Ich dankte den Göttern, dass ein einfaches Ja genügt hatte, um Idunas Beharrlichkeit zu besiegen und auch dass der schier unendliche Quell ihrer Tränen endlich versiegt war. Sie sah mich mit ihren glänzenden Augen an und ich lächelte ihr zu. „Alles gut, mein Herz, alles gut!“, wisperte ich ihr zu, um sie zu beruhigen. Auch wenn ihre Augen vom vielen Weinen geschwollen wirkten, so hatte sie doch keinesfalls ihren Liebreiz verloren. Ihre roten Haare taten ihr Übriges, um ihr restlos verfallen zu sein. Jeder der sie verschmähte, musste ein Narr sein! Ihr graziler Körper, die feinen Züge ihres Antlitzes und der Duft, der von ihr ausging, war ein süßes Gift, das ich bereitwillig in mir aufsog und dass meine Sinne benebelte. Das Wissen, dass sie mein war, machte mich in diesem Moment zum glücklichsten Mann auf Erden. Ob sie ähnlich empfand? Wenn ja, dann äußerte sich dies in ihrem Drang, sich mitzuteilen und sich über Dinge, die eh niemand mehr ändern konnte, ihr kleines Köpfchen zu zerbrechen.„Schhhh, Kleines! Spürst du es auch, diese vollkommene Ruhe? Nur du und ich und die Sterne, mein Herz!“, wisperte ich ihr zu und sah hinauf zu den Gestirnen. Dass Wissen, dass sie nun auch am Himmel über meiner Heimat standen, machte mich glücklich. Wenigstens diese Verbindung war mir geblieben. Und diese konnte mir auch keiner nehmen, nicht einmal Scato!
Mir lag es fern, ihr die Drohungen, die Scato mir gegenüber ausgesprochen hatte, noch einmal zu wiederholen. Doch Iduna hatte mir keine Wahl gelassen. Nun musste auch sie in der ständigen Angst leben, nur nicht etwas Falsches zu tun oder zu sagen, um damit nicht den Zorn des Römers auf sich zu ziehen. Beste Voraussetzungen also, damit genau das Gegenteil davon geschah. Und wenn, dann war ich bereit, jede Strafe auf mich zu nehmen, sei sie auch noch so schmerzhaft!
„Ich weiß, Kleines!“ Ihr besorgter Blick traf mich. Ich spürte die Angst in ihr, die sie wieder übermannen wollte, doch vielleicht vermochten meine Worte ihre Angst wieder zu vertreiben. Jedoch erhielt ich statt einer Antwort nur weitere Fragen und auch ihre Tränen wollten wieder hervorbrechen. Bei Lugh, was hatte ich getan? Mir war es bewusst, dass die Wunden, die ich ihr zugefügt hatte, noch recht frisch waren. Warum hätte sie also freiwillig meine Gefährtin werden sollen? War ich nun der Narr, der sich von seinen Gefühlen hatte leiten lassen und sich nun komplett zum Affen machte? Ich schluckte, weil ich nicht wusste, wie ich in dieser Situation reagieren sollte. „Ja das möchte ich! Aber du…“ Ich brachte es nicht übers Herz, den Satz zu vollenden. „Wenn du es nicht willst, dann kann ich es verstehen! Und ich versichere dir, ich werde dir deshalb auch kein Haar krümmen!“ , versicherte ich ihr dann. Der Klang meiner Stimme hatte sich verändert. Er war schal geworden, aufgrund meiner Enttäuschung.