Als die Freundin zu Boden sah und äußerte, dass sie Angst davor hatte, eigene Kinder zu bekommen nach dem, was sie bei der Geburt der kleinen Ursicina erlebt hatte, drückte Alpina ihre Hand ganz fest.
"Ich kann deine Furcht verstehen und leider muss ich auch sagen, dass es in deinem jungen Alter noch gefährlicher ist als in meinem reifen Alter." Alpina war immerhin schon bald 21. Runa noch ein junges Mädchen. "Meine Mutter hat mir dringend geraten, zu warten mit der ersten Schwangerschaft und nach meiner eigenen Erfahrung als Hebamme und Mutter kann ich das gut heißen. Von mir wird aber auch nicht erwartet eine Dynastie voranzubringen. Ich bin die Geliebte eines Soldaten, das Kind unser Schicksal, weder geplant noch für eine große Karriere vorgesehen. Auch wenn ich einen Sohn geboren hätte, wäre er Peregriner wie ich und somit nicht wichtig für das Ansehen der Helvetier. Ich habe dir schon einmal angeboten, dass ich weiß wie man eine Schwangerschaft verhinden kann... " Alpina führte das Thema nicht weiter aus. "Das wird aber vermutlich nicht für dich und Curio in Frage kommen. Ich kann dir nur sagen, dass es sehr positive Geburten gibt. Die von Octavena war keine schwere und komplizierte Geburt. Aber in den Cabanae und auch in so manchem anderen Haus der Stadt habe ich schon Dramen erlebt. Das gehört zu meinem Beruf. Die Götter entscheiden über unser Schicksal und das unserer Kinder.... und noch sind Alruna und ich nicht über den Berg. Es geht uns gut, aber die ersten Wochen und Monate sind immer eine Herausforderung für Mutter und Kind. Du musst einfach darauf vertrauen, dass die Götter es gut mit euch meinen. Curio haben sie eine große Nachkommenschaft prophezeit. Wollen wir hoffen, dass damit eure gemeinsamen Kinder gemeint sind. Dann musst du wohl nicht befürchten, im Kindbett zu bleiben."
Sie drückte die Hand noch einmal fest und lächelte aufmunternd. Auf Runas indirekte Frage, ob sie eine furchtbare Ehefrau war, schüttelte Alpina energisch den Kopf.
"Nein, bist du nicht. Du bist die beste Frau, die Curio sich wünschen kann und er weiß das auch. Er wird deine Ängste verstehen und glaub´ mir, er wird auch Angst um dich haben, wenn es erst soweit ist, dass du in Wehen liegst. Das Glück, das ihr beiden in Händen haltet ist geliehen. Es kann schon bald vorbei sein. Dehalb halte diese Momente fest, halte ihn fest und genieße diese Zweisamkeit ohne darüber nachzudenken, was es für Folgen haben kann."
Sie hörte grinsend der Beschreibung der zweiten, ersten "richtigen" Nacht zu und nickte. Corvinus und ihr waren noch nicht viele solche Nächte vergönnt gewesen. Er war viel im Dienst und ihre Schwangerschaft hatte ihn wohl auch vorsichtig sein lassen. Alpina jedenfalls hoffte darauf, dass sich in einigen Wochen, wenn sein Dienst es zuließ, auch wieder Zeit für Zärtlichkeit einstellen würde.
"Es freut mich jedenfalls zu hören, dass es keine lästige Pflichterfüllung für dich ist und Curio es offensichtlich versteht, dir Freude zu bereiten. Da hast du viel Glück. Das ist sicherlich nicht die Regel. Ich höre ja oft die Klagen der Frauen und viele Männer sind nur wenig darauf bedacht, dass ihre Partnerin Spaß an der Sache hat. Das funktioniert in meinen Augen ohnehin nur, wenn man sich liebt. Andernfalls..."
Alpina sprach nicht zu Ende. In ihrer beruflichen Arbeit mit Frauen hörte sie viele Klagen über sexuelle Gewalt und männlichen Egoismus. Wenn gegenseitiger Respekt und Liebe fehlten war der Schritt klein zwischen "Überreden" zum Sex und Gewaltausübung um zu "seinem Recht" zu kommen. Nicht wenige der Kinder, die sie auf die Welt geholt hatte, waren das Erzeugnis sexueller Gewalt in der Ehe oder einer Vergewaltigung durch Fremde, Freunde oder Familienmitglieder. Abgründe taten sich auf, wenn man genauer hinsah. Doch damit wollte Alpina die junge Freundin nicht belasten, die sich ohnehin schon so viele Sorgen machte.
Aus der Hängewiege ertöte ein leises Jammern, das sich schnell zu einem ausgewachsen Schreien nach der Mutterbrust verwandelte.
"Möchtest du erleben, warum man so schnell die Scherzen der Geburt vergisst. Dann darfst du Alruna aus der Wiege holen und mir bringen. Riech einmal an ihr und halte sie ganz eng an deinem Körper. Das Gefühl ist wunderschön und unbeschreiblich wenn man ihr zusieht wie sie zufrieden trinkt. Ich könnte sie den ganzen Tag lang ansehen..."