Nein, enttäuschen wollte sie ihn diesmal ganz gewiss nicht. Ein bisschen Erfahrung im Einkaufen hatte sie ja schließlich, auch wenn sie früher eher Gemüse, Brot und andere Lebensmittel zu besorgen hatte. Allerdings hatte sie da nie feilschen müssen.
Als Silanus nun seinen Arm um sie legte und mit ihr hinüber zu besagtem Stand schlenderte, fühlte sie sich etwas unwohl in ihrer Haut. Sie war regelrecht verwirrt, da sie diesen Körperkontakt nicht richtig einzuschätzen wusste. Von weitem mussten sie wohl den Eindruck eines Paares machen, welches zusammen einkaufen ging.
Am Stand angekommen, sah sie sich interessiert um, so dass es gar nicht lange dauerte, bis der Händler sie ansprach. „Salve, meine Dame. Wie kann ich dir helfen. Suchst du nach einem bestimmten Duft?“ Beroe hatte sofort ihren Blick auf den Händler gerichtet. „Äh.. ja, vielleicht kannst du mir helfen. Ich suche etwas ganz besonderes. Ein Öl für meine Haut. Etwas Exotisches vielleicht, womit ich meinen Liebsten betören kann.“ Dabei hatte sie auf Silanus gedeutet, auch wenn er ganz bestimmt nicht ihr Liebster war. Der Händler hatte genau zugehört. Während er überlegte warf er einen kurzen freundlichen Blick auf Silanus. Das Lächeln in seinem Gesicht verging ihm aber auf der Stelle, da Silanus so furchteinflößend auf ihn wirkte. Verlegen wandte er sich von ihm ab und griff dann zu einer kunstvoll geformten Phiole, öffnete sie und entnahm mit Hilfe eines Holzstäbchens einen Topfen des Öls, den er dann Beroe auf die Hand träufelte. „Wie wäre es damit, junge Dame? Ein Hauch von Orient für deine Haut.“ Beroe roch daran. Ein schwerer würziger Duft nach Zimt und Myrte, so wie ihn viele feine Damen mochten, drang ihr in die Nase. Sie überlegte einen Moment. „Hättest du noch etwas anderes. Bei diesem hier bin ich mir nicht so sicher.“ Sogleich hatte der Händler ein weiteres Gefäß in der Hand, dessen Duft wesentlich süßer und blumiger war. Auch diesmal roch Beroe daran. „Ja, das ist schon besser. Was willst du dafür haben?“ Der Händler dachte kurz nach und wog das Fläschchen in seinen Händen. „25 Denare, aber für dich, sagen wir 20 Denare,“ antwortete er lächelnd. Beroe musste erst einmal schlucken. Zwanzig Denare! Das war achtzig Sesterzen. „So viel für dieses kleine Fläschchen?“, entgegnete sie ihm vorwurfsvoll. „Nein, also ich glaube, wir müssen doch zur Konkurrenz gehen.“ Beroe tat so, als wolle sie weitergehen.
Das hatte gesessen. Der Händler hasste nichts mehr als seinen Konkurrenten „Aber junge Dame, einen Moment bitte. Ich glaube, ich habe mich geirrt. Dieses Fläschchen kostet natürlich nur 15 Denare.“ „Fünfzehn?“ fragte sie ungläubig. „Und du meinst, das wäre ein günstiges Angebot?“ Dann wandte sie sich zu Silanus. „Wir hätten uns doch besser beim Öl- und Salbenhändler in Ostia eindecken sollen. Der hatte noch viel bessere Öle! Komm lass uns gehen!“
„Ostia?“, stammelte der Händler mit rotem Kopf. „Na gut! Ich gebe dir diese Phiole und noch diese andere für zusammen 15 Denare!“ „Zehn!“, antwortete Beroe frech. „Vierzehn,“ gab der Händler verzweifelt zurück. „Elf, das ist mein letztes Wort.“ Beroe war über sich selbst erstsaunt, dass sie so aus sich herausgegangen war. „Na schön! Elf Denare für die beiden Phiolen.“ Der Händler sah nicht besonders glücklich aus.
„Ach, könntest du mir die Phiolen noch etwas verpacken, damit ich sie besser tragen kann?“ Der Händler verzog das Gesicht, suchte dann aber nach einem Stofftäschchen. In der Zwischenzeit, als der Händler beschäftigt war, ließ Beroe schnell noch einen Tiegel mit Kosmetik unter ihrer Kleidung verschwinden und zwinkerte Silanus zu.