Beiträge von Sergia Fausta

    Nachdem ich in der Casa Sergia angekommen war und sich meine nichtsnutzige Leibsklavin Callisto mit der Einrichtung meines neuen Zimmers beschäftigen durfte, hatte ich mich dazu aufgemacht, die Ewige Stadt ein bisschen zu erkunden. Als junge, hübsche Frau, der man ihr Temprament nicht gleich ansah, ließ ich mich sicherheitshalber natürlich von einem Leibwächter-Sklaven begleiten, der mir bei der Gelegenheit auch gleich als Stadtführer diente.
    Die Erkundungstour, bei der ich diesmal nun absichtlich auf eine Sänfte oder ähnliches verzichtete, um auch einen richtigen Eindruck von Rom zu bekommen, führte natürlich zunächst vom Quirinal weiter ins Innere der Stadt hinein. Als ich irgendwann mehr oder weniger zufällig an dem Gebäude vorbei kam, in dem sich der Amtssitz des Praefectus Vehiculorum von Italia befand, ergriff ich die Chance, die sich mir damit bot. Zwar hatte ich auch meinem Onkel Decimus geschrieben, ob er mir nicht vielleicht eine Empfehlung schicken könnte, aber notfalls schnupperte ich eben einfach erstmal hier rein und würde einen möglichst bleibenden Eindruck hinterlassen, sodass man mich spätestens mit der Empfehlung dann schon fast einstellen müsste, so mein Plan.


    Mein Wächter blieb natürlich draußen stehen, während ich mich im Innern von einem pickelgesichtigen Jüngling, der sich von meinem reizenden Augenaufschlag leicht beeindrucken ließ, zum Officium des Präfekten führen ließ. Ich kriegte den Kerl sogar dazu, dass er für mich an die Tür klopfte, damit ich mir nicht am Ende noch meine Hand hässlich rot pochte. Anschließend wartete ich auf ein hoffentlich baldiges "Herein".

    Wie angekündigt hatte ich die mir selbst gegebene Zeit voll ausgereizt und war erst eine Woche nach meiner Ankunft in Italia von Ostia nach Rom weitergereist. Dabei hatte ich nach diesem katastrophalen Erlebnis des zu Fuß durch die ganze Stadt Latschens diesmal natürlich für eine bequeme Kutsche sorgen lassen, die mich wenigstens bis ans Stadttor vorfuhr. Dort hatte ich dann in meiner charmanten Art einen dämlichen Bauerntölpel davon überzeugt, mir mit meinem Gepäck zu helfen, da meine Leibsklavin Callisto ja mal wieder zu faul war und so tat, als wäre meine Kleidertruhe übermäßig schwer. Das war natürlich völliger Blödsinn, denn ich besaß ja fast ausschließlich leichte Kleider. Wie sollte da die Truhe am Ende schwer sein können?
    Am Ende meine Reise vor der Casa Sergia angelangt, spielte ich dann das hübsche, hilflose Opfer eines Überfalls und ließ den tölpelhaften Gepäckträger kurzerhand von einem eklig miefenden Fischhändler verjagen. Äußerlich nett dankend und innerlich kotzend wandte ich mich danach meinem neuen Heim zu. "Na klopf schon an, du Gans!", brauchte Callisto offenbar eine Extraeinladung. Ich könnte schwören, wäre sie nicht ein Erbe meines Vaters, hätte ich mich ihrer schon in Alexandria oder spätestens an Bord dieses schaukeligen Schiffes nach Ostia entledigt! Während Callisto meinem Befehl nachkam, schaute ich mich kurz um. Von außen machte die Casa nicht den schlechtesten Eindruck. Fragte sich nur, wie es innen aussah - und natürlich wie mein neuer Vormund so tickte.



    SERGIA FAUSTA



    Ad Decimum Annaeum Varum
    Regia Praefecti
    Polis Alexandria - Provincia Alexandria et Aegyptus



    Fausta Decimo avunculo s.d.p.


    Nach einer schier unendlich langen Überfahrt, für die ich dir dankbar bin, dass du sie in die Wege geleitet hast, kann ich dir nun mitteilen, dass ich wohlbehalten in Ostia den Boden Italias betreten habe. Es ist zwar nicht ganz das, was ich mir erhofft und vorgestellt habe, aber immerhin konnte ich einen helvetischen Verwandten meiner Mutter, Titus Ocella, ausmachen, bei dem ich nun für ein paar Tage unterkomme, bevor ich zu Manius Messalla, meinem sergischen Onkel in Rom, weiterreise.
    Titus, der nicht nur mein Cousin sondern auch Aedil in und Decurio von Ostia ist, will mir sogar eine kleine Willkommensfeier hier ausrichten und dazu weitere Verwandte seiner Gens aus Rom, sowie ein paar höhere Männer der Stadt einladen. Er ist wirklich nett und ich hoffe, dass ich mich dadurch nicht mehr ganz so fühle, als wäre ich im letzten Kaff am Rande des Imperiums angekommen. Ich vermisse Alexandria.


    Wie geht es dir, Onkel? Hast du meinen Rat befolgt und nach der lang verjährten Sache mit dieser Furia mal selbst wieder ein Fest gefeiert? Du weißt, dass ich dich bei deinem Körperbau und deinen blauen Augen sofort ganz für mich beanspruchen würde, wären wir nicht miteinander verwandt. *hihi* Und ich weiß, du hörst es nicht gern, aber ich finde, du arbeitest zu viel.
    Apropos Arbeit: Ich hatte mir überlegt (dafür gab es ja viel Zeit), dass ich mir in Rom eine Stelle beim Cursus Publicus suche. Caius, mein Vater, war ja selbst mal Stationarius in Italia. Das Rechnen habe ich in Alexandria gelernt und Aufgaben delegiere ich ja eigentlich schon mein ganzes Leben. Solange ich nur nicht ganz unten als Briefausträgerin arbeiten müsste, denn gereist bin ich ja nun wirklich genug und als Enkelin eines Eques habe ich ja auch einen gewissen Stand, wäre das doch eine gute Idee, oder? Was hälst du davon? Und hattest du nicht erzählt, dass du auch mal im Postdienst warst? Vielleicht kannst du ja deiner allerliebsten Lieblingsnichte ein kleines Empfehlungsschreiben mit deinem nächsten Brief mitschicken? Ich würde mich freuen.


    Wenn du dies liest, werde ich wahrscheinlich schon in der Casa Sergia in Rom sein. Grüß die Götter, wenn du sie siehst.
    Vale bene!


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    Sergia Fausta
    PRIDIE ID IUN DCCCLXIII A.U.C.
    Casa Helvetia | Ostia | Italia


    Sim-Off:

    Onkel Varus sagt, dass ich mangels eigener seine Wertkarte nehmen darf.
    Also einmal von der Annaea-Wertkarte abziehen, bitte. Danke. :D

    Frisch gebadet entschloss ich mich heute gleich noch die beiden Pflichtbriefe an meine Onkel in Alexandria und Rom zu schreiben. Weil ich den lästigeren Schriebs von beiden als erstes hinter mich bringen wollte, machte ich mich zunächst an die Nachricht für Onkel Manius. Dabei übertrieb ich natürlich ordentlich, was die Überfahrt betraf, denn der sollte mir ruhig noch ein paar Tage fernab von sich gönnen. Am Ende versprach ich ihm sogar den Göttern ein Opfer zu bringen, was ihn einzig davon überzeugen sollte, wie pflichtbewusst und tadellos ich doch war. Tatsächlich würde ich mir bestimmt nicht die Hände für etwas schmutzig machen, von dessen Sinn ich nicht im Geringsten überzeugt war. Denn zwar glaubte ich an die Existenz der Unsterblichen, aber dass sie das Leben der Menschen aktiv beeinflussten, erschien mir doch bei den ganzen Geschichten, die man sich so über sie erzählte, ziemlich weit hergeholt.
    Anschließend folgte ein zweiter, deutlich ehrlicherer Brief an meinen annaeischen Onkel Decimus Varus, den Praefectus Aegypti:




    SERGIA FAUSTA



    Ad Decimum Annaeum Varum
    Regia Praefecti
    Polis Alexandria - Provincia Alexandria et Aegyptus



    Fausta Decimo avunculo s.d.p.


    Nach einer schier unendlich langen Überfahrt, für die ich dir dankbar bin, dass du sie in die Wege geleitet hast, kann ich dir nun mitteilen, dass ich wohlbehalten in Ostia den Boden Italias betreten habe. Es ist zwar nicht ganz das, was ich mir erhofft und vorgestellt habe, aber immerhin konnte ich einen helvetischen Verwandten meiner Mutter, Titus Ocella, ausmachen, bei dem ich nun für ein paar Tage unterkomme, bevor ich zu Manius Messalla, meinem sergischen Onkel in Rom, weiterreise.
    Titus, der nicht nur mein Cousin sondern auch Aedil in und Decurio von Ostia ist, will mir sogar eine kleine Willkommensfeier hier ausrichten und dazu weitere Verwandte seiner Gens aus Rom, sowie ein paar höhere Männer der Stadt einladen. Er ist wirklich nett und ich hoffe, dass ich mich dadurch nicht mehr ganz so fühle, als wäre ich im letzten Kaff am Rande des Imperiums angekommen. Ich vermisse Alexandria.


    Wie geht es dir, Onkel? Hast du meinen Rat befolgt und nach der lang verjährten Sache mit dieser Furia mal selbst wieder ein Fest gefeiert? Du weißt, dass ich dich bei deinem Körperbau und deinen blauen Augen sofort ganz für mich beanspruchen würde, wären wir nicht miteinander verwandt. *hihi* Und ich weiß, du hörst es nicht gern, aber ich finde, du arbeitest zu viel.
    Apropos Arbeit: Ich hatte mir überlegt (dafür gab es ja viel Zeit), dass ich mir in Rom eine Stelle beim Cursus Publicus suche. Caius, mein Vater, war ja selbst mal Stationarius in Italia. Das Rechnen habe ich in Alexandria gelernt und Aufgaben delegiere ich ja eigentlich schon mein ganzes Leben. Solange ich nur nicht ganz unten als Briefausträgerin arbeiten müsste, denn gereist bin ich ja nun wirklich genug und als Enkelin eines Eques habe ich ja auch einen gewissen Stand, wäre das doch eine gute Idee, oder? Was hälst du davon? Und hattest du nicht erzählt, dass du auch mal im Postdienst warst? Vielleicht kannst du ja deiner allerliebsten Lieblingsnichte ein kleines Empfehlungsschreiben mit deinem nächsten Brief mitschicken? Ich würde mich freuen.


    Wenn du dies liest, werde ich wahrscheinlich schon in der Casa Sergia in Rom sein. Grüß die Götter, wenn du sie siehst.
    Vale bene!


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    Sergia Fausta
    PRIDIE ID IUN DCCCLXIII A.U.C.
    Casa Helvetia | Ostia | Italia



    SERGIA FAUSTA



    Ad Manium Sergium Messallam
    Casa Sergia
    Roma - Italia



    Fausta Manio patruo s.d.p.


    Nach einer äußerst kräftezehrenden Überfahrt von Alexandria, die mich mehrere Male beinahe mein wertvolles Leben gekostet hätte, bin ich heute endlich in Ostia angekommen. Nachdem mich dann ein völlig überteuerter und absolut unfähiger Gepäckträger zu Fuß durch die halbe Stadt geschickt hat, damit ich die Casa der Verwandten meiner Mutter finde, wirst du sicherlich verstehen, dass ich nun erstmal ein paar Tage Ruhe und Entspannung nötig habe, bevor ich meine Reise zu dir nach Rom fortsetze.
    Bei meinem helvetischen Cousin Titus Ocella, das versichere ich dir, lieber Onkel, bin ich hier vorübergehend bestens aufgehoben und kann mich nicht beklagen. Titus, der gerade als Aedil von Ostia amtiert, will mir sogar eine kleine Willkommensfeier ausrichten, zu der auch ein paar andere Lokalprominente anwesend sein sollen. Das konnte ich ihm einfach nicht abschlagen.


    Und bevor du mich jetzt ermahnst erst zu feiern, wenn ich meine Pflichten erfüllt habe, lass mich dir sagen, dass ich auch an meinen annaeischen Onkel Decimus Varus gleich noch einen Brief aufsetzen werde, den meine Leibsklavin Callisto danach sofort auf den Weg Richtung Alexandria bringt.
    Wie du also siehst, liebster Onkel Manius, brauchst du dir keine Sorgen um mich zu machen. Deine wohlerzogene, tadellose Nichte wird dir keine Unannehmlichkeiten bereiten und schon bald in der Casa Sergia in Rom erscheinen. Gönne mir nur eine kurze Verschaufpause von wenigen Tagen oder vielleicht auch einer Woche und dann werde ich gewiss bei dir sein.


    Ich wünsche dir den Segen aller Götter und werde bestimmt gleich morgen ein Opfer für meine sichere Überfahrt darbringen.
    Vale!


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    Sergia Fausta
    PRIDIE ID IUN DCCCLXIII A.U.C.
    Casa Helvetia | Ostia | Italia

    Gegen die etwas innigere Begrüßung meines Cousins hatte ich nichts einzuwenden, sondern freute mich mehr, dass er sich scheinbar so freute mich zu sehen und kennenzulernen. Aufmerksam, wie ich war, fiel mir auch auf, dass der Iulier offenbar nicht ganz so begeistert von dieser Situation war. War da etwa jemand ein kleines bisschen eifersüchtig? Der Gedanke, den ich mangels alternativer Einfälle sofort und sehr gerne als Tatsache auffasste, gefiel mir. Da blieb ich doch gleich noch ein wenig länger bei meinem Verwandten aus Rom. "Ja, schrecklich war es! Schier eine halbe Ewigkeit hatte ich warten müssen, bevor ich endlich mit viel Müh und Not eine unverhältnismäßig überteuerte Gelegenheit gefunden habe, um nach Italia zu kommen.", spielte ich ein bisschen empört. Im Prinzip war es mir natürlich nur recht gewesen, dass ich noch ein bisschen länger in Alexandria bleiben konnte und nicht gleich zu meinem Onkel nach Rom musste, der mein neuer Vormund sein würde.
    Bei dem nachfolgenden Blick fühlte ich mich dann allerdings etwas genötigt wieder ein kleines Stück zurückzurudern. Dieser Duumvir hatte auch schon leicht den Kopf geschüttelt und ich wollte ja nur sein Interesse wecken und ihn nicht vor den Kopf stoßen. Also lächelte ich geschmeichelt und schubste meinen Cousin ganz leicht mit meiner rechten Hand. "Ach, hör auf, Tiberius. So viel schöner als die Frauen in Rom bin ich doch auch wieder nicht." Dann folgte ich dem Blick des Iuliers zu meinem anderen Cousin. "Pst. Ich glaube, Titus will etwas sagen.", flüsterte ich Tiberius zu und stellte mich dann auch so hin, dass Titus sehen konnte, dass er meine Feier eröffnen könnte.

    Was für ein Mistkerl! Dieser Duumvir, wie ich erfuhr, reagierte auf mein Zublinzeln überhaupt nicht und meinte mich scheinbar mit einem einfach "Salve" abspeisen zu können. Und das auf meiner Party! Als der haarige Bär mich dann begrüßte lächelte ich mit einer leicht angewiderten Note und schwor, dass dessen iulischer Kollege mir so einfach nicht davon kommen würde. Ich kam aus dem Ritterstand und wollte gefälligst auch so behandelt werden! Die Krone setzte dem Ganzen aber erst diese Schwester des haarigen Typs auf. Ich hatte ja bei Leibe nicht viele Schwächen und Makel, davon war ich überzeugt. Dass die mir jetzt aber meinte einen dieser wenigen direkt aufs Auge drücken zu müssen, sie, dieses billige Flittchen ohne jeden Geschmack.... Das würde sie noch bitter bereuen! "Oh, es war wunderschön in der Metropole. Es gibt dort zigtausende Händler mit Stoffen und Kleidern, von denen man hier nur träumen kann. Und alle dort warten nur darauf, dass die Enkelin eines Ritters ihr Geld bei ihnen ausgibt.", antwortete ich nach außen hin nett. "Niemals würde ich mich ja mit irgendwelchen x-beliebigen Stoffen und Kleidern zu schmücken versuchen. Aber das sieht hier ja scheinbar nicht jeder so.", zuckte ich federleicht mit den Schultern und funkelte die Celerina energisch an. Die Kuh war ganz sicher zum letzten Mal auf einer meiner Feste!


    Im Anschluss daran fielen mir die Blumen des Iuliers ins Auge. Warum hatte er mir, der Hauptperson des Abends, den Strauß nicht schon längst überreicht? Männer! Oder hatte ich ihn vielleicht einfach mit meiner Schönheit so geblendet, dass er sich nicht traute? Das wäre absolut schwächlich.... aber irgendwie auch ein bisschen süß. "Darf ich dir diese hier abnehmen?", fragte ich also, nachdem ich zu ihm gegangen war und bediente mich einfach selbstbewusst. Dann roch ich einmal an meinem Geschenk und schenkte dem Duumvir neben einem verführerischen Augenaufschlag mein entzücktes Lächeln. "Das ist wirklich sehr aufmerksam von dir.", erklärte ich dabei und ließ meine rechte Hand (die Blumen befanden sich in der linken) einmal lasziv von seiner linken Schulter über seine Brust gleiten. Viel war durch die Toga und Tunika, die ich eigentlich ganz hübsch an ihm fand, zwar nicht zu ertasten, aber das, was ich fühlte, gefiel mir.
    Aber weil ich wusste, dass man Männer auch ein bisschen zappeln lassen musste, kümmerte ich mich anschließend um die Blumen. Das hieß natürlich, dass ich Callisto das Gestrüpp übergab, damit sie es irgendwo sachgerecht aufstellte. Unterdessen erreicht ein weiterer Gast die Casa. Natürlich bemerkte ich aus den Augenwinkeln ganz genau, dass ich, wie sollte es auch anders sein, natürlich einen etwas längeren Blick geschenkt bekam als dieses asinische Opferrind! Gerade hatte ich schon auf den nächsten Verehrer gehofft, da wurde er mir jedoch als Tiberius Varus vorgestellt. Titus hatte mir ja erzählt, dass der ein gemeinsamer Cousin war. "Tiberius, ich grüße dich! Ich freue mich, dich endlich einmal kennenlernen zu dürfen.", begrüßte ich den Helvetier ohne jede Scham mit seinem Praenomen und machte damit deutlich, dass ich ihn als Familie betrachtete. Dass meine anderen Gäste sich erstmal etwas zurückhielten, entging mir.

    Der helvetische Sklave beteuerte, dass er unschuldig sei. Weil ich Callisto nun schon ein Weilchen kannte und nur zu gut gelernt hatte sie nicht zu mögen, glaubte ich ihm. "Was ist das da in dem Becher? Wasser?", erkundigte ich mich. Hatte ich nicht gesagt, dass meine Leibsklavin erst ihre Pflichten erledigen sollten und dann etwas trinken könnte?? Das Miststück hatte den Haussklaven offenbar hinterhältig aufs Kreuz gelegt. "Gib es ihr.... unzwar mit einem schönen Schwung direkt ins Gesicht! Die soll sich gefälligst hoch bewegen, aber plötzlich!", machte ich meinem Unmut Luft. Callisto wollte Ärger? Den konnte sie gerne bekommen!
    Unterdessen schlief meine Leibsklavin einfach friedlich weiter - noch. Innerlich begann ein Fünkchen Vorfreude in mir aufzusteigen.

    Ich nickte bei dem Angebot mich bei möglichen Wünschen an Ocella wenden zu können. Dann endlich verriet er mir seinen Praenomen: Titus, wie der Kaiser. Das gefiel mir. Ich lächelte noch einmal breit und wandte mich zum gehen, da bot mir die Pinnia an mich zu begleiten. "Das ist eine gute Idee. Nicht dass ich mich am Ende vielleicht noch verlaufe hier.", versuchte ich lächelnd gleichzeitig etwas Amüsantes zu sagen und Titus, der sich ja noch in Hörweite befand, ein Kompliment zu machen.
    Weil ich vorhin aber aus den Augenwinkeln gesehen hatte, wohin meine Leibsklavin Callisto verschwunden war, ging ich trotz meiner relativen Unkenntnis bis zum Aufstieg voraus und erklomm dann die einzelnen Stufen nach oben. Erst dort bräuchte ich dann wohl die Expertise der Pinnia, um mein Gemach schnell zu finden. Doch im Obergeschoss angekommen, kam alles anders. >>>

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    Keine Chance! Einmal ins Land der Träume eingetreten, war meine Leibsklavin Callisto im Moment einfach nicht wach zu kriegen, weder mit sanftem Schütteln ihres Arms, noch mit grobem. Im Gegenteil begann sie jetzt auch noch laut zu atmen, eine Vorstufe ihres zwar ruhigen, aber äußerst penetranten Schnarchens.


    Dann war die Zeit für meinen großen Auftritt gekommen! Der Anblick, der sich meinen Augen dabei bot, ließ mich meine Stirn runzeln. Callisto, wenn sie wach gewesen wäre, hätte gewusst, dass dies nichts Gutes verhieß, weil ich zur Vorbeugung gegen richtige Falten jedes überflüssige Stirnruneln zu vermeiden suchte. "Was ist hier los?!", erkundigte ich mich scharf, aber nicht so herrschisch, wie ich eigentlich gern gewollt hätte. Denn leider hatte ich mich ja durch die Mutter von Titus begleiten lassen und da auch einer der beiden Sklaven ihm gehörte, musste ich mich ein bisschen zurückhalten. Trotzdem hatte ich die Situation schnell durchschaut: Entweder der Kerl hatte meine Leibsklavin aus irgendeinem Grund so gegen die Wand gestoßen, dass die jetzt ohnmächtig war oder aber Callisto versuchte sich wieder mit irgendeiner faulen Ausrede vor der Arbeit zu drücken. Ich war fertig von der Reise, ja. Aber sie?? Was hatte sie schon groß gemacht?

    Ich hatte recht! Und nicht nur das: Ich hatte vollkommen recht! Dieser Satz schlug sich augenblicklich auf meine Laune nieder und meine aufkommende Müdigkeit trat wieder etwas mehr in den Hintergrund. "Eine Cena? Wunderbar! Das finde ich eine sehr gute Idee!", unterstützte ich im Anschluss diese Idee, die mir mein neuer Cousin als alt verkaufen wollte. Nein, ich wusste, dass er extra zu meiner Begrüßung nun die Verwandten meiner Mutter, die sich in Rom und um Rom herum befanden, sowie ein paar hohe Leute von Ostia einladen wollte. Dafür sah ich gerne auch mal über die drei Sesterzen, die er Toumnius gezahlt hatte hinweg und über die Belehrung, die er mir gegeben hatte und auch über die Frage seiner Mutter, ob ich Wasser trinken wollte. Ich beschloss, dass ich Ocella mochte. Meine eigene Party!
    Daneben verblassten dann auch irgendwelche Antipathien der verschiedenen Helvetier untereinander, die offenbar sogar schon dazu geführt hatten, dass ein Senator mit seinem Enkel bis nach Misenum verschwunden war. Wenn ich das richtig verstanden hatte, dann befand ich mich damit aber eh auf der Gewinnerseite, sodass alles gut war! Ich gähnte noch einmal. "Verzeiht, aber diese lange und beschwerliche Reise hat mich doch ziemlich ausgelaugt. Ich denke, ich sollte mich jetzt in mein neues Gemach begeben, um anschließend das Balneum aufzusuchen und mich danach ausruhen und von den Strapazen erholen zu können.", erklärte ich entschuldigend. Und gleich morgen früh würde ich schauen, was ich anziehen könnte auf meiner eigenen kleinen Begrüßungsfeier. Wahrscheinlich müsste ich nochmal auf die Märkte gehen, falls es hier überhaupt soetwas wie einen guten Schneider gab. Denn zwar hatte ich eine ganze Truhe mit Kleidern, Mänteln, Schmuck und allem Pipapo, aber ich wusste schon jetzt, dass ich trotzdem wieder vor dem Problem stehen würde einfach nichts Passendes anzuziehen zu haben.


    Dann erhob ich mich von meinem Platz und stellte meinen Becher dort ab, wo ich eben noch gesessen hatte. Irgendein Sklave würde mir das schon hinterher räumen. "Es hat mich in jedem Fall gefreut deine Bekanntschaft gemacht zu haben, Pinnia.", verabschiedete ich mich zuerst von der Mutter Ocellas. "Und natürlich auch deine Bekanntschaft, ....?", implizierte ich die Frage nach seinem Namen, während ich ihm meine Hand zur Verabschiedung reichte. Ich mochte den Ausrichter meiner Willkommensfeier, sodass ich fand, dass ich ihn jetzt eigentlich auch beim Praenomen nennen könnte, wenn er ihn mir verriet. Und ich wollte, dass er ihn mir verriet! Jetzt.

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    Meine Leibsklavin Callisto versuchte noch den Haussklaven der Helvetier aufzuhalten, doch ihr Griff ging ins Leere. Und weil damit ihr Bezugspunkt verschwunden war, mit dessen Hilfe sie ins Balneum zu gelangen hoffte, überzeugte sie sich selbst davon, dass sie jetzt einfach hier warten musste.
    Dann blinzelte sie ein erstes Mal, nachdem der andere Sklave weg war. Sie fühlte sich schon wieder so schwach. Kurz darauf fand sie sich selbst an der Wand lehnend, gegen die sie schon einmal gekippt war, wieder. Sie blinzelte ein weiteres Mal und merkte, wie ihre Beine langsam an Spannung verloren und schlussendlich einfach nachgaben, sodass Callisto ganz allmählich und sacht mit dem Rücken an der Wand herunter rutschte, bis sie am Ende auf dem Boden saß. Danach schlossen sich Callistos Augen ein drittes Mal und sie war weggedämmert, noch bevor der helvetische Haussklave mit dem Becher Wasser zurück war. Er fand nur eine vor Erschöpfung tief und fest schlafende Sklavin, meine Sklavin, vor, die ich ganz sicher nicht so sehen wollte, wenn ich nach dem Gespräch mit dem Hausherrn in mein neues Zimmer ging, um mich zum Baden bereit zu machen!

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    Meine Leibsklavin Callisto lächelte etwas schief bei dem Angebot etwas zu trinken. "Ja, das wäre.... wäre.... ganz großartig.", erklärte sie und für einen kurzem Moment fielen erneut ihre Augen zu und sie taumelte leicht. Die Wand fing sie glücklicherweise wieder auf und weckte sie zugleich. Nicht auszudenken, wenn an der Stelle nun der Abstieg ins Erdgeschoss gewesen wäre. "Oh. Entschuldige." Sie schüttelte kurz den Kopf und sah für einen kurzen Moment wieder etwas wacher aus. "Ich muss der Sergia jetzt das Bad bereiten.", sprach sie und riss die Augen dabei förmlich auf, um sich gegen den Drang sich irgendwo hinzusetzen und einzuschlafen zu wehren. Dann musste sie sichtbar ein Gähnen unterdrücken und dabei schoss ihr Tränenflüssigkeit in die Augen, die sie danach etwas wegzublinzeln versuchte.

    Nachdem ich ihn zuerst vollauf begeistert und auf eine kurze Reise nach Alexandria mitgenommen zu haben schien, runzelte mein neuer Cousin plötzlich seine Stirn bei meiner Frage nach seiner Karriere. So blöd war das mein Interesse daran doch garnicht! Warum also guckte der mich jetzt so blöd an?? Und dann fing er auch noch an mich zu belehren. Das war ja wohl die Höhe! Für einen Wimpernschlag lang entgeistert, fasste ich mich jedoch sofort wieder und lächelte wissbegierig. "Aha." und "Hmhm." machte ich immer wieder, während seiner Erklärung und wunderte mich doch ein wenig. Offenbar gab es hier in Italia keine einheitliche Verwaltungsstruktur, denn ich war mir sicher, dass ich über Rom genau diese Ämterfolge wohlweislich auswendig gelernt hatte. Ich wollte nämlich meinem späteren Mann gegenüber und überhaupt in der Gesellschaft Roms keine blöde Provinzpflaume sein. "Dann habe ich das wohl mit Rom verwechselt.", kommentierte ich am Ende seiner Ausführungen trocken, obwohl einige Parallelen mir durchaus ins Auge fielen: Der Stadtrat schien soetwas wie der Senat von Ostia zu sein und die Duumvirn soetwas wie die Konsuln. Dass Quaestor und Aedil hier auf einer Stufe zu stehen schienen, irritierte mich jedoch ein bisschen, sodass ich für den Rest keine Äquivalente fand.
    "Ich gratuliere dir natürlich zu deiner Mitgliedschaft im Senat von Ostia.", probierte ich meine Gleichsetzungstheorie mit einem verschmitzten Lächeln gleich mal aus. Dahinter steckte natürlich auch mein Wunsch, nicht völlig daneben geschossen zu haben mit meiner vorherigen Aussage. Ich hatte nicht gerne Unrecht; nicht gegenüber meinen Eltern, nicht gegenüber anderen Verwandten; nicht in Alexandria, nicht in Ostia - und bestimmt auch nicht später in Rom! "Und auch viel Erfolg bei deiner Wahl zum.... Duovir.", mogelte ich mich ein kleines bisschen durch das Wort. "Zweimann" klang immerhin nicht ganz abwegig, denn ich wusste, dass auch die Konsuln in Rom immer (oder meistens) zu zweit waren.


    Danach unterdrückte ich ein Stöhnen. So ganz zuzuhören schien mir mein Cousin nicht. Hatte ich etwas von den Verwandten meines Vaters gesagt? Wieso also fing er von den Sergiern an? Dass die sich nicht in einem solchen Kaff niederlassen würden, war mir sonnenklar. Nach den weiteren Ausführungen Ocellas drehte sich mir aber erstmal der Kopf. Einer vom Ostia-Stamm lebte in Rom, wo ich eigentlich den Rom-Stamm verortet hätte, von dem mein Cousin danach begann. Tiberius Varus musste ich mir unbedingt dazu merken. Tiberius Varus, Tiberius Varus, Marcus Commodus? Noch so ein Name. Marcus Commodus. Auch der war also nur mütterlich mit Ocella verbunden und rechtlich damit also genauso wenig wie ich. Den Namen der Helvetia verpasste ich bei so vielen neuen Informationen, bevor ich mir Lucius Falco wieder zu merken versuchte. Prätorianerpräfekt war ja der höchste Reichspräfekt und ganz besonders wichtig. Da musste auch der Sohn dann sicherlich nicht ganz unwichtig sein, sodass ich versuchen könnte den mit meinem Wissen vielleicht ein bisschen zu beeindrucken. "Ob ich die vielleicht mal kennenlernen könnte?", fragte ich einfach mal dazwischen.
    Bei der Erwähnung von noch einem zweiten Wohnsitz der Helvetier in Rom runzelte ich nun meinerseits die Stirn. Erstens: Warum lebte Commodus bei dem Verwandten seiner Mutter und nicht denen seines Vaters? Ich würde doch auch zu meinem väterlichen Onkel gehen (müssen). Und zweitens: "Und wer wohnt dann in der Casa Helvetia auf dem Esquilin?" Da hatte mich mein neuer Cousin jetzt neugierig gemacht. "Gibt es Probleme mit den dort wohnenden Helvetiern?", schickte ich gleich noch hinterher. Ich witterte irgendwelche Erbstreitigkeiten, die mit diesem Marcus Commodus zusammenhingen. Das war schließlich ein sehr beliebtes Thema für rechtliche Auseinandersetzungen und warum sonst wollte mein Cousin mir sonst diese Information erstmal vorenthalten? Nicht ganz unauffällig musste ich nach meiner letzten Frage gähnen und merkte wie ich langsam Lust auf ein warmes Bad bekam, bevor ich mich in ein warmes Bett zum Ausruhen begeben wollte. An eine Cena heute abend war aus meiner Sicht nicht mehr zu denken.

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    >>> Meine Leibsklavin Callisto tat sich sichtlich schwer mit meiner Kleidertruhe und nachdem sie das Ding in Zusammenarbeit mit einem der helvetischen Haussklaven in mein Übergangsgemach gebuckelt und am unteren Bettende abgestellt hatte, ließ sie sich erstmal selbst auf der Truhe nieder um sich von der Anstrengung etwas zu erholen. "Schön.... sehr schön.", antwortete sie auf die folgenden Erklärungen sichtlich und hörbar erschöpft. Denn nicht nur, dass meine Kleidertruhe tatsächlich nicht ganz ohne war, hatte ja nicht nur ich gerade erst die lange und beschwerliche Überfahrt von Alexandria nach Ostia hinter mich gebracht.
    Dann wurde das angestrengte Keuchen Callistos für einen kleinen Augenblick etwas ruhiger und ihr fielen beinahe die Augen zu. Doch gerade noch rechtzeitig rief sie sich ihre Pflichten in Erinnerung: "Als nächstes das Balneum für die Sergia bereiten.", plapperte sie vor sich hin, stand auf und ging mit müdem Blick aus dem Zimmer. "Wo muss ich hin?", fiel ihr erst draußen auf, dass sie das ja garnicht wusste. Wahrscheinlich, dieses Szenario malte sich meine Leibsklavin beim Warten auf die Antwort aus, würde sie gleich vor Erschöpfung im Bad zusammenbrechen und dann ganz tragisch ertrinken - und dann wäre dieser ganze Spuk, der das aus ihrer Sicht war, endlich vorbei.

    Zu der Beileidsbekundung Ocellas sagte ich nichts weiter. Das Thema war mir äußerst unangenehm, sodass ich es für das Beste hielt, wenn ich dazu nur das Nötigste ausführte. Während wir anschließend gemeinsam etwas verdünnten Wein tranken, ließ sich Callisto erleichtert dabei helfen meine Kleidertruhe in mein Übergangsgemach mit Gartenblick, das fand ich toll, zu bringen. Dann testete ich das erste Mal ein bisschen meine Grenzen aus und stellte innerlich vergnügt fest, dass ich wohl noch Luft nach oben hätte. Jedenfalls stand mir mein neuer Cousin sofort treu zur Seite und schien nicht einen Moment an mir zu zweifeln. Das hatte ich gern! Zwar sollte Tolumnius am Ende trotzdem ganze drei Sesterzen bekommen, aber da Ocella diese Rechnung großzügig übernahm, störte ich mich nicht weiter daran. Wahrscheinlich musste er ja auch so großzügig sein, weil er Aedil war und bald Praetor und dann Consul von Ostia werden wollte. Das schien mir nur logisch.


    Bevor ich aber genau danach fragen konnte, erkundigte er sich bereits nach meinen Plänen. "Tja, also um ehrlich zu sein, habe ich mir da noch nicht so viele Gedanken gemacht.", musste ich zugeben und unterdrückte ein Schulterzucken. "In Alexandria", nahm ich die nächsten Fragen gleich mit in meine Antwort auf, "da konnte ich einen ganzen Tag auf den Märkten verbringen und die vielen Stoffe, Kleider, Schmuckstücke und alles, was die Modewelt sonst noch zu bieten hat, ansehen, probieren und kaufen. Mit meinen Freundinnen zusammen war ich oft am Hafen, wo wir dabei zugesehen haben, wie die vielen Schiffe aus der ganzen Welt be- und entladen wurden.", wobei es uns aber natürlich viel mehr um die jungen Seeleute ging, denen wir gerne beim Arbeiten zusahen. "Natürlich kenne ich auch den Tempel der Musen direkt an der Agora. Da saßen wir auch manchmal zusammen und haben...." den Denkern unserer Zeit beim Denken zugeschaut und uns prächtig über somanchen weltfernen Fachidioten amüsiert. "äh, ein bisschen gelesen. Mit Caius, also mit meinem Papa, und Laevina war ich auch regelmäßig im Theatron und freitags, da bin ich mit meinen Freundinnen fast immer in den Thermen gewesen. Und dann wurde auch immer ganz viel gefeiert bei uns oder anderen.", erzählte ich mit einem begeisterten Leuchten in den Augen, das wohl nur eine verwöhnte Rittersenkelin haben konnte. Wenn ich mich auch an die ganzen Kostüme zurückerinnerte, die ich so getragen hatte.... Kleopatra war ich gewesen, Aphrodite, Isis, Tyche und Nike, und so viele mehr. Deshalb meinte ich auch, dass ich mich in der Götterwelt trotz meines grundlegenden Desinteresses für dieses Thema ganz gut auszukannte.
    Ob Alexandria wirklich so prächtig war? "Alexandria ist prächtiger, prächtiger als man es erzählen könnte. Es ist so groß und überall sind Menschen aus den verschiedensten Teilen der Welt, die die unterschiedlichsten Sprachen sprechen und sich dennoch verstehen. Der Handel blüht dort nicht, er wuchert geradezu. Also, wenn nicht gerade soein Krieg herrscht." Das dämpfte meinen Erzählfluss etwas, denn der fehlende Warenabsatz nach Rom hatte dazu geführt, dass die Händler auch weniger eingekauft hatten, sodass das Einkaufen schneller langweilte. "Insgesamt könnte man wohl sagen, dass man die Stadt nicht ansehen oder besuchen, sondern sie einfach nur erleben kann. Ich habe gehört, dass nur Rom noch größer sein soll.", meinte ich abschließend. Ich konnte nur hoffen, dass da auch ein Fünkchen Wahrheit dran war, nachdem die Ewige Stadt ja nun mein nächstes Ziel und wahrscheinlich mindestens für die nächsten Jahre mein neues Zuhause sein würde.


    Thematisch also wieder in Italia, nutzte ich meine Chance: "Und über dich habe ich ja gehört, dass du hier Aedil bist. Dann willst du bestimmt auch einmal Consul von Ostia werden, oder?" Ich musste ja wissen, was meine Verwandten so trieben, damit ich mich immer an den richtigen wenden konnte, wenn ich etwas wollte. So lag auch meine nächste Frage gleich auf der Hand: "Und wohnen eigentlich noch mehr Verwandte meiner Mutter hier oder in Rom und widmen sich der Politik?" Unabhängig von der Antwort wollte ich die Leute natürlich gerne mal kennenlernen, die fortan nun also in meiner näheren Umgebung lebten und potenziell durch mich beeinflussbar sein könnten.

    Mein Cousin.... Na das lief doch prima! Ich hatte also einen Aedil zum Cousin. "Genau. Nachdem sie in Rom und Ostia keinen Halt gefunden hatte" und letzteres konnte ich ihr nach meinen ersten Eindrücken hier auch wirklich nicht verübeln; hoffentlich war Rom besser "und in Hispanien nach ihrer Rückreise auch nur noch den Tod ihres Vaters, meines Großvaters, feststellen konnte. Ja, da wollte sie einfach nur noch weit weg und einen Schlussstrich unter allem ziehen. Und Alexandria war wohl am entferntesten von allem.", zuckte ich mit den Schultern. Eigentlich eine traurige Geschichte, fand ich, aber ich hatte meinen Opa Sulla ja nie kennengelernt. Da war es deutlich einfacher über seinen Tod zu sprechen, als über den meines Vaters. Obwohl Laevina immer meinte, dass ich ach so viel von Sulla hätte. Er hätte auch immer seinen eigenen Kopf gehabt und sogar mal halb Hispanien auf diese Weise in Aufruhr versetzt. Das hielt ich natürlich bis heute für ein lächerliches Ammenmärchen. Denn weder wusste ich um die tiefe Verstrickung meines Großvaters mit dem 'republikanischen Helden' Pompeius Strabo, noch war mir bewusst, dass auch letzterer ein Cousin (zum Glück nur adoptiert) von mir war, noch kannte ich die wahren Umständen über Sullas Todes, über den sogar einstmals die Acta berichtete. "Und dort hat sie dann, wie du schon sagtest, meinen Vater, den damaligen Magister Officiorum der Provinz, kennengelernt, sie haben geheiratet und ich wurde geboren.", fasste ich kurz zusammen. Dass auch Laevina nicht mehr lebte, brauchte ich hoffentlich nicht auch noch extra auszuführen. Andernfalls hätte ich sie nämlich bestimmt mitgenommen oder ich hätte sie dafür sorgen lassen, dass ich garnicht erst aus Alexandria weg gemusst hätte, oder so.
    Mit freundlichem Lächeln nahm ich zur Kenntnis, dass ich erstmal bleiben durfte, sogar nicht nur einen oder zwei, sondern gleich einige Tage. Ich hatte es gewiss nicht eilig mich unter die Vormundschaft meines Onkels zu begeben. Wer wusste schon, wie der drauf war? Caius hatte nie besonders viel über ihn erzählt. "Die? Nein, die kann sich schonmal nützlich machen, sich mein Zimmer zeigen lassen, damit ich es später finde, mein Gepäck dorthin bringen, mir ein Bad bereiten und sich selbst auch etwas waschen.", erklärte ich ganz selbstverständlich mit Blick zu Callisto. Dabei wusste ich ja noch nicht einmal, ob die Casa Helvetia überhaupt ein eigenes Bad besaß. "Ich füttere sie ja nicht durch, damit sie nur herum steht, sondern damit sie mir Arbeit abnimmt und etwas für mich macht." Trinken könnte meine Sklavin auch später noch, wenn diese Aufgaben alle erfüllt waren. Dann wandte ich mich wieder zu Ocella und seiner Mutter und erhob meinen Becher: "Auf eure Gastfreundschaft!", prostete ich den beiden zu und trank einen Schluck. Dabei verschüttete ich natürlich keinen Wein für irgendwelche Götter. Denn selbst wenn die, was ich ja nicht glaubte, das Leben der Menschen beeinflussen könnten, hätten die im Moment sicherlich eh anderes zu tun mit dem dicken Salinator und dem (hier fehlte mir noch ein Wort, weil ich von ihm noch keine Statue oder sowas gesehen hatte) Palma.


    Anerkennend nickte ich. "Der ist sehr gut." Ein Lächeln umspielte bei diesem Satz meine Lippen, obwohl ich eigentlich kein besonders gutes Gespühr für irgendwelche feinen Unterschiede hatte. Für mich gab es daher prinizpiell nur drei Weinsorten: Wein mit Namen, Wein ohne Namen und gepanschten Wein. Da mir bisher kein Name genannt worden war, fiel dieser hier also erstmal in meine Kategorie zwei.
    Dann kam mir Tolumnius wieder in den Sinn. "Ach, Ocella?", begann ich also und probierte gleich mal das Cognomen meines Cousins aus. Ich hätte natürlich auch ganz frech seinen Praenomen verwandt, wenn ich ihn denn gekannt hätte. "Der Mann da, das ist Tolumnius. Er hat mich und meine kleine Truhe" und das meinte ich ganz ernst, denn in Alexandria hatte ich Kleider gehabt, die mindestens zwei Truhen doppelter Größe gefüllt hätten! "hierher gebracht. Er wollte mich über den Tisch ziehen und hat erst ganze drei Denare von mir verlangt!", übertrieb ich ein bisschen. Aber es würde Wort gegen Wort stehen und ich hoffte darauf vertrauen zu können, dass Blut dicker war als Wasser. "Wir haben uns darauf geeinigt, dass du als Aedil dein gerechtes Urteil darüber sprechen sollst, was er verdient." Ich fand ja, dass ein Tadel als allererstes angebracht wäre...

    Kurze Zeit später erschienen ein junger Mann und eine etwas weniger junge Frau im Atrium und begrüßten mich. "Salvete, Helvetius und Pinnia!", erwiderte ich die Worte des offenkundigen Hausherrn freundlichst, während ich das Angebot mich zu setzen liebend gerne wahrnahm. Dabei kramte ich tief, tief in meinem Gedächtnis, um mich endlich zu erinnern, dass dies dann wohl Helvetius Ocella sein musste. Seine Augen, die ich so klein garnicht fand, machten mir diese Erkenntnis nicht einfacher als der seinen eigenen Namen verschweigende Hausherr selbst.
    Als ich saß, bot mir die Mutter des Helvetiers etwas zu trinken an, was mich unweigerlich lächeln ließ. Erst bei der Auswahl, die sie mir dann ließ, öffnete sich mein Mund für einen kleinen Augenblick etwas verdutzt. Sie bot mir Wasser an? Zum Trinken? Bei den Ahnen meiner Mutter, wo hatte mich Tolumnius hier nur hingeführt?? Ich war doch kein Tier! Selbst Sklaven bekamen, wenn sie Botschaften überbrachten, in aller Regel einen Becher verdünnten Wein vom Nachrichtenempfänger! Doch ich versuchte mich zu beherrschen. "Ein Becher verdünnter Wein wäre ausgezeichnet. Vielen Dank.", antwortete ich also lieblich. Für eine Schale Wasser zum Waschen war es jetzt zu spät. Jetzt saß ich ja bereits mit dem Hausherrn und seiner Mutter zusammen.


    Ich atmete noch einmal kurz durch und blickte zu Callisto und Tolumnius. Dann wandte ich mich an den Helvetier: "Mein Name ist Sergia Fausta. Ich bin die Enkelin des Ritters Sergius Stephanus und Tochter von Sergius Curio und Helvetia Laevina.", stellte ich mich, anständig wie ich sein konnte, wenn ich denn wollte, dann noch einmal vollständig vor. "Ich bin heute nach einer langen, anstrengenden Reise mit dem Schiff aus Alexandria angekommen. Dort habe ich bis vor kurzem gelebt, bis.... mein Vater...." Traurig senkte ich den Kopf und ließ unausgesprochen, dass mein Vater nicht mehr lebte. Zwar hatte ich während der Überfahrt lange Zeit gehabt mich an diesen Gedanken zu gewöhnen, dass Caius nun nicht mehr da wäre, aber ich befürchtete trotzdem, dass ich jämmerlich zu heulen beginnen würde, müsste ich es noch einmal laut aussprechen. Und ich wollte eine große, starke Römerin sein - für Papa!
    Also ging ich nach der kurzen Pause einfach davon aus, dass die beiden schon wüssten, was ich sagen wollte. "Und jetzt bin ich eigentlich auf dem Weg nach Rom, wo ich zu meinem Onkel Sergius Messalla, meinem neuen Vormund, soll." Ja, es war diese blöde Pflicht und das Fünkchen Pflichtbewusstsein in mir, die das von mir verlangten. Eigentlich wäre ich viel lieber in Alexandria geblieben. Auf einen Vormund (wie sich das schon anhörte!) hatte ich jedenfalls keinen Bock. "Weil meine Mutter, die Tochter eines Helvetius Sulla und einer Helvetia Elva, immer meinte aus 'dem Ostia-Stamm' der Gens Helvetia zu stammen, hatte ich in der Vermutung, dass sie eine Verwandte von euch war, gehofft auf meinem Weg hier für eine oder zwei Nächte unterkommen zu können.", erklärte ich schlussendlich mein Anliegen und blickte noch einmal offensichtlich zu meiner Kleidertruhe.

    Und prompt erschien ich auch schon und war ausnahmsweise sogar ganz guter Laune. Immerhin war diese Feier aus meiner Sicht, und davon könnte mich heute auch keine Erklärung des Gegenteils abbringen, meine Willkommensfeier nach der langen und entbehrungsreichen Überfahrt aus Alexandria. Dementsprechend hatte ich mich an diesem Tag auch ganz besonders herausgeputzt: Ich trug ein langärmliges, elegant figurnah geschnittenes Kleid in modisch hellem Scharlachrot, das vorn wie hinten einen guten und unverbauten Ausblick auf meine unter der ägyptischen Sonne gebräunte Haut erlaubte. Im offensichtlichen Gegensatz zu der Asinia wusste ich nämlich, dass helle Farben nur mit dunkler Haut richtig harmonierten. Und für so ein leutendes Gelb fand ich sie eindeutig zu blass. "Plebs.", sagte ich mir innerlich augenrollend. Überhaupt konnte Celerinas Kleid schon rein stofflich wohl kaum mit meinem, das hauptsächlich aus fernöstlicher und nicht dieser billigen koischen Seide gefertigt war, mithalten. Abgerundet wurde mein Ensemble durch eine silberne Gemme meines Genswappens, die auf Tallienhöhe verschiedene Stoffbahnen meines Kleides zusammenhielt, und kleine silberne Ohrstecker. Meine Locken unterdessen hatte ich bändigen und mir einen einfachen Dutt auf dem Hinterkopf machen lassen, der von einem farblich zum Kleid passenden roten Band geschmückt wurde.
    Nach der für meine Begriffe billigen Kopie einer reichen Römerin schaute ich mir die beiden Herren der Schöpfung an und lächelte ihnen sogar ein wenig zu. Innerlich jedoch widerte mich der Bart des Asiniers regelrecht an. In dieser modischen Angelegenheit war ich eindeutig bei Divus Iulianus und Vescularius Salinator, auch wenn letzterer mir insgesamt doch zu wenig Haare am (und vor allem auf dem) Kopf hatte. Nein, ich fand modisch hatten die Männer mit Valerianus nichts verloren. Ich war gespannt, wie Cornelius Palma aussehen und sich geben würde. Der dritte im Bunde meiner Gäste.... er machte auf den ersten Blick, zugegeben, eigentlich einen ganz angenehmen Eindruck: Jung, attraktiv und gut gebaut. Ihm zwinkerte ich keck zu, während ich darauf wartete, dass ich den Gästen vorgestellt wurde - und sie mir.