Nun war es also soweit, die Zukunft des jungen Flaviers hing an diesem Augenblick, an den kommenden Momenten, und Scato, so ungern er es sich eingestehen wollte, hatte Angst, einfach nur Angst. Es war kein Respekt, diesen Punkt hatte er schon weit hinter sich gelassen, denn die Anspannung und die Geduld die er aufbringen musste während er auf seinen Aufruf wartete, hatte ihn schon lange über den Respekt hinaus katapultiert.
Scato erhob sich in seiner weißen Robe, er atmete tief ein und aus, seine Atmung zitterte als er in die Runde blickte, doch er versuchte sich wenig davon anmerken zu lassen, was ihm mehr schlecht als recht gelang, auch wenn er widerrum diesen Umstand zu verbergen suchte.
Er ging einige Schritte nach vorn, zupfte sich kurz sein Gewand zurecht, und blickte dann in die Runde welche gespickt war mit den ehrbarsten Männern Roms, was die ganze Angelegenheit nicht unbedingt leichter machte, eine Tatsache welche dem jungen Flavier missfiel.
"Patres conscripti!", Scato bemerkte noch rechtzeitig dass seine Stimme viel zu leise erklang, und korrigierte dies schnell genug um die Worte noch verständlich hinauszubringen, "Es ist mir eine Ehre, eine Freude, und ein Wunsch heute in diesen würdevollen Hallen zu euch sprechen zu dürfen.", der Einstieg war ja schonmal nicht schlecht, dachte sich zumindest Scato, immerhin hatte er diesen wieder und wieder mit seinen Sklaven geprobt, auch wenn diese ein mehr als gefälliges Publikum abgaben...
"Mein Name ist Caius Flavius Scato, Sohn des Titus Flavius Milo, und Enkel des großen Secundus Flavius Felix. Viele, da bin ich sicher, wissen um die großen Dienste welche mein Großvater dem Imperium erwiesen hat, und ihr alle seid sicherlich auch mit meinen Onkel Manius Flavius Gracchus, und Lucius Flavius Furianus bekannt, ebenfalls große Männer, zu welchen ich aufschaue, und von welchen in viel lernen konnte, lerne, und lernen werde. Meine Familie, die Flavii, waren stets bereit ihre Existenz dem Reich zu widmen, sei es in Zeiten des Krieges, des Friedens, der Blüte oder aber auch der Repression und Verfolgung.", schließlich hatten die Flavier, sowie viele Patrizier, unter Salinator zu leiden und landeten oftmals auf den Proskriptionslisten des Tyrannen.
Scato suchte sich immer wieder einzelne Gesichter in den Rängen heraus zu denen er sprach, schließlich gebot es seine Ausbildung in der Kunst der Rhetorik, dass er nicht ganze Zeit abwesend in die Mitte starrte..
"Doch was kann ich für Rom tun? Welche Ambitionen hege ich, und was ließe mich in eurer Gunst steigen ehrbare Senatoren?", Scato öffnete seine Arme zu einer einladenen Geste, und sprach dann weiter, "Ich wuchs etwas außerhalb von Roma auf, und später auf Sardinia. Mein Vater, der nun bei unseren Ahnen weilt, lehrte mich viel über die Politik und die Geschichte des Reiches, schließlich hatte er bereits einen der besten Mentoren die man im Reich finden kann, meinen Großvater, welcher meinen Vater unter seine Fittiche nahm, sowie dieser es bis zu seinem Tod auch mit mir tat.", erklärte sich Scato und fuhr direkt fort, "Zur Vertiefung meiner politischen sowie charakterlichen Studien zog es mich im jungen Alter nach Achaia, wo ich weitere Lehrstunden in Politik, Rhetorik, Philosophie und Geschichte erhielt.", führte er weiter aus und ging ein paar Schritte nach links und nach rechts, so langsam fühlte er sich etwas sicherer auf diesen Brettern welche die Welt bedeuteten..
"Doch all dies war nur Theorie werte Senatoren, und die beste Schule, so lehren es die weisesten Männer, ist das Leben, sodass ich die Scholae in Achaia verließ um nach Rom zurückzukehren.", nun kam der riskanteste Teil seiner Rede, schließlich war Scato ein unbeschriebenes Blatt, und viele Referenzen hatte er noch nicht vorzuweisen, auch wenn dies mehr als verständlich war, stand er doch noch am Anfang seiner Laufbahn..
"Ich kam nach Rom und bemerkte schnell dass es mein Wunsch, und meine Pflicht sein würde, in die großen Fußstapfen meiner Ahnen zu treten, und mich dem Wohle des Imperiums zu verschreiben. Dies erfordert nicht nur Ehrgeiz, sondern auch die Pflege der Traditionen und den spirituellen Einklang mit den Göttern welche über uns wachen, sodass ich mich, wie bereits mein Vater vor mir, den Sallii Collini anschloss, um Quirinus zu ehren, und natürlich eine Tradition weiterzuführen, welche sich bis auf die Anfänge unseres Imperiums zurückführen lässt.", Scato machte sich für das große Finale bereit, er hoffte dass ihn die Senatoren nicht zerreißen würden, er konnte die Stimmung des Senats während seiner Rede nicht wirklich lesen, und je mehr Gedanken er sich darüber machte, desto, zu seinem Unmut, nervöser wurde er..
"Wie ich anfangs bereits erwähnte, lernte ich viel von den ehrenwerten Senatoren Flavius Gracchus und Flavius Furianus, bei welchem ich, sehr zu meiner Freude, ein Tironicum Fori absolvieren konnte, und welcher mich wichtige Dinge lehrte. Auch wenn ich denke, nein, weiß, dass ich noch sehr viel lernen muss, und ich noch unerfahren bin, so bitte ich den Senat um die Möglichkeit mir eine Gelegenheit zu bieten meinen Ehrgeiz, meinen Tatendrang, und meine Hingebung für Rom unter Beweis zu stellen.", Scato machte eine Geste des Respekts und senkte seinen Kopf vor den anwesenden Senatoren, bevor er seine Rede zu einem Schluss brachte, "Sofern ich in eurer Gunst stehe, ehrbare Senatoren, bitte ich euch meiner Kandidatur als Vigintivir zuzustimmen. Ich habe lange überlegt, bin in mich gegangen, und würde den IIIviri monetales als einen Posten ausmachen, welcher meinen Fähigkeiten, und meinen Talenten am ehesten entspricht.", abgesehen davon dass dieser Posten meist sowieso jungen Patriziern als einstieg diente, hatte Scato eine Schwäche für blanke Zahlen und Finanzen im allgemeinen, neben seinen eigenen natürlich, welche durch das Vermögen der Flavier gut gedeckt waren, sodass er sich keinerlei Gedanken über die Verwendung der Münzen und des Prägerechts machen würde, sondern diese nach bestem Wissen und Gewissen verwalten würde..
"Werte Senatoren, ich bin euch zu tiefstem Dank verpflichtet, denn schließlich habt ihr mir heute Gehör gegeben. Und alleine dieser Umstand ist eine große Ehre für mich.", noch einmal verneigte sich Scato, ging zwei Schritte zurück, und beendete seine Rede.