Wenigstens fand Morrigan ein paar Worte des Abschieds, die sie mir zuflüsterte, ehe sie entschwand. „Ja, wir sehen uns!“ , entgegnete ich ihr mit belegter Stimme, als sie bereits aufgebrochen war.
Ich sah ihr noch eine Weile nach, ehe ich mich selbst auf den Weg zu Villa machte. Unterwegs reflektierte ich noch einmal diese surrealen Stunden, die ich mit meinen Rabenmädchen verbringen durfte.
Der neue Tag hatte auch das Ende der Saturnalien mit sich gebracht. Die imaginäre Freiheit, die die Feiertage mit sich gebracht hatten, war nun wieder vorbei. Von nun an war ich wieder Sklave. Doch wollte ich ab jetzt Morrigans Worte beherzigen, solange ich im Geiste und im Herzen frei war, würde ich es auch immer sein, ganz gleich, was noch kommen mochte. Und tatsächlich machte es mir das etwas leichter, zurück zu gehen. Vielleicht, so hoffte ich auch tief in mir, hatte die Begegnung mit Morrigan endlich auch die dunklen Schatten vertrieben, die mich des Nachts immer heimsuchten.
Beiträge von Angus
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Mit der neuen Sklavin im Schlepptau, die nun blitzblank sauber war und nun in einer der Frauentuniken steckte, die die flavischen Sklavinnen zu tragen pflegten, klopfte ich sachte an der Tür zum Cubiculum des Flaviers. Ich wartete eins, zwei Herzschläge, dann öffnete ich sie einen Spalt breit und warf einen Blick hinein. Da saß er noch immer, geschäftig wie eh und je.
Schließlich räusperte ich mich diskret.
"Ähm Dominus, die neue Sklavin wäre dann so weit!" Ich verharrte einen Moment, bis eine Rückmeldung von ihm kam. -
Hatte ich da richtig gehört? Hatte sie eben tatsächlich ‚Klar doch!‘ zu den beiden Frauen gesagt? Die kleine lernte verdammt schnell, dachte ich anerkennend und grinste in mich hinein. Während ich sie weiter durch die Korridore führte und sie mir eine Kostprobe des heute Erlernten vorführte, staunte ich nicht schlecht. „Das machst du gut, Kleine!“ Anerkennend strich ich ihr über die Schultern. Der Flavier würde vollauf zufrieden mit mir sein und die dumme Geschichte von vorhin vergessen. Naja, eigentlich war es ja nicht mein Verdienst gewesen, aber was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß! So einfach war das.
Als sie dann wissen wollte, was süß bedeutete, war ich tatsächlich etwas ratlos. Momentmal… Honig war süß. Honig kannte sie bestimmt. Aber woher kriegte ich jetzt auf die Schnelle Honig her? Ich musste es ihr einfach durch Gesten begreiflich machen. Also ließ meinen Finger wie eine Honigbiene Kreisen und machte auch noch die passenden Summgeräusche dazu. Danach tat ich so, als holte ich eine Honigwabe aus dem Bienenstock und genoss den imaginären Honig… mmh lecker. Hoffentlich sah uns jetzt keiner zu!
Endlich erreichten wir die Tür zum cubiculum des Flaviers. -
Ich trug sie immer weiter hinauf. Zu Einem verschmolzen, erklommen wir stetig die Höhen der Leidenschaft. Im Rausch der Begierde gab es nur noch eine für mich: Morrigan, mein Rabenmädchen, meine Schicksalsgöttin, der ich von nun an nur noch huldigen wollte. Ihr loderndes Feuer spornte mich weiter an, bis wir schließlich gemeinsam den höchsten Gipfel der Lust erklommen hatten, dem ein buntes Feuerwerk aus schillernden Farben folgte.
Ich hielt sie noch eine Weile fest an mich gedrückt, so dass ich ihren wilden Herzschlag hören konnte. Seitdem ich sie getroffen hatte, hatte sie mir unendlich viel von dem zurückgegeben, was ich bereits verloren geglaubt hatte.Sanft löste ich sie von mir. Lächelnd schenkte ich ihr noch einen Kuss. Ihre schwarzen Augen würden mir fehlen. Dann reichte ich ihr schließlich die Tunika, die am Boden lag und auch ich streifte meine wieder über. Die Zeit, da wir uns trennen mussten, rückte in greifbare Nähe. Wir beide wussten das. Doch mir wollte kein Wort deswegen über die Lippen kommen. Das hätte all den Zauber, den wir beide miteinander erlebt hatten, auf einmal zunichte gemacht.
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Ihr Körper begann durch mein Zutun zu beben, als die Lust sie zu durchströmen begann. Es gefiel mir, wie sie vor Verlangen stöhnte und schließlich meinen Namen flüsterte. Ich wollte ihr den Abschied versüßen, in dem ich sie noch einmal auf den höchsten Gipfel der Leidenschaft hinauftrug. Dann würde sie mich nicht so schnell vergessen und könnte noch lange davon zehren. So wie auch ich diese Nacht und den Morgen darauf für lange Zeit in meinen Erinnerungen mit mir tragen würde.
Inzwischen hatte sie sich ihrer Tunika entledigt. Diesmal war es mir vergönnt, endlich ihren göttlichen Körper bei Tageslicht zu betrachten. Oh ja, sie war wunderschön. Ich konnte mich davon überzeugen, als ich mich langsam wieder zu ihr nach oben begab und dabei ihre honiggoldene Haut liebkoste. Da sie auch schon an meinen Kleidern genestelt hatte, streifte ich meine Kleider ebenso ab. So gab auch ich ihr Gelegenheit, meinen Körper zu erkunden. Dabei kamen auch die Tätowierungen auf meiner Brust und am Oberarm zum Vorschein, die sie wahrscheinlich in der Nacht gar nicht wahrgenommen hatte.
Ich wollte ihr alles von mir geben, alles was sie begehrte. „Lass mich dein Sklave sein“, flüsterte ich ihr ins Ohr und küsste sie wieder in lodernder Leidenschaft. Schließlich hob ich sie etwas an ihren Hüften an, um noch einmal mit ihr verschmelzen zu können. Behutsam doch stetig fordernder waren meine Bewegungen, die sie empor schwingen sollten. Hinauf zu ungeahnten Höhen. -
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Als die rothaarige Sklavin mir auch eine Schale reichte, setzte ich ein breites Grinsen auf. „Dann lass dir´s mal schmecken, Angus!“, sagte Boadicca, die mich anhimmelte und aus mein Grinsen wohl daraus schloss, ich hätte mich vielleicht in sie verguckt. Nun ja, Boadicca war wirklich süß und sie passte auch perfekt in mein Beuteschema, dennoch hatte ich spätestens seit den Saturnalien die Haarfarbe schwarz für mich entdeckt. Tja, und da konnte sie eben einfach nicht mithalten.
Nun schob ich einen Löffel nach dem anderen in mich hinein und ließ dabei auch meinen Blick über die Kleine gleiten. Die beiden Frauen standen inzwischen einträchtig beisammen und sahen dem Mädchen andächtig beim Futtern zu. Sehrja hatte den Dreh auch ziemlich schnell raus, wie man die beiden um den Finger wickeln konnte. Wie einer Katze gleich, der man ihr Futter vorgesetzt hatte, schmiegte sie sich an die beiden an.
„Die ist ja sooo süüüß!“, entfuhr es Boadicca, als sich das Mädchen auf ihre Weise bei Ihr bedankte. Und auch die alte Nubierin war, zumindest wenn es um Sehrja ging, wie ausgewechselt.Irgendwann fiel mir auf, dass die Kleine mich beobachtete. Ich schob gerade den letzten Löffel Puls in mich hinein. Dann wischte ich meinen Mund mit dem Handrücken ab und streckte mich zufrieden. Ja, so ließ es sich leben!
„Und ist sie jetzt endlich fertig? Kann ich sie jetzt wieder mitnehmen?“, fragte ich die beiden Damen, die ja auf dem Gebiet der Kinderpflege und der Verköstigung notleidender Sklaven Expertinnen waren.
Die Nubierin war mir dearaufhin einen grimmigen Blick zu, schließlich hatte ich sie in ihrer Andacht gestört. Eigentlich hatte ich nichts anderes erwartet, als dass sie gleich eine weitere Schimpftirade über mich ergießen würde und mich anschließend kreuz und quer durch die Villa jagte, weil Sehrja noch dies und das brauchte.
„Na gut! Du kannst sie mitnehmen. Sehrja ist soweit fertig. – Nicht wahr, meine Süße?!“ Mama Cungah war anscheinend nichts mehr eingefallen, was mich schon ein wenig nachdenklich machte. Zum Abschied strich sie ihr noch einmal sanft übers Haar und lächelte ihr zu. Auch Boadicca wirkte ein wenig traurig, als ich Sehrja bei der Hand nahm und sie wieder zu unserem Dominus führen wollte.
„Kannst ruhig immer kommen, wenn du Hunger hast!“, rief Boadicca uns nach. „Klar doch!“ rief ich zurück. „Nicht du! Das Kind!“, war ihre ernüchternde Antwort. So weit war es also schon gekommen! -
Ehrlich gesagt kam ich mir ziemlich blöd vor, hier herumzustehen, mit der Kanne in meinen Händen, um zu warten, bis man mich rief oder durstige Gäste mir ihr leeres Glas entgegenstreckten. Zum Glück wurde der Tag nicht ewig dauern. Das war mein einziger Trost. Und wenn er dann endlich vorbei war, dann konnte ich endlich diese tuntige Tunika aussehen und mich wieder anderen Arbeiten zuwenden.
Und schon wieder rief jemand nach mir. Na, eigentlich nicht direkt nach mir, eher nach dem Inhalt der Kanne.Auch das noch! Es war die Tante des Flaviers, die ich natürlich nicht warten lassen wollte. Sie hatte so einen leicht säuerlichen Ausdruck auf dem Gesicht, der nichts Gutes verhieß. Naja, an mir konnte es glücklicherweise nicht gelegen haben. Irgend ein Anderer musste ihren Unmut ausgelöst haben.
Die Flavia hielt mir ihr leeres Glas entgegen.Vielleicht nicht ganz so minuziös, wie es die anderen Sklaven taten, die ihr Leben lang nur Wein ausschenkten, setze ich die Kanne an, um ihr den Wein einzuschenken. Dabei erhaschte ich auch einen kurzen Blick auf Candace, die sich direkt hinter ihrer Herrin befand. Ich warf ihr ein flüchtiges Lächeln zu, während ich die rote Flüssigkeit in das Glas ihrer Domina fließen ließ. Dummerweise war das Glas dann auch irgendwann voll. Ich aber goss fröhlich weiter, so dass ein paar Tröpfchen daneben gingen und die Finger der Flavia benetzten. Jedoch noch bevor die Kanne leer war, bemerkte ich mein Malheur. „Oh, bitte entschuldige mein Missgeschick, Domina! Es tut mir sehr leid, aber in dieser Arbeit bin ich nicht sehr geübt.“ Ich dachte mir, es wäre bestimmt besser, sich gleich bei ihr zu entschuldigen, um ihr damit ein wenig, nun ja, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Nicht einmal einen Lappen hatte ich zur Hand, um ihr damit den Wein von den Fingern zu wischen. -
Ihr Lächeln war so erquickend wie der Morgentau, ebenso wie das Versprechen, das sie mir gab, mich wiedersehen zu wollen. Ganz gleich, welches Hindernis sich uns auch in den Weg stellen würde. Niemand würde sie oder mich davon abhalten können. Damit vertrieb sie die aufkommende Schwermut, die mich umgab, seit wir dem Tiber den Rücken gekehrt hatten. Noch einmal küsste sie mich mit so voller Leidenschaft und Verlangen, dass mir beinahe schwindlig wurde. Dies, so glaubte ich noch, sollte eine letzte süße Gabe sein, bevor wir uns für heute trennen mussten. Doch ich begriff sehr schnell, dass dies weitaus mehr sein sollte. Siehatte ihre Arme,Tentakeln gleich, um mich geschlungen und drängte mich in eine Häusernische hinein, während sie mich mit voller Inbrunst küsste.
Ihrer Bitte, ihr den Abschied zu versüßen konnte ich beileibe nicht lange widerstehen. Ihr süßes Gift entfachte ebenso ein heftiges Verlangen in mir, so dass ich ihr in nichts nachstehen konnte. „Ich erfülle dir jeden Wunsch, mein Herz,“ hauchte ich ihr ins Ohr. Meine Arme hielten sie ebenso umschlungen, so dass ich mich mir ihr ganz einfach drehen konnte. Morrigan stand nun mit dem Rücken zur Wand während ich mich an ihrer Tunika zu schaffen machte.
Meine Lippen liebkosten ihre zarte Haut. Langsam, jedoch bestimmt schoben meine Hände den Saum ihrer Tunika nach oben. So wie sie mir Stunden zuvor ein besonderes Vergnügen bereitete, wollte ich es ihr nun vergelten. -
Und da kam auch schon der erste Gast. Natürlich hatte ich keine Ahnung wer das war. Aber den Göttern sei Dank wurde das auch nicht von mir verlangt. Der Flavier begrüßte ihn überschwänglich und winkte mich herbei. Also trottelte ich brav mit meiner Kanne herbei. Eine Sklavin trat ebenfalls mit einem Tablett Gläser heran. Herrje, wenn sie die teuren Kristallgläser fallen ließ, dann war Schicht im Schacht! Zum Glück war sie aber sehr geübt darin, so dass ihr kein Missgeschick passierte. Vorsichtig schenkte ich in eines der Gläser den Wein ein und reichte es dem Römer.
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Die alte Nubierin war ganz hin und weg. Das Mädchen sah einfach hinreißend in der neuen Tunika aus. Später würde sie ihr noch ein paar Sandalen überreichen, damit sie nicht barfuß gehen musste. Doch zuerst brauchte das Mädchen etwas zu essen! Ihr Magen hatte ja so furchterregend geknurrt.
Also nahm Cungah das Kind bei der Hand und führte es aus dem Bad hinaus.
„Du kannst jetzt das Wasser ausschütten! Wir sind fertig,“ rief sie schließlich Angus zu, als sie mit Sehrja an ihm vorbei zum Speisesaal der Sklaven spazierte.Natürlich hatte ich ziemlich dumm aus der Wäsche geguckt, als plötzlich die Tür aufging und die Nubierin mit dem Mädchen heraustrat. Innerhalb weniger Sekunden war ich wieder auf den Beinen. Kurz warf ich einen Blick auf den verwaisten Böttich, dann sah ich den beiden nach. „He, wo gehst du mit ihr hin? Ich muss sie wieder zurückbringen!“
Die Nubierin blieb abrupt stehen und wandte sich zu mir um. „Sehrja muss erst was essen! Oder kannst du mit leerem Magen arbeiten?“ Dann gingen sie weiter.Natürlich wollte ich die beiden nicht aus den Augen lassen. Aber irgendjemand musste auch das Badewasser entsorgen! Da außer mir niemand mehr da war, blieb das eben an mir hängen. Seufzend kümmerte ich mich zuerst um das Wasser. Und wie es eben so ist, wenn´s schnell gehen soll, machte ich mich dabei auch noch nass!
Nein, das war wirklich nicht mein Tag! Entnervt traf ich schließlich im Speisesaal ein. Da saß sie. Eine Schale mit warmem Puls stand vor ihr und Mama Cungah passte auf, dass sie auch ja gut aß. Welch ein Idyll!
„Na, Angus, magst du aus was?“, säuselte mir eine süße Stimme zu. Boadicca war wie aus dem Nichts vor mir aufgetaucht und hielt mir mit einem vielsagenden Blick ein weiteres Schälchen Puls entgegen. „Klar doch!“ , antwortete ich. So eine Gelegenheit durfte man nicht verstreichen lassen! -
Das Ende ließ sich nicht länger hinausschieben. Sie löste sich von mir, erhob sich und reichte mir ihre Hand, um mir aufzuhelfen. Ich wusste ja, dass sie recht hatte, dennoch verstand es sich von selbst, dass ich sie auf ihrem Heimweg begleiten wollte, bevor ich mich schließlich selbst auf den Weg zurück zur Villa Flavia machte. „Ich bringe dich nach Hause, mein Herz,“ sagte ich bestimmt und duldete keine Widerrede.
Dann verließen wir diesen schönen Platz am Ufer des Tibers. In den Straßen der Stadt hatte bereits wieder das Leben zu pulsieren begonnen. Die Ersten verließen ihre Häuser und Wohnungen, um ihrer Arbeit nachzugehen oder um auf de Märkten einkaufen zu gehen, während sich die Letzten auf den Nachhausweg von einer berauschenden Saturnaliennacht machten.
Als wir den Esquilin hinaufstiegen und die Villa der Claudier bereits in Sichtweite erschienen war, hielt ich sie am Arm und blieb plötzlich stehen.
„Was ich heute Nacht gesagt habe, war nicht einfach so daher gesagt, Morrigan. Ich will… nein, ich muss dich unbedingt wiedersehen!“ Bis ich sie wieder treffen könnte, würde ich an nichts anderes denken können. Das wusste ich jetzt schon. Ihr süßes Gift hatte mich infiziert. -
Wie sie trotzallem versuchte, mich zu besänftigen, erinnerte mich stark an meine Frau. Oftmals, wenn ich aufbrausend gewesen war, war sie es, die mich ermahnte, einen kühlen Kopf zu bewahren. Ihre Worte hätten auch aus Aislins Mund stammen können. Ich schloss kurz die Augen und drückte sie an mich, so wie ich es früher oft auch mit Aislin getan hatte. Ich dankte den Göttern, dass sie mich zu dieser Frau geführt hatten. Vielleicht hatten mich deshalb die Albträume geplagt.
„Ich werde deine Worte bewahren, mein Herz… und mich in Geduld üben,“ antwortete ich ihr und erwiderte sanft ihren Kuss. Im Licht der Morgenröte sah sie noch schöner aus. Ich löste meinen Blick von ihr und beobachtete die Geburt des neuen Tages, die sich gerade vor uns vollzog. Ich hatte schon viele Sonnenaufgänge gesehen, doch dieser gehörte zweifelsfrei zu einem der Schönsten, weil sie bei mir war.
„So wunderschön, wie du es bist, mein Herz.“ Zärtlich strich ich eine Strähne ihres schwarzen Haares aus ihrem Gesicht und sah ihr, wie bereits Stunden zuvor, in ihre unendlich tiefen schwarzen Augen. Mir war bewusst, dass mit dem Beginn des neuen Tages diese wundervolle Nacht ihr Ende finden würde. Darum versuchte ich diesen Augenblick so lange wie möglich hinauszuzögern. Ich wollte sie jetzt nicht einfach so gehen lassen. -
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Mit einem zufriedenen Ausdruck auf ihrem Gesicht kümmerte sich die Alte liebevoll um die Kleine. Sie, die sie sich all die Jahre zuvor um den herrschaftlichen Nachwuchs gekümmert hatte, war froh, dass es nun wieder ein Kind gab, um das sie sich kümmern konnte.
Zu ihrer großen Freude war Sehrja durchaus bereit, die Sprache der Römer so schnell wie möglich zu lernen. Cungah hatte verstanden. Das Mädchen zeigte auf einen Gegenstand, sie sagte ihr die Worte vor und das Kind widerholte sie immer wieder. So würde es funktionieren, dachte sich die Nubierin und wurde nicht müde, ihr immer mehr und mehr Worte beizubringen.Als sie das Mädchen gereinigt hatte, bedeutete sie ihr, aufzustehen, damit sie das große Tuch um sie schlingen konnte. Vorsichtig trocknete sie Sehrja ab. „So,“ meinte sie, nachdem sie ihr Werk begutachtet hatte. „Und jetzt ziehen wir dir etwas Schönes an!“ Mit diesen Worten stampfte sie aus dem Bad, vorbei an Angus, der vor der Tür herumgelungert hatte und nun voller Respekt aufgespritzt war. Wenig später kam sie mit einer sauberen hellblauen Kindertunika zurück. Mit ihrem geübten Auge hatte sie natürlich die richtige Größe ausgewählt.
„Na, wie gefällt dir diese Tunika? Zieh sie mal an!“ Sie hielt Sehrja das Kleidungsstück entgegen und machte eine auffordernde Geste. -
Auch wenn sie mich zu beruhigen zu versuchte, ihre nächsten Worte und auch die Narben auf ihrem Rücken vermochten nicht meinen Zorn zu bändigen. Am deprimierendsten jedoch war die Erkenntnis, nichts für sie tun zu können. Ich war doch selbst nur ein Sklave, ein lebendes Möbelstück ohne Seele, wie es Morrigan treffend ausgedrückt hatte. Und als sie den Fokus wieder auf mich rückte, spürte ich plötzlich diese Unsicherheit in mir. Ihr zweifelnder Blick gab mir schließlich den Rest.
„Ich.. ich weiß es nicht,“ flüsterte ich ihr ins Ohr, als sie sich wieder an meine Schulter anlehnte. „Ich kann nur hoffen, dass er zu seinem Wort stehen wird.“ Ich dachte an die nächtliche Begegnung mit Scato von neulich. Er hatte sich mir selbst als gutmütigen Ehrenmann präsentiert, der sich all jenen erkenntlich zeigte, die loyal zu ihm waren, seien es nun Römer oder auch Sklaven. Je länger ich darüber nachdachte, umso skeptischer wurde ich gegenüber seinen Worten. Weshalb hatte er dann nicht längst schon Lupus, seinem Leibsklaven die Freiheit geschenkt? Er diente ihm doch bereits sein ganzes Leben und stand bedingungslos zu ihm…Ich war verwirrt und innerlich aufgewühlt und selbst als Morrigan meine Hand zu ihrem Herzen führte und meinte, dass sie da drinnen immer noch frei war, konnte dies daran kaum etwas ändern. Dennoch sagte ich mir, dass ich besonnen sein musste. Es nütze mir nichts mich gedankenlos in etwas hineinzustürzen, was ich letztlich zu bereuen hätte.
Morrigan jedoch spann ihren Gedanken weiter und träumte davon, wie sich ein Heer aus Sklaven seine Freiheit wieder zurückeroberte. Ich wollte ihr diesen Augenblick nicht zunichtemachen, schließlich wusste ich, dass es vollkommen absurd war, auch nur daran zu denken, dass sich alle Sklaven gegen ihre Herren erheben würden. „Mein ganzes Dasein war bisher nur von Rache beseelt, doch nun habe ich dich getroffen… Würdest du mit mir in meine Heimat zurückkehren? Wir könnten weit oben im Norden in Freiheit leben, dort wo sich kein Römer freiwillig hin trauen würde. Dort leben noch immer freie Stämme.“ Was ich allerdings nicht erwähnte, war die Tatsache, dass auch ich für diese Stämme ein Fremder war. Ob man mich dort freundlich gesinnt aufnehmen würde, stand auf einem anderen Blatt geschrieben. Aber ja, man konnte davon träumen… -
Morrigan kuschelte ihren warmen zarten Körper an meinen. Sie suchte nach Geborgenheit, die ich ihr gerne geben wollte. Ich hielt sie fest und streichelte sanft ihr schönes schwarzes Haar. Sie schaffte es durch ihre bloße Anwesenheit mich vollkommen entspannen zu lassen. Ich wollte sie nicht mehr missen. Dann begann auch sie zu berichten, über ihr Leben als Sklavin, von ihren Mitsklaven und schließlich von ihrem gewalttätigen Dominus, der sie gelegentlich auch schlug. „Er hat dich geschlagen?!“, fragte ich. Dabei verkrampften meine Hände zu Fäusten und ich spürte, wie der Zorn in mir aufstieg. Dieser verdammte Römer! Wenn ich ihn eines Tages in die Finger kriegen sollte, dann... Bald wurde mir bewusst, dass es kein dann gab. Sie konnten das alles mit uns tun, so wie es ihnen gefiel.
Seit drei Sommern, echote es in meinem Kopf. Drei Jahre war sie bereits Sklavin! Der Gedanke daran, wie lange ich als Sklave leben musste, machte mich beklommen. Der Flavier hatte mir versprochen, er würde mich freilassen... eines Tages. Doch wie lange ich darauf warten musste, stand in den Sternen. Als sie mich fragte, wie ich trotzallem dazu fähig war, einen Römer zu beschützen, da war es, als ob sie mich wachrütteln wollte. In ihren Worten lag eine Spur von Revolte, ein Aufruf zum Aufstand gegen die römischen Herren, die im Grunde eine Minderheit in ihrer eigenen Stadt darstellten.
„Zu Anfang fiel es mir schwer, denn der Flavier ist schrecklich arrogant. Doch er hat mir versprochen, dass er sich erkenntlich zeigen wird, wenn ich ihm treu diene.“ In dem Moment, als ich es ausgesprochen hatte, begann ich auch schon daran zu zweifeln. Wie konnte ich nur einem Römer über den Weg trauen! Und warum war ich nur so blauäugig?
„Was du da sagst, ist gefährlich, Morrigan,“ antwortete ich ihr ermahnend. „Doch es klingt sehr verlockend. Aber glaubst du, so etwas könnte je passieren? Dass sich alle Sklaven Roms zusammenschließen und gegen ihre Herren aufbegehren?“ Ehrlich gesagt, glaubte ich nicht daran. Ettliche Sklaven waren mit ihrem Leben zufrieden und wieder andere hatte niemals gelernt, wie man kämpft… aber die, dies es konnten… was war mit ihnen?
„Aber wenn das passieren würde, dann wären wir wieder frei. Du und ich… Was würdest du dann tun?“
Und vor allem, was würde ich dan tun... jetzt, da ich sie kannte? -
Man hatte mich gezwungen, diesen albernen Fummel anzuziehen, der hervorragend zur Dekoration passte und der auch sicher keinen Zweifel daran ließ, dass auch ich ein Teil des beweglichen Inventars darstellte. Bewaffnet mit einer Kanne Wein wartete auch ich auf die ersten Gäste, die ich heute mit Getränken zu versorgen hatte. Der Flavier schien sich seiner Sache sicher zu sein, als er meinte, ich müsse ihm heute nicht in meiner Funktion als Leibwächter dienen. Trotzallem würde ich meine Augen aufhalten, falls sich doch einer der Gäste daneben benahm und dem Flavier zu Leibe rücken wollte.
Vorerst aber verharrte ich im Hintergrund und beobachtete Scato uns seine Tante. Bei ihr war ich mir ganz und gar nicht sicher, was sie im Schilde führte. Selbst ihre Leibsklavin hatte sich bedeckt gehalten, als ich sie nach dem Ablauf dieses ominösen Festes gefragt hatte. -
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Die nubische Sklavin hatte nicht viel von dem verstanden, was die Kleine von sich gab. Wenn sie ehrlich war, hatte sie eigentlich nur ihren Namen verstanden. Doch das gab sie natürlich nicht zu.
„Sehrja, was für ein schöner Name! Ach herrje, was haben sie nur dir dir angestellt, mein Mädchen?“ Sie besah sich das Kind und hatte ziemlich schnell bemerkt, dass nicht alles nur Schmutz und Dreck war, was an ihr haftete. Auch eingetrocknetes Blut und aufgeschürfte Wunden, die noch nicht verheilt waren, entdeckte sie. „Mama Cungah wird dafür sorgen, dass es dir bald besser gehen wird!“, versprach sie und drückte das Kind an sich.
Endlich ging die Tür auf und dieser nichtsnutzige Sklave trat wieder ein.Ich schnaufte ganz schon. Statt einem Eimer trug ich nun zwei, die bis zum Rand hin gefüllt waren. Außerdem klemmte unter meinem Oberarm ein frisches Tuch. Zielgerichtet steuerte ich den Bottich an und goss das Wasser hinein, dann legte ich das Handtuch ab und verschnaufte. Hoffentlich war die Nubierin mit dem Mädchen schon weitergekommen, dachte ich, als ich die beiden, innig vereint betrachtete.
Der Nubierin passte das natürlich gar nicht. „He, was stehst du so dumm herum? Schaff dich hier raus! Oder willst du der Kleinen etwa beim Baden zusehen?!“ Das war wirklich zu viel! So etwas konnte ich nicht auf mir sitzen lassen! „Ich soll aber auf die Kleine aufpassen, damit sie nicht wieder entwischt!“, protestierte ich. Aber Cungah hatte auch darauf die richtige Antwort parat. „Ach ja, na das kannst du auch draußen vor der Tür machen! Also scher dich raus!“
Eingeschnappt ließ ich die Eimer fallen und verließ das Bad. Direkt vor der Tür ließ ich mich nieder und wartete, bis die Putz- und Pflegestunde zu Ende war.[Blockierte Grafik: http://img98.imageshack.us/img98/919/hattiemcdaniel2sc9yp8.jpg]
„So Schätzchen, dann steig mal in die Wanne.“ Die Alte holte einen kleinen Lappen, mit der sie das Mädchen sanft abwusch. „Weißt du Sehrja, Mama Cungah wird nun ein feines Mädchen aus dir machen, damit du deinem Dominus gefällst.“ Vorsichtig wusch sie auch über ihren Rücken und versuchte dabei, ihr nicht zu sehr weh zu tun. „Aber du musst auch bald die Sprache der Bleichen lernen, denn sonst…“ Sie sprach lieber nicht weiter. Schließlich wollte sie das Mädchen nicht gleich verschrecken. Doch sie hatte schon oft in ihrem langen Leben unter den Flaviern erleben müssen, wie man sich den Sklaven entledigte, die scheinbar nutzlos für die Herrschaften waren. Dass dabei so mancher Unfreie als Feldsklave auf den flavischen Ländereien gelandet war, war sicher nur das kleinste Übel gewesen. Und wenn sie Sciurus, der Vilicus erst einmal auf dem Kieker hatte, dann hatte sie praktisch schon verloren!
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Wir liefen durch die sternenklare Nacht, Hand in Hand. Ich folgte ihr überall hin und war froh, dass ich den Rest der Nacht nicht alleine verbringen musste. Am Ufer des Flusses schließlich, fand sie ein Plätzchen, an dem wir uns niederlassen konnten. Das Licht des Mondes glitzerte in den dahinfließenden Wogen des Tibers. Das laute bunte Treiben der Festlichkeiten hatten wir längst hinter uns gelassen. Hier war nur Stille. Lediglich das leise Plätschern des Flusses beherrschte die Geräuschkulisse.
Ich setzte mich direkt neben sie und legte meinen Arm um sie, damit sie nicht fror. Morrigan nahm meine Hand. Sie wollte unbedingt reden und begann schließlich damit, über mich zu sprechen.
„Ja, ich war frei“, begann ich ruhig. „Ich lebte einst im Norden Britannias und gehörte dem Volk der Carvetii an. Wir erhoben uns gegen die Römer, die uns unser Land stehlen wollten. Wir wurden verraten, mein Dorf wurde zerstört, meine Frau und mein Sohn wurden getötet. Diejenigen, die überlebt hatten, wurden als Sklaven verkauft. So kam ich hierher.“ Aber Morrigan sollte nicht denken, dass dies das Ende meiner Reise war. Rom, so hoffte ich, würde nur eine weitere Episode in meinem Leben sein... „Doch ich werde alles daran setzten, wieder meine Freiheit zu erlangen, damit ich denjenigen finden kann, der uns das angetan hat. Dafür alleine lebe ich, für meine Rache,“fügte ich noch hinzu. Denn sonst gab es nichts mehr, wofür es sich lohnte, zu leben. Bis heute...
„Seit wann bist du hier?“, fragte ich sie nach einiger Zeit. Eine Frau wie sie, die so stark war und vor Selbstbewusstsein nur so strotzte, konnte unmöglich schon länger in Sklaverei leben. -
Mit meinem Eimer steuerte ich direkt die Küche an. Wo, wenn nicht hier hätte ich sonst warmes Wasser ergattern können. Auch wenn ich damit nicht mehr gerechnet hatte, schien heute doch mein Glückstag zu sein. Nicht nur das rothaarige Küchenmädchen Boadicca traf ich dort an, die mich mit einem Lächeln begrüßte und mir bereitwillig den Eimer mit heißem Wasser füllte. Nein, auf dem Rückweg zum Bad schien es den Göttern dann auch noch zu gefallen, mir die alte nubische Sklavin über den Weg zu schicken, die alle nur Mama Cungah nannten. Zwar begegnete sie mir erst mit etwas Argwohn, als ich sie bat, mir in einer Sache behilflich zu sein. Doch als ich ihr von Sehrja erzählte, begleitete sie mich zum Bad.
Ich öffnete vorsichtig die Tür und hoffte… nein, ich stellte fest, dass die Kleine noch da war! „Das ist sie!“, sagte ich zu der Nubierin, die daraufhin ein paar Schritte auf das Mädchen zu machte und in einer fremden Sprache zu sprechen begann.[Blockierte Grafik: http://img98.imageshack.us/img98/919/hattiemcdaniel2sc9yp8.jpg]
„Du musst keine Angst haben, Kleines? Wie ist dein Name und wo kommst du her?“ Die Alte schenkte ihr ein gutmütiges Lächeln und ging ganz in ihrer Rolle auf. „Du musst frieren, nicht?“ Sie hatte sofort erkannt, dass das Mädchen zitterte. Im gleichen Moment wandte sie sich zu mir um. Ich stand immer noch da und dankte dem unbekannten Gott, der mir Cungah gesandt hatte. Doch dass die Nubierin durchaus auch Haare auf der Zunge hatte und eine echte Sklaventreiberin war, bewies sie mir sogleich.
„Na los, was stehst du so dumm in der Gegend herum?! Schütte das Wasser in den Bottich und hole gleich noch einen Eimer! Aber dalli! Siehst du nicht, wie sie friert? Ach ja, und wenn du gerade dabei bist, bringe gleich noch ein sauberes Tuch mit.“ -
Eigentlich hätte ich mir denken können, dass sie nichts von dem verstand, was ich von ihr wollte. Ich war schon fast soweit, aufzugeben, sie einfach gewähren zu lassen und damit den Zorn des Flaviers auf mich zu ziehen. Doch ich riss mich noch rechtzeitig zusammen.
Um sie nicht weiter zu erschrecken, versuchte ich ruhig zu bleiben und meine Stimme etwas zu senken. „Du. Waschen.“ Wieder versuchte ich es mit den entsprechenden Gesten. Dann nahm ich mir einen Eimer. Schließlich brauchte sie ja auch noch Wasser, um sich überhaupt waschen zu können.
„Du bleibst jetzt hier, ich gehe Wasser holen!“ Ich konnte nur hoffen, dass sie mir nicht wieder entwischte, während ich weg war. Bevor ich das Bad verließ, sah ich mich noch einmal zu ihr um. Ich würde mich sputen müssen...