Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Gut gelaunt betrat Curio selbst die Postannahme und schob die Wahstafel hinüber.


    Bitte einmal auf Kosten der helvetischen Wertkarte versenden.


    sagte er.


    Ad
    Susina Alpina
    Domus Iulia
    Roma


    Iullus Helvetius Curio Susinae Alpinae s.d.


    Es fällt mir nicht leicht, diesen Brief zu schreiben, und um ehrlich zu sein - immerhin waren wir beide immer ehrlich zueinander - habe ich die Schrift auf dieser Wachstafel schon mehrmals wieder geglättet, da ich selbst nicht zufrieden mit den Worten war, die ich niedergeschrieben hatte. Sie wollten nicht ansatzweise ausdrücken, was in meinem Kopf vor sich geht, da ich glaube, dass es einfach zu viel ist, um es in allzu blumige Worte zu fassen, deren Ausschweifungen doch nur dazu führen würden, meine eigentliche Meinung zu verschleiern. Daher fasse ich es am besten in einem einzigen Satz zusammen.


    Es tut mir leid und ich bitte um Verzeihung.


    Ich habe euch hier alleine zurückgelassen, dich, Silvana, Ursicina und Camilla. Meine Pflicht habe ich in den Wind geschlagen, weil ich glaubte, dass die Welt auf dem Landgut an mir vorbeilaufen und auch sehr gut ohne mich funktionieren würde. Doch die Realität holt einen doch immer wieder ein. Du hast deinen Lebensgefährten verloren, meinen Bruder, auf den du so lange und so treu gewartet hast, wie es nur eine wahrhaft verbundene Seele getan hätte. Und während du und Silvana hier so tapfer ausgehalten habt, habe ich die Flucht ergriffen und ich kann nur hoffen, dass die Götter mir das irgendwie verzeihen können.


    Nichtdestotrotz kann ich verstehen, dass du dich nunmehr für eine Reise nach Rom entschieden hast. Du warst immer bestrebt, deinen Horizont erweitern und ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg dabei, den bekannten Medicus zu finden und bei ihm in die Lehre gehen zu können. Doch auch der persönliche Besuch bei unserem ehemaligen Lagerpräfekten, dem guten Iulius Licinus - dem du hoffentlich meine besten Wünsche ausrichten könntest - ist nur zu verständlich.


    In diesem Sinne hoffe ich, dass du und Ursicina die Reise nach Rom gut überstanden habt, dass ihr nicht mit allzu widrigen Umständen zu kämpfen hattet und nun in Rom bei den Iuliern eine freundliche Unterkunft gefunden habt. Doch gleichsam hoffe ich, dass wir uns irgendwann hier im Norden wiedersehen werden und du dich nicht dafür entscheiden wirst, deinen Lebensweg in Rom zu Ende zu führen. Wie auch immer du dich entscheiden wirst, sei versichert, dass ich deinen Entschluss respektieren werden, auch wenn ich hoffe, dass wir in jedem Fall weiter in Kontakt bleiben und du mich über Ursicinas Werdegang auf dem Laufenden hältst.


    Mögen die Götter ihre Hände schützend über dich und Ursicina halten.


    Vale bene


    Iullus Helvetius Curio
    _____________


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    Iullus Helvetius Curio | Casa Helvetia | Mogontiacum

    Gleich nach seiner Ankunft hatte sich Curio in sein Arbeitszimmer begeben und seinem Sohn freie Hand gelassen, seine Zeit mit den Sklaven oder im Garten zu verbringen. Natürlich konnte er hier nicht so einfach raus, wie auf dem Landgut, aber das kannte er ja auch schon. Curio jedoch musste wieder Dinge erledigen und während sich das Schreiben an die Villa Duccia noch recht schnell aufsetzen ließ machte ihm der nächste Brief deutlich mehr Sorgen.


    Ad
    Susina Alpina
    Domus Iulia
    Roma


    Iullus Helvetius Curio Susinae Alpinae s.d.


    Es fällt mir nicht leicht, diesen Brief zu schreiben, und um ehrlich zu sein - immerhin waren wir beide immer ehrlich zueinander - habe ich die Schrift auf dieser Wachstafel schon mehrmals wieder geglättet, da ich selbst nicht zufrieden mit den Worten war, die ich niedergeschrieben hatte. Sie wollten nicht ansatzweise ausdrücken, was in meinem Kopf vor sich geht, da ich glaube, dass es einfach zu viel ist, um es in allzu blumige Worte zu fassen, deren Ausschweifungen doch nur dazu führen würden, meine eigentliche Meinung zu verschleiern. Daher fasse ich es am besten in einem einzigen Satz zusammen.


    Es tut mir leid und ich bitte um Verzeihung.


    Ich habe euch hier alleine zurückgelassen, dich, Silvana, Ursicina und Camilla. Meine Pflicht habe ich in den Wind geschlagen, weil ich glaubte, dass die Welt auf dem Landgut an mir vorbeilaufen und auch sehr gut ohne mich funktionieren würde. Doch die Realität holt einen doch immer wieder ein. Du hast deinen Lebensgefährten verloren, meinen Bruder, auf den du so lange und so treu gewartet hast, wie es nur eine wahrhaft verbundene Seele getan hätte. Und während du und Silvana hier so tapfer ausgehalten habt, habe ich die Flucht ergriffen und ich kann nur hoffen, dass die Götter mir das irgendwie verzeihen können.


    Nichtdestotrotz kann ich verstehen, dass du dich nunmehr für eine Reise nach Rom entschieden hast. Du warst immer bestrebt, deinen Horizont erweitern und ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg dabei, den bekannten Medicus zu finden und bei ihm in die Lehre gehen zu können. Doch auch der persönliche Besuch bei unserem ehemaligen Lagerpräfekten, dem guten Iulius Licinus - dem du hoffentlich meine besten Wünsche ausrichten könntest - ist nur zu verständlich.


    In diesem Sinne hoffe ich, dass du und Ursicina die Reise nach Rom gut überstanden habt, dass ihr nicht mit allzu widrigen Umständen zu kämpfen hattet und nun in Rom bei den Iuliern eine freundliche Unterkunft gefunden habt. Doch gleichsam hoffe ich, dass wir uns irgendwann hier im Norden wiedersehen werden und du dich nicht dafür entscheiden wirst, deinen Lebensweg in Rom zu Ende zu führen. Wie auch immer du dich entscheiden wirst, sei versichert, dass ich deinen Entschluss respektieren werden, auch wenn ich hoffe, dass wir in jedem Fall weiter in Kontakt bleiben und du mich über Ursicinas Werdegang auf dem Laufenden hältst.


    Mögen die Götter ihre Hände schützend über dich und Ursicina halten.


    Vale bene


    Iullus Helvetius Curio
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    Iullus Helvetius Curio | Casa Helvetia | Mogontiacum

    Im und am Haus hatte sich nicht viel verändert. Es waren immer noch dieselben Gesichter hier anzutreffen, die Innenräume sahen ebenso gepflegt aus, wie das Äußere, alles war an seinem Platz, wo es Curio auch zuvor noch gesehen hatte und in Erinnerung hatte, nur hatten Alpina und Silvana wohl da und dort kleinere Änderungen vorgenommen, die allerdings nicht störten. Der Helvetier bedachte jeden der Sklaven und die anderen Mitglieder des Haushalts mit einem leichten Lächeln, zunächst Acanthos, dann Liam, Gwyn und Neman, die tatsächlich zurückgeblieben war, aber auch Roderiq bekam ein Nicken.


    Ich weiß, dass Cornutus und ich nur einen kleinen Teil zur Wiederbelebung der Casa leisten können. Meine Frau und Camilla werden ebenso fehlen, wie Alpina und Ursicina. Dennoch bin ich entschlossen, dass wieder Leben in diese Casa einkehrt. Zuletzt möchte ich euch danken, dass ihr die Casa in unserer Abwesenheit im besten Zustand behalten habt. Es ist nicht selbstverständlich und ich weiß diese Loyalität mir und meiner Familie gegenüber zu schätzen und werde mich daran erinnern, wenn weitere Entscheidungen anstehen. Nichtsdestotrotz sollten wir nun nach vorne blicken und da wartet - wie üblich - viel Arbeit auf uns. Doch zunächst dürft ihr den Rest des Tages nach euren Wünschen gestalten und ich hoffe, dass wir das Abendessen gemeinsam einnehmen können.


    Curio nickte, hüllte sich in seinen Mantel und ging dann direkt in den Wohnbereich seiner Familie. Der andere auf der anderen Seite des großen Atriums war verwaist, das wusste er auch, nur wusste er nicht, wie lange dies der Fall sein würde. Nun wollte er sich erstmal mit einigen notwendigen Dingen beschäftigen - darunter vor allem diesen einen Brief zu schreiben, den er nach Rom schicken wollte.

    Noch am Tag seiner Rückkehr überbrachte ein Bote ein Schreiben aus der Casa Helvetia.


    Ad
    Procurator Numerius Duccius Marsus
    Villa Duccia
    Mogontiacum


    Iullus Helvetius Curio Procur. Num. Duccio Marso s.d.


    hiermit möchte ich dir mitteilen, dass ich am heutigen Tage von meinem Landgut zurückgekehrt bin, um meine öffentlichen Pflichten in der Stadt wahrzunehmen. Da mich Acanthos bereits von der Abreise meines Schwiegervaters und Patrons unterrichtet hat, hoffe ich, dass ich dich aufsuchen darf, um mit dir das gemeinsame Vorgehen im Ordo decurionum und über die aktuellen Entwicklungen der städtischen Politik zu besprechen.


    Vale bene,


    Iullus Helvetius Curio
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    Iullus Helvetius Curio | Casa Helvetia | Mogontiacum


    Der Weg in die Stadt war holprig gewesen. Die Straßen außerhalb der Stadt waren mal wieder reichlich in Mitleidenschaft gezogen worden durch Regen und Kälte in den letzten Tagen und Curio hatte sich gefragt, wie lange es nun überhaupt schon her war, seit er den Weg zuletzt entlanggefahren war. Immerhin erreichte er die Casa Helvetia recht unproblematisch. Sie sah von außen genauso aus, wie er sie in Erinnerung hatte und sein Sohn blickte schon ungeduldig aus dem Wagen raus. Curio hatte ihm behutsam klargemacht, dass dort niemand auf sie wartete und seine Mutter ebenso wie Alpina auf Reisen waren und daher nur die Sklaven im Haus anwesend waren. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, von Liam und Gwyn zu reden und was die beiden wohl nun machten. Curio indes musste sich wohl jetzt Gedanken darüber machen, inwieweit Alpina Neman im Haus behalten hatte, da er ja nun vorerst wohl ein alleinerziehender Vater würde sein müssen, zumindest bis Silvana von ihrer Reise zurück war - wenn sie denn zurückkam.


    Der Wagen kam mit einem Ruck zum stehen, Acanthos hatte sein Pferd zwischenzeitlich im nahen Mietstall zurückgelassen und trat nun an die Tür, die nach kurzem Klopfen zuerst einen Spalt und dann weit geöffnet wurde. Liam sah erleichtert aus, als er den Wagen und durch dessen Tür den jungen Helvetier sehen konnte, der bereits die Tür aufgestoßen und den kurzen Weg vom Wagen zur Tür zurückgelegt hatte, um dem großgewachsenen britischen Ianitor um den Hals zu fallen. Ihm folgte, etwas bedächtiger, Curio mit ernstem Gesicht, hatte aber dennoch ein kurzes freundliches Lächeln für den Briten übrig.


    Salve. Wie ich sehe, habt ihr das Haus gut in Schuss gehalten.


    sagte er mit klarer Stimme und trat dann ins Haus hinein. Die Reisetruhen wurden derweil bereits von Roderiq, Liam und Acanthos ins Haus getragen und Curio ging mit seinem Sohn, dem er noch ein paar passende Worte zu seinem Auftreten mitgab, ins Atrium, wo der Rest des Haushalts auf sie wartete.

    Es folgte eine lange Pause, die länger was als jene Pausen, die der Macedone von seinem Herrn gewohnt war. Und doch sah er regelrecht, wie es hinter den Augen des Helvetiers arbeitete, wie er versuchte, die Informationen, die schiere Überzahl an Hiobsbotschaften zu verarbeiten und in eine logische Ordnung zu bringen. Curio indes hatte nicht mit dieser Menge gerechnet, vielleicht noch am ehesten mit der Nachricht, dass der Ordo decurionum im Druck machten, wieder dauerhaft seinen Wohnsitz in der Stadt zu nehmen, damit er auch seinen täglichen Verpflichtungen als Pontifex und Decurio wieder nachzukommen. Das wäre politisch und beruflich gewesen, damit wäre er klargekommen und irgendwie hatte er auch erwartet, dass seine Kollegen in der Stadt nicht endlos viel Geduld mit ihm haben würden, hatten sie doch auch ein Recht darauf und er selbst die Pflicht dazu, eben jene Aufgaben zu übernehmen und sie nicht einfach seinen Amtskollegen zu überlassen. Außerdem kam hinzu, dass er die politischen Mehrheiten in der Stadt nicht mehr kannte und es konnte sehr gut sein, dass nun die anti-duccische konservative Fraktion die Überhand und mehrere neutrale und weniger auffällige Decurionen auf ihre Seite gezogen hatten und dieses Schreiben nur ein Feigenblatt war, dafür war, ihm das Amt zu entziehen und das entweder durch seine Abwesenheit zu begründen oder, falls er doch zurückkehrte, eine große Inszenierung, einen Schauprozess in der Curia über ihn abhalten und ihn danach absetzen würden. Doch das Verschwinden von Silvana, der Tod seines Bruders und die Abreise Alpinas nach Rom trafen ihn wirklich, nachhaltig und tief.


    Ich hätte nicht so lange hierbleiben dürfen. Aber... warum hast du nicht früher was gesagt?


    sagte er schließlich leise, ohne Zorn in der Stimme, eher traurig und unsicher, so wie in den alten Zeiten, als er noch Discipulus gewesen war oder er seine Verletzungen durch den Anschlag auf dem Forum hatte auskurieren müssen.


    Der Macedone runzelte die Stirn, beugte sich zu dem Helvetier hinüber und sagte leise:


    Weil du es so angeordnet hast. Du hast gesagt, dass ich das Tagesgeschäft von dir fernhalten soll.


    Erneut entstand eine lange Pause, Acanthos lehnte sich wieder in den Stuhl zurück und begann damit, die Schreiben zu ordnen. Im Grunde hatte er alles wichtige zusammengefasst, der Rest war Alltag, den er nur mitgenommen hatte, um die Dringlichkeit dieses Besuchs zu unterstreichen.


    Wir müssen zurück...


    sagte Curio schließlich und Acanthos nickte bestätigend.


    Der Reisewagen ist bereits auf dem Weg. Roderiq fährt und wir haben noch zwei weitere Männer als Geleitschutz auftreiben können.


    Der Aufbruch war nicht hektisch, sondern recht geordnet und Cornutus freute sich sichtlich, wieder in die Stadt zu dürfen. Als die Kleider- und Reisetruhen gepackt und auf den bereits angekommenen Wagen geladen wurden, war der junge Helvetius bereits in den Wagen gestiegen, während Curio noch nachdenklich auf das Landgut blickte. Hatte er sich anfangs noch ein wenig enttäuscht über Größe und Zustand des Wohngebäudes gezeigt, hatte er es mit der Zeit liebgewonnen - und würde trotz allem regelmäßig herkommen. Schließlich stieg auch er ein und der Wagen setzte sich in Bewegung. Zurück in die Stadt.

    Was hast du denn für Pläne?
    Also, ich fänd es SimOn recht unschön, wenn man eine Geburt ausspielt und der Charakter dann schon nach vier RL-Monaten die Toga virilis anlegt. Überhaupt ist es ja auch grade bei Adulescens-Charakteren interessant, deren Status auszuspielen und nicht bloß einen schnellen Aufstiegscharakter zu entwickeln. Da kann man auch direkt einen 15 oder 16 Jährigen Charakter erstellen.


    Aber wie gesagt, für eine konkretere Meinung, müsste ich auch wissen, was du gerne spielen würdest. :)

    Gemächlich ruckelte der Reisewagen von Norden auf das nördliche Stadttor zu. Auf dem Bock saß der drahtige Custos Corporis des Helvetiers, der ehemalige Limeskohortensoldat Roderiq, neben dem Wagen ritt sein Sklave Acanthos auf einem Pferd neben dem Wagen her. Als sie in Sichtweite der Torwachen kamen, verlangsamte sich die Fahrt des Wagen erneut, damit sie für eine mögliche Kontrolle komplett zum stehen kommen konnten.

    Curio fuhr grade mit dem Reisewagen am Forum vorbei, als er eine laute Rede hörte. Er streckte den Kopf aus der Fensteröffnung und sah auf einem Podium einen jungen Mann, in einer weißen Kandidatentoga, der offensichtlich eine Wahlkampfrede hielt. Curio ließ den Wagen stoppen und hörte sich die Worte an. Die Struktur war immerhin gut, wenn auch nicht ganz sein Geschmack, aber vermutlich hatte der junge Mann sowieso Hilfe von irgendwem gehabt. Als er dann jedoch zu seinen Vorhaben kam, stockte dem Helvetier der Atem. Die Renovierung der Kreuzungsschreine war schon seit seiner eigenen Kandidatur für das Amt des Magister Vici und später auch bei der Kandidatur für das Amt des städtischen Aedilen sein Herzensprojekt gewesen und nicht umsonst hatte er auch seitdem eine enge Verbindung mit den Lares Compitales. Viele der Kreuzungsschreine waren mit dem helvetischen Wappentier markiert, womöglich war es aber auch schon so weit verblasst, wie die Erinnerungen an eben jene Amtszeiten. Curio nahm sich jedenfalls vor, den jungen Mann im Auge zu behalten jetzt, wo er länger in der Stadt bleiben wollte und auch wieder an den Sitzungen des Ordo decurionum teilnehmen wollte, wo sich der junge Mann ja vermutlich auch nochmal würde vorstellen müssen. Auf ein Zeichen des Helvetiers setzte sich der Wagen wieder in Bewegung in Richtung Süden, zu den Canabae, wo ja immer noch die Casa Helvetia stand, die momentan aber recht verlassen wirken mochte.

    Mit sicheren Schritten ging Acanthos neben dem jungen Helvetius den Korridor entlang in den Empfangsraum Curios. Der Junge plapperte vor sich hin und erzählte so ziemlich alles, was in den letzten Tagen geschehen war, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, und da er viel auf dem Landgut unterwegs war und mit der Erlaubnis seines Vaters auch mal in das kleine Dorf der Angestellten gehen durfte, war das schon wirklich einiges. Der Empfangsraum war offen gestaltet und so konnte der Macedone bereits hineinsehen, noch bevor er am Türrahmen angekommen war und leise klopfte. Curio erhob seinen Augen von seinem Buch, musterte seinen langjährigen Sklaven und dann seinen Sohn, der nun deutlich ruhiger geworden war, da er wusste, dass sein Vater gerne Ruhe hatte und dann vor allem in der gemeinsamen Zeit auch mit ihm herumtollte und sich geduldig seine vielen Berichte anhörte.


    Acanthos, komm rein und setz dich.


    sagte er ernst, lächelte dann seinem Sohn zu.


    Sag Eurydike, dass sie uns was zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen bringen soll.


    Der Junge nickte freudig und zog dann ab, vielleicht etwas zu schnell und Curio konnte sich denken, dass Cornutus wohl in die Küche rannte, anstatt züchtig zu gehen, wie es der Sohn eines Decurios und Pontifex tun sollte. Da kam er dann doch eher nach seiner Mutter und Curio wusste, dass sie daran arbeiten mussten, wenn sie zurück in die Stadt führen würde - oder besser falls.


    Also, was gibt es? Es scheint wichtig zu sein.


    fragte der Helvetier schließlich, legte sein Buch beiseite, legte die Hände in seinen Schoß und blickte seinen Sklaven an.


    Zu viel und zu viel... Negatives.


    antwortete der Macedone und zog ein paar Briefe aus seiner Umhängetasche.


    Fangen wir vorne an. Deine Mitgliedschaft im Collegium Pontificium wurde aufgrund deiner dauerhaften Abwesenheit suspendiert. Ich hab ein Schreiben dabei, dass dich final auffordert, in die Stadt zurückzukehren, um dich zu deiner Abwesenheit zu erklären. Zudem... und dazu mein tief empfundenes Beileid... hat uns die Nachricht vom Tode deines Bruders erreicht. Offenbar wurden deine Verwandten in Rom als Erben eingesetzt und Alpina ist daher vorerst nach Rom abgereist, um die Dinge zu klären und vielleicht auch dort zu bleiben. Zuletzt... hat auch deine Frau Mogontiacum verlassen. Momentan wissen wir noch nicht, wo sie sich befindet.

    Er hatte sich wieder zurückziehen müssen, weil es trotz aller guten Vorsätze nicht so geklappt hatte, wie er sich das gehofft hatte. Curio hatte sich mehr schlecht als recht von seiner Schwägerin und seiner Frau verabschiedet, die darauf bestanden hatte, ihre gemeinsame Tochter bei sich zu behalten, während ihr gemeinsamer Sohn mit ihm auf das Landgut gefahren. Am Anfang hatte der Junge noch regelmäßig gefragt, wann seine Mutter und Schwester denn nachkommen würden, doch waren die Fragen weniger geworden, da er regelmäßig von den Menschen, den Freien und Bürgern aus der Umgebung beschäftigt wurde und von seinem Vater in den wichtigsten Dingen ausgebildet wurde. Curio indes hatte immer mehr aufgeschoben, letztlich sogar verfügt, dass alle Entscheidungen die Casa betreffend in Mogontiacum entschieden werden und damit von ihm ferngehalten werden sollten. Er hatte sich zunehmend abgenabelt von der Stadt, beantwortete nur noch vereinzelte Briefe aus den Kulten und neigte zunehmend dazu, höchstens noch seine kultischen Pflichten in Mogontiacum wahrzunehmen, nur um die Stadt danach schnell wieder zu verlassen. Er gab keine gute Figur ab, dich letztlich musste man wohl einfach festhalten, dass er sich zunehmend in der Situation wohlfühlte.


    Wären an diesem einen Tag nicht schon von weitem knackende Büsche und Sträucher zu hören gewesen, aus denen schließlich ein Reiter hervorbrach, der auf dem schnellen Pferd schnurstracks Richtung Hauspforte ritt, das Pferd dort an den Säulen anband und mit selbstbewusstem Schritt und einer offensichtlich bis zum Rand gefüllten Umhängetasche die Treppenstufen hochstieg, nur um oben angekommen an die Pforte zu klopfen. Diese öffnete sich schnell, der Verwalter blinzelte kurz, machte dem dunkelhaarigen Mann aber gleich Platz und als er in den großen Flur trat, hörte er auch schon die Stimme des kleines Helvetius, der angelaufen kam.


    ACANTHOS!


    rief der Junge und fiel dem Sklaven um den Hals, der zwar sonst immer bei seinem Herrn war, nun aber in Mogontiacum verblieben war, um dort die häuslichen Angelegenheiten zu erledigen und seinem Herrn das Gros seiner Arbeit abzunehmen. Er hatte schon lange das Privileg, das Familiensiegel Curios führen zu dürfen, doch offensichtlich gab es nun Dinge, die er nicht erledigen und die erst recht nicht warten konnte.


    Salve, Cornutus.


    grüßte der Sklave den Jungen freundlich, drückte ihn fest und blickte ihn dann aber ernst an.



    Bringst du mich bitte zu deinem Vater, wir müssen ein paar Dinge klären.


    Seine Stimme war vieldeutig, aber der Junge kannte ihn schon seit seiner Geburt und führte ihn daraufhin gleich in den Ostflügel des Gebäudes, wo sein Vater zu arbeiten pflegte - oder was man auch immer als Arbeit bezeichnen wollte.

    | Acanthos


    Kurz nach Dienstbeginn der Stadtschreiber erschien Curios Scriba Personalis in der Curia. Manchen Schreiber war er nach Curios Amtszeiten bereits bekannt, allerdings konnte ihn ja auch nicht jeder kennen. So betrat er das Officium und wartete, bis sich einer der Scriba seiner annahm.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Susina Alpina"
    "Hat mich mal im Garten mit Ursi spielen lassen. Und ein paar Kräuternamen hat sie mir auch gesagt. Die weiß ich aber nicht mehr. Wir haben in der castra nämlich keinen Garten. Nur das herbarium im valetudinarium. Aber da darf man nicht spielen."
    "kennst du denn auch alle Kräuter?" fragte sie erstaunt. Niemand außer Alpina kannte alle Kräuter.


    Curio hörte gut zu und lachte am Ende einmal kurz. Eigentlich hatte Alpina nie versucht, ihm ein tieferes Wissen über die Kräuter zu vermitteln - außer, dass sie dazu neigte, ihre kompletten Rezepte auszusprechen, wenn sie was zubereitete, weswegen er mittlerweile wusste, dass ein Sud aus Weidenrinde Kopfschmerzen bekämpfte. Mehr wusste er aber nicht, weswegen er nun auch den Kopf schüttelte.


    Nein, ich weiß leider längst nicht so viel wie Alpina was die Kräuter betrifft und wahrscheinlich weiß mittlerweile sogar Ursicina mehr als ich.


    sagte er und zwinkerte seiner Nichte dabei vergnügt zu. Es war ja auch nichts Besonderes, dass Alpina ihre Tochter bereits anlernte, damit sie dazu bereits ein kleines Wissen zur Verfügung hatte.


    Ein Valetudinarium ist ja auch kein Spielplatz, aber hier ist das gar kein Problem. Wenn du Alpina fragst, bringt sie dir aber bestimmt noch etwas bei und vielleicht kann ja meine Frau auch ein bisschen was davon in den Unterricht aufnehmen.


    Lächelnd blickte er zu seiner Frau. Vielleicht blieb dafür ja noch ein bisschen Zeit.

    Curio legte den Kopf leicht schief, als Alpina den Iulier einlud, mit ihr den Wein für das Essen auszusuchen. Er wusste nicht, ob es ihm gefallen sollte, dass er da einfach so mit seiner Schwägerin alleine verschwand und kurz war er versucht, sich ebenfalls zu erheben und die beiden als zu begleiten, um sein Gewissen zu beruhigen. Andererseits jedoch wollte er weder Alpina, noch den Iulier mit dieser mehr als deutlichen Unterstellung in Verlegenheit bringen. Er blickte zu seiner Frau hinüber, dann wieder zurück zu den beiden und als er die Versicherung des Iuliers an seine Tochter hörte, traf er schließlich die Entscheidung.


    Meine Frau und ich haben ein Auge auf deine Tochter.


    sagte er, nickte den beiden zu und wandte sich dann wieder in die Richtung der Kinder.


    Hat dir Alpina denn auch schon unseren Kräutergarten gezeigt und dir ein paar Kräuter vorgestellt, Esquilina?


    fragte er die junge Iulia danach und schaute sie interessiert an.

    Auch Curio nahm nach der ersten Begrüßung und den Trinksprüchen seinen Platz auf den Liegen zwischen seiner Frau und Licinius ein. Er war noch ein wenig beschäftigt mit den Diskussionen bei der Contio, sodass es ihm zu Beginn etwas schwer fiel, den Gesprächen der anderen Anwesenden zu folgen. Erst beim zweiten Nachdenken kam ihm der Schluss, dass die Wachstafeln für Silvanas Schule waren und auch die ersten Gespräche zwischen Alpina und und Licinius gingen noch ein wenig vorbei. Zu denken gab ihm aber das fast schon vertrauliche Verhalten Alpinas dem Präfekten gegenüber. Erst als der Iulier von einem seiner Männer sprach, spitzte er die Ohren.


    So?


    fragte er und auch hier brauchte er einen Augenblick, um zu verstehen, dass hier nicht die Rede von irgendeinem einfachen Centurio die Rede war, sondern von dem neuen senatorischen Tribun, der nun für ein Jahr an der Seite des Iuliers und dem Statthalter die Legion leiten würde. Dass Licinius kurz zögerte und wohl eigentlich Bordell hatte sagen wollen, entging Curio nun nicht, weshalb er erstmal seinerseits einen Schluck Wein nahm.


    Dann sollten wir den Varinius wohl im Auge behalten, nicht wahr? Solange er nur die... Wirtschaftsbetriebe unserer Stadt mit seinen Besuchen fördert, sehe ich aber von unserer Seite kein Problem.


    Die Stimme des Helvetiers war durchaus ernst, aber wenn der neue Tribun lediglich die Bordelle der Stadt besuchte, warum sollte Curio sich dann darum kümmern. Die Betreiber waren am Ende ja auch nur Kaufleute, die eine Dienstleistung unter die Leute brachten. Umso besser, wenn das dann auch genutzt wurde, brachte es am Ende des Tages doch auch Steuern in die Stadtkasse.


    Iulius' Tochter hilft die in der Taberna Medica?


    fragte Curio danach und ihm wurde bewusst, dass ihm doch einiges entging, was hier im Haus passierte.


    Dann musst du aber auch gut aufpassen, Esquilina, Alpina kann dir nämlich sehr viel beibringen.