Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Zitat

    Original von Duccia Silvana
    Original von Marcus Iulius Licinus


    Es war schon ein wenig verständlich für den Helvetier, dass die Laune seiner Frau nicht die beste war. Am liebsten wäre sie wohl noch ein paar Wochen auf dem Landgut geblieben, wo sie beide nicht den Ansprüchen der Stadt ausgesetzt waren. Doch gab es da immer noch die Abmachung mit ihrem Vater, dass Curio sich quasi durchgängig um seinen politischen und gesellschaftlichen Status bemühen musste, um den Makel seines gesellschaftlichen Standes wettzumachen. Auch wenn die Hochzeit stattgefunden und aus ihrer Ehe auch bereits ein Kind hervorgegangen war, blieb dieses Versprechen doch bestehen und wenn er es ernstnahm, konnte er schlecht länger als nötig der Stadt fernbleiben, um sich nach dem Erholungsurlab wieder vollständig an den politischen Vorgängen in der Stadt zu beteiligen. Die knappen Erwiderungen Silvanas jedoch zeigten mehr als deutlich, dass sie innerlich köchelte und das ganze hier nur tat, um ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen nachzukommen und nicht, weil sie daran irgendwas Positives sah.


    In dem Moment aber, wo der Lagerpräfekt auf ihn und seine Frau aufmerksam wurde, kam Bewegung in den Stab und Curio schaute irritiert den beiden niederrangigen Stabssoldaten hinterher, die nun verschwanden und nur wenig später mit zusätzlichen Stühlen zur Gästetribüne kamen. Auch der Präfekt näherte sich nun dem Helvetier und seiner Frau, die sich beide des Problems, das sie hervorgerufen hatten, nicht bewusst waren.


    Salve, Praefectus Iulius. Ich hoffe die Vorbereitungen laufen ganz zu deiner Zufriedenheit?


    sagte der Helvetier, um vielleicht in Erfahrung zu bringen, worin dasProblem bestand, hatte er sich doch weder damit beschäftigt, wie viele Gäste eingeladen waren, noch damit, wie viele Stühle auf der Besuchertribüne darauf warteten besetzt zu werden.

    Es war nicht viel was sie hier hatten. Ein kleines Wohnhaus, das kaum Platz für mehr als vier Personen bot, wobei mögliche begleitende Sklaven schon irgendwo in den Nutzräumen untergebracht werden mussten. Zwei Wirtschaftsgebäude dahinter und ein kleiner abgeschlossener Garten mit einem Teich. Mehr bot die Villa hier draußen nicht und für einen an Luxus gewöhnten Römer mochte dies freilich zu wenig sein. Für die bescheidenen Ansprüche von Curio und seiner Frau reichte dies aber vollkommen aus, schließlich waren sie nicht darauf aus, hier draußen ausufernde Orgien zu feiern oder zahlreiche Gäste zu empfangen, um die Politik aus der Stadt noch aufs Land mitzunehmen. Für sie beide war das hier ein Ort des Rückzugs, der Entspannung abseits der Verpflichtung der Stadt. Entsprechenden nutzten sie das Landgut auch im Moment, zumal es zwar einerseits nah genug an der Stadt war, um schnell dorthin zurückkehren zu können, wenn es einen Notfall gab, andererseits aber auch so weit abgelegen, dass man sie hier nicht suchen würde. Zumal das Landgut die letzten Jahre ohnehin ungenutzt gewesen war und es sich ohnehin nicht dafür eignete, riesige Gästescharen zu empfangen.


    Vor der Villa stand Curio neben seiner Frau und blickte auf das renovierte Haus. Es sah gut aus und das Verwalterpaar hatte sich alle Mühe gemacht, es wieder bewohnbar zu machen und wie er in der vergangenen Nacht hatte erleben dürfen, war es auch von innen im besten Zustand. Langsam glitt sein Blick danach zu seiner Frau, der er nun wieder den Glanz in ihren Augen ansah. Ihre Worte schließlich zeigten, dass sie sich hier pudelwohl fühlen musste und sie bewies mal wieder, dass die Bedenken seiner Mutter zu Silvanas Luxusbedürfnis unbegründet waren. Natürlich ließ sich das Landgut nicht mit der Villa Duccia und wahrscheinlich auch nicht mit dem Landgut ihres Vaters in Clarenna vergleichen, wo sie aufgewachsen war. Sanft streichelte er daher über den Arm.


    Es freut mich, dass du dich hier... wohlfühlst, mein Herz. Und Decimus scheint es genauso zu gehen.


    Zumindest sprach das Lachen und freudige Quietschen des Kindes Bände, dass mit der Hand das Bein seiner Mutter umklammernd neben ihr stand und die andere Hand in die Wiese krallte, um dort ein paar Halme herauszuzupfen.

    Auch bei Curio war die Bedrückung wie weggeblasen, als nun sein Sohn auf seinem Schoß saß und munter vor sich hinbrabbelte. Leider kam dies viel zu oft vor und manchmal hatte der Helvetier das Gefühl, als würde er seinen Sohn so selten sehen, dass der Kleine ihm immer wenn er da war, alles erzählen musste, was er in der letzten Zeit erlebt hatte. Dabei waren sie ja erst gestern angekommen und das meiste hatten sie gemeinsam gemacht, bis auf die dreiviertel Tag, den Curio im Bett verbracht hatte. Nun allerdings konnte und wollte er sich ganz seiner Familie widmen und grade die Fortschritte, die sein Sohn machte, ließen ihm das Herz aufgehen und ihn die Sorgen um seine Probleme und seine immer noch stockende Sprache vergessen. Lachend saß Cornutus auf dem Schoß seines Vaters, brabbelte und strahlte vor sich hin, zupfte an der zerknitterten Tunika seines Vaters und freute sich sich sichtlich darüber, dass Curio ihm dann und wann mit einem Finger sanft über die Wange streichte und ihn festhielt, damit er nicht von dem Knie hinabpurzelte, so lebhaft wie er ja nun einmal war.


    Als Silvana ihren Vorschlag machte, wanderte die Blicke von Vater und Sohn zu ihr hinüber, und es war schon lustig zu sehen, dass der Kleine, kaum dass seine Mutter den Mund öffnete, ihr fast schon andächtig zuhörte und danach fragend zu seinem Vater hinaufblickte.


    Na, was sagst du, Decimus. Gehen wir ein bisschen an die frische Luft? Dann schmeckt und das Frühstück gleich viel besser.


    Der Kleine presste die Lippen kurz aufeinander, begann dann aber zu lachen und brachte sogar ein zögerliches


    Ja'a.


    heraus, das Curio mit einem zufriedenen Nicken quittierte und seinem Sohn erneut einen Kuss auf die Stirn gab.


    Na, dann ist die Entscheidung gefallen. So, und jetzt gehst du mal kurz zur Mama, während Papa sich ein bisschen frischt macht und sich umzieht.


    Mit diesen Worten nahm er Cornutus hoch und setzte ihn neben seine Mutter aufs Bett, bevor er aufstand, zur Kleidertruhe mit der Waschschüssel ging, sich die nun verschlafene Tunika über den Kopf zog, sich mit einem nassen Tuch die Haut säuberte und danach eine frische Tunika aus der Truhe zog, die er sich schließlich über den Kopf zog. Danach drehte er sich wieder zum Bett hin.


    Wenn du möchtest, Runa, können wir dann.

    Da stand er nun, der Helvetier, auf der Ehrentribüne, und auch wenn er nun schon einige Zeit zu den Lokalhonoratioren von Mogontiacum gehörte und es noch nicht allzu lang her war, dass er ein höheres Stadtamt innegehabt hatte. Allerdings war die Teilnahme an dieser Abschlussübung in doppelter Hinsicht etwas Besonderes. Einerseits war es sein erster öffentlicher Auftritt seit seiner Rede zum Tätigkeitsbericht auf dem Forum. Diese hatte er in seiner eigenen Einschätzung vollkommen in den Sand gesetzt und sich danach erstmal mit seiner Familie auf sein Landgut außerhalb der Stadt zurückgezogen, wo er zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn neue Kraft hatte schöpfen und sich gleichzeitig von dem Angriff auf sich zu erholen. Andererseits hatte man ihm die Anerkennung zukommen lassen, ihn auf die Ehrentribüne einzuladen. Als Lokalpolitiker hatte er stets versucht, laut- und meinungsstark für die beiden hier ansässigen Militäreinheiten einzutreten und das Verhältnis der zivilen Bevölkerung zu ihnen zu festigen. Auch in seiner letzte Rede auf dem Forum hatte er die Bürger aufgerufen, den Einheiten zu vertrauen, die Sicherheit der Stadt aufrechterhalten zu können, anstatt sich hinsichtlich der jüngsten Vorkommnisse Schnellschüssen hinzugeben.


    Dennoch war er froh, dass er nun in eine gute gekleidet und in Beglei tung seiner Frau, die es sich nicht hatte nehmen, an diesem Auftritt teilzunehmen - ob nun bloß zu seiner Unterstützung, oder auch aus Sorge um ihn, dass er diesen ersten Auftritt schon wieder überstehen konnte, das wusste nur sie, nicht in unmittelbarer Nähe des Statthalters platznehmen musste, sondern ihm aus der Entfernung lediglich einen freundlichen Gruß zukommen ließ, anstatt ein längeres Begrüßungsgespräch mit ihm führen. Es war nicht unbedingt Angst, die ihn dabei einnahm, sondern eher übersteigerter Respekt einem Mann gegenüber, der nicht nur ein ziviler Politiker, der schon die höchsten Reichsämter eingenommen hatte, sondern auch militärischer Kommandeur war, der sich bereits vor und während des Bürgerkriegs seine Meriten verdient hatte. Während der Statthalter rumgekommen war, war Curio nur hier geblieben und mit Blick auf dessen Erfahrungen fühlte sich der Helvetier wie ein unbedeutender Wurm und war wahrscheinlich aus Sicht des Ducciers auch genau das.


    Bevor er sich setzte, bickte er sich aber noch um, ob noch weitere Lokal- oder Provinzhonoratioren den Weg in die Castra gefunden hatten. Die Ehrentribüne war ja schließlich groß genug, um auch noch weiteren Decuriones, aber besonders auch den höheren Beamten aus der Stadt und der Provinz Platz boten. Danach wanderte allerdings sein Blick zu seiner Frau. Dann wollen wir mal sehen, was uns hier... erwartet. sagte er leise in ihre Richtung und nahm dann Platz. Das Zögern beim Sprechen war er immer noch nicht komplett los, aber es wurde deutlich seltener. Trotzdem wollte er keine Voraussage darüber treffen, ob er es überhaupt noch vollständig loswerden würde. Das musste sich in der Zukunft zeigen.

    Curio wollte es eigentlich auf sich beruhen lassen. Er hatte seine Position deutlich gemacht und seine Frau hatte ihm mit einer Einschränkung zugestimmt. Dass er grade bei solchen Dingen keine vollumfängliche Zustimmung bekam, war er bereits gewohnt. Dennoch merkte er, dass etwas an seiner Frau nagte. Neben ihr sitzend hielt er inne, seufte leise und gab ihr dann einen Kuss auf die Wange.


    Weißt du, es ist für mich, als würdest du dich erniedrigen, wenn du die ganze Nacht neben dem Bett kniest, und das bedeutet für mich, dass ich die womöglich in eine Stellung gedrückt hätte, in der ich dich nicht nie sehen wollte und auch in Zukunft nicht sehen will. Es ist mir unangenehm und ich fühle mich selbst schlecht dabei, wenn ich dich so sehe. Dann Platz ist neben mir und nicht kniend vor mir.


    sagte er, legte einen Arm um die Hüfte seiner Frau und lehnte seine Stirn an ihren Kopf. Sie wussten beide, dass ihre Ehe keine klassische römische Ehe war, in der der Ehemann nur mal dann und wann das Bett mit seiner Frau teilte, stattdessen aber die volle Kontrolle über ihr Leben ausübte, während die Frau ihren Mann in der Öffentlichkeit anhimmelte, ansonsten aber eher desinteressiert versuchte, an den Anweisungen ihres Mannes vorbei ihr eigenes Leben zu leben. Sie beide waren Kraftquellen, Vertraute und Unterstützer für den jeweils anderen, ohne dass einen von ihnen beiden eine Art Oberkommando für sich beanspruchen würde. Wahrscheinlich würde es im Zweifel darauf hinauslaufen, dass Curio das letzte Wort hätte, aber er musste sich diese Position nicht durch irgendwas erzwingen und würde sich vorher auch immer die Meinung seiner Frau anhören, bevor er sie dann annahm oder eben verwarf.


    Die nächte Idee seiner Frau klang gut. Ein gutes, vielleicht auch spätes Mittagessen am Rhenus war eine sehr gute Idee und würde sicherlich auch Cornutus gefallen, und just als er an ihn dachte und noch bevor er darauf antworten konnte, kam die Frau des Verwalters ins Schlafzimmer und brachte den kleinen Helvetier vorbei, der offensichtlich nicht schnell genug zu seinen Eltern kommen konnte. An der Bettkante angekommen, zog er sich mühsam hoch und Curio war erstaunt über die Kraft, die das Kind dabei aufbrachte. Auf seinem Gesicht erschien ein stolzes Lächeln und als Cornutus schließlich die Arme nach seinem Vater ausstreckte und stand, ohne sich festhalten zu müssen, ließ Curio den Moment einige Augenblicke auf sich wirken, nahm den Kleinen aber hoch, bevor er noch merkte, dass er von alleine stand, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und setzte ihn auf sein rechtes Bein, damit er auch zu Silvana schauen konnte.


    Gut hast du das gemacht, Decimus. Sehr gut.


    Es war deutlich, dass sich der Junge nicht wirklich einen Kopf darum gemacht hatte, ob er nun bei seinen Eltern oder dem Verwalterpaar gewesen war. Dass er sie dann aber doch vermisst, war ein schönes Gefühl und machte den Vater umso stolzer.


    Könntest du uns ein kleines Ientaculum vorbereiten, so in etwa einer Stunde?


    sagte Curio daraufhin an die griechische Villica gewandt, die kurz nickte, dann aber noch eine Frage hatte.


    Soll ich dafür das Triclinium herrichten, Herr?


    Der Helvetier schüttelte den Kopf.


    Nein, nein, wir nehmen es mit euch in der Küche ein und dabei können wir auch gleich besprechen, was es zum Landgut zu besprechen gibt. Ach so, und du brauchst mich nicht Herr zu nennen, du und dein Mann, ihr seid beide Libertini und ich bin nicht euer Herr.


    stellte er klar und die Villica verließ das Zimmer. Curio strich seinem Sohn durch den immer dicker werdenden Haarschopf.


    So, wir haben eine Stunde, was sollen wir machen.


    Es war ungewohnt, nicht bereits mit einem vollständig ausgearbeiteten Plan in den Tag zu starten, aber es hatte etwas interessantes, da er nun einfach schauen konnte, was auf ihn und seine Familie zukam.

    Ach, aus Mantua. Ich dachte, der Statthalter hätte seinen ganzen Tross aus Rom mitgebracht.


    antwortete Curio interessiert, da er bislang noch nicht wusste, dass der Duccier offenbar nicht nur in Rom, sondern in ganz Italia Anhänger gefunden hatte, die ihn in den Norden begleitet hatten. Umso mehr wurde ihm nun der Einfluss des Statthalter bewusst, der offenbar nicht nur aus seiner Position hier in der Provinz, sondern auch durch sein Konsulat im Süden und womöglich noch frühere Erlebnisse speiste. Allerdings schob er diese Gedanken schnel beiseite, denn das Opfer für Apollo eilte. Also ging Curio mit geübten Blick die Waren durch - Wein, Brot, Gemüse, die Votivgabe alles war da - und nickte dann zustimmend.


    In der Tat wir haben alles. Dann sollten wir nun schnell zum Tempel zurückkehren, damit wir das Opfer dort vollziehen können.


    sagte er und schlug auch gleich den Weg zurück zum Tempel ein.

    In der Zeit des gemeinsamen Opfereinkaufs hatten die Tempeldiener bereits den Tempel für das Opfer hergerichtet. Vor dem Kultbild des bärtigen Apollo mit Bogen war ein Gabentisch aufgebaut und zu dessen Füßen ein Platz für die Votivgabe freigeräumt worden. Curio blieb mit dem Präfekten allerdings erstmal an der Tempelpforte stehen und zwei Tempeldiener brachten das Wasserbecken, in dem der Iulier nun rituell seine Hände reinigen musste. Danach konnten sie hinein vor das Kultbild treten, wo dann das Weihrauchopfer und danach das Gelübe folgen würde.


    Nun, dann wollen wir gleich beginnen. Ich werde während des gesamten Opfers leicht versetzt hinter dir stehen und dir zu Hand gehen, wenn du Hilfe brauchst. Auch bei dem Gebet kann ich dir bei Bedarf einen Anstoß geben, falls du nicht mehr weiterkommt, Praefectus.


    führte der Helvetier aus, nickte dem Iulier aufmunternd zu, da dieser wahrscheinlich seine Gedanken eher bei seinem Mündel hatte, als bei dem nun folgenden Opfer, was aber zum Glück kein Problem darstellen sollte. Auch wenn Curio es eher vorzog, sich auf das Opfer zu fokussieren, wusste er auch, dass die Gedanken des Opfernden auch ganz woanders sein konnten, solange nur die formalen Aspekte korrekt ausgeführt waren. Curio war derweil dafür da, dass genau dies auch geschah, damit der Opfernde mit einem guten Gefühl den Tempel verlassen konnte.

    Und als hätte er es nicht schon erwartet, kamen nun auch die Schuldgefühle wieder, denn natürlich hatte sie sich nicht an den Platz an seine Seite gelegt, der ihr als seiner Ehefrau zustand, sondern hatte die Nacht auf den Knien neben seinem Bett verbracht. Erneut musste er sich auf die Lippen beißen, um die Tränen zurückzuhalten - bei Iuno, was war er grade mal wieder für ein Weichling - und schaute Silvana dann ernst an.


    Ich will nicht, dass du die... Nächte auf den Knien neben dem Bett verbringst. Das war heute die letzte Nacht, bitte versprich mir das.


    Mühsam brachte er daraufhin ein Lächeln zustande, nahm ihre Hand und drückte sie sanft. Es war nicht richtig, auch wenn er ihr diesen Eindruck am vergangenen Abend vielleicht vermittelt hatte. Sie musste sich nicht kasteien, nur weil sie kurz den Raum verlassen hatte, sie sollte nur nicht verschwinden, weil er mal wieder ein Trottel war und ihr suggerierte, sie hätte etwas falsch gemacht. Sie war schließlich keine Sklavin in irgendeinem hochtrabenden Patrizierhaushalt, wo die Sklaven neben den Betten ihrer Herren schlafen mussten, um ihnen jederzeit und auch in der Nacht zu Willen zu sein.


    Langsam wurde er wacher und erkannte erst jetzt, dass die durchwachte Nacht keinen Einfluss auf das Auftreten seiner Frau gehabt hatte. Sie wirkte sogar paradoxerweise noch schöner als sonst, ihre Augen strahlten eine Freude aus, dier schon länger nicht mehr bei ihr gesehen hatte und ihre ganze Aura war von erstaunlicher Gelassenheit geprägt. Curio konnte dem plötzlichen Impuls nicht widerstehen und küsste seine Frau lang und gefühlvoll, als würde er hoffen, dass ihre bewundernswerte Ruhe dadurch auch auf ihn übergehen konnte. Dann ließ er ihre Frage einen Moment auf sich wirken, bevor er antwortete.


    Ich denke schon. Aber heute sollten wir uns... vielleicht erstmal mit dem begnügen, was ich auch schon kenne. Nach dem Ientaculum zeig ich euch das Haus, den... Hof und die Wirtschafts...gebäude und danach können wir zum Rhenus gehen. Soweit war ich nämlich... auch noch nicht.


    sagte er, schob die Bettdecke beiseite und schwang seine Beine aus dem Bett. Umziehen musste er sich und sich auch ein bisschen waschen. Seine Frau würde das sicherlich nicht stören.

    Es gab immer einen kleinen Funken des Zweifels in ihm. Allerdings war dies kein Zweifeln an seiner Frau, die eigentlich so gut wie über jeden Zweifel erhaben war, nachdem sie nun mittlerweile in ihrer ja noch gar nicht so langen Ehe immer an seiner Seite gestanden hatte. Nur kurz, bei den Begegnungen mit diesem seltsamen Druiden, hatte es ehrliche Zweifel gegeben, aber auch diese hatte Silvana mit ihrer Aufrichtigkeit zerstreuen können. Vielmehr zweifelte Curio an sich selbst, immer und immer wieder, und abstellen konnte er es nicht. Selbst die Hochzeit, bei der ihm sein Vater, wenn auch eher implizit, zu verstehen gegeben hatte, dass er wieder in die Familie aufgenommen war, nachdem er hierher nach Mogontiacum fortgeschickt worden war, hatte nicht dazu beigetragen, dass die Zweifel an sich selbst schrumpften. Und auch, dass die meisten Duccier ihm durchaus wohlwollend gegenüberstanden, hatte es ihm doch wieder zu denken gegeben, dass just zur selben Zeit eine andere junge Duccia mit einem Senator verheiratet worden war. Da halfen auch alle Beteuerungen und Treueschwüre seiner Frau, alle Versicherungen, grade nach der Geburt ihres Sohnes, dass eine Trennung von außen vollkommen unwahrscheinlich geworden sei. Curio zweifelte auch heute noch daran, dass er Silvana würde halten können, wenn seine Karriere einen Dämpfer bekam, denn was war überhaupt noch möglich, wenn er in Zukunft nur noch stockend und schleppend würde sprechen können und bei jedem öffentlichen Auftritt eine miserable Figur abgeben würde und nicht mal sein erklärtes Mindestziel, dsa Pontifikat der Stadt, würde erreichen können. Er war keine gute Partie, war nie eine gewesen und wenn sich sein Zustand in die Länge ziehen würde, würde er auch keine mehr werden.


    Der Helvetier schloss erneut die Augen, als er die Hände Silvanas an seiner eigenen Hand und auf seiner Stirn spürte und erwiderte den Händedruck schon automatisch, da er wusste, dass ihm die Berührungen Silvana schon immer gutgetan hatten. Wieder wurde sein Atem regelmäßiger und doch, so wirklich einschlafen wollte er nicht, denn er hatte ja praktisch schon den ganzen Tag verschlafen. Der Gesang seiner Frau schaffte es aber dennoch, ihn in den Schlaf zu wiegen, auch wenn dieser Schlaf nicht mehr so tief und von Träumen nur so durchzüngelt war, von denen er sich jedoch an keinen einzelnen mehr würde erinnern können.


    ~~~


    Aufgrund des vielen Schlafs war er am nächsten Morgen aber umso früher wach und wunderte sich ein wenig über die Ruhe. Ganz offensichtlich musste er sich noch dran gewöhnen, dass sie nicht mehr in den schon am frühen Morgen pulsierenden Canabae waren, sondern auf dem Land, wo um diese Uhrzeit noch nicht so vie los war. Allerdings wusste er ja sowieso nicht, wann die Betriebe im hinteren Teil des Landguts mit der Arbeit beginnen, aber das würde ja dann heute hoffentlich folgen. Jedenfalls fühlte er sich besser, ausgeschlafen so wie schon lange nicht mehr, doch grade musste er erstmal schauen, ob sich seine Frau, natürlich wieder aufgeschreckt durch seine Worte, nun doch wieder neben dem Bett geschlafen hatte, oder mittlerweile neben ihm lag und ebenfalls vernünftig geschlafen hatte.

    Er war wieder da. Der Traum. Denn so traumlos der Schlaf Curios in den ersten Stunden auch gewesen war, nun schlich er sich wieder ein in die Traumwelt des Helvetiers, so als wäre er nun nach dem Angriff und den zahllosen Grübeleien über seinen Zustand in den letzten empfänglicher für Zweifel war, die seine Ehe und seine Frau betrafen. Es schien dabei auch vollkommen irrelevant zu sein, dass Silvana ihm stets vor Augen führte, dass sie an seiner Seite bleiben würde, komme, was wolle, dass sie ihn liebte und ihm grenzenlos vertrautet, dass auch er seine Frau liebte und sich ständig um sie sorgte, wenn sie nicht zusammen waren, grade in den letzten Wochen, in denen vollkommen unklar war, was sie nun eigentlich bedrohte und ob diese Bedrohung auch für seine Familie und Alpina mit ihrer Tochter galt. Doch genau jetzt traf der Traum ihn erneut mitten ins Herz, ließ ihn unruhig im Bett liegen, quälte ihn, ohne, dass er die Chance hatte, ihm zu entkommen. Sie war weg, verschwunden, irgendwohin, wo Curio sie nicht mehr finden konnte, und es lag an ihm, an seiner Unfähigkeit, sie zu halten, seinem Zustand, der ihm, als sei er ein Krüppel, aus der öffentlichen Sphäre raushielt, und wenn er sie dann doch suchte, ihn dastehen ließ, wie einen dilletantischen Trottel der nichtmal einen ganzen Satz vollständif herausbrachte. Natürlich wollte er aufwachen, wollte, dass sie wieder da war, so wie sie es ihm vorhin versprochen hatte, wollte sich versichern, dass sie ihn nicht alleine gelassen hatte, dass sie nicht verschwunden war, doch hielt ihn der Traum fest in seinen unnachgiebigen Krallen, die tief in seine Haut schnitten und wohl tiefe blutende Wunden hinterließen, wenn sie sich dann doch von ihm lösten.


    Und sie taten es, denn als sein Unterbewusstsein nun weit genug in die Realität hineinreichte, bekam er nun das mit, wie die Tür ins Schloss viel und er langsam wieder in den Wachen Zustand hinüberglitt. Langsam öffnete er die Augen und drehte den Kopf in Richtung der Tür, die er grade zu hören gelaubt hatte und musste sich überhaupt erstmal darüber klar werden, dass er nicht zu Haus war, sondern auf dem Landgut, in dem Schlafzimmer und seine Frau an der Zimmertür stand. Curio war sich unklar darüber, ob sie grade zurückgekommen war - was wohl hieß, dass sie ihn alleine gelassen hatte - oder ob sie grade gehen wollte, und eine winzig kleine Sorgenfalte entstand auf seiner Stirn. Eingen Moment hatte er das Gefühl, dass ihm Tränen in die Augen stiegen, doch bekämpfte er diesen Impuls mit aller Kraft. Es wäre fehl am Platze gewesen, wenn er nun auch noch angefangen hätte zu flennen, wie ein armseliger Schwächling, also drehte er seine Kopf wieder grade, sodass sein Blick gen Zimmerdecke gerichtet war. Wortlos blickte er hinauf, als könnte die Decke ihn wieder aufrichten und zu dem Mann machen, der er vor dem Angriff gewesen war, doch war das wohl ausgeschlossen.


    Lass dich nicht aufhalten.


    kam ihm dann doch noch über die Lippen, bevor er sie wieder zusammenpresste. Hätte er nicht den anderen Traum haben können, den er nach dem Angriff gehabt hatte? Von der großen Wiese vor dem Weingut seines Vaters, wo alle seine Geschwister gespielt und gelacht hatten und auch Silvana dagewesen war, ohne dass er sie allerdings so wirklich richtig gesehen hatte. Vielleicht war es aber auch besser wenn sie ging, damit sie sich nicht den langsamen Abstieg ihres Mannes antun musste.

    Curio nickte dankbar, als der Custos seinen Vorschlag ohne ein weiteres Wort annahm. Das Verhältnis seiner Frau und seines Schwiegervaters und Patrons war ohnehin nichts, dass er lang und breit diskutieren wollte, denn es war schon unangenehm genug, dass dieser Konflikt stumm, aber stets präsent vor sich hin schwelte und es im Moment keinen Anschein gab, dass er auf absehbare Zeit beigelegt werden konnte. Dennoch war er dankbar, dass Verus nach dem Anschlag umgehend hergekommen war und alles an sich genommen hatte, was es zu tun gab, damit das Autoritätsloch, dass er hinterlassen hatte, gefüllt wurde. Allerdings wusste Curio auch, dass das Eingreifen seines Schwiegervaters wiederum mit den Vorgaben seiner Frau kollidiert waren und erneut dazu beigetragen hatten, dass das Verhältnis der beiden litt. Curio musste dann wohl doch in Zukunft alle Eventualitäten miteinbeziehen, wenn er einen neuen Notfallplan erarbeitete.


    Hier allerdings wollte Malleus nun wohl doch noch ein paar Informationen von ihm und auf die Fragen des Veteranen hin, legte sich seine Stirn in Falten. Widersacher, Feinde, nun er war Politiker, da blieb sowas ja wahrscheinlich einfach nicht aus.


    Es gibt im... Ordo Decurionum politische Gegner, aber ich glaube nicht... dass sie eine solche Maßnahme... ergreifen würden.


    begann er und blickte wieder nachdenklich auf seine in seinem Schoß zusammengelegten Hände. Politische Gegner pinkelten einem ständig ans Bein, aber die wenigsten griffen zu Gewalt, zumal er ja durchaus auch genug Angriffsfläche bot, dass man ihm politisch und im Bilde der Öffentlichkeit schaden konnte. Allerdings wussten auch alle, dass er unter dem Schutz der Duccier stand und ein körperlicher Angriff natürlich nochmal ganz andere Konsequenzen nach sich ziehen würde.


    Dennoch gibt es sicherlich... einige Personen, die nicht gut auf mich zu... sprechen sind. Die Libertina Phryne... zum Beispiel hat schon mehrmals versucht, meinen... Ruf zu zerstören. Vielleicht noch der eine, der uns beim... Friseur auf dem Forum angegangen ist. Aber sonst?

    Hier muss ich dann leider auch mal einhaken, denn die Definition von aktiv sein halte ich dann doch für problematisch. Für mich bedeutet Aktivität, dass man am Inplay teilnimmt und dort irgendeine Story vorantreibt. Daher würde ich Commodus jetzt zum Beispiel auch nicht als aktiv bezeichnen. Es wäre vielleicht gut, wenn diese Liste tatsächlich Inplay-Aktivität widerspiegeln könnte - dann wäre die Diskussion um Gracchus ja zum Beispiel gar nicht mehr nötig.


    Bei den Gruppen-IDs würde ich Rufinus zustimmen, denn letztlich sind das ja in erster Linie Funktions-IDs, die immer von irgendwem übernommen werden, was für diesen Jemand, der ja meist jemand aus der Spielleitung oder eben im Fall der Cursus-Publicus-ID die dafür zuständigen Spieler ist, zusätzliche Arbeit über das eigene Inplay hinaus bedeutet. Daher würde ich auch dafür plädieren, die Gruppen-IDs aus der Liste rauszunehmen. Die ohne Namen, also zum Beispiel die Offiziers-IDs der jeweiligen Einheiten oder der Doctor Ludi, sind ja recht offensichtlich, für die anderen kann man dir ja eine Liste zukommen lassen, also besonders bei den Postzustellern oder eben Palatinus.

    Es war nicht viel, was sie hier erwartete. Andere Politiker aus Stadt und Provinz hatten sich ja teilweise kleine Paläste außerhalb der Stadt hochgezogen, aber dies hier war etwas anderes. Curio hatte das Gebäude nicht selbst gebaut, sondern geerbt und zudem war dieses Erbe mit der Auflage verbunden, dass an dem Gebäude keine Um- und Erweiterungsbauten durchgeführt werden durften, sondern lediglich Renovierungen. Etwas, mit dem sich die Familie der letzten Besitzerin wohl nicht hatten anfreunden können, da das Landgut nun wirklich das größte war und lediglich einen bescheidenen Luxus bot. Daher hatten sie es zu Curios Gunsten abgestoßen. Der Helvetier wusste aber, dass seine Frau nicht unbedingt auf kleine Paläste angewiesen war, obwohl sie ja selbst in einem aufgewachsen und vor der Hochzeit in einem anderen gewohnt hatte. Dennoch war Curio gespannt, was seine Frau sagen würde und ihre Reaktion beruhigte ihn.


    Es ist nichts großes, aber... für uns sollte es reichen.


    antwortete er mit leiser Stimme und wartete darauf, dass der Wagen nun mit einem Ruck vor dem Eingang zum stehen kam. Die Villa hatte sich seit seinem letzten Besuch wirklich gemacht, denn der ganze Westflügel war praktisch vollkommen unbewohnbar gewesen, wären nun alle Schäden ausgebessert worden waren.


    Kurz nachdem der Wagen zum stehen gekommen und Curio und seine Familie ausgestiegen war, öffnete sich auch schon die Tür und die bekannten Gesichter des Verwalters und seiner Frau traten heraus, um die Ankömmlinge zu begrüßen. Curio stellte seine Familie vor, wieder mit eher schleppender Stimme, doch als der Verwalter wohl zu einem längeren Lagebericht ansetzen wollte, stob auch schon Silvana dazwischen. Mit klaren Worten unterband sie den Bericht, der Verwalter nickte und begann mit dem Fahrer den Wagen auszuräumen und das Gepäck ins Haus zu tragen. Die Frau des Verwalters nahm derweil den kleinen Helvetier an sich und kümmerte sich darum, dass er versorgt war, während Silvana nun direkt fortfuhr. Der Helvetier war kurz überfordert, nickte dann aber, griff nach der Hand seiner Frau und ging mit ihr die Treppen hinauf.


    Ja, das wird das beste sein.


    antwortete er und verfolgte dann auch schon nicht mehr, was um ihn herum passierte. Stattdessen führte er seine Frau die Treppen hinauf und nach links zu den Wohnräumen, die für seine Familie vorgesehen waren. Sie gingen an der kleinen Sitzecke im linken Korridor und der Tür zum Triclinium vorbei und erreichten schließlich einen weiteren, frei nutzbaren Aufenthaltungsrau, bevor sie in das Schlafzimmer eintraten. Das Bett war bereits vorbereitet und ohne weitere Umstände zu machen, legte sich Curio auf seine gewohnte Bettseite.


    Bleibst du ein wenig bei mir, Runa?


    fragte er und blickte seine Frau bereits mit müden Augen an. Lange blieb er nicht wach, denn nur wenige Momente später verfiel er in einen traumlosen Schlaf.

    Curio wusste das gefühlt ewig lange Schweigen im Rat nicht zu deuten. Eigentlich war es auch gar kein vollumfängliches Schweigen, denn ein solches gab es - soweit kannte der Helvetier seine Kollegen mitlerweile - einfach nicht. Vielmehr hatte sich ein leises Flüstern in der gegenüberliegenden Ecke gebildet, das nach kurzer Zeit bereits zu einer provokativ desinteressierten Nebenunterhaltung ausgewachsen war. Offenbar gab es nach dem Angriff des Lucceius erstmal keine Bereitschaft, über diesen Entwurf zu diskutieren. Curio schluckte, blickte kurz zu den Duumvirn, bevor er sich dann wieder erhob.


    Da der Ordo offensichtlich der Ansicht ist, dass der von mir eingebrachte Entwurf nicht als Diskussionsgrundlage genutzt werden kann, beantrage ich die Vertagung dieses Themas und die Fortführung der Tagesordnung.


    sagte er deutlich, allerdings ohne einen angesäuerten Unterton. Zwar fasste Curio es als Niederlage auf, dass dieses Thema heute nicht zu einem Ergebnis geführt werden konnte, doch war aufgeschoben ja längst nicht aufgehoben.