Beiträge von Susina Alpina

    Es war herzzerreißend wie der hartgesottene Soldat in Sorge um das kleine Mädchen beinahe verging. Die Raeterin begann ihm zu erklären was zu erwarten war.
    "Du hast das Brodeln im Brustkorb gehört. Dort sammelt sich das Sekret also die Medici wie Hippokrates und Celsus würden sagen, dass sich dort Phlegma ansammelt. In ihrem Fall ist es so viel Phlegma, dass es die Luftwege verstopft, sie bekommt obwohl sie atmet nicht mehr genug Luft. Alpina zeigte auf die zyanotischen Lippen und die bläulichen Fingernägel. Dazu mischt sich nun Blut unter das Phlegma. Wir müssen versuchen, das Phlegma zu eliminieren. Die Medici im Valetudinarium haben es durch Aderlässe versucht. Aber das schwächte Esquilina zusätzlich. Ich möchte es über Tränke, Umschläge und Vibrationsmassagen versuchen."


    Alpina lächelte die kleine Esquilina sanft an. Der Blick des Mädchens war im Augenblick nicht so vom Fieber verschleiert sondern klarer. Sie sah den Mann an ihrer Seite und die Hebamme abwechselnd mit müden Augen an.
    "Wenn du wieder ein wenig Zeit hast, Iulius Licinius, dann würde ich dich bitten mich darin zu unterstützen, dass Esquilina besser abhusten kann."


    Sie demonstrierte die Vibrationen mit beiden Händen auf dem mageren Brustkorb der Kleinen, der sich von der Antstrengung Luft zu bekommen hektisch hob und senkte. Die Vibrationen erzeugten schnell ein rasselndes Atemberäusch und dann postwendend einen Hustenschwall. Ganz selbstverständlich half Licinus Esquilina sich aufzusetzen und stützte ihren Rücken während das Mädchen das hervorproduzierte Sekret auspuckte. Alpina lobte die Kleine, die vor Schmerzen jammerte. Nicht nur das Husten tat weh, sicher hatte das Mädchen auch Gliederschmerzen.
    Während Esquilina saß klopfte Alpina sanft den Rücken des Mädchens ab. Nach einer Weile folgte eine erneute Hustensalve und wieder eine Menge rostrotes Sputum. Dann sank Esquilina erschöpft in die Kissen zurück.


    Die Hebamme legte die Hände an die Flanken der Kleinen und forderte sie auf tief in ihre Hände zu atmen. Erklärend sah sie den Praefectus castrorum an..
    "Durch das Phlegma, das die Atemwege verstopft sind bestimmte Regionen der Lunge unbelüftet. Das verschlimmert die Situation. In diesen Regionen sammelt sich noch mehr Phlegma an. Wenn du mich unterstützen möchtest, dann vibriere und klopfe ihren Brustkorb in den Phasen in denen Esquilina wach ist. Danach fordere sie auf tief in die entfernten Regionen der Lunge zu atmen. Wenn sie allerdings schläft, müssen wir froh sein, denn er ist wichtig für den Heilungsprozess. Möchtest du den ersten oder den zweiten Teil der Nacht übernehmen?"

    Die Hoffnung auf eine Besserung des Zustandes der kleinen Esquilina war Iulius Licinus deutlich anzuhören als er sich neben sie setzte.
    "Sie hat Phasen in denen sie wacher ist und dann wieder heftige Fieberschübe. Insgesamt ist das Fieber etwas gesunken. Dafür aber zeigen sich jetzt die Symptome der Lungenentzündung. Schleimrasseln in der Brust und Husten."


    Alpina zeigte Licinus wie er sein Ohr auf den Brustkorb der Kleinen legen musste, damit er die Rasselgeräusche wahrnehmen konnte.
    "Gut so. Hörst du wie es brodelt in ihrer Brust? Ich versuche durch Brustwickel und leichte Klopfmassage den Schleim zu lösen, damit sie abhusten kann."


    Wie aufs Kommando begann Esquilina zu husten. Kehlig und röchelnd. Alpina griff ihr unter den Oberkörper und zog sie ein wenig hoch, damit sie sich leichter tat beim Husten. Esquilina spuckte rostbraunes Sputum in das bereitgelegte Tuch und fing zu weinen an. Dann schien sie Licinus wahrzunehmen. Sie streckte die Hand nach ihm aus.


    Alpina besah sich das Tuch. Die Krankheit war ins nächste Stadium übergegangen. Die Kleine spuckte Blut mit aus.

    Dankbar nickte Alpina als Curio bekräftigte, dass er überzeugt davon war seinen Bruder wiederzusehen. Ja, sie durfte nicht zweifeln. Was blieb ihr auch anderes übrig.


    Und als Curio über seinen Vater sprach, rief sie sich den Alten Primus Pilus ins Gedächtnis. Er war ein harter Knochen und sie hatte keinen Zweifel daran, dass es keinem der Kinder leicht gefallen war ihn zu lieben. Vielleicht war es bei Lana, weil sie ein Mädchen und er schon ein wenig altersmilde war, anders, aber die Söhne hatten mit Sicherheit alle die harte Hand des Vaters gespürt. Alpina sah die vielen Narben auf Corvinus Rücken vor sich, die die Vitis in seine Haut geschlagen hatte. Vorsichtig sprach sie das Thema an.
    "Ich habe auf Corvinus Rücken die Striemen der Vitis gesehen. Er hat ihn geschlagen bis es blutete, Curio! Hat er dasselbe auch mit dir gemacht?"


    Auf das Opfer angesprochen, senkte Alpiina demütig das Haupt. "Ich will alles so machen wie du es mir aufträgst. Lehre mich die richtigen Worte und sag mir was ich besorgen und vorbereiten soll. Kränze und Wein sind schnell vorbereitet, aber benötige ich noch etwas anderes? Soll Ursicina dabei sein oder werde ich allein mit dir vor das Lararium treten?"


    Die raetische Hebamme setzte große Hoffnung in das Opfer an die Götter und glaubte fest an den besonderen Draht ihres Schwagers zu den Göttern. Ebenso wie seine Frau, ihre Freundin Runa, hatte er diese besondere Gabe mit den Überirdischen zu kommunizieren. Sie selbst konnte nur darauf vertrauen, dass er die richtigen Worte für sie wählen würde.

    Zitat

    Original von Curio: Und natürlich lebt Lucius noch. Wir müssen einfach nur daran glauben, dann kann ihm nichts passieren. Er ist zäh, bestimmt mit Abstand der Zäheste in meiner Familie und er wird zurückkommen.


    Woher nahm er diese Sicherheit? Ja, bisher war er jedes Mal zurückgekommen - mehr oder weniger intakt. Dass Corvinus zäh war stimmte schon auch, aber dieses Mal empfand sie seine Abwesenheit als noch viel schlimmer. Vermutlich weil die Verantwortung des Mutter-seins auf ihr lastete. Sie war nicht mehr allein. Ursicina war da und ihre Tochter sollte auch einen Vater haben.
    Alpina ließ den Kopf hängen.
    "Wenn du es sagst...", murmelte sie.


    Dann sprach Curio von seinem Vater und dessen Zorn auf ihn, weil er ausgebrochen war und sich nicht den Vorstellungen des "Alten" gebeugt hatte. Es war mehr als deutlich, dass dieses Thema noch nicht verarbeitet war. Alpina sah auf, suchte die Augen des Schwagers und erwiderte den Druck seiner Hand.
    "Du hast dich mit ihm nie darüber ausgesprochen, nicht wahr?"


    Das Angebot mit dem Opfer an Mars und Mercurius nahm Alpina dann dankend an. Sie konnte ohnehin nichts anderes machen als zu warten und zu beten. Die Götter würden Corvinus begleiten und ihn sicher nach Hause bringen, wenn sie nur ein schönes und großes Opfer für sie zelebrieren würden.
    "Das möchte ich. Du musst mir sagen, welche Art Opfer angemessen ist für das Leben meines Mannes. Du kannst dir vorstellen, dass ich meine letzte Tunika dafür geben würde, dass er zu Ursi und mir zurückkehrt."
    Sie lauschte wieder und nickte dann zu seiner Aussage bezüglich des Mithraskultes.
    "Nein, Mithras wird Corvinus selbst opfern müssen, wenn er hoffentlich zurückkehrt. Wir wollen uns auf Mars und Mercurius beschränken. Danke, Curio!"
    Mit aufrichtigem Dank drückte sie die Hand ihres Schwagers. Wie froh sie war, dass er da war und ihre Sorgen verstand.

    Es dauerte einige Zeit, bis Alpinas Tränenstrom versiegte. Sie wälzte im Kopf was sie sagen sollte, denn Curio konnte ja nichts dafür, dass Corvinus nicht da war. Und nun musste er den Kummerkasten spielen. Irgendwann konnte sie sich lösen. Sie schob ihm einen Stuhl hin und setzte sich selbst auf die Kante des großen Bärenbettes. Mit einem Tuch, das sie sonst für Ursi benutzte putzte sie sich die Nase und ließ die Schultern hängen.
    "Es tut mir leid, dich mit meinem Kummer zu belästigen, Curio. Vermutlich ist es nur die Erschöpfung. Wenn ich erst richtig geschlafen habe, wird es schon wieder gehen", sagte sie. "Er fehlt mir so. Und noch viel schlimmer ist, dass ich noch nicht mal weiß, ob er noch lebt."


    Wieder traten Tränen in Alpinas Augen. Sie griff nach dem Lunulaanhänger, den Corvinus ihr geschenkt hatte. Ein Blick zur Hängewiege bestätigte der Raeterin, dass Ursicina noch schlief. An der Wiege hing in einem Säckchen die Bärenkralle, die Corvinus seiner Tochter als Erinnerung an sich dagelassen hatte. Mehr hatte sie nicht von ihm. Curio war der Kleinen mehr zur Vertrauensperson geworden als es der eigene Vater war.
    "Sei froh, dass du nicht in die Fußstapfen deines Vaters getreten bist. Es war allemal besser sich seinen Zorn zuzuziehen als die meiste Zeit von Frau und Kind getrennt leben zu müssen. Was für ein grausamer Beruf, in jeder Hinsicht."


    Sie tupfte wieder einige Tränen fort, die sich erneut im Augenwinkel bildeten. "Diese Unsicherheit, ob ich ihn wiedersehen werde, zermürbt mich. Ob er jemals wieder in diesem großen Bett an meiner Seite liegen wird?"
    Ihre Hände krampften sich um das Tuch, der feuchte Blick traf den Schwager.

    Es war nicht Neman. Curio stand vor ihr. Entgeistert sah Alpina ihren Schwager an. Sie hatte nicht mit ihm gerechnet. Die Frage ob alles in Ordnung sei, wollte sie reflexartig mit ja, klar! beantworten, doch ein Blick in seine Augen sagte ihr, dass sie ihm nichts vormachen konnte. Sie musterte ihn und suchte nach den Gemeinsamkeiten mit Corvinus. Die Augenpartie und die geschwungenen Lippen beispielsweise, aber auch die Haarfarbe verrieten die familiäre Beziehung der beiden Männer. Wenn auch Curio deutlich schmächtiger gebaut war und eher Eleganz in den Bewegungen zeigte wie seine Mutter Timarcha. Corvinus grobschlächtiger Körperbau und bärenhafteTolpatschigkeit hingegen gingen eher auf die väterliche Linie zurück.


    Tränen traten erneut in Alpinas Augen als sie diese Vergleiche zog und unweigerlich das Bild ihres Geliebten vor ihrem geistigen Auge auftauchte. Sie schluckte schwer.
    "Danke, dass du fragst, Curio. Es ist wohl die Erschöpfung. Die Behandlung der kleinen Esquilina ist kräfteraubend und erschöpfend, dazu die Sorge um die Kleine. Ich muss immer wieder daran denken, dass es auch Ursi sein könnte, die dort so schwer fiebernd mit der Dea Febris um das Weiterleben kämpft..."


    Alpina stockte, die erste Träne rollte über ihre Wange. Schnell wischte sie sie fort. Doch aus dem anderen Auge tropfte sofort der nächste Salzwassertropfen.
    "...und dann ist da noch die Sorge um Corvinus..."


    Es war raus. Und mit diesem Satz öffneten sich die Schleusentore und Alpina fiel ihrem Schwager schluchzend um den Hals. Sie drückte das Gesicht an seine Schulter und durchnässte in kurzer Zeit die edle Tunika.

    Das Klopfen an der Cubiculumtür vernahm Alpina wie durch einen Nebel. War es Neman? Ging es der kleinen Esquilina schlecht? Die Hebamme rieb mit dem Handrücken die Tränen weg und trocknete sich mit dem Tunikaärmel notdürftig die Nase.
    "Ja?", fragte sie vorsichtig. "Bist du das, Neman? Ich komme schon."


    Sie stand auf und ging zur Tür.

    Die Behandlung der kleinen Esquilina forderte Alpinas ganze Aufmerksamkeit und erschöpfte ihre Kräfte bis an die Grenze der Belastbarkeit. Nach der zweiten Nacht in Folge mit wenig Schlaf begab sich die Hebamme am darauffolgenden zweiten Tag in ihr Cubiculum. Esquilina schlief gerade einen unruhigen Fieberschlaf, Neman war an ihrer Seite. Für Alpina eine Atempause. Die Verantwortung lastete schwer auf ihr. Das Kind war noch immer dem Tod näher als dem Leben.


    Für Ursicina hatte sie kaum Zeit gehabt seitdem Esquilina gebracht worden war. Als sie nun ein wenig Zeit mit ihr verbringen wollte, musste Alpina feststellen, dass Ursi gerade ihren Mittagsschlaf machte. Runa hatte sie liebevoll zugedeckt und war dann gegangen. Mit zärtlichem Blick betrachtete sie das schlafende Kind. Sie sah in ihren Gesichtszügen das Ebenbild von Corvinus. Schwer legte sich die Wehmut und die Sehnsucht auf Alpinas Schultern und drückte sie nieder. Sie setzte sich auf die Bettkante, barg das Gesicht in den Händen und weinte heiße Tränen. So sehr vermisste sie ihren Bären. Seine starken Schultern, sein liebevolles Lächeln, seinen wundervollen Humor. Sie hasste die Nächte allein im kalten Bärenbett, nicht wissend wo er war und wie es ihm ging. Nicht einmal sicher zu sein ob er noch lebte, brach ihr das Herz. Ursi war inzwischen 9 Monate alt. Seit mehr als einem halben Jahr hatte Alpina keine Nachricht von Corvinus. Kein Lebenszeichen, kein Brief, nichts. Der Tränenstrom schwoll an, ab und an war ein Schluchzen zu hören.

    Susina Ursicina


    Ursicinas Empörung über den Diebstahl an ihrem Brei war nur von kurzer Dauer. Als der Löffel tatsächlich die Kurve auf ihren Mund nahm, verebbte das Geschrei und die Lippen öffneten sich. Nun war es dem lieben Onkel Curio möglich noch drei weitere Löffel unterzubringen bis ihre Aufmerksamkeit von etwas anderem angezogen wurde. Ursi streckte die mit Brei bekleckerten Finger aus und versuchte eine Haarsträhne Curios zu ergreifen. Sie beugte sich weit nach vorne und erreichte schließlich ihr Ziel. Mit schelmischem Grinsen verteilte sie den Brei in der Haarpracht des Onkels.


    Jeder weitere Versuch einen Löffel Brei in den Kindermund zu schieben wurde abgeblockt durch Kopf drehen, mit der Hand abwehren oder Geschrei. Es wurde nur zu deutlich, dass Ursi der Meinung war, dass die Fütterstunde beendet war. Sie begann unruhig auf Roderiqs Schoß herumzuwackeln und ihre kindlichen Fingernägel in den Arm des überforderten Mannes zu graben.

    Susina Ursicina


    Der erneute Schoßwechsel irritierte Uriscina nur kurz. Sie hatte sich vorgenommen, den netten Onkel zu prüfen. Beharrlich verweigerte sie dem Löffel den Mund zu öffnen. Dann aber geschah etwas Unerhörtes. Onkel Curio schob sich selbst den Löffel mit Ursis Brei in den Mund! Zunächst konnte die Kleine es gar nicht fassen, dann aber holte sie hörbar tief Luft und begann ungehalten zu schreien. Sie warf sich nach vorne in Richtung auf den Löffel, der soeben im Mund des Aedituus verschwunden war. Roderiq hatte größte Mühe, das aufgeregt zappelnde Kind auf seinem Schoß zu halten.


    Als Curio den Löffel erneut in den Puls tauchte und wieder in Richtung seines Mundes führte, wurde aus dem empörten Schreien ein markerschütterndes Weinen. Ursi verzweifelte an der Grausamkeit ihres Onkels. Sie streckte die Ärmchen aus und bettelte darum, dass er ihr diesen Löffel geben solle. Tränen glitzerten in ihren Augen. Die Dramatik in ihren Gesten und ihrer Mimik war kaum zu überbieten.

    Zitat

    RE: IR-Treffen - NICHT in Berlin Falls ein passendes Rahmenprogramm mehr Interessenten anlocken kann, bieten sich natürlich Veranstaltungen an den genannten Orten an. Die Saalburg hätte da am 15. und 16. Mai was im Angebot (http://www.saalburgmuseum.de/jahresprogr.../culinaria.html). Xanten bietet am 25. und 26. Juni volles Programm (http://www.apx.lvr.de/de/ihr_besuch/vera...emerfest_1.html). In Mainz wird es Anfang September was geben. Bisher hier nicht erwähnt wurde Trier, wo es dieses Jahr eine Nero-Ausstellung gibt: http://www.nero-ausstellung.de/startseite/ Für die süddeutsche Gemeinde ist vielleicht auch noch die Landesgartenschau in Öhringen ein Tipp, denn da wird es mehrere Römerfeste geben (http://www.laga2016.de/veranstaltungen/veranstaltungen.html).


    Falls es keine Römerfeste sein müssen... Rosenheim hat eine Wikingerausstellung dieses Jahr. Die Ausstellungen im Lokschuppen sind immer großartig und sie läuft bis November! :D

    Es war bewegend zu sehen wir der Iulier, immerhin ein Mann mit viel Lebenserfahrung und der notwendigen soldatischen Härte, weich wurde angesichts des kranken Kindes. Als er das Cubiculum in Richtung der Castra verließ, blieb Alpina noch eine Weile bei Esquilina sitzen. Der Einlauf und die Wickel zeigten Wirkung. Die Kleine schlief nun ruhiger, sie glühte nicht mehr gar so, auch wenn sich die Haut noch immer heiß anfühlte. In diesem Zustand würde sie Esquilina für eine Weile anderen überlassen können


    Alpina instruierte sie Neman und Runa, was sie tun konnten, während sie selbst sich für ein paar Stunden hinlegen würde. Sie verbot Runa den direkten Kontakt mit Esquilina, da sie Angst hatte, die Freundin könne sich im fortgeschrittenen Zustand ihrer Schwangerschaft anstecken. Allerdings nahm sie Runas Angebot dankend an, sich an der Zubereitung von Tränken oder einem Sud für die Umschläge zu beteiligen. Auch konnte sie die Kinderfrau entlasten indem sie sich um Ursicina kümmerte, während Neman die kleine Esquilina versorgte. Natürlich bat Alpina darum jederzeit geweckt zu werden, wenn Esquilinas Zustand sich verschlimmerte oder sie nach ihr verlangte.



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    Nach ein paar Stunden der Erholung betrat die Kräuterfrau erneut das Cubiculum. Es duftete nach Thymian. Neman hatte gerade einen Trank zubereitet und wartete, den Becher in der Hand darauf, dass die heiße Flüssigekeit abkühlte.
    Alpina trat hinzu.
    "Wie geht es unserer Patientin?", wollte sie wissen.
    "Sie hat eine Weile lang tief geschlafen, aber jetzt steigt das Fieber wieder und vorhin hat sie angefangen zu husten. Trocken und hart. Deshalb habe ich den Thymiantrank gekocht."
    Neman sah das blasse Kind traurig an.


    Die Hebamme nickte. Sie nahm die Hand des Kindes und sah die lividen Lippen und die bläulichen Fingernägel. In diesem Moment begann Esquilina wieder zu husten. Es war ein kraftloser Husten und obwohl sie viel hustete löste sich kein Schleim. Mit müden, rotgeäderten Augen blickte das Kind die zwei Frauen an, die an seinem Bett saßen. Zum Sprechen schien sie keine Kraft zu haben.
    "Hast du Honig hineingegeben?", fragte sie. Neman schüttelte den Kopf.
    Gemeinsam warteten sie ab, bis die Flüssigkeit auf Trinktemperatur abgekühlt war. Neman holte Honig und gab einen Löffel voll in den Sud. Dann polsterte Alpina Esquilinas Rücken mit Kissen aus, so dass sie halbwegs aufrecht sitzen konnte. Mit dem Löffel flößte sie ihr den Thymiantrank ein.


    Im Verlauf des Nachmittags wurde der Husten schlimmer. Alpina hielt der Kleinen ein Tuch hin und bat sie den Auswurf in das Tuch zu spucken. Sie wollte die Färbung sehen. Der Auswurf war gelblich-grün, noch keine Anzeichen von Blut. Es bestand also die Hoffnung, dass es sich nur um eine schwere Bronchitis handelte. Gegen Abend stieg das Fieber wieder an und Alpina bereitete erneut salzhaltiges Wasser für die Wadenwickel vor. Esquilina lag in einem unruhigen Fieberschlaf als Iulius Licinus kam. Ihre Lippen waren aufgesprungen, sie brabbelte unverständliche Laute. Alpina sah zu dem Praefectus castrorum auf. "Salve Iulius Lininus."
    Neman schob ihm einen Stuhl hin.

    Es ist ja nicht so, dass ich nicht auch weiter fahren würde. Aber es müsste das Rahmenprogramm stimmen und ein paar mehr Leute sein als zwei damit ich 600 km fahre. ;)
    Ganz abgesehen davon dass ich Xanten schon kenne. :D

    Susina Ursicina


    Der Lacherfolg, den Ursicina erntete, als der Löffelinhalt auf der Tunika des Onkels landete führte zu einem glucksenden Kinderlachen. Die summende Biene wurde mit Interesse verfolgt und schnell war der Löffel auch in ihrem Mund verschwunden. Doch dann hatte die schlaue Kleine den Trick durchschaut und sorgte für einen weiteren Breiklecks auf der Tunika des Aedituus.
    Der Wechsel auf Runas Schoß sorgte zunächst für Verunsicherung bei Ursi, dann jedoch schien das Spiel mit veränderten Rollen fortgeführt werden sollen. Neu gefüllt und in Schlangenlinien näherte sich der Löffel erneut dem Kindermund.


    Ursi beobachtete ihn bis er kurz vor ihrem Mund war - ohne die gewünschte Öffnung desselben. Der Holzlöffel stieß an die geschlossenen Lippen der Kleinen. Auch ein zweiter und dritter Versuch scheiterten. Ursi schüttelte sogar heftig den Kopf. Zwischen ihren Augenbrauen zeigten sich zwei senkrechte Falten. Eine Mimik, die Onkel und Tante womöglich von der Mutter der Kleinen kannten, wenn sie etwas strickt ablehnte.
    Herausfordernd sah Ursi ihren Onkel an. Er würde sich schon was Besseres einfallen lassen müssen.

    Es war gut zu hören, dass Runa und Curio offenbar zuversichtlich in ihre gemeinsame Zukunft als Eltern blickten. Mit einem vernehmlichen Stich in der Herzgegend stellte Alpina fest wie sehr sie Corvinus vermisste.
    Als Runa es dann mit der Untersuchung nicht eilig hatte, lehnte die Raeterin sich zurück und ließ den Blick schweifen. Sie war lange fort gewesen und das Zurückkommen war mit Wehmut verbunden. Sie würde ihr Leben ohne Corvinus führen müssen. Wer weiß wie lang das so bleiben würde. Ursi brabbelte unbekümmert und fröhlich. Sie kannte es ja auch nicht anders. Ihren Vater hatte sie bestimmt schon vergessen....

    Susina Ursicina


    Ursi protestierte zunächst lautstark als Runa sie wieder auf den Schoß des Onkels setzte. Sie kannte die Tante eben besser, war schon häufiger auf ihrem Schoß gesessen und hatte somit mehr Vertrauen zu Runa. Doch als sie erkannte, dass sie deshalb bei Curio geparkt wurde, weil es für sie einen Puls mit Obst geben sollte, strahlte sie wieder und streckte die Ärmchen nach dem Löffel aus. Sie beugte sie soweit vor, dass die Gefahr bestand vom Schoß des Onkels zu purzeln. Alles nur aufgrund der Gier nach dem Löffel mit dem begehrten Inhalt.


    Ursi sperrte bereitwillig den Mund auf. Der erste Löffel landete in dem kleinen Mäulchen. Auch die nächsten beiden Löffel fanden noch halbwegs ihr Ziel. Dann jedoch entschied Ursi, dass sie genug gegessen hatte und das Spiel mit der Tante langsam langweilig wurde. Sie drehte den Kopf weg, was den Inhalt des Löffels beinahe in ihr rechtes Ohr befördert hätte. Einen Augenblick lang verharrte die Kleine in der Position bevor sie vorsichtig einen Blick riskierte, wie die Tante wohl auf ihre Weigerung reagieren würde.

    Susina Ursicina


    Auf dem Arm ihres Onkels fühlte sich Ursicina sichtlich wohl. Sie folgte im Kräutergarten dem ausgestreckten Zeigefinger Curios und besah sich alles, was er ihr zeigte ohne die Worte zu verstehen, aber wohl mit der sichbaren Freude darüber, dass ihr jemand so viel Aufmerksamkeit schenkte. Als er denn auf die Gestalt hinter den Vorhängen deutete, streckte ihrerseits Ursi den kleinen Zeigefinger aus und quitschte fröhlich. Sie hatte die Tante erkannt. Nun bog sich die Kleine auf dem Arm und streckte die Hände in Richtung der Tante aus. Es war offensichtlich, dass sie zu dieser wollte.


    Am Tisch wurde es geschäftig und die Kleine sah von einem zum anderen während Gwyn und Acanthos das Geschirr und das Essen brachten. Sie war sichtlich unruhig und stieß unartikulierte Laute aus, die irgendwo zwischen Vorfreude und ungehaltener Ungeduld lagen. Erst kürzlich hatte Alpina damit begonnen Ursi neben der Muttermilch erste gemuste Nahrung zu geben. Zusätzlich zu dem üblichen Puls gab es nun auch zerdrücktes Obst und Gemüse. Und auch wenn das Füttern mit dem Löffeln noch schwierig war und das Treffen des kleinen Mundes einem Glücksspiel glich, so schien die Kleine doch zu verstehen, dass es wohl auch für sie jetzt etwas zum Essen geben würde. Der Onkel hatte seine liebe Not damit, die Nichte festzuhalten bis alle saßen und er sie entweder selbst auf den Schoß nehmen konnte oder aber seiner Frau weiterreichen konnte.