Beiträge von Sergia Fausta

    Ärgerlich kniff ich die Augen kurz zusammen. Genau, das wars! Überlegend schaute ich dann wieder zum Centurio auf. Wie kam ich aus der Nummer nun am besten wieder raus? Richtig, ich stellte mich einfach dumm und tat so, als wäre gar nichts. "Oh, hatte ich das vorhin nicht erwähnt?", blickte ich von einem auf den nächsten Moment den Soldaten ganz überrascht mit großen, unschuldigen Rehaugen an. "Meine Mutter war Helvetia Laevina, die Tochter des Appius Helvetius Sulla. Nachdem ich mein gesamtes bisheriges Leben lang in Alexandria verbracht habe, musste ich in Ostia schon um meine jugendliche Neugier zu befriedigen einfach mal nach den Verwandten meiner Mutter schauen und sie ganz grob und flüchtig etwas kennenlernen.", erklärte ich leichtfüßig und erfand dabei spontan die nichtmal völlig vorgeschobene Behauptung, dass ich nur aus Neugier überhaupt zur Casa Helvetia gekommen war. Dass ich die Leute dort mehr als nur grob und flüchtig kennengelernt hatte, behielt ich für mich. "Ich hoffe doch, das ist jetzt kein Problem, oder?", fragte ich dann ganz naiv nach, obwohl die Frage dem Centurio sicherlich schon zeigte, dass ich wenigstens ein kleines bisschen von den Zwistigkeiten der beiden helvetischen Stämme wusste. Aber daran dachte ich in meiner aktuellen Lage, in der ich mich nur irgendwie heil aus dieser Geschichte herauswinden wollte, natürlich nicht mehr rechtzeitig. Anschließend lächelte ich meinen Gegenüber vorsichtig an und hoffte, dass er mir trotz allem noch immer helfen wollte.

    Er war nicht Manius? Ich blickte ihn etwas ungläubig an. Welchem Trottel war ich denn hier schon wieder in meinem großen Vertrauen in das Personal auf den Leim gegangen?? Lucius Agrippa von den Sergiern, das sagte mir auf Anhieb.... nicht die Bohne. Als der Kerl mich dann aber auch gleich als Schauspielerin beschimpfte, wusste ich, dass das bestimmt auch nicht ohne Grund der Fall war! Ich war die Enkelin eines Ritters und Urenkelin eines Auguren. Niemals, nie würde ich mich je als Schauspielerin verdingen! Pah! Meine Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen und die Ungläubigkeit in ihnen wich der Wut. Niemand beschimpfte mich, Sergia Fausta, ungestraft einfach so! "Jetzt hör mir gut mal zu, du angeblicher Lucius Agrippa von den Sergiern, ja? Ich bin Sergia Fausta, Tochter des Magister Scriniorum Caius Sergius Curio, Enkelin des Ritters Marcus Sergius Stephanus, Urenkelin einer ehrenwerten Cornelia und ebenso des Auguren Tiberius Annaeus Sophus und auf diesem Wege höchst geliebte Nichte des Praefectus Aegypti Decimus Annaeus Varus und des großen Senators und Feldherren Kaeso Annaeus Modestus!", stellte ich mich aber in XXL-Format vor und ging ganz langsam, während ich in meinem giftigstens Tonfall sprach, immer näher und näher auf diesen Agrippa zu.
    Dann überlegte ich, was ich mit dem großen Typ machen sollte (ja, von so nahem konnte ich ihm nichtmal richtig in die Augen blicken, so groß war der). Also schubste ich dieses Objekt, das es hoffentlich nicht wagen würde sich gegen mich zu wehren, mit ganzer Kraft auf sein Bett, sodass ich nun wirklich wörtlich von oben auf ihn herab reden konnte. "Du solltest dir wirklich ganz genau und besser einmal zu viel als einmal zu wenig überlegen, mit wem du dich hier anlegst, bevor du mit Beleidigungen um dich wirfst! Ich habe in Alexandria nicht nur ein garstiges Biest gesellschaftsunfähig gemacht und glaube mir, ich habe nichts von all dem verlernt, sondern habe mir im Gegenteil noch einiges mehr angeeignet, um jedem zu schaden, der mir glaubt schaden zu können!", drohte ich mit erhobenem Zeigefinger und absolut nichts mehr erinnerte noch daran, dass ich vor einem Augenblick noch das arme, mitleidige, junge Mädchen gespielt hatte. Boah, war ich wütend auf diesen Kerl! Nicht nur, dass er mich einfach so beleidigt hatte, nein. Dazu kam ja auch noch, dass ich mit meinem Onkel Manius hinter dieser Tür gerechnet hatte und fest darauf eingestellt und vorbereitet war. "Haben wir uns verstanden??", fragte ich bissig und entschied spontan, dass ich das tatsächlich sein würde, falls der Typ mir jetzt eine Retourkutsche geben wollen würde. Und danach würde ich direkt zu Onkel Manius (diesmal aber wirklich ihm) laufen und mich bei ihm töchterlich ausheulen und diesen Wicht hier dann hochkant aus der Casa werfen lassen! Einen Tritt in den Allerwertesten würde er zum Abschied von mir bekommen, falls es soweit käme. Das stand ja mal fest!

    Die Castra der Prätorianer?? Ich würde ja nicht sagen, dass ich jetzt in irgendeiner Weise Angst hätte, denn auch die Prätorianer waren ja irgendwo auch nur Soldaten, Männer wie die Legionäre in Ägypten oder der Centurio vor mir. Aber leicht mulmig wurde mir bei dem Gedanken ausgerechnet in die Castra Praetoria zu müssen trotzdem. Ich schluckte und mein Gesicht verriet, dass mich diese Aussichten nicht besonders glücklich stimmten. Dann folgten zwei Vorschläge des Soldaten bei denen mich der erste nur an den Korinthenkacker von gestern erinnerte, der ganz im Sinne der pedantischen Bürokratie weder auf meine Reize angesprungen war, noch mich immer gleich richtig verstanden hatte und mir überhaupt schon aus diesen beiden Gründen total unsympathisch war! Diese Variante schied für mich also sofort wieder aus, denn ich wollte ja nicht erst eine Antwort erhalten, wenn die Truppen meines Onkels schon seit einem Jahrzehnt wieder aus der Stadt waren. Nein.
    Für die zweite Option müsste ich dafür scheinbar umso mutiger sein und mich alleine in die Höhle der Skorpione wagen - in der Hoffnung nicht gestochen zu werden und diese Höhle wieder lebendig zu verlassen. Ein gruseliges Bild war das, fand ich. "Naja, ich bin gestern erst von meinen helvetischen Verwandten meiner Mutter aus Ostia hier angekommen, nachdem ich mich dort von der anstrengenden Überfahrt aus Alexandria, wo ich bisher gelebt hatte, ausgeruht habe." Ich runzelte kurz etwas die Stirn. Wieso hatte ich das Gefühl, dass ich gerade etwas gesagt hatte, das ich nicht hätte sagen dürfen? Irgendetwas in meiner Magengegend drückte und schrie mich an, dass ich gerade einen ganz dummen Fehler begangen hatte. "Ich kenne mich also noch nicht so richtig aus, wobei draußen ein sergischer Sklave wartet, der hier schon unzählige Jahre lebt und mich nicht auf meinen Wegen durch die Stadt beschützen, sondern mir auch den Weg weisen soll.", ergänzte ich und wurde dabei weder das ungute Gefühl in meinem Bauch los, noch meinen etwas nachdenklichen Gesichtsausdruck. Ich schluckte nervös, denn ich kam einfach nicht drauf....

    Oh, nur ein Missverständnis, na klar. So ganz wollte ich das meinem Gegenüber ja nicht abkaufen, aber auf der anderen Seite hörte es sich schon irgendwie sinnig an, was er sagte. Wenn einer der Tabellarii also nicht ordentlich arbeitete, dann könnte, nein müsste, ich den einfach nur beim Präfekten melden. In meinen Ohren hörte sich das wieder etwas mehr nach Hierarchie und Kontrollfunktion meinerseits an und so nickte ich ganz pflichtbewusst und innerlich lächelnd. Die Verwaltungslisten und Wertkarten hatte ich ja selbst schon erwähnt, sodass auch das nichts Neues war.
    Dann wurde ich nach einer Erlaubnis gefragt, die ich genau genommen so noch nicht hatte. Mein Vater hatte, als er noch lebte, immer gesagt, dass er wollte, dass ich nie irgendwie arbeiten müsste. Direkt dagegen hätte er also bestimmt nichts gehabt. Und meinen neuen Vormund müsste ich ja erstmal sehen, um ihn fragen zu können. * Bis dahin ging ich einfach von stillscheigendem Einverständnis (?) aus. "Natürlich. Mein Vormund Manius Messalla von den Sergiern hat mir die Erlaubnis ausdrücklich gegeben - solange ich eben einer Tätigkeit in Rom nachgehe, damit er immer ein Auge auf mich haben kann. Aber das hatte ich ja schon gesagt.", bestätigte ich freundlich und verwies mit meinem letzten Satz extra nochmal ausdrücklich auf meine vorherige Geschichte, um zu zeigen, dass beide Teile nahtlos zusammenpassten. Denn ich hatte gelernt, dass man nach einer nur halbwahren Geschichte das kleine Lügengerüst nutzen müsste bei der nächsten Halbwahrheit. Das war wesentlich überzeugender als der Bau eines neuen Lügengerüsts, bei dem man sich mitunter in Widersprüche verzettelte und beide Gerüste zum Einsturz brachte. Ja, als ziemlich verwöhntes Töchterchen hatte ich mir da einige Techniken in der Vergangenheit angeeignet, die bisher auch in den meisten Fällen ganz gut funktioniert hatten.


    Sim-Off:

    * Und hier hat sich mein Tuti Messi zum letzten Mal gemeldet. Ich hoffe ja, dass er bald wieder kommt, aber versprechen kann ich natürlich nichts.

    Oje, wenn sich das mal nicht nach schlechter Laune anhörte. Aber konnte ich jetzt noch kneifen? Vielleicht schlich ich mich einfach davon und tat so, als wäre das der Wind gewesen? Ja, oder irgendwelche Geisterwesen. Wenn mein Onkel nur göttergläubig genug wäre, würde er das bestimmt nicht für zu abwegig halten. Ich schüttelte stumm den Kopf. Nein, ich hatte diesen Schritt bereits geschafft, jetzt musste ich auch den nächsten nehmen!
    Vorsichtig öffnete ich also die Tür und begann einer spontanen Eingebung folgend erstmal einfach nur zu reden. Solange mein Vormund nicht zu Wort käme, dachte ich mir, könnte er mir auch keine Standpauke geben. Und nachdem er gehört hätte, wie furchtbar Leid mir das alles tat, wäre seine Standpauke vielleicht auch nicht mehr ganz so schlimm. "Onkel Manius? Ich bin es, deine Nichte Sergia Fausta, Tochter deines Bruders Caius Curio. Vor ungefähr zwei Wochen habe ich dir, meinem Vormund nach dem Tod meines Vaters, aus Ostia geschrieben, dass ich vor etwa einer Woche hier ankommen wollte. Und ja, angekommen bin ich ganz pünktlich, wirklich. Aber ich habe mich immer ganz früh aus dem Haus geschlichen und bin erst spät wieder zurück gekommen, weil ich unbedingt diese für mich total neue Stadt kennenlernen wollte. Nein, musste. Ich musste diese Stadt einfach so schnell wie möglich kennenlernen, um Anschluss zu finden und um nicht von den anderen Frauen der Stadt ausgelacht zu werden und um.... um.... um mein geliebtes Alexandria zu vergessen. Ich meine, nicht zu vergessen, aber um mich hier, hier bei dir, ähnlich gut aufgehoben zu fühlen, wie bei meinem Vater in Alexandria. Genau.", trug ich mit mitleidiger Miene vor und hoffte, dass das wirkte. "Bist du mit sehr böse? Es tut mir so Leid, dass ich dich nicht schon früher aufgesucht habe!", beteuerte ich und blinzelte ihn ganz traurig aus mit meinen rehbraunen Augen an. Dann senkte ich schuldbewusst den Kopf und schaute zu Boden, während ich von mir selbst ganz begeistert war. Wenn dieser Auftritt ihn jetzt nicht milde stimmte, dann wusste ich auch nicht. Sobald mein Onkel zu sprechen ansetzen würde, würde ich noch ganz gekonnt etwas herzerweichend schluchzen und mir notfalls mit meiner Erinnerung an den Tod meines Vaters ein paar Tränen abringen. Ja, das war der Plan.

    Ich wohnte jetzt schon ein paar Tage in der Casa Sergia und indem ich mich immer schon ganz früh aus dem Haus schlich und erst spät von meinen Erkundungstouren durch diese große Metropole wieder zurück war, war ich meinem neuen Vormund bislang offenbar ganz gut aus dem Weg gegangen. Ich hatte mich sogar zwei Straßen weiter schon mit einer Annaea Lusca, die ich fälschlicherweise erst für eine Verwandte gehalten hatte, angefreundet. Jetzt war ich eben nicht mit ihr verwandt, aber dafür befreundet. Ich hatte meine erste Freundin in Rom gefunden! Und morgen nachmittag wollte sie mich ihren anderen Freundinnen vorstellen, worauf ich mich schon mächtig freute. Wenn die anderen auch nur so halb elegant daher kommen würden, dann wäre ich ruckzuck die Hauptperson der Gruppe und würde immer sagen, wo es lang ging, wo wir feierten und so.
    Aber ich wusste leider nur zu gut, dass das nicht ewig so weitergehen könnte. Und so entschloss ich mich, als ich am heutigen Abend mal wieder erst nach Sonnenuntergang nach Hause geschlichen war, dass es an der Zeit wäre mit meinem Onkel Manius ein Gespräch von Mündel zu Tutor zu führen, wobei ich missmutig damit rechnete, dass es wohl eher ein Monolog von Vormund zu ungezogener Nichte werden würde. So ging ich dann zu dem Zimmer, in dem nach Aussage eines Haussklaven ein Sergier wohnen sollte. Unter dem Türspalt sah ich noch das leichte Flackern einer Öllampe und lauschte anschließend mit angehaltenem Atem an der Tür. Es schien auch noch tatsächlich jemand in dem Zimmer zu Gange zu sein. Jetzt oder nie! Ich nahm allen Mut zusammen, wie ich es schon immer getan hatte, wenn ich von meinem Vater Caius eine Standpauke erwartete, und klopfte ganz sachte an die Tür. (Vielleicht überhörte mich mein Onkel auf diese Weise ja einfach.) "Onkel Manius, bist du noch wach?", folgt eine kleine Frage mit gedämpfter Stimme. Ich wollte natürlich einfach nur das restliche Haus zu so später Stunde nicht aufwecken, sonst wäre ich bestimmt lauter gewesen. Sicher, ganz bestimmt. Naja, vielleicht auch nicht. Wahrscheinlich nicht.

    >>> Endlich nach langer, langer, ja fast ewiger Reise, wie es mir vorkam, war ich nun in Rom in der Casa Sergia in meinem neuen Gemach, meinen neuen Zuhause angekommen! "Danke. Das wäre im Moment alles. Du kannst dann gehen.", erklärte ich dem Sklaven, der mich hierher gebracht hatte ganz beiläufig, während ich mich umschaute und beim Anblick des Bettes erstmal gähnen und mich strecken musste. Ein seltsamer Reflex. Aber ich beschloss, dass ich jetzt noch keine Zeit zum Schlafen hatte. Ich war gerade in Rom angekommen und mein Onkel Manius war offenbar nicht im Haus. Diese Gelegenheit (wer wüsste schon, ob ich die so schnell wieder bekäme) musste ich natürlich unbedingt ausnutzen!
    Während ich dies dachte, blickte ich auf die durch die Landschaft streifende Frau. Ein schönes Bild, fand ich, und spontan kam mir in den Sinn, dass ich jetzt auch durch die Landschaft streifen wollte. Nur würde meine Landschaft nicht aus Blumen und anderem Grünzeug bestehen, sondern aus Häusern, Tempeln, Palästen und anderen Bauwerken. Ja, ich würde Rom erkunden! So also suchte ich mir in der Casa einen einigermaßen kräftig aussehenden Typ, den ich mir zum Leibwächter und Stadtführer für meinen Ausflug auserkor, und schlich dann einfach an Callisto vorbei (die gerade mal bis zur Türschwelle mit meiner Kleidertruhe gekommen war) nach draußen. Rom wartete auf mich!

    Mit einem anerkennenden Nicken, denn so hatte ich mir das vorgestellt, nahm ich zur Kenntnis, dass mein Zimmer tatsächlich schon vorbereitet war. Dass mich der Türöffner allerdings mit meinem Gepäck auf später vertrösten wollte, missfiel mir. Aber gut: "Callisto, dann holst du jetzt mein Gepäck und bringst es uns nach in mein neues Zimmer!", erklärte ich leichtfertig. Dabei sollte mir doch egal sein, wie sie das machte, solange meine Kleidertruhe und ihr Inhalt keinen Schaden davon trugen. Dann folgte ich dem Ianitor erwartungsvoll ins Innere der Casa und ließ mich in mein neues Gemach bringen....

    Ich merkte nicht ansatzweise, welchen Eindruck ich bei dem Centurio hinterließ. Es war einfach meine Angewohnheit auch mal zu sagen, was ich wollte, und ich wollte jetzt zu meinen Onkel. Dazu kam ja auch außerdem noch, dass dieser Helvetier hier meiner Vermutung nach zu denen aus Rom gehörte, auch wenn er normalerweies scheinbar in Germanien diente, was mich etwas verwirrte, wenn ich darüber nachdachte. Also dachte ich einfach nicht weiter darüber nach, sondern igorierte diese Tatsache einfach. Genauso versuchte ich dann auch die Bilder zu unterdrücken, die mir bei dieser für eine hübsche, junge Dame reichlich unpassend erscheinenden blutigen Geschichte in den Kopf schossen. "Ja, dann.... dann.... dann möchte ich mit seinem stellvertretenden Tribun sprechen. Ja. Bitte.", rutschte mir das letzte Wort glatt einfach so raus, während ich mit meinen für einen kurzen Moment geschlossenen Augen sichtlich gegen die Bilder kämpfte.
    Dabei war ich, wie man vielleicht fälschlich annehmen könnte, weniger vom Schicksal meines Onkel betroffen, tauerte oder hatte Angst um ihn (am ehesten sah ich in der mir persönlich noch unbekannten Person einen einflussreichen Verwandten sterben, der mir hätte nützlich sein können), sondern ich ekelte mich eher vor dem Gedanken an soviel Blut. Das war auch einer von vielen Gründen, aus denen ich von der Götterverehrung nicht viel hielt und auch jeglichen Opferungen in der Vergangenheit ganz gerne aus diversen vorgeschobenen Gründen fern geblieben war (um ein paar wenige war ich natürlich trotzdem nicht herum gekommen). "An wen muss ich mich da wenden und wo müsste ich dafür hin?", erkundigte ich mich nach dem Namen des senatorischen Tribuns und seinem Aufenthaltsort. Hoffentlich erzählte mir der nicht auch nochmal von so barbarisch viel Blut. Oua! Ich schüttelte mich kurz, nachdem es mir bei diesem Gedanken eisig kalt den Rücken herunter lief. Aber nein, beruhigte ich mich, soein Tribun war ja fast schon ein römischer Senator. Der verschonte mich mit solchen Geschichten bestimmt.

    Was war denn das für ein Typ?? Ich bot ihm, wovon ich viel zu bieten hatte - einen kleinen, tieferen Blick auf meine Schönheit - und er reagierte nicht darauf? Ich wusste und rechnete ja damit, dass nicht jeder meinen Beeinflussungsversuchen verfiel, sondern manch prüder Hund erstmal vorgeblich kläffte, nur um mich tief in seinem Innern doch sehr anziehend zu finden. Aber dass da jetzt gar nichts von beidem kam, überhaupt gar keine Reaktion, das überraschte mich - und missfiel mir. Da schien irgendeine Frau ihren Göttergatten ganz schön unterm Sandalen zu haben! "Und rechnen....", half ich dem Kerl ebenfalls murmelnd bei seiner Liste etwas auf die Sprünge, damit er nicht die Hälfte vergaß. Dann traf mich ganz unerwartet die Vermutung: War ich hier etwa einem Eunuchen aufgesessen? Oje, wie peinlich!
    Anschließend erklärte mir der-das vor mir, dass ich hier anfangs niemandem etwas zu sagen hätte. Wahrscheinlich sollte ich, weil ich ja eine Frau war, auch noch Anweisungen von unten, von den Tabellarii befolgen, was?? Ich lächelte nett, während es in mir zu brodeln begann. Ich war eine Rittersenkelin * und Urenkelin eines Auguren! "Verzeih mir meine unbeholfene Nachfrage, aber wenn ich nicht auf einem Pferd herumreiten und die hier ankommenden Briefe selbst austragen soll, dann müsste ich diese Aufgabe als neben den anderen Stationarii für diese Mansio Verantwortliche doch an den einen oder anderen Tabellarius delegieren, oder nicht?", gab ich mich unwissend und verzichtete dabei darauf, nochmal irgendwie mit meinen körperlichen Vorzügen zu spielen. Gegenüber einem Eunuchen konnte eine Frau mit ihren Reizen nämlich auch einfach geizen. Für den-das Gegenüber würde das sicher eh kaum einen Unterschied machen. (Und ja, ich entschied mich, dass das nur ein Eunuch sein konnte, so wie der nicht reagiert hatte!) "Gegenüber den anderen Stationarii und natürlich auch den Präfekten würde ich mich natürlich absolut unterordnen. Ich bin schließlich wohl erzogen und weiß genau, wo ich hier in dieser mir neuen Stadt stehe.", beteuerte ich danach ohne dabei zu sehr vor meinem Gegenüber zu kriechen. Ich hatte schließlich auch irgendwo, und gar nicht mal so versteckt, noch meinen Stolz.


    Sim-Off:

    * Dann bleibe ich dabei, wenns recht ist. :P

    Oh, das freute mich natürlich und ließ mich mit einem Hauch von Genugtuung lächeln! Ich hatte ja erwartet, dass ich schöner war als diese ganzen Möchtegern-Schicksen in Rom. Aber dass ich scheinbar wirklich gleich SO viel schöner war.... Für einen kurzen Moment begann ich sogar mich darauf zu freuen nach Rom weiterzureisen, bevor ich mir klar machte, dass dort auch mein Vormund auf mich warten würde, auf den ich - ohne ihn näher zu kennen - allein schon durch diese Bezeichnung absolut keinen Bock hatte! "Und wenn du wüsstest, wieviel weniger schön die lange, strapaziöse Seereise bis hierher war.", flüsterte ich nochmal zu Tiberius zurück und verriet mit meiner leicht nach oben gezogenen Oberlippe, dass ich mir tausend schönere Dinge vorstellen konnte. Durch mein Getuschel mit meinem Cousin ging dann auch irgendwie der komplette erste Teil von Titus' Rede an mir vorbei und erst als mein eigener Name fiel lächelte ich entzückt den ganzen Anwesenden zu.
    Nach dem abschließenden Trinkspruch erhob ich meinen Becher, wartete bis der Rest meiner Festgesellschaft ihr Trankopfer dargebracht hatte und nahm dann ebenfalls einen kleinen Schluck von meinem Wein. Danach stießen der Quaestor und sein billiges Anhängsel zu Tiberius und mir und ich versuchte mir von den beiden Herren nicht anmerken zu lassen, dass mich ihre Anwesenheit auf meiner Feier bereits jetzt absolut störte. "Oh, das hat mein Cousin Titus gerade erzählt, .... Asinia.", antwortete ich ihr mit dezenter Arroganz und verkniff mir ein Appell an ihre Aufmerksamkeit, weil ich mir so ganz sicher ja nicht war, was Titus nun genau gesagt hatte. Dennoch musste ich mir solche Gesellschaft jetzt echt nicht geben! "Wenn ihr mich kurz entschuldigen würdet? In meiner wichtigen Rolle heute abend habe ich noch eine Kleinigkeit mit meinem Cousin Titus zu besprechen.", erklärte ich mit freundlichem Lächeln den beiden Männern und einem eisigen Blick zu Celerina. Dann verließ ich die Runde und ging elegant zu Titus, neben dem auch gerade der Iulier stand.


    Um deren Gespräch nicht zu unterbrechen wartete ich einen Moment und blickte mich im Raum um. Mein Blick traf die Pinnia und ich lächelte ihr kurz zu. Ja, neben ihr könnte ich gleich sitzen. Das wäre kein Problem. Aber diese Asinier-Tussi ging ja garnicht! Ich räusperte mich ganz leicht, um die Aufmerksamkeit meines Cousins zu erheischen. "Entschuldigung. Ich möchte euer Gespräch nicht stören." Lüge! "Ich wollte dich, Titus, nur ganz kurz fragen, ob es für deine Sitzordnung okay wäre, wenn ich nicht neben der Asinia sitzen müsste?" Ouh, das hörte sich für den Duumvir sicherlich böse und arrogant an. Den Eindruck wollte ich natürlich nicht bei ihm hinterlassen. So schob ich spontan nach: "Nicht, dass ich sie nicht mögen würde. Sie ist ganz reizend." und so.... gewöhnlich. "Aber es wäre mir eine große Freude, wenn ich einen Platz neben deiner geschätzen Mutter bekommen könnte und" und wem? Es gab ja ZWEI Seiten, zu denen man mir diese Kuh aufs Auge drücken könnte. "dem charmanten Mann hier neben mir.", ergänzte ich aus der Not heraus mit der wortwörtlich nächstbesten Lösung. Selbst Schuld, wer gerade in meiner Nähe stand. Ich lächelte den Gast, der mir ja als einziger sogar etwas geschenkt hatte, charmant zu und klimperte kurz mit meinen Augen. Dann sah ich töchterlich bettelnd zu meinem Cousin Titus.

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    Meine Leibsklavin Callisto lächelte den Türöffner nett an. "Salve. Meine Herrin, Sergia Fausta," Dabei deutete sie mit dem Kopf zu mir, während ich noch immer den äußeren Schein meines neuen Heims näher betrachtete. "hat sich vor etwa einer Woche brieflich bei ihrem Onkel Sergius Messalla angekündigt. Der Herr ist nach dem Tod ihres Vaters Sergius Curio ihr gesetzlicher Vormund und sie möchte....", stockte meine Leibsklavin als ich plötzlich neben ihr auftauchte.
    Dummes Ding! Alles musste man selber machen. "... jetzt hier auf Geheiß ihres Onkels Manius einziehen.", ergänzte ich schnippisch. Dann zeigte ich auf meine mehrere Schritte von der Tür entfernt stehende Kleidertruhe. "Das da sind übrigens meine Sachen. Die müssten gleich in mein Zimmer gebracht werden, das ja bestimmt schon für mich vorbereitet wurde.", fügte ich ganz selbstverständlich an. Es erwartete ja hoffentlich niemand, dass ich selbst mein eigenes Gepäck schleppen musste?! Nein! Niemals! Ich war eine Rittersenkelin! "Ach, und wenn du dann noch die Freundlichkeit besitzen würdest, meinem Onkel und den sonstigen Bewohnern des Hauses von meiner Ankunft zu berichten, wäre ich dir wirklich seehr verbunden.", schob ich noch gleich in dem Tonfall, in dem ich auch in Alexandria mit meinen Sklaven gesprochen hatte, nach. Dabei interessierten mich irgendwelche Rechtsverhältnisse vergleichsweise wenig. Ich war eine Sergia und das war offenkundig ein sergischer Sklave! Mehr brauchte ich nicht zu wissen. Ungeduldig wartete ich anschließend, dass mir der Kerl aus dem Weg ging, damit ich endlich eintreten könnte.

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    Corvinus wandte sich noch ein wenig und tat so als ob er erst noch einige wenige Papiere zur Seite räumen musste bevor er ansetzte.


    Dann aber fing er an zu sprechen wobei er Fausta fast ausnahmslos in die Augen/ins Gesicht sah und nur ganz selten für kurze Momente "auf die Augen":


    "Nun Sergia Fausta eigentlich hätte man sagen können du hattest Glück heute ausgerechnet an diesem Tor nachzufragen. Denn wie ich eingangs bereits erwähnte gehöre ich und meine Einheit zur Legion Secunda. Diese ist eigentlich in Mogontiacum stationiert. Welches ja, wie du sicherlich weist auch der Sitz deines Onkels als "Provinzherrscher" ist. Er marschierte an unserer Spitze, mit uns meine ich die "Nordlegionen" aus Germanien usw. gen Italien. Überquerte mit uns die Alpen und brachte uns als Feldherr bis Vicetia. Ich weiß nicht wie viel man die schon erzählt hat",
    hier stockte Corvinus kurz und sah Fausta etwas intensiver an, ganz so als ob er rausfinden wollte wie zart sie besaitet war und wie viel er gleich erzählen konnte.


    Wusste ich wie das Kaff hieß, in dem mein Onkel seinen Sitz als kaiserlicher Statthalter hatte? Ich nickte selbstsicher, obwohl ich mich ja schon zuvor um diesen komischen Namen Moso....undso herumgedrückt hatte. Ganz ehrlich fand ich es auch schon schlimm genug, dass mein Verwandter überhaupt irgendwo ins tiefe, dunkle Germanien (und das war für mich alles nördlich der Alpen) geschickt worden war. Da musste ich jetzt nicht auch noch irgendwelche unzivilisierten Barbarenorte kennen. Dann erzählte der Soldat weiter vom Marschieren und ich musste unweigerlich an meinen langen Fußmarsch in Ostia denken, der meinen empfindlichen Füßen wirklich schwer zugesetzt hatte. Bei SOeiner Strecke nun konnte ich für meinen annaeischen Onkel nur hoffen, dass er nicht wirklich marschieren musste, sondern in seiner Position auch ein eigenes Pferd für den Weg gehabt hatte. Anschließend fiel der Name Vicetia und der Centurio schaute mich so komisch an, dass mir schnell klar wurde, dass mir das jetzt irgendetwas sagen müsste. Und nach kurzem Nachdenken tat es das sogar wirklich: "Na, ihr habt gewonnen!", erklärte ich und zuckte leicht mit den Schultern. Das war ja wohl auch selbstverständlich, dass mein Onkel an der Spitze eines Heeres den Sieg davon trug! Hatte ich erwähnt, dass Kaeso _eine Schlacht_ gewonnen hatte? Ich versteckte ein kurzes Grübeln über diese Frage, indem ich mir eine Strähne, die überhaupt nicht in meinem Gesicht hing, aus dem Gesicht strich. Dann entschied ich einfach, dass ich es gesagt hatte und es bestimmt nicht meine Schuld wäre, wenn der Kerl - typisch Mann - mir nicht richtig zuhörte.
    So schaute ich wieder auf und fügte wie selbstverständlich hinzu: "Und dann seid ihr hierher gekommen, sonst würdest du ja jetzt nicht vor mir sitzen. Und ich möchte jetzt gerne zu meinem Onkel Kaeso und dafür wissen, wo ich den finde.", stellte ich nochmal unmissverständlich klar. Die Kriegsgeschichten würde der mir sicherlich auch selbst erzählen können und bestimmt sogar wollen. Da musste mir jetzt dieser helvetische Soldat nicht schon meine nicht vorhandene Neugier auf diese Abenteuerstories ruinieren. Es reichte ja wohl wirklich, wenn ich mir das einmal mit vorgeblich interessiertestem Lächeln antun müsste!

    Boah, bei der Belehrung, die ich hier bekam, musste ich echt an mich halten, um dem Typ nicht erstmal ordentlich Gegenrede zu leisten! Das fing ja schon damit an, dass ich weder Scriba noch Meldereiterin werden wollte. Es ging weiter damit, dass ich auch nicht irgendjemand war, sondern Sergia Fausta aus dem Ritterstand und mit jeder Menge Kontakte! Diesem Oberlehrer würde ich nochmal die Empfehlung meines Onkels Decimus Varus von den Annaeern, mit der ich fest rechnete, unter die Nase reiben. Der amtierte schließlich als Praefectus Aegypti, einem der höchsten Posten im ganzen Imperium Romanum! Und zu guter Letzt befanden wird uns hier auch nicht irgendwo, sondern in Rom! Wenn der Praefectus Vehiculorum Italias auch nur irgendwo ein bisschen Einfluss auf sein Postgebiet ausüben wollte, dann ja wohl hier, wo er immerhin auch seinen Amtssitz hatte! (Denn ich ging immernoch fest davon aus, dass er hier tatsächlich auch seinen Hauptsitz hatte.)
    Aber ich behielt meine Gedanken für mich und würde mich später an meiner Leibsklavin Callisto oder irgendwem anders abreagieren. Stattdessen lächelte ich weiter, denn ich wollte ja hier und jetzt nur das eine: diese Stelle als Stationaria! "Danke.", sagte ich federleicht und setzte mich. Gewohnheitsmäßig schlug ich dann die Beine übereinander, sodass ich in dem figurbetont geschnittenen tiefblauen Kleid, in dem ich Rom heute erkundete, gleich noch ein ganzes Stück schlanker und graziler aussah. Ich verschränkte meine Finger ineinander und legte meine so verbundenen Hände auf mein oberes Knie. Dass mein Volumen etwas weiter oben damit zunahm, weil meine Arme von links und rechts gegen meine Oberweite drückten, war dabei nicht zu vermeiden. "Richtig.", bestätigte ich meinem Gegenüber dann nochmal, dass ich im Cursus Publicus eingestellt werden wollte und blinzelte danach erneut ein bisschen in seine Richtung.


    Das musste letztlich den Ausschlug gegeben haben, dass der Typ, der mich anfangs noch so oberlehrerartig belehrt hatte, nun von ganz alleine einsah, dass ich keine Tabellaria werden konnte. An die Geschichte, dass dem nur so wäre, weil ich eine Frau war, wollte ich nämlich nicht recht glauben. Wie gesagt, war ich manchmal etwas zu naiv und musste mir das abgewöhnen. In Alexandria jedenfalls hatte ich sehr wohl eine Römerin, die ich an ihrer Kleidung als solche erkannt hatte, gesehen, die als Tabellaria arbeitete. Und die war sogar die Frau eines Postumius Rufus, der ebenfalls im Postdienst (in Italia) tätig war - was ich allerdings nicht wusste.
    Dann stellte mir der Mann, der als Stationarius offenbar auch darüber befinden konnte andere Stationarii als seine Kollegen einzustellen (ein sehr interessantes System), die Frage nach meinen Vorstellungen und Qualifikationen. "Nun, ich hatte an eine Einstellung als Stationaria hier in Rom gedacht. Ich bin nämlich erst kürzlich von Alexandria hierher gekommen, um nach dem Tod meines Vaters unter die Vormundschaft meines Onkels gestellt zu werden. Und mein strenger Onkel möchte, dass ich eine Arbeit nur in Rom annehme, damit er ein Auge auf mich haben kann.", behauptete ich. Nachdem ich Alexandria gewohnt war, wollte ich nämlich bestimmt nicht in irgendein kleines Nest ohne angemessenes gesellschaftliches Leben! Ostia zum Beispiel war, abgesehen von meiner netten Willkommensparty, absolut fad gewesen. "In dieser Tätigkeit als Stationaria würde ich mich um die Mansio des Cursus Publicus in Rom kümmern, Briefe annehmen und an die Tabellarii übergeben. Ich würde die Versandlisten führen, mich um die Wertkarten von den ganzen Familien und Institutionen kümmern und natürlich dafür sorgen, dass die Briefe, die hier ankommen, von meinen Untergebenen auch vorschriftsmäßig ausgetragen werden.", führte ich erstmal eine ganze Menge Pflichten aus, die ich in dieser Position haben würde. Ja, ich hatte mich informiert! "Das weiß ich daher, weil mein Vater Sergius Curio ebenfalls einst als Stationarius hier in Italia seine Karriere begonnen hatte.", wobei ich nicht mehr so genau sagen konnte, in welcher Stadt er damals tätig gewesen war. "Und was ich meine, das mich für diese Stelle qualifiziert, ist neben meinem Pflichtbewusstsein, das wohl jeder Enkelin eines Ritters innewohnt, natürlich auch die Tatsache, dass ich in Alexandria aufgewachsen bin und da, wo sich das Wissen der ganzen Welt befindet, in griechisch und latein in Wort, Schrift und Literatur ausgebildet wurde, wie ich außerdem auch rechnen kann und in der Logik geschult bin. Ich habe eine schnelle Auffassungsgabe, kann überzeugend sein, wenn es darauf ankommt, und habe keine Probleme damit Aufgaben zu delegieren und mich gegenüber Untergebenen durchzusetzen.", erklärte ich selbstsicher. Gerade letzteres war so eine Sache, mit der meine Freundinnen in Alexandria immer so ihre Probleme hatten - und ich verstand bis heute nicht warum.
    Dann lehnte ich mich etwas nach vorne, um meinem Gegenüber einen kleinen (denn der Ausschnitt des Kleides gab nicht viel mehr her) Einblick zu gewähren. "Wenn du willst, dann kann ich dir auch eine kleine Kostprobe geben.", lächelte ich vielsagend, bevor ich mich wieder zurücklehnte und ergänzte: "Von meinen Rechenkünsten.", die beim korrekten Verwalten dieser diversen Listen sicher eine der wichtigsten Anforderungen an eine Stationaria darstellten.

    Tja, die Geste mit dem Angebot mich zu setzen hatte ich wohl übersehen, während ich über den Namen nachgedacht hatte. Ich war eben nur beinahe perfekt. Dafür folgte ich nun dieser zweiten, ersten mündlichen Einladung und ließ mich elegant auf den Stuhl nieder, wo ich sogleich mein rechtes Bein sittsam über das linke schlug. "Danke." Zwar hätte man mir in dem Traum von apricot, den ich heute trug, auch so nicht in den Schritt sehen können, weil der Dress dafür einfach zu lang und der Stoff zu undurchsichtig war, aber was sollte ich gegen die Macht der Gewohnheit tun? Ich hatte 17 Jahre in Alexandria gelebt, wo ich schon allein wegen des dortigen Klimas häufig sehr luftige Kleidung getragen hatte.
    Dass mein Gegenüber gerade in Trauer war und noch keinen erneuten Blick für die Damenwelt entwickelt hatte, entging mir total. Wer Zeichen der Bestätigung und Anerkennung nur gewissenhaft genug suchte, der wurde fast immer fündig. So bemerkte ich sehr wohl, welche Partie meines Körpers den Centurio am meisten reizte. Aber vorerst entschied ich mich, dass ich dieses Wissen noch nicht ausnutzen sollte. Ich wollte erstmal wissen, was nun Sache war. "Nein, vielen Dank. Ich würde nur gerne wissen wollen, was jetzt mit meinem Onkel Kaeso ist.", den ich natürlich ganz gezielt in dieser Situation nur beim vertraulichen Praenomen nannte. "Ist er mit seinen Truppen schon wieder weitergereist? Oder zurückgereist nach.... äh.... zum Stammlager seiner Legion?", spekulierte ich ins Blaue. Das wäre echt ärgerlich, zumal ich ja eine ganze Woche in Ostia vertrödelt hatte, um meinem Vormund nicht so schnell begegnen zu müssen! "Oder ist er garnicht erst hier gewesen?", schob ich leicht entrüstet nach. Das wäre mir natürlich die weitaus liebere Variante, weil ich dann die volle Schuld für meine Enttäuschung dem Viehhändler geben könnte - und würde - und sie nicht bei mir selbst suchen müsste. Ob der kleinbäuerlich nach Dung miefende Kerl auch heute wieder auf dem Forum Boarium stehen würde? Den würder ich mir vorknöpfen!

    Das Pickelgesicht hatte mich offensichtlich verarscht, denn ich erkannte ja wohl den Unterschied zwischen dem Officium eines Stationarius und dem eines Praefectus Vehiculorum. Ich war anscheinend noch immer etwas zu leichtgläubig. Das müsste ich bei Gelegenheit unbedingt mal abstellen. "Jaaa, danke?" fürs Eintreten lassen oder so. "Sei gegrüßt. Ich bin Sergia Fausta, Tochter des Sergius Curio und Enkelin des Ritters Sergius Stephanus.", stellte ich mich nach dieser komischen Begrüßung erstmal vor und versuchte dabei meine Wut auf den zweibeinigen Streußelkuchen, der mich hierher gebracht hatte, zu unterdrücken. Stattdessen lächelte ich nun ganz charmant und klimperte zweimal nett mit meinen Augen. "Ich bin hier, weil eine Anstellung im Cursus Publicus bekommen möchte.", erklärte ich dann in leichtem Tonfall. Ich überlegte kurz, ob ich dem Typ gleich sagen sollte, dass ich mein wertvolles, ritterliches Popöchen ganz bestimmt nicht auf irgendeinem Gaul setzen und durch die Landschaft galloppieren würde, sondern gleich als Stationaria einsteigern wollte.
    Nein! "Ist der Praefectus Vehiculorum vielleicht in dieser Angelegenheit zu sprechen oder triffst du hier die Entscheidungen?", fragte ich stattdessen und zog meine linke Augenbraue ein wenig nach oben, während ich meinen Gegenüber weiterhin nett und unschuldig anlächelte. Ja, ich wollte nur das eine....

    Ich ignorierte das Schnäuzen dieses alten Knochens gekonnt, während ich innerlich am liebsten gewürgt hätte, und lächelte erst wieder etwas ehrlicher, nachdem ich (denn natürlich bezog ich das auf mich selbst und nicht auf den Ring) als hübsches Ding bezeichnet wurde. "Vielen Dank.", hörte man, dass ich Komplimente überaus liebte - selbst wenn sie von einem Soldaten kamen und vergleichsweise flach waren. Dann ließ ich mich verfolgt von meinem Leibwächter-Sklaven vor einen Raum bringen, in dem wohl der Vorgesetzte dieses Haudegens arbeitete. Während ich angekündigt wurde, machte ich meinem Begleiter mit stummen Worten klar, dass er gefälligst hier zu warten hatte und natürlich nicht mit mir ins Innere gehen konnte. Ich wusste schließlich, was manierliches Verhalten war, auch wenn ich das vielleicht nicht immer ganz zeigte.


    Dann wurde ich hereingebeten und lächelte, wie gewohnt, erstmal schön breit und charmant. Bei der Vorstellung des Mannes dann erstarb mein Lächeln jedoch für einen Moment und man konnte mir förmlich beim Denken zusehen. Titus hatte mir in Ostia ja aufgezählt, welche helvetischen Verwandten ich hier in Rom aktuell so hatte. Ich versuchte mich an alle Namen zu erinnern: Tiberius Varus, den ich bei der Feier in Ostia schon kennengelernt hatte, Marcus Commodus, der sich mit dem Enkel.... Faustus Milo des Senators Titus Geminus überworfen hatte und dessen Vater.... Lucius Falco Prätorianerpäfekt war. An mehr Namen konnte ich mich nicht erinnern. War da ein Lucius Helvetius Corvinus dabei? Nein. Ich folgerte also, dass der Centurio vermutlich zum Rom-Stamm der Helvetier gehörte, der so schlecht auf den Ostia-Stamm zu sprechen war, und hielt es daher für sinnvoll, wenn ich ihm erstmal nichts von meiner mütterlichen Verwandtschaft erzählte.
    So lächelte ich also ganz plötzlich wieder mein bezauberndstes Lächeln. "Sei gegrüßt, Centurio. Ich bin gestern nach langer Reise hier in Rom angekommen und habe gehört, dass auch mein Onkel, der große Feldherr und Senator Kaeso Modestus von den Annaeern, mit seinen Truppen hier sein soll. Weil ich zuvor aber noch nie in Rom war, geschweige denn als wohlerzogene Enkelin eines römischen Ritters und Urenkelin eines Auguren das Innere irgendeines Militärlagers gesehen habe, weiß ich nicht, wo ich meinen Onkel nun aufsuchen kann.", erklärte ich mit aufgesetzt verzweifelter Miene. Ganz so verzweifelt war ich am Anfang meiner Suche nämlich natürlich noch nicht. Aber ich hoffte, dass das Bild einer hilfsbedürftigen, verzweifelten, jungen Römerin den Soldaten etwas für mich erweichte. Spielten nicht gerade diese kriegstollen Kerle gerne mal den heldenhaften Retter einer hübschen Jungfrau? Gut, die Sache mit der Jungfrau hatten mir schon meine Freundinnen in Alexandria nicht abgenommen, obwohl ich ganz reinen Gewissens ehrlich war in diesem Punkt! Naja. "Und dabei nun hatte ich gehofft, dass du mir vielleicht helfen kannst, Centurio.", beantwortete ich etwas nachgeschoben auch ganz explizit seine Frage.

    Ein zufriedenes Lächeln umspielte meine Lippen, als das vermutlich frische, kühle Wasser mit einem feuchten Platschen im Gesicht Callistos landete, die daraufhin überrascht die Augen aufriss. "Vielen Dank und vale.", verabschiedete ich mich dann noch immer lächelnd von der Pinnia, nachdem auch der Sklave der Helvetier kurz zuvor die Szenerie verlassen hatte. Die Pinnia, ja. Irgendetwas in mir ließ mich gegenüber ihr nämlich ein paar Vorbehalte haben, sodass sie definitiv nicht Postumia für mich war. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich nicht mit ihr verwandt war oder dass sie im Gegensatz zu Titus, der für mich sogar eine Feier organisieren wollte, nicht so richtig gezeigt hatte, was sie nun von mir hielt. Wasser hatte sie mir zu trinken angeboten.... Wasser? Da war doch.... "Hoch! Aufstehen! Hopphopp!", blaffte ich meine nasse Leibsklavin an und musste etwas erstaunt feststellen, dass diese in der Zwischenzeit bereits alleine aufgestanden war. "Worauf wartest du noch?! Ich hatte mich doch vorhin klar und deutlich ausgedrückt, oder?! Mein Bad muss bereitet werden! Schlafen kannst du, wenn du tot bist!", fauchte ich Callisto an beziehungsweise hinterher und musste anschließend selbst ein bisschen schmunzeln. Ja, das hatte ich schön gesagt. Schlafen könnte sie, wenn sie tot war!


    In meinem Cubiculum angekommen stellte ich kurz darauf fest, dass meine Kleidertruhe nicht so stand, wie ich es gewohnt war und haben wollte. Doch der wunderschöne Ausblick über den Garten ließ den Ärger über diese Tatsache nicht lange andauern. Ich bereitete mich also fürs Bad und entschied ganz gönnerisch, dass die Sache mit meiner Kleidertruhe auch ausnahmeweise bis morgen warten könnte. Dann begab ich mich ins Balneum des Hauses und würde nach einem entspannenden Bad ohne weitere Zwischenfälle noch zwei kleine Briefchen schreiben.

    So schnell ließ ich mich nicht einschüchtern. Das wäre ja gelacht. Der alte Knochen wollte eine Vorstellung von mir, ganz ausführlich? Oh, die konnte ich ihm höchst ausführlich geben: "Mein Name ist Sergia Fausta, Tochter des Caius Sergius Curio, Enkelin des Ritters Marcus Sergius Stephanus und Urenkelin des Auguren Tiberius Annaeus Sophus, der seinerseits der Großvater des mächtigen Feldherrn Kaeso Annaeus Modestus ist. Darüber hinaus war mein Ururgroßvater Gaius Cornelius Cinna Magnus.", von dem ich selbst außer diesem Namen zwar nicht viel wusste und der mit Patrizier Cornelius Palma bestimmt auch nicht näher verwandt war. Aber ich setzte darauf, dass Nomen gentile und Agnomen zusammen trotzdem Eindruck schindeten. Während der ausführlichen Vorstellung holte ich den Siegelring meines Vater hervor, um meine Aussage zu bestätigen. Der sergische Rabe, für den die Acta in der Vergangenheit nicht selten die Mitglieder meiner Gens als Raben bezeichnet hatte - das wusste ich allerdings nicht, denn die Acta hielt man nach der Geschichte mit meinem Großvater Helvetius Sulla doch recht geschickt von mir fern - prangte sehr deutlich auf dem hübschen, goldenen Ring.
    Ich ließ dem Soldaten einen kleinen Moment Zeit, um das Schmuckstück näher zu betrachten und zu erkennen, dass ich ihn mit keinem Wort anlog, bevor ich mein Begehr wiederholte: "Was ist also? Kannst du mir weiterhelfen und mir sagen, wo ich meinen Onkel Kaeso Modestus von den Annaeern finden kann?" Ich lächelte nun nicht mehr ganz so unschuldig und leicht, sondern ein kleines bisschen spitzer und vielleicht auch einen Hauch arrogant. Meiner Stimme war anzuhören, dass ich nach meiner ausführlichen Vorstellung mit Hilfe nicht nur rechnete, sondern sie jetzt durchaus auch erwartete.

    Tag zwei nach meiner Ankunft in der Urbs Aeterna. Nach drei Wochen Seeluft, davon zwei Wochen tatsächlich auf See und eine Woche in Ostia, war ich heute morgen mit leichten Kopfschmerzen aufgewacht. Offenbar musste ich mich erst wieder auf das Leben in einer stickigen Metropole einstellen. Doch solche Kleinigkeiten hielten mich natürlich nicht davon ab, in einem günstigen Moment aus der Casa Sergia zu schleichen und meine Pläne zu verfolgen, die ich mir auf dem langen Weg von Alexandria hierher gemacht hatte. Und einer dieser Pläne lautete, dass ich nach meinem annaeischen Onkel Decimus, der in Alexandria als mächtiger Praefectus Aegypti amtierte, auch meinen anderen mächtigen Onkel Kaeso kennenlernen wollte, der mit den germanischen Legionen nach Rom gekommen sein sollte, wie ich am Vortag bei einem Viehhändler in Erfahrung gebracht hatte.
    Wo aber sollte ich nun die Suche nach meinem großen Onkel beginnen? Ich kannte mich ja weder in Rom aus, noch wusste ich wo man sich als großer Feldherr so aufhielt, wenn man gerade eine andere Stadt mit seinen Truppen "besuchte". So war denn meine erste Anlaufstation eines der Stadttore, wo ich hoffte, dass mir die Soldaten dort vielleicht weiterhelfen könnten. Während das Gros der Leute von draußen nach drinnen zu wollen schienen, nährte ich mich also von der Stadtseite aus dem Tor. "Sei gegrüßt, starker Mann! Könntest du mir vielleicht weiterhelfen?", sprach ich ohne größere Angst, denn das war einfach nicht meine Art, einen der Torwächter selbstbewusst an, während der mich begleitende Sklave, der auf mein Wohlergehen achten sollte, sich mit grimmiger Miene dicht hinter mir aufbaute. "Ich suche meinen Onkel Kaeso Modestus von den Annaeern*, den großen Senator und mächtigen Feldherrn. Ich habe gehört, dass er mit seinen Truppen hier in Rom sein soll. Weißt du, wo ich ihn finden kann?", erkundigte ich mich mit unschuldigem Lächeln und klimperte kurz ein bisschen mit meinen rehbraunen Augen. Hoffentlich hatte mich der Viehhändler gestern nicht beschissen, kam mir für einen kurzen Moment in den Sinn. Ganze drei Denare hatte ich ihm, der behauptet hatte etwas über meinen annaeischen Onkel zu wissen, schließlich für diese Information gezahlt, nachdem ich ihn äußerst charmant von zehn Denaren runtergehandelt hatte.


    Sim-Off:

    * Ich weiß natürlich, dass Modestus im Exil ist, hoffe aber dennoch, dass mir vielleicht weitergeholfen werden kann.