"Okay. Nächster Punkt. Ähm.. was ist der nächste Punkt?", erkundigte ich mich bei meiner Leibsklavin Callisto, während mir eine andere Bedienstete die Haare machte und wieder eine andere mir ein Kleid nach dem anderen aus meiner schier endlos tiefen Kleidertruhe zeigte. Langsam musste ich mich nämlich entscheiden, welche Sachen ich mit in die Casa Iulia nehmen würde und welche ich aussortierte (eben der ganz normale Umzugswahnsinn). "Halt das doch mal etwas mehr ins Licht! .. Ja, so! .. Nein.", schüttelte ich unzufrieden den Kopf. "Das Hochzeitsmenu.", antwortete mir Callisto. "Nein, eindeutig in den Müll damit! .. Das heißt, ich meine natürlich nicht in den Müll, sondern zu den.. Opfergaben.", korrigierte ich mich. "Das Essen?", hakte meine nichtsnutzige Sklavin ungläubig nach. "Natürlich nicht, du dumme Gans! Ich rede von dem Kleid da!" Wie lange hatte ich das jetzt schon? 2 Jahre? 3 Jahre? Nicht, dass es mir nicht mehr passen würde! Aber es war mir einfach zu alt. "Habe ich - und jetzt spreche ich von den Speisen und Getränken - denn alles? Oder aber fehlt mir noch irgendwas?", fragte ich mit einem leicht drohenden Unterton nach. "Also, für die Vorspeise bestehend aus halbierten Eiern, kleinen Brothäppchen belegt mit Käse und etwas grünem Salat, sowie einem appetitanregenden Wein haben wir alles.", begann Callisto fürs erste noch optimistisch. "Ja, das brauchst du mir gar nicht weiter zeigen, das behalte ich auf jeden Fall! In diesem Outfit hatte ich einen.. unvergesslichen Abend in diesem äußerlich etwas eingestaubten Edelschuppen. Ihr wisst schon, der Abend, an dem ich hier sogar von einer edlen Sänfte abgeholt wurde!", erklärte ich halb in Erinnerung schwelgend ohne aber natürlich direkt von meinem Marcus Nummer zwei zu sprechen.
Unterdessen fuhr Callisto fort: "Für den ersten Hauptgang bestehend aus Fisch mit Garum und Brot, garniert mit Oliven, etwas Käse und natürlich hochwertigem Olivenöl, sowie jeder Menge weiterm Wein, fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten." Ich blickte sie böse an. "Nun, du solltest vielleicht bis zur Hochzeit vom Verkauf von Fisch und Garum aus Alba Fucens absehen, Herrin. Das würde schon beinahe komplett den Fehlbetrag decken. Mit dem Käseproduzenten stehe ich in Kontakt und werde ihn sicherlich davon überzeugen können, dass er uns noch etwa 20 Einheiten, das ist nicht viel, mehr liefern kann." Ich nickte etwas zerknirscht. Zwei Wochen lang keinen Fisch- und Garumverkauf würden meine Kunden hoffentlich verkraften. "Meinetwegen verziehte ich dann eben auf die zusätzlichen Verkaufseinnahmen. Wann wird der Käse geliefert?", wollte ich stattdessen wissen. "Zusammen mit allem anderen zwei Tage vor deiner Hochzeit. Und ich werde ganz bestimmt dafür sorgen, dass genügend Käse dabei sein wird!", versicherte Callisto, bevor sie fortfuhr mit der Aufzählung zum zweiten Hauptgang, bei dem es noch ein mittleres Räucherfleisch-Problem aus der Welt zu schaffen galt. (Natürlich beteuerte meine Leibsklavin dazu einmal mehr, dass sie das schon hinbekommen würde. - Ich hoffe es für sie.) Und natürlich gab es auch beim Dessert noch ein kleines Problem mit dem Dattel-Importeur, von dem ich aber schnell dadurch abgelenkt wurde, dass mit den Vorbereitungen für einen zufriedenstellenden Ausklang für die Gäste alles nach Plan lief: Damit die Hochzeitsgäste nämlich diesen Tag ebenfalls stets in guter Erinnerung behalten würden, hatte ich mir überlegt ein paar.. entspannende Genussmittelchen ordern zu lassen! Nicht zuletzt machte das unseren Hochzeitszug zur Casa Iulia sicherlich nochmal um einiges lustiger....
Und dann gab es da ja noch so eine Überraschung, die ich allerdings nur für einen Teilnehmer der Veranstaltung in die Spur gebracht hatte: "Ja, ich habe auch dafür gesort, dass.." Es knallte und keinen Augenblick später spührte Callisto den Schmerz, den meine Hand in ihrem Gesicht verursacht hatte. "Was solltest du dir in Bezug auf Geheimnisse merken?", erinnerte ich sie. "Niemals aussprechen. Vor niemandem." Ich erwartete mehr. "Und noch?" Callisto kratzte sich kurz hinterm Ohr. "Außer wenn es die Geheimnisse anderer sind. Die soll ich dir immer direkt erzählen." Jetzt war ich zufrieden und nickte.
Da kam eine weitere Bedienstete nach kurzem Klopfen in mein Zimmer. Sie brachte Post; genauer: Post vom Praefectus Urbi! Ich war so gespannt, dass ich den Brief selbst las: Verhindert. Ich seufzte. Irgendwie hatte ich ja schon fast damit gerechnet. Der zweite Teil dafür klang umso heller in meinen Ohren: Er wollte uns besuchen! Ich fand, das klang sehr stark danach, dass mein Marcus einen Platz als Tribun der Stadtkohorten bekommen könnte (was ich natürlich nur sehr unterstützen konnte, weil ich damit meinen direkten Einfluss auf Marcus behielt, während ich weiter hier in Rom lebte). "Sieht ja fast so aus, als hätte ich gleich noch eine zweite Überraschung für meinen Marcus, was?", sprach ich zu mir selbst und lächelte zufrieden in mich hinein, bevor ich sowohl einen Brief an Flaminius, als auch einen Brief an Marcus verfasste.