Beiträge von Sergia Fausta

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    Original von Marcus Decimus Livianus
    Damals hatten Kommandeure und Statthalter noch wirklich recht viel Einfluss, weil sie ohne Rückfragen ihre Leute ernennen, degradieren, selbst befördern und Auszeichnungen vergeben durften.


    Ist nur so ein Gedanke, aber: Jetzt nur mal seit Vala der Legat von Germanien und Secunda ist. Da gibts Beförderungen bis zum Optio. Auszeichnungen bis zu Clipeus, Hasta Pura und irgendwelchen Coronae. Dazu Beförderungen in Ämter der Provinzverwaltung. Und Auszeichnungen bis hin zur Marmorstatue. :)


    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    Man ist aber dadurch trotzdem als Anfragender auch immer eine Art "Bittsteller" und nicht mehr selbst bestimmender Kommandeur bzw. halt nur über 2 Ränge (Miles und Optio).


    Ist natürlich die Frage, wie viel Vala für das alles den Kaiser und seine Kanzlei bitten musste. Da hab ich jetzt aber irgendwie nur einen einzigen Brief gefunden, der vom Legat an den Kaiser und seine Kanzlei ging. In der ganzen Zeit, die Vala schon da oben ist.... ;)


    Ich glaub also nicht, dass man da jetzt unbedingt mehr Freiheiten für die Legaten braucht. Solange die Legaten die Freiheiten, die sie heute schon haben, nicht voll nutzen. (Das meint jetzt nicht Vala, sondern eher seine Vorgänger.) Besonders bei den Ritterposten bin ich außerdem auch skeptisch. Weil zum Ritter wird man ja "von Kaisers Gnaden". Das ist ja sozusagen "sein" Adel. Im Gegensatz zu den Senatoren, die da mehr ne Art "Erbadel" sind. Das fänd ich darum auch etwas komisch, wenn jetzt jemand anders als der Kaiser "seinen" Adel auf irgendwelche Posten befördert. Aber gut. Wer das anders sieht, der kann ja (besonders als Senator *räusper-räusper*) dem Senat eine Änderung vom Codex Militaris vorschlagen. Ist ja schließlich keine sim-off-Spielregel mit den Beförderungen. Sondern ein sim-on-Gesetz. :P

    Ein kleiner, unpersönlicher und unterkühlter Brief hatte mich erreicht. Meine treuste Lebsklavin Callisto brachte nun die große, persönliche und emotional aufgeladene Antwort zum Haus der Decimer.




    SERGIA FAUSTA



    Ad Marcum Decimum Livianum
    Casa Decima Mercator
    Rom - Italia



    Sergia Fausta Decimo Liviano s.d.


    Ich bestätige dir hiermit den Empfang deines Briefes, in dem du mich als deine Klientin entlässt.


    Als deine Klientin, der du mit deinem Namen in den Ritterstand verholfen hast. (Auch wenn du an meiner Erfüllung des Census keinen Anteil hattest.) Als deine Klientin, die für dich das Ius Trium Liberorum beim Kaiser erstritten hat. Als deine Klientin, die dir immer treu war und nie schlecht über dich geredet hat.


    Als deine Klientin, die früher einmal sehr große Stücke auf dich gehalten hat. Als deine Klientin, die niemals gedacht hätte, dass ein Mann wie du soweit sinkt. Seine ihm treue Klientin mit einem unpersönlichen und billigen Brief in den Wind zu schießen.


    Hast du dich nicht getraut, mir persönlich gegenüberzustehen und mir deine Nachricht ins Gesicht zu sagen? Hast du nicht den Anstand, deine Handlung mit auch nur einem einzigen Wort zu begründen? Hast du keine Ehre? Als Senator? Als Mann? Als Decimus? Scha(n)de.


    Es ist eine herbe Enttäuschung. Dich nun in diesem neuen Licht zu sehen. Mit der Respektlosigkeit gegenüber einer treuen Klientin. Der du nicht mal die Chance gibst, zu dem, was dich zu deiner Handlung getrieben hat, selbst Stellung zu nehmen. Wer macht sowas? Ein guter und treuer Patron? Sicher nicht.


    Ein Mann ohne Vertrauen macht sowas. Ein Mann ohne Vertrauen in sich selbst. Ein Mann ohne Vertrauen in seine Urteilskraft. Ein Mann ohne Vertrauen in seine eigenen Entscheidungen. (Wie der Entscheidung, mich zur Klientin zu nehmen.) Ein Mann ohne jedes Vertrauen in mich. Leider.


    Aber wie soll ich jemandem vertrauen, der mir nicht vertraut? Wie soll ich jemandem treu sein, der mir nicht treu sein kann? Wie soll ich jemandem eine Klientin sein, der mir kein Patron sein kann? Decimus, hättest du mich nicht gerade eben als Klientin entlassen. Deine Treulosigkeit und Respektlosigkeit hätten mich heute dazu geführt, dich zu verlassen.


    Du enttäuschst mich. Als Patron. Als Mann. Und als Mensch.
    Leb wohl!


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    Sergia Fausta
    ANTE DIEM VIII ID MAR DCCCLXVIII A.U.C.
    Domus Iulia | Rom | Italia

    /forum/images/avatars/avatar-2767.jpg Ein ganzer Denarius für einen kleinen Becher Posca? Natürlich bezahlte meine Leibsklavin Callisto damit nicht nur für ihren läppischen Becher Posca. Sondern auch dafür, dass zwei Tage später ein verschwiegener Barbier mit zwei Gehilfen in die Domus Iulia kam. Der Barbier kümmerte sich um meine Haare. Einer der Gehilfen kümmerte sich um meine Perücken. Und der andere Gehilfe.. naja.. assistierte dabei. So gut er eben konnte. Eigentlich war er aber nur da, um in einem unbeobachteten Moment eine Nachricht von mir zu bekommen. Die leitete er dann über drei Ecken an meinen lieben Kolchas weiter. Und der war nun unterwegs. In dunkler Nacht. Mit zwei anderen Nimbati. Denn er selbst stand nur noch schmiere, seit er wieder ein Meister des Nebels war. Das Bemalen der Wände delegierte der Nebeltiger. An die beiden Kätzchen, die in der Nahrungskette unter ihm standen.


    Und was war der Thema dieser Aktion? Natürlich! Der Wahlkampf. Reichlich spät. Auf jeden Fall. Aber erst diese Sache in der Casa Sergia. Dann die Prätorianer vor der Domus Iulia. Ich hatte mich informieren müssen. Hatte mir etwas für die Prätorianer einfallen lassen müssen. Hatte sehr, sehr, sehr viel vorsichtiger sein müssen. Dabei, Kontakt zu Kolchas aufzunehmen. Das hatte mich alles Zeit gekostet. Und jetzt lief es eben drauf hinaus, dass diese Nacht-und-Nebel Aktion erst direkt vor dem ersten der beiden Wahltage stattfand. "Seid ihr fertig?", flüsterte der Nebeltiger durch die Nacht. Seine beiden Kätzchen schnurrten bejahend. "Schön. Dann weiter. Wir haben heute Nacht noch jede Menge Farbe an römische Hauswände zu bringen." Sprachs und ging voraus. Seine beiden Kätzchen schlichen ihm hinterher. Hinterlassen hatten sie eine doppelte Anti-Wahlwerbung:




    [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/user/180226/f6oluwgr.png]
    MAGISTER NEBULAE - DIE NIMBATI

    Niemand griff ein. Muta war fix und fertig. Aber sie war da. Hatte die Domus Pontia erreicht. Ein kurzes Klopfen. Ein kurzer Blick vom Türöffner. Dann ließ man sie rein. Ohne großes Tamtam. Denn man kannte sich. Ich schickte meiner Freundin Paula öfter mal Briefe. Gerade jetzt. (Die arme war seit dem Sklavenaufstand verwitwet, weil ihr Mann in dem ganzen Chaos ein Held sein wollte. Am Ende war er tot. Erschlagen. Niedergetrampelt. Was auch immer. Von wem auch immer. Das wusste niemand so genau. Und seitdem lebte Paula wieder in ihrem Elternhaus. Bei ihrem Vater. Die arme.) Muta übergab den Brief persönlich an Paula. Die öffnete ihn. Las ihn. Dann guckte sie komisch und verschwand für ein paar Momente in ihrem Zimmer. Es roch ein bisschen verbrannt, als Paula zurück ins Atrium kam. Dafür war der komische Blick aus ihrem Gesicht verschwunden. Stattdessen lächelte sie. Und gab Muta einen versiegelten Antwortbrief. Die nickte dankbar und machte sich gleich wieder in die Spur.


    Callisto erreichte in der Zwischenzeit genauso ihr Ziel. Weniger verschwitzt. Weniger aus der Puste. Aber auch sie kam an, ohne dass sie von irgendwem aufgehalten wurde. An der Tür vom Anwesen der Poppaeer kannte man ihr Gesicht. Auch wenn ich keinem der Hausbewohner hier regelmäßig schrieb. Meinen Hausadvokaten suchte ich immer persönlich auf, wenn ich etwas von ihm wollte. Nein. Callisto kam hier nur vorbei, wenn ich einen Brief für die Tochter meines Hausadvokaten hatte. Denn Sabinilla war eine Jugend-Freundin aus Alexandria. Und ihr Vater besaß mehrere Handelsschiffe. Ich sparte die Versandgebühren des Cursus Publicus, wenn ich meine Briefe auf seinen Schiffen an Sabinilla verschickte. Und ich konnte mir sicher sein, dass die Briefe ihr Ziel auch immer erreichten. Zuverlässig und diskret. (Das war wichtig bei den manchmal sehr vertraulichen Dingen, über die ich mit ihr schrieb. Zum Beispiel ihre Affäre mit dem Gärtner ihres Mannes.) Zwei Fliegen mit einer Klappe also.


    Anders als Muta kam Callisto ohne einen Antwortbrief wieder aus dem Haus. (Wäre ja auch schwer gewesen, so schnell eine Antwort aus Alexandria zu bekommen.) Und anders als Muta, die auf direktem Weg von der Domus der Pontier zur Domus Iulia zurückging, machte Callisto noch ein paar Umwege. Sie kaufte drei Äpfel auf einem Wochenmarkt für Obst und Gemüse. Eine neue Haarnadel, weil mir in meinem Anwesen bei Misenum irgendwie eine abhanden gekommen war. Einen Roman eines unbedeutenden Autors. (Aber der Titel klang nach einem spannenden Krimi.) Ein neues Duftwässerchen, weil mein altes verbraucht war. Außerdem brauchte ich ein weinrotes Kopftuch, einen marineblauen Gürtel mit Silberapplikationen (kein Gold) und ein neues Paar modischer Sandalen der aktuellen Saison. Achso. Und Spielzeug brauchte ich auch. Nicht viel. Und auch egal was. Hauptsache Spielzeug. (Ich wollte jetzt nichts verschenken. Aber es war immer gut, wenn man trotzdem etwas da hatte. Nur für den Fall der Fälle.) Zwischen den ganzen Einkäufen blieb Callisto nicht viel Zeit für Pausen. Darum machte sie auch nur eine. Ganz kurz. Ein kleiner Becher Posca in einer Taverne. Sie bezahlte mit einem Denarius. Und dann war die Pause auch schon wieder vorbei.


    Nach dieser ausgedehnten Shopping-Tour beeilte sich dann auch Callisto. Sie wollte die Einkäufe in die Domus Iulia bringen, bevor die Dämmerung einsetzte. Sie nahm die schmale Gasse, die zum Seiteneingang führte. Denn von dort musste sie nicht mit den ganzen Einkäufen einmal quer durchs Haus. Vor der Tür fiel einer ihrer Beutel zu Boden. Zwei der Äpfel kullerten aus dem Beutel und die Gasse entlang. Callisto stellte die anderen Beutel neben dem Seiteneingang ab. Dann suchte sie das Pflaster ab. Nach den beiden Äpfeln. Nach dem, was vielleicht sonst noch aus dem Beutel gerollt war. Nach dem versiegelten Brief, den Muta vorhin hier "aus Versehen" verlieren sollte. War er noch da? Oder hatte ihn schon wer anders vor ihr weggefunden?

    Sim-Off:

    Ich bleib einfach mal hier im Thread. Ist bequemer. 8)


    Muta rannte. Wie eine Verfolgte. Denn so fühlte sie sich auch. Verfolgt. Nur kurz hielt sie an. Mal hier. Mal da. Hechelte. Schnappte nach Luft. Und schaute sich immer wieder um dabei. Flüchtig nach links. Hastig nach rechts. Und dann schnell wieder weiter. Weiter bis zum Porticus Liviae. Denn von dort aus war ihr Ziel nicht mehr weit.. Bald schon sah sie es. Das Ziel. Das Haus. Die Domus Pontia. Ein letztes Mal stoppte sie. Schnaufte angestrengt. Sie war völlig aus der Puste. Es war die letzte Chance, sie von ihrem Auftrag abzuhalten. Die letzte Chance, ihren Brief abzufangen. Ein hektischer Blick nach links und rechts. Dann fixierte Muta die Domus der Pontier. Nur noch ein kleines Stück. Ein letztes Stück. Das sollte doch zu schaffen sein.... Oder..?


    Callisto auf der zweiten Route spazierte ihren Weg ganz gelassen. Leichtfüßig. Unbeschwert. Der Haupteingang der Domus Iulia war sichtbar bewacht. Sie wusste also, dass man sie gesehen hatte. Und dass sie jetzt wahrscheinlich verfolgt wurde. Egal ob sie nur Blumen kaufte. (Was sie nicht tat.) Oder sich auf dem Forum über Neuigkeiten informierte. (Was sie tat. Denn es war die Jahreszeit der Wahlkämpfe. Und wo ich jetzt wieder hier war, da wollte ich natürlich auch informiert sein.) Oder einen Brief für mich transportierte. (Was sie vor hatte.) Als sie sich durch das Forum Romanum gekämpft hatte, strebte sie immer weiter in Richtung Lucullische Gärten. Denn dort in der Nähe musste ihr Brief hin. Zum schicken Anwesen vom Ritter Poppaeus Sabinus. Dem Anwalt meines Vertrauens. Meinem Hausadvokat. Callisto sah schon die beiden großen Blumenkübel. Die rechts und links neben dem Eingang. Noch einszwei .. dreivier .. viele Schritte. Wenn nichts mehr dazwischen kam, dann war sie gleich da.


    Da? Da war natürlich auch noch der dritte Brief. Direkt vor dem Seiteneingang zur Domus Iulia. Immer wieder raschelte er leise. Wenn ein Luftzug ihn einen halben Fuß nach links pustete. Und dann wieder einen halben Fuß zurück nach rechts. Denn stärker war er hier nicht. In dieser kleinen Seitengasse. Der "Wind". Hier flog so schnell nichts weg. Wie jeder wusste, der hier wohnte. Und hier mal was verloren hatte. Und später froh war, als es auch nach zwei Stunden nur drei Armlängen weiter geflattert war....

    Es war inzwischen Spätnachmittag. Vor einigen Stunden war ich in dieses Haus zurück gekommen. Jetzt rechnete ich damit, dass mein Mann bald vom Senat nach Hause kam. Denn der war inzwischen auch wieder hier. In Rom. In der Domus Iulia. Ich hatte zwei Sklaven beim Tuscheln erwischt. (Sie fragten sich, wie er reagierte. Darauf, dass ich jetzt wieder da war. Faule, tratschende Plappermäuler!)


    Mein Entschluss stand fest. Ich wollte ihm erstmal aus dem Weg gehen. Darum hatte ich mich zurückgezogen. Raus aus meinem Büro. Das lag ja direkt neben dem Atrium. Da wär ich wie auf dem Präsentierteller gesessen. Also war ich ein Stockwerk nach oben geflüchtet. In unser Cubiculum. Unser gemeinsames. In dem wir aber seit Ewigkeiten nicht mehr gemeinsam geschlafen hatten. Weil Marcus ja lieber unten im Gästezimmer schlief. Als mit mir in einem Raum. Ich saß also vor meinem Spiegel. Meine Nase war kurz davor, einen Abdruck zu hinterlassen auf dem Glas. Kritisch zupfte ich an meiner Perücke herum. Diesem bescheuerten Ding! Denn ich wusste zwar nicht, ob auch andere das sahen. Aber ich sah es. Von so Nahem sah ich es ganz deutlich. Dass das nicht meine Haaren waren. Dass ich nur eine Perücke auf dem Kopf hatte. Elendiger Prätorianer..!

    >> Als erstes verließ Muta die Domus Iulia. Aus dem Seitenausgang. Ein flüchtiger Blick nach links. Ein hastiger Blick nach rechts. Wurde sie beobachtet? Wurde das Haus von irgendwem beschattet? Muta war sich nicht sicher. Sie warf nochmal einen Blick nach links. Und nochmal einen nach rechts. Dann sah sie nach oben zum Himmel, als ob sie den Beistand der Götter herbeisehnte. Tief durchgeatmet. Dann rannte sie ohne Vorwarnung los. Fünf Schritte. Zwölf Schritte. Ruckartig blieb sie stehen und drehte sich um. Vor dem Seiteneingang des Hauses lag einer der versiegelten Briefe. Muta hatte ihn verloren. Ihr Blick ging zu dem Brief in ihrer Hand. Dann zurück zum Brief vor dem Seiteneingang. Und wieder zurück zum Brief in ihrer Hand. Sie fühlte sich beobachtet. Darum fiel die Wahl ganz leicht: Sie rannte mit dem verbliebenen Brief weiter nach Süden.. weiter in Richtung Porticus Liviae.. während der andere Brief erstmal blieb, wo er war. Einsam und verlassen vor dem Seiteneingang der Domus Iulia:



    Ein ganz anderes Bild am Haupteingang der Domus Iulia. Da wo auch die Gäste immer ankamen und anklopften. Während Muta schon längst draußen war und die Hälfte ihrer Fracht verloren hatte und jetzt scheinbar verzweifelt überlegte, wie sie damit umgehen sollte. Da kam hier am Haupteingang Callisto erst aus der Tür getreten. Ganz entspannt. Ohne sich hektisch umzusehen. Ohne irgendein Stoßgebet an die Götter. Aber auch sichtbar mit einem Brief in der Hand. (Den sie natürlich nicht so einfach verlor.) Anders als Muta schlug sie die entgegengesetzte Richtung ein: Nordwesten.. dahin, wo man irgendwann die Lucullischen Gärten erreichte. Wenn sich einem niemand in den Weg stellte.

    In Rom bleiben und auf eine Einladung warten. Nichts leichter als das. Denn nach dem ganzen konnte ich sowieso nicht hier weg. Meine Kontakte. Mein Netzwerk. Das war vor allem hier. In Rom. Im Zentrum der Welt. Ich hatte einige Fragen. Und wollte die passenden Antworten dazu. Da war ich auf jede meiner Ressourcen angewiesen. Jetzt mehr als je zuvor.


    Ich bewegte mich kein Stück, während die Prätorianer ihre Spuren verwischten. Wartete ab, bis sie gingen. Das Valedico konnte sich der Foltermeister sparen. Denn das hier war bestimmt kein Lebewohl. "Auf wiedersehen." Das versprach ich ihm. Das versprach ich mir selbst. Man sah sich immer zweimal im Leben. Heute hatte ich Haare gelassen. Ganz wörtlich. Ein Tag, den ich so schnell bestimmt nicht wieder vergessen würde. Dafür hatte ich mir die Gesichtszüge dieses Prätorianers ja eingeprägt.


    Aber ganz gemach. Denn Geduld war zwar nicht meine Stärke. Aber meine Intrigen waren nicht deshalb so gut, weil ich sie so hastig und überstürzt plante. Nein. An einem guten Netz musste eine Spinne erstmal einige Tage arbeiten. Erst dann konnte sich eine Fliege darin verfangen. Und erst dann riss auch ein dicker, schwarzer Brummer kein Loch. Also ganz gemach. Alles der Reihe nach. Schritt für Schritt: Als die Prätorianer weg waren, suchte ich den Ort, wo sie die Sklaven eingeschlossen hatten. (Denn egal ob ein Sergier hier war oder nicht. So völlig unbewohnt und unbewacht war die Casa ja auch dann nie.) "Du und du, ihr geht auf die Märkte. Ich brauche neue Haare. Lang und in meiner Farbe. Drei Perücken sind besser als zwei." Denn die Blöße gab ich mir bestimmt nicht. Mich jetzt so aus dem Haus zu wagen. "Du und du, ihr kümmert euch um meine richtigen Haare. Ich will, dass ihr rettet, was noch zu retten ist." Ich fühlte mich nämlich noch viel zu jung, um auf Dauer auf eine Perücke angewiesen zu sein. "Und du, Idiot, hörst auf so dämlich zu gucken. Wenn du nicht als Hauptattraktion der nächsten Tierhatz enden willst, dann schrubbst du das Atrium nochmal komplett durch. Ich will diesen.." Besser ich achtete in nächster Zeit erstmal ein bisschen mehr auf meine Wortwahl. "..Schweißgeruch von Soldaten hier aus dem Haus haben." Bis ich meine neuen Perücken nicht hatte, konnte ich dieses verfluchte Haus ja leider noch nicht wieder verlassen. "Außerdem brauche ich ein ordentliches Kleid aus der Domus Iulia. Da muss dann auch gleich meine Rückkehr angekündigt werden. Denn hier bleibe ich keinen Moment länger, als ich unbedingt muss." Ich sah die Erleichterung über diese Ankündigung. Bei fast allen. Aber egal. Was sollte ich mich drüber aufregen? So waren sie wenigstens motiviert, mich schnell wieder los zu sein. Sobald meine Wünsche erfüllt waren.... >>

    >> Am Ende musste ich eine ganze Nacht in der Casa Sergia verbringen. Erst dann war alles dafür bereit, dass ich ohne äußerlich sichtbare Spuren von Entführung und Verhör (mit meiner neuen Perücke auf dem Kopf) in die Domus Iulia zurück konnte. Dort rauschte ich als erstes dann durchs Atrium und ab in mein Büro. Meine Leibsklavin Callisto platzierte ich vor der Tür. Die Ansage war klar: Die Hausherrin war wieder da. Und die Hausherrin sagte, dass kein Sklave dieses Hauses ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auch nur einen Blick in mein Büro werfen durfte. Geschweige denn es unerlaubt betreten. (Ich war in meinem eigenen Anwesen überfallen worden. Klar, dass ich jetzt erstmal extrem misstrauisch war. Gegenüber jedem.)


    Es dauerte mehrere Stunden. Mehrere Stunden, die ich mich ganz allein in meinem Büro eingeschlossen hatte. Callisto vor der Tür. Ich auf der anderen Seite. Bis ich wusste, was als nächstes zu tun war. Und dann fing ich an, zu handeln: Ein Brief. Noch ein Brief. Ein dritter Brief. Alle selbst geschrieben. Nicht diktiert. Alle auf gutem Papyrus geschrieben. Nicht nur in eine Wachstafel geritzt. Alle schön zusammengefaltet. Und dann mit etwas Wachs und dem sergischen Siegel vor neugierigen Blicken geschützt. Erst als ich damit bei allen drei Briefen fertig war, entriegelte ich die Tür. Holte Callisto und noch eine andere treue Sklavin zu mir. (Ich nannte sie Muta. Also die zweite Sklavin. Weil sie nie was sagte. Als ob sie stumm war.) Die beiden kamen rein. Die Tür hinter ihnen ging zu.


    Dann bekam Muta zwei der drei Briefe von mir in die Hand gedrückt. Dazu flüsterte ich ihr noch ein paar Anweisungen ins Ohr. Dann sah ich sie an. Und sie nickte. Danach bekam Callisto den dritten Brief. Und dazu ebenfalls ein paar Anweisungen eingeflüstert. Auch sie nickte. "Dann auf, auf!" Ich zeigte zur Tür und die beiden Sklavinnen verschwanden aus meinen Augen. Phase 1 Schritt 1 meines "ultorischen" Plans war angelaufen.... >>

    Ich sah diesen Prätorianer nur an. Sagte nichts. Prägte mir nur ganz genau seine Gesichtszüge ein. Sein heute so heiteres Lachen. Dabei war mir völlig klar, was er von mir dachte. Er dachte: Nützliche Kleine, die in ihrem Leben alles geschenkt bekommen hatte (ganz anders als er, der bestimmt immer sehr, sehr arm dran gewesen war und ganz, ganz hart für alles kämpfen musste). Von meinen Titeln dachte er, sie wären mir mitsamt dem Ritterring in die Wiege gelegt worden. Und meine Arroganz kam einfach daher, dass ich schon als junges Mädchen eine völlig verzogene Göre war. Dass ich selbst aber fast nichts von meinem Vater geerbt hatte.. keinen Ritterring.. kein Land.. keine Ämter oder Titel; und dass ich auch selbst (als Frau in einer von Männern dominierten Welt) immer viel mehr leisten musste als meine männlichen Pendants, nur um dann trotzdem hinter ihnen zurückzustehen. Das konnte er als Mann wahrscheinlich nicht mal verstehen, wenn ich es ihm erklärte. Und dass ich mich mit meinen Titeln schmückte, nicht weil ich überheblich war, sondern weil ich mir den damit verbundenen Respekt selbst hart verdient hatte, das überforderte einen Soldaten vermutlich ebenfalls.


    Der Prätorianer wollte eine Zusammenarbeit? Er sollte seine Zusammenarbeit kriegen. Doch er sollte auch arg aufpassen, dass er sich dabei nicht selbst verlor. Und unterging in seinem kleinen Machtrausch. Denn hier und heute war ich nicht in der Position, etwas gegen seine respektlose Art zu sagen. Aber ihm sollte klar sein: Ich war nicht mal meinem eigenen Mann gegenüber loyal, weil er mich nicht ausreichend respektierte. Und das, obwohl ich ihn trotz seiner.. Art doch irgendwie.. liebte? (Wollte traf es vielleicht eher.) Unterm Strich: Ich war keine Sklavin. Kein Eigentum. Nicht der Prätorianer. Nicht von irgendwem sonst. Denn ich hatte von Natur aus eine große Klappe. Widersprach. Diskutierte. Stritt. Da hatte ich mich selbst vor dem Kaiser nicht immer ganz im Griff gehabt. (Der hatte bestimmt ein..zwei ergraute Härchen, die nur auf mich zurückgingen.) Zusammenarbeiten war also kein Problem. Nicht zusammenarbeiten und nur Befehle entgegennehmen konnte ich auch. Mindestens temporär. Aber loyal? Das war ich nur gegen Respekt.


    Ich hörte mir genau an, welche Regeln der Prätorianer aufstellte. Was ich alles tun würde. Was ich alles nicht tun würde. Wie er sich vorstellte, dass ich als seine Marionette funktionierte. "Natürlich." Ich hatte dem Kaiser widersprochen. Hatte mehrfach sehr anstrengend mit ihm diskutiert. Hatte eine seit Jahren offen schwelende Fehde mit einem der Prätorianerpräfekten bis heute gut überstanden. (Und auch für diese Entführung und dieses Verhör hatte ich ihn ja eben von der Liste der verdächtigen Strippenzieher gestrichen.) "Ich habe verstanden."

    Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Es sagt jedenfalls viel über eine Factio (und die Person dahinter) aus, wenn es für sie, die im Schnitt auf dem zweiten Platz im Gesamtranking steht, ein Weltuntergang ist, wenn ein sechzehnjähriger Fahrer, der vorher noch niemals gestartet ist, zweimal hintereinander und außer Konkurrenz starten darf.


    Heißt: Nur weil die Weißen so gute Fahrer haben und die Grünen nicht, dürfen sie sich nicht beschweren? Wenn in nem Rennen der Veranstalter so offen einen Rennstall bevorteilt? Das leuchtet mir nicht ein. Absolut nicht. Sorry.


    Zitat

    Original von Quintilia Pina
    Es sollte wieder Gerechtigkeit eintreten und einige Leute gebremst werden.


    Das seh ich ganz genauso. 8) Wenn du mir jetzt nur noch verrätst, wo da die von dir geforderte Gerechtigkeit ist, wenn ein Rennstall seine Fahrer zweimal präsentieren darf und alle andren nur einmal? Und warum es verboten sein soll, sich sim-on (dieses off-Thema hier hat nicht Atticus gestartet) mit der eignen ID drüber aufzuregen? Wenn etwas so im Argen liegt?


    Und große Seilschaft.. hm. Kann sein. Oder vielleicht ist Atticus auch einfach nicht der einzige, der die Ungerechtigkeit bemerkt hat. Und nicht gut findet. Sim-on. Und vielleicht auch sim-off. *just thinking*

    Außer Konkurrenz spielt ja die Rolle nicht. ;)


    Was steht weiter oben bei Antias und Massa? Fahrer wollten vor allem fahren. Sich ihren Fans zeigen. Die Chance zum Sieg haben. Und während wirklich alle anderen Rennställe nur einmal die Chance haben, sich in Vorläufen zu präsentieren. Da sollen die Grünen zweimal sich dem Volk zeigen dürfen? Außer Konkurrenz, sicher. Und trotzdem zweimal. Zweimal mit jubelnden Fans. Zweimal mit Chance auf Sieg. Zweimal.


    Ist das fair? Ist das neutral? Oder doch eher parteiisch?

    Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Info: Jener grüne Fahrer musste erst einmal darum kämpfen, überhaupt starten zu dürfen, nachdem durch den Protest der Weißen seine Aufstellung hinfällig wurde.


    Ergänzung: ..kämpfen, überhaupt ein zweites Mal starten zu dürfen.. ;)

    Keine Ahnung, ob das irgendwo ausgespielt wurde. Und falls ja wo. Musst du wen fragen, der da mehr drin hängt in den ganzen Wagenrennen. 8)


    Aber das ist ja auch mein Punkt: Wenn nix ausgespielt wurde, dann können die Weißen das ja selbst entscheiden. Was ihre Fahrer vertraglich dürfen und was nicht. Wie eigenständig sie sind. Ob sie ein Rennen auch einfach absagen dürfen, wenn ihnen die Bedingungen dazu nicht passen. Das kannst du ihnen dann nicht zum Vorwurf machen. ;)

    Zitat

    Original von Appius Decimus Massa
    Seit wann entscheiden die Fahrer selber, ob sie antreten oder nicht? Obliegt das nicht dem Chef oder Stellvertreter der Factio? Die Fahrer waren Sklaven und standen bei den Factionen unter Vertrag.


    Soweit ich das lese, haben die Fahrer einfach so entschieden, das sie nicht antreten.


    Kennst die Verträge der weißen Fahrer? Vielleicht haben die sich das ja so ausgehandelt. :D Genauso wie der eine grüne Fahrer nebenbei noch den Laufburschen mimt, statt sich auf das Rennen vorzubereiten. (Wo er ja jetzt auch letzter geworden ist, gell? :P)

    Ich erwartete, dass es jeden Moment vorbei war. Aus. Schwarz. Tot. Aber es passierte.. nichts. Nichts passierte. Es dauerte einen Moment, bis die Worte des Prätorianers auch bis in mein Bewusstsein vordrangen. Ich hätte eine Wahl. Als das bei mir ankam, zogen sich meine Brauen etwas zusammen. Eine Wahl? Hatte ich die? Und vor allem: Worin sollte die bestehen? Auch das erklärte mir der Prätorianer. Zusammenarbeit oder Tod. Es verging ein weiterer Moment, bis auch das ganz bei mir angekommen war. Er wollte meine Kontakte bei den Nimbati. Oder meinen Tod. Ich schlug meine Augen auf. Meine Brauen waren immer noch zusammen gezogen. Fokus!


    Dieser.. Präfekt hatte mich in der Hand. Auf dem Servierteller. Zwei falsche Zeugen hatten "gestanden", dass ich etwas mit diesem Sklavenaufstand zu tun hätte. Dazu unsere persönliche Fehde über meinen Marcus. Ich hätte noch verstanden, wenn er sich dieses "Schauspiel" nicht entgehen lassen wollte. Hätte verstanden, wenn er jetzt aus irgendeinem Nebenzimmer gekommen wäre, um meinen Tod live mit anzusehen. Aber nie.. niemals bot er mir nach allem, was zwischen uns stand, irgendeine Art der Zusammenarbeit an! Nie! Völlig ausgeschlossen. Absolut. Und das hieß: Ich war hier komplett auf dem Holzweg gewesen. Die ganze Zeit. Nicht der Kaiser steckte hinter meiner Entführung und diesem Verhör. Und auch nicht dieser Decimus steckte dahinter. Blieben entweder der zweite Präfekt. (Aber warum? Den kannte ich ja nicht mal richtig. Geschweige denn, dass ich je was mit dem zu schaffen gehabt hatte.) Oder jemand, den ich gerade absolut nicht auf dem Schirm hatte....


    Aber darum musste ich mich später kümmern. Jetzt war erstmal etwas anderes viel wichtiger. Damit es überhaupt noch ein Später für mich gab. "Ich.." musste mich erstmal räuspern. "Ich habe Rom schon immer treu gedient. Rom und dem Kaiser. Mehr als viele andere. Als Prokuratorin auf dem Palatin. Als Prokuratorin in der Annona. Als Postpräfektin und davor Stationaria im Cursus Publicus von Italia." Ein gutes Stichwort. "Ich habe also auch den Prätorianern schon einmal treu gedient. Ziemlich lange sogar." Denn: Der Cursus Publicus unterstand in den Provinzen dem jeweiligen Statthalter. In Italia unterstand er den Prätorianern. Seit dem Usurpator. Und erst nach seinem Tod war ich ja überhaupt hier in Italia angekommen. Ich hatte also wirklich schon einmal.. indirekt.. für die Schwarzröcke gearbeitet. "Wenn das endlich beweist, dass ich unschuldig bin, dann.. will ich sehr gerne wieder mit euch zusammenarbeiten." Denn sicherlich: Auch eine reichliche Entlohnung war nett. Da sagte ich nicht nein. Viel wichtiger als das waren aber: 1. Mein Leben. 2. Meine Unschuld. Und 3. Die Möglichkeiten, die sich aus so einer Zusammenarbeit für mich ergaben. Denn das waren einige. Das wusste ich sofort. Ohne langes Überlegen. "Nicht als Postpräfektin natürlich.." Das war mir klar. Und das hatte der Prätorianer auch sicher nicht so gemeint. Ganz sicher.

    Ein freundliches Hallo zurück. :)


    Ich geb dir da ganz recht: Wenn große Stars wie Taylor Swift und Katy Perry irgendwie "Beef" miteinander haben, dann tragen sie den im Arenasand aus. Dann gibts "Bad Blood" und "Swish Swish" zu hören. ABER: Schreiben die auch nen Song, wenn sie Ärger mit nem Konzertveranstalter haben? Ich glaub nicht. Ich glaub, dann sagen die ihre Teilnahme eben einfach ab. Gibt ne Pressemitteilung mit den Gründen. Die Fans sind vielleicht kurz traurig. Aber zum nächsten Konzert (bei nem andren Veranstalter) ist das Stadion wieder voll. :P


    Anders gesagt: Lies mal nochmal nach. Ob der Ärger wirklich zwischen Factio grün und Factio weiß war. (Dann hätten die gegeneinander fahren können, um das zu lösen.) Oder ob der Ärger zwischen Veranstalter und Factio weiß war. (Solange der Veranstalter nicht einen auf Nero macht und selbst fährt, kann das Problem dann nämlich auch nicht einfach durch ein Rennen gelöst werden.) ;)

    Ich konnte nur ganz leicht den Kopf schütteln. Erschöpft von dieser Befragung. Erschöpft von diesem Foltermeister der Prätorianer. Erschöpft von dieser ganzen Farce. Denn war es nicht interessant, dass mein Wissen genauer sprudelte, wenn er mich auf entsprechende Verbindungen hinwies. Oh, ja! Das war es. Interessant. Dass ich nicht gleich wusste, wer diese Sklavin Varia war. Die mir nicht gehörte. Und die mich also noch weniger interessierte als meine eigenen Sklaven. Interessant. Auch dass mir mehr zu meinen Vettern einfiel, wenn man mich auch ein bisschen spezifischer nach ihnen fragte. Ganz interessant. Erinnerte mich fast ein bisschen an eines der Kindermädchen, das früher in Alexandria mal auf mich aufgepasst hatte. Während mein Vater ausging. Ich war noch etwas jünger. Aber ihr schrecklich sympathisches Gesicht sah ich immer noch genau vor mir: "Du bist also die kleine Sergia. Dann erzähl doch mal was über dich." - "Was soll ich denn erzählen?" - "Ich weiß nicht. Etwas über dich." - "Mir fällt nichts ein." - "Dir wird doch wohl irgendetwas einfallen. Irgendwas." - "Nö." Ja. Dazu ihr debiles Grinsen und ihre übertriebene Freundlichkeit. Wir haben uns sofort verstanden. Blendend. (Sie hat nie wieder auf mich aufgepasst.) Dieser Prätorianer hier war genauso. Nur in unfreundlich.


    Erschöpfend war es trotzdem. Diese Art. Und überhaupt. Einfach alles. So erschöpfend, dass ich nicht die Energie hatte, so aufmüpfig zu sein wie "die kleine Sergia". Selbst wenn ich wollte. Fast ein Glück, dass ich (unter diesen Umständen hier) aber auch gar nicht aufmüpfig sein wollte. Ich wollte kooperieren. Um diese Situation hier möglichst schnell hinter mich zu bringen. Dann wollte ich mich erholen. Und dann. Dann.. Die Stimme des Prätorianers unterbrach meinen Gedanken. Es war ihm egal. Das sagte er. Egal, ob mir etwas angehängt wurde oder ob es wirklich so passierte. Das sagte er. Ich schluchzte. Aber mittlerweile war mir eins klargeworden: Ich saß hier nicht in irgendeiner Zelle. Ich war nicht in den Castra Praetoria. Ich stand also noch lange nicht fest als Hochverräterin. (Die ich ja auch wirklich nicht war.) Hieß: Ganz egal konnte es nicht sein, was ich zu sagen hatte. Und was wirklich passierte und was mir nur angehängt wurde. (Darauf hundertprozentig verlassen wollte ich mich aber nicht. Nur um mir selbst immer wieder Mut und Kraft zum Durchhalten zu geben. Dafür reichte es.)


    Das Verhör ging weiter. Jetzt betrieb ich also irgendeine Organisation. Ich sah hoch zu dem Prätorianer. Mein Gesicht glänzte noch hier und da von den Tränen. Und meine Mimik wollte ihm nur sagen: "Hä?" Ganz ehrlich. Denn: Tatsache, dass ich nicht eine Organisation betrieb. Eigentlich waren es zwei! Erst hatte ich mir mein eigenes kleines Netzwerk aufgebaut: Meine Imkerei produzierte neben dem normalen auch kleine Mengen "Pontischen Honig". Den Fischern meiner Fischerei ging auch manchmal ein giftiger Fisch ins Netz. (Und sie ließen ihn nicht wieder frei.) Und dass die Kräuter und Gewürze meiner anderen beiden Betriebe ebenfalls nicht alle ausnahmslos gut waren, konnte man sich dann vielleicht schon denken. Natürlich verkaufte ich diese mal etwas mehr und mal etwas weniger giftigen Dinge nicht auf dem freien Markt an jeden. Aber unter der Hand.. für den richtigen Preis.. wenn man wusste, wen man für sowas am besten kontaktierte..? (Denn dass ich das nicht persönlich verkaufte, war ja mal klar.) Das war meine erste kleine Organisation. Das Geschäft der Fausta Ultrix. Und das Tor zu meinem zweiten "Standbein":


    Die Nimbati. Sie waren eine richtige Organisation. Ein echter Verein sogar. Zugelassen und genehmigt von der Kanzlei des Kaisers! (Wahrscheinlicher, dass der Prätorianer also die meinte.) Offiziell ein rechtschaffener Schuppen. Denn sonst wäre er ja auch schon längst von oben verboten und aufgelöst worden. So wie die Societas Pompeiana zum Beispiel. Darum war es auch völlig Quatsch, was da manche Leute manchmal ohne jeden Beweis behaupteten. Denn nur weil halt rein zufällig vielleicht (das war nicht bewiesen!) ein Hehler in Rom und ein Vergewaltiger (ich wurde über sowas natürlich informiert) irgendwo in den Germaniae dem Verein angehörten, war ja noch lange der Verein nicht schlecht. Oder waren auch alle Senatoren Cäsarenmörder, nur weil eine kleine Gruppe den Caesar erdolcht hatte? Und was war mit einem Catilina? Auch ein Senator. Und jemand, den man zum Hochverräter abgestempelt hatte. Am Ende: Schlimme, tragische Einzelfälle, die aber den Senat noch lange nicht zu einem kriminellen Verein machten. Genau wie bei den Nimbati. Egal, was irgendwelche vereinzelten Verleumder behaupteten.


    Ich hatte mich also festgelegt. Es waren die Nimbati, von denen der Prätorianer da redete. Dass er zwischendurch zum x-ten Mal von diesen Christianern anfing, überhörte ich. Denn ich hatte ihm jetzt schon mehrfach gesagt, dass ich nichts mit dieser Sekte zu tun hatte. Ich hatte ihm sogar angeboten, dem höchsten römischen Schwurgott zu opfern, um ihm das zu beweisen. Wenn er mir das nicht glaubte.. nicht glauben wollte.. dann half jetzt auch eine x-te Beteuerung nichts, dass ich keine Christianerin war. Insofern. Ließ ich ihn einfach weiter reden. (Irgendwann fehlte mir auch einfach die Kraft, den falschen Behauptungen ständig zu widersprechen.) Ich senkte meinen Blick und ließ den Kopf hängen, als er erst mein Leben bedrohte und dann auch wieder meine Kinder ins Spiel brachte. Denn was mehr konnte ich tun? Was mehr, als ihm den größten Teil (alles wirklich Relevante) über die Personen zu erzählen, nach denen er mich gefragt hatte? Was mehr, als ihm damit zu zeigen, dass keiner von uns einen Nutzen aus diesem Aufstand hatte? Was mehr, als ihm den Beweis dafür zu liefern, dass ich keine Christianerin war? (Dass ich als nicht Christianerin natürlich auch keinen Christianer-Verein führte, war für mich so trivial. Ich kam nicht mal auf die Idee, ihm das jetzt auch noch vorzukauen.) Ich klammerte mich an die Hoffnung, dass ich trotz der vielen Drohungen und Drohgebärden nicht hier wäre.. in der Casa Sergia.. wenn man wirklich von meiner Schuld überzeugt wäre. Wenn man mich für diesen Hochverrat, den ich nicht begangen hatte, töten wollte.


    Mein Puls schoss in die Höhe und die Erschöpfung war für einen winzigen Moment wie weggeblasen, als ich aus den Augenwinkeln plötzlich diese Klinge auf mich zukommen sah. Tausende Dinge schossen mir durch den Kopf. Gleichzeitig. Durcheinander. Völlig chaotisch. Ich wusste, dass ich etwas sagen wollte. Meine Lippen öffneten sich und waren bereit. Aber mir fehlten die Worte. Ich wusste nicht, was ich sagen wollte. Was ich sagen konnte, um mich noch zu retten. Denn ich hatte doch wirklich alles versucht. Oder nicht? Und die Ironie war ja: Ich war wirklich unschuldig. Was hatte ich nicht alles schon getan? Ich hatte Leben auf dem Gewissen! Aber ich war immer irgendwie davongekommen. Bis jetzt. Wo ich mal nichts getan hatte. Mal wirklich unschuldig war. (Ich sollte scheints darüber nachdenken, wieder häufiger an etwas Schuld zu sein.. wenn ich denn nochmal die Gelegenheit dazu bekam.) Ich hielt die Luft an und schluckte.. während ich die Klinge auf meinem Kopf spürte. Jetzt bloß keine falsche Bewegung machen.... Und dann passierte es doch: Ich spürte einen Ruck. Einen ziehenden Schmerz. Hörte, wie die Klinge schnitt. Und fühlte die luftige Kälte an meinem Hinterkopf. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich geradeaus. Mein Mund stand noch offen vom ziehenden Schmerz. Ein Schmerz, der jetzt nicht mehr da war. Weil mein Haar dort nicht mehr da war. Mein Haar. Das Haar. Mehr noch als in 2000 Jahren ein Statussymbol für Männer und Frauen gleichermaßen. Vor allem in der Oberschicht. Zu der ich ja immer noch gehörte. Aber mein Haar an dieser Stelle war weg. Mein Haar. Mein Status innerhalb der Oberschicht. Der Prätorianer hatte ihn mir gerade genommen. Ich war tot.


    Ja. Genau das war ich: Tot. Meines Status beraubt. Am Boden. Gesellschaftlich.. ja.. tot. Ein anderes Wort dafür gab es nicht. Ich fühlte das spitze Metall in meinem Nacken. Doch ich hatte keine Angst. Ich fing nicht an zu flehen. Ich bettelte nicht um mein Leben. Denn ich war tot. Und Tote bettelten nicht um ihr Leben. Ich schon gar nicht. Denn auch wenn er mir mein Leben nahm. Ich war eine Sergia. Sergia Fausta. Durch meine Venen floss das patrizische Blut meiner Ahnen, die bis zum sagenhaften Sergestus zurückreichten. Und wenn ich starb.. ich schloss Mund und Augen.. dann starb ich mit Würde. Eine einzelne Träne löste sich und kullerte meine Wange hinunter. Es war nach all den künstlichen die erste echte Träne, die ich vergoss. Denn wer bedauerte es nicht? Das Ende des Lebens....



    ....



    Ich hatte mit meinem Leben abgeschlossen. Damit dass ein eifersüchtiger, hasszerfressener Decimer mit abartigen, perversen Neigungen mich am Ende doch besiegt hatte. Nicht fair. (Denn ich war ja völlig unschuldig in dieser ganzen Geschichte.) Aber besiegt. Und fair.. wer spielte schon fair? Ich jedenfalls nicht. Es war vielleicht nur eine kleine Genugtuung. Aber er würde damit leben müssen. Dass er mich fair nicht schlagen konnte. Dafür spielte ich mein Spiel mittlerweile zu gut. Nein. Er konnte nur dreckig gegen mich gewinnen. Indem er mir einen Aufstand andichtete. Einen Aufstand von Sklaven. Einen Aufstand hinter dem vielleicht doch kein Politiker steckte? Sondern nur ein hasszerfressener Präfekt der Prätorianer, der von Beginn an nur dieses eine Ziel verfolgte: Mich loszuwerden? Glauben wollte ich es eigentlich nicht. Allerdings: So eine große Intrige.. das sprach schon eher für einen weibischen Charakter. Also durchaus im Bereich des Möglichen.


    Meine Augen waren noch immer geschlossen, als eine Stimme in mein Ohr flüsterte. Den Namen des Mannes, der für meinen Tod verantwortlich sein würde. Meine Lippen öffneten sich. "Serapio.." Ich hatte ihn nie so genannt. Den Decimus. Decimus Serapio. Meinen Mörder.

    Ich ließ die Demütigungen über mich ergehen. Die Ohrfeige. Den fremden Speichel in meinem Gesicht. Denn das alles.. es gehörte dazu. Es gehörte zu der Rolle. Der Rolle, die ich hier zu spielen gezwungen war. Ich war keine stolze Römerin. Eine Ritterin. Die Frau eines Senators. Nein. Nein, zur Zeit war ich nicht stark. Ich war schwach. Ich war, was ich nie sein wollte. Ein Opfer. - Aber auch ein Opfer prägte sich ein. Merkte sich. Erinnerte sich später. Und dann, später, wenn ich meine Rolle abgelegt hätte.... Man sah sich ja immer zweimal im Leben.


    Bis es irgendwann soweit war, musste ich aber erstmal durch dieses Verhör kommen. Durfte nicht aus meiner Rolle fallen. Musste weiter sein, was ich zutiefst verachtete. Ein Opfer. "Ich gestehe! Ja, ich war umtriebig." Ich stellte mir vor, wie enttäuscht mein Vater von mir wäre, wenn er das hier miterleben würde. Weitere Tränen bahnten sich ihren Weg. Ich schluchzte ein paar mal. Dabei hörte ich mir an, wie der Folterer thematisch zu den Helvetiern überging. Und wie er mir zwischen den Zeilen auch eine Affäre mit Commodus unterstellte. Aber solange er nur Andeutungen machte, beschloss ich, dass der Ausnahmezustand, in dem sich meine Opferrolle befand, zu groß war. Diese Andeutungen gingen an mir vorbei.


    "Commodus?" Ich tat überrascht. "Natürlich kannte ich ihn sehr gut.." Erst als ich diese Wortwahl des Prätorianers wiederholte, da stutzte ich. "..kenne ich ihn sehr gut." Er lebte doch noch. Oder? "Ich habe eine sehr enge Beziehung" Absicht, dass ich genau das Wort wählte. "zu ihm aufgebaut, als ich nach dem Tod meines Vaters aus Alexandria nach Italia gekommen bin." Ich schluchzte nochmal. Dann erinnerte ich mich, dass ich schon eben gefragt wurde, was ich über Commodus und Varus wusste. Also holte ich einfach mal ein bisschen aus. "Damals bin ich in Ostia in der Casa Helvetia untergekommen. Mein Vetter Helvetius Ocella hat mich damals empfangen. Und er hat sogar extra für mich eine kleine Familienfeier veranstaltet. Eine Familienfeier, bei der ich eben auch meine beiden Vetter Commodus und Varus kennengelernt hab. Später bin ich dann natürlich weiter nach Rom gereist. Zu meinen sergischen Verwandten. Helvetius Ocella ist in Ostia geblieben. Aber meine beiden Vetter Commodus und Varus lebten auch hier in Rom. Die hab ich also häufiger noch gesehen. Dabei ist mir besonders mein Vetter Commodus sehr ans Herz gewachsen. Mein Lieblingsvetter." Ich ging natürlich stark davon aus, dass ein großer Teil dieser Geschichte nicht neu war. Besonders meine Verwandtschaft mit den Helvetiern (meine Mutter war ja bekanntlich eine Helvetia) stand sicherlich in jedem einzelnen Prätorianerbericht über mich. Mehrfach. Oder? Denn unter diesem Präfekten dienten ja keine Schlampersäcke, die so ein wichtiges Detail einfach übersahen. Richtig?


    Wieder ein kleines Schluchzen. "Natürlich war ich dann auch häufiger bei meinen Vettern mal zu Besuch. Genauso wie ich auch meinen Onkel Modestus besucht hab. Später. Als er sich von seinen Kriegsverletzungen erholt hatte und wieder hierher in die Urbs in die Casa Annaea gezogen ist." Sicherlich nichts, was man mir objektiv vorwerfen konnte. Dass ich häufiger mal meine Verwandten besuchte. (Wären die Helvetier keine Verwandten. Und stünde davon auch nichts in irgendeinem Prätorianerbericht. Dann.... Aber als wenn ausgerechnet den Prätorianern diese Verbindung durch die Lappen gerutscht wäre. Richtig?) "Ich hab mich dann irgendwann mit Marcus Dives von den Iuliern verlobt. Und da muss es gewesen sein, dass der Senator Helvetius Geminus gestorben ist. Der Senator, dem das Grundstück gehört hat, was jetzt mir gehört.", ging ich dann auf die Frage nach dem Land ein. (Wie Commodus mir das Land beschafft hatte?? Der Prätorianer schien wirklich nicht zu wissen, wie es gewesen war.) "Marcus war dann nämlich Vigintivir, als mein Vetter Commodus nach Misenum gefahren ist, um da alles Nötige zu regeln. Und dabei hätte er fast die Frist verschlafen, um als Enkel des Senators dessen Erbe auch offiziell anzunehmen. Da hab ich mich dann natürlich eingemischt und einen Deal zwischen meinem Verlobten und meinem Lieblingsvetter vermittelt. Und zum Dank dafür hab ich das Anwesen bei Misenum bekommen. Während Commodus die anderen Ländereien seines Großvaters selbst behalten hat." Bei so viel zu erzählen, trockneten meine Tränen langsam. Aber solange ich nicht angeblafft wurde, war das bestimmt auch okay für meine Rolle. Außerdem wollte ja bestimmt auch der Prätorianer, dass meine Rolle redete. Und er nicht vor lauter Tränen und Schluchzen kein Wort mehr verstand.


    Ich schluchzte trotzdem nochmal. So ganz wenig. Wie man eben noch so ein kleines bisschen schluchzte, wenn das große Heulen vorbei war und man sich langsam wieder beruhigte. "Was ich sonst noch von den Aktivitäten meiner Vettern mitbekommen hab.. ähm.." Ich überlegte kurz. "Dass sie genauso verrückt nach der Factio Praesina sind, wie mein Mann nach der Veneta. Mein Vetter Varus ist sogar irgendwie der stellvertretende Chef bei den Grünen geworden, glaub ich." Ich selbst interessierte mich für dieses stumpfe im-Kreis-Gefahre leider absolut nicht. Deswegen konnte ich viel mehr dazu auch nicht sagen. "Das "sogar" sag ich deswegen, weil.. Varus hat sich irgendwann immer mehr zurückgezogen. Hat lieber einen Winzer auf dem Land gespielt, als der Familie und dem Staat zu dienen. Bevor ich als Prokuratorin an die Kanzlei gekommen bin, hat ihn mein Vorgänger noch in den Ritterstand erhoben. Aber auch das hat ihn nicht wieder zurückgeholt. Wie man sieht." Nochmal ein trockenes Schluchzen. "Commodus und ich haben mehr als nur einmal darüber geredet. Und das letzte, was er da so über unseren Vetter gesagt hat, war sowas wie.. Varus weiter zu helfen und zu unterstützen, lohnt die wertvolle Zeit nicht." Im Klartext: Das letzte Bild, das ich von meinen beiden Vettern Commodus und Varus hatte, war das.. dass sie einander egal waren. Der eine träumte seinen Traum vom bäuerlichen Winzerleben. Der andere konnte damit genauso wenig anfangen wie ich.


    Ja. "Aber auch zu Commodus hab ich irgendwann den Kontakt verloren. Das ging los.... Eigentlich fing alles mit diesem Duccius an." Ich weigte mich, ihn einen Konsular zu nennen. "Denn Commodus fand es eine tolle Idee, sein Tirocinium Fori bei dem zu machen. Er als Enkel eines Senators. Bei einem Germanen." Ich musste mich stark zusammenreißen. Meine Rolle war die Opferrolle. Und Opfer blickten nicht abwertend auf die Entscheidungen von anderen. Also spulte ich einfach den Teil eher etwas monoton ab. Wie eine Aufzählung. Eine Aufzählung von Fakten. "Darüber haben wir uns mehrmals gestritten. Commodus und ich. Besonders als Commodus sich zum Vigintivirat beworben hatte. Denn da war der Duccius Vorsitzender im Senat und hat die Wahlen aussetzen lassen. Und hat damit alle Pläne von Commodus über den Haufen geworfen. Und trotzdem hat mein Vetter ihn immer wieder verteidigt. Das hab ich einfach nicht verstanden. Bis heute nicht." Absicht, dass ich ihn jetzt in meiner Erzählung nicht mehr als Lieblingsvetter betitelte. Denn den Konflikt hatten wir nie aus der Welt geschafft. Nur aus unserem Blickfeld verbannt. Da war er aber trotzdem noch. Unsichtbar zwischen uns. Bis heute. "Er hat mich trotzdem noch mal in Misenum besucht. Weil er sehen wollte, was ich aus dem Anwesen seines Großvaters gemacht hatte. Aber danach haben auch wir uns dann aus den Augen verloren. Das letzte, was ich gehört habe.. dass er irgendwann doch noch zum Vigintivir vereidigt wurde." Ein kleines bisschen Enttäuschung war in meinen Worten. Denn eigentlich mochte ich Commodus sehr. Aber der Duccius.. mein Sohn.. mein jetzt Ehe-Mann.. Das waren einfach ein..zwei Dinge zu viel. Da müsste er erst wieder was gutmachen. Früher kriegte er seinen Status als mein Lieblingsvetter nicht zurück.


    Varus abgehakt. Commodus abgehakt. Varia. "Ähm.. Wenn diese Varia eine Amazone ist, dann kann es sein, dass ich sie doch kenne.", gab ich ehrlich zu. "Nach meiner Hochzeit war Commodus bei Marcus und mir zu Besuch.. und war ganz stolz darauf, dass er so eine halb nackte Frau als Leibwächterin hatte. Zuerst dachte ich, dass er sie uns irgendwie schenken wollte. Es hat sich aber zum Glück herausgestellt, dass er sie einfach nur präsentieren wollte. Weil er es anscheinend toll fand. Sein Tirocinium Fori bei einem Germanen. Eine Amazone als Leibwächterin." Ich machte eine Geste mit der Hand. Der Prätorianer konnte sich ja bestimmt denken, was ich meinte. (Und dass ich selbst diese Amazone genauso großartig fand wie sein Tirocinium bei einem Germanen.) "Er scheint das.. sehr zu mögen. Dieses Außergewöhnliche. Auch wenn es in der Praxis nicht immer praktisch ist." Ich hatte patrizische Ahnen. Und es gab Bereiche (nicht überall), wo das (fand ich) auch wirklich durchschlug. Wo ich sehr konservativ war. Zum Beispiel bei Sklaven. "Möglich, dass ich dieser Amazone danach noch ein..zwei Mal über den Weg gelaufen bin.. immer wenn ich mich mit meinem Vetter Commodus getroffen hab. Aber mehr weiß ich wirklich nicht über diese Amazone. Ich hab mich nie für sie interessiert. Noch habe ich jemals ein Wort mit ihr gewechselt." Vielleicht hatte ich mal etwas gesagt, wenn sie mir im Weg stand. Möglich. Aber daran erinnerte ich mich nicht. Denn Sklaven waren mir eben im Grunde herzlich egal.


    Ich machte die Augen zu. Presste sie zusammen, als der Prätorianer wieder damit anfing. Ich wäre nicht unschuldig. Er glaube mir nicht. Rom glaube mir nicht. Meine Kinder glaubten mir nicht. Ich schüttelte den Kopf. Ich dachte an meinen Vater. Caius! Ich dachte an sein Lächeln. An sein Lachen. Dachte zurück an unser gemeinsames Leben in Alexandria. Oh, Caius! Ich fühlte die frischen Tränen, wie sie über den salzigen Film der getrockneten alten über meine Wangen liefen. "Ich sage die Wahrheit!" Zwei Geständnisse sollte es geben? "Man will mir etwas anhängen!" Aber wer? Wer versuchte, mich da so in den Dreck zu ziehen? Der.. Präfekt sagte ja bestimmt nicht in seinem eigenen Fall aus. Den schloss ich also irgendwie aus. Aber bevor ich weiter grübeln konnte, kam die Frage nach den Nutznießern des Aufstands. "Nicht ich." Ich schluchzte. Denn was auch brachte mir dieser Aufstand? Nichts. "Aber.." Varus? Der sich eh für nichts zu interessieren schien, was nicht an irgendeiner Rebe wuchs und nach Weinbeere schmeckte? Selbst seine Erhebung in den Ritterstand war ihm ja (ich erwähnte es) anscheinend völlig egal gewesen. Der strebte nicht nach Macht. Nicht nach Geld. Nicht nach Einfluss. Nein. Der profitierte nicht davon. "..ähm.." Commodus? Der seinem Großvater irgendwann mal (ich hatte sein Vigintivirat erwähnt) in den Senat folgen wollte? Und der ja sooo gute Erfahrungen damit gemacht hatte. In unruhigen Zeiten aufzusteigen. Seine Karriere anzuschieben. Wenn mal eben so die Wahlen ausgesetzt wurden. Nein. Er hatte sich durch seinen Großvater (ich erzählte es) reich geerbt. Er hatte Geld. Und er wollte in den Senat. Der profitierte also ganz sicher auch nicht von einem Aufstand in Rom. "..vielleicht.." Diese Varia? Was hatte ein Sklavin von einem Aufstand? Am Ende wurde sie besiegt und war tot.


    Sim-Off:

    Wie gesagt. Ich hätte auch eine Theorie. Aber ich hab keine Namen. Wenn du willst, darfst du Rätselraten. :D Musst du aber nicht. 8)


    Ich musste also wirklich improvisieren. "..irgendein Politiker? Einer, der erst Unruhe in Rom stiftet, um dann gewählt zu werden?" Ich überlegte. "Genau. Weil in unsicheren Zeiten wird ja immer besonders konservativ gewählt. Also jemand mit einem guten Namen. Vielleicht sogar ein Patrizier?" Wieder überlegte ich. "Einer, von dem bestimmt auch eigene Sklaven an dem Aufstand beteiligt waren. Um nicht verdächtig unverdächtig zu sein. Ja. Und einer, wo aber bestimmt der Anführer vom Aufstand nicht aus seinem Haushalt stammt. Denn das wäre ja schon zu auffällig. Außerdem: Wo der Anführer herkommt, der Haushalt wäre ja später auch der perfekte Sündenbock." Wieder musste ich kurz nachdenken. Was würde ich tun? Wie würde ich diese Intrige spinnen? "Einer, der aber bestimmt irgendeinen Mittelsmann hat, um den Anführer vom Aufstand zu kontrollieren. Ich weiß nicht. Vielleicht ein freigelassener Sklave, der im Haushalt vom Aufstandsführer einen Job annimmt? Oder.. nein. Genau. Einer, der von seinen Sklaven einen auswählt. Den dann verkauft oder verschenkt.. und dann durch diesen Sklaven den Anführer für einen Aufstand in einem fremden Haushalt rekrutiert." Klang das plausibel? Eher etwas konstruiert, oder? Außerdem: Was, wenn irgendwer den Mittelsmann schnappte? Wie sollte dann der gewählte Politiker irgendwie dafür sorgen, dass der Mittelsmann wieder in den eigenen Haushalt kam? Denn nur so (oder durch den Tod des Mittelsmanns) könnte der Politiker ja seine Intrige sicher vertuschen....


    Ich machte meine Augen wieder zu. Schüttelte den Kopf. Dachte an meinen Vater und weinte. Denn was ich mir da spontan zusammengesponnen hatte, überzeugte mich nicht. Also auch den Prätorianer bestimmt nicht. Der redet dann auch wieder davon, was ich von einem Aufstand hätte. "Aber ich hab doch nichts von diesem Aufstand.", schluchzte ich. "Es bringt meine Karriere in der Kanzlei nicht weiter, wenn es in Rom einen Aufstand gibt. Im Gegenteil. Wenn es einen Aufstand gibt, dann läuft ja irgendwo irgendwas nicht rund. Da verlier ich eher meinen Posten, meinen Einfluss, meine finanzielle Unabhängigkeit durch das Gehalt, meinen Status, meine Untergebenen, mein Büro auf den Palatin, als dass mir ein Aufstand irgendwas bringt." Ein erschöpftes Stöhnen. Dann weinte ich wieder ein bisschen. Was?? Was sollte ich für einen Nutzen aus diesem Aufstand ziehen können? "Ich bin keine Christianerin." Wieso? Wieso nur wollte er mich zu einer machen? "Frag nach. Zum Beispiel im Tempel der Iuno Februata. Ich opfere den römischen Göttern. Wenn du mir dann glaubst, dann opfere ich dem höchsten Schwurgott Iuppiter auch gerne vor deinen Augen." Das kam mir gerade als rettende Idee in den Sinn. Denn war das nicht einer der Knackpunkte mit dieser Christianer-Sekte? Dass die alle nur einem einzigen Gott opferten? Und lieber in den Tod gingen, als ein Opfer an einen römischen Gott zu vollführen? (Und ich ging garantiert nicht in den Tod für irgendeinen Gott, an den ich nicht glaubte!) Erschöpft.. nach meiner Entführung.. der unbequemen Reise.. diesem anstrengenden Verhör.. ließ ich mich auf meine Knie fallen. Nur unzureichend fing ich den Aufprall mit meinen Händen ab. Am Ende lag ich halb auf dem Boden. Suchte ich Liebe? "Ich suche Marcus...."

    Keine Entschuldigungen. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was der Folterer mir damit sagen wollte. Dass er sich jetzt doch nicht bei mir entschuldigte? Für meine ganze Aufzählung verschiedenster Taten, die mich in meinen Rechten verletzt hatten? Wahrscheinlich. Aber das war ja nichts Neues. Wie viele Prätorianer hatte ich heute erlebt, die alle keine Ahnung hatten, wie man mit meiner Frau meiner Klasse umzuspringen hatte. Soldatenpack! (Ich fragte mich, wie ich nur jemals so ein gutes Bild von den Verteidigern des Reiches kriegen konnte. Iulius Licinus. Helvetius Corvinus. - Obwohl: Der Helvetius hatte es ja auch irgendwie fertig gebracht, dass er alle Sympathien, die ich anfangs für ihn hatte, ruckzuck wieder verspielt hatte.)


    Ich zuckte kurz zusammen, als der Typ mit seiner Hand auf die Holzbank schlug. Dann fing er an zu reden. (Dabei nannte er mich "Frau". So weit waren wir jetzt also schon gekommen. Wahnsinn.) Dann bestätigte der Foltermeister, was ich sowieso schon geahnt hatte: Hinter dieser Aktion steckte definitiv nicht der Kaiser. Denn der duldete die Anwesenheit der Prätorianer hier? Das hieß: Seine Initiative war das hier nicht gewesen. Also war das wirklich eine Aktion der Schwarzröcke selbst. Die mir.. Bitte was?? Man warf mir Hochverrat vor? Das konnte doch wohl nur ein schlechter Scherz sein! Hochverrat. Das war doch.. Was sollte ich denn gemacht haben? Hatte ich irgendwas getan, um die Thronfolgeregelung zu beeinflussen? Versucht, einen anderen Kaiser auf den Thron zu bringen? Mich selbst mit kaiserlichen Titeln geschmückt? Irgendwie gewaltsam die Existenz des Reichs oder des Kaisertums in Gefahr gebracht? Sicher. Ich war kein Unschuldslamm. Manchmal war ich sogar richtig durchtrieben. Aber das?? Das konnte der Kerl doch nicht ernsthaft glauben! Oder? Mein Mund stand leicht offen. Meine Augenbrauen waren zusammengezogen. Ich war sprachlos. Fassungslos. Verwirrt. Dann hieß es, ich wäre meines Amtes enthoben worden. "Ich bin im Erziehungsurlaub." Mechanisch korrigierten meine Lippen den Foltermeister. Zu beschäftigt war mein Geist mit dem Vorwurf des Hochverrats. Da konnte ich jetzt gerade nicht richtig zurück giften.


    Der Mann sprach davon, die Wahrheit aufklären zu wollen. Was sollte ich dazu noch sagen? Ja? Ja, ich würde das auch gut finden? Damit der Kerl hoffentlich schnell rausfand, dass ich keine Hochverräterin war? Denn beim besten Willen: Was sollte ich bitte Hochverräterisches getan haben? Das war doch absurd. Und darum konnte ich auch wirklich nichts weiter dazu sagen. Sollte er doch endlich fragen, was er von mir wissen wollte! Wenn er hier nur so kryptisch in Rätseln sprach, was sollte ich ihm denn erzählen? Was? Zu allem Überfluss brachte er jetzt auch meine Kinder ins Spiel. Angeblich waren sie in seiner Gewalt. Dann erwähnte er meinen Sohn. Und dass er ausgerissen war. Sagte er also doch die Wahrheit? Waren meine Kinder vielleicht doch im Gewahrsam der Prätorianer? Plötzlich war ich mir da nicht mehr so sicher. Aber während ich noch darüber nachdachte, prasselten schon die nächsten Worte dieses Folterers auf mich ein. Lügen. Ehebruch.. Eigenschaften meines Mannes? (Ermittelten die Prätorianer.. ausgerechnet unter dem Präfekten.. jetzt etwa schon sowas? Wie abartig! Und wie ianusgesichtig.) Und von was für einer Sekte redete der Kerl? Wann bitte war ich religiös geworden und hatte mich irgendeiner Sekte angeschlossen? (Ich machte das Nötigste, was die römische Religion von mir verlangte. Damit niemandem auffiel, dass ich von dem ganzen Zirkus ansonsten nicht besonders viel hielt. Dem der römischen Religion. Genauso wie dem aller anderen "Religionen", von denen man so hörte.)


    Das war die Stelle, an der mir die ganze Geschichte zu absurd wurde. Ich kam nicht mehr mit. Die mussten mich verwechseln. Was ich dem Folterer aber so jetzt bestimmt nicht einfach aufs Brot schmieren konnte. Er schrie ja jetzt schon Lüge, Lüge, Lüge. So einfach kam ich da nicht raus. Also schloss ich meine Augen. Senkte meinen Kopf. Versuchte nachzudenken. Anfangs. Später (nur einen kleinen Moment später) versuchte ich mich zu erinnern. An den Zeitpunkt, als alles noch ganz frisch war. Als ich gerade erst meinen Vater verloren hatte. Meinen Vater, den ich wirklich geliebt hatte. Bedingungslos. Caius! - Und es klappte: Tränen sammelten sich in meinen Augen. Die ich daraufhin nun wieder öffnete. Und mit denen ich dann zu diesem bösen, großen, schier übermächtigen Foltermeister sah. (Mich zu solchen Gedanken über diesen.. Mann zu zwingen, half dabei, nicht aus der Rolle zu fallen.) Ich schluchzte und zog die Nase hoch. Ließ meine Schultern hängen. Mein Rücken wurde krumm. War nicht mehr so stolz und aufrecht. Sah nicht mehr aus wie der einer Sergierin aus einem uralten, früher patrizischen Geschlecht. "Ich sage die Wahrheit. Ich sage dir, was du wissen willst. Ich sage dir alles.", winselte ich erbärmlich. "Nur bitte.. bitte tut meinen Kindern nichts!" Ich hoffte.. betete fast, dass mir der Prätorianer meinen Flehen glaubte. Eine Träne löste sich aus meinen Augen. Caius!


    "Ich gebe zu, dass ich mit anderen Männern geschlafen habe.. obwohl ich schon mit Marcus verlobt war." Das war die Wahrheit. Mit zwei anderen Männern hatte ich geschlafen. Vor meiner Hochzeitsnacht. Danach war ich schwanger gewesen. Mit meinem Sohn. Und so ganz sicher war ich mir bis heute nicht, wer jetzt wirklich sein Vater war. Aber: Ich konnte nicht zugeben, dass ich auch nach meiner Hochzeit noch anderen Männern beischlief. Denn das wäre eine Lüge gewesen. Genauso konnte ich darum natürlich auch keinen Ehebruch zugeben. Denn wo noch keine Ehe, da auch kein Bruch derselben. (Man konnte ja auch nicht beim Bewerbungsgespräch für einen Job beim Cursus Publicus reinkommen und sagen, dass man kündigte.. noch bevor man den Job überhaupt bekommen hatte. Wäre genauso ein Logikfehler.) "Ich gebe zu, dass ich Varus kenne. Und auch Commodus. Den sogar sehr gut." Dass Commodus einer von den zwei beiden Männern war, mit denen ich außer meinem Mann noch geschlafen hatte, verschwieg ich natürlich. Stattdessen schluchzte ich lieber nochmal. Auch um dem Drang zu widerstehen, eine Gegenfrage zu stellen. Dabei interessierte es mich wirklich: Was war mit den beiden Helvetiern? Wieso fragte der Prätorianer mich nach ihnen? "Aber eine Varia kenn ich nicht." Das war leider gelogen. Unbewusst. Woher aber auch sollte ich wissen, wie diese seltsame Amazone hieß, mit der sich Commodus bei seinen Besuchen so gerne geschmückt hatte? Ich interessierte mich einfach nicht für Sklaven. Gerne hatte ich welche um mich, um mich bedienen zu lassen. Aber alles andere an denen war mir eigentlich herzlich egal. Besonders ihre Namen. Lang genug hatte es gedauert, dass ich mir überhaupt einen Namen mal eingeprägt hatte. Aber Callisto war auch meine Leibsklavin. Und sie war eine der wenigen Dinge, die mir mein Vater hinterlassen hatte. (Ich hätte einer Sklavin auch niemals diesen Namen gegeben! Callisto. Benannt nach der "schönsten" Nymphe Callisto aus der römischen Mythologie. Absolut kein Name für eine kleine, unbedeutende Unfreie.) Caius! Eine zweite Träne kullerte aus meinem anderen Auge. Dazu schluchzte ich nochmal.


    Der Aufstand. Jetzt wusste ich also, was man mir anhängen wollte. (Darum vergaß ich auch erstmal alles, was die Helvetier anging, und konzentrierte mich lieber darauf, den Verdacht des Hochverrats aus der Welt zu schaffen.) "Der Sklavenaufstand? Ich bin unschuldig!" Ich raufte mir mit meiner rechten Hand die Haare. "Nie.. niemals würde ich einen Aufstand gegen Rom und den Kaiser unterstützen! Ich liebe den Kaiser!" Ehebruch? "Also.. wie eine Untertanin. So liebe ich den Kaiser." Der Caesar war auch viel jünger. Schöner. Und mit dem hatte ich ja sogar wirklich schon mal so ein bisschen geflirtet. "Ich war ihm immer treu ergeben. Hab ihm immer treu gedient." Sicher. Es hatte auch Konflikte gegeben. Aber wo gab es die nicht? "Er hat mich aus der dreckigen Annona in die schicke Kanzlei geholt!" Der Job als Procuratrix Annonae hatte mir damals wirklich nicht besonders gefallen. Nach meiner Zeit als Postpräfektin und der Erhebung in den Ritterstand hatte sich die Arbeit in der Annona für mich wie ein Rückschritt angefühlt. "Er hat mich zur Procuratrix a memoria gemacht! Hat mir ein eigenes Büro auf dem Palatin gegeben. Mit untergebenen Notarii." Und ob im Privaten die Sklaven oder im Job die Notarii. Ich scheuchte einfach gerne andere Leute herum und ließ mich bedienen. Wieder seufzte ich. "Er hat mich sogar in den Erziehungsurlaub entlassen. Den Erziehungsurlaub, für den ich meine Kinder aus der Domus Iulia mit auf mein Landgut bei Misenum genommen hab. Um meine Kinder dort in Ruhe gegen ihren Vater aufzustacheln." Das gab ich zu. Denn ohne irgendwelche Eingeständnisse glaubte mir der große, übermächtige Prätorianer bestimmt nicht. "Damit er mich braucht. Wenn er seine Bindung zu den Kleinen erhalten will." Wieder schluchzte ich. Sah zum Boden. Wurde etwas leiser. "Damit er mich vielleicht irgendwann richtig liebt." Für einen kurzen Moment betretenes Schweigen. Denn den letzten Teil hatte ich mir eigentlich gerade ausgedacht. Aber.. uneigentlich. Uneigentlich fragte ich mich gerade, ob an meinen Worten vielleicht doch mehr dran war, als ich selbst wahr haben wollte.


    Ich schüttelte den Kopf. Wollte diesen Gedanken schnell wieder loswerden. Sah wieder auf. "Aber ich habe nie einen Aufstand gefördert! Habe mich nie so auf eine Stufe mit irgendwelchen Sklaven gestellt." Bei dem Satz verzog sich mein Mundwinkel. Ganz wie von selbst. Denn schon diesen Gedanken fand ich wirklich abstoßend. Ich auf derselben Stufe wie irgendwelche unfreien, abhängigen, ausgelieferten Sklaven. "Und erst recht gehöre ich nicht zu diesen verrückten Christianern und ihrer komischen Sekte!" Mit glasigen Augen sah ich den starken Prätorianer an. Unterwürfig und leicht von unten. Wieder zog ich die Nase hoch. "Bitte.. bitte, du musst mir glauben. Ich sage die Wahrheit. Um meiner Kinder Willen, ich sage ich Wahrheit. Ich bin keine Hochverräterin. Ich habe nichts mit diesem Aufstand zu tun." Und das war ja wirklich so. Die Frage nur: Hatte mein "Talent" (nicht dass ich mich gerne als Schauspielerin beschimpfen ließ) ausgereicht? Glaubte mir der Schwarzrock?