Nahezu apathisch war Curio am Morgen in den Wagen gestiegen, der ihn und seine Familie am heutigen Tag zum dem kleinen Landgut nördlich der Stadt bringen sollte. Diese Reise durchbrach seine tägliche Routine und vor allem kam ihm erst jetzt der Gedanke, dass er hier die Stadt hinter sich ließ und obwohl er kein öffentliches Amt mehr innehatte, fühlte es sich doch so an, als würde er sie im Stich lassen in einer Zeit, in der sie die Hilfe und die Arbeit jedes einzelnen Mitglied des städtischen Ordo decurionum brauchte. Denn er verließ die Stadt nun. Für wie lange, wusste er nicht, hatte er doch vor zwei Tagen die komplette Planung dieser Reise an Silvana abgegeben und ob diese überhaupt ein konkretes Rückreisedatum festgelegt hatte, wusste er nicht. Dass ihm diese Reise guttun würde, dass er hier bald die Möglichkeit hatte, die kommenden Tage ausschließlich im Kreis seiner kleinen Familie zu verbringen und dass es weniger dramatisch war, wenn auch er, wie eigentliche alle Mitglied des Ordo decurionum es schon für ein paar Tage getan hatten, mal die Stadt verließ, um neue Kraft zu schöpfen. Es war ja nicht für immer, sondern für ein paar Tage, vielleicht eine bis zwei Wochen, länger nicht, aber dennoch blieb das Schuldgefühl in dem Helvetier tonangebend. Getrieben davon hatte er Acanthos zu verstehen gegeben, dass er in dringenden Angelegenheiten einen Boten zum Landgut schicken sollte, der Helvetier wollte dann in diesem Fall schnell zurückkehren.
Daher hatte er auch den größeren Teil der etwas mehr als einstündigen Fahrt geschwiegen und die Augen geschlossen, obwohl bei dem Ruckeln des Wagens nicht an Schlafen zu denken gewesen war. Silvana hatte ihn dankenswerterweise nicht gestört, hatte sich um Cornutus gekümmert, der immer mal wieder an der Tunika seines Vater gezupft hatte, ohne dass jedoch eine große Reaktion gekommen wäre, und sich lediglich an ihn angelehnt. Jetzt aber wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als Silvana ihn kurz vor dem Einbiegen auf den Waldpfad hin zur Villa ansprach. Curio blickte hinaus, sah wie die kleine Eskorte - Bolanus und zwei weitere von den Ducciern abgestellte Männer begleiteten den Wagen würden nach der Ankunft am Landgut aber gleich wieder in die Stadt zurückreiten - gemütlich neben dem Wagen herritt und schon war der Ruck zu spüren, der das Einbiegen auf den Waldpfad markierte.
Es dauert nicht mehr lang, in kurzer Zeit solltest du schon die... Villa sehen können. Jetzt geht es aber erstmal ein Stück über einen... rumpeligen Waldpfad.
antwortete er immer noch etwas stockend. Die Res Gestae am gestrigen Tag war deswegen eine reine Katastrophe geworden, nicht umsonst war das Interesse der Zuhörer mit der Zeit eingebrochen, weil sie keinem stockenden, durch seine Rede humpelnden Politiker hatten zuhören wollen. Curio griff nach der Hand seiner Frau und drückte sie leicht. Und auch Cornutus bekam nun ein leichtes, aber müdes Lächeln, das der Kleine, der sich nun erstmals richtig beachtet fühlte, mit einem fröhlichen Glucksen beantwortete.
Wenige Minuten später verließ der Wagen das kurze Waldstück zwischen der Straße nach Norden und dem Landgut und nun war auch die Villa in ihrer bescheidenen Pracht zu sehen.