Beiträge von DIVUS VALERIANUS

    Sich auf andere verlassen zu können, war für Valerianus in seinem neuen Amt lebenswichtig, und wenn er jemandem in Rom von Anfang an vergleichweise bedenkenlos vertraute, dann war es wohl der Rex Sacrorum oder die anderen Mitglieder des Collegium Pontificium.


    Die kurze Einführung in seine kommenden Pflichten ließ er gnädig über sich er gehen, auch wenn er in Zukunft noch einige Male würde nachfragen müssen. Mit einem Wort des Dankes und der Verabschiedung verließ er später die Sänfte, um in seiner eigenen zum Palast gebracht zu werden und den anstrengenden Tag zu beenden.

    Einen Augenblick fragte sich Valerianus, ob er einen Formfehler gemacht hatte, als er um die Einberufung der Sitzung in seinem Namen bat. Immerhin war der Rex Sacrorum ebenfalls ein hoher Würdenträger und legte bestimmt Wert auf seine Rechte. Aber ein leichter ziehender Kopfschmerz von der Hitze und Belastung des Tages verdrängte den Gedanken wieder.


    "Sehr gut. Ich erwarte keinen größeren Rahmen, als für die Aufnahme nötig ist. Die Abläufe des Cultus Deorum hier in Rom werde ich mir erklären lassen müssen und ich verlasse mich da ganz auf dich und das Collegium."

    Mit gesenkten Haupt und unendlich langsamen Schritten, gebeugt von der Last der schweren Toga, der Krankheit und der Trauer begab sich Valerianus zu der Stelle, von der die Trauerrede zu halten war, gleich neben dem Totenbett seines verstorbenen Vaters. Die Kraft, die er für diese Rede brauchte, wollte sich nicht so recht einstellen, stattdessen beutelte ihn erneut ein Hustenanfall. Ein Becher Wasser musste erst Linderung bringen, bevor er seine Stimme erhob.


    "Bürger Roms! Mein Name ist Gaius Ulpius Aelianus Valerianus, Sohn des Lucius Ulpius Iulianus, dessen Leichnam hier vor mir aufgebahrt ist."


    Die großen Zeiten, in denen man eine Laudatio Funerbris politisch ausschlachten konnte, waren lange vorbei. Zumal sein Vater keiner politischen Verschwörung zum Opfer gefallen war. Höchstens für einen neuen Krieg gegen die Parther hätte er hetzen können, aber den gedachte er selber nicht zu führen.


    "Schwere Stunden liegen hinter uns, seitdem er, der Imperator Caesar Augustus, Pontifex Maximus, Censor und Tribunus Plebis, auf dem Feldzug gegen die Parther einem heimtückischen Pfeil zum Opfer fiel. Doch gerade von ihm, der so viele schwere Stunden durchlebt hat, können wir lernen und es ist sein Vermächtnis uns zu zeigen, wie wir mit seinem Abschied umgehen sollen.


    Schwere Stunden waren es, in denen er durch Ruhe, Gelassenheit, Besonnenheit und Umsicht die Aufmerksamkeit des Marcus Ulpius Traianus gewann, der in ihm eine stabile und verlässliche Kraft erkannte und ihn als seinen Sohn annahm, um ihm die Zukunft zu geben.


    Schwere Stunden waren es, in denen er durch Kraft, Begeisterung, Tugend und Vorbild der republikanischen Revolution in Rom trotzen konnte und mit seiner Legio I Traiana Pia Fidelis dagegen halten konnte, um zunächst Hispania und dann dem ganzen Reich wieder Frieden zu bringen.


    Schwere Stunden waren es, in denen er durch Milde, Güte, Weisheit und Gerechtigkeit die Folgen der Rebeliion beseitigen, Verschwörer gerecht bestrafen oder aber begnadigen und viele neue Kontakte knüpfen konnte, um Rom Aufschwung und Wachstum zu geben.


    Schwere Stunden waren es, in denen er durch Einfühlsamkeit, Stille, Trauer und Opferbereitschaft den Verlust des von ihm auserkorenen Caesaren Gaius Ulpius Felix verschmerzen musste, um an der Seite seiner Frau Iulia Ulpia Drusilla trotzdem allen Familien Hoffnung und Vorbild zu sein.


    Schwere Stunden waren es, in denen er durch Stärke, Mut, Standhaftigkeit und Unbeirrbarkeit Aufständen in Hispania und aus Africa widerstand und den Aufrührern fähige Kommadeure entgegen sandte, um keinen Zweifel an der Einheit des Reiches und einer funktionierenden Kommandostruktur aufkommen zu lassen.


    Schwere Stunden waren es, in denen er durch Gelassenheit, Offenheit, Präsenz und Reiselust die Provinzen bereiste und sich dabei auch vor Attentaten auf seine Person nicht scheute, um sich vielen Problemen persönlich widmen zu konnen und seine Entscheidungen aus eigener Anschauung zu fällen.


    Schwere Stunden waren es schleßlich auch, in denen er aus der Summe aller Eigenschaften heraus die Entscheidung fällte, den Parthern entgegen zu ziehen, die unsere Grenzen bedrohten und unsere Kultur missachteten, um Roms Licht weiter hinaus zu tragen und die Wege fortzusetzen, die sein Vater gegangen war.


    Nun wird er denselben Weg wie sein Vater gehen und wir sind das letzte Stück mit ihm gegangen. Nun bin ich der Sohn, der den Weg weiter gehen muss, wie es sein Vater tat. Doch heute sind zuerst die Stunden, in denen es heißt Abschied zu nehmen und zu danken für all das, was er uns hinterlassen hat."


    Sein Blick wandte sich dem Leichnam zu und verharrte dort, bevor er sich mit kurzen Schritten in Bewegung setzte und noch näher an das Totenbett heran trat. In stummer Zwiesprache mit dem aus Wachs geformten Abbild seines Vater verharrte er dort und vergas für einen Weile die Welt um ihn herum, bis ein Zittern ihm ganzen Körper und ein kalter Schauer auf dem Rücken ihn wieder zurückholte.

    Die genaue Arbeitsweise seines Vaters hatte Valerianus viel zu selten studiert, entweder aus Mangel an Interesse oder aus Mangel an Gelegenheit. Die Information, dass sein Vater viele Briefe persönlich las und beantwortete, ließ dessen Leistung in seinen Augen noch weiter steigen. Eine Leistung, zu der er jetzt noch weniger fähig war ihr gleichzukommen.


    "Schon auf meiner Reise ließ ich mir nur wenige Bitten komplett vortragen und den Rest von meinem Stab bearbeiten. So soll es auch weiterhin sein. Die nötigen Einstellungen zusätzlicher Beamter ist genehmigt. Ich habe einige Männer aus meinem Stab mitgebracht. Gliedere sie in den Hofstab ein, soweit dies möglich ist und lasse dich von ihnen über meine Gepflogenheiten informieren."


    Ihm war völlig klar, dass ihm einiges an Arbeit abgenommen worden war, ohne dass er selber beschreiben konnte, in welchem Umfang und auf welchem Weg dies geschah. Aber nur so konnte er tatsächliche Erleichterung erreichen.


    "Der direkte Audienzverkehr ist auf Minimum zu beschränken und umfasst täglich nicht mehr als drei Audienzen. Diese niemals an Feiertagen und niemals an drei Tagen hintereinander. Erscheint dies auch in Rom praktikabel?"


    Unsicherheit sprach aus seinem Gesicht, ob die Aufgaben nicht doch mehr persönlichen Einsatz erfordern würden.

    Erleichtert registrierte Valerianus, dass sich sein wichtiger Berater Vescularius Salinator in das Gespärch einschaltete und die Diskussion übernahm. Auch wenn die Aussage nicht völlig in seinem Sinne war, so konnte er die Verschnaufpause im Streitgespräch gut gebrauchen.


    "Du hast völlig Recht, dass ein Mann gegen berechtigte Zweifel nicht ernannt würde. Aber sofern sich deine Zweifel maßgeblich darauf beziehen, dass der Mann zwei Stufen überspringen würde, so unterliegst du einem Irrtum. Die erste Stufe trifft nur auf jene Männer zu, die nicht Berufssoldaten sind. Die zweite Stufe überspringt er tatsächlich, aber bei einem erfahrenen Praefectus Castrorum kann ich das verschmerzen."


    Auch wenn er schon lange nicht mehr vor der Truppe stand, so beherrschte er zumindest die Theorie noch gut.


    "Und die Behauptung, dass er der beste Kandidat sein müsste, ist aus der Luft gegriffen. Die Garde hat schließlich mehr als einen Tribun."


    Krankheit war nicht angenehm und einen blutigen Husten wollte er um keinen Preis zurück haben, aber solche Diskussionen erheiterten ihn auch nicht stärker.

    Auch wenn Valerianus gesundheitlich schwach und permanent müde war, waren ihm wichtige Sitten noch gut präsent.


    "Selbstverständlich ist mir bekannt, was unsere alten Gebräuche sind. Kannst du diese Sitzung des Collegiums in meinem Namen einberufen? Auch wenn das Anliegen von großer Bedeutung ist, bitte ich um einen Termin nicht früher als in drei Tagen."


    Jede Pause, die er sich verschaffen konnte, wollte er sich erhalten, solange es ging.

    Als der Praefectus Praetorio begann, weiter auszuholen, nutzte Valerianus dies um einen Augenblick lang die Augen zu schließen und zuzuhören, ohne jemanden anblicken zu müssen.


    "Über die Mannschaftsdienstgrade brauchen wir hier nicht zu sprechen. Was den Tribun betrifft, verstehe ich deine Einwände nicht. Seit je her ist es gängige Praxis, dass der Kaiser die Offiziere seiner Garde bestimmt und nicht du. Ebenso ist es seit je her üblich, dass verdiente Männer auch mal einen Sprung machen können, wenn es die Situation erfordert. Du möchtest wohl kaum bestreiten, dass die Situation es tatsächlich erfordert, nachdem die jetzigen Offiziere der Garde das Leben meines Vaters nicht ausreichend zu schützen vermochten."


    Erst am Ende seiner Antwort öffnete er wieder die Augen und sah den Praefectus an. Auf eine Beurteilung der Verdienste des zur Diskussion stehenden Mannes verzichtete er, schon um seine Stimme und seine Nerven zu schonen.

    Endlich hatte Valerianus das Gefühl, einen wichtigen Punkt abschließen zu können, ohne dass es zu unerwarteten Hindernissen kam. Ein Wunschtraum sollte es wohl bleiben, dass dies immer so war.


    "Schließen wir gleich weitere Personalfragen an. Wir sprachen eben bereits über Tiberius Vitamalacus und die Legio I. Praefectus Praetorio, ich forderte von der Legion einige Versetzungsvorschläge an, die zum Teil nicht auf deine Zustimmung stießen. Ich bitte um weitere Erläuterungen zu dieser Meinung."


    Die Briefe aus der ersten Besprechung des Tages wurden auf dem Tisch in die Mitte gerückt, um auf sie zurückgreifen zu können, falls nötig.

    Genau diese Probleme waren es, von denen Valerianus gehofft hatte, sie bis zur zweiten Besprechung aufschieben zu können. Langsam rieb er sich die Stirn, auf der sich eine einzelne Schweißperle gebildet hatte.


    "Ich kann dieser Ansicht nicht folgen. Ich vertraue jenen, die ich in meinem Gefolge mitgebracht habe und jenen, denen mein Vater vertraute. Die Legion I stand unter seinem Kommando im Feldzug und er wird jeden einzelnen Mann in führender Position sorgfältig ausgewählt haben. Ich vertraue ihm. Sollte ich mich täuschen, wird man den Tiberier auch später noch ersetzen können."


    Eine Geste unterstrich, dass das Thema damit für diese Runde erledigt war und weitere anstehende Themen vorgetragen werden sollten.

    Nichts anderes als ein Treuebekenntnis hatte Valerianus erwartet, auch wenn er vom Praefekten der Flotte eine ebensolches ohnehin schon erhalten hatte. Eine loyale Flotte bedeutete sichere Seefahrt, dies wiederum gute Getreideversorgung und dies wiederum eine Sorge weniger für Valerianus.


    "Ich werde versuchen, die Flotte genauso aufmerksam zu behandeln wie dies mein Vater tat. Wir werden uns sicher noch einige Male sehen."


    Für weitere detaillierte Gespräche war auf dem Forum keine Zeit und kein Platz. Die Sonne schien warm, doch machte sie die Luft auf dem Platz zwischen den Gebäuden auch trocken. Der leichte Windhauch einer Toga beim Gehen versprach Linderung, so dass Valerianus seinen Weg wenig später fortsetzte und nach weiteren kurzen Stopps wieder die Rostra erreichte, wo er sich zunächst ein Glas klares Wasser reichen lies, bevor er sie noch einmal mit seinem Gefolge betrat.

    Die Sänfte des Rex Sacrorum war nicht unbedingt der Ort, den Valerianus für die Bersprechung erwartet hatte. Offenbar hatte er sich getäuscht, dass es in den Nebengebäuden des Capitolstempels den einen oder anderen passenden Raum gäbe. Aber ein kurzer Weg war ihm auch Recht.


    "Danke. Ich habe die Götter nie vergessen und das regelmäßige Opfer an sie war mir bei der Krankheit und besonders seit dem Tod meines Vaters eine große Stütze. Aber der Rahmen dafür war im Illyricum ein völlig anderer."


    Dort konnte er auch bei einer Mahlzeit liegend opfern, mit kaum einer Handbewegung und einem langen Gebet. Hier in Rom schien ein Opfer mehr Kraft zu kosten, als es jemals bieten konnte.

    Valerianus zuckte mit den Schultern. In seinem Gesicht konnte man keine Regung erblicken, egal ob positiver oder negativer Natur.


    "In Ordnung. Dann soll Galeo Laelius Planta neuer Legatus Augusti pro Praetore von Illyricum werden. Man möge die Ernennungspapiere gleich vorbereiten."


    Valerianus nickte seinem Freund zu und wandte sich dann wieder an Vinicius.


    "Vinicius Hungaricus, du wirst nicht sofort deines Amtes enthoben. Mir liegt sehr viel an einer geordneten und reibungslosen Amtsübergabe, die eben ihre Zeit benötigt. Ich möchte mich für deine Arbeit und deinen Einsatz bedanken. Sicher wird Rom dein Wirken ebenso zu würdigen wissen."

    Der Gesichtsausdruck, der eben noch erschöpft aussah, wurde mit einem Schlag durch ein missmutiges ersetzt.


    "Und welche Art Bedenken hat der Praefectus Praetorio geäußert?"

    Keine der Bemerkungen ließ Valerianus besonders aufhorchen und insgesamt schien der Ruf seiner weiteren Verwandten so gut zu sein, wie er das erwartet hatte.


    "Nun gut, ihr könnt euch denken, dass ich solcherlei Fragen nicht ohne Grund stelle. Aelius Quarto trägt derzeit den Titel des Magister Domus Augusti und ich beabsichtige, dies zu ändern. Er ist kein Mann für die Verwaltung des Hauses, sondern für die Politik, wie ihr selbst sagt. Sein Ruf ist entsprechend wichtig. Wie sein künftiger Titel lauten wird, wird sich zeigen. Vielleicht ist er dann auch einfach nur Consular mit gewissen Vorrechten."


    Bei Bedarf würde sich auch ein neuer Titel finden lassen, aber er nahm nicht an, dass sein Bruder darauf besonderen Wert legte.


    "Praefectus Urbi wird er jedenfalls nicht werden. Vinicius Hungaricus, ich habe an deiner Amtsführung nichts auszusetzen und du warst meinem Vater in seiner Abwesenheit zweifellos ein guter Stellvertreter. Die eben gehörten Berichte bestätigen dies. Gleichwohl möchte ich diesen Posten fortan mit Senator Vescularius Salinator besetzen. Wenn du im Tausch mit ihm die Statthalterschaft im Illyricum übernehmen möchtest, sage es am besten gleich jetzt. Du bist mir aber auch in Rom weiter willkommen."

    Kein Vater sollte seinen Sohn zu Grabe tragen müssen und es war die logische Konsequenz daraus, dass die Söhne ihre Väter bestatten mussten. Auch ein Kaiserhaus machte dabei keine Ausnahme. Trotzdem fiel Valerianus der Anblick schwer und er war unfähig, ein passendes Wort herauszubringen. Mehrere Tage war er nun schon in Rom und hatte nach seiner Ankunft versucht, etwas Ruhe zu finden, um für diesen Tag vorbereitet zu sein. Schwer wie die Toga auf seinen Schultern lasteten Trauer und Krankheit auf seiner Seele. Der ungesunde Husten war zurückgekehrt, als wenn er nur fort gewesen wäre, um nach Rom zu eilen und ihn dort wieder in Empfang zu nehmen. Auch jetzt erschütterte wieder ein Hustenanfall den Körper von Valerianus, während er zuschaute, wie die Totenbahre aufgenommen wurde.

    Schon während er die Frage stellte, hatte Valerianus befürchtet, dass nun eine Menge Namen auf ihn herab prasseln würden. Wo sich der Consul noch vornehm zurück hielt, erfüllte Aelius Quarto diese Erwartungen voll und ganz.


    "Interessant. Einige Namen hörte ich schon in den Besprechungen des Tages. Ich werde sie mir wohl wirklich merken müssen. Welche Themen sind es denn, die diese Männer aufgreifen, um auf sich aufmerksam zu machen? Welche Wünsche erfüllen sie sich oder dem Volk?"


    Er hatte zwar kaum Interesse daran, sich im Detail mit diesen Männern zu befassen, aber gleichwohl war er sich sicher, grundlegende Themen nicht übersehen zu dürfen. Und wenn es nur dazu diente zu wissen, wem er Aufgaben übertragen konnte.


    Die Diener räumten derweil die Vorspeise vom Tisch und begannen mit dem Auftragen der ersten Hauptspeisen.

    Das Aufatmen betraf auch Valerianus, der schon lange kein so wichtiges Opfer zelebriert hatte. Er richtete einige Worte des Dankes an die Pontifices und Opferhelfer, die sich nun um die weitere Zerlegung des Opfertiere kümmern würden. Dann hielt er nach dem Rex Sacrorum und den Mitgliedern des Collegium Pontificium Ausschau, mit denen es seine Einführung als Pontifex Maximus zu besprechen galt. Auch wenn er sich gerne schon bald zur Nachtruhe in seinen Palast zurückziehen wollte, so war es immerhin besser, schon jetzt darüber zu sprechen als einen weiteren Termin zu machen.


    "Können wir uns hier irgendwo ungestört hinsetzen? Ich denke doch, dass nicht alle bei der Vorbesprechung zuschauen müssen."


    Tatsächlich wichtiger war ihm allerdings das Sitzen, was auch damit verbunden werden konnte, dass man ihm einen Becher Wasser reichen konnte.

    Dankbar darüber, dass das Gespräch so schnell beendet werden konnte und keine weiteren Fragen kamen, setzte Valerianus seinen Weg fort. Leise wandte er sich an seinen Bruder.


    "Wie steht es um ihren Einfluss in der Stadt? Richten sich viele Menschen danach, was die Augusta tut? Erwarten sie, dass meine Frau ein ähnliches Vorbild wäre?"


    Schon wenig später passierten sie die Ecke des Forums, die dem Tempel der Vesta am nächsten lag. Die Einführung als Pontifex Maximus stand Valerianus noch bevor. Er wollte dies mit dem Rex Sacrorum und den anderen Pontifices noch gleich am selben Tag nach dem Opfer besprechen, welches er für die capitolinische Trias durchzuführen gedachte. Trotzdem nahm er sich auch etwas zeit für ein kurzes Gespräch mit der obersten Vestalin. Dann lenkte er seine Schritte wieder dem oberen Ende des Forums entgegen.


    Eine weitere Gruppe von Männern wurde ihm vorgestellt, in der sich auch der Praefectus der Classis Misenensis befand.


    "Ich erinnere mich, du schicktest mir Briefe. Vielleicht werde ich Misenum doch schneller besuchen als erwartet. Auf meiner Reise habe ich gemerkt, wie gut mir die Seeluft tut."

    Ein Blick von Valerianus trifft den Praefectus Urbi, aber nur kurz und es liegt auch nicht genug Energie in ihm, um ihn als bösen Blick zu bezeichnen.


    "Lass' mich erstmal richtig in Rom ankommen. Ohnehin wärst du als Praefectus Urbi damit wenig befasst. Würde es dich freuen, wenn meine Anwesenheit in Rom nur von kurzer Dauer wäre?"


    Ein weiterer Blick geht zu Salinator, bevor Valerianus weiter spricht.


    "Die Antwort auf die Frage nach dem Einfluss meiner ehemaligen Familie steht noch aus. Es ist auch die Frage nach der Verlässlichkeit meines Bruders und ich bitte um ehrliche Einschätzungen."

    Nun wusste Valerianus wieder, warum er die Gegenwart von Frauen eher gemieden hatte. Sie trafen Aussagen und stellten Fragen, mit denen er wenig anfangen konnte. Dass er müde war wusste er selber und was seine Frau damit zu tun haben sollte, konnte er sich nicht vorstellen.


    "Die Bürde des Kaiserthrons ist eine schwere Belastung. Es ist bewundernswert, wie stark mein Vater dabei war und niemand müde. Meine Frau und mein Sohn weilen noch im Illyricum. Sie werden später in Rom eintreffen. Du wirst auch nach dem Eintreffen meiner Frau in Rom deinen Titel und deine Stellung als Augusta behalten."


    Valerianus wusste nicht genau warum, aber er glaubte, es ihr schuldig zu sein. Je mehr er unverändert ließ, umso stärker war sein Vater noch für ihn in Rom präsent, was ihm Sicherheit gab.


    "Wir werden sicher häufiger Gelegenheit haben, miteinander zu sprechen."


    Schließlich wohnten sie im selben Palast, auch wenn er nur wenig darüber wusste, wie die Augusta ihre Tage verbrachte. Sein eigener Tag heute würde ihm noch viele Begegnungen bescheren, so dass er schon wieder Anstalten machte, seine Runde über das Forum fortzusetzen.