Beiträge von Susina Alpina

    Dass Caesoninus sogleich beim Anblick einer Frau mit Kind Bedenken befielen, er könne in Forderungen nach Alimenten verstrickt werden, konnte Alpina natürlich nicht ahnen. Um so unbefangener antwortete sie ihm.
    "Salve, mein Name ist Susina Alpina. Meine Tochter Ursicina und ich sind aus Germania angereist um den Hausherren, Marcus Iulius Licinus und die reizende Esquilina zu besuchen. Wir sind angekündigt, doch war nicht abzusehen, wann genau wir ankommen würden. Ich entschuldige mich dafür, dass ich keinen Boten mehr schicken konnte, der unsere Ankunft angekündigt hätte. Ich hoffe wir kommen nicht ungelegen."

    Alpina setzte die Kleine ab und nahm den Türklopfer der eisernen Tür. Scheppernd gab er Kunde, dass die Gäste aus dem fernen Mogontiacum da waren. Gespannt und nervös wartete die Kräuterfrau darauf, dass geöffnet würde.

    Beeindruckt und teilweise mit offenem Mund liegen Alpina und Ursicina durch die ewige Stadt. Am Stadttor hatte man Alpina schon einen Hinweis gegeben wo sie die Casa Iulia finden würde. Auf dem Mons Esquilinus hieß es. Nun, Rom hatte 7 Hügel, das wusste jedes Kind. Doch welcher davon war der Esquilin?


    Die Stadt war gigantisch. Innerhalb der Stadtmauern wuchsen die Häuser in die Höhe. Es war laut und dreckig. Überall drängten sich Menschen. Alpina wurde mehrfach angebettelt und am Ärmel gezogen. Entsetzt über die Dreistigkeit der verarmten Bevölkerungsteile, die ihr Leben auf der Straße zubrachten, zog die Raeterin das Kind an sich und hob es hoch.
    "Mama, so laut habe ich mir Rom nicht vorgestellt. Und so viele Menschen! Ich habe Angst, Mama!"


    Alpina beruhigte das Kind. "Es ist alles gut, Ursi. Ja, ich wusste, dass Rom riesig ist, aber so groß und dreckig hatte ich es mir nicht vorgestellt. Aber halt dich nur gut bei mir fest, dann wird alles gut! Wir sind bald bei Marcus Iulius Licinus und Esquilina."
    Schwer bepackt mit Rückentrage und Kind stapfte Alpina voran.


    An jeder Kreuzung fragte sie wo es zum Esquilin ginge und langsam aber sicher näherte sie sich dem Mons Esquilinus. Hier wurde es ruhiger und die Anwesen waren gepflegter. Alpina überquerte einen Wasserlauf. Wieder fragte sie jemanden, dieses Mal direkt nach der Casa Iulia. Der ausgestreckte Finger wies auf ein prächtiges zweistöckiges Gebäude. Beeindruckt stieg Alpina mit Ursicina die Stufen zur Porticusvorhalle hinauf.

    Der Wachsoldat, der sich seinen Blick auf Alpina und Ursi richtete schnurrte seine Order herunter. Alpina versuchte zu folgen, sich alles zu merken und entsprechend zu antworten.
    "Salve! Ich bin Susina Alpina und das ist meine Tochter Susina Ursicina, wir kommen aus Mogontiacum, Germania superior, Waren haben wir keine mitgebracht. Wir sind nämlich zu Besuch hier. Wir besuchen einen Freund, den Princeps Praetorii, Marcus Iulius Licinus."


    Die Räterin wartete ab, ob sie den Brief mit der Einladung brauchen würde. Sie hoffte, dass die Nennung des Namens alleine reichen würde, war aber in der Lage, auch einen Beweis anzutreten.

    Nach einer langen, beschwerlichen Reise erreichten Alpina und Ursi die Tore der ewigen Stadt. Schon seit sie auf der Südseite der Alpen angekommen waren nervte die kleine Ursicina ihre Mutter mit der ewig gleichen Frage: "Wie lange dauert es noch bis wir endlich in Roma sind?"


    Nun endlich konnte Alpina auf das Stadtor zeigen und sagen: "Da, Ursi! Das ist Rom! Wir sind da! Wir haben es endlich geschafft!"


    Sie bückte sich hinunter zu ihrer Tochter, die tapfer ihr kleines Bündel geschultert hatte und hob sie mit einem glücklichen Lächeln in die Höhe. Wir haben es geschafft!!! Nun müssen wir nur noch an den Wachen vorbei und dann den Weg zu Licinus und Esquilina finden."


    Ursi lachte erleichtert als ihre Mutter sie hochhob und herumwirbelte. Endlich war die lange Reise zu Ende. Gespannt sah die Kleine auf die grimmig drein sehenden Wachsoldaten am Stadttor. Ob die sie so einfach passieren lassen würden?

    Alles war gepackt, alles vorbereitet. Eine Rückentrage und ein kleines Beutelchen, das Ursi würde tragen können, mussten genügen. Alpina wollte sich nicht zu sehr belasten. Die Reise würde zum Teil per Schiff und zum Teil zu Fuß erfolgen. Sie würde sehen, wie weit die Füße ihr kleines Mädchen trugen. Ursicina war mittlerweile 4 Jahre alt und eigentlich recht gut zu Fuß. Allerdings bislang nicht auf einer so langen Strecke. Wann immer möglich wollte Alpina versuchen sich mitnehmen zu lassen.


    Im Atrium des Hauses verabschiedete sie sich von den Sklaven und Hausangestellten und schließlich auch von Balbus.
    "Mein lieber Balbus, ich danke dir von Herzen, dass du auf meine Taberna Medica aufpassen willst während ich abwesend bin. Vale bene, mein Bester!"


    Sie zog ihn an sich und umarmte ihn. Dann schulterte Alpina ihre Rückentrage und reichte ihrer Tochter das Beutelchen, das die Kleine ganz selbstverständlich über die Schulter warf. Sie trat von einem Fuß auf den anderen. "Können wir jetzt endlich, Mama?", fragte Ursi ungeduldig.


    Alpina lächelte. "Ja, wir können...."


    Mit einem Winken verließen die beiden die Casa Helvetia und machten sich auf den Weg zum Portus. Dort würden sie ein Schiff besteigen, das sie Rhenus aufwärts bringen würde.

    Aufgeregt gab Alpina den Brief an ihren Freund Licinus ab. Es war kurz vor ihrer Abreise nach Rom.
    "Bitte belaste die Karte der Helvetier mit der Gebühr für diesen Brief nach Rom. Ich hoffe, er wird bald ausgeliefert. Besten Dank!"


    Ad
    Marcus Iulius Licinus
    Princeps Praetorii
    Domus Iulia
    Roma


    Lieber Licinus,


    es ist soweit! Ich habe einen Vertreter für die Taberna Medica gefunden und werde in wenigen Tagen nach Roma abreisen. Ich hoffe sehr, dass dir das nicht ungelegen kommt. Ursi nehme ich selbstverständlich mit.


    Ich freue mich so sehr darauf dich und Esquilina wiederzusehen. Aufgeregt bin ich natürlich auch. Die Gynaikolgia des Soranus habe ich bei mir und hoffe so sehr, ihn treffen und bei ihm lernen zu dürfen.


    Drücke Esquilina ganz fest von mir.


    In freudiger Erwartung,
    Alpina

    Es war soweit. Alpina würde mit Ursi nach Rom abreisen. Sie hatte alles vorbereitet. Balbus war eingeführt in die wichtigsten Arbeiten in der Taberna Medica. Er hatte ihr Rezeptbuch mit den wichtigsten Rezepten, sie hatte ihm gezeigt wie sie Salben, Medicinalweine und Kräutermischungen für Tränke, Bäder und Waschungen zubereitete. Alle invasiven Techniken kannte er besser als sie. Die Gebärenden würden in dieser Zeit von einer Kollegin aus den Cabanae übernommen.


    Nun war es an der Zeit, Licinus ihre Ankunft anzukündigen. Sie holte Papyrus und Feder und schrieb.


    Ad
    Marcus Iulius Licinus
    Princeps Praetorii
    Domus Iulia
    Roma


    Lieber Licinus,


    es ist soweit! Ich habe einen Vertreter für die Taberna Medica gefunden und werde in wenigen Tagen nach Roma abreisen. Ich hoffe sehr, dass dir das nicht ungelegen kommt. Ursi nehme ich selbstverständlich mit. Ich freue mich so sehr darauf dich und Esquilina wiederzusehen. Aufgeregt bin ich natürlich auch. Die Gynaikolgia des Soranus habe ich bei mir und hoffe so sehr, ihn treffen und bei ihm lernen zu dürfen.


    Drücke Esquilina ganz fest von mir.
    In freudiger Erwartung,


    Alpina


    Alpina betrat die Zuschauerränge gemeinsam mit Gavius Publius Balbus, dem Chirurgicus. Während sie, wie es üblich war, die obersten Zuschauerränge erklomm, durfte sich Balbus näher am Geschehen einen Platz suchen. Ihr zu Liebe verzichtete Balbus darauf und kletterte mit ihr auf den Treppen aufwärts. Das Zuschauerinteresse hielt sich noch in Grenzen.


    Die Hebamme selbst war keine Freundin der blutigen Spiele. Balbus aber wollte sehen, was die Gladiatoren des neuen Ludus von Quintus Genucius Proculus zu bieten hatten. Er hatte noch immer eine große Affinität für die Gladiatoren und ihre Kämpfe. Neugierig sah er sich überall um. Alpina ließ ebenfalls den Blick schweifen. Duccius Marsus und seine Frau Octavena waren zu sehen. Sie war gespannt wer sonst noch kommen würde.


    Alpina breitete eine Decke auf der hölzernen Sitzfläche aus und ließ sich nieder. Einen Korb mit Essbarem stellte sie neben sich.

    Betroffen hörte Alpina was Balbus ihr erzählte. Er war gefeuert worden und ertrank nun in Selbsmitleid. Einerseits tat ihr Balbus leid, andererseits war er selbst schuld an seinem Elend. Sie seufzte.
    Alpina dachte eine Weile nach. Dann fiel ihr etwas ein. Es war riskant, konnte langfristig aber für beide gut sein.
    "Ja, Balbus. Das musste wohl so enden. Aber weißt du was? Ich könnte mir vorstellen, dir eine neue Chance zu geben."


    Sie setzte sich an seine Seite.
    "Ich möchte nach Rom reisen, um einen berühmten Gynaicologicus zu besuchen und bei ihm zu lernen. In dieser Zeit bräuchte ich eine Vertretung hier in der Taberna Medica. Sicherlich bist du keine Hebamme und wirst vermutlich auch nicht alle Heilpflanzen und ihre Zubereitungen kennen, aber vielleicht können wir bis zu meiner Abreise noch einiges klären. Aber ich bin sicher, dass du dennoch vielen Menschen hier helfen kannst. Vielleicht hilft dir das wieder einen Sinn zu finden in deinem Beruf? Was meinst du? Du kannst hier wohnen solange ich unterwegs bin. Ist das ein Angebot?"

    Alpina machte sich auf den Weg zu dem ihr genannten Tribun Lucius Vinicius Massa. Er sollte die Entscheidungsgewalt über die Gefangenen haben. Sie musste ihn überzeugen, dass er die niedergekommene Germanin aus der Zelle befreite. Damit sie und das Kind überleben konnten mussten sie aus dem feucht-kühlen Carcer befreit werden. Alpina sah es als ihre Aufgabe für das Leben von Mutter und Kind zu kämpfen.


    Sie klopfte an die Tür des Officiums.


    klopf klopf

    Alpina kehrte zurück. Sie dankte Atilianus dafür, dass er auf Balbus Acht gegeben hatte. Dann begann sie die Wunde des Chirurgicus zu rinigen, mit einer Kräutersalbe zu versorgen und zu verbinden.
    "Ich fände es gut, wenn du zunächst hier bliebst, Balbus. Nebenan die kleine Kammer ist frei. Da habe ich dich im Blick und kann dich versorgen. Soll Atilianus im Ludus Bescheid geben, wo du bist? Die werden sich sicher schon Sorgen machen."

    Atilianus war eine große Hilfe. Auch wenn Balbus es schaffte auf eigenen Füßen zu stehen und zu gehen, so war er doch unsicher, schwankte und musste ab und an gestützt werden. Als sie die Taberna medica erreichten, bot er weiterhin seine Hilfe an.
    "Ein wenig Wasser wird nicht schlecht sein", entschied die Hebamme. "Wenn du bei Balbus bleibst, gehe ich in die Casa Helvetia und hole es."
    Alpina verschwand ins Hausinnere.

    Dankbar lächelte Alpina den jungen Mann an.
    "Hervorragend! Ich denke er kann womöglich selbst laufen, ich möchte aber, dass jemand ihn stützt und im Notfall müssen wir umdisponieren. Es ist ja nicht weit. Lass es uns versuchen! Kannst du ihn unter dem Arm stützen?"


    Alpina drückte Inga einen Dupondius in die Hand.
    "Besten Dank für deine Hilfe. Ich bin sicher Balbus wird sich auch noch großzügig erweisen, wenn er erst wieder vollständig genesen ist. Hab Dank und vale bene!"


    Sie schulterte Balbus Besitz und trieb ihn an. "Los, Balbus! Auf geht´s! Reiß´dich zusammen! Wer saufen kann, kann auch aufstehen! Zeig, dass du ein Mann bist!"

    "Salve, Atilianus!", erwiderte die Raeterin. "Mein Name ist Alpina, ich bin Hebamme und Kräuterfrau. Mir gehört die Taberna medica in der Casa Helvetia in den Cabanae. Ein feiner Zug von dir, dass du dich nach dem Befinden des Verletzten erkundigst und helfen willst."


    Sie wandte sich Balbus zu, der benommen auf dem notdürftigen Lager lag. "Das ist Publius Gavius Balbus, Chirurgicus des Ludus der Gladiatoren. Ich würde ihn gerne mit in meine Taberna medica nehmen. Dort habe ich einen Behandlungsraum in dem ich ab und an Patienten unterbringe, die beobachtet werden müssen. Das täte ich bei Balbus auch gerne, denn er hat vermutlich eine Gehirnerschütterung. Könntest du uns helfen, ihn von hier in die Casa Helvetia zu transportieren? Er wird vermutlich nicht viel helfen können", sagte sie mit Bedauern.

    Ich habe ab Montag drei Wochen Urlaub und werde davon auch mindestens 14 Tage abwesend sein.
    Nur, damit ihr Bescheid wisst, warum es in nächster Zeit dauern wird, bis ich antworte.

    Inga öffnete als es klopfte. Die raetische Hebamme kannte den jungen Mann nicht, der eintrat, aber er schien ihr bekannt zu sein und fragte ob er helfen könne. Alpina zog erfreut die Augenbrauen hoch.
    "Das ist ja mal ein Zufall. Das kannst du tatsächlich. Wie heißt du und war machst du hier?"


    Dann drehte sie sich zu Balbus, der wieder niedergesunken war.
    "Gib mal endlich Ruhe, Balbus. Du merkst doch dass es ohne Hilfe nicht gehen wird!"


    Alpina nervte das Imponiergehabe des Chirurgicus. Er wollte den starken Mann markieren wo doch klar war, dass er das längst nicht mehr war. Zumindest momentan nicht.



    Sim-Off:

    Salve, Atilianus

    Das klang schon besser.
    "Du hast eine Platzwunde am Kopf und jede Menge blaue Flecken. Dein Bündel liegt dort drüben. Wenn ich Inga richtig verstanden habe ist dein Geldbeutel leer, aber dein Chirurgenbesteck ist noch da."


    Sie sah ihn mitleidig an. Wie heruntergekommen war der Chirurgicus. Was für ein blendender Fachmann, aber wie heruntergekommen... Alpina fasste einen Entschluss.
    "Ich möchte dich mitnehmen in die Taberna medica. Dort kann ich dich besser verarzten, nähen und beobachten. Wir müssen dich transportieren."


    Alpina sah Inga an. Sie berieten wie sie es machen wollten.

    Mal wieder brauchte Alpina einen Brief in die Postannahme des Cursus Publicus. Sie bat erneut darum die Karte der Helvetier damit zu belasten. Nervös gab sie den Brief ab. Viel hing davon ab, wie die Antwort des Iuliers sein würde.



    Ad
    Marcus Iulius
    Licinus Princeps Praetorii
    Domus Iulia Roma


    Lieber Licinus,


    was für eine hervorragende Nachricht, dass sich besagter Soranus von Ephesus in Rom befindet. Ich überlege nun tatsächlich ob ich es möglich machen kann, nach Rom zu reisen um die Schule des Gynaecologicus zu besuchen. Ob er mich wohl als Schülerin akzeptieren würde? Ich würde es so gerne versuchen.
    Meinst du es bestünde die Möglichkeit, dass ich bei dir wohnen kann, während ich die Schule dort besuche?


    Mir fällt erst jetzt auf, wie töricht mein Vorhaben ist. Wer wird sich hier um die Schwangeren und Kranken kümmern? Wer meine Taberna medica betreuen? Was wird die Reise kosten? Und was mache ich mit Ursi? Kann ich sie bis über die Alpes mitnehmen?


    Oh, Licinus, ich würde so gerne kommen und mich dort weiterbilden lassen. Aber ich sehe momentan noch nicht wie ich es anstellen soll.


    Sag meiner lieben Esquilina die liebsten Grüße, auch von Ursi und bleib so unverwüstlich wie ich dich kennengelernt habe.


    Auf bald, vale bene,
    Alpina"