Beiträge von Angus

    Ich dankte den Göttern, dass ein einfaches Ja genügt hatte, um Idunas Beharrlichkeit zu besiegen und auch dass der schier unendliche Quell ihrer Tränen endlich versiegt war. Sie sah mich mit ihren glänzenden Augen an und ich lächelte ihr zu. „Alles gut, mein Herz, alles gut!“, wisperte ich ihr zu, um sie zu beruhigen. Auch wenn ihre Augen vom vielen Weinen geschwollen wirkten, so hatte sie doch keinesfalls ihren Liebreiz verloren. Ihre roten Haare taten ihr Übriges, um ihr restlos verfallen zu sein. Jeder der sie verschmähte, musste ein Narr sein! Ihr graziler Körper, die feinen Züge ihres Antlitzes und der Duft, der von ihr ausging, war ein süßes Gift, das ich bereitwillig in mir aufsog und dass meine Sinne benebelte. Das Wissen, dass sie mein war, machte mich in diesem Moment zum glücklichsten Mann auf Erden. Ob sie ähnlich empfand? Wenn ja, dann äußerte sich dies in ihrem Drang, sich mitzuteilen und sich über Dinge, die eh niemand mehr ändern konnte, ihr kleines Köpfchen zu zerbrechen.„Schhhh, Kleines! Spürst du es auch, diese vollkommene Ruhe? Nur du und ich und die Sterne, mein Herz!“, wisperte ich ihr zu und sah hinauf zu den Gestirnen. Dass Wissen, dass sie nun auch am Himmel über meiner Heimat standen, machte mich glücklich. Wenigstens diese Verbindung war mir geblieben. Und diese konnte mir auch keiner nehmen, nicht einmal Scato!


    Mir lag es fern, ihr die Drohungen, die Scato mir gegenüber ausgesprochen hatte, noch einmal zu wiederholen. Doch Iduna hatte mir keine Wahl gelassen. Nun musste auch sie in der ständigen Angst leben, nur nicht etwas Falsches zu tun oder zu sagen, um damit nicht den Zorn des Römers auf sich zu ziehen. Beste Voraussetzungen also, damit genau das Gegenteil davon geschah. Und wenn, dann war ich bereit, jede Strafe auf mich zu nehmen, sei sie auch noch so schmerzhaft!
    „Ich weiß, Kleines!“ Ihr besorgter Blick traf mich. Ich spürte die Angst in ihr, die sie wieder übermannen wollte, doch vielleicht vermochten meine Worte ihre Angst wieder zu vertreiben. Jedoch erhielt ich statt einer Antwort nur weitere Fragen und auch ihre Tränen wollten wieder hervorbrechen. Bei Lugh, was hatte ich getan? Mir war es bewusst, dass die Wunden, die ich ihr zugefügt hatte, noch recht frisch waren. Warum hätte sie also freiwillig meine Gefährtin werden sollen? War ich nun der Narr, der sich von seinen Gefühlen hatte leiten lassen und sich nun komplett zum Affen machte? Ich schluckte, weil ich nicht wusste, wie ich in dieser Situation reagieren sollte. „Ja das möchte ich! Aber du…“ Ich brachte es nicht übers Herz, den Satz zu vollenden. „Wenn du es nicht willst, dann kann ich es verstehen! Und ich versichere dir, ich werde dir deshalb auch kein Haar krümmen!“ , versicherte ich ihr dann. Der Klang meiner Stimme hatte sich verändert. Er war schal geworden, aufgrund meiner Enttäuschung.

    „Ja!“, antwortete ich, als ob es das selbstverständlichste auf der Welt sei und lächelte dabei. Aber Iduna schien mir das nicht abnehmen zu wollen. Nun ja, sie war ja nicht erst seit gestern hier und sie wusste auch, wie Scato tickte. Der Flavier war ein Fuchs, der nichts umsonst tat oder hergab. Immer war irgendwo ein Haken versteckt.
    Zum Glück hatte sie endlich aufgehört zu heulen. Sie war eben nicht nur zart und zerbrechlich, sondern auch schrecklich sensibel. Aber war es ihr zu verdenken? Sie war doch noch so jung! Blutjung, so wie Aislin damals, als sie die Meine wurde. Aislin! Für einen Moment glaubte ich, sie läge in meinen Armen, mein ein und alles!
    „Ja, das ist er,“ antwortete ich ihr gedankenverloren, während ich immer noch meine tote Frau in meinen Armen wähnte. Trotz ihrer Jugend traten weise Worte aus ihrem Mund. Einen Moment später, als ich ins hier und jetzt zurückkehrte, wurde mir bewusst, dass alles nur ein Traum war. Nicht Aislin, sondern Iduna war es, die in meinem Arm lag.
    Sie begann an mir herumzuschnuppern, wie ein kleines Kaninchen, das etwas Zutrauen gefasst hatte. Ich sah zu ihr hinab und streichelte ihr über ihr rotes Haar, während sie sich weiter ihre Gedanken über die Ungerechtigkeit der Römer und die Konsequenzen nichtdurchdachter Aufstände machte. „Sie sind nur zu stark, weil wir zu ohnmächtig sind! Die germanischen Stämme wie auch die britannischen sind, oder sollte ich besser sagen, waren immer uneins. Wenn wir uns gegen Rom zusammengeschlossen hätten, dann hätten sie niemals in unserem Land Fuß fassen können.“ Ja, doch das war Schnee von vorgestern!
    Wieder strich ich ihr über die Wange, weil sie so traurig schaute. „Ich war noch nie in der flavischen Bibliothek, Kleines,“ musste ich ihr gestehen, obwohl ich des Lesens mächtig war. „Aber du kannst vielleicht einmal nachschauen, aber lass dich nicht von Magos, dem alten griesgrämigen Bibliothekar erwischen!“ meinte ich scherzhaft, wobei ich mir gar nicht so sicher war, ob Magos überhaupt noch lebte. Jedoch verschwand mein Grinsen gleich wieder.
    „Ja, so ist es!“, antwortete ich ihr wahrheitsgemäß. „Mit eiserner Faust wird er durchgreifen, wenn es zu Problemen kommt.“Noch eimal wiederholte ich seine Drohung. Ich wusste was das bedeutete. Die Flavier waren in dieser Beziehung sehr kreativ. „Doch ich weiß, dass du artig sein wirst, mein Herz. Aber möchtest du auch wirklich mein sein? Möchtest du ...mein Weib sein?“ Mir war bewusst, dass eine Heirat für Sklaven tabu war. Doch allen Verboten zum Trotz konnten wir uns gegenseitig ein Versprechen geben und uns ewige Treue schwören, bis in den Tod. Ich hätte es ihr nicht verübelt, wenn sie nun nein sagte. Schließlich kam das alles etwas plötzlich.

    Warum nur versiegten ihre Tränen nicht? Gab ich ihr denn nicht genug Geborgenheit? Fürchtete sie sich noch immer? Etwa vor mir? Oder war es eher die Sorge um mich? „Ich sagte ihm, ich fühle mich für dich verantwortlich und er hat zugestimmt, mein Herz. So einfach ist das.“ Sicher war es das Beste, wenn ich es ihr schonend beibrachte, dass sie nun mein war. Idealerweise wäre es natürlich gewesen, wenn ich sie dazu brachte, dass sie es auch wollte. Aber mir war schon bewusst, dass es ein langer Weg bis hinauf zu den Sternen war.
    Zunächst war es sinnvoll, wenn sie sich wieder entspannen konnte. Sie konzentrierte sich wieder auf unser Gespräch. „Das ist gut so, Kleines! Zu wissen, dass der Tod keinen Schrecken hat, macht uns stark!“ Ich drückte sie sanft an mich und sog den Duft ihres Haars ein. In diesem Moment war ich mir gewiss, dass ich in Händen hielt, wonach ich mich all die Jahre verzehrt hatte. Ich dankte den Göttern, die sie uns zusammengeführt hatten.
    „Die Römer sind gierig, mein Herz. Sie saugen das Beste aus den Völkern, die sie besiegt haben, heraus und der Lohn dafür ist ihre sogenannte Romanisierung.“ Sie sah zu mir auf. Ein Anlass für mich, ihre Tränen fortzuwischen. Sie musste nicht länger weinen, denn ich war ja bei ihr. Derweil fragte sie weiter und ich antwortete ihr. „Ja, das tun sie. Von Generation zu Generation. Aber die Ausbildung eines Schülers dauert mindestens 25 Jahre. Da sie ständig damit rechnen müssen, verfolgt zu werden, gibt es nicht mehr sehr viele von ihnen.“ Einst hatte jeder Stamm seine Druiden. Sie waren die Bewahrer des Wissens und die Verbindung zu unseren Göttern. Aber das lag schon lange zurück.


    Als wir uns dann gegenüberstanden und ihre Besorgnis trotz meiner Beschwichtigungen sich immer wieder entflammen wollte, hätte ich sie am liebsten innig geküsst. Doch sie hatte inzwischen gelernt, wie sie mich in die Knie zwingen konnte. Sie sprach von Vertrauen und forderte es jetzt von mir ein. Ich konnte nicht anders. „Er billigt es, dass du und ich… also, dass ich… über dich wache. Bei jeder Verfehlung, die du begehst, wird er auch mich zur Verantwortung ziehen. Doch dafür dürfen wir zusammen sein, du und ich!“ Wieder versuchte ich ihr zuzulächeln. „Würdest du das denn wollen? Also, ich meine, dass du mit mir zusammen bist.“ Nun war ich derjenige, dessen Puls zu rasen begann. Vielleicht verabscheute sie mich ja. Doch ich hielt es für richtig, dass auch sie darüber entscheiden sollte.

    Sie war ganz verkrampft, als sie neben mir auf der Bank saß und immer noch wimmerte und schluchzte. Ihre Hände waren es auch. Wie zum Schutz hatte sie sie über ihren Schoß verschränkt. Glaubte sie etwa immer noch, ich wollte über sie herfallen. Was sollte ich denn noch tun, um ihr zu beweisen, dass ich mich geändert hatte? „Nein, Kleines. Sei ganz entspannt. Niemand tut dir etwas. Dafür werde ich von jetzt an sorgen.“Sie wusste es noch nicht, doch sie gehörte nun mir. Sie war mein Kleinod, auf dass ich von nun an Acht geben musste.


    Iduna erzählte weiter. Ja, eines Tages war sie wieder ihrer Familie vereint. Mir schien, als sei sie darüber verbittert. „Du musst keine Angst vor dem Tod haben, mein Herz“, wisperte ich ihr leise zu, als sie sich an meine Schulter anlehnte. Noch immer kullerte ihr einige Tränen über ihre Wangen. Sanft küsste ich sie auf die Stirn und lächelte ihr zuversichtlich zu. Sie sah so schön aus, so zart und zerbrechlich. So unschuldig. Ihre Worte nahm ich nur noch selektiv wahr, weil ihr Anblick mich so verzauberte. „Einst gab es weise Männer, die umherwanderten und die auch um die Heilkünste Bescheid wussten. Doch lange vor meiner Geburt töteten die Römer fast alle von ihnen. Einige wenige leben aber noch im Verborgenen. Sie tragen das Wissen unseres Volkes weiter. Wenn sie auch noch sterben, dann ist unser Wissen verloren.“ Diese Geschichte hatte mir immer mein Vater erzählt, als ich noch ein kleiner Junge war. Damals hatte ich nicht verstanden, wieso unser Wissen verloren gehen könnte. Doch nun wusste ich es. Die Römer rissen uns unser Herz heraus, indem wir nach und nach so wurden, wie sie. Ich selbst war da keine Ausnahme.


    Als ich Scato erwähnt hatte, veränderte sich wieder ihre Haltung. Sie wirkte wieder angespannt, dabei gab es dafür gar keinen Grund. „Aber natürlich habe ich mit ihm gesprochen. Das habe ich dir doch versprochen! Und wieso sollte ich wegen dir Ärger bekommen, mein Herz?“ Dann, ganz plötzlich erhob sie sich und stellte sich vor mich auf. So viel Traurigkeit stand in ihren Augen. Auch ich erhob mich nun und strich ihr sanft über die Wangen. „Glaub mir, mein Herz, er hat nichts von mir verlangt.“, log ich und versuchte zu lächeln. Doch seine Androhungen, die er gemacht hatte und die ich nicht vergessen konnte, verrieten mich.

    Nanu, registrierte ich da etwa eine Abneigung, als ich das „Aedes iste Laetitia“ erwähnt hatte? Nunja, ich kannte ja nicht wirklich seinen kulturellen Hintergrund nicht. Womöglich kannte man in Thrakien ja keine Freudenhäuser. Jedoch musste es dort doch sicher auch Frauen oder sogar Männer geben, die ihren Körper für Geld verkauften. So etwas gab es doch überall, oder?


    Nun gut, ich ließ sein Zögern außer Acht und begann darüber nachzudenken, was man mit dem Rest des Tages noch anstellen konnte. „Also gut, dann unterbreite ich dir einige Vorschläge und du entscheidest dann! Mhh, lass mich nachdenken. Ganz in der Nähe gibt es ein Lupanar, das dem bereits erwähnten Etablissement so in etwa nahe kommt. Die Frauen dort sind sauber und manche sogar ganz hübsch. Naja, sie bieten das Übliche. Dann gibt es ein paar Straßen weiter einen orientalischen Laden, wo man Opium rauchen kann.“ Ein alter flavischer Sklave hatte mir vor Jahren einmal diesen Tipp gegeben. Einst sei er dort einmal mit seinem Herrn gewesen, kurz vor dessen Hochzeit. Der Laden war zwar nicht ganz billig, doch das Opium vernebelte deinen Geist und du konntest für eine Zeit lang abtauchen. „Hast du schon mal Opium geraucht, Lyciscus?“, fragte ich den Thraker, um sicher zu gehen, dass er wusste, wovon ich sprach. „Oder hättest du Lust auf eine entspannende Massage?“ Unter Amastris‘ Händen wurde noch jeder Mann schwach. Die kleine Partherin hatte eine unglaubliche Begabung, wobei ihre Fähigkeiten nicht nur in ihren Fingern steckten…

    „Dir braucht nichts leid zu tun, Kleines!“, tröstete ich sie und gab ihr die nötige Geborgenheit, die sie gerade brauchte. Auch dann noch hielt ich sie mit meinem Arm umschlungen, als wir beide schon auf der Steinbank Platz genommen hatten. Ich lauschte ihrer Gesichte, die so voller Dramatik war. Es schien, als wollten ihr die Erinnerungen an diese schrecklichen Stunden den Rest geben. Sanft begann ich ihr über den Rücken zu streichen. Ich hoffte, dies könne ihr ein wenig Trost verschaffen. „Natürlich hast du deine Eltern geliebt, Kleines. Ganz gleich, wo sie jetzt sind, in der Anderswelt oder sonst wo, werden sie das niemals vergessen! Bis zu dem Tag, an dem ihr wieder vereint sein werdet.“ Irgendwie war es schon beruhigend, zu wissen, dass der Tod nicht das Ende war. Dabei fiel mir ein, dass ich keinen Schimmer davon hatte, ob die Germanen überhaupt an einen Ort wie die Anderswelt glaubten.
    „Dein Vater war ein Heilkundiger? Dann war er sicher sehr angesehen bei deinen Leuten, nicht wahr?“ Ich fragte mich, ob auch Iduna etwas von den Künsten eines Heilers verstand. Andererseits war sie vielleicht dazu noch zu jung gewesen, als man sie versklavte.


    „Ach übrigens, wie versprochen habe ich heute mit unserem Dominus gesprochen. Er war sehr gütig. Von nun an musst du dir keine Sorgen mehr machen, Kleines. Er hat mir erlaubt, mich um dich zu kümmern.“ Vielleicht gab ihr diese Neuigkeit noch etwas mehr Sicherheit und Zuversicht. Allerdings verschwieg ich ihr besser, dass ich von nun an für alles, was sie tat, geradestand. Und auch die Tatsache, dass ich nun ihr Gefährte war, ließ ich zunächst einmal außer Acht. Mir war bewusst, dass Liebe ein zartes Pflänzchen war, das man beharrlich pflegen musste, damit es wachsen konnte.

    Etwas perplex sah ich auf. Ihr werdet beide dafür geradestehen. Einer nach dem anderen. Aber welche Wahl hatte ich denn? Keine! Also musste ich es akzeptieren, so wie er es wollte. Auch die Konsequenzen, für das, was aus unserer Beziehung hervorgehen sollte, war mir bewusst. Auch wenn mir dies einen Stich in die Magengegend versetzte. Meine - unsere Kinder hatten bereits das Recht verwirkt, frei zu sein, bevor sie das Licht dieser Welt erblickten.
    Ich nickte erst stumm. Vielleicht war es die eiserne Faust, die mir zunächst die Stimme nahm. „Ja, sonnenklar, Dominus! Ich danke dir, für deine Güte.“ Güte? Auch noch Dankbarkeit zeigen? Tief in mir drinnen verspürte ich ein Grollen. Du elender Mistkerl, ich hätte dich damals verrecken lassen sollen! Doch von all dem drang nichts an die Oberfläche. Nein, ich lächelte sogar ein wenig. Jedoch war ich mir ganz gewiss, dass meine Kinder niemals sein Eigentum werden würden!

    Ja genau, eine Ewigkeit war es her. Damals, als noch die rote Füchsin Vulpes in der Villa lebte, ja, da hatte es anders ausgesehen. Mit ihr, der Sklavin des Flavius Dexter hatte ich mich unterhalten können, obwohl sie ein Produkt der flavischen Zucht gewesen war. Doch Vulpes hatte ich tatsächlich schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ich fragte mich, ob sie noch lebte. Ansonsten gab es unter der flavischen Sklavenschaft wohl keinen außer dem Thraker, mit dem ich hierher gehen konnte. „Ja, das sehe ich genauso! Also lass uns das hier genießen. Wer weiß, wann wir wieder die Gelegenheit dazu haben werden!“


    Ich hoffte, ich hatte Lyciscus mit meiner Geschichte nicht den Appetit verdorben. An Cians Essen konnte es jedenfalls nicht liegen. Das schmeckte wie immer fantastisch. Zumindest aber hatte ich es geschafft, ihm einige Tränen zu entlocken. Mit einer solchen Gefühlsregung hätte ich bei einem Mann wie dem Thraker nicht gerechnet. „Ich danke dir sehr für dein Mitgefühl, mein Freund. Es war damals eine sehr schwere Zeit für mich. Manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich selbst heute noch nicht ihren Tod überwunden.“
    Doch die Sache mit Morrigan hatte mir damals endgültig den Rest gegeben. Sie war die Dolchspitze, die mein Herz endgültig zerfetzt hatte.


    Lyciscus Frage war es dann, die mich aus meinen düsteren Gedanken riss. Ich hatte wieder damit begonnen, zu essen. Den einen Bissen schluckte ich hinunter und spülte ihn mit etwas Bier nach. „Nun, früher gab es hier in der Nähe ein sehr gutes Lupanar. Eines der besten und saubersten in Rom. Allerdings hat es seit einiger Zeit geschlossen. Aber natürlich gibt es auch andere Häuser, die nicht schlecht sind.“ Wobei keines annähernd an das „Aedes iste Laetitia“ herankam. „Wozu hättest du den Lust?“ Zu einer entspannenden Massage hatte ich nichts einzuwenden. Doch ich dachte mir, der Thraker sollte entscheiden. Vielleicht hatte er ja noch eine bessere Idee. Schließlich kannte ich nicht seine Vorlieben.

    Es war, als hörte ich aus ihren Worten eine Erleichterung heraus. Ein Zeichen dafür, dass sie in mir nicht mehr das furchteinflößende Monster sah, für das sie mich bis gestern noch gehalten hatte. Ob man das bereits als einen Fortschritt werten konnte?
    Als ich noch einige Schritte auf sie zuging, konnte ich ihr Gesicht im Mondschein wahrnehmen. Weinte sie etwa? Träume hatten sie gequält und ein Anflug von Heimweh war es, der sie hier herausgetrieben hatte. Offenbar hatten wir da auch etwas gemeinsam. „Schon gut, Kleines!“, versuchte ich sie zu beruhigen. Vorsichtig legte ich meinen Arm um ihre Schulter. Ich wollte sie ja nicht gleich wieder verschrecken. „Deine Eltern, leben sie noch?“ Ich musste gestehen, dass ich rein gar nichts von wusste und unter welchen Voraussetzungen sie in ihre jetzige Lage gekommen war. „Möchtest du mir etwas über sie erzählen. Manchmal hilft es, wenn man darüber spricht.“ So zumindest ging es mir manchmal, wenn die Trauer nach dem Verlorenen zu stark wurde. „Komm, lass uns da vorne auf die Steinbank setzen!“ Ich schob sie in meinem Arm zu dem Platz, von dem aus ich gekommen war. Auf der steinernen Bank hatten wie beide genug Platz.

    Oh ja, es mundete! Sein Rülpsen war Beweis genug. Schließlich saßen wir beide da und lachten aus vollem Halse.„Alles gut! Lass es dir schmecken, mein Freund! Es ist schön, wenn man sein Bier nicht alleine Trinken muss“, gab ich zur Antwort. Und das stimmte. Ich weiß nicht, wie lange es her war, seit ich das letzte Mal so herzhaft gelacht hatte. Musste schon eine Ewigkeit her sein. Gerade zum rechten Zeitpunkt kam Cian mit unserem Essen an.
    „Zweimal Lammeintopf mit frischen Brot. Lasst es euch schmecken!“ sagte er, als er die beiden Teller vor uns abstellte. Sofort griff ich nach dem Löffel. Doch bevor ich zu essen begann, wünschte ich dem Thraker noch einen guten Appetit. Der Eintopf war wirklich vorzüglich und das Brot, es schmeckte ein wenig nach Thymian, war noch warm.


    Als Lyciscus mich nach meiner Heimat auszufragen begann legte ich den Löffel beiseite. Auch mein Grinsen wich aus meinem Gesicht. „Es gibt niemanden mehr, der dort auf mich wartet. Die, die mich verraten haben, haben ganze Arbeit geleistet.“ Ich schwieg einen Moment, bis ich weitererzählte. „Cedrec, der Mann, der mich verraten hat, hatte es auf meine Frau abgesehen. Wir hatte uns gegen Rom erhoben, weil er uns aufgestachelt hatte. Sie kamen und haben mein Dorf dem Erdboden gleichgemacht. Ich dachte Aislin, meine Frau sei tot. Aber sie hatte überlebt. Sie machte sich auf den Weg, mich zu finden. Was sie jedoch nicht wusste, Cedric verfolgte sie Sie fand mich tatsächlich hier in Rom. Ich glaubte damals, ein Traum wird wahr. Doch dann kam Cedric und hat sie umgebracht. Ich habe ihn und jeden seiner Männer getötet.“ Danach wurde ich zu dem, was ich bis vor kurzem gewesen war, ein unbeseeltes Instrument, dass nur Befehle ausführte, ganz gleich was es war.

    Hatte ich etwas Falsches gesagt? Dieser junge Kerl musterte mich von Kopf bis Fuß, dann flüsterte er dem Kurzen etwas zu, der daraufhin davonflitzte. Ich hingegen bleib einfach nur ruhig und ließ mich von der Heimlichtuerei nicht ablenken. Wahrscheinlich kam es nicht täglich vor, dass einer wie ich vorbeigeschneit kam.


    Schließlich widmete sich dann Diony wieder meiner Wenigkeit. Seine Frage war durchaus berechtigt, denn im Gegensatz zu mir hatte er sich vorgestellt.„Oh natürlich, mein Name ist Angus,“ ,“ entgegnete ich ihm. „Ich habe in der Subura von euch gehört. In einer Garküche um genau zu sein. Ein älterer Mann, meliertes Haar, leichter Bauchansatz und ziemlich abgerissen hat er ausgesehen. Er hat mir den Tipp gegeben, hier vorbeizuschauen.“ Ich war mit dem Alten ins Gespräch gekommen und irgendwann hatte ich ihn gefragt, auf welche Weise man sich ein paar Kröten dazuverdienen konnte. Allerding fragte ich mich nun, ob ich meinem Gegenüber preisgeben sollte, dass ich ein Sklave war und dem flavischen Haushalt angehörte. „Naja, ich weiß, wie man mit Waffen umgeht und wenn´s sein muss, kann ich auch mit meinen Fäusten kämpfen. Für wen ich bisher gearbeitet habe? Für niemand!“ Natürlich hatte ich keine Ahnung, dass der Junge mich für einen Spitzel der Schwarzröcke hielt. Mit denen hatte ich nun aber wirklich nichts am Hut.

    Ich hatte mich nicht geirrt. Da war jemand und die Stimme, die kurze Zeit später erklang, kam mir sehr bekannt vor. Ein wenig Unbehagen schwang mit, als ich realisierte, dass es Idunas Stimme war. Trotz unserer Begegnung in der letzten Nacht, stand da immer noch diese Unsicherheit zwischen uns, zum einen ihre Angst vor mir und zum anderen meine Verantwortung, die ich glaubte, für sie haben zu müssen.

    Vorsichtig bewegte ich mich von der Steinbank fort und näherte ich mich ihr. Meine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt. Das Licht der Gestirne reichte aus, um ihr Antlitz zu erkennen.
    Da stand sie wieder, wie in der Nacht zuvor und blinzelte. „Iduna?“, stellte ich fragend fest. „Was machst du hier draußen und um diese Zeit?“ Das Gleiche hätte sie auch mich fragen können. Nur wenige in der Sklavenunterkunft wussten davon, dass ich des Nachts gerne hier draußen war und die Stille der kühlen Nacht schätzte. Womöglich war sie auch eine Getriebene, so wie ich, die in der Nacht keinen Schlaf fand, weil etwas sie umtreiben ließ? Waren es noch immer die furchtbaren Momente ihrer Bestrafung oder gab es da noch mehr? Auch sie hatte ein Leben, bevor man sie hierher gebracht hatte.

    Das mochte schon so sein, dass es ihr in materiellen Dingen wesentlich besser erging, als den Bewohnern der Subura. Mit diesem Einwand war ich ihr letzte Nacht auch gekommen. Sie hatte daraufhin geantwortet, dass diese Leute frei waren. Das gleiche hätte ich ihm nun auch sagen können, doch ich wusste, dass ihn das wenig beeindruckt hätte. Also nickte ich nur bedächtig.


    „Wie ich schon sagte, ich trage für sie eine Verantwortung, denn ich habe ihr die Unschuld genommen. Seit dem Tod meiner Frau ist sie die Erste, die wieder mein Herz berührt hat. Ich verspreche, sie wird keine Schwierigkeiten mehr machen. Und falls doch, dann werde ich dafür persönlich geradestehen, Dominus.“ Das war das mindeste, was ich für sie und auch für mich tun konnte. Schließlich hatte ich noch ein gewisses Maß an Ehrgefühl in mir. Im Grunde sollte damit ihm und mir gedient sein.

    Kurze Zeit später erschien ein junger Mann an der Tür. Er schien wohl zu glauben, ich hätte einen Auftrag für ihn. Dabei war der Grund meiner Gegenwart ein ganz anderer. Ich grinste etwas, als die Erfahrungen und Fähigkeiten seiner Leute anpries und mir versicherte, welch illustre Kreise sich unter ihrer Kundschaft befanden. „Eigentlich bin ich nicht hier, um etwas in Auftrag zu geben, sondern ich bin hier, um meine Dienste anzubieten. Gegen Bezahlung, versteht sich.“ Ich hoffte, auf diese Weise zu etwas Geld zu kommen, um mich damit eines Tages freikaufen zu können.

    Cians Taberna war sehr einfach eingerichtet, aber dafür war es hier sauber. Als Sitzgelegenheiten dienten Hocker aus Holz, die Tische waren aus Dielenbretter zusammengenagelt. Die Wände waren vor langer Zeit einmal weiß angetüncht gewesen, doch davon war nicht mehr viel übrig. Vielmehr erinnerte die Farbe inzwischen an ein ockergelb. An einigen der Tische saßen Leute, die tranken und aßen. Zu Cians Kunden zählten kaum Römer. Alle anderen, die sich an einem guten selbstgebrauten Bier erfreuen konnten, waren hier am richtigen Ort. Oft kamen Leute hierher, die wie Cian oder Angus aus Britannia stammten.


    Ich hatte mich an einen Tisch gesetzt und bot nun Lycicus den Platz mir gegenüber an. Nachdem sich auch der Thraker für das Bier und den Lammeintopf begeistern konnte, machte sich Cian auf den Weg hinter den Tresen. Ein wenig später kam er mit zwei tönernen Krügen, gefüllt mit Bier zurück.
    „So, dann zuerst euer Bier! Essen kommt gleich!“ Er stellte es vor uns ab und verschwand gleich wieder. Seinen Landsmann wollte er nicht lange warten lassen.
    „Lass uns anstoßen, Lyciscus! Slàinte mhath! Gute Gesundheit!“ Ich nahm meinen Krug und prostete ihm zu, dann genoss ich das kühle Bier. Ach war das gut! Gespannt sah ich zu meinem thrakischen Freund, ob auch ihm der Gerstensaft mundete.
    „Cian habe ich vor einigen Jahren durch Zufall kennengelernt. Er ist, wenn du so willst, noch meine einzige Verbindung zu meiner Heimat. Manchmal, wenn mich die Sehnsucht packt, komme ich hierher, schließe die Augen und denke für einen Moment, ich wäre zu Hause. Leider kommt dann immer wieder der Gestank von der Straße durch. Dann weiß ich, dass ich doch noch in Rom bin,“ beantwortete ich lachend Lyciscus‘ Frage.

    Die gleichen Sterne leuchteten nun auch am Himmel über Luguvalion. Das war ein schöner Gedanke, fand ich. Allerdings wartete dort nichts und niemand mehr auf mich. Doch die Sehnsucht nach frischer Luft, den fetten grünen Wiesen, den dunkel anmutende Seen und farnbedeckten Hügel war immer noch groß. Ich vermisste den Geruch des Torffeuers und das braune Wasser der Flüsse. Es hatte eine braune Farbe, da es durchs Moor geflossen war. Ja, das war meine Heimat gewesen!
    Plötzlich aber hörte ich etwas und ich ließ meinen Blick wieder sinken. War da jemand? Es hatte sich nur wie ein unscheinbares Knacken angehört, als ob sich jemand anschlich oder barfuß unterwegs war. Verdammt noch eins, hatte man nicht einmal hier seine Ruhe? War es wieder die Claudia, die mitten in der Nacht durch den Garten stolpern musste?
    „Ist da wer?“, rief ich und erhob mich von der steinernen Bank.

    Irgendwann ging die Tür auf. Statt eines muskelbepackten Hünen war ein kleiner Knirps von ungefähr fünf oder sechs Jahren. Damit hatte ich jetzt überhaupt nicht gerechnet.
    „Salve mein Großer, man hat mir gesagt, ich könnte Lupus hier finden. Kannst du mich zu ihm bringen?“

    Durch die engen Gassen schoben sich Menschenmengen. In den mehrstöckigen Mietskasernen befanden sich im Erdgeschoss Geschäftsräume. Garküchen reihten sich an Spelunken und Läden. Davor standen Krämer und Handwerker, die ihre Waren anboten. Am Eingang zu einem der Wohnhäuser bellte wütend Hund und zog dabei an seiner Kette, weil er hinter einer Katze herjagen wollte. Vor einem der unzähligen Bordelle standen Mädchen und Frauen und boten den vorbeigehenden Männern ihre Dienste an. Nebenan saß ein halbnackter Bettler auf dem Boden und lamentierte. In der Luft lag ein fauliger Gestank, der hin und wieder durch den Geruch der Garküchen unterbrochen wurde. Ein Stimmengewirr, bestehen aus scheinbar unendlich vielen Sprachen drang an die Ohren der Besucher.


    Ich hatte völlig richtig gelegen, der Thraker war vorher noch nicht hier gewesen. Dann wurde es Zeit, dass er auch diese Gegend hier kennenlernte. Ich hatte schon eine Idee, wo es hingehen sollte, um sich in angenehmer Atmosphäre einen zu genehmigen. Nicht eine von diesen x-beliebigen spelunken, die es hier an jeder Ecke gab. Nein, bei meinen Expeditionen durch die Subura war ich vor einiger Zeit auf eine Taberna der besonderen Art gestoßen, die in mir heimatliche Gefühle geweckt hatten, als ich dort zum ersten Mal gewesen war.
    „Na, dann komm mal mit!“, sagte ich zu Lyciscus und stiefelte los. Die Taberna lag etwas versteckt in einer Seitengasse. An der Hauswand hing ein Holzschild, auf dem mit schwarzer Farbe die Umrisse eines Baumes mit voller Krone abgebildet war. Darüber stand in großen Lettern 'CRANN NA BEATHA" (sprich: Grann na Ba-ha). Hier gab es nicht den üblichen römischen Fusel. Der Wirt braute sein eigenes Bier, so wie ich es von zu Hause gekannt hatte. „So, hier sind wir! Komm lass uns reingehen.“
    Ich öffnete die Tür, die direkt in den Schankraum führte. Ein untersetzter Mann, mit grauem längerem schütteren Haar sah auf und begann zu lächeln, als er mich sah!
    „Fáilte, mo chara! Ní fhaictear le tamall fada! Cén chaoi a bhfuil tú?“*, rief er mir zu und kam mir entgegen, um mich freundschaftlich zu umarmen. „Danke, mir geht´s gut! Ja, schon lange nicht mehr gesehen, Cian! Wie geht´s Aine und den Kindern? Das ist übrigens mein Freund Lyciscus!“ Ich wies auf meinen Begleiter und bedeutete ihm, näher zu kommen. Cian lächelte dem Thraker zu und wandte sich dann wieder an mich.
    „Ach, Aine geht es wieder gut soweit. Hatte ein paar Probleme bei der Geburt unseres keinen Jungen, vor zwei Monaten. Und die Kinder sind auch wohlauf.“ Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Das glaube ich ja nicht, du bist schon wieder Vater geworden? Herzlichen Glückwunsch!“ Cian klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter
    „Danke, danke! Was kann ich euch beiden gutes tun? Ein Bier und ein Lammeintopf für jeden von euch?“ Das klang doch richtig gut! Cians Lammeintopf schmeckte wie zu Hause. Ich wandte mich an meinen Begleiter.„Na, was meinst du? Hast du Lust auf einen Lammeintopf und Bier?“


    * Willkommen, mein Freund! Lange nicht mehr gesehen! Wie geht es dir?

    Sobald man das Forum Augusti hinter sich gebracht hatte, tauchte man in eine andere Welt ein. Hier war es dreckig, laut und feucht. Dafür aber schienen die Preise um einiges erschwinglicher zu sein, als in den mondäneren Vierteln der Stadt. Man fand sich mitten in der Subura, dem berüchtigten Vergnügungs- und Rotlichtviertels Roms, wieder. Jenen Teil der Stadt, den man besser nur bei Tageslicht aufsuchte. Es sei denn man liebte die Gefahr, denn in der Dunkelheit kam all jenes lichtscheue Gesindel aus seinen Verstecken heraus und trieb sein Unwesen.


    Wochen später nach ihrer Begegnung im Bad, war es den beiden flavischen Sklaven nun endlich gelungen, einen Tag auszumachen, an dem man ihnen beide einen freien Nachmittag zugestanden hatte. Nun war es für Angus an der Zeit, ein Versprechen einzulösen…


    Ich hatte mich frisch gemacht, eine einfache aber recht neue Tunika übergezogen und ein paar Spritzer von Scatos Duftwässerchen stibitzt. So konnte ich gehen! Zusammen mit Lyciscus, dem Thraker, wollte ich heute ein wenig Zerstreuung in der Stadt finden. Ich hatte es ihm ja versprochen, ihm ein paar Ecken von Rom zu zeigen, die er garantiert noch nicht kannte. Selbstverständlich trug ich auch einen Beutel mit einigen Münzen darin bei mir. Das sollte reichen, um etwas zu essen und zu trinken und vielleicht auch noch für einiges mehr! „Wie sieht´s aus, Lyciscus? Magst du erst was trinken?“ Eile mit Weile, dachte ich mir. Der Nachmittag war noch lang.


    edit: Link repariert;)

    Je mehr ich mich dem Tiber näherte, umso schlimmer wurde der Gestank. Dabei war es noch nicht einmal Sommer. Man konnte sich gut vorstellen, wie kraftvoll dann erst der Gestank war. Dem üblen Geruch von Fäkalien und Unrat trotzend, herrschte wieder großer Andrang an der Pons Fabricius, die das rechte Tiberufer mit der Tiberinsel verband. Scheinbar wollte alle Welt zum Tempel des Aesculap oder zu dem des Faunus. Auf der Insel warteten dann schon die Votivhändler auf Kundschaft. Leute mit den unterschiedlichsten Gebrechen lungerten hier herum. Die Gegend war mir ja schon etwas suspekt. Man hatte mir aber gesagt, ich würde ihn hier finden. Auf einer Insel mit einem Haufen lauter Kranker. Am Ende holte man sich hier noch was!
    Ich lief einfach weiter, ließ die Kranken und die Händler links liegen und bog in eine Seitengasse ab. Um sicher zu gehen, sah mich etwas argwöhnisch um, denn schließlich war es nicht gerade ungefährlich, was ich da tat. Anscheinend war mir niemand hierher gefolgt. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, sagte ich mir und ging noch ein Stück weiter. Dann erreichte ich das Haus, das mir beschrieben worden war. Ich klopfte an der Tür und wartete, bis mir jemand öffnete.