Pferdesport? Nun, dass war thematisch fast das Gegenteil von dem, was sich der junge Prudentier eigentlich erwartet hatte. Doch warum nicht? In der Tat mochte er Wagenrennen, auch wenn er, wie die meisten Jungen in seinen Alter, viel mehr für die Gladiatorenkämpfe zu begeistern war und hin und wieder in Ermangelung eines passenden Pferdegespanns in Kindergröße in der Vergangenheit einfach auf Stöcke zurückgegriffen hatte, um mit anderen Kindern berühmte oder aktuelle Gladiatorenkämpfe nachzuspielen. Und auch sonst waren prominente und siegreiche Gladiatoren ein beliebtes Thema bei den Jungen. "Ja, Pferderennen sind interessant. Aber leider war ich noch nicht auf vielen." antwortete Gaius daher auf die Frage ohne die Unwahrheit zu sagen, auch wenn er offensichtlich nicht gleich in Begeisterungsstürme ausbrach. Dass der Germanicer Princeps einer Factio war, hatte der Junge bisher noch nicht gewusst. Und schon war die Neugierde geweckt. "Das du Princeps einer Factio bist habe ich bisher nicht mitbekommen. Was macht man da so?"
Beiträge von Gaius Prudentius Primus
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Die aufkommende Enttäuschung war im Gesicht des Jungen deutlich abzulesen, als er hörte, dass sein Wahlonkel nicht in den Senat ging. Da half dann wohl auch alles Betteln nichts und nach spielen war ihm nicht zu mute, auch wenn der Germanicer versuchte ihn dazu zu überreden und es als weisen Ratschlag eines Erwachsenen tarnte. Als er jedoch eine geschäftliche Besprechung erwähnte, wurde Gaius wieder hellhörig. "Eine geschäftliche Besprechung?" fragte er sofort nach. "Worum geht es dabei?" folgte noch nach. Wenn Gaius eines war, dann seeehr Neugierig. Und alles war besser als hier zu sitzen und mit seinem Stock in den Boden zu pieken oder noch viel schlimmer mit den „Kleinen“ zu spielen, auch wenn er diese ja durchaus sehr gerne hatte. Vielleicht war es ja nicht uninteressant dem Onkel bei der Abwicklung seiner Geschäfte zu beobachten. Womöglich lernte der junge Prudentier etwas dabei, dass er später einmal gut gebrauchen konnte. Also war es durchaus legitim einmal nachzufragen - aus seiner Sicht zumindest.
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Der Tag der erneuten Heirat seiner Mutter mit dem Consular Decimus Livianus rückte nun unaufhörlich näher und dementsprechend schlecht war auch Gaius Laune, als er seine Mutter auf ihrer Einkaufstour begleitete. Er hielt nicht sehr viel von der Vorstellung in Bälde einen Stiefvater zu haben. Auch wenn er gerne schon Erwachsen tat, so fühlte er sich dennoch nach wie vor sehr geborgen bei seiner Mutter. Vor allem nach den turbulenten Zeiten die sie hinter sich hatten - die Flucht, der Bürgerkrieg und nun die Obdach bei den Germanicern - war seine Mutter immer die einzige Konstante gewesen, der sogenannte Fels in der Brandung, in seinem noch recht jungen Leben. Das letzte, das er daher wollte, war seine Mutter nun auch noch mit jemand Fremden zu teilen.
Zuerst zuckte der Junge daher lediglich mit den Schultern und biss statt einer Antwort zu geben herzhaft in sein Käsebrot. Nachdem er auch noch einen Schluck getrunken hatte, ließ er sich doch dazu hinreißen, seine Mutter ein wenig mehr an seinen Gedankengängen teilhaben zu lassen. "Es geht so. Ich kann mir halt noch nicht so recht vorstellen wie es werden wird. Also… das mit dem Decimus. Die Heirat und dass wir dann in seine Casa ziehen. Können wir denn nicht wieder in unseren eigenen Domus zurück? Ich dachte das Onkel Lucius mit dem Kaiser spricht. Es wäre mir viel lieber wenn alles wieder so werden könnte wie es war." Der junge Purdentier warf seiner Mutter einen kurzen bekümmerten Blick zu, ehe er sich wieder seinem Brot widmete und erneut abbiss. So wie früher konnte es nicht werden, dass wusste er nur zu gut. Schließlich war sein Vater nicht mehr da und auch wenn seine Erinnerungen an ihn und die Zeit im Palast schon sehr verschwommen waren, so war da doch dieses Gefühl der Geborgenheit geblieben, wenn er an diese zurückdachte.
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"Ich habe keine Lust Onkel Sedulus." sagte Gaius ohne aufzuschauen und stocherte weiter mit seinem Stock in dem bereits entstandenen Erdloch herum. Er wusste zwar ganz genau, dass der Senator nicht sein richtiger Onkel, geschweige denn überhaupt ein Verwandter war. Doch irgendwie machte es ihm die Situation oft einfacher so zu tun, als würden sie hier alle miteinander verwandt und einfach eine große Familie sein, die gemeinsam dieses Haus bewohnte. "Und außerdem bin ich schon zu alt um zu spielen." Auch darüber hatte er sich schon das eine oder andere Mal den Kopf zerbrochen. Immerhin erreichte er bald das passende Alter, um beim Fest der Liberalia seine Volljährigkeit feiern zu dürfen. Da spielte man nicht mehr mit Kindern, sondern machte sich darüber Gedanken, was man alles mit seinen neugewonnen Freiheiten anstellen konnte. Wobei sich natürlich in erster Linie die Frage stellte, ob ihm seine Mutter und sein Großonkel diese Volljährigkeit auch wirklich bereits mit dem 14 Lebensjahr zusprechen wollten. Immerhin konnte man diesen zeremoniellen Übertritt ins Erwachsenenleben einige Jahre hinauszögern. Doch Gaius würde seinen Willen gewiss durchsetzen können. Er hatte dies auch bisher geschafft – meistens jedenfalls.
Schließlich sah er dann aber doch auf und ließ den Stock fallen. "Was hast du jetzt vor? Gehst du in den Senat? Darf ich mitkommen?" Allein schon beim Gedanken daran, dass er den Senator in die Curia Iulia begleiten könnte, schlug die Stimmung des Jungen schlagartig um. Sein Blick wirkte nun wach und aufgeregt und von dem vorherigen Anflug von Traurigkeit war keine Spur mehr zu erkennen. Auch schon sein Großonkel Lucius hatte ihm erklärt, dass im Senat keine Besucher gestattet waren, außer jene, die man Vorgeladen hatte, doch vielleicht würde es ja sein Onkel Sedulus nicht so streng sehen. Er konnte sich ja beim Hineingehen klein machen und sich dann irgendwo ganz hinten hinstellen, wo auch immer die jungen Magistraten standen. Er würde bestimmt nicht auffallen bei der Masse an Leuten, die sich bei Sitzungen in die Curia quetschten. "Darf ich?! Ja?! Biiiitteee!"
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Ein Tag glich wie ein Auge dem Anderen, hatte sogar fast exakt den gleichen Tagesablauf. Aufstehen, Morgenpflege, Anziehen, Frühstücken, Unterricht durch die Privatlehrer, Mittagspause und Essen, wieder Unterricht, ein wenig Freizeit, die sich in diesem Haus noch langweiliger gestaltete, da es an gleichaltrigen Spielkameraden fehlte (die Kinder von Senator Sedulus waren ihm viel zu jung), eventuell noch zur Aufmunterung ein paar Sklaven oder andere Mitbewohner der geräumigen Stadtcasa ärgern, danach Abendessen (manchmal im Kreise der Familie, manchmal gemeinsam mit den Gastgebern und manchmal allein), vielleicht noch ein wenig lesen, wieder Körperpflege und danach ab ins Bett. So in etwa konnte man einen typischen Tagesablauf aus der Sicht von Gaius Prudentius Primus zusammenfassen, der gemeinsam mit seiner Mutter, seinem Großonkel Lucius, dessen Sohn Gaius und dem Sklaven Nakhti im Haus der Gens Germanica schon eine gefühlte Ewigkeit die doch einigermaßen beengten Gästezimmer bewohnte.
Seine Mutter wies ihn zwar immer wieder darauf hin, dass es hier allemal besser war, als während des Bürgerkriegs, wo die ganze Familie aus Rom flüchten und sich verstecken musste. Doch daran konnte sich der junge Prudentier, wenn überhaupt, dann nur noch sehr schemenhaft erinnern. Ganz zu schweigen von der Zeit, wo sie noch alle glücklich und zufrieden bei seinem anderen Großonkel, dem ermordeten Kaiser Valerianus, im Palast lebten. Diese Zeit, die er als Kleinkind noch selbst erlebt hatte, kannte er mittlerweile ausschließlich aus Geschichten der Anderen und da schienen die Grenzen zwischen wirklicher Erinnerung und den Erzählungen oft zu verschwimmen. Gaius wusste beispielsweise nicht, ob er sich tatsächlich an die Oleanderbüsche erinnern konnte, die einst das Peristyl des Domus Aeliana zierten, oder ob er nur glaubte sich daran zu erinnern, weil sein Großonkel Lucius ständig davon sprach. Er war schon recht alt und sprach eigentlich fast von nichts anderem mehr, als von seinem Oleander. Manchmal kam ihm sein recht alter Onkel Lucius doch ein wenig wunderlich vor, doch Mutter sagte immer wieder, dass er ein großer Mann war, der überall im Reich respektiert wurde und hoch angesehen war. Die Frage, warum sie dann immer noch hier im Hause der Germanicer als Gäste leben mussten und nicht längst zurück in den Domus Aeliana gezogen waren, verkniff er sich dann immer, auch wenn ihn diese Frage sehr oft beschäftigte, wenn er Abends im Bett lag und auf das Einschlafen wartete. Überhaupt gab es in letzter Zeit einiges, dass er aufgeschnappt hatte und das ihn beschäftigte. Alle versuchten ihn immer von den Gesprächen der Erwachsenen fern zu halten und meinten, er wäre noch viel zu jung für derartige Gespräche, wenn er versuchte sich dazu zu reklamieren. Doch aus seiner Perspektive gesehen, war er wesentlich weiter als so manch anderer Junge in seinem Alter. Zumindest glaubte Gaius das, denn viele Vergleichsmöglichkeiten hatte er ja hier in seinem goldenen Käfig nicht.
Und aus diesem Käfig wollte er so bald wie möglich ausbrechen. Vor allem seitdem er erfahren hatte, das seine Mutter wieder einem anderen Mann versprochen war. Natürlich hatte man versucht auch das möglichst lange vor ihm Geheim zu halten, doch nachdem sogar die Haussklaven darüber tuschelten, war es nicht mehr wirklich schwierig mehr in Erfahrung zu bringen. Der angesehene Consular Marcus Decimus Livianus, Praefectus Urbi von Rom, Klient seines Großonkels Lucius und angeblich früher sehr guter Freund seines Vaters sollte der zukünftige Mann an der Seite seiner Mutter werden. Oder vielmehr sie die Frau an seiner Seite. Für Gaius schien da nicht mehr viel Platz zu sein. Und was konnte das schon für ein guter Freund sein, der die Witwe seines toten Freundes heiratete, fast als hätte er darauf gewartet das er stirbt, um sie ihn wegzuschnappen. Gaius verstand ganz und gar nicht, warum sich seine Mutter darauf einließ und sogar sein Großonkel diese Verbindung befürwortete. Dessen Sohn Gaius Paetus hatte einmal versucht ihm diese ganze Sache zu erklären, doch war wie zu erwarten war, auf wenig Verständnis bei den jungen Prudentier gestoßen. Würde sein Vater noch leben, dann hätte dieser Decimer es sicher nicht gewagt, ihm seine Frau auszuspannen. Würde sein Vater noch leben, dann wäre einiges hier anders. Sie hätten es bestimmt nicht nötig Obdach im Haus Anderer zu suchen, sondern würden bestimmt wieder im Palast wohnen. Neuer Kaiser hin oder her. Immerhin war sein Vater Praefectus Praetorio. Sie würden bestimmt auch viel Reisen. Gaius würde so gerne Reisen, das Imperium kennenlernen und die bekannte Welt und darüber hinaus erkunden. Doch das alles waren nur die Wünsche und Träume eines Knaben, der auf dem mühsamen Weg ins Erwachsenenalter war. Sein Vater war lange Tod, dahingerafft von einer unerwarteten Krankheit (zumindest hatte man das immer ihm gegenüber so gesagt) und er war daher nichts weiter als ein Halbweise, dessen Mutter sich mit einem neuen, um einiges älteren Mann verlobt hatte und der in einem Haus wohnte, dass nicht dass seiner Familie war. Was blieb ihm also anderes übrig, als sich seinem Schicksal zu fügen und abzuwarten, was die Zukunft noch alles für ihn bereithielt.
Zum jetzigen Zeitpunkt hatte Gaius das Schicksal dazu verdammt gelangweilt im Hortus zu sitzen und mit einem Stock in der Erde herumzustochern, welche die Rosenstöcke des Älteren der beiden im Haus wohnenden Germanicer-Senatoren beherbergte. Der Unterricht war für heute zum Glück beendet und er hatte sich ein schattiges Plätzchen gesucht, um der Hitze ein wenig zu entgehen und seinen Gedanken nachzugehen.
[Sim-off]Falls jemand Lust hat.... 8)[/SIm-off]
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Salvete!
Ein Kind mehr, das im IR Unruhe stiften kann.
Name: Gaius Prudentius Primus
Stand: Adulescens
Wohnort: Roma
Gens: PrudentiaVater: Tiberius Prudentius Balbus
Mutter: Aelia VespaDie Verwandtschaftsverhältnisse wurden mit der Mutter abgesprochen. Der Vater ist ja bereits im Elysium. Im Stammbaum nehme ich damit den Platz des gleichnamigen NSC ein.
Vielen Dank!