Als die Glocken über der Tür läuteten wusch Alpina gerade ihre Hände. Sie hatte sauber gemacht und war nun bereit abzusperren und ihren Feierabend zu beginnen als eine Frau die Taberna medica betrat. Im Dämmerlicht brauchte es kurz bis sie die Germanin Inga erkannte, die eine langjährige Kundin von ihr war.
"Inga? So spät noch?", begrüßte sie die Frau.

"Alpina, ein Glück, dass ich dich noch antreffe. Ich brauche deine Hilfe. Ich habe auf der Straße einen Kerl aufgelesen, der völlig verdreckt und stinkend in der Gosse lag. Er hat sich offenbar bei einem Sturz verletzt. Hat ne Platzwunde und jede Menge blaue Flecken. Ich brauche also was um die Wunde zu reinigen. Sie sieht nicht gut aus und eine Heilsalbe."
Alpina hörte sich die Geschichte an. Das klang alles plausibel. Sie machte sich daran eine Tinktur zur Reinigung der Wunde zu holen und die Heilsalbe auf den Tresen zu stellen als Inga fortfuhr.
"Stell dir vor: ich habe seine Sachen durchsucht. Also natürlich nur um herauszufinden wer er ist, denn er konnte es ja nicht sagen. Da habe ich ein Etui mit Messerchen und so gefunden, wie bei einem Medicus!"
Die Raeterin fuhr herum. Der Zerlumpte hatte ein Arztbesteck bei sich?
"Wie sieht er denn aus?", wollte sie von Inga wissen.
Die Germanin hob die Achseln. "Nicht besonders. Er ist eher schmächtig. Nicht mehr jung. Ach ja und wie ich gesehen habe sind seine Schneidezähne abgebrochen."
"Balbus!" Alpina erkannte den Chirurgicus aus der Beschreibung. Sie beschloss sich die Sache selbst anzusehen.
"Bring mich zu ihm, Inga. Ich denke, ich kenne den Mann."
Überrascht nickte die Germanin und wartete, dass Alpina ihren Korb mit den Behandlungsmaterialien gepackt hatte, dann ging sie mit ihr zurück in ihre Wohnung.