Beiträge von Sergia Fausta

    Also war es nicht die Tiberia sondern ihr Bruder, der sich davor fürchtete, dass ich seiner Schwester hier etwas antat? Aber wenn ihm die Patricia folglich von meinem Besuch erzählt hatte, dann würde sie ihm doch bestimmt auch berichtet haben, dass wir uns seit meiner Hochzeit etwas besser verstanden, oder nicht? Das hieß, dass es dann trotzdem irgendwie keinen Sinn ergab, selbst wenn es also der Tiberius und nicht seine Schwester war, der hier hinter den beiden Aufpassern steckte. Aber noch bevor ich weiter fragen konnte, wurden mir ein Platz (ich setzte mich mit dankbarem Lächeln) und etwas zu trinken angeboten. Nachdem ich mir mittlerweile aber eingestanden hatte, was ich mir doch lange nicht hatte eingestehen wollen, musste ich das letzte Angebot ablehnen: "Ich möchte nicht wählerisch erscheinen, aber.. wäre es auch möglich einen süßen.. oder besser noch einen sauren Kirschnektar zu bekommen?" Der sah mit seiner roten Farbe dann ja auch im Prinzip aus wie verdünnter Rotwein, oder nicht? "Und beim Anblick dieser hübschen Olivenbäumchen.. vielleicht noch so ein Schälchen frischer Oliven?" Ich hatte keine Ahnung davon, wie lange diese Bäume brauchten, bis sie eine erste Ernte abwarfen. Trotzdem war ich irgendwie auf den Geschmack gekommen. "So dunkelgrüne wären mir am liebsten.", erklärte ich abschließend. Schwarze Oliven gingen zwar auch, waren mir aber eben nicht ganz so lieb. Ich lächelte die Sklavin, an die ich mich natürlich im Traum nicht erinnerte, kurz lieb an. Dann wandte ich mich wieder zur Tiberierin.
    Sollte ich ihr die Wahrheit erzählen? War das nach meiner Reaktion dem Türöffner gegenüber und nach dieser sicherlich doch etwas ungewöhnlichen kulinarischen Kombination überhaupt noch nötig? Irgendetwas musste ich jedenfalls dazu sagen. Ich legte die Hände auf meinen Bauch und grinste ein bisschen schief. (Das lag vermutlich daran, dass ich eher selten ehrlich grinste und darin deshalb nicht ganz so geübt war.) "Ja, meine Hochzeitsnacht war in jeder Hinsicht unvergesslich und ein voller Erfolg." Tja. Das sagte eigentlich alles, oder? "Und bei dir?", spielte ich dann auf diesen Iullus (?) an.

    Dieser Zauselbart schien eine hohe Meinung von sich zu haben, wenn er jetzt als einfacher Primicerius (seiner Kleidung nach war er noch kein Ritter) bereits seine Zukunft auf einem der höchsten Verwaltungsposten des Imperiums plante. Und überhaupt: Wer wüsste schon, ob der Kerl überhaupt noch so lang lebte? Wenn er heute so schätzungsweise zwischen 55 und 60 Jahre alt war, dann läge seine Lebenserwartung vielleicht so bei knapp 70 Jahren. Er hatte also noch zehn bis 15 Jahre, in denen er erstmal zum Ritter erhoben und die ersten Stufen einer ritterlichen Karriere bekleiden müsste, bevor er diesen Plennius beerben könnte. Und ob er mit etwa 65 Jahren überhaupt noch körperlich in der Lage wäre, einen so anspruchsvollen Job zu tun, stand ja noch auf einem ganz anderen Wachstäfelchen. Hieß summa summarum: Ich bewunderte ihn für seinen Optimismus; sah das selbst aber eher kritisch.


    Doch bevor mir noch ein Kommentar dazu über die Lippen gekommen wäre, lenkte eine andere Aussage meine ganze Aufmerksamkeit auf sich: Da meinte dieser Decimus doch scheinbar wirklich, dass man mich einfach so bestechen konnte! Was für eine dreiste Frechheit! Was für eine unverschämte Unterstellung! Was für.. ein unglaublicher Glücksfall! Ich beugte mich nach vorne verschwörerisch zum Finanzprimicerius (nicht um ihn in meinen Ausschnitt sehen zu lassen, auch wenn er da jetzt so ziemlich freie Bahn hatte; sondern um keine unnötigen Mithörer zu haben). "Mir gefällt, wie du denkst, Decimus! Vielleicht verbleiben wir dann so, dass ich dir in den nächsten Tagen einen verlässlichen Boten mit den geforderten einhundert Goldmünzen und meiner.. nun.. etwas ausführlicheren Reisekostenabrechnung vorbeischicke. Du bekommst das Säckel Münzen und bestätigst mir einen außerordentlichen Reisekostenaufwand von sagen wir.. etwa 25 Aurei." Es sollte ja schon noch glaubhaft sein, damit weder mir noch dem Finanzdecimus später irgendwer etwas anhängen könnte. "Damit behälst du dein Glücksspiel und ich spare mir eine spätere Diskussion meiner Reisekosten mit dem nächsten Prätorianerpräfekten." Klar hätte ich jetzt gierig auch noch eine einmalige Manipulation des Glücksspiels fordern können. Aber wenn ich die anderen Glücksspieler so betrog, dann erwog der Decimus vielleicht beim nächsten Mal gegenüber einem anderen auch, dass der alle anderen (darunter auch mich!) betrügen konnte. Kurzum: Wenn ich etwas gewann, dann wollte ich auch echt (und nicht abgesprochen) etwas gewinnen. Nur dann konnte ich mich ja auch echt über einen Gewinn freuen. Und darum gings ja irgendwie beim Glücksspiel, nicht? "Einverstanden?"

    Mein Marcus ließ nach mir rufen - und ich ließ prompt alles stehen und liegen, um seinem Ruf zu folgen. Denn bei dem neuen Paar roter Sandalen (und dem baugleichen Paar grüner, das es zum halben Preis gleich dazu gab, obwohl das beides Markentreter waren!) ich verspürte dieses seltsame Verlangen, noch viel stärker als vor oder zu meiner Hochzeitsnacht, nach wildem, unbändigen, animalischen Sex! Ja, und in meiner Vorstellung, die gerade wie besessen von diesem Gedanken war, gab es auch schlicht keinen anderen Grund, aus dem mich mein lieber Mann sonst so eilig-eilig, dringlich-dringlich bei sich haben wollte und zu sich bestellt hatte. Außer: Er hatte endlich einen Haken hinter diese ganzen absurden Männerfantasien gemacht, war endlich mal erwachsen geworden und hatte nun erkannt, wen er da geheiratet hatte (und dann konnte er ja eigentlich auch nur noch das Eine von mir wollen..)..
    Ich erreichte also unser gemeinsames Zimmer in vorfreudigem Enthusiasmus, postierte noch schnell Callisto mit der strikten Order vor unserer Zimmertür, dass wir unter K.E.I.N.S.T.E.N. Umständen jetzt irgendwie gestört werden dürften, und schloss dann von innen die Tür. "Da bin ich schon, mein Schatz.", strahlte ich Marcus verführerisch an, kaum dass ich mich zu ihm umgedreht hatte. Dabei blieb ich erstmal direkt an der Tür stehen, damit er wie der Löwe die Gazelle anspringen und für sich in Besitz nehmen konnte; damit er mich mit all seiner Leidenschaft gegen das Holz drücken und seinen Körper ganz nah spüren lassen konnte; damit er....


    Aber in diesem Augenblick machte er mir meine ganze Stimmung, meine ganze Laune, meine ganze Vorstellung, die sich als einzige Wunschvorstellung herausstellte, kaputt! Von wegen, dass er seine ekelhaften Männerfantasien hinter sich gelassen hatte! Von wegen, dass er gerade total scharf auf mich war! Nur mit einer Sache hatte ich Recht: Er brüllte wie ein Löwe über eine Sache, die nichtmal ein kleines Hundekläffen verdient hatte! Von wegen, von allen guten Geistern verlassen. Ich für meinen Teil war nie von irgendeinen guten oder bösen Geist besessen, der mich jetzt oder wann anders mal hätte verlassen können. (Spinner!) Und diesem Germanicus verdankte Marcus (fast) alles? HA! Dass ich nicht lachte! Dieser Kerl konnte ja noch nichtmal seine eigenen Klienten anständig fördern, wenn ich mal so an meinen Onkel Agrippa dachte! Klar, das lag sicherlich auch an Onkel Agrippa (den ich nebenbei gesagt noch immer abgrundtief hasste, sodass ich echt froh war, dass dieser Germanicus nach meinem Stunt auf meiner Hochzeit jetzt endlich Onkel Agrippa in den Wind geschossen hatte!). Aber genauso lag der bisherige Erfolg von Marcus auch bestimmt nicht nur in den Händen dieses einen Germanicus! Im Gegenteil war ich mir sogar ziemlich sicher, dass der Großteil seines bisher Erreichten auf eigenes Bemühen und eigene Anstrengungen zurückzuführen war! Oder hatte dieser Germanicus etwa zwischenzeitlich in Ostia gelebt, als Marcus dort Quaestor, Aedil und Consul (oder wie auch immer man dieser Landmagistraturen nannte) gewesen war? Und bei seiner Wahl und der Factio.. ja.. da hatte sicherlich allein das Wort seines Patrons, dieses alten Vinicius (eines Consulars!), weit mehr Gewicht und Einfluss gehabt als das Wort eines.. ja.. auf den billigen Plätzen der gewesenen Quaestoren versauernden, zunehmend alternden Germanicus!
    Dann fühlte ich einen harten Schlag, der mich direkt im Gesicht traf - dieser Vergleich mit einem unförmigen, mollig fetten, aufgeblähten, dickhäutigen, ekelhaft behaarten Elefant mit dieser hässlich langen Rüsselnase, den überdimensionierten Ohren und den sich alles andere als grazil bewegenden Füßen! Allein daran schon konnte man sehen, was für ein überaus schwachsinniger Vergleich das war! Und trotzdem löste sich in diesem Augenblick die erste Träne aus meinen Augen und rann mir über die Wange. Ich versuchte stark zu bleiben, zwang mich dazu, mir klarzumachen, dass ich Marcus nur in diese Ehe erpresst hatte; dass auch für mich er nur ein Mittel zum Zweck war; dass er mir unterlegen war; dass ich die Macht über ihn hatte. Doch ich konnte meine Tränen einfach nicht zurückhalten. Schluchzend aber trotzdem mit der Intention ihm wütend und sauer entgegenzutreten ging ich auf ihn zu.. einen Schritt und noch einen Schritt. Aber wirklich bedrohlicher wirkte ich so sicherlich auch kaum.


    Als sein Donnerwetter dann mit dieser Drohung, die ich bis heute im Traum nicht für möglich gehalten hätte aus seinem Mund jemals zu hören, endete, öffnete sich unter mir der Boden. Gerade noch so konnte ich mich an unserem gemeinsamen Ehebett festhalten, bevor ich ungebremst mit dem Hintern auf den harten und kühlen Fliesen landete. So vollkommen abnormal von meinen Emotionen gepackt und mitgerissen schluchzte und heulte ich, dass ich mir nur die Hände vor dem Gesicht zusammenzuschlagen wusste, um die Situation nicht noch peinlicher werden zu lassen. Denn mein ganzes Make-up sah jetzt wahrscheinlich genauso grotesk und hässlich aus, wie die Masken mancher Schauspieler im Theater. Und ja, allein das brachte mich dann gleich noch mehr zum Weinen.. Womit hatte ich das nur verdient?

    Ich konnte mir nur allzu gut vorstellen, warum sich mein anderer Vetter nach meinem bösen Brief zur Zeit lieber irgendwo außerhalb auf dem Land vor mir versteckte. Und ja, wer mir genau in die Augen schaute, der konnte vielleicht sogar ahnen, dass ich hier kurz an die ganze Geschichte um diese Quintilia und meinen Vetter dachte. Dann fand ich zurück zu meinem Lächeln.. das natürlich nochmal ein bisschen breiter wurde, als ich endlich mein gewünschtes Wasser bekam.
    Was mein werter Gatte und mein Vetter in der Zwischenzeit über diese Amazone faselten, interessierte mich gelinde gesagt überhaupt nicht. Ich fand sie jetzt weder besonders hübsch in ihrem Aufzug, der praktisch alles preisgab und nichts geheimnisvoll zu entdecken ließ. Und dieses ganze Zeug von wegen, dass man(n) einer weiblichen Leibwächterin nicht trauen könnte, war ja wohl auch der letzte Stuss. Entweder ein Sklave spurte oder es setzte solange Hiebe mit Rohrstock oder Peitsche, bis er oder sie spurte. Fertig. Und ich für meinen Teil ging ja auch schon lange nicht mehr nur mit einem einzigen Leibwächter aus dem Haus. (Ja, als Postpräfektin musste man immer hübsch auf der Hut sein.)


    Aber ich hielt mich zurück, irgendeinen Kommentar dazu abzugeben. Denn ich hatte gerade echt nicht die Lust und Kraft dazu, mich unnötig zu streiten. Da genoss ich lieber mein Wasser (es half wirklich ein bisschen gegen die Kopfschmerzen), konzentrierte mich darauf, dass mir nicht gleich wieder schlecht wurde, und verfolgte gespannt, was es jetzt eigentlich war, das meinen Vetter und seine Schwester zu uns führte. Bei all den anderen Problemen, die mich gerade quälten, hatte ich es nämlich schon wieder völlig vergessen, was genau mir Callisto vorhin hierzu erzählt hatte. Comodus wollte nicht seine Schwester auch mit einem Iulier verheiraten, oder? Und er bot nicht gerade diese Amazone irgendwie als Teil der Mitgift an, richtig? ..oder etwa doch?

    In meiner kleinen Hochstimmung erwiderte ich natürlich diese Akkolade, auch wenn ich sie eigentlich eher anders herum (erst links, dann rechts) gewohnt war. Aber so wichtig war das ja nun auch wieder nicht. "Ich grüße dich, Tiberia! Und ich kann dir sagen, dass ich um nichts in der Welt diesen Besuch heute verpasst hätte!" Klar, war das übertrieben. Es gab tausend Gründe und noch mehr, die mich hätten heute fern bleiben lassen. Aber weder hatte ich eine spontane Eniladung in den kaiserlichen Palast erhalten, noch hatte mein Marcus plötzlich das Bedürfnis nochmal von sich aus mit mir intim werden zu wollen, noch hatten sich meinen anderen beiden (namensgleichen) Eisen im Feuer in dieser Hinsicht nochmal bei mir gemeldet, noch brachte mein Lieblingsmodemacher heute eine neue Kollektion heraus, noch hatte mich mein Lieblingsmodemacher für eine Vorabpräsentation in sein privates Domizil eingeladen, noch standen irgendwelche Barbaren oder andere Krieger direkt vor den Toren Roms und bedrohten die Stadt.... und und und. Wie gesagt: Es gab sicherlich mehr als tausend Gründe. Aber ich war hier.
    Dann musste ich aber auch gleich einen Kommentar zu ihren beiden Muskelprotzen loswerden: "Wie ich sehe, hast du fast genauso auf meinen Besuch hingefiebert, was? Aber keine Sorge, ich bin nicht hier, um dir Böses zu wollen - du hättest dir deine beiden breitschultrigen Lakaien also auch sparen können - sondern ich bin hier als deine Freundin.." Wenn man das denn so nennen wollte. "..und natürlich wegen unseres gemeinsamen Plans.", fügte ich noch mit etwas gesenkter Stimme hinzu und lächelte verschwörerisch. Aber das hätte sich diese Patricia, ganz ehrlich, eigentlich auch mal selbst überlegen können, dass ich nicht ausgerechnet jetzt etwas gegen sie unternahm, wo ich mit ihr einen gemeinsamen Plan gegen diesen missratenen Decimus, diesen "Faustus" schmiedete....

    Sim-Off:

    Ich nehm das jetzt einfach mal als nein, nachdem auch mein werter Gatte schon ein späteres Thema in unserem gemeinsamen Gemach angefangen hat. Vielleicht beim nächsten Mal! ;)


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    Einer der hier angestellten Leute hatte so seine lieben Probleme damit, meine Leibsklavin Callisto etwas zu beruhigen. Und kurz darauf sah Callisto dann auch, warum man hier nicht gleich sprang, als sie um Hilfe gerufen hatte: Da warteten bereits.. eins.. zwei.. drei.. vier.. äh.. viele andere schon länger als sie und sahen auch nicht gerade gut aus. Tja, kein Wunder natürlich, wenn man hier in einer der besten Arztpraxen der Stadt auf der Matte stand. Aber Callisto wollte unbedingt jetzt die Hilfe eines fachkundigen Arztes! Sie war schließlich davon überzeugt, dass ihre Herrin, dass ich sterben könnte. Und so verließ sie bereits kurze Zeit später die Taberna Medica Decima wieder genau so, wie sie sie betreten hatte: Ohne (Abschieds-)Gruß, ohne auch nur einen einzigen Namen genannt zu haben, ohne Details, ohne irgendetwas.


    Erst in der dritten oder vierten Praxis (wer zählte das in der Hektik schon so genau mit?) fand sie einen gelehrt aussehenden Arzt, der gerade Feierabend machen und seine Taberna für heute schließen wollte - und der sich gegen ein kleines Vorab-Trinkgeld dazu bereit erklärte, Callisto in die Casa Iulia zu folgen, wo er zunächst meine Schwangerschaft diagnostizierte (so ein Schwachsinn!), bevor ich ihn davon überzeugen konnte, dass es doch nur eine Magenverstimmung, viel Stress und ein später Wachstumsschub im Brustbereich waren, mit denen ich zu kämpfen hatte. Vorsorglich gab er mir trotzdem noch den einen oder anderen Tipp, der sich verdächtig nach Schwangerschaftsberatung anhörte und hinterließ seine privaten Kontaktdaten für den Fall der Fälle, dass meine Beschwerden doch länger anhalten sollten und ich vielleicht doch schwanger sei. (Quacksalber!)




    SKLAVE - SERGIA FAUSTA

    Hatte ich bezweifelt, dass die Kasse des Cursus Publicus dem Kaiser unterstand? Eigentlich doch nicht. "Du meinst deinem Vorgesetzten, dem Procurator a rationibus.", musste ich ihm bei seiner egozentrischen Darstellung dennoch einfach in die Parade fahren. Diese Steilvorlage, die er mit seiner "Randbemerkung" geliefert hatte, die konnte ich einfach nicht ungenutzt lassen. Und auch, dass er mir nur 200 Sesterzen für meine Dienstreise berechnen wollte, musste ich natürlich kommentieren: "Wohl eher etwas in die Richtung von 20 Aurei.", ließ ich ihn unbeeindruckt wissen. "Aber wie gesagt kläre ich das, sobald es wieder einen Prätorianerpräfekten gibt, der mir direkt vorgesetzt ist." Das war kein Gegenstand dieses Gesprächs hier. (Oder?)


    Das Angebot noch mehr Wasser (Wasser!) zu bekommen, ignorierte ich einfach. Denn vermutlich wäre ich eh nur ausfallend geworden: Klar, machte Wasser eine schöne Haut.. .. ..wenn man sich damit wusch! Aber Wasser so pur zu trinken..? Nein, das ging echt gar nicht! (Auch wenn ich genau diese Geschichte später noch selbst mal als Ausrede missbrauchen würde.) Stattdessen kam ich also gleich auf die Ankündigung des Decimus zu sprechen: "Du willst also die Rücklagen des Cursus Publicus mit 100 Aurei belasten? Die Rücklagen, mit denen das gesamte Postwesen in Italia und allen 41 Provinzen auskommen muss?" Das waren natürlich nur rhetorische Fragen - genauso wie die folgende: "Dir ist klar, dass du hier über 20 Prozent dieser Rücklagen forderst, oder?" Als gut vorbereitete Postpräfektin hatte ich aber auch noch ein paar andere Zahlen im Kopf parat: "Mit den 480 Aurei in der Kasse hat jede Provinz eine durchschnittliche Rücklage von gut 11,4 Aurei.. also 1140 Sesterzen. Nimmst du jetzt 100 Aurei weg, dann.." Mist, so schnell konnte ich nicht rechnen! "Auf jeden Fall würden die durchschnittlichen Rücklagen je Provinz mit Sicherheit auf unter 1000 Sesterzen absinken!" Und das war ja wohl ein schlechter Scherz. "Es tut mir Leid, aber mit einer solchen Politik gefährdet die kaiserliche Kanzlei in erheblichem Maße die reibungslose Versandtätigkeit des Cursus Publicus.", fasste ich zusammen.
    Und überhaupt: "Weshalb ist der Fiscus eigentlich gerade jetzt auf die Gelder des Cursus Publicus angewiesen? In den letzten Jahren.. was erzähle ich.. in den letzten Jahrzehnten war das doch auch nie notwendig.", beschwerte ich mich und stand damit ausnahmsweise mal auf der Seite der Traditionen, der Sitten der Vorväter und so weiter.


    Aber für einen kleinen Moment nochmal zurück zu meiner Dienstreiseabrechnung und dem kleinen gedanklichen "Oder?": Ich konnte mir natürlich schon vorstellen, dass ich ganz bereitwillig und ohne großen Widerstand, nervige Beschwerden und elendiges Tamtam dem Fiscus 100 oder vielleicht sogar ganze 120 Aurei geben würde. Denn vielleicht fand dieser Finanzprimicerius hier ja auch, dass ich für meinen ganzen Aufwand und die ganzen Anstrengungen meiner Reise nicht nur 20 sondern eventuell 25 Aurei Aufwandsentschädigung verdient hätte! Das würde das Konto der Post zwar nochmal etwas mehr belasten, aber was interessierte mich ein leeres Konto der Post, wenn sich dafür mein eigener Geldbeutel füllte?! - Doch das waren natürlich alles nur Gedanken, die ich NIE so einfach laut aussprechen würde....

    Sim-Off:

    Welche Staatskasse bekommt die 500 Sesterzen Prozessgebühren, damit mir hier niemand noch irgendwelche Formfehler anhängen kann? 8)


    Listen? Was denn nun schon wieder für Listen? Lauteten nicht die Formalien zum Advocatus so im Großen und Ganzen, dass jeder römische Bürger (und aus der Vergangenheit durfte man sicherlich auch schließen, dass auch Bürgerinnen gemeint waren) einen auf Anwalt machen durfte? "Natürlich werde ich umgehend meinen Hausadvokaten Faustus Poppaeus Sabinus * aufsuchen, um mich angemessen von ihm vertreten zu lassen.", gab ich dennoch zur Antwort. Denn ich wäre ja auch schön blöd, wenn ich als Laiin nicht auf die Expertise eines praktizierenden Anwalts zurückgreifen würde! Und dieser Mann, der Vater meiner noch immer in Alexandria lebenden (seit zwei Jahren glücklich verheirateten) Freundin Sabinilla, hatte schon meinen eigenen Vater dann und wann juristisch beraten. Hieß: Ich konnte ihm also vertrauen - und er würde mich auch bestimmt nicht ablehnen als Mandantin.
    Gab es sonst noch etwas, das der Prätor für mich tun konnte? "Nein, eigentlich nicht." Ich vertraute einfach mal darauf, dass mein Anwalt des Vertrauens schon auf dieser komischen Liste irgendwo zu finden sein würde. (Ansonsten würde man mir das auch sicher gleich unter die Nase reiben.) "Ich danke dir sehr für deine.. Beratung und Zeit." Und so weiter. "Vielen Dank!", deutete ich mit einem Kopfnicken eine Verneigung an. Blieb mir eigentlich nur noch freundlich "Vale." zu sagen, fix bei einem der Gehilfen die Prozessgebühren zu begleichen und danach mit Paula und Tusca im Schlepptau (und natürlich auch meiner Leibsklavin Callisto) direkt zu Poppaeus aufzubrechen. (Und ich sollte Sabinilla bald mal wieder schreiben!)


    Sim-Off:

    * Der Name darf gerne schon in die Verhandlungsakten übernommen werden. Das spart mir das Schreiben eines Briefs. (Und: Keine Sorge, mein NPC ist einverstanden mit meiner juristischen Vertretung. :D )

    Oh man! Mein Kopf dröhnte, nachdem ich heute schon mehr als nur einmal rückwärts gefrühstückt hatte. Viel trinken sollte da helfen, behauptete Callisto. Aber das war ein Teufelskreis, denn genau davon wurde mir dann auch nur wieder schlecht! Dazu hatte ich zu kämpfen mit diesem elendigen Ziehen in der Brust und damit, dass ich das Gefühl hatte, dass alle meine Strophia in der letzten Wäsche eingelaufen waren. (Offensichtlich war das wirklich nochmal ein sehr später Wachstumsschub, mit dem ich hier zu kämpfen hatte.) Und zu allem Überfluss meldete sich in diesen ganzen Mist dann auch noch mein Vetter Commodus an!
    Notgedrungen ließ ich mich also schminken (die Blässe wenigstens an den Wangen ließ sich mit etwas zusätzlichem Rouge ganz gut kaschieren) und einkleiden (ich wählte den weißen Dress, den mir Commodus selbst geschenkt hatte) und machte mich mit langsamen und bedachten Schritten dann auf in Richtung des Gartens. Ich wollte es nicht aussprechen, aber zum Glück war Marcus heute früher zu Hause und hatte dieses ganze Drumherum übernommen. Dafür hatte ich jetzt nämlich echt nicht auch noch einen Kopf!


    Nur kurz nach den Helvetiern erreichte ich den Hortus, setzte noch in der Exedra ein möglichst unbeschwertes Lächeln auf, obwohl ich schon wieder so ein Ziehen in der Brust verspürte, und machte kaum im Freien dann auch wieder etwas selbstbewusstere Schritte. "Salvete! Wie schön, dass ihr da seid!", begrüßte ich die Gäste im Gehen und konnte mir eine gewisse Verwunderung allerdings nicht ganz verkneifen bei dem sich bietenden Anblick: Da war Commodus; da war eine junge Dame an seiner Seite; und da war.. ja was?! Ich war leicht verwirrt. Wer oder was war das, dieses halbnackte (und damit sicherlich ganz und gar unrömische) Ding? Eine Sklavin? Und wieso trug sie so ein.. Amazonenoutfit oder was das war? "Ich hoffe, du denkst nicht, dass du in diesem Haus darauf angewiesen wärst, dich vor irgendwem schützen zu lassen, Commodus.", warf ich meinem Vetter noch halb im Spaß, halb im Ernst (denn man ließ ja die eigenen Leibwachen ansonsten eigentlich am Eingang, wenn man dem Gastgeber nicht unterstellen wollte, dass er den Schutz seiner Gäste nicht garantieren könnte *) entgegen. Dann stand ich auch schon vor den Gästen. Commodus bekam eine familiäre Umarmung von mir, seine Begleitung ein einfaches "Hallo." und der.. Rest nur meine kühle Nichtbeachtung.
    An der Sitzgruppe kurz darauf gab ich meinem Marcus einen dankbaren Kuss (kein Ahnung, warum ich jetzt so sentimental wurde und Dankbarkeit für die paar Ansagen und Handschläge verspürte). "Für mich bitte nur einen Becher kühles Quellwasser.", bestellte ich mir dann bei einem unserer Diener (ja, ich kannte mal wieder keinen Namen - und?). "Meine Freundinnen meinen, damit bleibt die Haut lange jung und schön.", log ich in meiner Erklärung für die Gäste wie gedruckt und lächelte. Denn eigentlich hatte das ja dieser alte Finanzkauz auf dem Palatin behauptet. Aber wen interessierte das schon? Ich setzte mich erstmal auf einen der Plätze und lehnte mich etwas zurück. Wo blieb nur der Kerl mit meinem Wasser?


    Sim-Off:

    * Hab ich mal irgendwo gelesen. Leider find ich diese dämliche Quelle nicht mehr wieder.. -.^

    Da war ich also! Und ich fand, dass diese Patrizier hier eigentlich ganz nett hausten. Genau genommen hausten sie hier sogar etwas zu nett für meinen Geschmack. "Jaja, ich seh sie ja schon! Geh ruhig zurück an die Tür. So groß ist dieser Garten ja nun auch wieder nicht!", ließ ich dieses Kerlchen vom Eingang gleich mal unbeabsichtigt meine Stimmungsschwankungen spüren, nachdem ich eben ja noch so freundlich zu ihm gewesen war. (Im gleichen Moment fand ich allerdings selber, dass ich mich damit ziemlich daneben benahm.) Noch ein etwas mitleidiger Blick zu diesem Türöffner, dann setzte ich meinen Weg fort, immer irgendwie der Tiberia entgegen.. und bloß nicht darauf achten, dass die gute Patricia solche große Angst vor mir und meinem Besuch zu haben schien, dass sie sogar extra zwei muskulöse Leibwächter nötig zu haben schien! - Oh, das hob meine Laune aber sofort merklich, während ich mich ihr mit einem selbstgefälligen Lächeln nährte....

    Ach, genau so mochte ich das: Ich hatte die Haustür noch nicht ganz erreicht, da war bereits alles mit dem Ianitor geklärt, ich wurde begrüßt und konnte gleich eintreten. Dazu war dieser Typ hier auch nicht so ein Sprachidiot wie der Nubier in der Casa Iulia! Ich ließ mich zu einem freundlichen Lächeln und einem vergnügten "Du darfst." hinreißen (schon im gleichen Augenblick wusste ich allerdings nicht mehr, warum ich gerade so nett zu einem gewöhnlichen Türöffner war) und folgte ihm also dann in den Hortus.

    Hm. "Also ich denke, der Umfang des Verstoßes sagt schon einiges aus: Denn ich würde diesen Umfang daran festmachen, dass es sich hier eben um drei verschiedene Waren drei verschiedener Branchen handelt, die der Germanicus hier unerlaubt öffentlich feilbietet!" Das hielt ich für schon ganz schön umfangreich. "Der Wert der einzelnen Waren für sich mag dabei eher Begatellcharakter haben. Aber Edelhölzer ohne Sägewerk unerlaubt anzubieten und auf die gleiche Art auch zu versuchen mit Farben in die Farbmischer-Branche einzudringen und darüber hinaus auch noch mit Ton-Verkäufen diese Nummer zur persönlichen Bereicherung durchzuziehen, das ist kein Versehen mehr oder so, sondern das hat.. wie sagt man? Das ist eine handfeste Masche." Genau! "Und wer weiß, morgen kommt vielleicht noch ein öffentlicher Verkauf aus seinen privaten Weinvorräten hinzu?", spekulierte ich. Da konnte es ja sogar Wertsteigerungen bei bestimmten Jahrgängen geben! (Wie das bei Edelhölzern, Farben und Ton aussah, wusste ich jetzt gerade nicht so genau.) "Nein, dazu darf man es einfach nicht kommen lassen.. ich bitte dich, hoher Prätor.", redete ich dem Mann ins Gewissen.. oder versuchte es wenigstens.


    Und ein Ende der ganzen Chose schon während einer ersten Anhörung? Naja, das sollte mir zur Not auch recht sein. Denn mir ging es hier ja nicht darum, dass ich irgendetwas gewann, sondern darum, dass der Germanicus etwas verlor! Man musste ja nicht zwangsläufig erst verurteilt werden. Manchmal reichte es ja auch schon, wenn man bei einer ersten Anhörung auf der falschen Seite vom Richter saß oder stand, um seinen Ruf für eine gewisse Zeit zu verlieren.... nicht wahr? *hüstel* - Und welcher Kaiser würde soeinen Senator zur Wahl zum Ädil zulassen? Oder welcher Kaiser würde soeinen Senator gar noch mit einem hochdotierten Posten für seine Vergehen belohnen? - Nein, DEN Kerl wollte ich wenigstens für eine Weile lang aus dem Verkehr ziehen, damit er lernte, dass man sich nicht mit mir anlegen sollte und sich nicht ungestraft gegen mich stellte! "Kann ich also davon ausgehen, dass meine Anzeige aufgenommen wird und zu gegebener Zeit zu einer.. "ersten Anhörung" geladen werden wird?" Wer nicht wagte, der nicht gewann!

    Meine Selbsteinladung war bestätigt worden, sodass ich am verabredeten Tag in meiner Sänft zur Villa Tiberia kutschiert wurde. Im Nachhinein stellte sich dies natürlich als fatale Fehlentscheidung heraus, weil dieses ständige Wanken und Schwanken nach links und rechts und wieder nach links und nach rechts mich auf dem kurzen Weg (zum Glück wohnten die Tiberier quasi um die Ecke und man hatte mich nicht quer durch die ganze Stadt geschaukelt!) ganz kirre machte. Und mehr noch als das: ganze sechs Mal (!) musste ich meine Sänft stoppen und mir kurz die Beine vertreten, um mich nicht übergeben zu müssen!


    Leicht verspätet erreichte ich also das tiberische Anwesen und war noch immer ein bisschen blasser um die Nase als sonst (und nein: das hatte nichts mit zu viel Puder zu tun - ich wusste, wie man sich schminkte ohne für eine Hure gehalten zu werden!). Eine Sklavin übernahm wie immer meine Anmeldung, während mir ein hübscher Grieche oder Syrer oder irgendwas (who cares?) aus der Sänfte half: "Grüß dich.", sprach die Sklavin nach dem Anklopfen in freundlichem Tonfall die öffnende Person an. "Die Praefecta Vehiculorum Sergia Fausta ist hier, um auf Einladung mit ihrer Freundin Tiberia Lucia zu sprechen." Offenbar hatte ich dieser Sklavin mit Erfolg eingetrichtert, dass ich auf bestimmte Formalitäten sehr viel Wert legte - so auf meinen Amtstitel, auch wenn ich privat hier war, und so auch auf eine angemessene Sprache, wenn man mich ankündigte. Der Plaudertonfall war nämlich dem Kuchen vorbehalten und nicht den Krümeln..!

    Boah, wie konnte dieser Kerl da nur so ruhig bleiben?! Wie der seinem Schreiberling die Details alle nochmal diktierte, als hätte ich nicht eben schon genau das gleiche gesagt, das brachte mich fast schon wieder auf die Palme! (Aber ich wusste ja, dass ich in letzter Zeit etwas reizbarer war als normal.. was nichts mit irgendeiner Schwangerschaft zu tun hatte! - Das war noch so ein Thema, bei dem ich gerade nur rot sah.) Ich bemühte mich um Besonnenheit und atmete dreimal tief durch, bis dieser grauhaarige Kauz endlich mit seinem Diktat fertig war. "Nun, hoher Prätor", setzte ich also ein bisschen gelassener an, "liebend gerne hätte ich diese Angelegenheit ohne Richter und Gericht.. und ohne dich mit dem Germanicus selbst geklärt und bereinigt. Allerdings muss ich sagen, dass mich erst kürzlich ein Brief dieses Mannes erreichte, in dem er mir ganz klar erklärte, dass ich keinerlei Kontakt zu ihm aufnehmen und herstellen darf." Ich legte meine linke Hand beteuernd auf die Brust. "Ich hätte ihn also sicherlich auch ohne ein Verfahren auf seine Verfehlung aufmerksam gemacht.. wenn er mir nicht genau das selber untersagt hätte." Ich zuckte hilflos mit den Schultern. "So bleibt mir nun keine andere Wahl, als auf ein Verfahren zu bestehen - ganz genau.", bestätigte ich seine Vermutung dann.
    Den Teil mit den Aediles allerdings hatte ich nicht ganz verstanden. Musste ich jetzt erst noch zu denen, oder was? Ich wollte diesen Germanicer öffentlich hinhängen und belangen für sein.. Verbrechen - am liebsten sogar auf der Stelle! "Wegen den Aediles: Es tut mir Leid, dass ich.. in meiner weiblichen Unwissenheit" Bei diesen Worten klimperte ich ein bisschen mit meinen braunen Rehaugen. "nicht ganz den richtigen Weg gefunden zu haben scheine. Allerdings.. also.. ich würde ein gerichtliches Verfahren einer kleinen Verwarnung oder einem kleinen Bußgeld wirklich vorziehen." Jetzt musste mir nur noch ein plausibler Grund dafür einfallen. "Denn.. also ohne den Germanicern hier Böses zu wollen oder schlechte Gerüte über sie in Umlauf zu bringen.. aber gab es nicht schon das eine oder andere sogar hochgerichtliche Verfahren wegen der Lex Mercatus gegen einen Germanicus?" Ich lächelte unschuldig und machte eine Geste a la "es liegt ja auf der Hand". Und was lag auf der Hand? Ich sprach es nicht aus, aber: Bei manchen half eben scheinbar kein drohender Zeigefinger sondern nur der unerbittlich harte Schlag mit dem tadelnden Rohstock!

    Ich war großzügig gewesen. Warum? Weil er ein Fruend meines Mannes war. Aber mit seiner Antwort hatte er sich sein eigenes Grab geschaufelt. Das war seine Entscheidung allein. Dafür konnte ich nichts. Er hatte Krieg gewollt - jetzt bekam er Krieg!


    Höchstpersönlich fuhr ich also in der Sänfte zur Basilica Ulpia vor, suchte den Amtssitz des Praetor Urbanus auf, ließ mich auf die Warteliste setzen, wartete, bis ich endlich an der Reihe war und brachte dann mein Anliegen vor: "Ich grüße dich, hoher Praetor Urbanus! Mein Name ist Sergia Fausta, Praefecta Vehiculorum pro Italia, Gattin des Stadtkohortentribuns Iulius Dives und Klientin des Consulars und amtierenden Stadtpräfekten Decimus Livianus.", stellte ich mich gewohnt ausscheifend vor. "Und mein Weg führt mich heute hierher zu dir, weil ich meiner Pflicht als vorbildliche Römerin nachkommen will und muss: Ich bin hier, um eine Anzeige zu erstatten - gegen den Senator im Range eines gewesenen Quaestors Quintus Germanicus Sedulus!", brachte ich möglich pflichtbewusst und einen Hauch schockiert vor und versuchte die Genugtuung, die ich hier verspürte, dabei zu unterdrücken. "Der Senator verstößt aktuell gleich dreimal.. ich wiederhole dreimal (!) gegen die Lex Mercatus, indem er Edelhölzer, Farben und Ton öffentlich auf den Märkten feilbietet - und zwar ohne, dass er Besitzer eines Sägewerkes, einer Farbmischerei oder einer Tongrube wäre!", erklärte ich den simplen Fall. "Das verstößt gegen das Gesetz und ist gerade von einem Senator nicht zu dulden und muss bestraft werden!", forderte ich. "Schließlich wirft es doch ein schlechtes Licht auf deinen gesamten Stand.. überaus fatal, wo dieser Germanicus doch klar eine Ausnahme darstellt von der Regel, dass die Senatoren ansonsten absolut rechtschaffen sind - so wie beispielsweise du, hoher Prätor!" Ein bisschen Honig um den Mund zu schmieren konnte ja nicht schaden, dachte ich mir und wartete dann erst einmal die Reaktion des Prätors ab.


    Im Hintergrund warteten hinter mir auch Paula und Tusca, die ich als Zeuginnen einfach mal mitgebracht hatte und gegebenenfalls sogar mit vor Gericht zerren würde. Neben ihnen stand als dritte im Bunde Callisto mit einem kleinen Säckchen Geld - denn natürlich wusste ich, dass nichts im Leben kostenlos war, auch das Klagen nicht....

    Sim-Off:

    Ich bin zu jeder Schandtat bereit. ;)


    Und gleich noch ein Kompliment hinterher. "Aber nicht doch, Duccius. Ich werde ja noch ganz rot.", erwiderte ich darauf und genoss natürlich vielmehr seine charmanten Worte, als dass ich mir tatsächlich irgendwelche Gedanken ums Erröten machte. (Da war ich auch einfach nicht der Typ dafür.) Außerdem lenkte mit der Prätor sowieso schnell wieder davon ab - jetzt nicht mit einem charmanten, sondern vielmehr amüsanten Kommentar. Denn es war herrlich einfach, seine unschuldige Nachfrage, als würde er nicht um die verwandtschaftlichen Verhältnisse zwischen meinem Onkel Kaeso und mir wissen - nachdem er doch noch kurz zuvor selbige überhaupt erst ins Spiel gebracht hatte.... Ja, daran hatte ich wirklich meinen Spaß und fühlte mich meinem Gast hier jetzt natürlich gleich doppelt (neben meiner langen Ahnenreihe) überlegen! Da verschwendete ich auch keinen Gedanken an das Motto meiner Gens von wegen Hochmut komme vor dem Fall. - Heute war meine Hochzeit! (Und ich ahnte ja noch nicht, welcher.. Fall sich später noch im Bezug auf einen gewissen missratenen Decimer ereignen sollte.)


    Ich fuhr mein amüsiertes Lächeln, das hart an der Grenze zum legeren Grinsen war, wieder etwas zurück. "Das freut mich außerordentlich, dass dir eine Freundschaft mit meinem Onkel so von Nutzen sein konnte!" Welchen Nutzen Onkel Kaeso wohl im Duccius gesehen hatte? "Umso mehr betrübt es mich natürlich, dir sagen zu müssen, dass mein Onkel heute nicht meiner.. unserer", korrigierte ich mich mit kurzem Seitenblick zu meinem Marcus, "Hochzeitsfeier beiwohnen wird." Ich schaute ein bisschen betrübt und war es auch wirklich etwas. Aber: "Der Praefectus Urbi Flamininus Cilo, der ja auch einer der großen Feldherren in diesem Krieg war, hat mir bereits vieles über diese große Schlacht im Norden von Italia erzählt.. als er neulich zusammen mit seiner Frau Bubulca.. Naevia Bubulca bei uns zu Gast war." Ja, dabei gefiel ich mir wieder, wie ich mein gutes Verhältnis zum Schwager Onkel Kaesos einfach mal nebenbei fallenließ. (Schade fast, dass der Mann bald zum Statthalter von Asia ernannt werden würde. Aber noch konnte das ja niemand wissen, mich eingeschlossen.) "Auch er kann ja heute - allerdings aufgrund seiner Verpflichtungen als Stadtpräfekt - leider nicht hier sein.", erklärte ich dann noch.

    [Blockierte Grafik: http://i1294.photobucket.com/a…e/IR/Home/Avas/SWonga.jpg] | Wonga et Callisto |


    "Sag deinem Herrn aber, dass er seine Reise hierher jetzt nicht überstürzen muss! Meine Domina.. also.. sie sitzt gerade an einem sehr wichtigen Brief, den sie bestimmt erst noch zuende diktieren wollen wird. Dann das Umziehen und Zurechtmachen für einen Besuch...." Das würde dauern. "Also bloß keine Hektik!", gab Callisto dem Jungen noch mit auf den Weg. Bevor auch sie eine Verabschiedung hätte loswerden können, war er dann allerdings schon weg. Naja. Egal. Sie schloss die Tür und drehte sich um. "Wongas Tür das ist!", beschwerte sich gleich nach dem Schließen der Porta der Nubier. "Jaja, ich weiß. Ich will dir ja nichts wegnehmen. Sorg du nur dafür, dass die Helvetier später schön hier empfangen werden. Ich muss mich jetzt um die Hausherrin kümmern." Mitnichten schrieb die nämlich gerade irgendwelche Briefe (außer dem einen an den Germanicer, wovon Callisto ja aber nichts wusste)! "Ich versuch sie so schnell wie möglich herzurichten - und jetzt lass mich durch!" So drängelte sich die Perserin an dem Kahlkopf vorbei. "Domina Fausta!", erschallte es kurz darauf aus dem Atrium. "Domina Fausta, du bekommst Besu-uch!"




    IANITOR - CASA IULIA

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    Man sah es rattern in Wongas Kopf, bevor er zu einer Antwort ansetze:
    "Mir Leid es tut. Aber Hausherrin nicht gut passen.", gab er dann sich der Worte Callistos erinnernd an. Daraufhin mischte die sich dann auch prompt aus dem Hintergrund ein. "Genau. Das passt ihr nicht gut, sondern ganz ausgezeichnet!", erklärte sie. Der Nubier schaute verständnislos in ihre Richtung. "Denn ihr Vetter", um diese Verwandtschaft wusste sie als Leibsklavin der Hausherrin natürlich, "ist für sie ja praktisch Familie und ihr damit stets willkommen - umso mehr, wenn er auch noch Geschenke mit dabei hat!", gab Callisto Auskunft und der Ianitor beließ es bei einem stumm zustimmenden Nicken in Richtung des Jungen vor der Tür.




    IANITOR - CASA IULIA

    Die Gelegenheit machte die Diebin:




    SERGIA FAUSTA



    Ad Quaestorium Quintum Germanicum Sedulum
    Casa Germanica
    Rom - Italia



    Sergia Germanico Quaestorio s.d.


    Ich schreibe dir, Patron meines Onkels Sergius Agrippa (wenn ich das richtig im Kopf habe), um dir, guter Freund meines Mannes, ein kleines Geschäft vorzuschlagen und zu unterbreiten:


    Du erinnerst dich sicherlich noch an meine Hochzeit mit Marcus Dives von den Iuliern, auf der nicht nur du samt Gattin zugegen warst, sondern auch dein Verwandter Germanicus Aculeo samt Verlobter Quintilia. Dabei wird dir vermutlich nicht entgangen sein, dass die Feierlichkeiten mit einem kleinen Skandal endeten, der im zweisamen Verschwinden besagter Quintilia mit meinem Vetter Helvetius Varus bestand.
    Lass mich dir dazu zunächst versichern, dass ich meinen Vetter bereits getadelt habe ob seines hohen Weinkonsums an jenem Abend! Und so er sich nicht bereits in aller Form für sein Fehlverhalten in deiner Casa entschuldigt hat, bin ich mir sicher, dass er sich bereits den Kopf darüber zerbricht, wie er genau dies in aller Form tun kann.
    Allerdings komme ich auch nicht umhin dir auszuführen, dass die Quintilia bereits seit einiger Zeit einen persönlichen Groll gegen mich hegt (weswegen sie auch ausschließlich als Begleitung deines Verwandten eingeladen war). Ich bin daher fest überzeugt davon, dass SIE es war, die hier die frevelhafte Initiative ergriffen hat und meinen im Freudenrausch befindlichen Vetter gezielt als ihr Opfer erkoren hat, um im Endeffekt MIR zu schaden durch ihren Skandal!


    Zum Geschäft: Es liegt auf der Hand, dass ich kein Interesse daran habe, werter Patron meines Onkels Agrippa und Freund meines Mannes, dass es nach diesem Vorfall zu Anfeindungen zwischen den Germanici auf der einen und den Helvetii, Iulii und/oder Sergii auf der anderen Seite kommt. Daher schlage ich dir Folgendes vor:
    - Du vergibst meinen Vetter sein Verhalten.
    - Du tadelst das Verhalten der Quintilia öffentlich.
    - Du sorgst dafür, dass mir eine kleine Entschädigung zukommt dafür, dass dein Verwandter seine damalige Verlobte nicht im Griff hatte, sodass dieser ganze Skandal überhaupt erst möglich geworden ist. 250 Sesterzen sollten hierzu genügen.


    Im Gegenzug werde ich dafür sorgen, dass auch von Seiten der Helvetier, Iulier und Sergier dieser von der Begleitung des Germanicus Aculeo provozierte Skandal als vergeben und vergessen betrachtet werden wird.
    Ich erwarte deine Antwort zeitnah in der Casa Iulia.


    Vale!


    /images/signet/Siegel_Sergia.png


    Sergia Fausta
    ANTE DIEM III ID AUG DCCCLXIV A.U.C.
    Casa Iulia | Rom | Italia

    [Blockierte Grafik: http://i1294.photobucket.com/a…e/IR/Home/Avas/SWonga.jpg] | Wonga et Callisto |


    "Vergestanden ich habe!", bekräftigte der Nubier der Leibsklavin der Hausherrin in leicht genervtem Tonfall. "Ich sag ja nur: Du kennst meine Herrin ja mittlerweile auch ein bisschen. Und wenn sie sagt, dass sie nicht und unter keinen Umständen für irgendjemanden ohne Termin zu sprechen ist zur Zeit, dann ist das auch so. Du hast ja selbst mitbekommen, dass neulich auch ein Medicus im Haus war..." Wonga rollte mit den Augen. "Ja, aber nicht, dass du das jetzt gleich an die große Glocke hängst, dass sie momentan nicht ganz fit ist. Das geht niemanden außerhalb dieses Hauses etwas an!", belehrte Callisto (aus Angst vor der Peitsche, die ihr zuvor trotz allem angedroht worden war) den Ianitor überaus eindringlich. "Vergestanden ich habe!", war einmal mehr nur die genervte Antwort des Nubiers. Einen Moment lang schaute Callisto den Sklaven noch scharf an; dann.. klopfte es an der Tür.


    Während Wonga also froh über diese Unterbrechung seinem Job nachging, blieb die Perserin wohlweislich erstmal noch im Hintergrund des Ianitors stehen.
    "Gegrüßt an Casa Iulia Caepionis du sein. Was du woll.. willen.. wollst?", erkundigte sich der Kahlkopf in seinem gewohnt schlechten Latein bei dem etwas abgehetzt wirkenden Burschen vor der Tür. Mit forschendem Blick musterte er ihn, während er auf eine Antwort des Jungen wartete....




    IANITOR - CASA IULIA