Curio kam wieder zu sich, als ein kleiner Schwall Wasser in seinem Gesicht landete. Er saß, mit dem Rücken an einen Baum gelegt, auf dem Boden und spürte als erstes den stechenden Schmerz seiner linken Gesichtshälfte. Sicherlich hatte er sich schon geprügelt und hatte dabei auch schon den einen oder anderen Schlag abbekommen, aber auf die Erfahrung, die ihn hierher gebracht hat, hätte er auch gut verzichten können. Er öffnete die Augen und versuchte sich kurz seiner Situation zu vergegenwärtigen... Er wurde beraubt und geschlagen, war deren lakonische Zusammenfassung. Doch schon sah er auch schon drei Männer, die ihm bekannt vorkamen. Noch etwas benommen brauchte der junge Helvetier einige Augenblicke, bis er den Pelzhänder und einen seiner Begleiter erkannte.
Alles ok mit dir, Junge?
fragte der Händler besorgt, der bei seinen Füßen stand und besorgt herabblickte. Neben Curio kniete der Große, der ihm vermutlich das Wasser ins Gesicht geworfen hatte. Auf die Frage schüttelte Curio nur mit dem Kopf, wobei er erstmal mit der Hand an sein Gesicht fasste.
Ja, da wirst du ne ganz schöne Macke mitnehmen. Aber so ein blaues Auge kommt gut bei den Frauen an.
Der Händler grinste den Helvetier an, der aufzustehen versuchte. Er brauchte etwas, um einen festen Stand zu bekommen und erblickte dann auch den zweiten Begleiter, der beim Wagen stand und sich aufmerksam umblickte.
Was ist jetzt genau passiert?
wollte Curio nun wissen, da ihm offensichtlich gewisse Ereignisse vollkommen fehlten, und blickte dann zwischen dem Händler und dem Großen, der sich mittlerweile ebenfalls aufgerichtet hatte, hin und her. sofort ergriff der Händler wieder das Wort.
Na ja, du bist mit Wegelagerern zusammengetroffen, die dich bestohlen und niedergeschlagen haben. Allerdings hattest du viel Glück, das wir aufgetaucht sind, denn es ist auch schon oft genug vorgekommen, dass sie ihre Opfer getötet haben. Nicht umsonst reise ich immer mit zwei Begleitern.
Wieder nickte der Helvetier nur und blickte sich dann suchend nach seiner Reisetasche um.
Wolfhart hat deine Sachen genommen. Deine Geldbörse und deinen Proviant haben die Schweine allerdings mitgenommen. Was noch fehlt, weiß ich aber nicht.
Wolfhart, der Große, reichte Curio die Tasche und Helvetier blickte hinein. Tatsächlich waren der Geldbeutel und der komplette Proviant, den er doch grade erst in Noviomagus gekauft hatte, weg. Sogar seinen Trinkschlauch hatten sie mitgenommen. Kurz stieg in Curio die Angst auf: Seine Schatzkiste?! Doch nach einigen Augenblicken fand er sie unter der Ersatztunika. Entweder hatten die Diebe die Kiste übersehen, oder sie waren nicht daran interessiert oder sie wurden beim Durchwühlen gestört.
Vielen Dank für eure Hilfe.
bedankte Curio sich freundlich doch blickte er dann ins Leere. Ohne Geld und ohne Proviant wäre er mit Mogontiacum ganz auf sich allein gestellt. Wie sollte er das nur schaffen? Der Helvetier wankte leicht, wurde aber, bevor er fallen konnte von Wolfhart gestützt.
So schlapp, wie du noch auf den Beinen bist, können wir dich nicht alleine lassen. Wolfhart, nimm ihm die Tasche ab und leg sie auf den Wagen. Junge, du begleitest uns bis Borbetomagus. Dort kannst du einen Medicus aufsuchen, der sich dein Gesicht anschaut. Allerdings...
Der Händler überlegte kurz, schaute auf seinen Wagen und dann zu seinen beiden begleitet.
Du bist ja Bürger, wie ich an deinem Siegelring erkennen kann - vielleicht schonmal ein kleiner Tipp: Steck ihn weg, solange du unterwegs bist, der zieht sonst so Schweine wie die vorhin nur an. Beherrschst du die Zahlen und die Schrift? Und wo willst du überhaupt hin?
Curio war einen Moment verwirrt. Was sollte das werden? Jedenfalls kam er erstmal dem Hinweis nach und steckte den Ring in die Schatzkiste und bejahte dann die Frage.
Ja, meine Eltern haben mich im Lesen, Schreiben und Rechnen ausgebildet. Und ich mu... möchte nach Mogontiacum zu meinem Bruder.
Der Händler nickte zufrieden.
Gut, dann mache ich dir hier hiermit ein Angebot: Du begleitest uns den restlichen Weg bis nach Mogontiacum. Dabei kannst du mit uns in den Herbergen übernachten und auch mit uns essen. Als Gegenleistung übernimmst du während des Weges die Tiere. Ich weiß ja dass du mit ihnen umgehen kannst. Und morgen kommst du mit auf den Markt von Borbetomagus und hältst meine Kasse in Ordnung. Normalerweise muss ich das selber machen, weil meine beiden Leuchten hier ja weder schreiben noch rechnen können, doch geht mir dadurch schätzungsweise ein Viertel der Tageseinnahmen flöten. Also, was sagst du dazu?
Der Händler hielt ihm die Hand hin, doch Curio blickte sie nur einige Momente an. Was sollte das hier? Der Händler machte ihm hier grade - fast nebenbei - ein Angebot, dass er in seiner jetzigen Situation eigentlich nicht ablehnen konnte. Dennoch zögerte Curio, denn das Angebot kam dermaßen aus heiterem Himmel, dass er kaum glauben konnte, dass es war sein konnte. Als er sich gefangen hatte, schickte er einen kurzen Dank an Mercurius und reichte dem Händler dann ebenfalls die Hand.
Danke für dein Angebot. Ich nehme an.
antwortete er dann noch und das "Geschäft" war abgeschlossen.
Gut. Dann stellen wir uns noch vor: Mein Name ist Othmar, wie du siehst, bin ich Pelzhändler. Der Große hier ist Wolfhart und da vorne bei den Tieren steht Hrothgar.
Die beiden nickten ihm freundlich zu und Curio nickte ebenso freundlich zurück.
Ich bin Iullus Hel... Ich bin Curio.
Der junge Helvetier wollte schon anfangen, wie er es gelernt hatte, seinen kompletten Namen und den Namen seines Vaters zu nennen, doch war das hier wohl etwas deplatziert. So nickte Othmar dann abschließen, Curio übernahm die Zügel der Esel von Hrothgar und die Reise gen Norden ging weiter.