Beiträge von Susina Alpina


    Neman, die Kinderfrau der Helvetier war unterwegs zu dem kleinen Raum, in dem sie ihre Herrin vermutete. Abrupt blieb sie stehen. Vor der Tür des Krankenzimmers stand ein Mann, den sie sogleich als den Vater des kleinen, kranken Mädchens erkannte, das Alpina zur Zeit pflegte. Er sah sich suchend um.
    "Salve", grüßte sie ihn. "Kann ich helfen?"


    Publius Cincius Balbus


    Mit einem fröhlichen Liedchen auf den Lippen ließ sich der Chirurgicus den Weg zum Cubiculum des Hausherren zeigen. Auf dem Weg dorthin stolperte er über Kaeso, der sich im Atrium aufhielt.
    "Salve, Kleiner! Wenn du magst, kannst du mir zur Hand gehen. Ich will mal sehen ob die weiche Birne des Aedils schon wieder zu mehr zu gebrauchen ist, als die Grundfunktionen aufrecht zu erhalten."


    Er wartete die Antwort des Jungen nicht ab, sondern stapfte hinter Gwyn her, die ihm den Weg wies. Weiterhin sein Liedchen pfeifend, klopfte Balbus an und öffnete sogleich die Tür.
    "Na, Aedil? Schon wieder munter? Fühlt sich an wie´n mächtiger Kater, was?"


    Beschwingt und fröhlich durchquerte er den Raum und sah auf den blassen Mann hinunter, der weich gebettet lag.

    Irgendwann wachte Alpina davon auf, dass ihr der rechte Arm eingeschlafen war, weil sie den Kopf darauf gebettet hatte. Sie sah sich suchend um. Licinus war gegangen. Er musste ja schließlich zum Dienst. Der besorgte Blick galt nun Esquilina. Zum Glück hörte Alpina tiefe, gleichmäßige Atemzüge. Das Gesicht der Kleinen war noch immer sehr blass und man hörte immernoch brodelnden Schleim in der Lunge rasseln, aber das Fieber schien wieder gesunken zu sein.


    Alpina rappelte sich auf und machte sich sogleich daran, einen neuen Arzneitrank herzustellen. Später würde sie die Vibrationen auf dem Brustkorb fortsetzen und dem Mädchen helfen, den zähen Schleim loszuwerden. Doch eines hoffte die Hebamme: dass die Esquilina die Crisis gut überstanden hatte und von nun an auf dem Wege der Besserung war. Dea Febris hatte aufgegeben. Die Gebete und das gemeinsame Wirken des willenstarken Soldaten, der bemühten Hebamme und des Mädchens mit dem starken Lebenswillen schienen die Göttin überzeugt zu haben.

    Ich bin leider gerade so eingespannt, dass ich nicht versprechen kann wann ich zum antworten komme zumal ich am Wochenende einen Kurs geben muss. Ich werde versuchen über das Wochenende immer mal wieder einen der offenen Threads zu bearbeiten, kann aber nichts versprechen.
    Gilt auch für Chrysogona.

    Natürlich war es um die von Alpina so wertgeschätze Ruhe geschehen. Ehe sich der Chirurgicus versah, hatte Malleus ihn an der Hand gepackt. Zornig blitze er ihn an. Seine Frage offenbarte, wie schwerwiegend die Verletzung doch gewesen war - Malleus hatte keine Erinnerung an die Behandlung durch den Chirurgicus.
    Sanft und beruhigend versicherte die Raeterin, dass alles in Ordnung sei. "Das ist Publius Gavius Balbus, der Chirurgicus, der dich gestern zusammengeflickt hat, Malleus. Du verdankst ihm dein Leben."


    Sie ahnte, dass es dem tapferen Leibwächter gar nicht schmeckte, was sie ihm gerade offenbarte. Doch Ehre wem Ehre gebührt.




    Publius Gavius Balbus


    Gavius Balbus nickte selbstgefällig. "So ist es, Germane. Du darst froh sein, dass ich die Rippe, die deine Lunge durchborte dahin zurückgebracht habe wo sie hingehört und das Loch in deinem Brustkorb vernäht habe. Ohne mich wärst du jetzt faulendes Fleisch oder ein Häufchen Asche, wenn du der jungen Nymphe hier eine Feuerbestattung wert gewesen wärst."


    Des Chirurgicus´ beißender Zynismus ließ Alpina zusammenzucken. Wollte sie so einem Verbalgrobian wirklich die zarte Seele ihres Gehilfen Kaeso anvertrauen?


    Der Wundarzt sah den Schwerverletzten mit zusammengekniffenen Augen an. "Soll ich jetzt nachsehen, ob du noch davon träumen darfst wieder in die Senkrechte zu kommen oder nicht? Wobei ich mir auch vorstellen kann, dass es sich so nackt wie du bist auch in der Horrizontalen mit einer charmanten Pflegerin aushalten lässt."


    Sein anzügliches Grinsen trieb Alpina die Zornesröte ins Gesicht. "Brauchst du mich noch?", fragte sie den Chirurgicus und wollte sich entfernen.


    "Aber sicher!" war seine promte Antwort. "Die weitere Pflege werde ich schließlich dir überlassen. Wir wollen den Aedil ja nicht zum armen Mann machen, oder?"
    Balbus entfernte die Verbände und drückte an den Wunden herum. Mit einer Sonde aus seinem Instrumentenfuteral untersuchte er die frisch genähte Wunde in der Brust. Zufrieden nickte er. Nun folgte ein Kontrollgriff an den Brustkorb rechts und links, die Pulskontrolle und sein lauschendes Ohr oberhalb der Lunge im Vergleich beider Seiten. Der Chirurgicus richtete sich auf.
    "Nun, Homers Ilias musst du ihm vielleicht nicht mehr vorlesen, aber mit etwas Glück wird er zumindest das Krankenlager wieder verlassen und als Ianitor Dienst tun können. Doch dafür muss seine rechte Lunge erstmal wieder ihren Dienst aufnehmen. Du musst atmen üben, Kerl! Auch wenn´s schmerzt! Du bist doch ein ganzer Kerl, was?"
    Balbus schob Malleus unvermittelt seine Pranke in den Bauch worauf der German zunächst die Luft anhielt um dann tief einzuatmen. Das schmerzverzerrte Gesicht ließ Alpina zusammenzucken. Der Chirurgicus drehte sich zu der Kräuterfrau um.
    "Statt solches Gebräus solltest du lieber Atemübungen mit ihm machen. Wie du es anstellst, dass er tief ein- und ausatmet überlasse ich dir." Wieder grinste er anzüglich und musterte die Figur der Hebamme von oben bis unten. "Es soll ja sehr wirkungsvolle Übungen in der Horrizontalen geben, die zudem nicht allzu unangenehm sind." Schepperndes Lachen begleitete seine Anweisung. "Täglich frische Wundverbände und nur wenn sich die Wunde entzünden sollte, lass nach mir schicken. Kannst du am dies X die Fäden ziehen?"


    Alpina nickte. Der Chirurgicus stand auf. "Dann will ich mal nach dem Aedil sehen."
    Mit einem weiteren Blick von Alpina zu Malleus fügte er noch hinzu. "Du hast enormes Glück gehabt, Germane, und fast möchte ich mit dir tauschen... "
    Mit einem kumpelhaften Schulterklopfen verabschiedete sich der Chirurgicus grußlos von seinem Patienten, packte seine Instrumente und verließ das Cubiculum. Alpina atmete hörbar erleichtert aus. Sie nahm ihren Platz an Malleus Seite wieder ein.
    "Hat er dir weh getan?", fragte sie besorgt.

    Etwas später erschien Alpina erneut in Malleus Krankenzimmer. Dass er sich nur schlafend gestellt hatte, als sie zuvor bei ihm gewesen war, ahnte sie nicht. Sie ging aber davon aus, dass die Wirkung des Schlafmohns langsam nachließ. Vermutlich würde er bald wieder Schmerzen haben. Der Trank war inzwischen kalt geworden.
    Erneut überprüfte Alpina die Atemgeräusche und Atembewegungen. Sie tastete den Puls. Der Blutverlust hatte Malleus stark geschwächt. Es würde ein weiter Weg werden bis der Leibwächter ihres Schwagers wieder zu alter Stärke zurückfand. Wenn überhaupt. Alpina zwang sich, positiv zu denken.


    Die Raeterin holte eine Schüssel mit lauwarmem Wasser und Handtücher. Sie begann Malleus von den Resten seiner zerfetzten Tunika zu befreien und ihn zu waschen. Sorgfältig reinigte sie seine Haut von Blut und Schweiß. Dann rieb sie seine Haut trocken. Zuletzt wollte sie ihm eine neue Tunika überstreifen. Ein wenig hilflos sah sie auf den kräftig gebauten Mann. Wie sollte sie das bewerkstelligen ohne ihn zu wecken? Doch den Trank sollte er auch noch zu sich nehmen. Irgendwie musste sie ihn wohl aufwecken...


    In diesem Moment hörte sie das scheppernde Lachen des Chirurgicus vor der Cubiculumtür.
    "Lebt er noch, der Leibwächter des Aedils?" Die Tür flog auf und Publius Gavius Balbus trat ohne einen Gruß ein. Alpina sah ihn ärgerlich an. Konnte er nicht Rücksicht auf den Kranken nehmen?



    Publius Gavius Balbus


    Mit wenigen Schritten war der Chirurgicus am Krankenbett. Er hielt die Nase über den Becher mit dem Kräutertrank. "Puh!" angewidert verzog der hagere Wundarzt das Gesicht. "Ekelhaft! Und davon soll er gesund werden? An deiner Stelle würde ich mir gut überlegen ob du das wirklich trinken willst, Mann!"
    Er ließ seine Hand auf die Schulter des Verletzten fallen. Durch Malleus nackte Haut vernahm man es als lautes Klatschen. Balbus schob die Hebamme beiseite. "Lass mich mal her, Frau!"


    Ehe Alpina protestieren konnte hatte er sie von der Bettkante geschubst und begann den Verband am Brustkorb zu lösen.

    Es war rührend, dass sich Runa um sie sorgte, dabei hatte sie doch viel mehr Sorgen als Alpina. Was war ein wenig Schlafmangel gegen die Unsicherheit ob der eigene Mann wieder ganz gesund wird? Die Kräuterfrau streichelte die Schulter der Freundin.
    "Ich bin noch lange nicht am Ende meiner Kräfte. Solange Curio und Malleus mich noch so dringed brauchen, hätte ich ohnehin keine Ruhe. Ich mache jetzt eine Pfefferminz-Paste gegen die Kopfschmerzen für Curio. Dann sehe ich erneut nach Malleus. Erst wenn ich sicher weiß, dass ich alles in meiner Macht stehende für beide getan habe, werde ich überhaupt schlafen können. Es ist gut, dass du wieder da bist. Curio braucht dich jetzt Niemand kann mehr für seine Genesung tun, als du, die Frau die er liebt und die ihn liebt."



    Wenig später brachte sie die Paste und zeigte Runa wo sie sie auftragen sollte. Dazu stellte sie eine Schüssel mit kühlem Wasser in dem ebenfalls Pfefferminzblätter schwammen auf den Nachttisch und ein Tuch für die Umschläge. Mit einem letzten Blick auf Runa, die sich so liebevoll um ihren Mann kümmerte, schloss sie die Tür hinter sich. Alpina lehnte sich an die Wand neben der geschlossenen Tür. Tränen traten in ihre Augen. In solchen Momenten, in denen sie die innige Liebe dieses Paares sah, vermisste sie Corvinus besonders. Mit einem Seufzen atmete sie tief ein. "Weiter geht´s!" sagte sie zu sich und stieß sich von der Wand ab. "Malleus braucht mich!"

    Dieses Mal antwortete Curio promt. Alpina war zufrieden. Nun, dass er Kopfschmerzen hatte war zu erwarten gewesen. Als er zu dem Verband am Kopf greifen wollte, war sie drauf und dran, seine Hand abzufangen, doch er realisierte schnell, dass das keine gute Idee war.
    Kopfschmerzen und Schwindel, eine Amnesie für das Geschehene, zeitliche und örtliche Desorientiertheit. Eine schwere Gehirnerschütterung. Der Chirurgicus hatte die erweiterten Pupillen gesehen. Alles passende Symptome.


    Nun stand Runa auf und verließ den Raum. Sie wollte sich um Leif kümmern. Das war verständlich. Der Kleine musste die Unruhe im Haus bemerkt haben. Da brauchte er bestimmt die Mutter. Alpina nickte auf ihre Frage, ob sie bei Curio bleiben konnte.
    Während sie dem Schwager erklärte, dass seine Frau nach dem gemeinsamen Sohn sehen würde, dachte sie fieberhaft nach, wie sie Curios Kopfschmerzen lindern konnte. Das potenteste Schmerzmittel, die Tränen des Schlafmohns, war ihr verwehrt. Es würde die Sinne zusätzlich trüben und die Pupillen erweitern. Dann konnten der Chirurgicus und auch sie nicht erkennen, wenn sich Curios Zustand verschlimmerte. Die Weidenrinde war zwar ein wenig schmerzlindernd, doch lang nicht so stark. Zudem verdünnte sie das Blut und konnte womöglich eine Hirnblutung, die ja nicht gänzlich ausgeschlossen war, verstärken. Was also tun?
    Alpina entschied sich dazu, wenn Runa zurück war, frische Pfefferminzblätter zu holen und daraus eine Paste anzurühren, die sie lokal auf Stirn und Schläfen auftragen wollte. Dazu vielleicht Umschläge mit kaltem Wasser in der Region, die nicht verwundet war.


    "Du brauchst jetzt sehr sehr viel Ruhe, Curio. Leider kann ich dir momentan keine starken Schmerzmittel geben. Aber ich werde mein Möglichstes versuchen. Da Wichtigste ist, dass du Geduld hast und nicht versuchst, die notwendige Ruhe zu unterbrechen. Schlaf ist in diesem Fall die beste Medizin."
    Sie wartete, ob er ihr folgen konnte und als sie sicher war, dass er sie verstanden hatte, legte sie ihm die Hand auf die Augen und flüsterte. "Mach die Augen zu, Curio. Das Haus ist abgeriegelt und gesichert. Ich bin bei dir und später wird Runa wieder an deiner Seite sein. Wir lassen dich nicht alleine. Du und deine Familie sind in Sicherheit. Jetzt schlaf!"

    Bevor Alpina zu Bett gegangen war hatte sie noch einmal einen Kontrollbesuch bei Malleus gemacht. Er schlief tief und fest. Der Schlafmohn hatte seine volle Wirkung entfaltet.


    Als sie am Morgen wieder das Gästecubiculum betrat, lag Malleus unverändert auf dem Rücken. Die Raeterin konnte erkennen, dass er schwer atmete. Sie hob seinen Oberkörper ein wenig an, um ihm ein weiteres Kissen unterzuschieben. Die leicht erhöhte Postion sollte ihm das Atmen erleichtern. Die Kräuterfrau legte ihm das Ohr auf die Brust und hörte die pfeifenden Ein- und Ausatemgeräusche. Die rechte Seite schleppte nach, der untere Lungenflügel schien nicht mitzuatmen.
    Alpina seufzte. Sie setzte sich an die Bettkante und betrachtete den schlafenden Leibwächter. Neben dem Bett hatte sie einen Becher und eine Kanne mit einem speziellen Kräutertrank abgestellt. Lungenkraut war darin und Engelwurz. Beides sollte der Regeneration des Schwerverletzten dienen. Ob sie ihn wecken sollte, damit er den Trank zu sich nahm? Es widerstrebte ihr. Schlaf war ein wichtiger Helfer bei allen Arten von Krankheiten.

    Als Curio sich zu äußern versuchte wurde deutlich wie arg er doch verletzt war. Alpina nahm wahr, dass die vielen Informationen ihn überforderten und verwirrten. Wie beführchtet hatte er keine Erinnerung an den Überfall. Immerhin schien er sie und Runa zu erkennen. Inwieweit ihm der Name Melleus etwas sagte, vermochte die Kräuterfrau nicht zu sagen. Sie verlegte sich darauf, ihm eine einfache Frage zu stellen.
    "Hast du Schmerzen?"


    Curio sollte das Gefühl haben, dass man alles tat um ihm zu helfen.

    Die Nacht war lang und unruhig. Abwechselnd versorgten Alpina und Licinus die kleine Esquilina mit Wadenwickeln, Brustauflagen und Tränken. Dazu wurde sie wieder und wieder abgeklopft, damit sie den Schleim abhusten konnte. Gegen Morgen schlief die Kleine endlich ein. Die Atemzüge waren ruhiger, das Fieber gesunken. Alpina saß neben dem Bett auf dem Boden, den Kopf auf die Bettstatt gelegt und war eingeschlafen. Völlige Erschöpfung hatte ihr die Sinne geraubt. Sie bemerkte nichts mehr um sie herum.

    Alpina kniete sich nieder, damit Curio ihr ins Gesicht sehen konnte, ohne sich anstrengen zu müssen. Zunächst beantwortete sie Runas Frage zu Cossus Malleus. Sie ging davon aus, dass die Antwort auch Curio interessierte.
    "Es geht ihm den Umständen entsprechend. Der Chirurgicus hat die zersplitterte Rippe reponiert und die Wunde genäht. Aber im Inneren ist einiges verletzt. Ein Lungenflügel ist kollabiert und verklebt. Wir müssen abwarten, wieviel sich von dieser Lungenseite regeneriert. Das wird sich erst mit der Zeit zeigen. Jetzt können wir nur hoffen, dass es keine Wundinfektion gibt. Doch bei der Menge Blut, die geflossen ist, sollte die Wunde gereinigt sein. Er hat übrigens sofort nach dir gefragt, Curio. Und wollte gleich wieder aufstehen, um dich weiter zu beschützen. Nur mit Mühe und einer ordentlichen Portion Schlafmohn konnte ich ihn zur Ruhe bringen."


    Nun sah sie den Schwager fragend an.
    "Du hast nochmal Glück gehabt, Curio. Großes Glück! Kannst du mir sagen, was passiert ist? Weißt du wer dir den Schlag versetzt hast und womit?"

    Überraschenderweise ließ sich Malleus widerspruchslos auf das Bett zurückdrücken. Vermutlich wirkte der Schlafmohn doch schon ein wenig oder war ihm die Schwere der Verletzung bewußt geworden?
    Auf seine Frage ob sie sicher sei, dass Curio überleben würde, antwortete sie nicht. Wer konnte sich dessen schon sicher sein? Das hatten letztlich die Götter in der Hand und nicht sie.
    Die Kräuterfrau konnte sehen, wie schwer Malleus Luft bekam. Sie befürchtete, dass jegliche Anstrengung Gift für den Heilungsprozess war. Der eine Lungeflügel war verklebt, jedes Aufreißen der Gefäße, die das Pneuma im Körper aufnahmen und an die lebenswichtigen Organe weitergaben, minderte seine Überlebenschancen. Alpina war besorgt. Als sich der tapfere Leibwächter dann auch noch als "nutzlos wie einen Pferdeapfel" bezeichnete, musste die Raeterin an sich halten, ihn nicht wie ein Kind in den Arm zu nehmen und zu trösten. Stattdessen bemühte sie sich darum, seine Aussage mit Humor zu nehmen.


    "Ein Pferdeapfel hätte das Leben des Aedils wohl kaum gerettet, Malleus. Und wer weiß, welche Wandlung ein solcher "Rossboin" (*) noch durchmachen kann, wenn er Zeit zur Wandlung und Veredelung hat..."
    Sie versuchte beruhigend zu lächeln. "Nun schließe die Augen und überlass mir die Sorge um Helvetius Curio. Momentan kann ich mehr für ihn tun als du, glaub mir."


    Eine zarte Hand legte sich auf Malleus Augen. Alpina wartete, bis sie sicher war, dass er eingeschlafen war, dann deckte sie den großen Kerl zu und schlich sich aus dem Krankenzimmer.


    Sim-Off:

    (*) raetisch für Pferdeapfel

    Zitat

    Alpina versorgte die frisch vernähten Wunden mit einem Verband, dann begleitete sie Liam und Bolanus , die Malleus in das Gästezimmer brachten. Dort wollte sie ihm einen schmerzlindernden und schlaffördernden Trank aus Schlafmohntränen verabreichen, den sie zubereitet hatte. Sie hob sachte seinen Kopf und den Oberkörper an. Malleus erwachte und fragte atemlos nach dem Aedil.
    "Der Aedil ist in Sicherheit und ebenso wie du versorgt worden. Ihr beide braucht jetzt viel Ruhe um zu genesen. Schlaf jetzt, tapferer Malleus. Du hast getan was du konntest. Helvetius Curio wird überleben."


    Dann setzte sie ihm den Becher an die Lippen und ließ ihn trinken. Er würde jetzt lang und tief schlafen.


    Was dann passierte, erinnerte sie schwer an ihren Lebensgefährten Corvinus. Mussten eigentlich alle Männer so unvernünftig sein? Das war doch unfassbar. Schwer getroffen, angezählt und doch muss er wieder aufstehen!? Alpina konnte es nicht fassen. Da hatte der Chirurgicus eben noch Schwerstarbeit geleistet und nur einen Augenblick später muss dieser Dickschädel versuchen vom Krankenlager auszubüchsen! Malleus war von ähnlicher Statur wie Corvinus. Für die zarte und kleine Alpina war es also unmöglich ihn am Aufstehen zu hindern, auch wenn sie es nach Kräften versuchte.
    "Halt, Malleus! Du musst liegen bleiben! Hörst du nicht?"


    Ihr vergeblicher Versuch ihn abzuhalten führte allenfalls dazu, dass der angeschlagene und mit Schlafmohntrank angezählte Malleus ins Schwanken geriet. Das fehlte ihr jetzt gerade noch. Wenn er zu Boden fiel würde sie Hilfe brauchen, ihn wieder ins Bett zu verfrachten, ganz abgesehen von den Verletzungen, die er sich zu der Stich- und Schnittwunde noch zufügen würde. Aber an seine Vernunft appellieren? War das nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt?
    "Leg dich sofort wieder hin!" Die Kräuterfrau versuchte es mit einem Befehl. "Sofort! In deinem Zustand hilfst du niemandem! Und wenn du nicht gleich Ruhe gibst, kannst du deinen Leibwächterposten gleich im Hades einnehmen!"
    Diese Unvernunft! Sanft, aber bestimmt, schob sie den großen Mann an den Schultern wieder zurück zum Bett. Die Wirkung des Schlafmohns setzte zwar nicht schlagartig ein, doch würden seine Bewegungen doch sehr bald unkoordiniert werden, da war sich Alpina sicher. Sie wollte sicherstellen, dass er dann dort zu liegen kam, wo sie ihn in Sicherheit wusste. Schon ärgerte sie sich, nicht mehr Schlafmohn genommen zu haben. Doch der hatte auch negative Auswirkungen auf das Luft holen, also musste sie gerade in Malleus Fall sorgfältig dosieren. In ihrem Kopf rotierte es. Zusätzlich noch Baldrian oder doch Mandragora?

    Man fand Alpina im Gästecubiculum, das für Cossus Malleus hergerichtet worden war. Dort hatte sie alle Mühe gehabt, den pflichtbewussten Leibwächter ihres Schwagers dazu zu bewegen liegen zu bleiben und seinem Körper die Ruhe zu gönnen, die er benötigte.


    Sie folgte also der Bitte von Acanthos und betrat das Cubiculum ihres Schwagers und seiner Frau Runa. Die beste Nachricht war, dass Curio wach war und offenbar auch bei Verstand. Alpina trat leise ans Bett. Er sah sehr mitgenommen aus.
    "Schön, dass du wach bist, Curio. Ich bin erleichtert, dass der Schlag keinen allzugroßen Schaden angerichtet hat."


    Sie sah Runa an. "Ist er orientiert? Weiß er wo er ist und was passiert ist?"

    Alpina versorgte die frisch vernähten Wunden mit einem Verband, dann begleitete sie Liam und Bolanus , die Malleus in das Gästezimmer brachten. Dort wollte sie ihm einen schmerzlindernden und schlaffördernden Trank aus Schlafmohntränen verabreichen, den sie zubereitet hatte. Sie hob sachte seinen Kopf und den Oberkörper an. Malleus erwachte und fragte atemlos nach dem Aedil.
    "Der Aedil ist in Sicherheit und ebenso wie du versorgt worden. Ihr beide braucht jetzt viel Ruhe um zu genesen. Schlaf jetzt, tapferer Malleus. Du hast getan was du konntest. Helvetius Curio wird überleben."


    Dann setzte sie ihm den Becher an die Lippen und ließ ihn trinken. Er würde jetzt lang und tief schlafen.


    Publius Gavius Balbus


    Der Junge hielt die Wundhaken, Balbus griff eine Pinzette aus dem Futeral. Er stocherte in der Wunde und zog dann einen Knochensplitter hervor.
    "Da haben wir ihn. Zum Glück ist es nur eine Absplitterung, die Schädeldecke ist intakt."


    Der Chirurgicus griff sich eine Art Löffelchen mit kleinen Zähnen am Rand und begann die Knochenränder zu reinigen, dann drehte er das Instrument um und glättete mit dem spatenförmigen Ende die Fläche. Zufrieden nickte er.
    "Siehst du, dafür braucht man die verschiedenen Instrumente. Jetzt wollen wir das Denkorgan des guten Aedils mal wieder verpacken und vor weiteren Verunreinigungen schützen. Was?"
    Balbus lachte scheppernd. Er wies Kaeso an, die Wundhaken zu entfernen und fädelte einen Faden in eine der Nadeln, die das Futeral bereithielt.
    "Nochmal festhalten, Junge! Ich nähe ihn jetzt zu." Mit etwa 6 Stichen vernähte der Chirurgicus die Platzwunde. Der Aedil kam auch dabei nicht zu sich.


    Der Blick des Chirurgicus Balbus ging zu der blonden Germanin. "Nun, gute Frau, solltest du zu Minerva beten, dass sie ihm einen Rest seiner Weiseheit gelassen hat und dass er dich noch als seine Frau erkennt, wenn er die Augen aufschlägt. Er braucht jetzt in erster Linie Ruhe, einen dunklen Raum und in den ersten zwei Tagen keinerlei Nahrung. Wasser nur wenig, wenn er danach verlangt. Ich komme morgen, um nach ihm zu sehen und meinen Lohn abzuholen. Für beide zusammen 30 Denare. Die Kräuterfrau soll sich in den ersten Tagen mit der Schmerzmedikation zurückhalten, sonst wissen wir nicht woher er verwirrt ist, vom Schlafmohn oder von dem Schlag auf seinen Eierkopf."


    Balbus drückte Kaeso erneut die Instrumente in die Hand. "Hier, das muss wieder gereinigt werden. Du weißt ja jetzt, wie. Du hast dich gar nicht so dumm angestellt, Kleiner. Sag Bescheid wenn dir die Schwangeren und alten Weiber zu langweilig werden. Ich hätte Verwendung für einen tatkräftigen Gehilfen."


    Publius Gavius Balbus


    Der Chirurgicus stand auf und wies Kaeso an, seine Instrumente zu reinigen.
    "Mach das da mal sauber", befahl er kurz angebunden und erst als er sah, dass der Junge hilflos mit den blutigen Instrumenten in der Hand dastand, erbarmte er sich und zeigte ihm wie. Er ließ sich eine Schüssel mit heißem frischen Wasser geben. Dahinein gab er einen ordentlichen Schuss Essig. Dann wusch er den ersten Wundhaken in dem bereits durch das Händewaschen und die Wundreinigung verunreinigten Wasser aus. Anschließend tauschte er ihn in das saubere Wasser und bewegte ihn dort einige Male. Mit einem frischen Tuch trocknete er das Instrument ab und schob sie in das Futeral zurück. "So macht man das. Besser wäre noch eine Flamme über der man diejenigen Teile reinigen könnte, die Kontakt zur Wunde haben. Meinst du, du kannst eine Öllampe oder eine Kerze besorgen?"


    Während Kaeso zunächst die Instrumente reinigte und dann auch noch eine Öllampe besorgte, wandte sich der Chirurgicus seinem zweiten Patienten zu. Er trat an den Helvetier heran und klopfte ihm mehr oder minder zärtlich auf die Wangen. "Helvetius Curio! Hörst du mich?" Und als dieser nicht reagierte, versuchte es Balbus noch zwei weitere Male, wobei die Härte der Streiche zunahm. "Hörst du mich?" "Mach die Augen auf, Helvetius!" - Keine Reaktion.
    Der Chirurgicus kniff den Bewusstlosen in den Oberarm, dann drückte er ihm den Fingernagel in die weiche Haut zwischen Oberlippe und Nase - keine Reaktion. Zuletzt nahm er einen seiner Wundhaken und piekte Curio in die Fingerbeere des Zeigefingers. Unwillig stöhnte der Aedil auf und zog die Hand weg, doch öffnete er die Augen nicht und schien auch sonst nicht ansprechbar.
    "Nun denn", sagte Gavius Balbus mit einem Grinsen zu der blonden Frau des Aedils. "Dann kann ich mir wenigstens die Betäubung sparen."


    Kaeso, der inzwischen die Instrumente in der Flamme gereinigt und wieder eingeräumt hatte, wurde angewiesen sich an den Kopf des Aedils zu stellen und diesen festzuhalten. Das Holzstück lag griffbereit, falls doch noch Leben in den Patienten käme.
    Balbus nickte der Frau des Aedils zu. "Jetzt kannst du die Abdeckung wegnehmen."
    Er sah auf die durch die aufklaffende Wunde sichtbare Schädelkalotte. "Es bleibt mir auch nichts erspart, nicht wahr?", murmelte er griesgrämig und nahm erneut einen tiefen Schluck aus der Weinkaraffe. Dann reinigte er die Wunde. "Siehst du, Junge, dort ist ein Stück des Schädelknochens abgesplittert. Er hat noch mal Glück gehabt, dass er so einen Dickschädel hat. Sonst sähe es düster aus für ihn. Das Stück muss entfernt werden, die Knochenränder gereinigt. Du nimmst die Wundhaken und hältst mir die Haut weg. Los, fang an!"
    Der Chirurgicus dultete keine Widerrede.

    Alpina folgte der Hausherrin. Tatsächlich war alles schon vorbereitet. Die Hebamme wusch die Hände und nahm dann die vaginale Untersuchung vor. Der Tastbefund war passend zum Stand der Schwangerschaft. Eigentlich völlig normal, vielleicht war der Muttermund eine Spur zu weich. Alpina versuchte sicherzugehen, ob sie eine Lücke ertastete, verwarf den Gedanken dann aber wieder.
    "Alles in Ordnung, Octavena. Streng dich nicht zu sehr an und sorg dafür, dass du nicht schwer hebst. Ansonsten können wir zuversichtlich in die Zukunft sehen. Ich komme in 4 Wochen wieder, dann sehen wir weiter. Was nimmst du gegen die Übelkeit? Ich habe hier ein Öl, das aus der Mentha piperita gewonnen wurde. Du kannst daran riechen oder es dir mit anderem Öl verdünnt auf den Hals reiben. Der Duft vertreibt häufig die Übelkeit."


    Sie stand auf. "Wenn es sonst keine Fragen gibt, sehen wir uns in 4 Wochen".


    Publius Gavius Balbus


    Die gewünschten Hilfsmittel wurden gebracht. Balbus wusch sich die Hände, nahm einen kräftigen Schluck Wein und stellte die Karaffe in greifbare Nähe.
    Als die Hebamme mit dem Inhalt seiner Satteltaschen zurückkehrte, machte sich der Chirurgicus sogleich an die Arbeit. Er entrollte das lederne Futteral in dem seine Instrumente waren.


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    Dann rief der den Jungen her, der tatenlos an einer Wand lehnte. "He du da, Junge! Komm her! Ich brauche deine Hilfe!" Balbus wartete bis der schwarzhaarige Junge bei ihm war. Er drückte ihm ein flaches Holzstück in die Hand. "Knie dich an den Kopf dieses Mannes. Noch ist er nicht bei Sinnen. Aber wenn ich erst anfange, wird er vermutlich schnell wach werden und sich wehren. Das was ich hier mache ist schmerzhaft. Halte ihn gut fest und drück ihm dieses Holzstück in den Mund, damit er daraufbeißen kann. Bist du fertig? Los geht´s!"


    Der Chirurgicus nahm einen Wundhaken und fädelte ihn in den einen Wundrand ein. Zu Alpina gewandt befahl er: "Hier! Halte das!"
    Dann nahm er einen zweiten Wundhaken und fädelte ihn in die andere Seite. Er zog die Wunde damit auseinander. Blut quoll hervor und Malleus bäumte sich auf. Er röchelte, versuchte sich zur Wehr zu setzen und spuckte Blut. "Festhalten!" Zischte der Wundarzt zornig dem Jungen zu.
    Balbus wusch die Wunde aus. Man konnte das von der Spitze des Gladius zersprengte Stück der Rippe sehen. Der hagere Chirurgicus griff sich eine Zange und begann in der Wunde nach dem Knochenstück zu tasten. Das Röcheln des Patienten steigerte sich zum Schreien. "Nun drück ihm schon das Holz ins Maul, Junge!" fuhr Balbus Kaeso an.


    Alpina hielt zitternd den Wundhaken und goss immer wieder ein wenig Essigwasser in die Wunde, damit der Chirurgicus sehen konnte, was er tat. Nach einiger Zeit schien er das Knochenstück so reponiert zu haben, dass er zufrieden nickte. "Kannst loslassen" instruierte er die Hebamme. Zu Kaeso jedoch sagte er. "Du noch nicht. Ich nähe jetzt die Wunde und auch gleich noch die am Arm. Also bleibst du in Position und hältst ihn weiter fest. Es wird nochmal ungemütlich."


    Unter Alpinas Assistenz nähte er die Wunde an der Brust und auch den Schnitt am Arm. Als er den letzten Faden mit dem Skalpell durchtrennt hatte, nickte er Kaeso grinsend zu. "Gut gemacht, Jüngelchen! Das ist doch mal was anderes für einen Mann wie dich als Schwangere und alte Weiber mit Blümchen und Kräutlein zu versorgen, oder? Hier ist ein ganzer Kerl gefragt. So einen blutenden Fleischberg zusammenflicken ist Männersache!"
    Balbus rieb seine blutigen Hände an einem Tuch ab.
    "Wir sind noch nicht fertig. Da drüben wartet noch Arbeit. Magst du mir dabei helfen? Dann kann die Kräuterfrau diesen Mann hier in Schlaf versetzen. Ruf mal die Leibwächter, damit sie ihn wegtragen. Er wird einige Zeit brauchen bis er wieder seinen Brustkorb einem Gladius als Zielscheibe hinhält."

    Gavius Balbus warf Alpina einen spöttischen Blick zu. "Gib ihm ein wenig von deinen schmerzlindernden und schlaffördernden Opiumtränen. Aber nicht zu wenig. So ein Kerl wie er verträgt was!"