Beiträge von Sergia Fausta

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    Mit freundlicher Genehmigung des Spielers hinter Askan.


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    Wie vereinbart machte sich der gute Hector mit dem vorbereiteten Schreiben auf zur Casa Germanica. Und auch wenn er es mir, seiner neuen Auftraggeberin, nicht gesagt hatte, war er als guter Halunke schon lange vor meinem und seinem Treffen darüber informiert, wer der Patron seines alten Auftraggebers war. Eine alte Faustregel lautete schließlich: Kenne erst deine Freunde, bevor du dich aufmachst, gegen deine Feinde ins Feld zu ziehen!
    So war der Brief, den Hector vor die Tür legte, bevor er dreimal kräftig gegen selbige schlug, auch an einen Senator Germanicus Sedulus adressiert. Aus sicherer Entfernung, in die sich Hector sofort nach dem Klopfen zurückzog, beobachtete er heimlich, dass die Post auch gleich einem Haussklaven in die Hände fiel, der sie dem Senator bringen würde. Erst danach verließ er sein zwischenzeitliches Versteck und machte sich auf zur Casa Sergia.


    Ad Casam Germanicam Senatoris Germanici Seduli *


    Hector Sergio Agrippae s.d.


    Leider habe ich keine guten Nachrichten für dich. Ich habe, wie du es wolltest, wirklich jeden Stein auf dem Lebensweg deiner Nichte Sergia Fausta umgedreht! Aber diese Frau, Sergius, sie ist genauso unbescholten, rein und unschuldig, wie sie aussieht! In ihrer und der Vergangenheit ihrer mütterlichen Verwandten findet sich nicht der kleinste Hinweis auf ein untadeliges Verhalten!


    Soweit mein Bericht an dich, nachdem die üppigen finanziellen Mittel, die du mir zur Verfügung stelltest, - ein Dank an deinen reichen Patron - aufgebraucht sind. Er war mir, wie immer, eine Freude mit dir Geschäfte zu machen!


    Vale.


    PS: Verzeih, dass ich dir doppelt schreibe, aber ich wusste nicht, ob du nun in der Casa Germanica oder in der Casa Sergia wohnst....


    Sim-Off:

    * An die Casa Germanica des Senators Germanicus Sedulus.


    Sim-Off:

    Mit freundlicher Genehmigung des Spielers hinter Askan.


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    Der gute Hector sah mein Geld und strich es ein. Wir hatten einen Deal. "Ich sollte deinem äußerst entfernten Verwandten", spielte er mit meinen eigenen Worten, "Informationen über dich beschaffen. Dabei war er vor allem an "Skandalösem", an schmutzigen Geschäften von dir und deinen mütterlichen Verwandten und an einer Handhabe gegen.. "dich Schlange" - seine Worte - interessiert." Er lächelte mich an. "Wenn du mich fragst, dann hat ers wirklich auf dich abgesehen....", ließ er mich mit schrägem Grinsen noch wissen, verschwieg mir allerdings, warum genau er das meinte zu wissen. (Vermutlich hätte ich auch laut aufgelacht, hätte ich vom zweiten Teil seiner Verabredung mit meinem Onkel Agrippa erfahren!)
    Einen kurzen Augenblick lang schwieg er mich an, während ich nachdachte. Einmal mehr vergriff er sich dabei an meinem Salat, biss allerdings (offensichtlich) auf irgendetwas Ekliges und spuckte es zu seiner Linken auf den Boden. "Also, was genau stellst du dir vor, dass ich für deine bescheidene Bezahlung erledigen soll?", wiederholte er dann seine Frage und fügte beiläufig wissend hinzu: "Von den Gurken da würde ich die Finger lassen." Dabei zeigte er auf meinen Salat. Ich schob das Zeug zur Seite. Spätestens jetzt war mir der Appetit vergangen.


    "Was möchte ich, das du erledigst?", suchte ich den Anschluss an unser eigentliches Gespräch wieder herzustellen. "Nicht viel. Ich möchte, dass du einen Ergebnisbericht abfasst, ganz im Sinne deiner erstklassigen Dienste. Zusammen mit ein paar dankenden Worten soll dieser dann erstens an die Casa Germanica ausgeliefert werden. Einer der dort wohenden Leute ist sehr wahrscheinlich Agrippas Patron, der natürlich unbedingt erfahren muss, was sein Schützling mit seinem Geld so alles anstellt!" Denn woher sollte dieses Soldatensöhnchen sonst die Mittel haben, diesen Hector hier auf mich anzusetzen?!? "Und zweitens verdient es auch meine liebe Cousine Sergia Severa zu erfahren, was für einen undankbaren kleinen Wurm sie sich da mit unserem entfernten Onkel ins Haus geholt hat. Auch in die Casa Sergia soll also ein ähnliches Dokument flattern - in erster Linie natürlich deshalb, weil du nicht genau wusstest, in welcher der beiden Residenzen Agrippa wohnt.... falls du verstehst, was ich meine.", blickte ich vielsagend lächelnd in Hectors Richtung.


    Der sah so ganz glücklich allerdings nicht damit aus. "Du willst, dass ich.. also.. Briefe schreibe? Findest du nicht, dass....", setzte er bereits an, als ich ihn gleich unterbrach. Am Ende kam er mir sonst noch mit irgendeinem frauenfeindlichen Kommentar, der meine und seine Zusammenarbeit hier ernsthaft gefährdete! "Nein, finde ich nicht! Denn keine Sorge, ich werde dir die Briefe natürlich diktieren, sodass du im Prinzip nur noch für die diskrete Auslieferung der Schreiben sorgen musst." Soweit der Plan. "Meinst du, du schaffst das?", appellierte ich an sein männliches Ego. "Natürlich!", ließ er mich auch sofort darauf wissen und wir machten uns gemeinsam daran, meine Revanche für Agrippas Intrige in die Tat umzusetzen.... >>>



    Die Nubierin kam wieder und erneut neugierig las ich, als die Tabula auf den Tisch gelegt wurde, was darauf geschrieben stand. Landbesitz der Gens Helvetia. Mein erster Impuls war natürlich: Commodus erinnerte sich an meinen Brief und wollte mir bei dieser ganz bestimmten einen Grundvoraussetzung für den Ritterstand helfen! Kurz flammte ein diebisches Glänzen in meinen Augen auf.. und verschwand sogleich wieder. Denn nur weil man einen Bienenstock im Garten hatte, war man noch lange kein Imker oder bekam auch nur einen einzigen Tropfen Honig! (Ich musste es ja wissen.) Nein, bevor ich mir nicht ganz sicher sein konnte, was oder ob ich überhaupt etwas aus dem helvetischen Grundbesitz bekam (vielleicht wollte mein Cousin mich ja auch nur irreführen und hatte etwas anderes oder auch gar nichts für mich), solange blieb ich vorsichtig und wachsam.


    Lange überlegte ich nicht. Ich blickte Commodus in die Augen und lächelte. "Gerne. Oder anders gesagt: Ich halte sehr viel von einer ruhigeren, ungestörteren Umgebung.. solange wir das da", zeigte ich auf die Tabula, "mitnehmen?" Denn wenn ich mir hier meinen Aufenhalt noch ein bisschen versüßen ließ, dann bestimmt nicht im Austausch gegen ein Dankeschön, sondern nachdem mir für meine vorherige Tat gedankt wurde. Ich war schließlich keine Hure, die sich hier kaufen ließ! Ich wollte erst einen Dank und danach meinen Besuch eben noch nett ausklingen lassen, sofern mir gefiel, wie man mir dankte. Das wollte ich betont wissen! "Und dann erzähle ich dir auch gerne, wie angenehm ich die Gegend um den Golf von Misenum" oder Neapel, wie man eben wollte, "auf meiner Inspektionsreise als Postpräfektin fand.", deutete ich an, dass mir die Gegend zusagte, und blickte erwartungsvoll zu Commodus.

    Ich verzog kurz verdutzt eine Miene: "Ich dachte, wir sprachen gerade von der Arbeit? Nur dafür habe ich die Decima angeführt." Hätte er mich nach Familie gefragt, dann hätte ich ganz bestimmt einen anderen Namen genannt. Wahrscheinlich den Namen einer Frau mit zwei bis drei Kindern (darunter mindestens einen Jungen und mindestens ein Mädchen), die das Dreikinderrecht besaß und einen sittsamen Ruf hatte. Den sittsamen Ruf würde ich zwar selbst nie bekommen (aus mehreren Gründen), aber diese Decima hätte ich jedenfalls nicht in diesem Zusammenhang zur Sprache gebracht. Weil Commodus es nun aber auf sich zu beruhen lassen schien, beließ ich es auch dabei. Und es wäre ja wirklich undankbar jetzt hinzuschmeißen, nachdem der Kaiser höchst selbst meine Personalie entschieden hatte! (Woher ich das wusste? - Wer sonst sollte diesen Beschluss in Vertretung des Prätorianerpräfekten gefällt haben?!?)


    Dass mein Cousin das Wort Deal nicht kannte, obwohl das nachweislich * Bestandteil der modernen lateinischen Sprache war, entging mir im Anschluss, während beziehungsweise weil ich meinen Wein genoss. "Dem kann ich nur zustimmen, Commodus.", bestätigte ich dann. Auch meine Mischung war angenehm und alles in allem wohlschmeckend. Darauf trank ich dann auch gleich noch einen weiteren Schluck. Unterdessen bekam die Nubierin ihren nächsten Auftrag und verschwand kurz darauf wieder. Commodus rückte näher und legte seine Hand auf mein Knie und tat so, als würde meine pure Neugier der Ablehnung seiner Gesellschaft gleichkommen, und sprach etwas davon, mir meinen Aufenthalt hier angenehmer zu gestalten.... Blöd war ich ja nicht, sodass mir so langsam fast schon dämmerte, worauf mein Cousin hier hinaus wollte. (Offenbar hatte ich mich mit meiner Sklavin-Theorie doch ein bisschen vergaloppiert?) Ich stellte mein Weinglas neben mir ab. Die Frage war nun: Was wollte ich?
    Noch bevor ich darauf eine Antwort hatte, kam meine ihm abgewandte Hand auf der Hand auf meinem Knie zu liegen. "Keine Sorge, ich bin nur neugierig! Wäre mir deine Gesellschaft so unangenehm, dann hätte ich sicherlich einen Grund gefunden, um deine Einladung auszuschlagen.", lächelte ich noch immer im Denkprozess befindlich. Dann hatte ich mich entschieden: "Aber du hast natürlich recht damit, dass mein Aufenthalt hier noch etwas angenehmer sein könnte. Findest du es nicht auch ein wenig frisch hier draußen? Frischer vielleicht als in deinem Cubiculum?", erkundigte ich mich und legte ihm nun meine ihm zugewandte Hand auf den Oberschenkel, während ich ihn mit verführerischem Blick ansah. Doch ganz so schnell lief es dann auch wieder nicht: "Oder.. ich weiß nicht.. liegt dieses Gefühl auch nur daran, dass ich in jüngster Vergangenheit so viel für dich getan habe und du im Gegenzug....?" Ich ließ den Satz unbeendet und legte behutsam seine Hand von meinem auf sein Knie zurück, bevor ich meine beiden Hände wieder in meinen Schoß legte und meinen Blick überlegend von Commodus abwandte. Denn es war ja wohl klar: Ich würde ihm erst wieder etwas geben, wenn er mir zuvor etwas gab. Am Ende würde ich sonst die sein, die ständig ohne Gegenleistung gab. Und das widersprach ganz klar meiner Natur.


    Sim-Off:

    * Wenn der Duden das Wort kennt, dann ist es für mich deutsch (auch eingedeutscht ist am Ende deutsch!) und sim-on damit latein. ;)

    Weg war sie also. Naja. Aus dem Blick, aus dem Sinn, hoffte ich, dass ich mich vielleicht auch einfach nur verguckt hatte und diese blöde Kuh gar nicht in der Nähe war. Stattdessen ließ ich mich dann doch dazu hinreißen dem schwarzhaarigen Kerlchen neben mir ein bisschen mehr meiner Aufmerksamkeit zu schenken. Er stellte sich als Petronier vor.. was mich auf Anhieb genauso viel sagte wie sein Titel Decurio Mogontiaci. Hieß natürlich: Ich hatte schon so eine Ahnung davon, was ein Decurio war. Immerhin waren sowohl mein Cousin Titus als auch mein Verlobter Marcus beide Decurionen dieses Hafenkaffs Ostia. "Entschuldige die Frage, aber wo genau liegt denn dieses Mogontiacus, Mogontiacum?", erkundigte ich mich dann einfach, weil mir dieser Gentiv eines Ortsnamens weder auf meiner Reise von Alexandria nach Ostia, noch auf meiner ersten Inspektionsreise durch Italia irgendwie begegnet war. Musste also wahrscheinlich irgendein Kaff sein, das noch kleiner als dieses Ostia war - und das war ja schon nur so ein kleines Nest für jemanden, der sein ganzes Leben mit Alexandria und Rom immer nur in Megacities verbracht hatte.
    Die Vermutung lag also irgendwie nahe, dass dieses Petrönchen entweder weit vom Lande kam oder aus irgendeiner Provinz oder am Ende noch beides gleichzeitig. Ob er dann überhaupt etwas mit meinem hübschen Amtstitel anfangen konnte? Denn es hatte zwar jede Provinz ihren Postpräfekten, aber eben auch nur genau diesen einen. Und lass ihn dann noch irgendwo hausen, wo es vielleicht noch nie eine Frau in dieses Amt gebracht hatte...

    Zwar bildete ich mir ein, dass ich ein unglaublich großes Wissen über die gesellschaftlichen Normen und so weiter hatte, aber als jemand, der auch immer wieder bewusst seine Grenzen auszureizen versuchte, hatte ich mir gar nicht erst angewöhnt nun genauer darauf zu achten, wie lange eine Hand auf meinem Arm oder auf meinem Rücken liegen durfte, um gerade noch so nicht anzüglich zu sein. Kurzum: Ohne entsprechendes Gefühl entging mir diese Feinheit komplett. Stattdessen setzte ich mich (natürlich überaus damenhaft elegant; als Großstadtkind durch und durch wusste ich auch gar nicht, wie man sich bäuerlich setzte) auf den mir angebotenen Platz einer hölzernen Sitzecke. Die dicken Polster machten es wirklich ganz angenehm bequem.
    Da begann Commodus von Neidern zu erzählen und mir fiel natürlich auf Anhieb kein Neider, doch eine Neiderin ein, die höchstwahrscheinlich da sein und ihr Lästermaul über jedes noch so kleine Detail plappern lassen würde. Ohja, diese arrogante, neuadelige, unmanierliche, freche, arrogante (hatte ich das schon?), ekelhaft falsche, unverheiratete, freundlose (man sieh nur, wen sie nötig hatte als ihre Freundinnen zu betiteln!), egozentrische, wichtigtuerische, bestimmt auch wie ihr Bruder schwätzerische, arrogante (war das Wort schon gefallen?) und ignorante blöde Tiberia-Kuh! Die würde mich garantiert beneiden, wie sie mich in den Thermen auch wahrscheinlich nur deshalb angefangen hatte zu beleidigen, weil ich schöner war als sie! (Verdammt, ich hatte das Adjektiv hässlich in der vorherigen Aufzählung vergessen!) Diese hässliche Bratze also, die würde vermutlich noch Wochen später ganz giftgrün anlaufen, wenn sie nur an mich dachte. (Im Prinzip also wie heute, vermutete ich, nur noch etwas schlimmer/grüner.)


    Angestrengt lächelte ich das Kompliment meines Cousins also zusammen mit den bösen Gedanken an diese.. mir überaus ungeliebte Person weg und fing lieber gar nicht erst damit an, etwas dazu zu sagen. Stattdessen ging ich lieber gleich auf seine Nachfrage zu meinem Job beim Cursus Publicus ein: "Ich sehe keinen Grund, weshalb ich nach meiner Hochzeit nicht mehr meiner verantwortungsvollen Aufgabe nachgehen sollte. Nimm zum Beispiel Decima Seiana: Hatte die nach ihrer ersten Eheschließung ihre Position als Leiterin von Acta Diurna und Schola Atheniensis aufgegeben? Und würde ich mich durch ein Niederlegen meiner Aufgabe nicht zuletzt auch undankbar zeigen gegenüber dem Kaiser und den vorgeblichen Beweis dafür liefern, dass ein Mann mein Amt besser, weil zuverlässiger ausfüllen könnte?", konterte ich selbstsicher. Denn meine Unabhängigkeit, nicht zuletzt gerade auch die finanzielle, die wollte ich mir ganz sicher erhalten! Und wie wollte ich außerdem einmal selbst eine Ritterin aus eigenem Recht werden, wenn ich mich plötzlich als Hausfrau aus der Öffentlichkeit zurückzog? Nein, das war völlig ausgeschlossen!


    Er wurde rot, als es um die Nubierin ging: "Hab ich dich also erwischt!", lächelte ich gewinnend. "Aber keine Sorge, du brauchst da jetzt nicht so tun, als hätte ich da nur etwas falsch verstanden." Der konnte mir ja viel vormachen. "Ich werde unserem Cousin Tiberius nichts davon erzählen. Nimm dir nur meine vorherigen Worte ein bisschen zu Herzen und denk mal darüber nach.", nickte ich dann etwas aufmunternd. Männer! Die einen konnten (anfangs) nicht über ihre Gefühle für andere Männer reden; die anderen taten sich schwer über ihre Gefühle für Frauen zu sprechen. Da konnte man fast, fast den Eindruck kriegen, dass die trotzdem alle irgendwie gleich tickten.
    Da kam auch schon der Wein. "Machen wir am besten einen Deal!", schlug ich vor, ließ mir mein Glas in die rechte Hand geben und schlug dem neben mir sitzenden Commodus mit meiner linken einmal freundschaftlich auf seinen rechten Oberschenkel, unweit des Knies (wo meine Hand dann auch erstmal liegen blieb). "Ich behalte dein kleines Geheimnis" Ich blickte kurz mit wissendem Lächeln zu dieser nubischen Sklavin. "nicht nur gegenüber unserem Cousin Tiberius für mich" Dann schaute ich wieder zu Commodus. "wenn du mir jetzt dafür sagst, weshalb ich nun hier bin." Aus dem Handgelenk klappste ich noch zweimal zum Reden ermunternd auf seinen Oberschenkel und zog meine Hand anschließend wieder zu mir zurück, um mich ohne irgendein Trankopfer (darauf gab ich nicht viel) für den Moment ganz und gar dem Wein zu widmen. "Hmmm...." Lecker.

    Immernoch bei Commodus rechts untergehakt nutzte ich den nächsten Schritt mit meinem linken Fuß, um mit meiner Schulter einmal gegen seine zu stoßen. "Du Charmeur!", warf ich ihm dabei mit einem freudigen Lächeln im Gesicht vor. Denn irgendwie machte es mir natürlich schon einen unheimlichen Spaß mich begehrt zu fühlen - obwohl ich mittlerweile verlobt war und obwohl sich Commodus mein Cousin nannte. Und mal ehrlich: Schlecht sah er ja auch nicht gerade aus! (Obwohl ich mich wahrscheinlich auch als Single sehr davor gehütet hätte, einen Verwandten zu heiraten!)


    Naja, ich konzentrierte mich etwas mehr auf das hübsche Ambiente und den Weg, den wir hier entlang spazierten, während Commodus sich kurz verbal um den Wein kümmerte. Dabei dann fiel mir eher zufällig (weil mir nämlich das nötige Fingerspitzengefühl fehlte, um solche Dinge sofort zu bemerken) auch das seichte Schimmern an seinem Hals auf. Ich wartete also, bis die zugegebenermaßen für eine Sklavin ganz nett aussehende Nubierin verschwunden und außer Hörweite war, bevor ich.... offensichtlich erstmal noch weitere Fragen von meinem Cousin beantworten durfte: "Fabelhaft! Nein, wirklich. Es läuft alles so, wie es laufen sollte! Mein Hochzeitskleid ist ein Traum und meine Bediensteten kümmern sich bereits seit mehreren Wochen um eine erstklassige Dekoration der Casa Sergia, um exzellente Speisen und erlesene Weine. Kurzum: Ich bin mir sicher, dass es ein tolles Fest werden wird!", gab ich mich selbstbewusst und verschwieg, dass der Stadtpräfekt meine Einladung aus terminlichen Gründen abgesagt hatte, meinen Verlobten und mich dafür aber immerhin an einem anderen Tag noch besuchen würde - was mehr als nur ein Ausgleich für sein Fehlen wäre, war ich überzeugt! Nur die Abfuhr des Kaisers mit nicht mehr als ein paar warmen Worten hielt ich für ein bisschen deplatziert. Dass er nicht kommen konnte, gut, das konnte ich akzeptieren. Dass er allerdings für die Nichte eines seiner größten Feldherren, die ihn erst dahin gebracht hatten, wo er heute saß, nicht wenigstens ein kleines Zeichen seiner Anerkennung übrig hatte, das stieß mir etwas übel auf! (Ich konnte ja nicht wissen, dass der Fehler hier nicht beim Kaiser, sondern bei einem wahrscheinlich einfach nur missgünstigen Kanzleiprocurator lag!)
    Und das Postwesen? "In meiner Funktion als Postpräfektin hatte ich ganz zu Beginn meiner Tätigkeit eine größere Reise durch Italia gemacht, wo ich die wichtigsten Mansiones kontrolliert habe. Und was soll ich dazu sagen?" Ich überlegte kurz. "Wer nicht spurt, dem muss man auf die Finger klopfen, nicht? Und wer böse war, der muss bestraft werden, oder?", zuckte ich leichtfertig mit den Schultern bezüglich der wirklich zahlreichen Er- und Abmahnungen, die es von meiner Seite aus geregnet hatte. Und ja, auch ein paar Entlassungen hatten sich nicht vermeiden lassen, um mich vor allem auch als Frau in meiner Position mit dem nötigen Respekt zu etablieren.


    Dann aber war die Zeit für meine Gegenfrage gekommen: "Die Nubierin, die gerade für unseren Wein sorgt, du magst sie?" Ein amüsiertes Lächeln ließ sich nicht vermeiden. "Ich habe an deinem Hals gesehen, wie dir ganz warm und heiß geworden ist, als du zu ihr sprachst." Was war ich nicht für ein Beobachtungstalent! "Trotzdem rate ich dir: Auf kurz oder lang solltest schon darüber nachdenken, sie durch eine richtige Frau zu ersetzen." Ich nickte und meinte damit natürlich, dass eine Liebschaft mit einer Sklavin zwar schön für ihn war, aber lange nichts gegen eine Ehe mit einer ehrhaften Römerin! Nicht zuletzt musste man ja nur mal an die ganzen steuerlichen und erbschaftsrechtlichen Vorteile denken, die mit dem Leben in standesgemäßer Ehe einher gingen.. und nicht zu vergessen natürlich auch das gesellschaftliche Ansehen.

    Zitat

    Original von Lucius Petronius Crispus


    Während meine drei Begleiter nur weiterhin grimmig dreinblickten und sich ohne meine Erlaubnis natürlich auch nicht einfach mit irgendjemandem zu prügeln begannen (ich könnte eine passende Schlagzeile schon riechen: "Praefecta Vehiculorum zettelt öffentliche Schlägerei an - am Festtag der Concordia!"), kreisten meine Gedanken in erster Linie um diese ekelhafte Kuh von Tiberia. Konnte die ihren dicken Hintern nicht einfach dorthin bewegen, wo er hin gehörte?!? Als Schwester dieses Müllmann-Quattuorvirn hieß das in meinem Verständnis vor allem, dass sie gefälligst Abstand zu mir bewahren sollte und sich auf jeden Fall hinter mir einzuordnen hatte! Ich lächelte, weil ich mit meinen Gedanken ganz woanders war, nur oberflächlich zu meinem schwarzhaarigen Nachbarn. "Ja, nun, das freut mich." Was sollte ich dazu auch sonst groß sagen? "Ich bin übrigens Sergia, Postpräfektin von Italia.", stellte ich mich dann natürlich mit meinem mir so lieb gewonnenen Amtstitel vor. Darauf nickte ich anschließend nochmal kurz und schielte dann erneut in die Richtung, in der ich diese neuadelige Bratze zuvor ausgemacht hatte. Ob die ihre kleine (vorgebliche) Decima-Freundin und diese unrömisch sklavenverehrende Quintilia auch wieder mit im Schlepptau führte? Wundern würde es mich ja nicht, genauso wie es mich nicht verwundern würde, wenn sie sich auch heute wieder über alle Maßen daneben benehmen würde und wildfremde Leute einfach beleidigte oder so! Das konnte sie schließlich, wie sie (nicht sehr eindrucksvoll, aber immerhin) bewiesen hatte! Für den Moment allerdings schien ich sie aus den Augen verloren zu haben.... Elendiges Miststück!

    Na komm. "Aber so streng wollen wir doch heute nicht sein, oder?", begegnete ich seinen Worten, die mein Kompliment an meinen Cousin Tiberius Varus weiterleiten wollten. Dazu legte ich Commodus meine freie Hand für einen kleinen Moment auf seinen mir zugewandten Oberarm und lächelte ihn an, um meine Aussage zu unterstreichen. Als ich dafür dann auch selbst ein Kompliment ernten konnte, gab ich mich bescheidener als ich war und winkte mit meiner freien Hand ab. "Ach, du übertreibst doch.. und machst mich ganz verlegen damit!", behauptete ich und war fern davon wirklich verlegen zu sein oder gar rot anzulaufen. Aber wer mir seine Karten nicht auf den Tisch legte und zeigte, vor dem würde ich natürlich auch meine zu verdecken versuchen. "Denk nur daran, was deine Frau dazu sagen würde, würde sie hören, was du mir hier für Komplimente machst!", mahnte ich ihn mit einem fortwährenden Lächeln und wollte mit dieser Aussage natürlich nicht wirklich belehren. Nein, ich wollte vielmehr ein bisschen mehr über Commodus in Erfahrung bringen: Hatte er eine Frau oder nicht? War er verlobt? Hatte er wenigstens schon eine oder mehrere gute Partien in Sicht? Wie stand er allgemein zum Thema Frau? All das würde ich an seiner Reaktion und Antwort abzulesen versuchen.


    Es folgte die Frage nach einer Erfrischung. "Nun, zu einem Becher verdünnten Wein würde ich nicht nein sagen.", erklärte ich und fügte hinzu: "Falls es der Anlass hergibt, darf es natürlich auch gerne ein guter Wein sein..", spielte ich darauf an, dass ich ja noch nicht so genau wusste, was mich nun hier erwarten würde.. inhaltlich und überhaupt thematisch. Was wollte Commodus von mir? Wollte er mich wirklich nur kennenlernen, wie er sagte? Wollte er sich endlich angemessen bei mir für meinen Einsatz bedanken, wie ich hoffte? War er darauf aus, irgendetwas durch mich in Erfahrung zu bringen? Etwas Dienstliches über einen meiner Postmitarbeiter vielleicht? Oder eher etwas Privates über einen meiner Verwandten oder meinen Verlobten? Nur eines war mir glasklar: Frauen trafen sich manchmal in den Thermen, um sich einfach nur treffen und zu tratschen - ohne besonderen Grund. Männer hingegen hatten immer eine Agenda.

    Ja, was trug ich heute eigentlich? Als Postpräfektin hatte ich es an vier meiner Sklavinnen delegiert für meine elegante Garderobe, meine modische Frisur, mein dezentes Make-up und ein Paar seidig weiche, tiptop manikürte Hände am Ende meiner Arme zu sorgen. Nur noch für besonders wichtige Anlässe oder in irgendwelchen anderen Ausnahmefällen beschäftigte ich mich noch selbst mit diesen manchmal nicht ganz leichten Fragen des Alltags. Und so hatte ich auch heute kaum Anteil daran, dass ich ein körperbetont eng anliegendes fliederfarbenes Kleid ausführte, das (wie ein großer Teil meiner besseren Outfits) vor allem durch seine schlichte Eleganz bestach. Jetzt konnte man natürlich fragen: Schlichtheit? Für MICH? - Aber ja, so war es. Nicht zuletzt war es einer der simpelsten Wege, um auch den Schmuck, den ich trug, angemessen zur Geltung zu bringen ohne dabei überladen und wie eine Glitzerpüppchen, das es besonders nötig hatte, zu wirken.


    Aber wo war ich? "Commodus, mein lieber Cousin! Ich freue mich auch dich zu sehen!", begrüßte ich in meiner typischen Art meinen Verwandten weit weniger förmlich als er mich. Sergia. Tze. Ganz so sehr wie sonst ließ ich mich andererseits aber auch nicht gehen. Denn zum Vergleich: meine beiden Cousins Titus und Tiberius nannte ich ja sogar beim Praenomen - praktisch seit unserer jeweils ersten Begegnung. Logisch aber, dass ich da mittlerweile vorsichtiger geworden war: Ich hatte ja nicht nur mit meinem Cousin Corvinus eine nicht ganz so schöne Erfahrung gemacht, sondern war sogar mit meinem Onkel Agrippa richtig heftig zusammengekracht. Und natürlich war ich dazu jetzt auch noch die Postpräfektin von Italia! Seither musste ich ja sowieso noch einmal mehr aufpassen, wem ich mich anvertraute und wem vielleicht eher nicht.


    Aber ich schweifte vom Thema ab. Ich hakte mich mit einem erfeuten Lächeln (wie aufmerksam von ihm!) bei meinem Cousin unter und ließ mich erstmal von ihm führen von der Straße weg hinein ins Haus. Unterwegs bedachte ich die mich mit meinem Namen begrüßende Sklavin noch mit einem stummen Nicken, während ich nur so kurz zu ihr blickte, dass ich schon einen Wimpernschlag später nicht mehr wusste, wie sie aussah. Überhaupt war ich im Moment auch alles andere als gut auf auch nur irgendeine Sklavin zu sprechen, nachdem mich meine paar unfreien Flachzangen erst zum falschen Anwesen kutschiert hatten! Idioten! >>>

    >>> Ins Peristylium führte er mich also, stellte ich fest und erinnerte mich spontan an meinen letzten vor allem durch Warten geprägten Aufenthalt hier. Damals hatte mich Corvinus versetzt. Obwohl er es mir versprochen hatte. Obwohl er sich sogar beeilen wollte, meinte ich mich sogar zu erinnern! Eine Erklärung für sein Verhalten hatte ich bis heute nicht. Ich war gespannt, ob er am Ende überhaupt auf meinen Brief an ihn antworten würde.


    Aber zurück ins Hier und Jetzt! Hier schritt ich an der Seite nicht von meinem Cousin Corvinus, sondern an der meines Cousins Commodus. "Wirklich schön hast du es hier!", war ich mir nicht zu schade ihm ein ehrlich gemeintes Kompliment für den Stil des Peristyls zu schenken. "Als ich damals das erste Mal hier war, da hat mich das dazu inspiriert, genau die Betriebe und Unternehmungen zu gründen, die ich heute nicht ganz erfolglos führe und leite.", erzählte ich zum Einstieg, konnte meine Neugier allerdings nicht zur Gänze verbergen: "Aber sag mir, was führt mich heute zu dir? Weshalb hast du mich eingeladen? Doch sicherlich nicht nur, um mich noch einmal in diesen inspirierenden Genuss deines Anwesens kommen zu lassen, oder?", lächelte ich.

    Zitat

    Original von Lucius Petronius Crispus


    Welch ein großer Tag für Rom! Warum? Wegen diesem Opfer-Quatsch? Ach, deswegen bestimmt nicht! Nein, heute war ein großer Tag für Rom, weil es die erste größere Massenfeierlichkeit war, zu der ich als Praefecta Vehicluorum pro Italia erschien - die erste weibliche Präfektin seit über zwei Jahrzehnten, ja gar über einem Viertel Jahrhundert! Natürlich war ich mir im Klaren darüber, dass in dieser männlich dominierten Welt vermutlich niemand außer mir so empfand und sich dieser Bedeutung bewusst war. Aber umso mehr verstand ich mich hier natürlich als in der Pflicht stehend einen guten Auftritt zu absolvieren! - Die Frage: Wo nun absolvierte man den besten Auftritt? Die Antwort: Natürlich möglichst nah an der Tribüne, wo bekanntlich stets besonders viele Leute hinschauten.


    So also schlug ich mich angestrengt nach und nach durch (oder vielmehr: ließ mich von meinen drei Leibwächtern hier angestrengt nach und nach durchschlagen) immer näher Richtung Tribüne. Irgendwann allerdings ging es selbst mit meinen drei Helferlein nicht weiter und man drängelte stattdessen einfach meine kräftigen Drängler selbst wieder zurück.. und mir direkt vor die Füße. Großartig! Und als wäre das nicht schon bereits genug, erspähte ich aus dem Augenwinkel auch noch eine hässlich arrogante Tiberier-Fratze, die.. natürlich.. wenigstens so aus relativer Ferne doch verdammt nach dieser neuadeligen Kuh aus den Themen aussah! "Was machte die denn hier?! Hunderttausende Römerinnen in Rom und ausgerechnet die muss mir vor die Linse laufen!", wandte ich fluchend meinen Blick von dieser unhöflichen Ziege, die mich nicht nur beleidigt, sondern vor allem zuerst und vollkommen grundlos beleidigt hatte, ab. Am Ende sah ich einem nett anzusehenden Kerlchen (die Toga war neu, das verriet mir mein geschulter Blick sofort) erst noch ungehalten, dann vor allem ertappt in die Augen. "Verzeih. Ich weiß, am Festtag der Concordia soll man nicht fluchen.", entschuldigte ich mich eher halbherzig und konnte gerade noch ein Augenrollen am Ende meiner Worte unterdrücken. Als wenn mich jemals eine religiöse Regel vom Schimpfen, Fluchen oder Giftmischen (was für eine Aufzählung!) abgehalten hätte. Lachhaft!

    Sim-Off:

    So, jetzt aber. :D


    Nachdem mich mein gelegentlich wirklich höchst unzuverlässiges Gefolge im ersten Anlauf zunächst vor das falsche Anwesen getragen hatte, war ich schon nicht mehr ganz so herzhaft amüsiert, als ich erneut erstmal einen Blick durch den Vorhang warf, bevor ich befand: "Es geht doch! Warum nicht gleich so, hm?!" Unfähiges Sklavenpack!


    Während ich nun also endlich möglichst elegant dem Sänften-Gefährt entkletterte, klopfte eine meiner Sklavinnen bereits an der Haustür und kündigte mein Erscheinen an: "Grüß dich. Die Praefecta Vehiculorum Sergia Fausta ist hier, um auf Einladung mit ihrem Cousin Helvetius Commodus zu sprechen." Unterdessen schaffte ich es auch langsam zur Tür zu gelangen. Immer dieser Stress! Wenn ich nicht aufpasste, dann bekam ich am Ende noch dauerhafte Sorgenfalten (die erste Vorstufe zu einem zerknitterten Mopsgesicht)!

    >>> Ja, da war ich auch schon! "Grüß' dich, mein Schatz!", begann ich beim Eintreten ins Triclinium meine gute Laune mit ihm zu teilen. "Wie ich sehe, hattest du noch genügend Zeit, um hier alles für einen Besuch des Stadtpräfekten, des Schwagers meines Onkels Kaeso Modestus, herzurichten?", lächelte ich zufrieden damit, dass ich mich heute wohl nicht fremdschämen müsste. "Das freut mich.. gerade, wo Flaminius ganz besonders gespannt darauf war, dich kennenzulernen, nachdem ich ihm schrieb, dass du ein Tribunat bei seinen Stadtkohorten machen willst!", gab ich als Rechtfertigung auch gleich mal vorsorglich an. Sein Vorteil - seine Organisation einer Cena. So einfach war das.


    Ich trat an meinen Verlobten heran und "raubte" ihm einen Kuss. "Damit du mir auch ja nicht vergiss, wem du am Ende dieses Abends dein Tribunat verdankst!", mahnte ich ihn in gedämpfter Lautstärke. (Denn bei dem Abstand zwischen unseren Mündern war jedes Schreien gerade vollkommen überflüssig.) "Ich nehme an, dass ich noch vor dem Präfekt und seiner Frau eingetroffen bin?", fragte ich mehr rhetorisch, während ich mich auf Marcus' Schoß setzte und ihn wissend angrinste. Dabei legte ich ihm beide Arme um seinen Hals und wartete einfach mal ab, wie er darauf reagierte.... und ob.. er darauf reagierte.

    Ganz klar: Dieses nubische Ungetüm mit seinem schlechten Latein würde so rasch wie möglich innerhalb des Hausstandes an eine andere Position versetzt werden, wo es nicht ganz so viel Schaden anrichten konnte! Dafür würde ich sorgen, denn das ging ja gar nicht! Der Haushalt eines (bald gewesenen) Vigintivirn, der in den Senat strebte, und einer Postpräfektin, die vom eigenen Ritterring träumte, konnte sich schließlich nicht mit so einem Sprachstümper an der Eingangspforte präsentieren! Wie sah denn das aus?!


    Mit elegantem Hüftschwung und weiterhin wortlos ging ich am Türöffner vorbei ins Innere der Casa Iulia. Dabei dann kam mir die Idee, wie ich nicht gleich auch mit der restlichen Hausgemeinschaft auf Kriegsfuß stehen musste und trotzdem einen einigermaßen zufriedenstellenden Zustand herstellen könnte: Ich würde ihm einfach eine meiner pfiffigeren Sklavinnen an die Fersen heften mit dem Auftrag diesem Kerl permanenten Sprechunterricht, vor allem in Bezug auf die Grammatik, zu geben.... Nur an der Wortstellung würde ich vielleicht nichts ändern lassen. Tiefsinniger klingen, das könnte. Wenn eigenlich dumm auch, Sklave ist. Aber: Besucher nicht wissen ja, das würden. Belustigt schmunzelnd erreichte ich das Triclinium.

    Herrje, Männer! Wollte der Kerl mich hier nicht verstehen oder konnte er es einfach nicht? Oder lag es an dem Ausdruck seiner.. Klasse? "Das will ich doch hoffen!", lächelte ich nur halb im Scherz bei seiner Aussage, dass mein Brautkleid meine fabelhafte Figur besonders gut zur Geltung bringen würde, wäre es erstmal fertig. Das war ja ein Kompliment nicht für mich, sondern für das noch unbegonnene Schneiderwerk! Und Traummaße für einen Schneider.... Was war in dieser Zeit schon das Ansehen bei einem Schneider? Hätte er mich mit der Augusta verglichen (obwohl, die war sicherlich auch schon ganz schön alt und faltig) oder besser noch mit der jungen Cornelia Prima! Das wäre.. prima (*haha*) gewesen! So aber blieb mir nur das ausgezeichnet, von dem ich mir allerdings nicht mal ganz sicher war, dass es auch tatsächlich mir und nicht nur einer Idee im Kopf des Schneiderleins galt.
    Ein bisschen geerdet überlegte ich kurz auf seine abschließende Frage und kam zu dem Schluss: "Nein. Wir sehen uns dann bei der Anprobe in zwei Wochen wieder." War sicherlich nicht viel Zeit für die ersten groben Arbeiten an meinem Kleid, aber ich war immerhin Sergia Fausta, Postpräfektin von Italia, Nichte eines Senators, Nachkommin einer Cornelia, Verlobte eines Vigintivirs, Nichte des Schwagers vom Stadtpräfekten und und und. Da durfte ich ja wohl erwarten, dass mein Auftrag zugunsten von anderen etwas bevorzugt behandelt wurde! Mit einem federleichten "Vale bene!" verabschiedete ich mich dann wieder aus dem Geschäft und war nun wieder etwas zufriedener, nachdem ich mich meinte damit auch für die wenigen Komplimente revanchiert zu haben.


    ~ Zwei Wochen später ~


    .... war ich also wieder bei meinem Brautkleidschneider und durfte zu meiner Zufriedenheit feststellen, dass es ganz gut voranging mit meinem Dress. Sah zwar alles noch nicht unbedingt nach einem absoluten Hingucker aus, aber das war bei einer ersten Anprobe natürlich auch nicht zu erwarten gewesen. Auch hatte ich natürlich den Brautschleier meiner lieben Mutter mit dabei, zeigte ihn und ließ mich schlussendlich davon überzeugen, dass er zwar ohne Zweifel schon ganz gut zu meinem Kleid aussehen würde, aber natürlich gegenüber einem neuen Schleier noch etwas, wirklich nur ein kleines bisschen, im Schatten stehen würde. Ich verabredete also für die zweite und finale Anprobe in erneut zwei Wochen, dass mir das Schneiderlein auch einen, zwei oder drei eigene Vorschläge für einen seiner Meinung nach passenderen Schleier vorlegte. Ich würde mit meinem Freundinnen zusammen kommen und mich dann endgültig in dieser Frage entscheiden.


    ~ Erneut zwei Wochen später ~


    .... kam ich dann nicht nur von meinen drei Leibwächtern, sondern auch meinen beiden Freundinnen Paula und Tusca und jeweils noch einem ihrer Leibwachen begleitet wieder in die mir empfohlene Schneiderei namens "Vestitor Romanus". "Du wirst schon sehen, Tusca, Liebes, dass es genau die richtige Entscheidung von Fausta war, hier ihr Hochzeitskleid schneidern zu lassen! Der Meister hier ist eine wahre Koryphäe seines Handwerks!", betonte Paula gegenüber ihrer etwas skeptischeren Freundin. "Fausta, ich kann wirklich nur hoffen, dass sich unsere gut Freundin hier nicht irrt. Es wäre ja nicht das erste Mal, was?", machte sie eine Anspielung, auf die Paula natürlich auch gleich ansprang: "Du hälst doch nicht immernoch vor, dass ich dir damals zu diesem nubischen Backmeister geraten habe?!", wehrte sie sich. "Einen Backmeister nennst du den? Ich bitte dich! Ich musste vor meinen Hochzeitsgästen behaupten, dass seine Waren eine ganz besondere Spezialität der Provinz wären: völlig verbranntes Gebäck!", beschwerte sich die Titia und Paula zuckte mit der Schultern. "Ich weiß gar nicht, was du hast. Du hast das doch damals noch gut überstanden mit deinem grandiosen Einfall von "nubischem Gebäck"! Ich finde, du könntest das ruhig langsam mal abhaken und vergessen, Tusca." Und während sich meine beiden Freundinnen für den Moment wieder vertrugen, erreichte ich als in jeder Hinsicht die Spitze unseres Trios das tapere Schneiderlein: "Ich grüße dich! Wie angekündigt habe ich mir heute noch ein bisschen Verstärkung durch meine beiden Freundinnen hier mitgebracht. Den Schleier meiner Mutter habe ich auch wieder dabei. Bist du auch soweit fertig und bereit für meine finale Anprobe?" Ich wollte es stark hoffen für ihn.

    Dass er noch etwas mit mir zu klären hätte, hatte er geschrieben.... direkt nachdem er ganz zu Beginn zugegeben hatte, dass er mich verehrte. Oui! Aber nein, so leicht war ich natürlich nicht mit ein paar Worten zu beeindrucken. Denn überhaupt waren diese Worte vielleicht genug des Dankes für meine Einladung zur Hochzeit, ja. Aber darüber hinaus? Da erwartete ich schon ein bisschen mehr - und hoffte jetzt natürlich, dass mich mein Cousin Commodus genau deshalb sehen wollte.


    Beim Verlassen der Casa Sergia verpasste ich nur um einige Augenblicke den Quattuorvir Tiberius, den ich daher nur aus der Ferne kurz sah. Ganz unpatrizisch ohne Sänfte (er war und blieb eben ein neuadliger Tiberier!) stolzierte er die Straße mit arrogant erhobener Nase entlang. Was der da wohl zu suchen hatte? Vielleicht spionierte er mir ja nach, nach meinem Auftritt in seinem Büro der Basilica Ulpia? Wahrscheinlich hatte seine komische Schwester (die mit diesen überaus fragwürdigen Freundschaften) ihm das am Ende sogar eingeflüstert! Ob der wohl immer auf sie hörte?
    Dann kam mir eine lustige Idee: Vielleicht wollte mir dieser Müllmann-Vigintivir ja jetzt selbst eine Strafzahlung für irgendwas aufbrummen, um sich für meinen Auftritt bei ihm zu revanchieren, solange er als Magistrat noch die Möglichkeiten dazu hatte. Tja, aber sch..ade natürlich, wenn die Dame, der man so ein Ticket andrehen wollte, gar keinen Grund hatte so ein Ticket zu bekommen! Denn jeder halbwegs informierte Römer würde schnell herausfinden können, dass mir die Casa Sergia genauso wenig gehörte wie die Casa Helvetia in Ostia! Denn natürlich hatte mein Onkel Spurius Sulla das Anwesen nicht seiner lieben Nichte Fausta vermacht, sondern seinen eigenen Nachkommen, die seither so mehr oder weniger den Ton dort angaben. (Ich für meinen Teil spielte natürlich trotzdem meine eigene Melodie!) Die Folge: Ich war weder für die Müllbeseitigung auf der Straße vor dem Haus verantwortlich, noch für irgendwelche Vermietungsaushänge, auch wenn es sicherlich Leute gab, die das gerne so hätten.


    "Pustekuchen.", konnte ich da nur sagen und tat das auch.. mit einem herzhaft amüsierten Lächeln auf den Lippen. Und da setzte meine Sänfte auch schon vor dem Anwesen der Helvetier ab.... dem falschen Anwesen allerdings, wie mir schon ein einfacher Blick durch meine Sänftenvorhänge verriet. "Ja, das war an euch gerichtet, ihr Tölpel: PUSTEKUCHEN! Ich habe gesagt, dass ich zu meinem Cousin Commodus möchte. Und seit wann bitte wohnt der hier, in der Casa Helvetia?!?", keifte ich die gesamte unfähige Bande an. Dieses Sklavenpack schaffte es immer wieder aufs Neue mich negativ zu überraschen! "Ja! Da braucht jetzt keine von euch mich so anzugucken, wie 'ne Kuh, wenn donnert! Kommt lieber in die Gänge und tragt mich zur Villa Urbana Helvetia - hophop!", klartschte ich zum Schluss dieser Worte ungeduldig in die Hände und prompt, kurz darauf setzte sich meine Sänfte wieder in Bewegung.... in Richtung Villa Urbana Helvetia diesmal. >>>

    Ich überlegte nur kurz, sodass meine folgende Antwort gerade noch so als schlagfertig durchgehen konnte: "Naja, dann will ich mal hoffen, dass meine Präfektur sich dahingehend von deiner unterscheidet, werter Licinus. Denn mein direkter Vorgänger war zum Schluss vor allem dafür bekannt, für nichts bekannt zu sein.... weil er so selten nur mal nicht auf dem Lande war und seine Seele baumeln ließ.", grinste ich halb im Spaß, halb ernst. Am Ende war der Tantansier ja trotzdem in den Ritterstand - in den ich auch einmal wollte! - erhoben worden. Irgendeinen Grund hatte das sicherlich schon gehabt (vielleicht hatte er in meinem Fall mal eine besonders überragende Personalentscheidung getroffen oder so).


    Dann begann der jüngere Iulius von seinen Magistratur-Plänen zu erzählen. Oder besser gesagt sprach er von einer Krankheit, von der mir allein diese Information schon zu viel, weil zu persönlich war, rühmte sich groß damit, wie er meinen duovirischen Cousin nicht kannte, und machte mir zum Schluss dieser Vorstellung noch ein geheucheltes Kompliment, das nämlich nur maskieren sollte, dass er sich im gleichen Atemzug auch selbst als noch so unglaublich jugendlich, vital und sexy empfand. Als wenn ich das nicht durchschaute! "Ja, ich wette, dass mein Cousin dich auch nicht kennt.", gab ich ihm da liebend gerne mit einer wegwerfenden Handbewegung zurück und bemühte mich dabei möglichst unbekümmert zu klingen. Auf das unechte Kompliment indes ging ich nicht weiter ein. Denn selbst wenn ich gewollt hätte, konnte ich es ja nicht mehr zurück geben, nachdem er sich bereits selbst ins Licht seiner eigenen Worte gestellt hatte. Selbstverliebter Egoist!
    Noch diesen Monat wollte er also Magistrat dieses Kaffs werden, hm? "Was hast du denn vor mit.. Mantua? Sprich: Was willst du als Magistrat erreichen?", erkundigte ich mich weiterhin nicht ganz unkritisch. Solange ihm sein gut verdienender Herr Papa nicht die gesamte Wahl kaufte, musste der junge Iulier schließlich irgendeine Form von Wahlprogramm haben, oder nicht? "Ich meine, von den Angestellten meines Cursus Publicus sind sicherlich auch einige wahlberechtigt. Und selbst wenn nicht: Auch dann könnte ich unter Umständen mit einer kleinen Dienstanweisung dafür sorgen, dass jeder hiesige Nutzer des staatlichen Postdienstes schon bald deinen Namen kennt.", sei es über mündliche Empfehlungen oder einen schriftlichen Hinweis an der Postabgabe. "Ohne damit sagen zu wollen, dass ihr es nötig hättet", bezog ich nun bewusst wieder den Finanzier dieses ganzen Plans mit ein, "ließe sich damit sicherlich der eine oder andere Sesterz an Werbeausgabe sparen.", lächelte ich erst etwas zwielichtig zum jungen, danach ungleich ehrlicher zu meinem älteren Tischgenossen.


    Sim-Off:

    Weil ich ja ganz gerne auch bei Leuten einkaufe, die ich sim-on nicht so mag: Hast du deinen Käse von letzter Woche bereits klammheimlich restlos verkauft oder bloß vergessen ihn zu produzieren und anzubieten?

    Eigentlich war es ja nicht so mein Stil mich irgendwo einfach selbst einzuladen, denn das hatte ich ganz bestimmt nicht nötig! Dass ich mich aus Alexandria kommend erst in Ostia bei den Helvetiern einquartiert und später auch in der Casa Sergia hier kurzerhand ein Zimmer für mich in Beschlag genommen hatte, zählte nämlich genauso wenig wie meine Unterbringung in der Casa Helvetia von Ostia und der Casa Annaea von Mantua während meiner Inspektionsreise durch Italia! Die Sergier, Helvetier und Annaeer waren nämlich meine (gefühlte) Familie und hatten mich daher gefälligst mit Freude aufzunehmen, wenn der Grund dafür doch praktisch auf der Hand lag. Das war eine Selbstverständlichkeit - gerade gegenüber mir, die ich der Meinung war, auch selbst einen großen Familiensinn zu besitzen. Denn verteitigte ich die Sergier und ihr Ansehen gegen meinen Onkel Agrippa oder was? JA!
    Aber darauf wollte ich eigentlich gar nicht hinaus, auch wenn die Iulier nach meiner Verlobung mit Marcus ebenfalls schon beinahe wie meine Familie waren.. so irgendwie. Mir ging es dennoch um ein paar andere Punkte: Wie bitteschön sah das nämlich aus, wenn offiziell wir, Marcus und ich, den Stadtpräfekten einluden und in meinem Zuhause speisten, statt in unserem (zukünftigen) Heim? Zudem routierten meine Sklaven schon jetzt jeder wie ein kleiner Wirbelwind im Kreis, um die Casa Sergia auf Hochglanz zu bringen und zu schmücken und zu überwachen, dass sich mein Onkel, das Soldatensöhnchen, nicht wieder dem Spiel mit räudigen Straßenkötern und Abfall hingab. Da konnten mir (oder besser: meinem Personal) die Iulier (oder besser: ihr Personal) ruhig diese kleine Cena mit Flaminius Cilo abnehmen, fand ich!


    Ich war also den langen, langen Weg, den ich auch locker fußläufig hätte zurücklegen können, nett in einer Sänfte zur Casa Iulia getragen worden (schließlich wollte ich auch der Gefahr eines erneuten Müll-Anschlags möglichst sicher entgehen). Dort kam ich dann keinesfalls besonders überpünktlich (ich hatte ja auch meine Termine - einen davon mit meinem Beauti-Personal), aber natürlich auch weit davon entfernt unpünktlich zu sein kurz vor Abenddämmerung an, sodass mit dem Stadtpräfekten und seiner Frau eigentlich auch bald zu rechnen sein müsste.
    Eine meiner Sklavinnen klopfte an. "Hallo. Die Praefecta Vehiculorum Sergia Fausta, die baldige Hausherrin dieser Casa, hatte sich angekündigt, ist nun da und will jetzt rein.", machte die von Natur aus etwas aufmüpfige Frau mit ihrer tiefen Stimme unmissverständlich klar. Unterdessen kletterte ich elegant aus dem Sänften-Gefährt und trat ohne jede Begrüßung an die Tür.

    Nur kurz ging ich in mich und überlegte. "Nein, ich bleibe trotzdem dabei: Weiß soll es sein. Ganz und gar und strahlend rein.", lautete meine überzeugte Antwort, die aber mehr als Ergebnis meiner Gedanken zu mir selbst gesprochen war, als dass sie sich bewusst an diesen Schneider richtete. Demzufolge klang ich wohl auch ausnahmsweise mal nicht arrogant.


    Wegen dem Schleier dann nickte ich nur ohne weitere Worte zu verlieren. Das hieß, eines musste ich natürlich schon noch sagen: "Dann werde ich meinen Schleier einfach beim nächsten Mal zur ersten Anprobe mitbringen, wenn es dir nichts ausmacht." Ja, das war eine super Idee! (Natürlich war sie das, denn sie kam ja von mir.) "Aber nur so zur Sicherheit kannst du ja auch einfach noch ein paar eigene Vorschläge vorbereiten.", ließ ich mich noch hinreißen zu sagen. Diese Restunsicherheit war eben nicht so einfach zu vertreiben und ich wollte ja, dass ich zum Schluss wirklich perfekt (oder so, wie ich mir "perfekt" vorstellte) aussah!


    Ich nickte meinen Leibwächtern beruhigend zu und nahm die Arme im rechten Winkel seitlich nach oben. "In Ordnung. Nimm Maß.", antwortete ich ihm dann emotionsarm und würde ihm natürlich trotzdem eine kleben, falls er zu dreist und tollkühn wurde. Dafür brauchte ich ja meine Wächter nicht. (Die sorgten nur dafür, dass ich mir keine Sorgen um irgendeine Gegenwehr machen musste.) "Und?", wollte ich direkt nach der ersten Messung dann natürlich auch gleich wissen, was er gemessen hatte. Dabei war ich natürlich nicht unbedingt auf irgendwelche Zahlen aus, sondern auf das gute Gefühl nach einem (oder gerne auch mehreren) netten Kommentaren zu meinem Aussehen und meiner Figur. Ob das Schneiderlein mir gegenüber dabei ehrlich war oder log, war hier Nebensache - dazu würde ich zur Anprobe eine Freundin mitbringen. Ich wollte einfach nur ein gutes Shopping-Gefühl und das Einkaufen hier in vollen Zügen genießen.