Beiträge von Xenokrates Kleomenou

    Nun standen wir einer Reihe von ausgebildeten Soldaten entgegen, die eine Mischung von Entspannung und Langeweile ausstrahlten. Ich stellte mich wie vom Optio beschrieben hin, also linker Fuß vorne und der rechte hinten. Mein Gegenüber wirkte leicht belustigt; entweder wegen meiner übertriebenen "Anfängerposition" oder der bevorstehenden Aufgabe.


    Auf den Befehl des Optios hin fing ich an, mit dem Gladius zuzustechen. (Wobei man das Klirren in der Reihe der Tirones ziemlich ungleichmäßig vernahm.) Also erst einmal von oben - ich spürte die Erschütterung in meinem Arm, als der mir zugeteilte Miles meinen Gladius mit dem Schild abwehrte. Und dann noch einmal - diesmal von der Seite. Und zum Schluss unter dem Schild her.


    Diese Prozedur wiederholte ich und so mit der Zeit wurden meine Bewegungen langsamer. Das Übungsschwert war, wie der Optio gesagt hatte, wirklich sehr schwer. Und der Schild (ungewohntes Gewicht in ungewohnter Position), der tat das Übrige...

    Wir Tirones holten uns jeder einen Gladius und dezimierten so den Haufen um ganze drei Stück. Dann stellten wir uns wieder auf - Nicocrates hatte anscheinend seine heutige Lektion bei den Unterkünften gelernt und nahm seine übersteife Haltung an. Der Rest von uns taten es ihm gleich; konnte ja nicht schaden, einer potentiellen Tadelung vorzubeugen.


    Wir drei beobachteten jetzt die Unterhaltung zwischen dem Optio und dem eben vorgestellten Titus Flavus, der ziemlich mager aussah... war wohl nicht in bester Form. Mal sehen, was jetzt so an der Tagesordnung stand.

    Auch ich befand mich jetzt an Bord - ein äußerst beeindruckendes Gefühl, denn die Aeternitas war größer als die meisten Schiffe, die ich bisher gesehen hatte - ganz zu schweigen von den Schiffen, auf denen ich bisher gewesen war. Nun stand ich hier an Bord, etwas unschlüssig darüber, was ich tun sollte - die Arbeit wurde schließlich von den nautischen Kräften übernommen. Ich gesellte mich also zu einer nahestehenden Gruppe (bei der auch die beiden anderen Tirones standen), wo gerade ein Gespräch über die abzuholende Augusta im Gange war.

    Am Hafen angekommen erblickte ich sogleich das Schiff, eine große Trireme, die sicherlich die Aeternitas war. Die vielen Vorräte und Ausrüstungsgegenstände wurden auf dem Schiff verstaut - ich folgte dem Beispiel meiner Kameraden und übergab die Nahrungsmittel vom Horreum den sich auf dem Schiff befindenden Soldaten, die es dann auf der Aeternitas ordentlich unterbringen würden.


    Ich hörte das Schiff im Wasser plätschern und stellte mich zu einigen Männern der Einheit hinzu, die anscheinend auf weitere Anweisungen warteten.

    Im Horreum war einiges los. Die zweite Zenturie war schon dabei, Vorräte für's Schiff abzuholen und so stellten wir, die Tirones, uns als neueste Angehörige der Einheit dazu. Ein Offizier brüllte herum. (Was mich auf die Frage brachte, wer wohl der Centurio unserer Einheit war. Bisher war ja nur der Optio zugegen gewesen).


    Ob der wild mit seinen Armen wedelnde Offizier unser direkter Vorgsetzter war oder nicht, war für uns jedenfalls vollkommen irrelevant: Jeder bekam einen Sack in die Hände gedrückt, mit allen möglichen Nahrungsmitteln gefüllt. Schwer beladen machten wir uns dann auf den Weg zur Aeternitas, um dort alles zu verstauen ...

    Nicocrates zuckte zusammen, als der Optio ihn tadelte, und nahm daraufhin eine - für meinen Geschmack - viel zu steife Haltung an.


    "Jawohl, Optio!", antworteten wir - darum bemüht energisch zu klingen - unserem Vorgesetzten, nachdem dieser seine Anweisungen erteilt hatte.


    Und machten uns auf den Weg. Doch von geschlossen marschieren konnte nicht die Rede sein. (Keine Ahnung, was das überhaupt war. Aber ich hatte den Eindruch, das es nicht das war, was wir taten.) Wir entfernten uns auf eher unmilitärische und entspannte Weise von den Unterkünften, um das Horreum aufzusuchen.

    Als wir durch den Vorraum unsere Stube verließen, konnte ich nur staunen. Auf welch' wundersame Weise es mir gelungen war, meine Ausrüstung hier ordentlich unterzubringen!


    Wir - also ich und die beiden anderen Tirones, - nahmen vor dem Optio Haltung an, der ja gerade vom Präfekten zum Zenturio befördert worden war und, wie mir schien, einen äußerst zufriedenen Eindruck machte.

    Im Fahnenheiligtum angekommen, wurde mir der Schwur in die Hand gedrückt, den ich jetzt aufsagen sollte. Mein feierlicher Eintritt in die Classis...


    Gut, dann wollte ich das ganze mal mit Enthusiasmus angehen: "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS", sprach ich. "QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA." Wobei ich das letzte Wort als ziemlich unpassend empfand; schließlich hatten wir seit geraumer Zeit keine Republik mehr.

    Ich legte meine Sachen erstmal hin, nicht so recht wissend, wie der Optio sich vorstellte, all das ordentlich zu verstauen.
    "Meine Güte, wie habt ihr es denn hingekriegt, den ganzen Kram zu verstauen?", fragte ich daher meine neuen Mitbewohner.


    "Ja, das is' wirklich 'ne Zumutung. Ich hab es direkt falsch gemacht, an meinem ersten Tag hier", antwortete mir der eine.


    Dem anderen Rekruten war wohl aufgefallen, wie wenig mir der Kommentar seines Kameraden gebracht hatte, denn er schlug mir hilfsbereit vor: "Stell am besten das Wichtigste nach vorne - wie den Gladius und so. Sachen wie die Öllampe wirst du in der nächsten Zeit ja erstmal nicht brauchen."


    "Außer du musst nachts mal pinkeln..."


    "Aber dann sind ja die Lampen im Lager alle an."


    "Seid ihr schon lange hier?"


    "Ich seit einer Woche - und Nicocrates seit zwei."


    "Zweieinhalb!", wurde Hecatomnus schlagartig korrigiert.


    "Und wie ist die Ausbildung so?"


    "Ach, eigentlich ganz entspannt. Erstmal ..."


    Und ja, so verbrachte ich die Zeit, bis der Optio mich zum Fahneneid abholte.

    Irgendwie hatte ich das ganze Zeug so organisiert, dass ich den Haufen vom Armamentarium zu den Unterkünften schleppen konnte. Als ich an dem der zweiten Zenturie zugeteilten Gebäude ankam, stand dort ein Mann mittleren Alters mit einem Stab in der Hand - der höchstwahrscheinlich enweder der Centurio oder der Optio war. Also einer meiner neuen Vorgesetzten. Da musste ein guter erster Eindruck schon her:


    "Salve! Ich bin Xenokrates Kleomenou, neuer Rekrut", begrüßte ich ihn.

    Auch ich als neuer Tiro war zusammen mit meiner Zenturie auf dem Campus zum Apell angetreten. Die Stimmung kam mir extrem steif vor - was in der Armee natürlich zu erwarten war. Der Optio kam vorbei um meine Haltung zu korrigieren, aber inmitten der vielen ausgebildeten Soldaten kam ich mir trotzdem fehl am Platze vor.


    Dann kam der Präfekt angeritten und hielt eine Rede über das wunderbare Rom - wahrscheinlich ein Versuch, die Soldaten zu motivieren - und unser Optio wurde aufgerufen. Interessant...

    Diese Frischfleisch-Witze waren in der Armee anscheinend gang und gäbe - ich hatte das in Erzählungen gehört und gerade einmal live miterlebt. (Besonders geschmacksvoll fand ich den Spruch allerdings nicht.)


    Kaum hatte ich etwas Zeit in meinem Kopf verbracht und über Redensarten im Exercitus Romanus nachgedacht, lag auch schon ein großer Haufen der notwendigen (?) Utensilien vor mir. "Na gut, dann mach ich mich mal an die Arbeit", teilte ich dem Soldaten mit und fing an mit sortieren, überprüfen - und nochmals überprüfen; ich wollte meinen Sold schließlich nicht unnötigerweise kürzen.


    Da waren ein Gladius, Tuniken ein Brustpanzer ... ja, es war alles da. Ich schrieb meinen Namen auf die Tabula und reichte sie meinem Gegenüber. "Hier, ist alles da."


    Ausrüstung Marineinfanterie:


    II hellbaue tunicae
    II Paar caligae
    I lorica hamata / segmentata
    I cassis
    I christa
    I gladius
    I parma (Ovalschild)
    I pugio
    II hasta
    I focale (Halstuch)
    I cingulum militare (Gürtel)
    I mantica (Sack)
    I paenula (Mantel)
    I pera (Tasche)
    I lucerna (Öllampe)
    I patera (Kasserolle)
    I ampulla (Feldflasche)
    I situla (Topf)
    I ligula (Löffel)
    I cultellus (Messer)
    I reticulum (Netz)
    I furca (Tragestange)
    I Fell
    III Lederriemen


    Signatur bei Vollständigkeit:
    Xenokrates Kleomenou



    Sim-Off:

    Was bitte ist eine "christa"? :D

    Im Materiallager war um diese Zeit am späten Nachmittag kaum was los - nur ein paar Unterhaltungen, die von einigen der zuständigen Soldaten geführt wurden. Ich war wirklich gespannt auf die Ausrüstung, die man mir aushändigen würde.


    Ich sprach also den Nächstbesten an: "Salve, ich soll hier meine Ausrüstung abholen - für die Ausbildung zum Miles."

    Merk dir das gut! Kaum hatte ich die beiden angeblich so wichtigen Namen gehört, hatte ich sie auch schon wieder vergessen. Namen waren nicht so meine Stärke... Ich konnte nur hoffen, dass sich die beiden Männer später noch persönlich vorstellen würden - das wäre dann sozusagen meine zweite Chance.


    So ganz hatte ich die Ausführungen des Optios jetzt nicht verstanden. "Also, gehe ich jetzt ins Materiallager oder soll ich hier auf die Offiziere warten?"

    Und zurück in die Principia. Ich betrat wieder das Rekrutierungsbüro - wo der gleiche Offizier immer noch vor seinem Schreibtisch saß - und meldete: "Salve, Optio, hier sind die Ergebnisse der Musterung." Ich reichte ihm das Ding und wartete nun gespannt auf die nächste Phase der Prozedur.



    MEDIZINISCHER BERICHT - Xenokrates Kleomenou


    Diensttauglichkeit:


    Krankheiten (Vererbt und unvererbt):
    Keine


    Behinderungen/Verletzungen/Sonst. Einschränkungen:
    Keine


    Körperliche Leistungsfähigkeit:
    Sehr gut


    Sehen und Hören:
    Sehr gut


    Urteil:


    Uneingeschränkt diensttauglich.
    Als Nauta und Miles Classicus einsetzbar.


    Unterschrift:
    Marcus Orbilius Fusus

    "Oh, vielen Dank!" Ich nahm die Tabula entgegen und überflog die wenigen Worte, die der Medicus reingekritzelt hatte. Uneingeschränkt diensttauglich. Na, das hörte sich aber gut an. "Wir sehen uns bestimmt noch mal wieder", verabschiedete ich mich und machte mich auf den Weg zurück in's Rekrutierungsbüro.

    "Alles klar!" Ich war schon beeindruckt von der Beschreibung der Übung, die sich aber als komplizierter zu beschreiben als auszuführen herausstellte.


    Es fing leicht an: "A", sagte ich und wandte meinen Kopf nach oben. "C", Kopf nach rechts. "K", Kopf nach rechts. "E", Kopf hoch. Bei den letzten beiden Buchstaben brauchte ich ein klein bisschen länger, aber irgendwie konnte ich auch sie erkennen: "P" - Kopf nach links - und "S" Kopf nach rechts.


    Meine Güte, wenn der Medicus seine Lautstärke auch nur minimal weiter verringert hätte, hätte es eng werden können. Hoffentlich war die Musterung jetzt vorbei - es war ein ungutes Gefühl, wenn die geplante Zukunft auf dem Spiel stand.

    Ich fing mit den Kniebeugen an, während der Medicus eine Frage nach der nächsten stellte. "Nein, ich hab keine Leiden." Kniebeuge, Kniebeuge. " - Und bewegen kann ich mich auch einwandfrei" Jedenfalls kam mir das so vor. "Ich hatte schon einige Verletzungen: bin mal von 'ner Klippe gefallen, und so weiter..." Ich war schon bei der zwölften Kniebeuge und es fing schon an, leicht zu schmerzen - ich ließ mir aber so gut es ging nichts anmerken. "... das Übliche halt ... aber nichts, was mich langfristig beeinträchtigt hat." So gegen Ende war ich etwas außer Atem, aber glücklicherweise war die Übung jetzt vorbei. "Erbkrankheiten gibt es in meiner Familie so weit ich weiß keine."