Curio wollte es eigentlich auf sich beruhen lassen. Er hatte seine Position deutlich gemacht und seine Frau hatte ihm mit einer Einschränkung zugestimmt. Dass er grade bei solchen Dingen keine vollumfängliche Zustimmung bekam, war er bereits gewohnt. Dennoch merkte er, dass etwas an seiner Frau nagte. Neben ihr sitzend hielt er inne, seufte leise und gab ihr dann einen Kuss auf die Wange.
Weißt du, es ist für mich, als würdest du dich erniedrigen, wenn du die ganze Nacht neben dem Bett kniest, und das bedeutet für mich, dass ich die womöglich in eine Stellung gedrückt hätte, in der ich dich nicht nie sehen wollte und auch in Zukunft nicht sehen will. Es ist mir unangenehm und ich fühle mich selbst schlecht dabei, wenn ich dich so sehe. Dann Platz ist neben mir und nicht kniend vor mir.
sagte er, legte einen Arm um die Hüfte seiner Frau und lehnte seine Stirn an ihren Kopf. Sie wussten beide, dass ihre Ehe keine klassische römische Ehe war, in der der Ehemann nur mal dann und wann das Bett mit seiner Frau teilte, stattdessen aber die volle Kontrolle über ihr Leben ausübte, während die Frau ihren Mann in der Öffentlichkeit anhimmelte, ansonsten aber eher desinteressiert versuchte, an den Anweisungen ihres Mannes vorbei ihr eigenes Leben zu leben. Sie beide waren Kraftquellen, Vertraute und Unterstützer für den jeweils anderen, ohne dass einen von ihnen beiden eine Art Oberkommando für sich beanspruchen würde. Wahrscheinlich würde es im Zweifel darauf hinauslaufen, dass Curio das letzte Wort hätte, aber er musste sich diese Position nicht durch irgendwas erzwingen und würde sich vorher auch immer die Meinung seiner Frau anhören, bevor er sie dann annahm oder eben verwarf.
Die nächte Idee seiner Frau klang gut. Ein gutes, vielleicht auch spätes Mittagessen am Rhenus war eine sehr gute Idee und würde sicherlich auch Cornutus gefallen, und just als er an ihn dachte und noch bevor er darauf antworten konnte, kam die Frau des Verwalters ins Schlafzimmer und brachte den kleinen Helvetier vorbei, der offensichtlich nicht schnell genug zu seinen Eltern kommen konnte. An der Bettkante angekommen, zog er sich mühsam hoch und Curio war erstaunt über die Kraft, die das Kind dabei aufbrachte. Auf seinem Gesicht erschien ein stolzes Lächeln und als Cornutus schließlich die Arme nach seinem Vater ausstreckte und stand, ohne sich festhalten zu müssen, ließ Curio den Moment einige Augenblicke auf sich wirken, nahm den Kleinen aber hoch, bevor er noch merkte, dass er von alleine stand, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und setzte ihn auf sein rechtes Bein, damit er auch zu Silvana schauen konnte.
Gut hast du das gemacht, Decimus. Sehr gut.
Es war deutlich, dass sich der Junge nicht wirklich einen Kopf darum gemacht hatte, ob er nun bei seinen Eltern oder dem Verwalterpaar gewesen war. Dass er sie dann aber doch vermisst, war ein schönes Gefühl und machte den Vater umso stolzer.
Könntest du uns ein kleines Ientaculum vorbereiten, so in etwa einer Stunde?
sagte Curio daraufhin an die griechische Villica gewandt, die kurz nickte, dann aber noch eine Frage hatte.
Soll ich dafür das Triclinium herrichten, Herr?
Der Helvetier schüttelte den Kopf.
Nein, nein, wir nehmen es mit euch in der Küche ein und dabei können wir auch gleich besprechen, was es zum Landgut zu besprechen gibt. Ach so, und du brauchst mich nicht Herr zu nennen, du und dein Mann, ihr seid beide Libertini und ich bin nicht euer Herr.
stellte er klar und die Villica verließ das Zimmer. Curio strich seinem Sohn durch den immer dicker werdenden Haarschopf.
So, wir haben eine Stunde, was sollen wir machen.
Es war ungewohnt, nicht bereits mit einem vollständig ausgearbeiteten Plan in den Tag zu starten, aber es hatte etwas interessantes, da er nun einfach schauen konnte, was auf ihn und seine Familie zukam.