Beiträge von Apolonia

    Zitat

    Original von Apolonia
    Er war weg. Apolonia hatte immer wieder überlegt wie es wie es weiter gehen sollte. Er hatte gesagt er wäre Tiro und soviel wusste sie auch vom Militär, ausgehen gab es für die eher selten. Was also sollte sie tuen?
    Nach ein paar Tagen hatte sie die Eingebung und wunderte sich warum ihr das nicht gleich gekommen war. Ihre Wohnung in der
    Insula XXI war doch der ideale Treffpunkt.
    Schnell verfasste sie eine Botschaft und rief nach Babila dem schmächtigen Sklaven. Den Botengang würde er doch wohl alleine hin bekommen.
    Als er mit der Nachricht für Antias abgezogen war musste Apolonia doch grinsen. Sie hatte es an seinem Gesicht gesehen, bestimmt hatte er angst vor den Soldaten, der Hasenfuß.


    Nicht minder nervös wie Babila, rannte Apolonia hektisch von ihrem zum Atrium und zur Eingangstüre und wieder zurück. Sie hielt es einfach nicht mehr an ihrem Frisiertisch aus. Haare bürsten, die Beschäftigung die sie sonst so liebte und die sie auch meist beruhigte, half heute nicht. Wieder im Zimmer angelangt machte sie sofort kehrt, rannte förmlich in die Culina, vielleicht wollte Babila sich ja zuerst stärken. Sie blieb dort angekommen kurz stehen schaute sich um und machte kehrt um gleich zum Eingang zu rennen. Ein Blick die Gasse runter nichts. Nervös, verärgert über sich selber warf sie sich auf eine Cline im Atrium. Wie konnte sie auch Babila mit dieser Nachricht losschicken? Bei ihm gab es doch so viele ob‘s, wenn‘s und aber‘s.
    Ob er den Weg hin und zurück fand? Ob er dem richtigen die Nachricht gab? Wenn er aber vor Angst erst gar nicht am Castra war. Wenn er ihr etwas vor log. Er konnte aber bewusst alles falsch machen. Aufgeregt schnappte sie sich einen Apfel aus der Obstschale betrachtete ihn und legte ihn wieder zurück, bevor ihr Blick wieder zum Eingang glitt.
    Ich hätte doch mehr schreiben sollen, dachte sie. Vielleicht wusste Antias nichts damit anzufangen. Doch ich wollte sicher gehen das ein Fremder, wenn er die Nachricht in die Finger bekam nichts damit anfangen konnte und Antias keine Schwierigkeiten bekam.
    Schon stand Apolonia wieder. Da, kam Babila nicht da? Ja er war es. Sie musste sich förmlich Gewalt antun um nicht zu ihm hin zu rennen und zu sich ins Zimmer zu zerren. Mit einen Kopfwinken deute sie ihm an ihr zu folgen und ging merkwürdig staksend, da sie ja nicht rennen wollte zu ihrem Zimmer. Kaum waren sie beide drinnen schloss sie die Türe.
    „Und hast du eine Antwort? Hat er sie aufgeschrieben? Oder was?“
    Babila, soviel Aufmerksamkeit, wie ihm heute zu Teil wurde absolut nicht gewohnt, wurde bei den auf ihn einstürmenden Fragen, vor Schreck, Kreideweiß. „ ja ähm,…ich weiß nicht.“
    Apolonia starrte ihn ungläubig an. „Wie ich weiß nicht? Du warst doch da?“ Lauernd schaute sie ihn an. Sollte der nicht da gewesen sein, dann würde sie aber so was von. „Ja..doch.“ Der Bursche machte sie noch rasend. Was bedeutete das jetzt? Ruhig Apolonia, ganz ruhig, dir ist doch klar welch ein zartes Gemüt er hat. Versuch es in aller Ruhe noch einmal. Tief Luft holend begann sie ganz leise. „Sehr schön, du hast den weg gefunden und warst dort. Hast du ihn auch getroffen und die Botschaft übergeben? Schrieb er etwas auf oder sollst du mir etwas ausrichten? Wenn dir das gelungen ist bekommst du einetolle Belohnung von mir.“ Freundlich, erwartungsvoll schaute sie ihn an. Babila nickte und versank, wie man deutlich sehen konnte, in Gedanken. Apolonia schaute ihn an und wartete. Nichts kam, sichtlich angespannt, tippte ihre rechte Fußspitze auf den Boden. Einem räuspern folgte ein klopfen iher Fingerspitzen auf ihrem Oberschenkel. Sie ahnte wenn sie jetzt losbrüllte, würe er vor schreck alles vergessen. Dieses mal war es ein stöhnendes ausatmen. „Bitte Babila wie ging es dann weiter?“
    Zusammenzuckend am dieser wohl in die Wirklichkeit zurück. “Entschuldige, ja ähm“. Verflucht da war es wieder dies ja ähm. Sie hätte sich ihn liebend gerne genommen und durchgeschüttelt. Doch bei allen Göttern er redet weite. “Ich habe ihn gefunden und er sagte ich solle dir sagen.“ Ende. Was denn, brüllte sie innerlich. „Am Festtag des Iuppiter Liber. Gegen Ende der ersten Nachtwache. Etwa zwei Stunden nach Sonnenuntergang. Wiederhol das.“
    Voller stolz strahlte er Apolonia an. Diese stand bei seinem unverhofften und doch ersehnten Redeschwall mit geöffneten mund da und starrte Babila an. Hatte sie jetzt wirklich richtig gehört? Sie klappte den Mund zu lächelte ihn voller Freude an, fast hätte sie ihn genommen und abgeküsst. „Das hast du wirklich sehr gut gemacht und zur Belohnung darfst du einen von unseren Vieren aussuchen, Ich regele das dann für dich. Jetzt kannst du dich erst einmal stäken gehen.“ Den nun sichtlich verlegenen hochroten Babila schob sie freundlich aus dem Zimmer, schloss die Türe bevor ihr Hinterkopf an dieser lehnte. Mit geschlossenen Augen sprach sie leise träumerisch vor sich hin.
    „Am Festtag des Iuppiter Liber. Gegen Ende der ersten Nachtwache. Etwa zwei Stunden nach Sonnenuntergang.“
    Nach ein paar Minuten Ruhe folgte ein freudiger Jubelschrei und Apolonia tanzte durch ihr Zimmer. Sie konnte es nicht fassen. Er würde wirklich kommen.

    „Ich bin Bibala, …Babali …nein,… mein Name ist Babila“, mit dem Nerven fast am Ende kam angespannt und stotternd von dem Sklaven dann weiter 2Apolonia schickt mich mit dieser Nachricht.2



    Insula XXI.
    Sag Babila Tag und Zeit oder schreib es auf.



    Man hätte denken können mindestens Windstärke drei würde herrschen, so wie die Botschaft rauf und runter ging, ehe Antias sie endlich in den Händen hielt.
    Mit gesenktem Kopf, wie ein Häufchen Elend stand der Sklave da und wartete darauf wie es weiter ging. Wie gerne wäre er jetzt weggerannt von den Soldaten, sie flößten ihm Furcht ein.

    „Ähm nun ja“, fing Babila noch einmal an. „Ich suche den Tiro“. Das Schreiben in seiner Hand begann leicht zu zittern. Was hatte Apolonia noch mal gesagt? Fieberhaft überlegte er. Wie war der Name noch mal gewesen? Ah jetzt, „den Germanen Antias“. Beim Olymp, erschrocken schlug er sich auf den Mund. „Ich meinte doch den Tiro Germanicus Antias“. Babila wäre liebend gerne losgerannt so schnell ihn seine Füße getragen hätten. Doch ohne Antwort zurück zu kehren wäre genauso schlimm gewesen.

    Er war weg. Apolonia hatte immer wieder überlegt wie es wie es weiter gehen sollte. Er hatte gesagt er wäre Tiro und soviel wusste sie auch vom Militär, ausgehen gab es für die eher selten. Was also sollte sie tuen?
    Nach ein paar Tagen hatte sie die Eingebung und wunderte sich warum ihr das nicht gleich gekommen war. Ihre Wohnung in der
    Insula XXI war doch der ideale Treffpunkt.
    Schnell verfasste sie eine Botschaft und rief nach Babila dem schmächtigen Sklaven. Den Botengang würde er doch wohl alleine hin bekommen.
    Als er mit der Nachricht für Antias abgezogen war musste Apolonia doch grinsen. Sie hatte es an seinem Gesicht gesehen, bestimmt hatte er angst vor den Soldaten, der Hasenfuß.

    Lauschend lehnte Apolonia gegen die Türe ihres Zimmers. Da war da nicht was zu hören? Fußgetrappel? Richtig Schritte, Tritte im Gleichmarsch die sich entfernten.
    Hastig riss Apolonia die Türe auf un rannte an die verdutzt dreinblickende Ines vorbei in Richtung Ausgang. Streifte mit einem kurzen Blick Morrigan die gerade die Unterlagen aufeinander stapelte. Sie erhaschte noch ein Blick auf das gerade um die Ecke, der schmalen Gasse verschwindende Contubernium Soldaten mit ihrem Tribun. Noch ein Seufzer und letzter sehnsuchtvoller Blick von ihrer Seite, bevor sie sich umdrehte und nachdenklich zurück ins Atrium ging.

    Unwillkürlich zuckte Apolonia zusammen als Morrigan plötzlich neben ihr stand. Verlegen grinste sie diese an, ja Morrigan hatte wie meistens sofort durchschaut was da lief. So lächelte Apolina noch einmal in Richtung Antias, hob ein klein wenig ihre Hand, so als ob sie ihm zuwinken wollte, nickte Morrigan zu und ging, wenn auch mit Widerwillen, zurück in ihr Zimmer.

    Langsam kehrten Apolonias Gedanken in das Alltagsgeschehen zurück. Die Schritte draußen waren verklungen aber waren nicht noch Stimmen zu hören. Apolonia legte die Haarbürste beiseite und erhob sich langsam. Lauschend blieb sie stehen. War das nicht? Ja, das war seine Stimme oder? Sie öffnete die Türe damit sie besser hören konnte. Ja das war eindeutig Antias
    Stimme. Er ist noch im Haus jubilierte es in Apolonia. Ich muss ihn sehen noch einen Blick auf ihn werfen. Seine Anwesenheit genießen. Alles was sie vorher zurück in ihr Zimmer getrieben hatte, vergessend über Bord werfend ging sie rasch ins Atrium.
    Da stand er, in voller Größe und in voller Pracht. Sie wollte sich zu Morrigan gesellen, doch die war mit einem anderen Offizier beschäftig. Der schien ein Kunde zu sein. Das war jetzt jedoch für sie zweitrangig. Sie positionierte sich so, dass sie sowohl den Tribun wie auch Antias im sehen konnte. Mit einem scheuen Lächeln blickte sie zu ihm hinüber.

    Mit eingefroren Lächeln, wie zu Eis erstarrt stand Apolonia da und starrte auf die geschlossene Tür. War das eben Traum, ein wunderbarer Tagtraum oder war es Wirklichkeit? Wie in Nebel verhüllt, von dem sich immer wieder Fetzen lösten, blitzte kurz Bilder vor Apolonia auf. Der ungewohnte Lärm im Atrium brachte sie langsam zurück. Mit staksenden Schritten ging sie zu dem Stuhl an dem kleinen Tisch, wo ihre Haarbürste lag. Wie ferngesteuert ergriff sie diese und führte sie durch ihre Haare. Langsam bildete sich ein Wort auf ihren Lippen. An ti as „ Antias,“ sagte sie leise zum ersten Mal seinen Namen. Es war als ob sie ihn kosten wollte und dann wieder …„Antias“ und noch einmal und dann mit dem Bürsten im Gleichklang "…Antias....Antias …Antias“. Was für ein Name, was für ein Mann. Mitten in der Bewegung hielt sie inne, legte die Haarbürste weg. Ja ich weiß was ich hier mache ist nicht schlecht ich muss mich nicht schämen, antwortete sie ihm im Geiste. Schlecht war das aus der Vergangenheit. Die zahllosen Benutzung seit ich ein Kind war, von meinen ehemaligen Herren und ihren ganzen Familien, von den Soldaten. Die zahllosen Strafen
    für nichts, die immer so waren, dass mein Körper unversehrt blieb. Diese Hülle konnte man ja noch weiter nutzen, sie musste unbeschädigt bleiben, sie sollte bei einem Verkauf einen guten Preis erzielen. Wie oft habe ich deshalb meinen Körper gehasst und wollte ihn beschädigen, doch dann siegte mein praktisches Denken. Vielleicht ist er doch noch für etwas besseres gut. Wie hatte er mich eben noch genannt Gazelle? Ein Lächeln formten ihre Lippen langsam.
    Träumerisch schloss Apolonia ihre Augen. Antias was für ein Mann, ja ichwerde ihn zu finden wissen und wieder sehen.

    Zufrieden nickte Apolonia oder war sie doch nicht zufrieden? Wirklich sicher wusste sie nicht was sie war. Auf der einen Seite nervte der Kerl sie auf der anderen Seite interessierte er sie. Es interessierte sie wirklich wie man so werden konnte wie er war.
    Die Ursache lag nach ihrer Meinung eindeutig in seiner Vergangenheit. Es mussten Frauen gewesen sein die ihn zu dem gemacht hatten was er war. Es konnte aber auch sein das es an seinen Vorbildern in der Männerwelt lag oder war es das diese ihn durch ….. Ach was soll‘s dachte sie leicht verärgert über sich selber. Da stand sie nun hinter ihrer Türe und lauschte. Was wollte sie da hören er würde seine Gedanken nicht laut auf dem Flur vor aller Welt ausbreiten. Ärgerlich trat sie in ihr kleines neues Reich und lies sich auf der Kline nieder.
    Die Idee von einem kleinen Fest fand sie jetzt so im nachhinein betrachte gar nicht schlecht, auch wenn es vorher eine spontane Idee war. Nein das sollte sie wirklich machen. Seufzend stellte sie dann fest sie wusste wirklich nicht wenn sie einladen sollte. Hatte sie überhaupt Freunde. Hatte der da draußen doch recht, wen sollte sie schon kennen. Ja da waren Morrigan und Dracon. Aus einer einstigen Zweckgemeinschaft, deren Mitglieder sich nicht besonders mochten, war wirkliche Freundschaft entstanden. Grundverschiedener wie sie drei waren, konnten Menschen fast nicht sein. Wer war aber sonst noch als Freund da?
    Mit einem Ruck setzte sich Apolonia aufrecht, pustet ärgerlich eine Haarsträhne aus ihrer Stirn. So ein Blödsinn, schalt sie sich selber. Wer sagt denn, dass zu diesem Fest nur Freunde kommen sollen, du schlugst ihm doch selber Alternativen vor.
    Die Gästeliste würde sie in aller Ruhe zusammenstellen. Jetzt musste sie unbedingt zurück zum Lupanar. „Alwin wir müssen“. Alwin der in der sich in die kleine Culina zurückgezogen hatte, kam sofort herbeigeeilt und war froh, dass es heimwärts ging.
    Für Apolonia stand aber fest mit ihrem lieben Nachbarn war sie noch lange nicht fertig.


    Was war nur los? Apolonia verstand nicht was mit ihr geschah. In ihren Ohren rauschte es, ihr Herz hämmerte wie wild und sie hatte das Gefühl, dass es gleich zerspringen würde.
    Seine Stirn berührt mich, dachte sie bevor seine Worte nur noch aus weiter Ferne zu ihren Ohren drangen. Wie durch einen riesigen Wust aus Kissen abgedämpft, von dem jetzt langsam Kissen für Kissen abgetragen wurde und das was er sagte deutlicher zu hören war. Wenn keiner an dich denkt, ich tue es. Innerlich wiederholte sie den Satz. Dann hörte sie den letzten Teil zum schnellen Rhythmus ihres Herzschlages. Ich tue es - ich tue es - ich tue es.
    Dieser flüchtige zarte Kuss riss ihr fast den Boden unter den Füßen weg. Unwillkürlich schaute sie zu Boden. Als sie den Kopflangsam anhob konnte man das leuchten in ihren Augen sehen. Ein tiefer Seufzer von einem „Ja“, gefolgt, ein Kopfnicken um zu antworten. „Ja, heben wir beide sie auf und machen daraus gemeinsam den schönsten Krug der Welt.“
    Vorsichtig, fast als wenn sie Angst hätte, sie könne mit ihrem Berühren ein Traumbild zerstören, trat sie dich an ihn heran und schmiegte sich einfach nur an ihn.

    Sein schiefer Versuch ein Lächeln hervor zu bringen, brach Apolonia fast das Herz. Jetzt wusste sie es und er wusste es auch, sie gehörten einfach zusammen. Sein sanftes streicheln tat so gut. Sie versuchte seine Hand dort zum Bleiben zu bringen
    indem sie ihren Arm anhob und sie zwischen Wange und Schulter einklemmte. Hysterisch wollte sie nicht werden, doch war sie fast dazu imstande, sich an ihn zu klammern und mitschleifen zu lassen wenn er den Raum verlassen würde. Sie war aber vernünftig genug erst gar nicht den Versuch zu starten, denn sie wollte nicht, dass er ihretwegen Schwierigkeiten bekam.
    Abschiednehmen war für sie nichts neues. Ihr ganzes Leben bestand aus Abschied. Immer wieder wechselten ihre Besitzer.
    Sie wurde von einem zum anderen geschoben. Hier nun, dachte sie könnte sich ihr Leben ändern. Nun aber war er gekommen und von ihm wollte sie keinen Abschied für immer nehmen.
    „Und ob ich einen brauche der mir dies macht“, flüsterte sie leise noch ehe seine, von ihr ersehnte Antwort kam. „Danke“, kam leise von ihr. Nun herrschte ein totales Gefühlskaos in ihr. Sie hätte weinen können wegen des Abschieds und dennoch jubilieren, da sie seinen Namen und den Ort wusste wo sie ihn finden konnte. Sie biss sich auf die Unterlippe und nickte ihm tapfer zu. Ihrem Urbaner. Warum waren die Götter so grausam? Zuerst schenkten sie ihr einen Blick auf ihr Glück, dann raubten sie es ihr wieder. Diesesmal würde sie drum Kämpfen und sich holen was ihr gehörte.

    Was war das nur jetzt mit ihm? Er war so anders. Nicht nur einfach Soldat. Er war ein wirklicher Mann. Wehmut, Traurigkeit und viel Lebenserfahrung klang in dem was und wie er es sagte mit. Was war es nur was ihn quälte? Ja quälte. Dies war es, was sie spürte, etwas hatte sein Innerstes getroffen, vielleicht sogar verletzt.
    Alles was er sagte tat, war ehrlich, nicht eine der gewöhnlichen Phrasen, die sie täglich zu hören bekamen.
    Sie nahm die Hand die ihr die Strähne aus der Stirn strich, hielt sie einen Augenblick, bevor sie sie zum Mund führte und einen sanften Kuss darauf hauchte.
    Das was er dann sagte, während er langsam auf den Grund seines Besuches zu sprechen kam, hörte sie dankbar aber es bereitete ihr fast Schmerz zu. War das es nun gewesen? Er ging? Einfach so? Verschwand aus ihrem Leben?
    Apolonia spürte ein seltsames brennen in ihren Augen, zwinkerte um es zu verscheuchen. Sie wollte zeit mit ihm verbringen. Nicht wie sie es gewohnt war Zeit mit Männer zu verbringen. Nun ja, ein körperliches Verlangen war schon auch da. Heute jedoch war da ein anderes kaum gekanntes und wenn, dann stets unterdrücktes verlangen. Keiner sollte zu nahe kommen, keiner sie verletzen. Ihn wollte sie halten, doch er musste gehen. Sie wollte, dass er blieb oder zumindest, das sie ihn wiedersehen konnte. Aufhalten musste sie ihn. „Bleib“, krächzend, fast befehlend schoss es förmlich aus ihr heraus. Dann ruhiger besonnener: „Bleib bitte, bitte bleib noch etwas“
    Ängstlich klammerte ihre Hand seine. „Oder sag mir wo und wann ich dich finden kann.“ Nach einer kleinen Pause um beruhigend Atem zu schöpfen, setzte sie erneut an. „Ich weiß, dass du spürst wie ehrlich es von mir gemeint ist. Auch wenn es in den Augen der meiste der falsche Weg ist. So hat das Schiksal uns zusammengeführt und es darf so nicht Enden.“ Hoffnungsvoll mit einem seltsamen Schimmer in den Augen schaute sie ihn an.

    Was war das? Apolonia war nun sichtlich verwirrt, er wollte doch. Sie sah es und hörte es. Warum dieser plötzliche Sinneswandel? War da ein Hauch von Wehmut in seiner Stimme in seinen Augen oder gar Schmerz? „Du erfüllst nur deine Pflicht“, freundlich und dieses Mal war es anders gemeint wie sonst, nicht geschäftsmäßig, ehrlich. Sie nickte zu seiner letzten Frage und trat an ihn heran. Tat etwas was sie noch nie machte, fasste seine Hand und versuchte etwas tröstendes zu sagen. „Dich quält etwas. Was immer es ist, ich bin eine gute Zuhörerin, glaub mir, jetzt denke ich einmal nicht ans Geschäft“. Apolonia hatte ganz spontan gehandelt und gesprochen, schaute ihrem gegenüber in die Augen und nickte zur Bestätigung. Nun war sie von sich selber überrascht. Ja zum ersten Mal in ihrem Leben sah sie in einem Mann etwas anderes. Der wirkliche Mensch dahinter interessierte sie, gefiel ihr. Aus diesem Grunde kam jetzt auch ganz gegen ihre vorherige Absicht eine weitere Auskunft zu ihrer Stellung in dem Lupanar. „Morrigan und ich verwalten das Lupanar gemeinsam. Keine Sorge, hier läuft alles rechtens. Helvetius Varus kontrolliert von Zeit zu Zeit ob alles in Ordnung ist und Morrigan ist in solchen Dingen sehr gewissenhaft.“ Von sich selber wollte sie lieber nicht reden, denn läge alles alleine in ihren Händen,…. naja es war gut wie es war und sie hatte jetzt ein sorgenfreies Leben.

    Wer will das wissen, wäre Apolonia fast rausgerutscht, doch gerade noch rechtzeitig bremste sie sich selber ab. Ihren Namen konnte sie ja nennen, damit gab sie ja noch nicht ihr Rolle im Lupanar preis. „Apolonia“ nach einem kurzem zögern fragte sie dann doch: „Und wie darf ich dich nennen. mein starker Krieger?“ Beim letzten Teil ihrer Frage glitt ihr Blick etwas abwärts.
    "Mir scheint du suchst etwas, vielleicht findest du es ja bei mir", fügte sie noch lächelnd hinzu.

    Apolonia sah gerade noch wie einer von den Urbanern in ihrem Zimmer verschwand. Das ging nun entschieden zu weit. Schon stand sie neben dem Trio und säuselte ihn an. „Darf ich fragen was du hier suchst? Oder wolltet du zu mir? Womit kann ich dir dienen? Hast du einen besonderen Wunsch?“ Sie lächelte ihn freundlich an, er, kein Grünschnabel mehr, mit etwas Erfahrung, kam ihr gerade recht. Obwohl ein jüngerer in diesem Falle bestimmt besser gewesen wäre, denn den hätte sie leichter steuern können.
    Sie trat dicht an den Trio heran, so das sie mit ihre Hand die seine berühren konnte. Wie aus versehen streift ihre Hand die seine, wobei sie ihm zuzwinkerte.

    Mitten in der Bewegung hielt Apolonia inne, was sollte denn dieser Lärm im Haus?
    Sie war gerade bei einer ihrer wichtigsten Beschäftigungen, ihre Haare bürsten, als Geschrei und Getrampel im Lupanar zu hören war. Seufzend legte sie die Haarbürste zur Seite und verließ ihr Zimmer, sie wollte nachschauen was da los war. Ah da ist Dracon, warum unternimmt er nichts? Wer ist denn der, den er betrachtet? Apolonia war nun fast bei Dracon angekommen als sich der Tribun umdrehte.
    Einen Augenblick überkam sie eine Schockstarre. Das war doch der, zu dem sie für Claudius Menecrates den Brief bringen musste, in der Basilica Ulpia. Was war er noch gleich? Darauf hatte er sich doch, wenn sie sich recht erinnerte, so viel eingebildet. Ah ja richtig Decemvir stlitibus iudicandis und nun stand er hier als Tribun. Das war gar nicht gut. Was die wohl hier wollten? Er schien ja die ganze Kaserne mit zu schleppen. Das war wie es aussah kein Vergnügungsausflug.
    Möglichst unauffällig drehte Apolonia sich um und überlegte fieberhaft wo sie nun hin sollte. In die Culina, als Küchenhilfe? Nein das war jetzt nicht gut, dann musste sie an ihm vorbei. Sie wollte aus seinem Blickwinkel verschwinden. Zurück auf ihr Zimmer war die beste Lösung. Bestimmt würde sie dann nicht mehr von ihm gesehen. Morrigan würde das schon regeln. Doch die war doch damals auch dabei. Ausnahmsweise war sie da aber mal still gewesen, bestimmt erinnerte er sich nicht mehr an sie beide.
    Gemächlichen Schrittes ging Apolonia in die Richtung ihres Zimmers.

    Zur Bestätigung seiner Antwort nickte Apolonia mit dem Kopf. „Da muss ich dir recht geben es wäre ja auch unter ihre Würde, wenn sie es in den Straßen oder in einem dreckigen Hinterhofzimmer treiben müssten. Doch manche, dafür bist du ja das beste Beispiel lieben das Extreme. Eine gewöhnliche Lupa könnte sich eine solche eine Wohnung auch nicht leisten. Wie kommt es, dass du das kannst, hat Papa in die Tasche gegriffen?“
    Nach einer kurzen Pause fügte Apolonia noch provozierend hinzu. „Glaub mir, wenn ich es wollte kämen Gäste, denen du auf allen Vieren hinterher kriechen würdest, nur um einen Blick von ihnen zu erhaschen.Oder anders ausgrückt du würdest dir die Finger danach lecken ihre bekanntschaft machen zu dürfen. Doch genug der Nettigkeiten. Komm oder lass es bleiben, dies gilt auch für meinen Wirkungskreis. Wir werden uns bestimmt noch öfter begegnen.“ Mit einem anzüglichen Blick, einem kurzen Kopfnicken betrat Apolonia ihre Wohnung und schloss die Türe hinter sich.
    Drinnen blieb sie fürs erste lauschend stehen.

    Langsam reichte es Apolonia, konnte dieses Exemplar von Mann, sich nicht ein klein wenig, weniger kleinkariert benehmen?
    Schließlich war er es doch der total abnormal war. Gut Männer hatten nun mal den Hang, das Verlangen oder Bedürfnis, wie immer man es nennen wollte, sich in den Öffentlichkeit als den Nabel der Welt hin zu stellen, doch die Frauen waren die eigentlichen Herrscher oder um es präziser auszudrücken, die Strippenzieherinnen. Sie waren nur klug genug den Männern ihre Illusionen nicht zu zerstören. Diese Weisheit schien ihn nur noch nicht durchflossen zu haben. Er wollte ihr seine Verachtung zeigen in dem er ihr sie mit seinem angebliches Wissen herabsetzen wollte. Nur vergaß er eins, die Klugheit der Frauen. Sie wussten was Männer für ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden brauchten und ließen sich dieses gut und manchmal mehr als gut bezahlen. Es war aber nicht nur der materielle Wert den ihr Beruf ihnen einbrachte, es war die Macht. Sie hatten die Macht ihr Wissen und dies konnte Weltreiche zerstören, auszunutzen, anzuwenden oder für sich zu behalten. „Indem sie sich von Männern mit den abnormsten Sexualpraktiken gut bezahlen lassen und ihrer Geheimnisse hüten. Manche jedoch scheinen den Wert einer Lupa nicht verstehen zu wollen. Was machen zum Beispiel Männer ohne Frauen im Haushalt, die keinen hoch bekommen ohne einer Fau Gewalt anzutun? Richtig sie gehen zum Lupanar und leben sich dort aus, wie du selber vor einiger Zeit.“
    Nach dieser Antwort von ihr, hoffte Apolonia, dass er endlich Ruhe geben würde, sonst musste sie hier lauter und deutlicher werden. „Was machst du eigentlich beruflich? Du kannst ja auch von deiner Arbeitsstelle Gäste mit bringen.“ Immer noch freundlich lächelnd, schaute sie ihn herausfordern an.

    Ohne lange zu überlegen kam ihre Antwort spontan. „Eigentlich genauso viel oder wenig, wie es dich etwas angeht, was eine Lupa für Freunde hat. Und zu deiner Frage ob noch jemand einzieht kann ich dir nichts sagen. Bin ich Hausbesitzer oder Verwalter? Da müsstest du schon sie fragen.“ Während sie ihm antwortete kam ihr eine Idee wie sie ihn ein wenig herausfordern könne. „ Allerdings hast du mich gerade auf eine Idee gebracht. Bei nächster Gelegenheit könnte ich den Eigentümer fragen ob dieses Haus zum Verkauf steht.“ Fast hätte sie gegrinst. Beider Vorstellung, sie könne Hausbesitzerin werden, sah er bestimmt dieses Haus im Geiste zu einem Lupanar verkommen. Dabei würde sie das Haus, wenn sie es überhaupt kaufen würde, als reine Geldanlage betrachten. Doch bis dahin war noch ein weiter Weg. Jetzt wollte sie sich erst um diesen hier kümmern. „Kann ich dir sonst noch eine Frage beantworten oder dir irgend etwas gutes Tun?“ Ups, der letzte Teil war ihr so rausgerutscht. Man könnte sagen gewohnheitsmäßig. Ob ein freundliches Lächeln und ein wenig Augenklimpern ihn jetzt beruhigen würden? Apolonia versuchte es wenigstens.