker und seine Tante, eine alte Näherin, nährten sich dem Kopf der Truppe. Dem Optio wurden gerade die neusten Erkenntnisse mitgeteilt. "Entschuldigung?", fragte der junge Mann vorsichtig. "Das war nicht alles, was dieser tote Angreifer dabei hatte!", fiel ihm seine alte Tante weitaus selbstbewusster ins Wort und machte große, überzeugte Augen. Sie war schließlich nach eigener Überzeugung eine wichtige Zeugin hier! "Ich habe genau gesehen, wie.. Also, das heißt, zuerst war da ja.. Ich meine.. also das war so." Der Neffe ergriff die ihm zugewandte Hand seiner Tante und drückte sie einmal beruhigend. Die alte Dame atmete einmal tief durch. "Also, da war dieser Mann. Er kam erst angerannt und hat dann angehalten bei uns. Es sah so aus, als ob er wahrscheinlich noch näher an diesem Verbrecher dran gewesen war als wir beide. Wahrscheinlich war er geflüchtet, und hat dann gesehen, dass dann auch der Täter zu Boden gegangen ist. Dann hat er angehalten.. und zwar direkt neben uns.", redete die alte Dame nun wie ein Wasserfall. "Ich hab noch so bei mir gedacht, "Mensch, der hat da aber einen hübschen grauen Umhang!" Genau so einen wollten wir heute nämlich auch für meinen Neffen hier besorgen. Nicht zu fein, aber auch nicht zu billig. Und so richtig schön silbergrau. Mein Neffe muss nämlich bald beim Vater seiner zukünfigen Frau vorstellig werden und ihn um seine Zustimmung zu dieser Ehe bitten. Und da hat mich seine Mutter beauftragt, dass wir einen ansehnlichen, jungen Burschen aus ihm machen, nicht wahr?" Der Neffe lächelte ein wenig peinlich berührt in Richtung der Soldaten, bevor er sich einmal an sein Tantchen gewandt räusperte.
    Aber die alte Tante winkte nur ab. "Jaja, ich weiß, ich weiß. Also ich habe gerade so von diesem hübschen silbergrauen Mantel geschwärmt, da ruft dieser Typ plötzlich, dass sich jemand an den Leichen zu schaffen machte.", deutete die Dame zu den Toten. "An dem Täter.", berichtigte der Neffe vorsichtig. "Naja, wie auch immer. Da war eben dieser Mann mit dieser östlichen Kopfbedeckung. Und ich sage euch, soeiner käme uns ja niemals ins Haus, nicht wahr? Denn man hört ja die schlimmsten Dinge über diese Leute. Ihre Kinder sollen sie opfern und in irgendwelchen Höhlen sollen sie leben! Und ohne Ausnahme sollen sie allesamt dieser komischen Christianer-Sekte angehören, die nichts als Unruhe und Ärger bringt!" Beinahe hätte die Dame jetzt auch noch davon berichtet, was sie erst vor vier Tagen drei Straßen weiter von hier erlebt hatte. Aber sie konnte sich gerade noch so bremsen und kam nach einem kurzen Stocken zum Thema zurück. "Naja, als dieser Mann mit dem silbergrauen Mantel so laut gerufen hatte und auf den Mann mit der östlichen Kopfbedeckung gezeigt hatte, da hatte der Mann mit der östlichen Kopfbedeckung offensichtlich schon gefunden, was er gesucht hatte und hat sich mit einer kleinen Schatulle" Vielleicht. "Oder einer zusammengeklappten Wachstafel oder so.", spekulierte der Neffe, dessen Augen natürlich auch noch etwas besser waren, mit. "ja, oder so. Damit hat er sich dann jedenfalls aus dem Staub gemacht. Und der Mann mit dem silbergrauen Mantel ist direkt hinterher und hat uns noch gesagt, dass er den Kerl verfolgen will. Und dann verschwanden die beiden in diese Richtung dort.", zeigte sie dann zielsicher auf eine der Straßen, die irgendwann auch nach Trans Tiberim führte. Aber ob die beiden Männer wirklich so weit gelaufen waren oder vielleicht schon an der nächsten Kreuzung wieder in eine völlig andere Richtung abgebogen waren, konnte sie natürlich weder sagen noch wissen. "Hilft euch das weiter?", fragte sie aber dennoch erwartungsvoll.

    Ich stellte meinen Becher aus der Hand. "Sehr passabel.", ließ ich die Tib..eria Lucia dann lächelnd wissen. Anschließend ging ich auf diesen Saufeius ein: "Natürlich gibt es da so ein paar Dinge, die ich über diesen Typ wissen müsste. Wie in meinem Brief schon angedeutet, hoffe ich doch zum Beispiel, dass sein Name nicht unbedingt Programm ist bei ihm. Denn einen zittrigen Mosaikenleger kann ich wohl kaum zu einem Consular ins Haus schicken.", erklärte ich und hoffte entsprechend, dass der Kerl sein Cognomen vielleicht nur vom Vater oder Großvater geerbt hatte. "Weiterhin hoffe ich natürlich auch, dass dieser Saufeius einigermaßen.. hübsch ist? Wie alt ist er?" Und aller guten Dinge waren drei: "Und ich müsste natürlich auch wissen, wie und wo ich ihn erreichen und treffen kann." Denn ich konnte diesen Typ ja nicht erst vor der Casa Decima kennenlernen! Und ich konnte ihn auf der anderen Seite auch bestimmt nicht in der Casa Iulia, direkt vor den Augen meines Mannes, empfangen! Spontan, denn als Schwangere hatte ich jetzt auch ganz sicher nicht das Bedürfnis großartig zu reisen, fielen mir da also nur zwei Optionen ein. "Lädst du ihn also beispielsweise in die Villa Tiberia ein? Oder sollten wir ihn für die Dauer seiner "Beschäftigung" doch eher in der Casa Sergia unterbringen?" Mein Großonkelchen Faustulus hätte bestimmt nichts dagegen. Den beschäftigten zur Zeit eh ganz andere Dinge, an die ich hier und heute zum Glück noch nicht denken musste. Ich steckte mir eine dunkelgrüne Olive in den Mund und schaute Lucia gespannt an.

    Bei den beruhigenden Worten meines Vetters ließ dieses seltsame Bedürfnis zu schluchzen und fast sogar ein paar Tränen zu vergießen zum Glück nach. Ich schaute Commodus an mit meinen trotzdem noch etwas glasigen Augen. Er schien seine Worte ernst zu meinen. Und er machte keine Andeutungen, jetzt hier irgendwie Mitleid mit mir zu haben! Das war mir an dieser Stelle fast noch wichtiger.
    Aber dann drangen erneut diese zweifelnden Sätze an mein Ohr: Irgendetwas stimme doch nicht mit mir! Ging es mir auch wirklich gut? "Ich bin nicht schwanger!", betonte ich, während alles andere bei mir wieder etwas aussetzte. "Und jeder, der das nicht versteht, der das bezweifelt, der.. da anderer Meinung ist als ich und alles besser weiß und meint, dass er mich besser kennt, als ich mich kenne.. ja.. der möge stante pede dieses Haus verlassen und mir nie.. NIE wieder unter die Augen treten!!" Nach diesen deutlichen Worten war ich selbst etwas überrascht.. einerseits, wie schnell ich von einer weinerlichen in eine aggressive Angriffsstimmung gekommen war.. und andererseits, dass ich schon wieder von einer blödsinnigen Schwangerschaft angefangen hatte, obwohl (und das hatte mich im Nachklang seiner Worte erst erreicht) die Vermutung meines Vetters doch in eine ganz andere Richtung gegangen waren. Ein kurzer Augenblick der Stille entstand. Nur das Brunnenwasser plätscherte gleichmäßig fröhlich vor sich hin. "Und ja, Marcus behandelt mich gut und gibt mir die Wertschätzung, die ich verdiene.", fügte ich nach dieser Pause nun wieder ganz sachlich neutral an; ganz so, als hätte es diese vorherige Tirade meinerseits nie gegeben. "Wo bleibt eigentlich deine Schwester mit den Geschenken? Ich bin schon ganz gespannt!", ließ ich Commodus nach einer weiteren kleinen Pause nun sogar wieder mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen wissen und versuchte damit das Gespräch husch-husch schnell in eine andere Richtung zu lenken.

    Tja, ganz so einfach funktionierte das dann eben doch alles nicht. Der Schreihals bewies seine teuren Qualitäten und erreichte irgendwann also, nachdem er dem Verfolgten scheinbar irgendwann das sichere Gefühl gegeben hatte, dass er abgehängt worden war, das alte Serapisheiligtum in Trans Tiberim. Aus sicherer Entfernung beobachtete er.. und erkannte dabei sehr wohl die östlichen Züge des Kerls. Zusammen mit den Kenntnissen davon, dass der Händler ein Syrer war und der verdächtige Stricher ebenfalls der Beschreibubng nach eher aus dem Osten kam, war diese Erkenntnis hier doch überaus interessant! Was er wohl hier wollte..?

    Sim-Off:

    Tut mir Leid, Morrigan. Aber lies selbst:


    Zitat

    Original von Sergia Fausta
    Ansonsten hatte er fünf Sesterzen und drei Asse bei sich, ein billiges Glücksamulett aus irgendeinem dunklen Holz sowie in einer Falte seiner Kleidung versteckt eine auf den ersten Blick leere Wachstafel. Erst bei genauerer Betrachtung könnte ein jeder halbwegs gute Ermittler die zuletzt auf dieser Tafel eingeritzten Worte rekonstruieren.


    Der nicht ganz zufällige Schreihals beobachtete die Szenerie (wie gesagt) genau. Machte sich da etwa jemand an dem toten Attentäter zu schaffen? "EY WAS MACHT DER DA!", setzte der Mann also einmal mehr seine kräftige Stimme ein und zeigte in Richtung der beiden Leichen. Das war ja wohl mehr als nur verdächtig! "Ich verfolge ihn!", ließ er die beiden Passanten neben ihm anschließend nur noch wissen, bevor er flinken Fußes (und ich engagierte keine Stümper; der Kerl kannte sich aus in der Stadt und wusste sehr wohl, wie man sich nicht so schnell hier abhängen ließ!) die verdächtige Gestalt verfolgte....

    Sim-Off:

    Als jetzt Toter musst du hier nochmal fix die "Götter" über dein Ableben informieren, damit sie deinen Charakter dann auch hübsch ins Elysium schicken. Es war mir eine Freude! 8)


    Aller Anstrengung zum Trotz blieb es bei dem nur kleinen Erfolg. Der Dolch wollte partout nicht wieder aus dem Körper weichen. Aber dennoch wurde der Griff Agrippas um mein Handgelenk schnell schwächer und er sank zu Boden. Mit leerem Blick, ganz als würde er bereits auf die "andere Seite" schauen, sah er mich an. Dann kehrte für ein letztes Mal das Leben in aller Klarheit in seine Augen zurück. Ich war ganz und gar starr und konnte nicht mal mehr atmen, während sich all das ereignete. (Den noch immer in Agrippa steckenden Pugio hatte ich vor Schreck am Ende also doch aus meinen Händen gleiten lassen.) Und ich konnte auch noch gar nicht richtig glauben, was hier gerade passierte:
    Es war das erste Mal, dass ich so hautnah einem Menschen (und dann auch noch einem Sergier - wenigstens dem Namen nach) das Leben nahm! Der heimtückische Mord durch Gift war doch etwas ganz anderes, viel Angenehmeres.. Und nicht zuletzt konnte ich auch nicht fassen, welche Worte meinen zu meinen Füßen sterbenden Onkel da verließen. Er von allen Menschen auf der Welt wünschte mir Glück! Er bezeichnete mich sogar als die Auserwählte der Gens Sergia! Mit seinen letzten Worten! Reglos und stumm stand ich da und blickte auf meinen Onkel herab und erwartete irgendwie, dass gleich wieder ein Ruck durch seinen Körper ging und er mich erneut attackierte. Aber so wie seine Augen mich ohne jedes Blinzeln anstarrten.. war er von Moment zu Moment sicherer unwiederbringlich tot. Faustulus unterdessen stolperte dreieinhalb Schritte zurück bis an die noch offen stehende Tür. Den Blick fest auf seinen Neffen gerichtet, die Hände fest auf seine blutende Wunde pressend rutschte er mit dem Rücken anschließend langsam an der Tür hinab, bis er mit feuchten Augen und schockstarrer Mimik auf dem Boden saß und eine stumme Träne über seine linke Wange rann....

    So ziemlich genau eine Woche war vergangen, seit man dieses üble Gerücht über "T", wie ich sie nur abschätzig nannte, in Umlauf gebracht hatte. Einige Händler vor allem aus dem östlichen Teil des Imperiums und dabei allen voran ein gewisser Syrer * ließen es sich seither nicht nehmen, den Namen der "T" zusammen gleich auch noch mit dem meines Mannes (!) ganz offen und unverholen in den Dreck zu ziehen. Und machte man das? Nein, das machte man nicht. Man überlegte erst, bevor man handelte. Oder man musste eben auch bereit sein, entsprechende Konsequenzen zu tragen.
    Tja, und was sollte ich sagen? Der Zufall wollte es, dass ich eine gewisse Fausta Ultrix ganz gut kannte und zu meinen Freundinnen zählte. Ganz genau genommen war sie sogar die beste und engste Freundin, die ich hatte und kannte! Wen also wunderte es da, dass mir meine liebste Freundin ein bisschen unter die Arme griff dabei, gegen dieses kleine Problemchen vorzugehen? (Antwort: Es würde jeden wundern, der nicht von dieser Verbindung wusste. Also: Praktisch wohl sehr, sehr, sehr viele.)


    Sim-Off:

    * Dieser NPC-Händler wurde von Torquata ins Leben erfunden, sodass ich seinen Namen an dieser Stelle einmal offen lasse.


    Und so baute der Syrer heute zum letzten Mal kurz vor Sonnenaufgang seinen Stand auf. Zum letzten Mal erlebte er, wie sich die Sonne über den Horizont in die Höhe schob. Zum letzten Mal spürte er im Verlaufe des Vormittags einen leichten Nieselregen auf seiner Haut. Und auch als sich "Syrus" zur Mittagszeit dem Stand des Syrers nährte, war der Himmel noch locker bedeckt. Der durchschnittlich gekleidete Fremde zeigte sich interessiert an den Tuniken, verwickelte den Händler in ein kleines Verkaufsgespräch und einigte sich mit ihm am Ende auf einen Preis von 75 Sesterzen für eine rote und zwei blaue Tuniken. Dann bot der Linkshänder dem Syrer die rechte Hand zum Einschlag. Der ahnungslose Händler tappte in die Falle: Mit einem kräftigen Ruck zog der Scheinkunde den Syrer halb über den Verkaufsstand, um ihm mit seiner starken Linken gekonnt und professionell mit einem flink aus einer Falte seiner Kleidung gezückten Dolch exakt vier Mal in den Oberkörper zu stechen.
    Schon der erste Stich traf den Händler dabei tödlich in den rechten Lungenflügel. Der zweite ging kurz daneben und verletzte die Leber. Nach dem dritten Stich, der in die gut durchbluteten Gedärme des Opfers traf, krümmte sich der Getroffene vor Schmerz, bevor ihn der vierte Stich im Übergang seiner rechten Schulter zum Hals traf. Das Blut spritzte pulsierend und weit, nachdem der Dolch auch diese Wunde wieder verlassen hatte und der Syrer erst auf einige Kleider seines Standes und anschließend auch richtig zu Boden ging. Er kämpfte nicht lange, bis ihn das Leben verließ. Und noch währenddessen rammte sich der Attentäter auch höchst selbst den Pugio in die Brust, krümmte sich vor Schmerz, ging zu Boden und hauchte nicht ganz so schnell doch dabei genauso sicher sein Leben aus....


    "DER HAT DEN HÄNDLER ABGESTOCHEN! DER KERL HAT DEN HÄNDLER ABGESTOCHEN! RETTET EUCH UND RUFT DIE COHORTES!!", brüllte ein nicht ganz zufällig gerade interessiert am Nachbarstand guckender Passant lauthals, bevor er seinen eigenen Worten Folge leistete und sich schleunigst etwa zwei Dutzend flotte Schritte vom Tatort weg flüchtete. Vorgeblich erst da merkte er, dass sich auch der Täter selbst das Leben genommen hatte. Im Schutze einer kleineren Gruppe zweier weiterer (echter) Passanten blieb er dann mit schockiertem Blick stehen und beobachtete, was hier wohl als nächstes passieren würde.
    Wer auch immer sich, nachdem sich die nun ausbrechende Panik wieder etwas gelegt haben würde, der Leiche des Attentäters annehmen würde, er würde nicht viel finden: Die durchschnittliche Kleidung des trainierten Mannes mittleren Alters war praktisch an jeder Ecke zu bekommen. Auch der ganz in seiner Nähe liegende Dolch war absolut handelsüblich, ohne Verzierungen oder sonstigen Schnickschnack. Ansonsten hatte er fünf Sesterzen und drei Asse bei sich, ein billiges Glücksamulett aus irgendeinem dunklen Holz sowie in einer Falte seiner Kleidung versteckt eine auf den ersten Blick leere Wachstafel. Erst bei genauerer Betrachtung könnte ein jeder halbwegs gute Ermittler die zuletzt auf dieser Tafel eingeritzten Worte rekonstruieren. Sie lauteten wie folgt:



    DER SYRER HAT SEINEN ZWECK ERFÜLLT. DAS GERÜCHT IST IM UMLAUF. JETZT LASS IHN SEINE BEZAHLUNG ERHALTEN UND BEREITE SEINEM LEBEN EIN ENDE. DANACH, WENN DIR DIE LEBEN DEINER FRAU UND KINDER DAS WERT SIND, BEENDE AUCH DEIN EIGENES LEBEN. SEI GRÜNDLICH UND LÖSCHE AUCH DIESE TABULA, BEVOR DU ZUR TAT SCHREITEST.


    MIT ERWARTUNGSVOLLEM GRUSS DEINES KLEINEN SOHNES,
    Q. VALENTINA

    Tja, was sollte ich sagen? Noch hatte ich ein gerade so ausreichendes Fünkchen Vertrauen in meinen Vetter Tiberius, sodass ich es trotz meiner schlimmen Vermutungen noch einmal im etwas Besseren mit ihm versuchte - auch weil wir uns ja eigentlich immer ganz gut verstanden hatten, wenn ich mich an unser kleines Treffen bei Vetter Titus in Ostia zurückerinnerte....



    SERGIA FAUSTA



    Ad Tiberium Helvetium Varum
    Villa Urbana Helvetia
    Rom - Italia



    Fausta Tibero suo s.d.


    Wie geht es dir, mein lieber Vetter? Ich habe gehört, dass du dich aufs Land zurückgezogen hast, nachdem du meinen letzten Brief gelesen hast. Ich hoffe sehr, dass mein Schreiben nicht tatsächlich der Grund für diesen Schritt war.. obwohl ich ehrlich gestehen muss, dass deine bis heute ausgebliebene Antwort darauf meine Vermutung eher in die entgegengesetzte Richtung treibt.


    Doch ich vertraue dir. Ich will dir vertrauen! Und aus genau diesem Grund frage ich dich auch vollkommen offen, ob die jüngst wahrscheinlich von einem Prostituierten in Umlauf gebrachten Gerüchte (ich habe mich informiert!) über die Adoptivtochter meines Mannes, Iulia Torquata, ihren Ursprung bei einem deiner Leute haben. Haben sie?
    In jedem Fall, und ich entschuldige mich vorab für meine Frage, bitte ich dich inständig, dein Bordell-Personal in dieser Sache zu befragen. Ich bin schließlich deine Base! Und mein Mann hatte bei seiner routinemäßigen Betriebsüberprüfung, von der du sicher wissen wirst, auch nichts Außergewöhnliches gefunden.. dieses Mal.


    Ich verbleibe in verwandtschaftlicher Liebe und guter Hoffnung. Und grüß die Götter, wenn du sie siehst!
    Vale bene!


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    Sergia Fausta
    ANTE DIEM XII KAL OCT DCCCLXIV A.U.C.
    Casa Sergia | Rom | Italia

    DAS war ja wohl ungeheuerlich! Da spielte sich diese rotzfreche kleine Göre erst riesig auf, nistete sich wie ein parasitärer Wurm in der Casa Iulia ein und überredete mit leeren Versprechungen meinen Marcus dazu, sie zu adoptieren. Und dann war diese miese Schlampe, die ausgerechnet eine Vestalin werden wollte, ganz offensichtlich zu blöd, ihre Affären geheim und im Verborgenen zu behalten!! Wäre sie schon aufgenommen worden in den "heiligen Kreis der Vesta", man würde sie lebendig begraben oder einmauern oder irgendetwas in dieser Art - vollkommen zu Recht bei so viel Dummheit! (Bis hierher wäre mir das auch wahrlich nur recht!)
    ABER: Diese kleine billige Hure zog mit dieser selten dämlichen Aktion ja nicht nur ihren eigenen Ruf sondern jetzt auch automatisch den meines Mannes (und auch wenn sie weit entfernt davon war, meine Tochter zu sein, damit irgendwie auch meinen Ruf) ganz gehörig in den Dreck! Dieses trottelige Miststück! Diese dumme Kuh.. der ich jetzt gezwungen war in meinem ureigenen Interesse zu helfen (natürlich so, dass sie es nicht merken würde).


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    So stattete ich meinen beiden "flüchtig Bekannten" Cleopatra und Agrippina heute mittag einen außerplanmäßigen Besuch ab, nachdem sie vor drei Tagen schon per diskretem Bote von unbefugten Ohren ungehört konkrete Aufträge und Anweisungen erhalten hatten. "Salvete, die Damen.", grüßte ich aus dem unerfreulichen Anlass meines Besuchs heraus gereizt meine beiden inoffiziell Angestellten und setzte mich in unserer üblichen Ecke mit ernster Mine zu ihnen. "Ich höre?!"
    Cleo räusperte sich, während sie sich leicht nach vorne mir entgegen beugte. Penibel darauf achtend, dass es keine ungewollten Mithörer gab (und gerade hier, in unserer Stammtaverne, hatten wir alle darin mittlerweile gut Routine!), begann sie: "Die Lage ist die folgende: Es geht das Gerücht, dass besagte "T" des Nachts allein in anzüglicher Position in den Armen eines Soldaten gesehen worden sein soll. Das erzählen die Händler auf dem Markt ganz offen." Soweit das, was auch allgemein sicherlich bekannt war. "Interessant ist, dass der angebliche Zeuge ein gewisser Bocchar oder so ähnlich" (Wer hatte nicht schon einmal stille Post gespielt?) "gewesen sein soll, ein Stricher, wie man vereinzelt hört. Denn es waren zwei Nutten eines erst vor kurzem von "T"s Vater überprüften Bordells, die so ziemlich vertraut über den Kerl und seine Story sprachen und das Gerede lostraten." Und eine weitere Sache war noch interessant: "Heute der Hauptagitator dieser Gerüchte ist ein syrischer Händler, der angeblich von "T" und ihrer Begleitung übers Ohr gehauen worden sein soll.. oder sich wenigstens so fühlte." Anschließend bekam ich auch dessen Namen (der noch etwas näher an der Wahrheit lag, als der des Strichers) genannt.
    Ich nickte fürs Erste ganz zufrieden mit dieser Informationsausbeute. Dann wanderte mein Blick zu Agrippina. "Ich habe gehört, dass im Fokus der Betriebsprüfungen in der letzten Zeit von Seiten deines Tribuns nur "Venus Wolllust", die "Göttliche Glückseligkeit", das "Amoretto" und die "Aedes iste Laetitia" deines Verwandten standen. Sehr wahrscheinlich also, dass dieser Prostituierte aus einem dieser vier Bordelle stammt." Die alte Dame sparte sich den empfehlenden Hinweis, wo sie hier nun ansetzen würde. "Was gedenkst du zu tun?", fragte sie mich stattdessen und die beiden Frauen schauten mich mit gespannter Neugier im Gesicht an.


    Diese ganzen Informationen musste ich mir natürlich erstmal kurz durch den Kopf gehen lassen. Außerdem kam in diesem Augenblick eine Bedienung, bei der ich mir unschuldig ein leichtes Minzwasser bestellte. Als sie wieder weg war, konnte ich antworten: "So wie sich das anhört, werde ich meinem lieben Vetter wohl mal wieder ein kleines Briefchen zukommen lassen müssen.", gab ich an. Denn diese Sache hier stank ja wohl bis zum Himmel! Erst forderte ich Tiberius auf, sich bei den Germanicern zu entschuldigen (was er bei dem Brief des Germanicus Sedulus wohl bisher kaum getan hatte!), und verbot ihm, diese hinterfotzige Quintilia nochmal zu sehen. Dann zog er sich lieber aufs Land zurück (vielleicht, vermutlich sogar in ihrer Begleitung). Und nun standen die Chancen so ungefähr bei eins zu vier, dass ausgerechnet aus seinem Bordell ein Stricher miese Gerüchte über die adoptierte Tochter meines Gatten verbreitete. Man finde den roten Faden in dieser Geschichte! Ja, es lag auf der Hand, dass der Faden hier einen quintilischen Namen trug..
    Allerdings hatte ich ein Problem: "Das allein wird aber vermutlich nicht reichen, weil damit zu rechnen ist, dass ich bei meinen Vetter vielleicht auf weniger offene Ohren stoße, als mir lieb ist." Das Gerede würde also unbeeindruckt fortgeführt werden und mir schaden. "Deshalb kommen wir nicht umhin, ein kleines Exempel zu statuieren, meine Damen." Ich grinste böse und gemein. "Das Ziel dabei.." Ich schaute Cleo in die Augen, wechselte hinüber zu Agrippina und dann wieder zurück zu Cleopatra. "..wird der Syrer sein." Er und mit ihm auch alle anderen Händler sollten sehen, welche Konsequenzen es hatte, öffentlich und ganz offen so schlecht über die Tochter eines Tribuns, der mein Mann war (!), zu sprechen.


    Nach diesen Worten erhob ich mich lächelnd von meinem Platz und verließ das Lokal, noch bevor die Bedienung mit meinem Minzwasser zurück war. In den kommenden Tagen erhielten meine beiden "flüchtig Bekannten" einmal mehr per diskretem Boten entsprechende Anweisungen, die sie wieder ein paar Tage später auch gewissenhaft in die Tat umsetzen....

    Mein Marcus schien mit seinen Gedanken wohl gerade woanders zu sein. (Bei unserer gemeinsamen Hochzeitsnacht vielleicht?) Also übernahm ich es auch, den Duccier für den Moment in die übrige Hochzeitsgesellschaft zu verabschieden: "Es würde mich freuen.", warf ich auf seine vage Ankündigung einer Gelegenheit, noch das eine oder andere.. nunja.. Gespräch zu führen, ein. Danach dann musste ich mir ein Augenrollen verkneifen. "Oh, sicherlich haben wir das verdient." Beinahe hätte ich hier einmal mehr meine extra lang ausgeschmückte Vorstellung von mir gegeben, wer ich nicht alles war. Aber ich konnte mich noch gerade so zurückhalten.. heute.. am Tag meiner Hochzeit.. auf meiner Hochzeit. "Und genauso hast du es verdient.. mehr als verdient, werter Praetor, dass du dich auf dieser kleinen Feier" Was für eine Untertreibung bei den vielen Senatoren, Rittern und anderen mehr oder weniger namhaften Gästen hier! "angemessen amüsierst. Ich hoffe, das tust du." Denn nur wenn die Gäste mit dem Abend zufrieden waren, wäre ich mit der Feier zufrieden. "Also.. wir wünschen dir viel Vergnügen und einen interessanten, unterhaltsamen Abend!", sprach ich mit einem süßen Lächeln auch im Namen meines Bräutigams, bevor ich letzteren mit einem dezenten Ruck in die richtige Richtung leitete: Let's get it started!

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    Mein lieber Tutor und Großonkel Aulus Sergius Faustulus brauchte einen kleinen Moment, bevor er realisierte, dass ich seinem Neffen hier gerade die "falsche" der beiden Neuigkeiten unter die Nase gerieben hatte. Und noch eh er zu einer wirklichen Reaktion imstande war, sprang dieser Agrippa zu meinem Vergnügen auch gleich auf meine Worte an und begann laut wutentbrannt zu schreien. (Schien, als hätte da jemand ein kleines Aggressionsproblemchen, was?)
    Ich erstarrte allerdings mit einem entsetzten Gesichtsausdruck (noch immer in der Tür stehend), als mein Onkel, dieses Soldatensöhnchen, plötzlich von meinem Kind, dem "ungeborenen Balg", sprach (da hatte wohl vorhin jemand spitze Ohren gehabt, als ich mit Faustulus geredet hatte) und konnte kaum fassen, dass dieser Agrippa trotz meiner Schwangerschaft mit einem Dolch ganz offen auf mich zu ging und mich angriff. Erst später würde mir der Gedanke kommen und ich mir überlegen, dass Agrippa wahrscheinlich erst aus meiner Schwangerschaft den Mut bezog, mich so offen zu attackieren. Bestimmt hätte er es nicht gewagt, wenn er von meiner Schwäche nichts wüsste....


    Ein schmerzerfüllter Schrei ging durch den Raum.. und für einen kurzen Augenblick (meine Augen waren weit aufgerissen, aber sahen doch nichts) wusste ich nicht, ob nicht vielleicht ich es war, die hier gerade schrie und getroffen wurde. Doch ich war es nicht. Das wurde mir nach einem kurzen Blinzeln klar. Faustulus hatte sich schützend vor mich gestellt, war offensichtlich verletzt worden, hatte mir (und nicht nur mir allein) das Leben gerettet. Vorerst. "Fausta! Lauf!", forderte er mich auf, noch während er mit seinem Neffen rang. "Lauf und hol Hilfe!"
    Ein Ruck ging durch meinen Körper und ich zuckte kurz. Dann drehte ich meinen Kopf nach links und wollte mich gerade auch mit meinem Leib in diese Richtung in Sicherheit bringen, als mich aus den Augenwinkeln der wohl im Eifer des Gefechts zu Boden gegangene Dolch anblitzte. (War es das Tageslicht oder irgendein Kerzenschein, der sich da kurz gespiegelt hatte?) Und auf einmal sah ich nur noch diesen Pugio, konnte nur noch daran denken, wie oft mich Agrippa schon angegriffen hatte, wie falsch er schon immer zu mir gewesen war, wie er jetzt sogar nach meinem Leben (und auch dem meines Kindes!) trachtete und dabei sogar den Tod noch weiterer Verwandter in seinem Wahn einfach so billigend in Kauf nahm! Wie in einem Tunnel lief ich direkt auf diese Waffe zu, denn Agrippa musste gestoppt werden, hier und jetzt - und nicht nur für mich oder vielleicht meinen Großonkel (auch wenn der mir so wichtig ja nicht mal war), aber vor allem für mein Kind. Denn jetzt konnte ich das Kleine noch beschützen. Noch war von der Schwangerschaft so viel ja nicht zu sehen. Noch war ich also nicht langsam, rund und behäbig. Und war das Kind erstmal auf der Welt, dann konnte ich es ja gleich noch weniger schützen, weil ich es bestimmt nicht 24 Stunden am Tag 365 Tage im Jahr rund um die Uhr bewachen könnte. Ich musste jetzt etwas tun; musste jetzt handeln!


    Sim-Off:

    Selber Barbie! :P


    So fand der Dolch also den Weg in meine linke Hand, während Faustulus noch immer versuchte, seinen Neffen abzuwehren und zu beruhigen. "NEIN!", rief er dann plötzlich mitten im Gerangel mit Agrippa auf. Aber ich hörte ihn nicht. Ich hörte in diesem Augenblick, als ich hinter Agrippa, wo der Pugio lag, wieder auf die Beine kam, niemanden. Ich hob nur einmal meinen linken Arm, um auszuholen. Dann stieß ich meinem Onkel den Dolch einmal mit voller Wucht von oben in seine rechte Schulterpartie, nicht weit ab von seinem Hals. "Verschwinde endlich aus meinem Leben!" Ich musste Agrippa stoppen! So ließ ich den Pugio nicht locker, ließ ihn nicht los, hielt ihn ganz fest im Griff und wollte ihn gerade wieder herausziehen, um danach zu einem weiteren Stich auszuholen.. da griff eine fremde Hand mein Handgelenk. War das Faustulus, der mich stoppen wollte, während er mich so fassungslos schockiert anstarrte? Oder war das die linke Hand Agrippas? Meine Finger um den silbrig verzierten Griff der Waffe verkrampften, während ich reflexartig versuchte, mich aus dem fremden Griff zu lösen. (Dabei wackelte und stocherte die Dolchspitze in der Schulter natürlich noch ordentlich hin und her.) "Lass.. mich.. los!" Da hatte sich der Pugio doch eben ein Stück weit wieder aus der Wunde bewegt, oder? Ich musste es also nochmal mit aller Kraft für mich und für mein Kind tun und den Dolch herausziehen. "Aahh.. ahrrr!", versuchte ich also angestrengt nochmal alles zu geben....

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    So öffnete mein lieber Tutor und Großonkel Aulus Sergius Faustulus also die Zimmertür und setzte einen ersten Schritt hinein. "A..Agrippa?", war er dann kurz verwirrt bei dem sich ihm (und mir) bietenden Anblick. Um aber nicht beleidigend zu sein, überging er schon gleich darauf das heruntergekommene Äußere seines Neffen: "Ich bin froh, dass du da bist! Denn ich habe dir hier sogar jemanden mitgebracht." Er deutete hinter sich. Notgedrungen lächelte ich, konnte mir eine gewisse Abschätzigkeit gegenüber diesem Soldatensöhnchen aber nicht verkneifen. Und während ich noch immer keinen Schritt ins Zimmer gesetzt hatte, war Faustulus Blick voll und ganz bei Agrippa, sodass er von meiner Reaktion nichts weiter mitbekam. "Es ist deine Nichte Fausta! Und sie hat wunderbare Neuigkeiten!", kündigte er freudig begeistert an. Dann gab er mir einen Wink. "Fausta, Liebes, komm her und erzähl es deinem Onkel Agrippa.."
    Hatte ich je zuvor schon einmal so viel Unlust verspürt, etwas mit jemandem zu teilen? Ich könnte mich nicht erinnern. Und deshalb dachte ich auch im Traum nicht daran, jetzt hier groß und freudig von meiner Schwangerschaft zu prahlen! Allein schon so, wie mich dieses kleine Soldatensöhnchen, dem ich erst kürzlich so erfolgreich endlich seinen Patron Germanicus Sedulus abtrünnig gemacht hatte (ganz zu schweigen von diesem Hector, den ich vor längerem umgedreht hatte), schon ansah! "Ab heute darfst du mich Ritterin Sergia Fausta nennen!", gab ich arrogant von mir, trat einen Schritt bis in die Tür und streckte dann selbstverliebt meine Hand mit dem hübschen, hübschen Ritterring in Richtung dieser kleinen Schabe aus.

    Sim-Off:

    Ich habe dem Erzählstrang mal einen eigenen Namen verpasst. ;)


    Nachdem ich mir nun (endlich) meine eigene Schwangerschaft eingestanden und meinen liebsten Gatten im selben Atemzug auch gleich darüber in Kenntnis gesetzt hatte, musste ich wohl oder übel auch ein paar anderen Leuten davon erzählen: Und der erste Zweite, dem ich diese frohe Kunde überbrachte, musste dabei natürlich.. mein lieber Tutor und Großonkel Aulus Sergius Faustulus sein! (Für einen winzigen Augenblick hatte ich auch daran gedacht, Commodus und den decimischen Adler an dieser Stelle zu besuchen. Aber wieso sollte ich jetzt ein Problem heraufbeschwören, wo es mit etwas Glück am Ende gar kein Problem gab? 33 Prozent. Das war immerhin ungefähr die Wahrscheinlichkeit dafür, dass mein Mann auch der Kindsvater sein würde. Und selbst wenn nicht, dann konnte ihm das Kind ja trotzdem noch ein bisschen ähneln.. wenn man nur genau genug hinschaute und nur das sah, was man sehen wollte.)
    Tja. So besuchte ich also seit doch recht langer Zeit wieder einmal die Casa Sergia. Viel hatte sich auf den ersten Blick ja nicht hier getan, fand ich. Und beinahe war es sogar, als wäre ich erst gestern zum Brautzug das letzte Mal aus der Haustür spaziert....


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    Faustulus, dem ich mein Kommen natürlich einen Tag zuvor per Botin angekündigt hatte, empfing mich im Atrium. Er war hin und weg und völlig euphorisch und aus dem Häuschen, als ich ihm von meiner Schwangerschaft berichtete. Und irgendwie steckte er mich sogar an mit seiner Freude, sodass ich mich auch selbst mehr noch freute als ohnehin schon über diese Neuigkeiten. (Dabei hasste ich mich wieder einmal innerlich für meine abnormale Emotionalität, die ich hierbei nun wieder ungewollt an den Tag legte.) Unbedingt solle ich doch auch Severa, Messalla und Agrippa über diese wundervollen Nachrichten in Kenntnis setzen, beschwor er mich. Mein Lächeln verkrampfte. Onkel Agrippa. Wenn ich nur an ihn dachte, wurde mir schon ganz schlecht! Und natürlich befand sich Onkel Messalla noch immer irgendwo auf dem Lande, um sich zu erholen, während Severa angeblich (wenn Faustulus mir keinen Müll erzählte) wieder mal ein bisschen in Richtung Misenum oder so verreist war. Ja. Und wer blieb am Ende also nur noch übrig? "Ich halte das für keine so gute Idee. Ich meine, du weißt doch, dass wir uns nicht besonders mögen, Agrippa und ich, oder?" Gerade dann, so seine Antwort, sei es von großer Bedeutung, dass ich ihm vom erwarteten Nachwuchs erzählte - damit man sich wieder auf die Familie (im Bezug auf diesen Agrippa? Schwachsinn!) und auf das Fortbestehen derselben konzentrieren und fokussieren könne.
    Ich ließ mich letztlich breitschlagen (auch weil mir Faustulus sagte, dass er gar nicht so sicher sei, ob Agrippa zur Zeit überhaupt hier wohnte) und trat hinter Faustulus an die Zimmertür Onkel Agrippas. Faustulus klopfte gut hörbar zweimal an. Ich wartete in seinem Schatten darauf, dass sich im Cubiculum hoffentlich nichts tat. "Agrippa? Agrippa, bist du da?", erkundigte sich mein Tutor in noch immer hörbarer Freude.

    Ach was! Das hörte sich ja fast so an, als wollte der Duccius noch Consul werden! ..als Halbbarbar! ..nach einer doch eher ruhigen Praetur (zugegeben hatte es ein gewisser Aurelius mit seinen riesigen Totenspielen natürlich auch ziemlich schwer gemacht, in dem Jahr auf sich aufmerksam zu machen)! ..nach einem Prozess, in dem er diesen Gesetzesbrecher Germanicus verteidigte! Ja, und am Ende überlegte er sich vielleicht auch noch meinen Marcus als potenziellen Quaestor Consulum (langsam war es ja mal an der Zeit) mit in seinen Wahlkampf zu ziehen, oder was?! Der als Teil der Nobilität?? Niemals. Das würde der Senat nicht zulassen. (Und damit, nur der Vollständigkeit halber, würde auch ich es nicht zulassen, dass mein Marcus sich an sojemanden im Wahlkampf hängte.)
    Was sollte ich also dazu noch groß sagen? "Ehrgeizige Pläne, Duccius.", versuchte ich möglichst neutral zu klingen und mir nicht anmerken zu lassen, ob ich ihn für diesen Ehrgeiz nun bewunderte oder doch nur belächelte. Mit einem stummen Nicken verabschiedene ich den Senator dann, als kurz darauf der Iudex in den Saal rauschte.


    Sim-Off:

    Ich gehe mal davon aus, dass der Iudex fürs Protokoll wenigstens von einem Gehilfen oder so namentlich angekündigt wurde, sodass sein Name nun allen bekannt ist? Rhetorische Frage. 8)


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    Meinem Hausadvokaten Faustus Poppaeus Sabinus wurde nach einer eher sparsamen Anhörungseröffnung das Wort erteilt. Er nickte dem Iudex als höfliches Zeichen des Dankes zu. "Verehrter Iudex Prior Samius, geachteter Germanicus, geschätztes Volk von Rom! Mein Name ist Faustus Poppaeus Sabinus. Ich bin römischer Advokat und Eques Romanus und vertrete heute meine Mandantin, die ehrenwerte Ritterin Sergia Fausta." Angestrengt verkniff ich mir ein Augenrollen bei diesem einleitenden Blabla. "Wie bereits angesprochen geht es heute hier um einen Verstoß gegen den Paragraphen vier Absatz eins der Lex Mercatus. Und dieser besagt, dass der Verkauf von Waren und Dienstleistungen nur durch behördlich genehmigte Betriebe geschehen darf." Soweit die erste Rechtslage. "Der Beschuldigte nun, der nicht nur als Römer sondern auch und vor allem als langjähriger Senator, wie man betonen muss" Und mindestens zwei Jahrzehnte [sim-off: exakt 6 RL-Jahre] saß dieser Typ hier ja sicherlich schon im Senat, auch wenn er sich dafür noch erstaunlich gut gehalten hatte und beinahe (!) noch als unter 40 durchging. "eine Vorbildfunktion zu erfüllen hätte und ausfüllen sollte, hat die Lex Mercatus statt sie zu achten und zu befolgen im Gegenteil schändlich mit Füßen getreten: Und man kann ihm dabei sogar begründet ein vorsätzliches Handeln vorwerfen!", erhob der Poppaeus den belehrenden Zeigefinger in Richtung Publikum.
    Er machte eine kurze Pause und begann dann langsam zu nicken. "Denn nicht nur, dass Germanicus Sedulus ein mittlerweile langjähriger Quaestorier ist!" Dieser kleine Seitenhieb darauf, dass es der Kerl wohl kaum mehr viel weiter in der Rangordnung des Senats nach oben schaffen würde, war auf meinen persönlichen Wunsch hin mit in diese kleine Rede eingearbeitet worden. "Nein, der hier anwesende Germanicus Sedulus ist auch seit vielen, vielen Jahren schon als Besitzer gleich mehrerer Betriebe wirtschaftlich tätig, sodass meine Mandantin davon ausgehen muss und musste; sodass ich davon ausgehen muss; sodass eigentlich jeder hier davon ausgehen muss, dass Germanicus Sedulus mit den Regelungen, Vorschriften und Paragraphen der Lex Mercatus mehr als nur gut vertraut ist!" Sabinus warf einen Blick auf sein kleines Wachstäfelchen, das er sich zum Spicken vorbereitet hatte: "Aus den Tätigkeitsberichten der Ädile geht beispielsweise ganz konkret hervor, dass sich die Fischerei "Piscatoris Sedulus" und die Metzgerei "Lanius Sedulus" seit dem exakt sechsten Tag vor den Novemveriden 858 ab urbe condita in seinem Besitz und Eigentum befinden." Wie lange genau der Germanicer die anderen beiden Betriebe bereits sein Eigen nannte, konnte Sabinus aufgrund von schlampiger Arbeit (wohlbemerkt: seitens der damals tätigen Ädile!) leider nicht ganz so exakt sagen. "Und auch die Rinderzucht "Pecuariusa Sedulus" betreibt der Beschuldigte schon mindestens seit dem dritten Tag vor den Julinonen 861 ab urbe condita.", führte er also stattdessen aus, was seine zusätzlichen Recherchen ergeben hatten.


    "Aber was ganz genau ist es, mit dem der Beschuldigte Germanicus Sedulus vorsätzlich gegen die Lex Mercatus verstieß? Der Beschuldigte verstieß gegen die Lex Mercatus Paragraph vier Absatz eins.. erstens durch das öffentliche Feilbieten von Ton." Punkt. "Dabei muss ich mich im Sinne des Beschuldigten Germanicus Sedulus natürlich fragen, ob er nicht nach Absatz zwei des gleichen Paragraphen erst kürzlich eine Tongrube geschlossen hat. Dann nämlich wäre ein solcher Verkauf ja gemäß dieser gesetzlichen Ausnahmeregelung erlaubt." Er machte eine kleine Pause und gab vor kurz zu überlegen. "Aber eine Tongrube? ..als Senator?? Ich denke, dass man hier wohl getrost davon ausgehen kann, dass dieser Fall nicht zutrifft." Ende dieser Feststellung.
    Sabinus senkte den Kopf leicht, während er die rechte Hand zu einer symbolischen Meldung kurz hob. "Aber damit noch nicht genug! Der Beschuldigte Germanicus Sedulus verstieß gegen die Lex Mercatus Paragraph vier Absatz eins.. zweitens auch durch das öffentliche Feilbieten von Farben.. sowie darüber hinaus sogar drittens auch durch das öffentliche Feilbieten von Edelhölzern! Und besaß er dabei eine Farbmischerei oder ein Sägewerk? Nein!", empörte sich der Poppaeus energisch und gestenreich, bevor meine beiden Freundinnen Paula und Tusca, mein Klient Turbo und natürlich auch noch der eine oder andere bezahlte Klatscher dem Redner einen ersten ordentlichen Beifall spendeten.


    Sabinus machte eine abwehrende Handbewegung und wartete einen Augenblick. Dann fuhr er fort: "Ich sehe in diesem Fall also ganz klar einen langjährigen Senator, der statt der von ihm erwarteten Vorbildlichkeit gerade im Bezug auf unsere römischen Gesetze selbige lieber mit den Füßen tritt! Und das nicht einmal, nicht zweimal, sondern gleich dreifach, wie ich soeben ausgeführt habe!" Der Poppaeer wandte sich nun zum Beschuldigten und sah ihm direkt ins Gesicht, während er langsam erst einen, dann einen zweiten Schritt auf ihn zu tat. "Und ja, dem Beschuldigten Germanicus Sedulus wird hier auch die Vorsätzlichkeit mit dem einfachen und niederen Zweck der eigenen Bereicherung vorgeworfen. Warum? Weil er als langjähriger Senator unsere Gesetze kennen müsste! Weil er als langjähriger Betriebseigner insbesondere die Lex Mercatus mit Sicherheit ganz genau kennt! Weil es mehr als fraglich ist, weshalb sonst der Beschuldigte Germanicus Sedulus überhaupt all diesen Ton, all diese Farben und all diese Edelhölzer besaß.", forderte Sabinus hier indirekt ein paar Antworten dazu.
    Dann wandte er sich (fürs Erste) von dem Germanicer ab und kurz dem Iudex zu: "Und zuletzt wäre es auch nicht das erste Mal, dass ausgerehnet ein Senator Germanicus sich eine ganz eigene Sicht auf die Lex Mercatus entwickelt.", ließ er den Iudex bei seinem Gang zurück zu seinem Platz wissen. Nach Paragraph neun Absatz vier der Lex wurden schließlich alle Verstöße gegen dieses Marktgesetz in der für jedermann einzusehenden Acta Diurna veröffentlicht. (Ob sich Germanicus Sedulus schon auf seine baldige Erwähnung freute?) Wer wollte, der konnte also neben den Verstößen des Senators Germanicus Avarus, gegen den deswegen ja auch sogar schonmal prozessiert wurde, selbst ein paar Vergehen von Germanicus Sedulus Schwester Germanica Aelia oder Germanicus Sedulus Tochter Germanica Calvena auftun. Alles Zufall, diese Vergehen von Onkel, Schwester, Tochter und nun auch Sedulus selbst? Naja, wers glaubte....


    Auftritt "Faustas Freunde", die zweite: Selbst nachdem Sabinus seinen Platz wieder erreicht hatte, dauerte es noch ein kleines Augenblickchen, bis der Beifall meiner klatschenden Befürworter langsam etwas weniger wurde. (Aber das waren eben echte römische Prozesse: Sie waren vieles, nur ganz gewiss nicht langweilig, sachlich trocken oder mucksmäuschenstill..)

    Hm. Soviel also zu "vertrauensbildenden Maßnahmen". Soviel Erfolg, wie ich damit hier gerade hatte, war es ja echt kein Wunder, dass ich unter normalen Umständen anders reagierte und gerade anderen Frauen (so zum Beispiel selbst der Schwester meines Vetters Commodus!) eben nicht lieb und nett mein Cognomen anbot und aus meinem eigenen (umgangsprachlichen) Nähkästchen plauderte. Und zu allem Überfluss bohrte diese Luuucia jetzt auch noch weiter in dieser Sache herum, von der ich ihr eh schon viel zu viel erzählt hatte und die sie eigentlich ja gar nichts anging! Was mein Arzt mir erzählte, war meine Angelegenheit - und nur meine! "Natürlich bin ich normal!", reagierte ich etwas dünnhäutig gereizt auf ihre erste Nachfrage, obwohl ich.. nunja.. mich unter anderen Umständen auch wieder als außergewöhnlich (und damit weit entfernt von irgendeiner "Normalität") betrachtete: Ich war zum Beispiel außergewöhnlich schön, außergewöhnlich begehrenswert, außergewöhnlich ambitioniert und klug und intelligent. Ich verfügte über außergewöhnlichen Scharfsinn, hatte ein außergewöhnliches Händchen fürs Plotten und Intrigieren und besaß natürlich außergewöhnlich gute Kontakte. Überhaupt war ich verglichen mit der grauen Masse von außergewöhnlich gutem Stand, weil aus sehr gutem und edlen Hause.... und und und.
    So. Und wie kam ich jetzt thematisch aus dem Schwärmen heraus und wieder zurück zu diesem Gespräch, das sich hier echt fehlentwickelte? "Er hat mir zum Beispiel nicht verboten eine meiner lieben Freundinnen zu besuchen, mit ihr ein bisschen zu plaudern und gemeinsam Pläne zu schmieden.", lächelte ich und versuchte mir dabei krampfhaft einen bissigen Unterton zu verkneifen. Ich atmete einmal tief durch und meinen kleinen Ärger aus. Dann nutzte ich meine eigene Vorlage und leitete weg und über: "Trinken wir also auf meinen Besuch in deinem.. hübschen kleinen Gärtchen", bemühte ich mich um ein paar nette Worte und prostete Lucia zu, [COLOR=darkred]"und unterhalten uns dann ein bisschen über diesen.. äh.. diesen Handwerker-Caius, von dem du mir geschrieben hattest."[COLOR] Die Namen irgendwelcher unbedeutenden Personen waren mir ja noch nie sonderlich gut im Gedächtnis geblieben. Ohne weiter abzuwarten oder womöglich noch den halben Becherinhalt für irgendwelche Götter zu verschütten und verschwenden, nahm ich einen guten Schluck von meinem Nektar: Exzellent.. dafür, dass es nur ein süßer Kischsaft war, dem etwas Kühlung fehlte.

    Oje. So wie dieser Duccius jetzt hier immer mehr und mehr in seinem Theatergleichnis versank, fühlte ich mich für den Bruchteil eines Moments fast zurückversetzt nach Alexandria, wo es auch hier und dort Ecken und Orte gegeben hatte, an denen die sogenannten Philosophen sich in irgendwelche Theorien und Modelle zurückzogen und stundenlang in meinen Augen völlig ergebnislos in diesem ganzen.. Brei rührten und herumstocherten. Ich hatte um solche Gesellschaften deshalb immer einen großen Bogen gemacht. Aber geschenkt! Denn hier und jetzt kam ich eben nicht drum herum zuzuhören und mich einzudenken, weil ich zuhören und mich eindenken wollte.. oder vielmehr musste. Ich musste zuhören und mich eindenken, weil ich wissen wollte (so herum wurde jetzt langsam ein Schuh draus), ob er mich so verstanden hatte, wie ich hoffte:
    Ich wäre nicht uninteressiert, hatte ich ja gesagt.. und auch genau so (mit der kleinen Pause danach) gemeint. Mein kleiner den Schein wahrenden Nachsatz (das hier war immerhin noch meine Hochzeit und direkt neben mir stand mein Bräutigam!) war deshalb natürlich nicht gleich gelogen. Es interessierte mich wirklich auch, wen der Prätor so als prägnante und potente Persönlichkeit betrachtete. Ich meinte damit aber natürlich im Besonderen: Es interessierte mich, wenn der Prätor mich als prägnante und potente Persönlichkeit betrachtete!


    Allerdings schien mich dieser Kerl (eben ganz typisch Mann) nicht ganz zu verstehen. "Nun, wie gesagt.", setzte ich an, bevor ich fand, dass es ja eigentlich nicht an mir war, hier nun.. naja. Ich tat es aber irgendwie trotzdem: "Wenn du Interesse hast, dann freue ich mich nach diesem ganzen Hochzeitsstress sehr, wenn du mir schreibst, damit wir uns danach vielleicht noch ein bisschen eingehender in einem geeigneteren Umfeld als dieser Feier dieser Thematik widmen können." Ich lächelte noch einmal verspielt und forschte kurz in den Augen des Duccius, ob er jetzt verstanden hatte.
    Dann (denn mehr Versuche würde ich hier definitiv nicht unternehmen) wandte ich mich an meinen Marcus: "Und apropos "Chaos". Ich denke, wir sollten uns alsbald bemühen, dass unsere Hochzeit hier nicht zum selbigen wird. Was meinst du?" Natürlich erwartete ich hier nun seine Zustimmung. Es war an der Zeit, dass er nun endlich mein Mann wurde!

    Ich kam. Ich sah. (Ich brach zusammen - blöde Schangerschaft. Ich stand wieder auf und richtete mein Krönchen - manche würden es auch schlicht nur irgendein ägyptisches Diadem nennen. Ich drohte.) Ich siegte. Und dann wusste ich aus eigener Erfahrung, dass Reden manchmal nur Silber war; Schweigen Gold. Also genoss ich meinen Triumph leise, ließ mich nicht zu irgendeinem Kommentar hinreißen, der nur wieder ein Startpunkt für einen erneute Diskussion sein würde, und verließ erhobenen Hauptes den Raum. Die Tür blieb hinter mir offen; die entsetzt auf mein verlaufenes Make-up starrende Callisto, die vor der Tür gewartet hatte, folgte mir stumm. In den nächsten zweieinhalb Stunden würde sie meine jetzt echt miese Laune abbekommen, während ich mich in einem kurzerhand okkupierten Nachbarzimmer wieder äußerlich von "grotesk hässlich" in "begehrenswert schön" verwandeln ließ.

    Zitat

    Original von Lucius Tiberius Lepidus
    Eingetragen, freigeschaltet.


    ..und gleich noch einen Fehler mit eingebaut. Schau mal in den Mai 2014:
    Da lümmelt sich irgendwie der Eintrag vom Dezember mit dem alten Vinicius rum... 8o


    Zitat

    Original von Lucius Tiberius Lepidus
    Danke.


    Bitte. Die Rechnung dafür wird dann sim-on gestellt:
    500 Sesterzen für den Cursus Publicus und 50 für mein privates Täschchen. :P

    Ein Beschwerdebrief aus der cappadocischen Hauptstadt Caesarea erreichte den Palatin:


    Ad Appium Cornelium Palmam
    Imperatorem Caesarem Augustum

    Palatium Augusti
    Rom - Italia



    Praefectus Vehiculorum Cappadociae Cornelio Palmae Augusto s.d.


    Ich schreibe dir, erhabenster Augustus, um dir in allem gebotenen Respekt meine Verärgerung und meinen Unmut über ein hohes Mitglied deines palatinischen Beamtenstabes auszudrücken und zu übermitteln. Namentlich handelt es sich dabei um deinen Quaestor Principis Lucius Tiberius Lepidus, der mittlerweile seine Amtszeit vielleicht auch schon beendet haben mag.


    Wie dir, erhabenster Augustus, zweifelsohne bekannt sein wird, handelt es sich beim Cursus Publicus um eine staatliche Institution zur Postbeförderung innerhalb des Imperium Romanum. Zwar ist der Cursus Publicus den jeweiligen Provinzstatthaltern respektive den Cohortes Praetoriae unterstellt, jedoch handelt es sich beim Cursus Publicus nicht um eine bewaffnete Einheit, die für Einsätze außerhalb der Imperiumsgrenzen geeignet wäre.
    Dennoch erreichte meine Untergebenen in Cappadocia ein an den Rex von Armenien adressierter Brief besagten Quaestor Principis. Ich habe, um deinem dich vertretenden Beamten und also dir zu genügen, dafür gesorgt, dass die Nachricht das gewünschte Ziel erreichte. Auf der Rückreise des Boten, der nur knapp wieder den vor gesetzlosen Banditen sicheren römischen Boden erreichte, ereigneten sich allerdings Dinge, auf die der Cursus Publicus nicht im geringsten vorbereitet war oder ausgelegt ist:
    Das Reittier des Tabellarius ist aufgrund der in Armenia nicht in dem Maß vorhandenen Pferdewechselstationen an Erschöpfung verendet. Kurz darauf überfielen Gesetzlose unseren Tabellarius und erleichterten ihn um praktisch alles ihm dort auf der Reise noch Verbliebene, begonnen bei Eigentum des Cursus Publicus bis hin zu privaten Gegenständen. Der Schaden durch diesen einen Auftrag beträgt für den Cursus Publicus etwa 500 Sesterzen. Der Privatschaden des Tabellarius beziffert sich auf ungefähr 50 Sesterzen.


    Ich wäre dir, erhabenster Augustus, daher überaus dankbar und verbunden, wenn du einen finanziellen Ausgleich auf das Konto des Cursus Publicus (1225) veranlassen könntest. Weiterhin bedarf es offensichtlich dringendst einer Schrift, die deinen nur temporär auf dem Palatin tätigen Beamten vorgibt, wann die Beförderung der Post durch den Cursus Publicus ausreicht und wann es ratsam ist, auf die Cohortes Praetoriae zurückzugreifen.
    Zuletzt möchte ich, bei allem Respekt, deinem Quaestor Principis Lucius Tiberius Lepidus über deine Person, erhabenster Augustus, den Rat geben, dass er vor der Vergabe von Sonderaufträgen an den Cursus Publicus zunächst sein eigenes Aufgabenfeld im Blick behalten sollte. Ganz besonders die Chronicusa Romana, für deren Aktualisierung zwar alle Quaestoren, jedoch federführend der Quaestor Principis zuständig ist, scheint mir nämlich mehr als nur vernachlässigt.


    Zum Schluss übersende ich dir, erhabenster Augustus, anbei noch eine von mir selbst erstellte kleine Liste überlieferungswürdiger Ereignisse für die Chronicusa Romana. Denn auch wenn der Cursus Publicus hier wie dort (in Armenia) nicht zuständig ist, möchte ich nicht nur meine Finger in die Wunden legen. Ich lege Wert darauf, dass Aufgaben am Ende des Tages auch erledigt sind.


    Möge Iuppiter dich und die Deinen schützen und deine Herrschaft segnen! Vale bene!


    Publius Vehilius Cursor
    NON SEP DCCCLXIV A.U.C. (5.9.2014/111 n.Chr.)
    Officium Praefecti Vehiculorum | Caesarea | Cappadocia