Beiträge von Angus

    Ich nickte bedächtig. Der Thraker musste selbst für sich herausfinden, was gut und schlecht für ihn war. Da konnte ich ihm nicht hineinreden. Einzig wichtig war, dass er sich irgendwie treu blieb. Ich hatte am eigenen Leib erlebt, was es hieß, wenn man zuließ, dass man nur noch eine Marionette oder das Werkzeug seines Herrn war.


    Amastris hatte die Massage meines Freundes abgeschlossen. Ich hatte das Gefühl, dass es Lyciscus gefallen hatte. Ich zwinkerte ihr noch einmal zu. Vielleicht sollte ich bei ihr in den nächsten Tagen noch einmal vorbeischauen. Sie führte uns zurück zum Umkleideraum, wo ein Junge über die Habseligkeiten der Besucher gewacht hatte. Ich zog mich an und steckte ihm eine Münze zu, dann trat ich hinaus auf die Straße und wartete auf Lyciscus.


    Mein Vorschlag, noch etwas trinken zu gehen, stieß bei dem Thraker auf Zustimmung. Vielleicht würde dann meine gedrückte Stimmung etwas aufgehellt werden. Über ein paar Becher Wein sah manchmal alles viel besser aus. „Na wunderbar!“, rief ich und überlegte mir auf die Schnelle, wo wir hingehen konnten. Es gab hier massenweise Möglichkeiten. In manche Spelunken aber tat man gut daran, nicht mal bei Tage einzutreten, geschweige denn am Abend.
    Ein paar Straßen weiter gab es eine Taberna, in der der Wein billig und das Publikum annehmbar war. Dorthin schlug ich den Weg ein. Wir hatten Glück! Noch ein Tisch war frei. Als wir uns setzten sah ich mich kurz um, dann widmete ich mich wieder dem Thraker. „Wie wär´s mit einem Wein?“ Im Gegensatz zu den meisten Römern, mochte ich den Wein unverdünnt.

    Endlich legte sie sich zu mir. Ich legte meine Arme um sie, damit sie nicht fror und ein Gefühl der Sicherheit spürte. Ja, von nun an sollte sie sich nie wieder fürchten müssen. Vor nichts und niemandem. „Heute Nacht und an allen anderen Tagen und Nächten auch!“ versicherte ich ihr.
    Ich drückte sie leicht. Sie war ja so zart und zerbrechlich. Fast noch ein Kind. Apropos Kind… wie alt war sie eigentlich? Ich hatte sie niemals nach ihrem Alter gefragt. Ich schätzte sie auf sechzehn oder siebzehn. Aber ich konnte mich natürlich auch täuschen. Kein Wunder, dass sie sich fürchtete.
    „Gab es in deiner Heimat jemanden, der dich gerne zur Frau gehabt hätte?“, fragte ich sie einfach so aus dem Stegreif. Sicher hatten die jungen Männer bei ihrem Vater angestanden, denn sie war ja schon sehr hübsch. Wie wäre ihr Leben verlaufen, hatte man sie nicht verschleppt und versklavt? Ich hatte mir diese Frage oft gestellt. Wie gerne hätte ich meinen Sohn aufwachsen sehen. Und vielleicht hätte mir Aislin noch mehr Kinder geschenkt, wäre nicht alles so gekommen, wie es gekommen war. Auf einmal sah ich wieder die Bilder vor meinem inneren Auge, der Tag, an dem mein Junge auf diese Welt gekommen war. Wie klein und zerbrechlich er gewesen war. Dennoch war er einfach perfekt gewesen…

    Die Nubierin war verschwunden und ich hatte mich wieder mit dem Handtuch bedeckt. So blieb ich noch eine Weile liegen. Dabei ging mir immer noch unser Gespräch durch den Kopf. Morrigan, mein Rabenmädchen… wie sehr ich sie vermisste. Ein Treffen mit ihr konnte endlich für Klarheit sorgen. Andererseits konnte es alles nur noch schlimmer machen. Aber konnte es denn tatsächlich noch schlimmer kommen?
    „Du bist ein wahrer Freund, Lyciscus!“, sagte ich ihm und setzte mich wieder auf. Wenn ich so darüber nachdachte, war er einer der wenigen, die wirklich aufrichtig zu mir waren. Und ich hatte schon viele Sklaven kommen und gehen gesehen. Wenn er eines Tages in der Bredouille stecken sollte, dann konnte er auf mich zählen.


    Und was war mit ihm? Er war sich sicher, was die Aurelia betraf. Dann konnte ich ihm nur wünschen, dass alles so blieb, wie es war. So wie ich den Thraker einschätzte, würde er sich nicht von seinen Gefühlen leiten lassen. „Dann wüsche ich dir viel Glück dabei!“
    Zwar kannte ich die Aurelia nicht persönlich, aber man hatte ja schon Geschichten gehört. Von reichen verwöhnten Römerinnen, die sich aus einer Laune heraus mit ihren Sklaven einließen, aber eigentlich nur mit ihnen spielten. Dennoch tat er mir leid. Denn schließlich empfand er etwas für diese Frau. „Mein Freund, wenn ich dir einen Rat geben darf, such dir ein nettes Mädchen, dass dich liebt und dessen Liebe du erwidern darfst.“ Irgendwo würde auch auf ihn jemand warten. So sagte man doch! Oder war das alles nur sentimentales Geschwätz?


    Amastris schien langsam zum Ende zu kommen. Da war die Frage des Thrakers durchaus berechtigt. Ehrlich gesagt hatte ich mir darüber noch gar keine Gedanken gemacht. Im Augenblick war mir danach, mich einfach nur volllaufen zu lassen. Der Alkohol konnte so manchen Schmerz betäuben.
    „Wollen wir was trinken gehen?“ Tabernae gab es hier, wie Sand am Meer. Ein billiger Wein und Würfelspiel – dazu hatte ich jetzt Lust!

    Es hätte mich schon gewundert, wenn Scato sie hierher in den Schuppen geschickt hätte. Wahrscheinlich wusste der Flavier nicht einmal selbst, dass es hier diesen Schuppen gab. Als sie jedoch meinte, sie sei bisher noch nie im Hof der Villa gewesen, wunderte mich das schon etwas. Aber gut, sie war ja Scatos Leibsklavin. Ob sie wusste, welche Privilegien damit verbunden waren? Wenn ich mir die bemitleidenswerten Kreaturen so anschaute, die im Stall oder in hier im Hof schuften mussten, war ich doch froh mit meiner Stellung.


    Die Neugier der Frauen trieb auch Iduna dazu, nachzusehen, was sich in diesen alten Truhen befand. In ihrer kindlichen Naivität hatte sie doch tatsächlich geglaubt, hier so etwas wie einen Schatz zu finden! Natürlich war da nichts außer noch mehr unnützem Zeug, Unrat und Staub. Schließlich kam sie endlich zu mir. Das Nachtlager, das ich uns beiden auf die Schnelle gezaubert hatte, rief bei Iduna heimatliche Gefühle hervor. Wenn ich es recht besah, dann war es auch bei mir auch so. Statt Stofffetzen hatte ich einst mit meiner Frau und dem Kind auf Tierfellen geschlafen. „Ja, du hast recht, mein Herz! Magst du dich zu mir legen?“ ich streckte meine Arme nach ihr aus, so dass sie sich zu mir legen konnte, wenn sie es mochte. „Komm her, Kleines. Bei mir bist du sicher heute Nacht!“, wisperte ich ihr zu.

    Die Nubierin sah mich entgeistert an, da ich sie schon wieder gestört hatte. Mit beschwichtigenden Gesten legte ich mich wieder hin, damit sie tun konnte, wofür ich bezahlt hatte. Dabei konnte ich recht schnell feststellen, dass sie nicht nur mit ihren Händen, sondern auch mit ihren Lippen sehr geschickt war. Da auch der Thraker etwas mit Amastris zu besprechen hatte, konzentrierte ich mich nun voll auf die schwarze Schönheit, die sich ohne Unterlass meiner Leistengegend hingab. Sie raubte mir fast den Verstand, doch ich ließ sie gewähren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie mich lustvoll aufseufzen ließ. Dann ließ sie von mir ab und ich blieb eine Weile entspannt liegen. Ich hoffte nur, auch der Thraker würde die Qualitäten Amastris‘ zu schätzen wissen. Als ich zu ihm hinüberschielte, war sie gerade mit seinen Beinen beschäftigt. Das trieb mir dann doch ein Grinsen ins Gesicht.


    Ich war ihm aber auch äußerst dankbar, dafür dass er für mich Morrigan aufsuchen wollte. Zwar hatte ich wenig Hoffnung, dass sich zwischen uns etwas ändern würde, aber danach konnte ich behaupten, alles versucht zu haben. „Ich danke dir, mein Freund! Ich werde tief in deiner Schuld stehen. Du sollst wissen, dass ich immer für dich da sein werde, ganz gleich, worum es geht!“


    Lyciscus ließ meine Rechtfertigungen unkommentiert im Raum stehen. Dafür musste ich ihm auch dankbar sein. Denn ehelich gesagt war diese ‚Baustelle‘ schwierig genug. Mein Gewissen hätte sicher nicht noch mehr Vorwürfe vertragen. Genug Vorwürfe machte ich mir schon selbst. Und ob ich jemals mein Gewissen reinwaschen konnte, indem ich mich nun so intensiv um die Germanin kümmerte, war auch zweifelhaft. „Ja, das hoffe ich auch…“, antwortete ich gedankenverloren. Ein wenig in mich gekehrt lag ich noch immer auf der Liege. Selbst die Nubierin, die inzwischen auf meinem Schoß saß, konnte daran nichts ändern. „Komm, lass gut sein, Mädchen!“ Mit einer Handbewegung scheuchte ich sie von mir weg. Dafür hatte ich nun wirklich keinen Kopf mehr.


    Wenigstens schien der Thraker zu wissen, worauf er sich einließ, falls er mit seiner Domina anbandelte. Er schien sich gewiss zu sein, dass die Gefühle, die er für die Aurelia hegte, nicht erwidert wurden. „Bist du dir da ganz sicher? Du weißt ja wie Frauen so sind. Heute sagen sie dies und morgen tun sie das.“ Man munkelte zwar unter der Sklavenschaft, Flavius Gracchus würde sich nicht viel aus Frauen machen. Doch was er tun würde, wenn sich seine Frau mit einem der Sklaven vergnügte, wollte sich sicher niemand ausmalen.

    Nachdem Monima meinen Lendenwirbel erreicht und diesen ausgiebig massiert hatte, drehte auch ich mich auf den Rücken. Gelegentlich lugte ich zu Lyciscus hinüber, der Amastris‘ Spielchen zuließ und diese wohl auch mochte. Doch auch Monima verstand ihr Handwerk, im wahrsten Sinne des Wortes. Jedoch konnten weder ihre Handgriffe noch ihr Lächeln mich aus der Fassung bringen. Zu sehr beschäftigte mich unser Gespräch. Aber auf den Thraker war Verlass! Wie ich es erwartete hatte, stand der Thraker meiner Bitte sehr offen gegenüber. Bestimmt würde er meinen Wunsch nicht abschlagen. Zumal ich ja auch nichts Unmögliches von ihm verlangte. „Könntest du zu Morrigan gehen und sie bitten, sich mit mir zu treffen? An einem Ort ihrer Wahl? Wenn ich zu ihr gehe, wird sie mich sicher nicht sehen wollen.“ Ich hoffte, das war nicht zu viel verlangt! Natürlich würde ich es auch irgendwie wieder gut machen.


    Dieses Gefühl der Befreiung hielt genau bis zu dem Zeitpunkt an, an dem Lyciscus plötzlich lauter wurde. Mit einem Ruck setzte ich mich auf, so dass die Nubierin erschrocken zurückwich. „Was hätte ich denn tun sollen?!“, rief ich nun auch mit lauterer Stimme. „Dieses Weib duldet keinen Widerspruch! Hätte ich mich zu Tode peitschen lassen, weil ich mich ihr widersetzte?“ Ich versuchte mich zu verteidigen, doch ich wusste selbst, dass es unentschuldbar war, was ich getan hatte. „Glaube mir, ich war damals nicht ich selbst! Die Claudia hatte ein Werkzeug aus mir gemacht und sie nutzte es für ihre Zwecke. Würde sie es heute noch einmal von mir verlangen, dann würde ich mich weigern.“ Inzwischen sprach ich wieder in normaler Lautstärke. Auch die Schärfe war aus meiner Stimme verschwunden. „Ich fühle mich für sie verantwortlich und sie hat mir vergeben.. Sie wird zwar nie meine Frau oder Morrigan ersetzen können, doch vielleicht kann sie mir das geben, was ich gerade am Nötigsten brauche. Und ich gebe ihr das, was sie braucht.“
    Ich hatte mich wieder hingelegt, so dass Monima fortfahren konnte. Meine letzten Worte schienen sie anzuspornen. Ihre flinken Hände ‚verirrten‘ sich mehrmals unter mein Lendentuch, dabei sah sie mich jedes Mal so verstohlen an. Schließlich ergriff ich sie an ihrem Arm und zog sie zu mir. Die Nubierin stieg zu mir auf der Liege und begann, meinen Körper mit küssen zu übersäen.
    Währenddessen sprach der Thraker weiter. Zwar war meine Aufmerksamkeit zwangsläufig nicht mehr komplett bei ihm, dennoch konnte ich etwas Essentielles aus dem heraushören, was er sagte. „Moment mal, willst du etwa damit sagen, dass du und… die Aurelia?“ Ich hatte mich wieder aufgesetzt und hatte damit Monimas reizendes Spiel unterbrochen. Doch wenn das stimmte, was ich vermutete, dann war mein Freund hier in großer Gefahr! Doch wahrscheinlich wusste er das bereits selbst. “Weißt du auch, worauf du dich da einlässt?“

    Zu meiner Verwunderung fand sie den Schuppen gar nicht so schlimm. Nein, sie fand ihn sogar faszinierend. „Ach ja, findest du?“, fragte ich sie lächelnd. Ich sah die Sache eben einfach von der praktischen Seite. Mit wenigen Handgriffen konnten wir uns hier auf dem Boden aus den Stofffetzen ein Nachtlager bereiten. Schließlich war es schon spät und irgendwann mussten auch wir ein Auge zumachen.
    „Äh, was?“ Aber sie hatte nur Augen für dieses unnütze Zeug! Was sollte schon in diesen Truhen sein? Nur noch mehr Gerümpel wahrscheinlich. Also begann ich eben alleine die Stofffetzen so zu verteilen, dass es für uns einigermaßen bequem wurde. „So mein Herz, wie findest du das?“, fragte ich, während ich mich auf unserem provisorischen Lager niederließ. Hoffentlich ließ sie nun die Truhen einfach nur Truhen sein und legte sich jetzt zu mir.

    Zitat

    Original von Caius Flavius Scato
    "Hervorragend. Dann kannst du deiner neuen Gefährtin ja die frohe Kunde überbringen. Doch vergiss die Worte der Warnung nicht." erinnerte ihn Scato und blickte dann wieder auf seine Schriftrollen.
    "Ich denke das war dann alles oder nicht Angus? Falls doch, kannst du mir nun aus den Augen gehen. Oh nein warte, ich hätte gerne ein wenig Obst und verdünnten Wein, dazu bräuchte ich noch eine frische Tunika, ich gedenke später eine Unternehmung zu den Tempeln zu machen. Kümmer dich mal drum ja? Schicke doch Iduna nach Iduna." fragte Scato, einerseits weil er wirklich ein Verlangen nach diesen Dingen hatte und andererseits um Angus noch einmal klarzumachen, wer der Herr im Ring ist.


    Sim-Off:

    Sorry, total vergessen!


    „Natürlich werde ich das nicht vergessen, Dominus!“, entgegnete ich ihm kühl. Im Grunde hegte ich nur Verachtung für diesen Mann, wie er selbstgefällig dort an seinem Schreibtisch saß. Und damit ich nicht vergaß, wo mein Platz war, entließ er mich indem er mir gleichzeitig noch auftrug, für ihn Obst und Wein zu bringen. „Wie du wünschst!“
    Gerade als ich gehen wollte, betrat die rothaarige Germanin das officium. Als ob sie es geahnt hatte, balancierte sie das gewünschte Obst und den Wein auf einem Tablett. ich schenkte ihr keinerlei Beachtung und ging. Später vielleicht wollte ich sie aufsuchen, um mit ihr zu sprechen.

    Einen ruhigen Platz echote es in meinem Kopf. Allein damit begann schon das Problem. Wo sollte ich einen ruhigen Platz finden? Ich fragte mich, ob Morrigan denn überhaupt noch die Villa verließ. Oder hatte sie die Angst so sehr im Griff, dass sie sich selbst das nicht mehr traute?
    „Ja, das würde ich gerne, mein Freund! Das kannst du mir glauben. Ein sachliches Gespräch, ohne störende Emotionen…“ Ob ich das hinbekam? Von Natur aus war ich eher der aufbrausende Typ. Lyciscus hatte schon recht! Ich sollte die Kette nicht vergessen, wenn ich zu ihr ging.
    Monima hatte sich inzwischen mein Rückgrat vorgenommen und knetete jeden einzelnen Wirbel. „Ja, das stimmt! Meine Emotionen im Griff zu behalten ist nicht meine Stärke! Aber dürfte ich dich um einen Gefallen bitten mein Freund?“ Da er ja Morrigan auch kannte und ihm scheinbar soviel daran lag, dass sie und ich… also dass wir wieder ins Gespräch kamen… kam mir die funkende Idee, dass er vielleicht…


    Natürlich stand immer noch die Frage mit Idiuna im Wege. Da er keine Ahnung von dem hatte, was vorgefallen war, konnte er auch nicht meine Beweggründe für mein Handeln verstehen. Ich ließ mir etwas Zeit, bis ich auf seine Frage antwortete. Letztendlich war es jetzt an der Zeit mit der Sprache herauszurücken. Ich konnte die Wahrheit nicht länger verdrängen. „Iduna hat den Zorn der Claudia Sassia, der Gemahlin unseres Dominus, auf sich gezogen. Angeblich habe sie Scato schöne Augen gemacht. Dabei ist sie doch seine Leibsklavin. Ich weiß nicht genau, was noch alles vorgefallen ist, zwischen ihr und der Claudia. Eines Tages hat sie mir und Lupus befohlen, Iduna in den Garten zu bringen. Dort mussten wir ihr einen eisernen Halsring anlegen und sie entkleiden. Fast alle Sklaven des Haushaltes waren dort versammelt. Dann befahl sie mir, sie ihr vor ihren Augen und vor denen der Sklaven zu nehmen. Sie war bis dahin noch Jungfrau gewesen und ich sollte sie vergewaltigen! Danach verlangte sie von jedem männlichen Sklaven es mir gleichzutun. Ich habe sie vergewaltigt, Lyciscus, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich tat es, weil sie es mir befohlen hat…. Und das schlimmste war, dass es mir irgendwann sogar gefiel.“ Der letzte Satz schmerzte mich am meisten. Doch nun hatte ich es gesagt und wie durch ein Wunder fühlte ich mich ein wenig befreiter, zumindest in diesem Moment.
    Dann begann der Thraker zu erzählen. Offenbar hatte er in Thrakien nicht die Richtige gefunden. Aber was war hier in Rom? Aha, zu wenig Zeit! Dieses Argument schob er vor. „Das kann ich gar nicht glauben! Gibt es denn Keine in der Villa, die dein Herz erwärmen könnte?“, bohrte ich weiter. Allerdings war es ja noch nicht zu spät, um sich zu vergnügen. Denn Amastris war nicht nur eine begnadete Masseurin, nein sie hatte noch andere Qualitäten, die jeden Mann glücklich machten.

    Nun ja, der Schuppen war nicht gerade das Gelbe vom Ei. Zugegeben, es war staubig und ziemlich chaotisch, aber dafür war es auch trocken und nicht so kühl, wie draußen im Garten. Und wie stand es mit Iduna? War sie mit diesem Platz hier zufrieden? Gerne hätte ich ihr etwas Besseres bieten wollen. Doch leider verfügte ich nicht über eine eigene Kammer, so wie Ewen, dieser gallische Hahn. Vielleicht sollte ich Scato demnächst noch um eine andere Unterkunft bitten, wo ich mit Iduna ungestört sein konnte. Doch für die nächste Zeit hatte ich meine Extrawünsche bei ihm mehr als ausgereizt. Ich fragte mich, was dafür der Preis sein würde, den Scato dann forderte.


    Idunas Frage holte mich zurück aus meinen Gedanken. „Nein, nicht sehr oft. Ich dachte nur, hier könnten wir ungestört sein,“ entgegnete ich ihre Frage. Vor einigen Jahren war ich durch Zufall auf den Schuppen gestoßen. Normalerweise hielten sich hier eher die niederen Sklaven auf. „Gefällt es dir hier nicht? Wir können auch nach einem anderen Platz suchen.“ Spontan fielen mir da die flavischen Sänften ein. Dort hätten wir es wesentlich bequemer gehabt.

    Völlig entspannt lag ich auf der Liege und hatte meine Augen geschlossen. Leise Schritte näherten sich, die direkt vor meiner Liege haltmachten. Dann ergoss sich ein warmes Rinnsal aus Öl auf meinem Rücken, welches von zwei zarten Händen, die jedoch einen festen Drück auf meinen Rücken ausübten, verteilt wurden. Monima wusste genau, wo sie ansetzen musste und welche meiner Muskeln eine intensivere Behandlung bedurften. In diesen Dingen stand sie Amastris in nichts nach. Jedoch war an eine echte Entspannung nicht zu denken. Denn Lyciscus Worte ließen mir keine Ruhe. Es gibt immer eine Chance, vor allem wenn da wahre Liebe im Spiel ist. Wie gern hätte ich das geglaubt. Mit Freuden hätte ich jede Chance genutzt, wenn sie sich mir denn geboten hätte. Oder war ich einfach nur blind gewesen und hatte die Chancen, die es gegeben hatte, einfach übersehen? „Meinst du wirklich, ich sollte noch einmal mit ihr reden?“, hinterfragte ich seinen Rat. Was sollte ich ihr dann sagen, was ich ihr nicht schon tausendmal gesagt hatte? Würde es etwas ändern an unserer Situation. Und was war mit Iduna? Wie sollte sie in dieses Mosaik hineinpassen? Konnte Morrigan meine Beweggründe verstehen oder würde sie das niemals akzeptieren? Ach, es war alles so kompliziert! Ich seufzte einmal tief auf. Monimas Massagekünste konnten nicht darüber hinweghelfen, was in mir gerade vorging.
    Als mich dann der Thraker weiter über die kleine Germanin ausfragte, wurden meine Sorgen nicht weniger. Offenbar hatte er sie tatsächlich noch nicht gesehen, denn wenn er sie gesehen hätte, dann wäre sie ihm mit Sicherheit aufgefallen. „Naja, ihr Gefährte eben. So wie Mann und Frau. Verstehst du? Nachdem ich sie entehrt habe, war das das Mindeste, was ich für sie tun konnte! Außerdem beschütze ich sie vor allem und jeden. Und auch vor sich selbst. Falls ich versage, dann werde ich ebenso zur Verantwortung gezogen.“ Iduna hatte mir versprochen, in Zukunft nicht noch einmal den Zorn der Claudia heraufzubeschwören. Ich hoffte, es gelang ihr auch.
    „Aber sag, wie steht es eigentlich mit dir? Ich erzähle hier nur von mir. Jetzt bist du dran!“, entgegnete ich Lyciscus, um von mir abzulenken. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es keine Frau geben sollte, die einen Mann wie ihn nicht begehrte.

    Ich hielt sie einfach fest, so wie sie es wollte. Keiner von uns beiden sagte etwas. Diese Stille, die nun herrschte, machte aus dem Augenblick etwas Besonderes. Eine solche Ruhe, die mich nun durchströmte, hatte ich schon lange nicht mehr gespürt.
    Schließlich durchbrach sie die Stille mit einem Flüstern. „Nein, mein Herz,“ antwortete ich ihr. „Das werde ich nicht. Niemals mehr!“ Ihre blauen Augen durchdrangen mich und ich drohte darin zu versinken. Nein, ich würde ihr nichts mehr tun, was sie nicht auch wollte, selbst dann, wenn man mir es befahl. Ich fragte mich, ob sie mir jemals vertrauen konnte, nach allem, was war. Zwar hatte sie eingewilligt, nun die meine zu sein, doch bis sie mir uneingeschränkt über den Weg traute, würde noch viel Zeit vergehen.
    Sie legte nun ihren Kopf an meine Brust und meine Finger strichen ihr sanft durchs Haar. Dann murmelte sie etwas. Es war fast so, als wäre sie ein kleines Mädchen, das man in den Schlaf wiegen musste. Hoffentlich hatte ich sie nicht zu sehr unter Druck gesetzt, denn aus Erfahrung wusste ich, dass man dazu neigte, genau das Gegenteil zu tun, wenn man unter einem zu großen Druck stand. Doch ich vertraute ihr. „Nein, mein Herz! Wir werden vorsichtig sein,“ entgegnete ich ihr ruhig.


    Als es sie zu frösteln begann und sie nach drinnen wollte, nahm ich sie auf meine Arme und trug sie fort. Zunächst steuerte ich wieder den Eingang zur Villa an. Doch dann änderte ich die Richtung und trug Iduna noch etwas weiter, in einen Bereich des Anwesens, der etwas Abseits lag und zum Wirtschaftsteil der Villa gehörte. Hier befanden sich die Stallungen und neben einigen anderen Wirtschaftsgebäuden gab es auch einem Schuppen, indem allerhand Gerümpel gelagert wurde. Diesen Schuppen steuerte ich an, denn im Gegensatz zu den Sklavenunterkünften waren wir hier ungestört. Ich trug sie ins Innere, dann ließ ich sie herunter und sah mich um. Eine Lampe wäre nun von Vorteil gewesen, doch der Schein des Mondes war alles, was uns zur Verfügung stand. Ich tastete mich voran und fand schließlich einen geeigneten Platz, an dem wir uns niederlassen konnten. Einige alte Stofffetzen machten alles noch etwas annehmlicher.

    Ich erhob mich uns schlurfte langsam zum Ausgang. Mein Kopf und auch mein Körper waren leicht gerötet. Eine Abkühlung fand ich im Frigidarium. Das kalte Wasser war eine Wonne! „Ja natürlich! Wusstest du das nicht? Ihr gehörte das „Aedes iste Laetitia“, das beste Lupanar der Stadt, nicht weit von hier,“ rief ich. Ein Jammer, dass es nun geschlossen war. Ich erinnerte mich gerne an meine Besuche dort. „Man hat Morrigan mit dem Sklavenaufstand in Verbindung gebracht. Die Prätorianer müssen ihr ziemlich zugesetzt haben, in ihrem Carcer! Sie wurde dann öffentlich versklavt und ihr alter Dominus hat sich ihrer wieder angenommen. Leider ist sie nicht mehr die, die sie einmal war.“


    In der Zwischenzeit hatte sich Amastris kurz blicken lassen. Die Partherin mit den begnadeten Händen hatte uns mitgeteilt, dass sie und eine andere Badesklavin uns nun zur Verfügung ständen. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen! Mit einem Satz sprang ich aus dem Becken und trocknete mich ab. „Das hier Monima!“, sagte Amastris mit ihrer zarten Stimme und deutete auf die Nubierin, die mit ihr gekommen war. „Möchtest du von Amastris massiert werden, mein Freund? Ich lasse dir gerne den Vortritt und begnüge mich mit ihrer Freundin hier!“ Ich lächelte der dunklen nubischen Schönheit zu, die meines erwiderte. Die beiden führten uns in einen separaten Raum, in dem zwei Liegen bereitstanden. Des Weiteren gab es dort ein kleines Tischchen, auf dem zwei Becher und eine Kanne mit frischem Wasser bereitstand. Ich legte mich auf eine der Liegen und erzählte, währenddessen die beiden Masseurinnen sich vorbereiteten, weiter. „Als wir uns nun wieder trafen, war das für mich ein richtiger Schock. Sie machte mir gleich wieder Vorwürfe, wo ich die ganzen Jahre gewesen sei. Dabei war sie es doch, die mich damals hatte abblitzen lassen. Aber dar war noch immer etwas in mir. Ein kleines Flämmchen der Liebe, verstehst du? Weißt du, ich liebe sie noch immer! Aber sie… sie haben sie zerstört! Die Pretorianier! Es gibt leider keine Chance mehr für uns.“
    Und außerdem war da noch Iduna, für die ich die Verantwortung übernommen hatte und für die ich etwas empfand. Meine Liebe zu ihr war zwar nicht so stark, wie die, die ich für Morrigan empfand. Jedoch war die Perserin unerreichbar geworden. Jedenfalls glaubte ich das.
    „Sag bloß, du hast Iduna noch nicht gesehen? Nun, dann werde ich sie dir einmal vorstellen. Mein Dominus hat mir die Erlaubnis gegeben, ihr Gefährte zu sein, denn ich fühle mich für sie verantwortlich... Ich stehe in ihrer Schuld.“

    Noch einmal bekräftigte sie ihre Entscheidung, zwar ganz leise, doch es hatte eine große Bedeutung für mich. Damit nahm sie mir ein wenig von meiner Last, die ich schulterte, die Schuld, die ich noch immer ihr gegenüber empfand. Gleichzeitig besiegelten wir unsere neugetroffene Einigung mit einem Kuss. Nur einen winzigen Augenblick glaubte ich, sie sei darüber bestürzt. „Keine Sorge mein Herz, dir geschieht nichts, was du nicht auch willst!“, flüsterte ich zu. Ich wollte ihr nichts mehr zu leide tun und sie zu nichts zwingen.
    Und noch einmal beteuerte sie mir, dass sie in Zukunft auf sich Acht geben wolle, damit uns beiden nichts Böses widerfuhr. „Ja, das weiß ich, mein Herz!“ hauchte ich ihr leise zu und sah ihr tief in die Augen. Daraufhin kam sie mir noch näher. Ich gehorchte ihr und hielt sie ganz fest. Dabei suchten wieder meine Lippen die ihren. Ich wollte sie nicht nur festhalten, nein ich wollte auch alles tun, was sie wollte. Ich überließ es Iduna. Sie sollte das Tempo bestimmen. Auch wenn das hieß, dass ich mich zurückhalten musste.

    Auf meiner Haut hatte sich inzwischen ein feuchter Film aus Wasser und Schweiß gebildet, den ich mit meinen Händen einfach abwusch. Wie ich es bereits vermutet hatte, wollte Lyciscus noch mehr wissen. Seine Frage war berechtigt, nachdem was ich bisher alles über Morrigan und mich preisgegeben hatte. Das Schicksal hatte uns beiden wirklich übel mitgespielt. Jedem auf seine Weise.
    Bevor ich weitersprach, seufzte ich, denn wieder musste ich die Geister der Vergangenheit herbeirufen. „Nun, ich hatte dir doch von Aislin, meiner Frau erzählt. Sie war damals nach Rom gekommen, um mich zu suchen. Und sie fand mich auch. Aber so schnell wie ich sie wiederbekommen hatte, verlor ich sie auch wieder. Danach war ich am Boden zerstört. Ich eilte damals zu Morrigan, weil sie noch die einzige war, die für mich im Leben eine Bedeutung hatte. Ich bot ihr an, dass Scato, mein Dominus, sie kaufen könne, damit wir von nun an zusammen sein könnten. Doch sie geriet darüber außer sich und hielt mir als Antwort ihre Freilassungsurkunde vor die Nase. Damit konnte ich natürlich nicht mithalten. Damals hätte ich mit ihr fortgehen können. Aber ich war zu feige! Dann verließ ich sie und sah sie danach nicht wieder… bis zu dem Tag in der Villa Claudia.“ Damit schloss ich – vorerst. Denn was danach folgte, war wirklich nicht ruhmreich. Nachdem ich alles verloren hatte, hatte ich mich am Ende selbst verloren.


    „Du glaubst tatsächlich, ich sei ein anständiger Kerl, Lyciscus? Nein, das bin ich nicht, mein Freund! Wegen mir starb meine Frau, weil ich zu feige war habe ich Morrigan für immer verloren und das widerwärtigste von allem, was ich getan habe, war das, was ich Iduna angetan haben. Du weißt, die kleine Rothaarige. Sie ist ebenfalls in Scatos Besitz.“ Langsam stieg mir die Hitze zu Kopf. Ich bruchte eine Abkühlung, in jederlei Hinsicht!

    Iduna hatte es genau erfasst. Nur die Sterne waren unsere einzigen Zeugen. Wie mir schien, gefiel es ihr, in meiner Nähe zu sein, denn ihre Zurückhaltung schmolz wie der Schnee an einem sonnigen Frühlingstag. Ja, die Sterne waren meine Zeugen, seit langem fühlte ich mich nicht mehr so gut, wie in diesem Augenblick. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung für mich, damit ich endlich die Geister der Vergangenheit vertreiben konnte. Iduna konnte ein Neuanfang sein. So redete ich es mir ein, so wünschte ich es mir von Herzen.
    Selbst Scatos Drohungen verblassten langsam in ihrer Gegenwart. Für sie würde ich alles erdulden, denn schließlich war ich es ihr schuldig! Doch sie versprach mir, sich und so auch mich nicht mehr in Gefahr bringen zu wollen. Gleichzeitig sprach sie endlich das aus, worauf ich die ganze Zeit gewartet hatte. Ja, so wollte mein sein! Wahrscheinlich war ich gar nicht bewusst, wie glücklich sie mich damit machte. „Das willst du wirklich? Oh, mein Herz! Das bedeutet mir sehr viel!“ antwortete ich lächelnd und drückte sie fest an mich. Sie war bereit, sich mir gänzlich hinzugeben, trotz allem was geschehen war. Diesmal hielt ich mich nicht länger zurück, sondern küsste ich sie leidenschaftlich. „Mein Körper, mein Herz und meine Liebe gehören dir,“ wisperte ich ihr im Gegenzug zu. „Dieser Hände werden dich vor allen Bedrohungen beschützen! Das verspreche ich!“

    Eine junge Sklavin, die aufgrund der im Bad herrschenden Wärme nur spärlich bekleidet war, holte uns ab, um uns zum Sudatorium zu bringen. Doch bevor wir das Dampfbad betraten, hatten wir noch Gelegenheit, uns den Staub der Straße abzuwaschen. Dann ging ich vor ins Dampfbad und setze mich. „Ja, so ist es. Zumindest haben wir uns dort zum ersten Mal bewusst wahrgenommen,“ entgegnete ich ihm lächelnd. Genau diesen Tag hatte ich versucht zu verdrängen, denn er war so schmerzlich für mich verlaufen. Nicht etwa, weil ich von einer Frau besiegt worden war. Nein, Hiera war eine begnadete Kämpferin gewesen und sie hatte zurecht gewonnen!
    Als der Thraker dann weitersprach, wich mein Lächeln zusehends aus meinem Gesicht. Offenbar war er ein guter Beobachter, dem nichts entging. Eine gute Voraussetzung für einen Kämpfer! „Ach ja? Das ist dir aufgefallen?“, fragte ich beiläufig und wischte die ersten Schweißperlen aus meinem Gesicht. Eigentlich wollte ich nur etwas Zeit gewinnen, da ich mit mir rang, wie viel ich Lyciscus von der Sache zwischen Morrigan und mir preisgeben wollte. Ich war ganz in Gedanken und bekam seinen Scherz, den er machte, gar nicht richtig mit. „Jaja,“ meinte ich geistesabwesend. Schließlich wurde ich wieder ins hier und jetzt zurückgerissen, als er wieder den Tag in der Villa Claudia ansprach. Mit der Erwähnung von Morrigans Namen kam es mir so vor, als stäche er mir in die Seite. Einen Moment lang musste ich mich sammeln, dann räusperte ich mich und antwortete. „Ich kenne Morrigan von früher.“ Ich war spartanisch mit den Informationen, die ich ihm gab, denn Morrigan bedeutete mir immer noch etwas, trotz der schmerzenden Wunde, die sie in meinem Herzen hinterlassen hatte. Doch der Thraker lies nicht locker. „Erwischt! Ja, du hast recht!“ gab ich nun endlich zu, da ich inzwischen glaubte, dass es besser wäre darüber zu sprechen. „Damals, in meinem ersten Jahr in Rom, lernte ich sie kennen. Es war an den Saturnalien. Wie heute war ich damals auch in der Subura. In einer Taberna habe ich sie zum ersten Mal gesehen. Sie war so schön und so ganz anders, wie alle anderen Frauen, die ich bis dahin hatte. Ihr schwarzes Haar und dann ihr Name Morrigan … ich begehrte sie damals und fürchtete mich zugleich vor ihr. Du musst wissen, bei uns ist der Name Morrigan der Name eines Geistes, einer Art Dämonin, die das Schicksal der Menschen lenkt. Und tatsächlich, das Schicksal hat uns zusammengeführt und auch wieder getrennt.“Ich ahnte schon, dass sich der Thraker damit alleine nicht zufrieden geben würde...

    Nach dem leckeren Essen, das uns mein Freund Cian servieret hatte, war ich für alles offen. Wie ich schon fast vermutet hatte, konnte sich der Thraker nicht für den Besuch eines Lupanars begeistern. Vielleicht änderte sich das ja, wenn er mal lange genug in Rom gelebt hatte. Ich selbst hatte ja damals meinen Weg dorthin auch nur wegen Morrigan gefunden.
    Wie sich herausstellte, hatte Lyciscus auch noch keinerlei Erfahrungen mit Opium gemacht. Ich selbst gönnte mir diese Wonne nur ganz selten, da sie für jemanden für mich recht kostspielig war. Doch wenn der Thraker es gewollt hätte, wäre ich mit ihm dort hin gegangen. Lyciscus entschied sich letztendlich für die Massage. Nur wenige Schritte weiter, verborgen in einer Seitengasse, gab es eines von unzähligen kleineren Privatbädern, welchen man für dein kleines Eintrittsgeld besuchen konnte.
    Zimraan, ein Parther, war der Pächter dieses Bades hatte daraus eine orientalische Oase der Entspannung gemacht. Das Interieur wirkte zwar zugegebenermaßen etwas schmuddelig und abgegriffen. Das Personal allerdings und im Besonderen eben jene Amastris war wirklich fähig. Unter ihren Händen hatte er schon mache entspannende Stunden verbracht. „Na gut! Dann lassen wir uns nun verwöhnen!“ Verheißungsvoll lächelte ich ihm zu. Ich trank meinen Becher aus. Kurz darauf stand ich auf, um bei Cian für das Essen zu zahlen. Mein Freund allerdings weigert sich das Geld anzunehmen, da wir selbstverständlich Gäste des Hauses seien. Ich dankte ihm vielmals. Dann brach ich mit Lyciscus auf.


    Das balnea meritoria sah von außen sehr unscheinbar aus. Ich ging voraus und drückte einem Mädchen, welches am Eingang stand, für unseren Eintritt einige Münzen in die Hand. „Komm, mein Freund!“, rief ich dem Thraker zu und trat ein. Ein anderes Mädchen führte mich zu einem kleinen Raum, indem wir uns umziehen konnten. In den Wänden des schmucklosen Raumes befanden sich kleine Nischen, in denen wir unsere Kleidung ablegen konnten. In einer Ecke lagen Handtücher und hölzerne Badesandalen bereit.
    Ich begann mich zu entkleiden, legte meine Kleidung in eine der Nischen, suchte mir ein paar passende Badesandalen, nahm mir ein Badetuch und schlang es um meine Hüften.

    Der Kerl fing mich langsam an zu nerven. Als er mich dann auch noch der Lüge bezichtigte, zuckte es in meiner Faust, da sie wahnsinnig gerne in seine Visage wollte. Allerdings hatte ich mich so weit unter Kontrolle. Ich vergriff mich ja nicht an Grünschnäbeln. Für mich war ganz klar, dass ich hier doch an der falschen Adresse sein musste. „Na schön Bürschchen, willst du mich etwa als Lügner hinstellen, hä?! Ja, willst du das?! Weißt du was, dann vergiss es einfach!“ Ich war schon dabei, mich umzudrehen, als eine andere Stimme an mein Ohr dang. Ein Mann mittleren Alters stand nun in der Tür.
    Moment mal, wie war das gleich noch? Er pflichtete dem Grünschnabel bei, dass ich gelogen hätte, machte mir dabei im gleichen Atemzug aber ein Angebot? Wie passte das denn? Einem wie dem konnte ich doch nicht trauen! Am Ende landete ich noch auf dem Grund des Tibers. So nötig hatte ich es nun auch nicht. „Eine Aufnahmeprüfung, aha?! Komm, lass gut sein und nichts für ungut.“ , sagte ich und ging wieder.