Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Nahezu apathisch war Curio am Morgen in den Wagen gestiegen, der ihn und seine Familie am heutigen Tag zum dem kleinen Landgut nördlich der Stadt bringen sollte. Diese Reise durchbrach seine tägliche Routine und vor allem kam ihm erst jetzt der Gedanke, dass er hier die Stadt hinter sich ließ und obwohl er kein öffentliches Amt mehr innehatte, fühlte es sich doch so an, als würde er sie im Stich lassen in einer Zeit, in der sie die Hilfe und die Arbeit jedes einzelnen Mitglied des städtischen Ordo decurionum brauchte. Denn er verließ die Stadt nun. Für wie lange, wusste er nicht, hatte er doch vor zwei Tagen die komplette Planung dieser Reise an Silvana abgegeben und ob diese überhaupt ein konkretes Rückreisedatum festgelegt hatte, wusste er nicht. Dass ihm diese Reise guttun würde, dass er hier bald die Möglichkeit hatte, die kommenden Tage ausschließlich im Kreis seiner kleinen Familie zu verbringen und dass es weniger dramatisch war, wenn auch er, wie eigentliche alle Mitglied des Ordo decurionum es schon für ein paar Tage getan hatten, mal die Stadt verließ, um neue Kraft zu schöpfen. Es war ja nicht für immer, sondern für ein paar Tage, vielleicht eine bis zwei Wochen, länger nicht, aber dennoch blieb das Schuldgefühl in dem Helvetier tonangebend. Getrieben davon hatte er Acanthos zu verstehen gegeben, dass er in dringenden Angelegenheiten einen Boten zum Landgut schicken sollte, der Helvetier wollte dann in diesem Fall schnell zurückkehren.


    Daher hatte er auch den größeren Teil der etwas mehr als einstündigen Fahrt geschwiegen und die Augen geschlossen, obwohl bei dem Ruckeln des Wagens nicht an Schlafen zu denken gewesen war. Silvana hatte ihn dankenswerterweise nicht gestört, hatte sich um Cornutus gekümmert, der immer mal wieder an der Tunika seines Vater gezupft hatte, ohne dass jedoch eine große Reaktion gekommen wäre, und sich lediglich an ihn angelehnt. Jetzt aber wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als Silvana ihn kurz vor dem Einbiegen auf den Waldpfad hin zur Villa ansprach. Curio blickte hinaus, sah wie die kleine Eskorte - Bolanus und zwei weitere von den Ducciern abgestellte Männer begleiteten den Wagen würden nach der Ankunft am Landgut aber gleich wieder in die Stadt zurückreiten - gemütlich neben dem Wagen herritt und schon war der Ruck zu spüren, der das Einbiegen auf den Waldpfad markierte.


    Es dauert nicht mehr lang, in kurzer Zeit solltest du schon die... Villa sehen können. Jetzt geht es aber erstmal ein Stück über einen... rumpeligen Waldpfad.


    antwortete er immer noch etwas stockend. Die Res Gestae am gestrigen Tag war deswegen eine reine Katastrophe geworden, nicht umsonst war das Interesse der Zuhörer mit der Zeit eingebrochen, weil sie keinem stockenden, durch seine Rede humpelnden Politiker hatten zuhören wollen. Curio griff nach der Hand seiner Frau und drückte sie leicht. Und auch Cornutus bekam nun ein leichtes, aber müdes Lächeln, das der Kleine, der sich nun erstmals richtig beachtet fühlte, mit einem fröhlichen Glucksen beantwortete.


    Wenige Minuten später verließ der Wagen das kurze Waldstück zwischen der Straße nach Norden und dem Landgut und nun war auch die Villa in ihrer bescheidenen Pracht zu sehen.

    Die Frage nach seinem Zustand war ganz offensichtlich eine rhetorische Frage. Jedenfalls ließ seine Frau ihn gar nicht erst darauf antworten, sondern fuhr direkt mit ihrem Anliegen fort. Mit müdem Blick hörte er sich die Worte Silvanas an, blinzelte kurz und seufzte dann leise. Sie hatte nicht Unrecht, denn eigentlich hatte er ja auch die Idee gehabt, aufs Landgut zu reisen, um dort ein paar ruhige Tage zu verbringen. Doch war dieser Plan schon wieder in seinem beruflichen Alltag untergegangen. Umso besser, dass Silvana ihn nun wieder aufs Tableau brachte und das gleich noch mit einem Kuss auf seine Stirn. Langsam senkte sich sein Kopf auf ihre Schulter, bis seine Stirn dort zu liegen kam und er erneut tief durchatmete.


    Ja, lass uns fahren. Es ist gut so und es wird mir auch guttun.


    sagte er ohne den geringsten Hauch von Widerstand, denn wenn er ehrlich zu sich war, war es genau das, was eigentlich wollte. Einfach ein paar Tage raus aus der Stadt, die er allein mit seiner Frau und seinem Sohn verbringen konnte. Ein paar Tage ohne Arbeit, in denen er sich ganz seiner Familie widmen konnte. Er könnte Silvana den Wald zeigen und vielleicht würden sie ja auch einen versteckten Hain finden, er könnte Decimus den Rhenus zeigen und ihn über die Weidewiesen für die Schafen krabbeln lassen. Sie wären ungestört, ohne irgendwelche Einflüsse von der Stadt und hoffentlich würde es ihm auch wieder Kraft geben, um sich in die kommenden Aufgaben zu stürzen.

    Es gab für den Helvetier keine andere Möglichkeit, als gleich wieder in die Arbeit einzusteigen, obwohl sein Körper dann und wann immer noch die Notbremse zog und Curio dazu zwang, über den Tag hinweg Pausen einzulegen. Zum Glück war Acanthos stets in seiner Nähe und konnte Eingreifen, wenn Curio sich selbst übernahm. Allerdings wussten alle, dass Silvana davon kein bissen begeistert war, doch war Curio stur genug, das einfach zu tun und nicht ihr Einverständnis einzuholen. Er hatte sich ja ohnehin bereits genug Ruhe gegönnt, die zwei Wochen nach dem Anschlag, da konnte er seine Res Gestae noch abgeben und wollte nun wieder in die Tempelarbeit einsteigen, ganz so, als wäre gar nichts vorgefallen. Die Idee aufs Landgut zu fahren, war dabei schon gar nicht mehr präsent.


    Abends dann bekam er meist die Quittung dafür. Bleierne Müdigkeit erfasste ihn meist schon sehr früh und dann legte er sich nach dem Abendessen sofort ins Bett. Heute aber passte Silvana ihn noch vor dem Abendessen ab, erwartete ihn in ihrem Schlafzimmer und bat ihn, sich zu ihr zu setzen. Natürlich kam er der Bitte nach, setzte sich und blickte seine Frau müde an.


    Was gibt es mein Herz?


    fragte er, legte eine Hand auf ihr Knie und brachte sogar ein Lächeln zustande. Ein müdes Lächeln, aber immerhin etwas.

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    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/custosjzy4v.jpg]| Roderiq


    Curio wirkte einige Momente leicht abwesend, bevor er seine Hand lautstark auf den Beistelltisch niedersausen ließ.


    Ich kenne diese Mann... Roderiq, sein Name ist Gurox, nicht etwa Petilius Plautus, er hat mich während meiner Amtszeit ziemlich rüde angesprochen, weil eine Ladung für seine Taberna nicht angekommen ist. Allerdings will mir der Name der Taberna einfach nicht einfallen. Aber sie besteht noch nicht so lange, das weiß ich noch.


    Konsterniert lehnte sich der Helvetier danach in seinem Sessel zurück. Sein verdammtes Gedächtnis spielte ihm immer noch Streiche und jetzt grade war es wie leergefegt. Roderiq hingegen nickte nur, denn es war die erste brauchbare Information die er hatte, und blickte dann wieder zu dem Sklaven.


    Es wird nicht einfach werden, aber mit dem Namen Gurox und der Information, dass er irgendwo in der Stadt eine Taberna betreibt, kann ich etwas anfangen..


    brummte der Veteran und wandte sich erneut dem Helvetier zu.


    Zudem werde ich das nicht allein schaffen. Auch wenn man mich eher weniger in der Stadt kennt, wissen doch die meisten, dass ich zum Haushalt gehöre. Ich brauche also mindestens einen bis zwei Leute, die weniger bekannt sind. Bolanus soll mich dann hier vertreten.


    Curio nickte.


    Du weißt, wo die Hauskasse ist. Nimm dir Geld für zwei weitere Helfer raus und achte darauf, dass es vertrauenswürdige Männer sind. Und du, Glaucus, sei versichert, dass Roderiq und ich alle Hebel in Bewegung setzen, um deine Herrin zu finden.

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    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/custosjzy4v.jpg]| Roderiq


    Sowohl Curio als auch Roderiq verfolgten die weiteren Ausführungen des Sklaven aufmerksam. Roderiq nickte dann und wann, zum Ende der Ausführungen jedoch war ein leises unzufriedenes Knurren zu hören, dass Curio mit einem tadelnden Blick quittierte.


    Glaucus gibt sich sicher alle Mühe, Roderiq.


    fügte er noch hinzu und nickte dem Sklaven aufmunternd zu. Man musste ja bedenken, dass er wohl, wenn nicht unter Schock stand, immer hin noch die Verletzungen durch die Angriffe verpacken musste. Die Ausführungen ließen Curio dann aufhorchen.


    Schwarzes Haar, kleiner und weniger gut gebaut als du, stadtrömischer Akzent. Hat er einen Bart?


    Curio musste an einen Mann denken, der ihn in der Tonstrina des Tibullus angegangen hatte, als Kaeso und Malleus dabei gewesen waren. War das der gleiche Mann? Und hatte er nicht sogar seinen Namen und den Namen seiner Taberna genannt? Solche Gebäude hatten doch auch nicht selten Kellerräume für den Vorrat.


    Hast du irgendwas gehört? Geräusche von Tieren, Werkzeugen oder ähnliches?


    fragte Roderiq weiter, denn er wollte sich längst noch nicht geschlagen geben, irgendwelche Hinweise auf den Weg zu bekommen.

    Schon gut, mach dir keine... Sorgen. Im Moment ist alles ein wenig schwieriger, das muss dich aber nicht weiter... kümmern.


    sagte Curio abwinkend. Der Veteran sollte sich keine Sorgen darum machen, denn es ging voran, und selbst wenn er sich gar nicht mehr an den Tag würde erinnern können, reichte es doch, dass es genug Zeugen gab, die bei den kommenden Ermittlungen helfen konnten. Curio wollte sich ohnehin ein paar Tage aufs Landgut zurückziehen und seinem Schwiegervater und nun auch seinem Leibwächter die Ermittlungen überlassen. Da konnte er sich auf beide verlassen.


    Da bin ich ja erleichtert, dass es kein aktiver... Soldat war. Du weißt ja, dass ich politischer Freund und... Unterstützer des... Exercitus bin, da wäre ein Angriff eines aktiven Soldaten ein katastrophales Zeichen.


    Das wiederum konnte er immer noch, politisches Denken und Taktieren, trotz der Einschränkung seines Kopfes und der physischen Schwäche durch die viel zu lange Bettruhe. Zu dem folgenden Worten nickte er nur dankbar, denn obwohl es für ihn irgendwie ein Ausbremsung von 100 auf 0 war, merkte er doch irgendwie, dass es ihm guttat, die Zeit mit seiner Frau und seinem Sohn verbringen zu können und nur vereinzelte Termine wahrnehmen zu müssen. Dennoch durfte das nicht zur Routine werden, spätestens nach dem Rückzug aufs Landgut würde wohl die Arbeit wieder den größten Teil seines Tages ausmachen.


    Nein, nein, bitte, halt meine Frau da raus. Sie hatte schon genug zu tun und auch ihr wird ein wenig Ruhe guttun. Zudem...


    Er zögerte, ob er weiterreden sollte, blickte auf und atmete tief durch. Danach entschied er sich dafür, denn er wusste, dass Malleus darüber Stillschweigen bewahren würde.


    Zudem ist das Verhältnis meiner Frau und meines... Schwiegervaters eher schwierig. Es geht dabei vor allem um die Frage der... Erziehung meines Schwagers, denn meine Schwiegermutter ist bei dessen Geburt verstorben. Während mein Schwiegervater meine Frau noch immer als seine kleine... unerfahrene Tochter sieht, die selbst noch Erziehung bedarf, hat meiner Frau ihrer Mutter wohl ein Versprechen am... Sterbebett geben, dass sie sich um ihren Bruder kümmern würde. Es ist also... kompliziert zwischen den beiden und ich denke nicht, dass wir das weiter... anfachen sollten. Daher wird es genügen, wenn du ihn alleine aufsuchst, ihm mit Hilfe eines... Schreibens klar machst, dass deine Teilnahme an den... Ermittlungen mein expliziter Wunsch ist und wenn ihm das nicht ausreicht... solle er mich persönlich aufsuchen.

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    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/custosjzy4v.jpg]| Roderiq


    Curio hörte sich die ersten Worte des Sklaven an, der sich als Glaucus vorstellte, und schon verfinsterten sich seine Gesichtszüge. Es konnte ja wohl nicht angehen, dass sich hier ganze offentliche irgendwelche kriminellen Banden in Mogontiacum breitmachten, just als er grade wieder aus dem Amt geschieden war. Wahrscheinlich waren diese Banden auch verbudnen mit dem Angriff auf ihn, weshalb er den Sklaven mit einer eindeutigen Geste kurz schweigen hieß und Roderiq herbeirief, der im Moment vor allem damit beschäftigt war, jene Aufgaben zu übernehmen, zu denen Malleus noch nicht wieder fähig war. Der Veteran nahm auf die Aufforderung neben ihm Platz.


    Dies ist Roderiq, er trägt den Namen Galeo Vedius Bestia und wird von mir teilweise mit speziellen Aufgaben bertraut.


    erklärte der Helvetier und ließ den Sklaven dann weiter erzählen. Die Worte des Sklaven verhießen jedoch nichts Gutes. Aus Sicht des Helvetiers würde es tatsächlich schwierig werden, nicht aber aus der Sicht Roderiqs, der aufmerksam zugehört hatte und nun nachdenklich den Sklaven anblickte.


    Appius Petilius Plautus? Noch nie gehört.


    warf Curio derweil ein, bevor nun auch Roderiq zu reden begann.


    Ganz sicher ein falscher Name, Helvetius. Sonst hätten wir mit diesem Kerl schon zu tun gehabt.


    knurrte er und wandte sich wieder dem Sklaven zu.


    Es ist nicht viel, aber viel mehr, als du vielleicht glaubst. Hast du den Chef, dieses selbsternannten Petilius sehen können und kannst du ihn beschreiben? Hatte er besondere Merkmale oder einen auffälligen Akzent? Oder vielleicht konntest du das bei einem der Zuschauer feststellen? Eine Köchin könnte natürlich überall arbeiten, aber die Namen Laverne, Flore und Máirtin sind hier in der Umgebung nicht verbreitet. Das ist sicher ein weiterer Ansatz.


    Er überlegte weiter und man merkte ihm an, dass er bereits früher solche Aktionen durchgeführt hatte.


    Zu wie vielten Stunde wurdet ihr abgeholt? Und heute Morgen, versuch dich zu erinnern, wie oft hast du die Sonne in deinem Gesicht gespürt?

    Curio saß in einem Korbstuhl in der Sitzecke, die sich im hinteren rechten Teil des Atriums befand. Einen Brief in der Hand hatte er bereits aufgeblickt, als er das laute Wummern und eine gedämpfte Stimme gehört hatte und wartete nun, wer da Einlass begehrte. Zum Glück konnte er sich darauf verlassen, dass Liam im Zweifel aussortieren würde, wer ins Haus kam, Störenfriede gleich auf der Türschwelle stehen ließ und diese auch jederzeit mit Roderiq würde vertreiben können, falls sie zu lästig wurden. Nach einigen Augenblicke hörte der Helvetier dann aber Schritte, die auf ihn zukamen, bis er schließlich den übel zugerichteten Custos von Phryne sah.


    Bei allen Göttern, wer hat dich denn so zugerichtet?


    fragte der Helvetier entgeistert, erhielt aber sofort die notwendige Antwort. Ein Entführungsfall also. Phryne war entführt worden und die Entführer hatten den Custos dabei offenbar verprügelt.


    Selbstverständlich werden wir diskret vorgehen, äm... wie war noch gleich dein Name?


    fragte er, bot dem Sklaven einen Platz auf einem der Korbstühle an und blickte dann zurück zu Liam.


    Liam, keine Besucher in der nächsten Zeit. Und sag gleich bitte Alpina bescheid, das es hier Wunden zu versorgen gibt.


    Der Ianitor nickte und kehrte erstmal zur Tür zurück, um die zu verriegeln. Curio blickte erstmal zu dem verletzten Custos hinüber, goss einen Becher mit Wasser voll und schon ihn dem Sklaven hin.


    Trink erstmal und dann erzähl mir bitte, was vorgefallen ist.


    Die Stimme des Helvetiers war gedämpft, grade so laut, dass sein Gegenüber es hören konnte, aber leise genug, dass sie nicht über das Atrium nach draußen klingen würde.

    | Liam


    Mit wenigen Sätzen war der Ianitor zur Tür gesprungen, um sie zu öffnen. Natürlich erkannte er den stämmigen Custos der Libertina Phryne, da er sie meistens begleitete, auch hierher in die Casa. Dennoch machte er keine Umstände, denn auch wenn Curios Amtszeit als Aedil nun schon seit geraumer Zeit vorbei war, war es doch seine persönliche Öffentlichkeitspolitik, dass vor der Casa Helvetia kein Bittsteller abgewiesen wurde, zumal, wenn es um einen möglichen Entführungsfall ging. Also ließ Liam den Custos ein und geleitete ihn ins Atrium

    Der Ianitor geleitete den Sklaven ins Atrium, wo Curio nach seinem kurzen Urlaub auf seinem Landgut außerhalb der Stadt die wenigen heißen Tagen seine Freizeit verbrachte und grade dabei war, einige Briefe zu beantworten. Die Tage auf dem Landgut hatten ihm sichtlich gut getan und wenn man von gelegentlichen Wortfindungsstörungen absah, war er von dem Angriff auf dem Forum wieder komplett genesen. Aedil war er nun aber schon eine geraume Zeit nicht mehr, hatte er doch die letzte Woche seiner Amtszeit vor allem in seinem Bett und hier im Haus verbringen müssen, wo er noch regelmäßige Gäste und Bittsteller empfangen hatte.

    Curio hatte sich bis zum Eintreffen Alpina eine kurze Pause gegönnt. Auch wenn er sich gefreut hatte, seinen Sohn in den Arm schließen zu können, aber der kleine Wirbelwind - das hatte er definitiv von seiner Mutter - hatte der ohnehin noch angeschlagenen Kondition seines Vaters ganz schön zu schaffen gemacht. Nachdem er kurz die Augen geschlossen hatte, richtete er sich nun wieder auf und hörte sich Alpinas Vorschlag an. Allerdings war es ja weniger ein Vorschlag, als eine medizinische Stellungnahme zu seiner derzeitigen Verfassung und ihre Worte beruhigten ihn ein wenig. Die Kopfschmerzen würden vergehen, die Wortfindungsstörungen auch und der Verband konnte auch bald ab.


    Nachdem ich jetzt fast eine... Woche hier gelegen habe, dauert meine Amtszeit ohnehin nur noch wenige Tage. Ich denke zudem, dass die... Amtstermine auch durch meinen Amtskollegen übernommen werden können. Mir ist nur wichtig, dass ich wieder... Politiker hier im Haus empfangen und Gespräche führen kann.


    Seine Blick wanderte hinüber zu seiner Frau. Wenigstens das konnte sie ihm ja zugestehen, wenn er schon nicht das Haus verlassen sollte. Einigeln konnte er sich ja schlecht, vor allem dann nicht, wenn er den sicherlich schon wieder reichlich wogenden Gerüchten über seinen Zustand Einhalt gebieten wollte.


    Nach meiner... Amtszeit muss ich noch eine Rede auf dem... Forum halten, meinst du, dass das möglich sein wird? Danach wollte ich aber ohnehin eine Pause einlegen, vielleicht ein paar Tage auf dem... Landgut verbringen oder sowas. Meinst du, dass eine Reise im... Wagen möglich sein wird? Reiten sollte ich ja wahrscheinlich erstmal nicht?

    Ad
    Pontifex Decimus Duccius Verus
    Villa Duccia
    Mogontiacum


    Acanthos Pont. Decimo Duccio Vero s.d.


    Wie gewünscht informiere ich dich darüber, dass mein Herr, dein Schwiegersohn, nun aufgewacht und wieder in der Lage ist, ausgewählte Personen zu empfangen. Sein erster Wunsch bestand dabei darin, mit dir die aktuelle Situation zu besprechen, weswegen er dich in Casa Helvetia einlädt.


    Vale bene,


    Acanthos
    _____________


    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/AvFv2MC.png]


    Acanthos | Casa Helvetia | Mogontiacum


    Nachdenklich blickte Curio seinen Leibwächter an. Es war keine Bescheidenheit, mit der er es hier zu tun hatte, das sah er problemlos, nein, da war was anderes. Hoffentlich kein Schuldbewusstsein, denn dafür gab es doch keinen Grund.


    Erstmal sind deine Götter auch die meinen, wobei ich... weiß, dass sich da einige Einwohner hier noch schwer mit diesem Gedanken tun... meine Frau übrigens eingeschlossen.


    gab er zu bedenken und blickte dann kurz auf seine Hände, die auf seinem Schoß ruhten. Der Tag war bei ihm immer noch praktisch nicht vorhanden. Er fehlte ihm einfach, war ausgeschlöscht, wie der ehemalige Text auf einer Wachstafel. Daher musste er auch schlucken, als Malleus nun von dem Bleirohr, dem Gladius und einem aufgeputschten Soldaten anfing. War er tatsächlich von einem Soldaten angegriffen worden? Und warum sollte ein aktiver Soldat so etwas tun?


    Entschuldige, wenn ich ein bisschen... unsicher bin, aber ich kann mich an den Tag nicht mehr... erinnern. War es denn wirklich ein Soldat, der uns angegriffen hat?


    Wie automatisch, begann seine linke Hand an den Fingern der rechten zu zupfen, bevor er wieder hochblickte.


    Mein Schwiegervater hat etwas... ähnliches vermutet. Wie wäre es, wenn du dich mit ihm... in Verbindung setzt, sobald dir Alpina erlaubt, das Haus zu verlassen. Er hat bereits... angekündigt, dass er seine Leute rausschicken will, um Nachforschungen anzustellen. Da du die beiden ja wohl gesehen hast... wirst du ihm ein große Hilfe sein.

    Er musste nicht lange warten. Weder auf seine Frau, die schon nach wenigen Momenten wieder zurück ins Zimmer trat, nachdem sie Acanthos und Alpina bescheid gesagt hatte, noch auf seine Schwägerin, die auch schon kurz darauf ins Cubiculum trat. Erneut schummelte sich nun ein Lächeln auf sein Gesicht, als er die Schwägerin sah und sie vor allem sofort erkannte, auch wenn es gleich einen besorgten Schimmer bekam, als er die müden Augen der jungen Frau wahrnahm. Es mussten harte Tage für sie gewesen sein, natürlich, ebenso wie es für Silvana anstrengend gewesen war, die am Tag zuvor ebenso erschöpft ausgesehen hatte.


    Danke, dass du so schnell kommen konntest, Alpina. Setz dich doch... zu mir.


    Mit diesen Worten deutete der Helvetier auf den Korbstuhl, den Silvana in den letzten Tagen genutzt hatte, um direkt neben ihm am Bett sitzen zu können, um bei jeder Regung dafür zu sorgen, dass er sich entspannte und sicher fühlte. Auch sie bekam nun nochmal ein Lächeln, vor allem, weil sie sich grade auch noch mit dem protestierenden Cornutus hatte auseinandersetzen musste, der wohl einfach nur froh war, wieder an seinem Vater herzuklettern und herumzuzupfen, um auch ja sicherzugehen, dass er wieder da war. Allerdings musste er nun noch einige Angelegenheiten klären, von Ruhe würde also vermutlich in den kommenden Stunden wahrscheinlich nicht die Rede sein können.


    Nun wartete er aber erstmal darauf, dass Alpina sich setzte, bis er dann fortfuhr.


    Mir geht es gut, soweit... ich hab nich dann und wann ein Pochen im Kopf und manchmal... Probleme Worte zu finden.


    Eigentlich war es das auch schon, denn solange Cornutus nicht auf die Idee kam, auf seinem Verband herumzutrommeln, machte ihm die Wunde eigentlich keine Probleme.


    Kannst du mir noch was zu meiner... Verletzung sagen? Wie lange wird sie mich noch... einschränken?


    Man merkte dem Helvetier an, dass er am liebsten schon wieder aufstehen wollte, aber ziemlich sicher war, dass seine Frau da ziemlich gegen ihn revoltieren würde. Daher wollte er hier quasi den Segen Alpinas, damit seine Frau da keine Handhabe bekam.

    Zitat

    Original von Cossus Malleus
    „Tja, Helvetius Curio ..“ grinste Malleus über’s ganze Gesicht, „ .. so ein Tag auf dem Forum kann ganz schön auf die Knochen gehn'. Hab’ ich recht?“ Ohne eine Entgegnung abzuwarten trat der erfreute Veteran ein paar Schritte zurück und zog den Stuhl heran. „Gerade wollte ich .. aber bitte .. setz dich erstmal, Aedilis.“ Flink goss er noch etwas Wein und Wasser für seinen Dienstherren in den Becher und wandte sich dann wieder Curio zu. „Wie fühlst du dich?“


    Am auffälligsten an Curio, der ja ein wenig kleiner war, als Malleus, war wohl der weiße Verband, der immer noch an seinem Kopf befestigt war, damit die Kopfwunde dort gut heilen konnte und von äußeren Einflüssen - vor allem den neugierigen, noch etwas ungeschickten Händen seines Sohnes, den Curio mittlerweise wieder jeden Tag sah - zu schützen. Der Helvetier hatte eine einfach, wie unscheinbare naturbraune Tunika übergeworfen. Er wirkte sicherlich nicht sonderlich fit, wie er hier von seinem Leibsklaven gestützt das Cubiculum trat, dessen Tür grade von Malleus geöffnet worden war. Der massige germanische Hüne stand vor ihm und auch Curio hatte ein deutlich schlimmeres Bild erwartet. Malleus konnte bereits wieder laufen, er wirkte wieder gesund genug, um selbst die Tür zu öffnen. Das war doch alles schonmal gute Zeichen für die Erholung und dafür, dass ihr Leben nach diesem Angriff natürlich weiterging.


    Im Zimmer angekommen, setzte er sich aber gleich auf den im angebotenen Stuhl. Denn dann konnte sich Acanthos wieder an die Arbeit machen und die beiden Männer alleine lassen.


    Ich befürchte ja, dass mich meine... Frau gar nicht mehr aufs Forum lassen wird und mich am liebsten für den... Rest meines Lebens in unserem Schlafzimmer einsperren würde. Allerdings muss das... Leben ja weitergehen, nicht wahr?


    sagte Curio mit einem Lachen. Es war mehr als offensichtlich, dass Curio immer noch Probleme mit dem Sprechen hatte, auch wenn diese zunehmend besser geworden waren. Dennoch haderte Curio immer noch mit seinen regelmäßigen Wortfindungsstörungen und er konnte nur hoffen, dass diese nach und nach seltener werden würden.


    Na ja... wie du hörst, habe ich noch Probleme... beim Sprechen und weil mich meine Frau in den letzten.... Tagen regelrecht ans Bett gekettet hat, bin ich noch ein wenig... unsicher auf den Beinen. Von den.. gelegentlichen Kopfschmerzen ganz zu schweigen. Aber ich lebe, Malleus, und das habe ich, wie mir... Acanthos berichtete, vor allem dir zu verdanken.