Beiträge von Susina Alpina

    Alpina strahlte als Marcellus den Laden betrat.


    "Marcellus! Wie schön, dich zu sehen!. Warte, ich rufe Leonides, dann können wir uns in Ruhe unterhalten."


    Sie lief kurz in die Casa Atia und kam kurz darauf mit dem Sklaven wieder, der sie in der Taberna vertreten sollte.


    "So, nun komm mit! Lass uns in den Kräutergarten gehen.", forderte sie ihn auf und öffnete die Tür zur Casa.

    Marcellus überrumpelte Alpina mit seiner offenen Art. Er küsste sie so innig, dass ihr fast die Luft wegblieb. Als sie sich voneinander lösten, bemerkte sie die indignierten Blicke der Menschen um sie herum und lief feuerrot an. Oje, war ihr das peinlich.
    Marcellus hingegen war gleich weitergeeilt. Er musste sich ja um die Gladiatorenspiele kümmern. Alpina nickte nur noch auf seine Versicherung hin, wieder einen schönen Abend mit ihr verbringen zu wollen. Sie zog den Schleier tiefer ins Gesicht und hastete zu ihrem Sitzplatz.


    Als sie sich zur Summa cavea begeben wollte, entdeckte sie Curio, der sie entrüstet musterte. Gerade, dass er sie beim innigen Kuss mit Marcellus beobachtet hatte, war ihr besonders peinlich. Die ungewollte Aufmerksamkeit fühlte sich ungut an. Alpina mangelte es an Selbstbewußtsein, wie Marcellus es hatte. Während er sich nicht wirklch darum kümmerte, was andere über seine offen gelebte Liebe dachten, hatte Alpina als Frau einen guten Ruf zu verlieren. Was würden die Leute jetzt von ihr denken? Das sie eine Lupa war, die in aller Öffentlichkeit mit Männern poussierte? Sie versuchte sich so unsichtbar wie möglich zu machen und schlich ins Publikum zurück.

    Alpina freute sich, Marcellus über den Weg zu laufen. Sie versuchte zu lächeln.
    "Entschuldige, Marcellus. Es ist ein großartiges Spektakel! Ich gratuliere Dir zu der gelungenen Planung dieser Circusspiele. Für meinen Geschmack ist das Ganze nur etwas zu blutig. Mir tun einfach diese herrlichen Tiere leid, die ihre ferne Heimat in engen Käfigen verlassen mussten, um in der Ferne zu sterben. Ich würde sie lieber beobachten und sehen, wie sie sich in freier Natur bewegen. Es ist so schön, den geschmeidigen Gang eines Löwen oder Geparden zu betrachten. Und wie grausam, dann zusehen zu müssen, wie er vom kalten Eisen niedergemetzelt wird. Ich fürchte, es wird mir bei den Gladiatorenkämpfen nachher genauso gehen. Dennoch bleibe ich noch, denn es interessiert mich, die Physiognomie der Kämpfer und ihr Bewegungsverhalten zu beobachen. Für jemanden mit Anatomiekenntnissen ist ein Gladiator wie ein lebendes Anatomiebuch: man kann alle Muskeln sehen, die sonst unter der Kleidung verborgen sind. Das ist wie eine Lehrstunde."


    Sie hielt iihm lächelnd ihren Becher mit Posca hin. "Zum Wohl, Marcellus, mögen diese Circusspiele auch für Dich zum Erfolg werden!"

    Fand Alpina die Possenreißer und die inszenierte Schlacht der Gallier gegen die Legionäre des Caesar noch amüsant und lustig, so verging ihr bei den Tierhetzen schnell die Lust an dem blutrünstigen Spektakel. Zunächst hatte sie die exotischen und seltenen Tiere bewundert, die man wirklich nur selten zu Gesicht bekam. So sah sie an diesem Tag das erste Mal in ihrem Leben echte Löwen, Nashörner und Geparden. Doch als sie erkennen musste, dass diese beeindruckenden Tiere und wohl auch einige der Kämpfer das Spektakel nicht überleben würden, verließ sie die Sitzreihen, um sich bis zur nächsten Pause in den Gängen des Theaters die Zeit zu vertreiben.

    Alpina suchte den Kindsvater. Sie traf ihn in Gesellschaft an. Mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen gab sie ihm schon beim Eintreten zu verstehen, dass es Mutter und Kind gut ging.


    "Ich gratuliere! Du bist soeben Vater einer gesunden Tochter geworden! Jetzt beeil dich! Geh zu deiner Frau, sie wartet auf dich!"

    Alpina nickte.
    "Gerne hole ich deinen Mann. Er soll seine Tochter schließlich auch begrüßen dürfen. Doch leider muss ich dir sagen, dass die Geburt noch nicht ganz vorbei ist. Die Plazenta muss noch geboren werden und weil du bei der letzten Presswehe ein wenig eingerissen bist, werde ich die Wunde am Damm wohl auch noch mit ein oder zwei Stichen nähen müssen. Aber das können wir selbstverständlich ein wenig später machen. Jetzt hole ich den Vater."

    Alpina nickte mechanisch und ergriff das Skalpell. Dann durchtrennte sie mit einem schnellen Schnitt die Nabelschnur und ließ sie in die bereitsgestellte Schüssel ausbluten. Eine Weile beobachtete sie die junge Mutter und ihr Kind und genoss den Augenblick, den sie an ihrem Beruf am meisten liebte: wenn Mutter und Kind diese tiefe, innige Beziehung knüpften, die ein ganzes Leben lang halten würde.


    Als Octavena ihren Blick wieder von ihrer Tochter lösen konnte, fragte sie: "Möchtest du stillen oder hast du eine Amme für dein Kind?"


    Es war nicht nur deshalb wichtig, weil sie Octavena zeigen wollte, wie sie das Kind am besten anlegte, sondern auch weil das Saugen des Kindes an der Brust die Austreibung der Plazenta anregte. Würde Octavena nicht stillen, musste sie mit gezielten Massagen das Austreiben des Mutterkuchens zusätzlich anregen.

    Mit der letzten Presswehe kam das Köpfchen ganz zum Vorschein und auch die Schultern waren schnell hervorgeholt. Sanft glitt das kleine Wesen in Alpinas Hände. Sie hob es hoch und prüfte mit einem kritischen Blick, ob auch alles dran war. Das kleine Mädchen tat einen tiefen Schnauferer und begann dann zu quäken.
    "Es ist ein gesundes, kleines Mädchen! Gratuliere zur Tochter, Octavena!", antwortete Alpina erleichtert auf die Frage der Mutter.


    Das Baby war noch mit wenig Blut, vor allem aber der Käseschmiere bedeckt, die alle Kinder im Mutterleib umgab. Seine Hautfarbe war rosig, die Haut warf die üblichen Falten, die jedes Neugeborene hatte. Alles war ganz normal. Perfekt, wie Mutter Natur diesen kleinen Menschen geschaffen hatte. Sie wickelte das Kind in eines der bereitliegenden Tücher und legte es der erschöpften Octavena in den Arm.
    "Sieh´ da, deine Tochter", sagte sie und konnte sich an dem Anblick der überglücklichen Mutter mit ihrer süßen Kleinen gar nicht sattsehen.


    Während sich Mutter und Tochter gegenseitig begrüßten, nahm Alpina aus dem Korb mit ihren Utensilien einen Bindfaden, mit dem sie die Nabelschnur abband. Dann holte sie ihr Etui mit den Instrumenten hervor. Ihr ganzer Stolz war ein Skalpell mit einer Silberschneide. Sie hatte es extra für die Entbindungen anfertigen lassen. Es galt als schlechtes Omen, die Nabelschnur mit einer Eisen- oder Stahlklinge zu durchtrennen. Der Aberglaube besagte, dass ein Kind, das mit Eisen von der Mutter getrennt wurde, auch von einer eisernen Klinge getötet werden würde. Neben dem Skalpell mit der Silberklinge enthielt das Etui aber auch ein Schilfrohr. Mit der scharften Klinge angeschrägt war es fast ebensogut geeignet, um einen glatten Schnitt zu machen. In ihrer Heimat Raetia bevorzugten die Einheimischen diese Methode.
    Sie fragte deshalb Octavena, wie sie die Abnabelung gerne hätte. Eine Schere lag schließlich auch noch parat, doch diese war aus Eisen gefertigt.

    Gestern habe ich mir im Schreibwarenhandel das neueste Heft "Geschichte" gekauft. Bei dem Titel "Die Römer in Germanien" und dem Untertitel: "wie die Zivilisation nach Deutschland kam" konnte ich auch nicht anders. Auch wenn das Heft vielleicht keine großen Neuigkeiten bietet und bei der Textlänge auch nicht in die Tiefe gehen kann, sind die Bilder doch beeindruckend und ich werde heute sicher ein paar Stunden beschäftigt sein.

    Die Presswehen waren stark und Octavena tat ihr Möglichstes, um den Kopf des Kindes hervorzupressen. In den Wehenpausen atmete sie ruhig und erstaunlich geduldig. Alpina war beeindruckt, wie gut sie ihre Anweisungen umsetzte. Bei der dritten Presswehe spürte die Obstetrix, wie der Damm ein wenig Einriss. Das knirschende Geräusch wurde jedoch von Octavenas mark-und-beindurchdringendem Schrei übertönt. Nun war bereits die Hälfte des Köpfchens zu sehen.


    "Gleich hast du es geschafft, Octavena! Jetzt weiterpressen, nicht ruhig atmen, keine Pause machen! Weiterpressen!!!!


    Alpina gab Gunda erneut mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass sie Octavenas Knie noch weiter an den Bauch ziehen solle. Gleich würde der Kopf geboren sein, dann ging der Rest einfach und schnell.

    "Gut, Octavena! Du machst das hervorragend! Das Kind beginnt sich zu drehen. Es muss mit dem Hinterkopf zuerst kommen und es sieht so aus als ist es bald soweit. Nur Ruhe. Keine Panik. Wir schaffen das!"


    Alpina betete laut zu Juno Lucina. "Gütige Juno Lucina, Beschützerin der Gebärenden, Fackelträgerin, die den Kindern das Lebenslicht schenkt, sei gnädig. Hilf Octavena die Schmerzen zu ertragen und ihrem Kind das Licht der Welt zu erblicken. Gib den beiden Kraft und öffne den Schoß von Octavena."


    Wieder bäumte sich Octavena auf und schrie heiser. Alpina konnte spüren, wie sich das Kind drehte und nun mit dem Hinterkopf nach vorne lag. Die kleine Fontanelle war deutlich zu tasten. Jetzt begann die Austreibungsphase. Der Damm war schon sehr gespannt. Obwohl Alpina ihn mit Öl eingerieben und massiert hatte, war die Spannung so stark, dass sie befürchtete, dass Octavan einreißen würde. Sie dachte darüber nach, ob sie den Damm einschneiden sollte, um dem Kind den Durchtritt zu erleichtern, doch entschloss sich dann, lieber in Kauf zu nehmen, dass der er ein wenig einriss. Sie versuchte stattdessen, mit ihren Fingern den Damm sanft zu dehnen.
    "Wenn die nächste Wehe kommt, darfst du mitpressen, Octavena. Es ist gut jetzt. Das Kind ist bereit. Es wird Zeit, es ans Licht zu holen."


    Sie gab Gunda ein Zeichen, Octavena zu helfen, die Schenkel nach oben zu ziehen, um das Kind nach unten zu drücken. Dann wartete sie auf die nächste Wehe.

    Als Alpina sah, dass das Fruchtwasser seinen Weg nach draußen gefunden hatte, atmete sie tief durch. Sie reichte Octavena ein Tuch, damit sie das Fruchtwasser notdürftig abtrocknen konnte. Jetzt würde die anstrengendste Phase für die Gebärende beginnen.


    "Wir sollten langsam den Weg in deine Kammer antreten und Gunda bitten, uns zu unterstützen", sagte Alpina ruhig. Eile war nicht geboten, doch jetzt wo die gefüllte Fruchtblase kein Hindernis mehr darstellte, war anzunehmen, dass das Kind tiefer ins Becken trat. Vermutlich würden die Wehen bald sehr schmerzhaft werden. So schmerzhaft, dass Octavena schreien und flehen würde, dass sie hoffen würde, dass es bald vorbei ist. Doch diese Phase der Dehnung des Beckenbodens musste erst überstanden werden, bevor das Köpfchen ihres Kindes hervorgepresst werden konnte.


    Alpina führte Octavena in ihre Kammer und bat sie sich an die Bettkante zu setzen. Auch Gunda war inzwischen da. Alpina wies sie an sich hinter Octavena ins Bett zu knien und ihr den Rücken zu stützen, damit sie sich entspannt zurücklehnen konnte. So würde es Alpina leichter mit der Untersuchung haben. Sie wusch sich erneut die Hände im Essigwasser und ölte die Finger ein. Dann tastete sie nach dem Beckenboden. Der Muttermund war schon eine gute Hand breit auseinander gewichen. Man konnte man das Köpfchen tasten. Es lag noch quer. Das bedeutete, dass es noch einiger Gebärmutterkontraktionen bedurfte, bis sich der Hinterkopf nach vorne drehte. Dann erst war der kleine Fratz bereit, zur Welt zu kommen.


    "Jetzt werden sehr heftige Wehen kommen, Octavena. Und wahrscheinlich wirst du das Bedürfnis haben mitzupressen. Das darfst du aber noch nicht tun. Es würde dich nur unnötig erschöpfen. Das Kind liegt quer. Der Kopf muss sich im Becken noch drehen. So kommt es nicht um die Kurve, egal wie sehr du presst. Deshalb versuche, dich auf die Atmung zu konzentrieren und den Schmerz anzunehmen. Du darfst schreien. Ja, schei nur, wenn dir danach ist. Es erleichtert! Ich werde in Kontakt mit deinem Kind bleiben und merken, wann es sich gedreht hat. Dann erst ist es an der Zeit zu pressen."

    Alpina nickte zufrieden. Im Hause der Petronier war alles vorbereitet. Sie unterstützte Octavena, die erneut von einer Wehe gepackt wurde.
    "Du machst das sehr gut", lobte sie die Gebärende. "Langsam und tief in den Bauch atmen. Stell dir vor, dass du zu deinem Kind atmest."


    Sie gingen auf den Gängen des Hauses auf und ab, immer wieder unterbrochen von Wehen. Die kamen inzwischen in relativ regelmäßigen Abständen. Das einzige, was noch ausgeblieben war, war der schwallartige Abgang von Fruchtwasser.


    "Nimmt der Druck nach unten zu? Oder hat sich die Qualität der Wehen noch nicht verändert?", frage Alpina nach einer Weile.

    Alpina beruhigte Octavena.


    "Soweit ist alles ganz normal. Wir werden sehen, ob bald noch mehr Fruchtwasser kommt. Dann nimmt auch der Druck auf den Beckenboden zu und der kleine Kerl oder die junge Dame rutscht besser nach unten. Dafür wäre es besser, wenn du dich bewegst. Ich werde dir aufhelfen und wir sollten ein wenig spazieren gehen. Dann sinkt das Kind scheller nach unten und wahrscheinlich entleert sich das Fruchtwasser dann auch von selbst. Allerdings will ich zuvor noch Untersuchen, wie weit der Muttermund bereits geöffnet ist."


    Sie wusch sich die Hände in dem mit Essig angereicherten heißen Wasser und trocknete sie ab. Dann rieb sie sich die Hände mit dem bereitsgestellten Olivenöl ein. An der Bettkante sitzend, schob sie sanft Octavenas Schenkel auseinander, um den Muttermund tasten zu können. Tatsächlich war er schon etwa 3 Finger breit geöffnet. Sie konnte das Köpfchen durch die Eihaut tasten. Alpina teilte Octavena den Tastbefund mit.


    "Alles prima. Wir wollen sehen, wie häufig die Wehen kommen und ob nicht die Position in der Senkrechten besser ist, um die Geburt voranzutreiben. Dort drüben steht ein Tee für dich aus Verbenenblättern. Der soll helfen die Wehen zu fördern. Denn nur kraftvolle, regelmäßige Wehen bringen den kleinen Fratz ans Tageslicht! Komm, ich helfe dir auf!"


    Alpina half Octavena aufzustehen. Kaum stand sie, wurde sie von einer heftigen Wehe gepackt. Alpina bot ihr den Arm, damit sie sich daraufstützen konnte. Dann führte sie die Kreißende zum Tisch wo der Eisenkrauttee stand.
    Die junge Obstetrix ärgerte sich, dass sie noch keinen Geburtsstuhl hatte. Sie musste unbedingt bald einen Schreiner aufsuchen, um sich einen solchen Stuhl anfertigen zu lassen. Es war weniger anstrengend für die Gebärenden, auf dem Stuhl das Kind hervorzupressen als im Stehen, Hocken oder an der Bettkante. Nun, in diesem Fall blieb keine Wahl.


    "Später werden wir deine Dienerin brauchen. Gunda, heißt sie, glaube ich. Sie wird helfen müssen, dich zu stützen, wenn es in die letzte Phase geht. Nun, das wird noch einige Zeit dauern, aber wir sollten ihr Bescheid geben. Außerdem soll sie eine mittelgroße Schüssel und eine Waschschüssel mitbringen sowie frische Tücher, in die wir dann dein Kind wickeln können. Hast du auch Binden vorbereitet?"


    In den römischen Famiilien war es üblich die Kinder komplett mit schmalen Binden einzuwickeln. Jeder Finger, die Arme, Beine und der ganze Körper wurden komplett eingewickelt. Die Binden sollten dann häufig gewechselt und ausgewaschen werden. In den Familien der Einheimischen bevorzugte man einfache Tücher und dann Decken, mit denen man den Säugling wickelte. Jede Kultur hatte ihre eigenen Traditionen. Alpina hielt sich an das, was die Mütter wollten.

    Alpinas Herz schlug höher als sie sah, dass sich Marcellus durch die dicht gepackten Reihen mit Theaterbesuchern auf der Summa Cavea bis zu ihr und Leonides durchboxte. Er nahm an ihrer Seite Platz und überschüttete sie in seiner unnachahmlichen Art mit Komplimenten. Sie wußte, dass er einen Anspruch auf einen Platz in den unteren Rängen hatte und freute sich deshalb umso mehr, dass er zumindest kurz den Weg zu ihr gefunden hatte. Als er nach ihrer Hand griff, hauchte sie ihm ein: "Ich liebe dich, Marcellus!" ins Ohr. Dann schickte sie ihn mit einem. "Du wirst sicher noch woanders gebraucht!" wieder an die Arbeit. "Wir sehen uns!", rief sie ihm hinterher.

    Von den obersten Rängen aus waren die Zeremonien der Opferhandlung nicht sehr gut zu erkennen, doch die feierliche Athmosphäre steckte an. Alpina, die mit Leonides in der Summa cavea Platz genommen hatte, wie es den Frauen und Sklaven vorgegeben war, beobachtete vor allem die interessanten Kleider der gallischen und germanischen Stämme, die einzeln zum Opfer vortraten. Ein beeindruckendes Schauspiel, noch vor der eigentlichen Hauptattraktion des Tages.

    Alpina trat neben Curio und sah gebannt der Parade der Legionssoldaten zu. Es war ein beeindruckendes Schauspiel. In ihren blankpolierten Uniformen wirkten sie Furcht einflössend. Alpina war froh, dass die Legion die Bürger der Stadt schützte. Wie fragil das Gleichgewicht hier am Rande des Imperiums war, war ihr erst kürzlich bewußt geworden, als sie die Stadt verlassen hatte, um zu Reisen. Erst da war ihr klar geworden, dass nicht weit von der schützenden Stadtmauer entfernt die Barbaren lebten und manche von ihnen keine Gelegenheit auslassen würden, Reisende zu überfallen, um an ihr Geld zu kommen. Der Umstand, dass nicht nur die Legio II Germanica sondern auch die Ala II Numidia vor Ort waren, beruhigte sie ungemein.