Nach den gemeinsam erlebten Abenteuern in Rom - hier sei insbesondere auf den ehrenhaften Empfang des Flotten-Subpräfekten Petronius Crispus hingewiesen, wo zwei Milites wieder einmal die in der Classis Romana praktizierte Tugendhaftigkeit bewiesen - hatten die beiden Freunde, also mein Kollege Ennaeus und ich, wieder gemeinsam Wachdienst.
Von der heißen Mittagssonne in das kleine bisschen Schatten gedrängt, das uns geblieben war, versuchten wir uns die Zeit mit ein wenig Konversation zu vertreiben. Den Konsum von Rauschmitteln - wie damals in Rom, als wir betrunken den Subpräfekten empfangen hatten - hatten wir für´s erste abgeschrieben. Wir waren schließlich im Dienst! Und ja, äh, das nahmen wir auch ernst!
"Xenokrates! Hier in der Nähe hat kürzlich -", erzählte Ennaeus begeistert, ehe ich ihn unterbrach.
"... ein neues Bordell aufgemacht. Ja, ich weiß!", lachte ich. Diese Neuigkeit hatte schon längst im ganzen Lager die Runde gemacht. "Es soll aber nicht ganz billig sein. Der Besitzer soll ein geiziger Geschäftsmann sein - der reinste Abzocker!"
"Aber, aber - denk doch an die Frauen, Xenokrates. Frisch aus dem Orient..."
"Ennaeus, mein Lieber, ich..."
Am Tor war es bis vor kurzem noch ruhig gewesen. Plötzlich aber näherten sich zwei umhüllte Gestalten, die schnurstracks auf uns zugingen. Äußerst suspekt! "Haltung annehmen. Sonst nehmen die uns nicht ernst!", flüsterte ich Ennaeus zu.
"Salvete! Wohin des Weges, die Herren?", sagte Ennaeus selbstsicher, als die beiden Unbekannten vor uns standen.
"Wir wollen dem Subpraefectus Petronius ein kleines Geschäft vorschlagen."
Hm, normalerweise würden wir solche Leute wegschicken - und zwar stante pede. Aber... die Kleidung der Männer schien teuer zu sein. Vielleicht waren es Angehörige der hiesigen Oberschicht! Und dann war da noch die Sache mit dem Namen des Subpraefectus - woher kannten sie seinen Namen? Wir waren doch erst kürzlich mit unserem neuen Vorgesetzten hier eingetroffen. Wie konnte das sein?
Also entweder kannten sie den Petronier persönlich, oder sie waren ziemlich gut informiert. Jedenfalls hatten sie zweifellos eine hohe Stellung inne! Deshalb war es sicherlich keine gute Idee, sie schlichtweg abzuweisen.
Ich tauschte einen kurzen Blick mit Ennaeus aus. "Ich gehe in der Principia nachfragen", sagte ich. Ennaeus nickte. Ich eilte los und ließ ihn und die beiden Besucher am Tor zurück.