Beiträge von Irvin

    Wer Irvin beobachtet sah wie er all das was er gerade hörte verarbeitete. Es war zuerst Fassungslosigkeit zu erkennen, als er hörte es wären tausende von solchen Pflanzen, dann aber überzog ein leichtes schmunzeln Irvins Gesicht. Da als er sich einen Augenblick vorstellte wie Varus über seinen Berg ging und zu all den Pflanzen redete.
    Irvins Vater, war ja schon in sein Augen, etwas übertrieben in seinen Feldern herumgelaufen. Des Öfteren hatte er beobachtet, wie er entweder dort mit der Göttermutter redete oder Selbstgespräche führte. Varus fand er aber, setzte dem ganzen gerade die Krone auf.
    Mit zusammen gezogenen Augbrauen überlegte er kurz, ob von ihm dies auch alles verlangt würde. Wie sollte er eine Persönlichkeit in einer Pflanze entdecken?
    Eine Pflanze war ein Geschenk der großen Mutter an die Menschen. Jede Pflanze gab den Menschen oder Tieren etwas auf ihre Art, damit war es aber auch genug.
    Langsam stieg Unmut in ihm auf. Sklaven waren mehr oder weniger ein Ding, eine Art Möbelstück und so eine Pflanze hatte ein Persönlichkeit.
    Von da ab stand für Irvin fest, Römer waren nicht recht bei Verstand.
    „Dominus du glaubst es kaum, Steine sind auch eine wunderbare Sache. Es gibt sie in tausendfacher, Größe, Form, Farbe, Schönheit und Zusammensetzung. Sie setzen sich aus den verschiedensten Stoffen zusammen. Vielerlei Arten spülte die See an Land, gab das Meer frei. Ich bin aber fest davon es gibt noch weit schönerer und wertvollere, die ich noch nie sah. Zu gerne würde ich sie kennen lernen. Einige sah ich in der Sonne auf dem Markt glitzern.“ Träumerisch schloss er für einen kurzen Moment die Augen, ehe er wieder in die Wirklichkeit zurückkehrte. Zu den Pflanzen aus denen man Wein machte.
    Um seinen guten Willen zu zeigen, trotz seiner gemischten Gefühle, kam ein kurzes. „Ich werde mein bestes hier im Hortus versuchen“

    Jeder der Irvin bei dieser seltsamen Vorstellungsrunde beobachte hätte, würde bestimmt dessen, Mimik verstehen können. In seinem Gesicht konnte man ein großes Fragezeichen, Verblüffung, Verständnis, Verwirrung, Resignation und noch viele Zwischentöne erkennen. Verständnis dafür, dass man einen alten Baum ehrte, da er eins der ältesten Kinder der großen Göttermutter war. Das hier war aber etwas ganz anderes. Dieser man liebte diese Pflanzen fast wie sein Kinder. Ob er überhaupt Menschen so achtete? Irvin vermutete fast nicht, denn sein Verhalten gegen die Sklaven ließen ihn nichts anderes denken.


    Irvin konnte durchaus verstehen, dass einer der Pflanzenwelt zugetan war, doch das schien ihm, obwohl er das Kind eines Bauern war, sehr übertrieben.
    Er verstand auch das man bestimmte Dinge mehr mochte wie andere. Was sollte er nun aber seinem Herrn sagen?
    Er überlegte kurz. „Dominus du magst diese Pflanzen so, wie ich meine Steine mag, die ich am Strand in meiner Heimat sammelte und hütete wie einen Schatz. Hier in Rom, bei einem Händler sah ich was man alles wunderschönes aus diesen Steinen machen kann. Gleich wünschte ich mir, noch einmal solchen Stein zu besitzen und lernen zu können etwas schönes aus ihm zu schaffen. Ich denke du möchtest aus diesen Pflanzen etwas besonderes schaffen.“
    In Gedanken fügte er hinzu, du kannst dir deinen Wunsch erfüllen und mir wird man ihn bestimmt nicht gewähren.
    Ob seine Antwort Varus nun zufriedenstellte wusste er nicht und blieb abzuwarten.

    Gerade noch hatte Irvin sich gefreut über den bisherigen Verlauf des Gespräches. Gerne würde er Hannah begleiten, sie hatte so etwas Schutzbefohlenes an sich. Doch nun verwirrte ihn sein Besitzer. Er hatte immer gedacht außer Varus, gäbe es nur noch Helvetius Commodus, den er einmal kurz sah und seid neuestem noch die kleine Vera, wer aber die ältesten und wichtigsten Bewohner nun sein sollten wusste er nicht. Warum wurde er gefragt, ob er bereit wäre. Natürlich war er bereit, er hatte doch versprochen zu gehorchen. Etwas zögerlich kam deshalb von Irvin: „Wenn du es wünschst bin ich es Dominus“. Er zögerte nicht weil er sich weigern wollte, sondern aus Unsicherheit. Langsam wurden ihm die Römer immer suspekter, immer wieder hatten sie etwas neues auf Lager.

    Irvin hörte zu und nickte dann und wann zur Bestätigung, dass er verstanden habe.
    Da jetzt die Zeit der Aussaat war, gefiel ihm der Vorschlag von Varus, den älteren Hortulanus zu bitten ihn zu Unterweisen. „Dominus dann bittet den Hortulanus aus dem Nachbarhaus darum. Es wäre wichtig für mich zu wissen welches Gemüse hier wann ausgesät wird, und wie es gepflegt wird . Ich sah auch das es unterschiedliche Gerätschaften gibt, so kann ich mich mit all dem besser vertraut machen.“
    Er wunderte sich zwar das Varus so stolz auf seinen Nutzgarten war, doch er zweifelte daran, dass dieser ausreichen würde, eine so große Gemeinschaft ständig mit frischem Gemüse zu versorgen. Da musste sein Herr aber einiges auf dem Markt dazu kaufen.


    Bei dem Gedanken an den Markt kam ihm gleich die Idee nachzufragen, ob er einen solchen einmal besuchen dürfe. Das Angebot an Gemüse dort, würde ihn schon sehr interessieren. „Dominus, meinst du, du würdest mir erlauben einmal zu einem Gemüsemarkt zu gehen? Ich möchte die Vielfalt eurer Früchte, einmal alle kennen lernen.“
    Ob er nun schon zu weit gegangen war mit seinen Wünschen blieb abzuwarten, denn ihr erstes Zusammentreffen war ja alles andere als gut gelaufen. Deshalb vermied er es gleich die Bitte, Varia einmal zu begleiten zu dürfen, hinterher zu äußern.

    Obwohl Irvin gerade mit sich, Varia und den Römern haderte, während er auf der Mauer saß, hörte er plötzlich Schritte.
    Gar nicht mehr weit weg, einen festen Tritt und kleine leichte trippelnde Schritte. Schnell sprang er von seiner inzwischen geliebten Mauer runter.
    Niemand, außer Varia, sollte wissen wie leicht er da hinauf kam. Hoffentlich war er bei seinem Absprung leise genug gewesen.
    Bestimmt kam jetzt sein angeblicher Herr. Was nur sollte er diesem Antworten wenn er nach seiner Arbeit fragen würde?
    Einfach die Wahrheit, Unkraut gezupft, Pflanzen und Bäume angeschaut. Dabei habe ich über den Sinn eines solchen Gartens nachgedacht.

    Es war wieder einmal soweit, die beiden gingen auseinander, jeder fühlte sich nicht verstanden, obwohl sie beide das Gleiche wollten, ihre Freiheit.
    Irvin wusste auch nicht woran es lag, vielleicht, dass er die Frauen nicht verstand, da sie so ganz anders waren oder lag es nur an Morrigan, welche eine besonderes Exemplar Frau war.
    Lag es an ihm und er wollte sie nicht verstehen. Der Grund konnte aber auch wirklich nur seine geringe Vorstellungskraft sein. Doch wie konnte er sich etwas vorstellen, was er noch nie gesehen hatte.
    Irvin wusste nicht wie man Kämpfer schult und auch nicht was ein Ludus oder Gladiatoren waren. Varia hatte es ihm kurz erklärt, dennoch konnte er nichts damit anfangen.
    Jetzt war er noch unschlüssiger und drehte sich auf der Mauer, so das er dem Hortus den Rücken zu wandte und freien Blick über einen Teil der Stadt hatte.

    Varia tat zwar das was ich aufgetragen wurde, dennoch konnte sie Irvins seltsames Gefühl und seine Enttäuschung damit nicht ausräumen. Jetzt machte er keinen Hehl daraus. „Ich kann nicht dafür Varia, doch werde ich das Gefühl nicht los, du betrügst mich jetzt auf eine seltsame Art und Weise. Denn du machst weiter was dir Freude macht. Du darfst du Stadt spazieren und rätst mir, mich dem Schicksal zu ergeben und weiter im Dreck zu wühlen. Du gewinnst nur bei der Sache während ich mich aufgebe und nur verliere.“
    Während er da saß, die Hände auf die Mauer gestützt hatte und seineFüße auf ihrer Seite herab hingen, war er wieder, wie sooft schon in Versuchung sich umzudrehen, einfach auf der andere Seite runter zu springen un los zu rennen. Jetzt wäre eine gute Gelegenheit dazu, denn so wie Varia in Form war, würde er sie stehen lassen und aus ihrem Blickfeld spurlos verschwinden.
    Er hatte Varius sein Wort gegeben ihm zu gehorchen, das Band in seinen Augen aber nicht ein, dass er nicht versuchen würde zu fliehen.

    Irvin verstand Varia im Augenblick gar nicht. Sie riet ihm, sich nicht auf zu lehnen, sich mit der Situation zu arrangieren, sie würde es auch so machen. Es gäbe kein ankommen gegen die Macht der Römer, gleichzeitig wollte sie besser werden, um den Gegner zu besiegen. Hier und jetzt hörte es sich aber wieder anders an.
    „Varia sag mir welchen Sinn macht es, was du da machst? Du sagst selber es gäbe kein Ankommen gegen die Übermacht der Römer. Warum oder besser wen willst du denn dann besiegen?“
    Er überlegte weiter und fragte sich, von welchem Riesen sie gerade sprach. „Ich habe keine Ahnung von welchem Riesen du jetzt redest und warum du ihn in den Staub schicken willst. Was für einen Sinn soll das machen? Du bist doch dann immer noch in Rom.“
    Langsam befürchtete er, Varia hab zu viel Schaden genommen in dieser Schule und ihr Geist hätte gelitten. Noch einen Versuch wollte er starten sie zu bewegen mit all dem auf zu hören. „Langsam glaube ich du willst es auch nicht anders, denn warum sonst bemühst du dich nicht etwas anderes zu machen. Von mir erwartest du, das ich die Sprache der Römer lerne, umdenke, mich füge. Du selber bist aber nicht bereit von deinem Weg ab zu gehen. Du rätst mir mit der Göttermutter ins reine zu kommen, zu was bist du aber selber bereit?“
    Irvin spürte wie er sich in etwas hineinsteigerte und wusste nicht ob er sich dem widersetzen oder nachgeben sollte. Ein Gedanke tat sich ihm auf und versuchte sich bei ihm fest zusetzen. Zu nächst unsicher, dann enttäuscht und zuletzt fast traurig schaute er Varia an, drehte sich um und hievte sich wieder auf die Mauer. Er wollte den Gedanken verdrängen, einfach nicht wahrhaben, geschweige denn ihn aussprechen.

    „Ich verstehe nach wie vor nicht, was dir daran so gut gefällt. Und erzähl mir nicht dir geht es gut, ich sehe das du Schmerzen hast und in deinen Bewegungen eingeschränkt bist.“ Fast schon sehr verärgert und in vorwurfsvollen Ton kam dies von Irvin.
    Das Varia eine Frau war störte ihn zwar daran ein wenig, doch viel mehr war es das ein Mensch überhaupt daran sein Freude haben konnte, sich so zurichten zu lassen.
    Er überlegte kurz und fragte dann. „Was meinst du, ob ich mir diese Schule einmal ansehen könnte?“

    Irvin hatte als er die Schritte hörte erwartet, dass es Varus war der da kam. Überrascht aber erfreut sah er Varia sich nähern. Als sie sich bei ihm bedankte, schüttelte er mit den Kopf. „Nein es war nicht gut, dass du da mit reingezogen wurdest.“
    Mitten im sprechen hielt er inne und starrte auf Varia. Voller entsetzen sah er da erst ihre ganzen Flecken und Striemen, an den unbedeckten Körperstellen.
    Er sprang von der Mauer herunter und trat auf sie zu. „Wie schaust du aus? Wer hat dich so zugerichtet? Varus oder Comodus?“

    Irvin hatte sein Wort gegeben und war bereit es zu halten, doch für sich selber machte er jetzt im nachhinein, ganz gegen sein sonstige Art Abstriche. Dies machte er während er sich auf die Mauer zurückgezogen hatte. Da wo ihm damals Varia den Weg in die Freiheit gezeigt hatte.
    Jetzt saß er da und dachte über die Situation im Tablinum nach. Er hatte eingelenkt um Varia zu schützen. Sein Versprechen in Zukunft zu gehorchen hatte er sofort gehalten und war wie ihm geheißen in den Hortus gegangen. Was er jetzt im nachhinein bereute. Denn ob Varia bestraft worden war oder nicht, das wusste er nicht. In Zukunft würde er erst gehen, wenn er sicher war, dass den anderen Sklaven keine Strafe drohte, auch wenn er dann sein Versprechen nicht halten würde.


    Überhaupt wenn er jetzt nachdachte, wusste er nicht so wirklich was er in dem Garten machen sollte. Keiner hatte ihm eine klare Anweisung gegeben. Als Kind eines Bauern, was noch im Elternhaus wohnte, erfüllte er die Aufgaben, welche sein Vater ihm zuwies. Dadurch hatte er gelernt und so funktionierte ihr Zusammenleben.
    Hier das, war aber etwas anderes. Es war ein Garten, nicht wie die Mutter ihn hatte. Nein, mit vielen, für ihn fremden Pflanzen, von dessen Pflege er kaum Ahnung hatte und auch nicht wirklich Lust.
    Irwin dachte sich, es wäre ein Unterschied in etwas hineingeboren zu werden und das zu erfüllen wozu man bestimmt war oder ob man sich auswählen konnte, dass zu machen, was einem Freude bereitete. Damit war er wieder bei den Gedanken am heimatlichen Strand. Da wo er sich schon oft die Frage gestellt hatte, ob er sein ganzes Leben Getreide und Gemüse anbauen wollte oder lieber etwas anderes machen wolle.


    Jetzt saß er hier auf der Mauer, genoss die Sonne auf seinem Körper und wartet darauf das sein Dominus erschien um abermals zu mit ihm zu sprechen.

    Irvin war zum Glück durch Varias erscheinen abgelenkt und hatte dadurch keine Zeit darüber nachzudenken ob der er Varus
    Stoß in Richtung Hortus dieses mal so ohne weiteres hingenommen hätte. Gerade wollte er dann doch nach Varias Wink weiter gehen, als er hinter sich das Klatschen der Ohrfeige hörte. Schnell drehte er sich um bekam noch mit wie die Hand von Varus zurückgezogen wurde.
    Alles um sich vergessend ging er den beiden einfach hinterher und stellte sich schützend vor Varia. „Es ist alles meine Schuld, bitte bestrafe mich und nicht Varia oder die anderen Sklaven.“ Oft genug hatte er auf dem Weg nach Rom, Unschuldige für die Handlungsweise anderer bestraft wurden. Er hätte nicht gedacht, dass dies hier auch wieder so sein würde. Seine Zähne zusammenbeißend, einmal schluckend und tief durchatmend presste er deshalb mühsam, sich selbst überwindend heraus. „Bitte entschuldige Dominus, ich werde dir in Zukunft gehorchen.“

    Irvins Vorstellungskraft ging soweit, dass er nicht nur den heimischen Strand vor sich sah, sondern er hatte plötzlich auch den Geruch der See in der Nase. Shanis Frage nahm er zunächst gar nicht wahr. Erst als er ihre Hand auf der Schulter spürte, kehrte er langsam in die Wirklichkeit zurück.
    Verwirrt schaute er zuerst sie an, öffnete dann die Hand und sah das Amulett. Seufzend, legte er es zurück. „Schade, ich war gerade zu Hause“, meinte er laut, bevor er sich traurig umdrehte und seinen Blick suchend über die Köpfe der anderen streifen ließ, bis er Vera entdeckt und zu ihr zurück ging.
    Wortlos stellte er sich hinter sie und wartete darauf, dass es weiterging.

    Er hörte die nahende Schritte und ballte seine Fäuste. Wieder einmal bezwang Irvin sich selber und ließ sich in den Raum zurückzerren. „Mir auch egal was du denkst, niemand besitzt mich, ich gehöre mir“, zischte er Varus mit zusammen gebissenen Zähnen entgegen. „Und mir ist ziemlich egal was du sagst, ich werde jetzt rausgehen und lass es lieber, mich anzufassen. Meine Selbstbeherrschung ist auch nicht grenzenlos,“ kam jetzt in lauterem drohendem Tonfall von ihm.
    Abermals drehte er sich um und ging in Richtung Garten.

    So sehr die Neugier Irvin vorwärts trieb, so sehr verabscheuter er aber auch Lärm und Gestank.
    Ein glitzern in der Sonne hatte Irvins Blick angezogen, langsam vergaß er alles in seiner Umgebung und ging auf einen bestimmten Stand zu. Hier bot ein Händler Edelsteine in vielfältiger Art an.
    Das die Römer Perlen und Edelsteine aller Art liebeten wusste er nicht. Etr wusste noch nicht einmal das es Saphire, Smaragde, Diamanten, Aquamarine, Rubine, Opale, Topase und viele andere Edelsteinsorten gab.
    Fasziniert blieb er davor stehen und betrachtete alles eingehend. Der Händler hatte verschieden Schmuckstücke als Dekoration und Lockmittel zwischen seiner Auslage drapiert. Inzwischen hatte Irvin seine Frauen die er begleiten sollte vergessen und war in seinen Betrachtungen vertieft. Plötzlich entdeckte er einen Anhänger, magisch angezogen griff er danach und betrachtete ihn. Er konnte es nicht fassen. Es war ein Stein von der Sorte, die er zu Hause gesammelt hatte. In dem schön bearbeiteten Amulett war eine winzige Spinne eingeschlossen.
    Ein Strahlen zog sich über sein Gesicht und er umschloss den Stein mit seiner großen Hand, schloss die Augen und hatte plötzlich seinen Geist in seine Heimat ans Meer versetzt.

    Langsam wurde Irvin ärgerlich. Er fragte sich ob die ihn alle für Beschränkt hielten. Mit zusammengekniffenen Augen schaute er Varus an und dachte nicht im Traum dran sich wieder hin zusetzen. „Ja noch ein Mal, mein Name ist Irvin , diesen Namen suchte mein Vater aus. Es ist die Aufgabe der Väter dies zu übernehmen, genauso wie sie den Säugling der großen Mutter zeigen und ihr dafür danken.“ Dann ging er ein paar Schritte auf und ab bevor er fortfuhr. „Das Mein Dorf zerstört wurde weiß ich selber, doch ist es für uns ganz selbstverständlich zerstörtes wieder auf zu bauen und den Kreislauf des Lebens fort zu setzen. Varia sagte mir auch, dass dies dein Haus wäre und ich danke dir für deine Gastfreundschaft. Auch habe ich dich und keinen anderen gebeten sich um mich zu kümmern. Ich kann aber selber für mich sorgen und brauche keinen der mich bemuttert wie ein kleines Kind. . Kann ja sein, dass die anderen Sklaven hier im Haus damit zufrieden sind, ich bin es nicht. Was bildet ihr Römer euch ein, woher nehmet ihr euch das Recht andere Menschen besitzen zu wollen. Bei uns maßt sich so etwas noch nicht einmal die große Göttermutter an.
    Auch wenn ich der Sohn eines Bauern bin, möchte ich selber bestimmen, was ich arbeite.
    Irvin ahnte, das sein Versuch seine Sicht der Dinge nicht angenommen würde. Deshalb meinte er bevor er das Tablinum verließ: „ Wenn du meinst so etwas zu erreichen, sei es dir ungenommen, doch meine Gedanken kannst du nicht einsperren.“ Sollen er mich doch aufhalten, wenn er kann, dachte er. Ich werde jetzt in den Hortus gehen und dann vielleicht auch gleich den Weg über die Mauer nehmen.

    Sehr Aufmerksam betrachtet Irvin Varus. Ja er war es, der beim Sklavenhändler war und ihn gekauft hatte. Ohne ihn um Erlaubnis zu bitten. Wie konnte man etwas kaufen was nicht zum Verkauf stand? Das wollte nicht in Irvins Kopf hinein.


    Noch während er Varus nachdenklich weiter betrachtet, setzte er sich auf den ihm angebotenen Hocker.
    Ob Varia das mit der Anrede vergessen hatte oder ob er es einfach nur ignoriert hatte, wusste Irvin nicht mehr. Doch er hatte behalten, was das Wort Dominus bedeutete, Herr.
    Varus war ein Herr weil er ein Mann war und er, Irvin war auch ein Mann folglich auch ein Herr. Nur wegen der Anrede Herr, wollte Varus also über ihn bestimmen?
    Ein Leuchten zeigte sich in Irvins Augen, was sich schnell über seinem ganzen Gesicht ausbreiteten und zu einem Lachen wurde, laut und vernehmlich lachte er bald herzhaft auf.
    “Das ist also der Unterschied zwischen uns beiden, weißt du wa? Nenn mich einfach auch Dominus. Also Dominus Irvin, was übrigens mein richtiger Name ist und alles ist gut. Es war bestimmt ein versehen, dass du meintest, mich kaufen zu können. Der Sklavenhändler erwähnte wohl nicht, dass ich nicht zum Verkauf stand. Vergessen wir es einfach und ich mache mich auf den Weg in meine Heimat.” Mit seinen letzten Worten stand Irwin auf, als Zeichen, dass er das Gespräch für beendet betrachtete.

    Irvin sah schon gleich am Anfang, bei ihrem Gang in die Stadt, zwecks einkaufen, es würde ein interessantes aber auch schwierige Unternehmen werden. Schwierig aus dem Grund, weil er ständig Gefahr lief, die beiden Frauen vor ihm, über den Haufen zu rennen oder zumindest in die Hacken zu treten. Jedes Mal wenn er einen Schritt machte, mussten die beiden zweieinhalb bis drei Schritte machen.
    Da dies aber für Irvin der erste Gang in die Stadt, seit seinem Verkauf auf dem Sklavenmarkt war, hatte er genug zu sehen und konnte ungestört stehen bleiben. Er hatte den Überblick und konnte problemlos seine Frauen im Auge behalten.
    Ansonsten war das hier gerade der totale Horror für ihn. Diese Menschenmassen, der Lärm, und all die Gerüsche die auf ihn einstürzten, machten es ihm nicht gerade leicht, sich einen Eindruck zu verschaffen.
    Die Stadt endlich kennen zu lernen, war für ihn der Grund warum er kommentarlos mit ging. Er wollte sich ein Bild von ihrer Größe machen und die Entfernung abzuschätzen, bis er an ihrem Ausgang war. Das was er gerade erlebte bestärkte seinen Entschluss, bald zu verschwinden. Lange würde er es hier bestimmt nicht aushalten.

    Gemächlich ging Irvin die Stufen zum Tablinum hoch. Serrulus hatte ihm wissen lassen das Varus ihn sprechen wollte. Dort angekommen meinte er: „Du wolltest mich sprechen?“
    Erdachte im Traum nicht daran ihn Dominus zu nennen. Für ihn waren alle Menschen gleich und er hatte es aufgegeben, über die Machtstellung der Römer nach zu denken.

    Es kam wie es kommen musste die kleine Stadtpflanze konnte nichts mit einem Baum anfangen und landete trotz Irvins Warnung auf dem Boden. Viel Geschrei und Gezeter um nicht gab es dann von seiner Seite.
    Irvin wollte ihm noch aufhelfen, doch da stapfte er vor sich hin mosernd davon. Das Einzige was er mitbekam etwas von Dominus Varus und Tablinum. Nachdenklich schute er Serrulus hinterher, bevor er sich dann doch Entschloss seinen Herrn, obwohl er ihn nicht als solchen ansah, aufzusuchen.