Beiträge von Gaius Prudentius Primus


    Ad Gaius Prudentius Primus

    Roma





    Salve Prudentius Primus,


    Auf Entscheid des Kaisers, deiner Erhebung in den Ordo Equester, werden Deine Dienste in Germanien benötigt.
    Hierzu wurde dir der Posten des Subpraefectus Alae der Ala Numidia II. zugesprochen.
    Eine entsprechende Urkunde liegt bei.


    Vale bene.


    Potitus Maenius Firminus


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    Gaius Prudentius Primus


    MIT WIRKUNG VOM
    KAL ID MAR DCCCLXVIII A.U.C. (15.3.2018/115 n.Chr.)


    ZUM
    SUBPRAEFECTUS ALAE
    der Ala Numidia II.



    Während einer der Sklaven die Dokumente des neuen Subpräfekten herausholte und der Wache entgegenstreckte, machte sich Gaius Gedanken über die Frage des Soldaten. Er wusste wie ein Legionslager aussah und war daher der Meinung, dass der Subpräfekt einer Ala ebenfalls einen stattlichen Domus innerhalb des Lagers sein eigen nannte, wie etwas die Tribuni bei der Legio. Er schaute die Wache daher verwirrt an "Wie meinst du das? Casa? Welche Casa? Ich dachte meine Casa steht hier drinnen?" Er zeigte dabei mit seiner Hand in Richtung Castra.

    Es war eine verdammt lange Reise hier in den Norden gewesen. Gaius ritt in Begleitung einiger Sklaven der Gens Decima, die sein Ziehvater mitgeschickt hatte. Zum einen um seinen Schutz zu gewährleisten und zum anderen um ihm bei seiner Übersiedlung behilflich zu sein. Einen Karren hatten sie auch mit dabei, auf dem sich sein Gepäck befand. Sein Hintern tat ihm weh, ihm war kalt und er wusste schon jetzt, dass er diese verfluchte Provinz hasste. Aber zumindest war Gaius weit weg von seinem Ziehvater, der ihm das alles überhaupt erst eingebrockt hatte. Subpräfekt bei einer Ala irgendwo im nirgendwo. Nicht Tribun bei der Vigiles in Rom oder ein netter ruhiger Posten als Procurator bei der Cura Annonae oder wenn es unbedingt sein musste auch bei einem Statthalter. Aber dann zumindest in einer wärmeren Provinz. Aber nein! Es musste ja ausgerechnet Germania sein. Gleich um die Ecke der Wilden! Das hatte er ganz bestimmt seinem verdammten Ziehvater Decimus Livianus zu verdanken. Pluto sollte ihn holen!


    Als der junge Prudentier endlich in Mogontiacum ankam und das Tor der Ala II Numidiae sah, atmete erleichtert durch. Sein Hintern brannte wie feuer und zwischen den Beinen war er wund gescheuert. Im letzten Drittel seiner Reise hatte Gaius vermutlich mehr Pausen eingelegt, als die beiden anderen Drittel zu vor. So lange war er noch nie auf einem Pferd gesessen. Und dann diese unbequeme Rüstung, die er sich bereits bei seiner Abreise angelegt hatte. Schließlich wollte er dann ja doch dass jedermann sah, dass hier ein frisch gebackener Eques und Offizier ritt. Beim Tor angekommen machte der kleine Tross halt und einer der Sklaven meldete dem wachhabenden Soldaten "Der Eques Gaius Prudentius Primus, neuer Subpraefectus der Ala II wünscht Einlass in die Castra." Der Prudentier selbst sah sich in der Zwischenzeit die Wehrbefestigungen der Castra an, die einen ziemlich mächtigen Eindruck machten. Natürlich hörte er mit einem Ohr zu, wie der Sklave in ankündigte. Eques Prudentius Primus... ja, dass gefiel ihm. Daran konnte er sich gewöhnen.

    "Ich verstehe" seufzte Gaius. "Nun wenn das so ist, dann will ich dich hier keinesfalls in Verlegenheit bringen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass der Decimer recht unangenehm und kompliziert werden kann. Dann bringe noch deine letzten Tage im Amt einigermaßen gut über die Bühne und wir werden sehen. Wenn ich Pech habe, dann werde ich irgendwo in die Provinz versetzt. Also entweder ich schaffe es vorher noch die Sache mit einem Rechtsbeistand zu klären oder dein Nachfolger muss sich darum kümmern und wir schaffen es irgendwie über die Provinzgrenzen hinweg." Das er die Sache mit der Versetzung in eine Provinz auch seinem Ziehvater zu verdanken hatte, ließ er dabei weg. Das man ihn nach Germanien zur Ala II Numidia versetzte, wohin er auch in wenigen Tagen unterwegs sein sollte, wusste der junge Prudentier zu diesem Zeitpunkt noch nicht. "Ich danke dir jedenfalls, dass du mir diese Auskünfte erteilt hast." Er erhob sich aus seinen Sessel. "Ich wünsche dir noch einen angenehmen Tag Decemvir." verabschiedete er sich und ging seiner Wege.

    "Ja, das ist mir bewusst Decemvir. Da ich alt genug bin um über die finanziellen Verhältnisse meiner Mutter vor ihrem Tod einigermaßen im Bilde zu sein, kann ich es eigentlich ausschließen, dass irgendwelche Forderungen oder Schulden offen sind. Meine Mutter war trotz ihrer noblen Abstammung und ihrem Wohlstand eine sehr bodenständige Frau." erwiderte der junge Prudentier. Natürlich war auch der Umstand, dass sie im Hause des ebenfalls recht gut situierten Consulars gelebt hatten ein weiterer Grund, warum es kaum offene Schulden geben konnte. Doch in diesem Fall fand es Gaius unpassend hervorzukehren, dass er und seine Mutter vor allem auch auf Kosten des Decimers in seinem Haushalt gelebt hatten. "Da der Antritt des Nachlasses meiner Mutter auch nicht unbedingt als Geschäft anzusehen ist, sondern als geregelter rechtlicher Ablauf, schließlich verhandeln wir ja nicht, sehe ich auch kein Problem darin das nun direkt zu klären. Und Consular Decimus kannst du getrost vergessen. Er ist nicht mein Stiefvater und nicht mein Vormund, sondern der Ex-Gemahl meiner verstorbenen Mutter. Ich bin Prudentier und stehe selbst für mich und meine Gens ein." Auf ihr kompliziertes und eher negatives Verhältnis zueinander wollte Gaius hier nicht näher eingehen. Und der Consular war maximal sein Ziehvater, nicht jedoch sein Stiefvater. Er fand das er sich mit seiner Klarstellung Prudentier zu sein aber schon ziemlich deutlich von dem Decimer abgegrenzt hatte.


    Sim-Off:

    Wenn ihr glaubt es ist Sinnvoller die NPCs des SL-Teams zu bespielen, anstatt die Zeit in die Interaktion mit anderen Spielern zu stecken, dann soll es mir recht sein. Wir können hier auch gern ein weiteres Monat weiterschreiben. Müssen die Leute bei der Ala auf ihren neuen Kameraden halt warten.

    Aus irgend einem Grund juckte plötzlich die Wade des jungen Prudentiers. Er lächelte etwas verlegen, beugte sich kurz hinunter und kratzte sich an der juckenden Stelle. Gleichzeitig versuchte er das Alter seines Gegenübers einzuschätzen. Der Magistrat vor ihm gehörte zum 20-Mann-Kollegium und dieses Einstiegsamt in den Cursus Honorum begann im Alter von wenigstens 17 Jahren entweder mit der Übernahme eines Militärtribunats oder eben dem Dienst bei den Vigintisexviri. Also vermutlich war der Decemvir nicht viel Älter. Vielleicht sogar etwas jünger. Es war schwer einzuschätzen. Gaius schob den Gedanken wieder beiseite, richtete sich auf und wartete gespannt auf die Antwort des Magistraten.


    Sim-Off:

    Ich will bestimmt keinen Stress erzeugen, aber nach Erledigung dieser Angelegenheit gehts für mich ab nach Germanien. Sonst habe ich hier nichts offen. ;)

    Diese Frage hörte er oft und jedes Mal wusste er nicht, ob er sich darüber freuen oder ärgern sollte. Meistens war es jedoch Zweiteres. Junge Männer in Gaius Alter wollten älter aussehen und auf ihr Umfeld wirken. Irgendwann änderte sich das freilich und man wollte einen möglichst jungen Eindruck machen. Doch so weit war es bei ihm noch lange nicht. Er setzte sich auf den angebotenen Sessel und beantwortete die Frage. "Ich werde demnächst 20 und beginne gerade meine Militia Equestris."


    "Ich weiß, ich sehe jünger aus." fügte er noch hinzu, wobei an seinem Tonfall zu erkennen war, dass er das nicht gerne zugab.

    Ein paar Tage, nachdem der Consular Decimus Livianus den Decemvir litibus iudicandis das letzte mal wegen der Erbschaftsangelegenheiten der Verstorbenen Aelia Vespa aufgesucht hatte, kam Gaius beim Magistraten vorbei, um seine Ansprüche auf den Nachlass seiner Mutter zu klären. Er war recht froh über die Nachricht gewesen, dass sein Ziehvater keinen Anspruch auf das Erbe seiner Mutter gehabt hatte. Vielleicht stand ihm als Sohn ja dann der Nachlass zu. Er selbst kannte sich in diesen Dingen nicht sehr gut aus und war gespannt, welche Auskunft ihm der Magistrat geben würde. Beim Haus des Decemvir angekommen, suchte er dessen Officium auf.


    "Salve! Mein Name ist Prudentius Primus. Ich bin hier um den Nachlass meiner verstorbenen Mutter Aelia Vespa zu klären."

    "Vielen Dank! Das würde auch mich sehr freuen!"


    Da im Hintergrund bereits die nächsten Gäste warteten, zog sich Gaius wieder zurück und suchte sich seinen Platz beim Festmahl. Vielleicht würde sich ja noch später ein Gespräch mit dem jungen Annaeer ergeben. Denn es war durchaus interessant welche Karrierepläne andere junge Männer hatten, die ungefähr in Gaius Alter waren. Und mit dem familiären Hintergrund den er vorzuweisen hatte, standen Florus Minor vermutlich auch alle Türen offen.

    Auch auf dieser Dienstreise begleitete Gaius seinen Ziehvater und war schon gespannt darauf, ob sie ebenso langweilig sein würde wie ihre letzten. Wobei das Fest in Mantua zur Volljährigkeit dieses Annaeers doch eine willkommene Abwechslung war. Doch das hier klang schon von vornherein recht uninteressant - Finanzüberprüfung. Naja. Wie sonst auch grüßte der Prudentier freundlich, nahm dann wie sein Ziehvater vor dem Schreibtisch des Stadtmagistraten platz und hielt sich dezent im Hintergrund. Vielleicht brachte ihm diese Reise ja letztendlich doch noch was. Je nachdem welchen Posten er angeboten bekam. Sein Besuch im Palast war nun schon einige Tage her und bisher hatte er nichts mehr vom Procurator oder einem anderen Beamten des Palastes gehört. Er hoffte daher immer noch auf einen guten Posten irgendwo in Rom oder in Italia. Solange er nicht Livianus unterstellt war, wollte er mit allem zufrieden sein, was man ihm anbot.

    Nach dem Consular stand Prudenius Primus in der Reihe der Gratulanten. Er hatte seinen Ziehvater auf dieser beruflichen Rundreise durch die Provinz begleitet um Erfahrung zu sammeln und freute sich sehr, heute auch bei dieser Feier dabei zu sein. Natürlich hatte sich auch er über Verbindungen seiner Gens zu der des Gastgebers erkundigt.


    "Salve Annaus! Ich bin Gaius Prudentius Primus, Enkel des Consulars Prudentius Commodus. Dein Vater und mein Großvater kannten sich aus Hispania und waren in Rom auch später gemeinsam im Senat aktiv. Es freut mich sehr, dass ich auf deiner Feier teilnehmen darf. Ich wünsche dir alles Gute zur Feier deiner Volljährigkeit."


    Gaius konnte sich auch noch gut an seine eigene Feier erinnern. So lange war sie noch nicht her. Auch für ihn war sie ein ganz besonderer Moment gewesen, daher konnte er sich gut in den Annaeer hineinfühlen.

    Die Versteigerung war beendet und die Patrizierin bekam den Zuschlag. Gaius war immer noch unsicher ob es nun gut oder schlecht war, letztendlich auf den Sklaven freiwillig zu verzichten. Die Antwort darauf würde er wohl nicht mehr erfahren, denn der Sklave gehörte nun einem anderen Herrn oder in dem Fall einer Herrin. Zumindest hatte er einen Haufen Sesterzen gespart, das aber eigentlich auch nicht seines gewesen wäre, sondern das seines Ziehvaters. Hier gab es jedenfalls nichts mehr, dass ihn auf den Sklavenmärkten hielt. Also verließ er den Ort in Richtung seines Hauses.

    Offensichtlich schien der Procurator es gut mit ihm zu meinen und ging auf seine Wünsche ein. Endlich jemand, der diese auch allen Anschein nach ernst nahm. Bei seinem Ziehvater Livianus war das ja nicht wirklich der Fall. Da Gaius die Antwort auf eine erneute Frage nicht wieder dem Decimer überlassen wollte, meldete er sich wieder zu Wort, gleich nachdem der kaiserliche Beamte seinen Satz zu Ende gesprochen hatte.


    "Neben der standesüblichen Grundausbildung in Grammatik, Rhetorik, Ethik und Dialektik, habe ich mich auch für das Studium der Arithmetik und Geometrie interessiert. Ebenso ist mir ein Grundwissen über das römische Armeewesen vermittelt worden."


    Viel war das freilich nicht, wenn man es so aufzählen musste und vor allem war nichts wirklich Praktisches dabei. Doch dieses Problem hatte wohl jeder junge Römer, der eine Karriere starten wollte. Und in Gegensatz zu den meisten anderen hatte Gaius als Standesmitglied der Nobilitas im Nachhinein betrachtet eine ausgezeichnete Ausbildung durch gute Privatlehrer erhalten. Auch wenn er das in jüngeren Jahren noch nicht so gesehen hatte.

    Begeistert war er anfangs nicht gewesen, als sein Ziehvater darauf bestanden hatte, das Gaius ihm zu einigen Amtsterminen begleiten sollte. Doch alle Ausreden hatten nichts geholfen, er war mit und hielt sich die ganze Zeit über missmutig im Hintergrund. Alleine das Thema, wegen die sie heute hier waren, klang mehr als Langweilig und vermutlich würde der ganze Tag eine reine Zeitverschwendung werden. Aber obwohl er in letzter Zeit recht oft seinen eigenen Willen durchsetzen konnte, hatte er in dieser Angelegenheit letztendlich nachgegeben. Vielleicht konnte er ja widererwarten doch etwas lernen.


    Als sie das Officium des Duumvir betraten nickte er nur begrüßen mit dem Kopf und überlass alles Reden dem Decimer. Zumindest hatte er ihm heute als seinen Ziehsohn und mit vollem Namen vorstellt und nicht einfach nur als 'Junge'.

    Gaius war doch ziemlich verwundern und sichtlich überrascht über die Frage des Sklaven auf dem Podest. Zuerst sprach er nur den blonden Lockenkopf an, doch im selben Atemzug wandte er sich auch zu den Prudentier und zeigte sogar mit dem Finger auf ihn. Wäre ihm die Situation nicht mehr als unangenehm gewesen, hätte er es vielleicht als belustigend empfunden, das ein Sklaven der gerade zum Verkauf stand sich bei seinen Käufern bereits jetzt über die Chancen einer Freilassung erkundigte. Aber die plötzliche Aufmerksamkeit, die der Sklaven damit auf den jungen Mann gezogen hatte, war ihm eher peinlich. Vor allem als sich die ersten Zuschauer grinsend zu ihm umdrehten und auf eine Reaktion warteten. Natürlich hatte er noch nie einen Sklaven frei gelassen. Er hatte ja noch nicht einmal einen eigenen Sklaven besessen. Die Sklaven die ihm bisher umgaben gehörten entweder seiner verstorbenen Mutter oder seinem Ziehvater. Doch diese Tatsache hier nun vor allen Leuten kundzutun, würde die Angelegenheit ja nur noch peinlicher machen.


    Während er noch überlegte, wie oder was er antworten sollte, kam ein erneutes Angebot von einer der Patrizierinnen. Gaius atmete unbewusst erleichtert durch, dass er nicht mehr der Höchstbietende war. Er wollte diesen Sklaven als Leibwächter oder Ianitor einsetzen und hier nicht einen Philosophen oder Paedagogus ersteigern, der mit ihm, seinem Herrn darüber philosophierte ob Sklaven Menschen waren und vielleicht auch noch deren Rechte und Pflichten hinterfragte. Nachdem Goldlöckchen vorerst nicht darauf reagierte, sah auch Gaius keine Veranlassung hier Stellung zu beziehen. Er überspielte stattdessen die Situation mit einem verständnislosen Kopfschütteln und war froh, als sich die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf die neue Höchstbietenden richtete.

    Die Frage des Procurators hätte Gaius eigentlich spielend beantworten können, wenn es denn so leicht gewesen wäre dieses Thema auch einigermaßen in Worte zu fassen. Die Ämter des Cursus Honorum waren Ehrenämter ohne ein eigenes Einkommen und er konnte hier schließlich nicht offen und ehrlich zugeben, dass er damit weiterhin unter der Kantare des Decimers stehen würde, was er aber keinesfalls wollte. Als Eques hingegen war er unabhängig, verdiente bereits in den Einstiegsämter einen guten Sold und konnte sich so seine Selbstständigkeit einigermaßen gut erhalten. Eine gute und sinnvolle Ausrede musste also her, die Gaius bereits auf der Zunge lag. Und eigentlich war ja auch was wahres daran, also war es bestimmt nicht so verkehrt, so zu argumentieren, wie er es tat. Er holte tief Luft und begann seine hoffentlich einleuchtende Erklärung.


    "Nun ich habe dank meiner privilegierten Kindheit eine gute Ausbildung genossen und dabei recht schnell festgestellt, dass die Politik nichts für mich ist. Sie mag für bestimmte Personen gewiss eine erstrebenswerte Aufgabe sein, aber ich zähle mich da leider nicht dazu. Die Tradition der Eques ist auch weitaus stärker in meiner Familie verwurzelt. Mein Vater war einer und auch mein Großvater Commodus war vor seiner Karriere im Senat ein Eques. Ebenso wie mein Großonkel Lucius Maximus und dessen Sohn Tiberius Scipio. Sie alle haben sich für diesen Weg entschieden und es ist für mich daher also keineswegs ungewöhnlich, dass ich diese Familientradition ebenfalls so fortsetzen möchte. Mir ist bekannt, dass die Aufgaben andere sind. Aber gerade deshalb ziehe ich sie denen eines Senators vor."


    Er hoffte die Frage des Procurators damit einigermaßen zufriedenstellend beantwortet zu haben und wartete auf dessen Reaktion. Livianus würdigte er dabei jedoch keines Blickes. Er wollte hier selbst über seine Zukunft entscheiden und diese vor dem hohen Beamten auch entsprechend vertreten.

    Als Livianus plötzlich so betonte, dass sein Schreiben an den Kaiser privat war, wurde Gaius hellhörig. Wieso war es ihm so wichtig dies nun anzumerken? Was genau war in diesem ominösen schreiben gestanden? Gaius hatte bisher gedacht, es war lediglich eine Anfrage wegen eines Termins gewesen. Aber nun klang es so, als wollte der Consular irgendetwas vor dem jungen Prudentier verbergen. Viel Zeit um darüber nachzudenken blieb im allerdings nicht. Denn schon begann der Decimer mit einem seiner üblichen Monologe. Und da war auch dieses Wort wieder... 'Ziehsohn'! Wie er es hasste. Es kam in Gaius Rangliste der am meist gehassten Wörter von Livianus gleich nach 'Junge'! Bläh! Er konnte diese Bezeichnung schon nicht mehr hören. Warum konnte Livianus ihn nicht einfach beim Namen nennen. Nein! Er war einfach nur 'der Junge'. Und schon wieder fingen auch die üblichen Belehrungen an. Livianus hatte es offensichtlich immer noch nicht vollends verkraftet, dass Gaius kein Senator werden wollte, sondern die Laufbahn eines Eques vorzog. Innerlich äffte Gaius den Consular nach...'es nicht immer einfach einem jungen Mann einen Ratschlag zu erteilen... blablabla'


    Erst bei den letzten beiden Sätzen nahm er erst wieder so richtig den Inhalt des eben gesagten war. Militärische Karriere? Was? Von einer militärischen Karriere war in ihren bisherigen Gesprächen nie die Rede gewesen. War der alte Decimer nun ganz verrückt geworden? Gaius wollte in Rom bleiben, sich ein nettes und ruhiges Leben machen. Eine militärische Karriere führte ihn sonst wo hin. An den Arsch des Imperiums, wenn er Pech hatte. Und meistens hatte er Pech. Er hatte eher an eine ruhigen und gemütlichen Posten als Procurator gedacht - hier in Rom. Am besten einen wo man nicht viel tun musste und trotzdem ordentlich abkassierte. Vielleicht noch ein Tribunat bei den Vigiles. Aber das war es auch schon mit dem Militär. Ganz sicher wollte er nicht irgendwo am anderen Ende des Reiches Legionäre durch den Dreck scheuchen. Er versuchte sein Entsetzen einigermaßen zu verbergen, sah von Livianus dann zu dem Procurator. Wenn er etwas dagegen sagen wollte, dann musste es jetzt sein. Er spürte wie sein Herz vor Aufregung stark zu pochen begann und wie ihm warm wurde.


    "Ähmm..... Ich ..... also ich.... könnte mir auch einen Posten hier in Roma vorstellen." war alles was er in seiner Aufregung heraus brachte. Vermutliche musste er auch nicht mehr sagen, sondern konnte bereits jetzt auf die Schelte des Decimers warten.

    Es war fast unglaublich, aber dieser unscheinbare blonde Wuschelkopf musste Geld haben wie Heu. Wer war dieser Typ nur? Anscheinend schien das nicht nur Gaius zu interessieren, da nun auch eine der Patrizierinnen auf den Blonden zuging und ihn offensichtlich ansprach. Hören konnte Gaius nichts, dazu stand er zu weit entfernt, aber sehen konnte er es einigermaßen gut. Dem jungen Prudentier kam das durchaus gelegen. Wenn der Wuschelkopf durch den Rotschopf abgelenkt war, dann verpasste er vielleicht ein weiteres Angebot abzugeben. Daher entschied sich Gaius kurzerhand auf einen neuen Versuch. So schnell wollte er nicht aufgeben.


    "1600 Sesterzen!"

    Patrizier erkannte man immer und überall. Nicht nur die Männer, wenn sie ihren traditionellen Mulleus mit der auffälligen lunula am oberen Ende trugen. Auch ihre Frauen waren meist recht Eenfach aus einer Menge versammelter Römer heraus zu kennen. Zumindest für Gaius, der schon immer das Gefühl hatte, dass die Patrizier sich alle ein wenig ähnlich sahen und dies auf ihre seit jeher gängigen Heiratspolitik zurückführte - Patrizier heirateten meist untereinander. Irgendwann musste das ja Auswirkungen haben. Beim erneuten Gedanken daran kam er nicht umhin ein wenig zu schmunzeln.


    Jedenfalls war die junge Frau, die nun ebenfalls ein nicht gerade kleines Angebot abgab ganz bestimmt eine Patrizierin. Wenn auch zweifellos eine der hübscheren Sorte. Gaius kratzte sich am Kopf und überlegte, ob er sein Angebot ebenfalls noch einmal erhöhen sollte. Sein Blick ging dabei nachdenklich zwischen dem Sklaven und der Patrizierin hin und her. Zumindest um eine kleine Summe könnte er das Angebot ja einmal erhöhen. Es war zwar nicht davon auszugehen dass es dabei blieb, aber zumindest konnte er so aufzeigen, dass er nach wie vor Interesse hatte.


    "1250 Sesterzen!"

    Es war wieder typisch Livianus. Rein in das Officium und gerade noch, dass er Gaius Namen bei der Vorstellung erwähnte. Ansonsten ging es um alles andere, außer um ihn. Dabei war dieser Termin ja angeblich für ihn gedacht. Bei der Begrüßung nickte er dem hohen kaiserlichen Beamten nur zu. Was sollte er den auch schon groß sagen, was der Consular nicht schon gesagt hatte. Aber eines musste man dem alten Fuchs schon zugute halten. Er sah diesen Mann anscheinend zum aller ersten Mal, wusste aber sogar wem dieser demnächst Heiraten würde. Schon in seiner Jugend hatte Gaius vom Decimer gelernt, dass man anderen immer einen Schritt voraus sein und mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen sollte. Dies war natürlich nur dann sinnvoll, wenn man sich dieses ganze oft sinnlose Wissen auch merkte, was bei Gaius meistens nicht so der Fall war. Als der Procurator nach etwaigen Getränkewünschen fragte, gab der junge Prudentier auch seine Präferenzen bekannt.


    "Für mich Posca bitte."


    Dann hörte er sich Livianus Laberei von wegen seiner hohen Stellung und seine Erwartungshaltung diese Angelegenheit direkt mit dem Kaiser klären zu können, sowie die aus seiner Sicht logische Antwort des Fabiers. Gaius jedenfalls war froh und erleichtert diese Angelegenheit hier mit diesem Beamten klären zu können. Schon hier war er nervös genug. Da wollte er sich gar nicht erst ausmalen, wie es ihm beim Kaiser gegangen wäre. Als der Procurator schließlich von einem ungewöhnlichen persönlichen Anliegen sprach wurde Gaius wieder hellhöriger. Warum ungewöhnlich? Was wollte der Decimer denn? Gaius dachte bisher es ging nur um seine Erhebung in den Ritterstand und eine damit verbundene Zuteilung zu einem ritterlichen Amt. Und das war soweit er wusste keineswegs etwas ungewöhnliches. Gespannt wartete er daher auf die Antwort des Decimers und ob er diese merkwürdige Anspielung des Procurators konkretisierte.

    Die Sklavenversteigerung bei diesem Sklaven zog sich verwunderlicher Weise ein wenig. Die anwesenden Damen hielten sich noch zurück und tuschelnden nur und bis auf diesen blonden Wuschelkopf, der vermutlich nur ein paar Jahre älter war als Gaius selbst, gab es kaum den Anschein, als wären noch sehr viel weitere Bieter an diesem Sklaven interessiert. Ein wenig nervös trat der junge Prudentier von einem Bein auf das andere, versuchte aber nach außen hin doch Gelassenheit zu demonstrieren, sofern überhaupt jemand von ihm Notiz nahm, was mehr oder weniger gut gelang. Sollte er? Oder vielleicht lieber doch nicht? Es wäre das erste Mal für ihn. Jetzt nur nicht zu nervös werden. Die anderen würden das bestimmt mitbekommen. Aber das erste Mal kostete vermutlich immer ein wenig Überwindung. Aber was soll´s! Es konnte bestimmt ein Spaß werden. Er hob seine Hand.


    "Tausend*krächz*...."


    Aus lauter Nervosität überschlug sich seine Stimme und versagte kurz. Am liebsten wäre Gaius in diesem Moment in den Boden versunken. Er spürte wie ihm die Hitze in sein Gesicht aufstieg und wusste, dass seine Backen in diesem Moment rot anliefen. Ein aus seiner Sicht peinlicher Moment, gegen den er sofort etwas tun musste, um ihn nicht noch mehr zu verschlimmern. Er räusperte sich und erhob erneut seine Stimme.


    "Verzeihung....... Tausendeinhundert Sesterzen für diesen Sklaven!"