Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Curio und Acanthos hatten direkt nach der Ergebnisverkündung dafür gesorgt, dass die Amtsübernahme so schnell wie möglich vonstatten gehen konnte. Noch am vergangenen Nachmittag hatte er dazu einen der ehemaligen Aedile zu einem Gespräch eingeladen, um mit ihm die aktuellen Vorgänge in der Stadt zu besprechen. Am nächsten Tag fand dann das erste Treffen des Officiums statt. Anwesend waren Curio selbst, Acanthos, als Scriba und Leiter des gesamten Officiums, sowohl innerhalb des Hauses, als auch in der Curia, wenn dort öffentliche Sprechstunden stattfanden, sowie Roderiq, der in der kommenden Amtszeit in erster Linie für die Sicherheit der Familie zuständig sein würde. Weiterhin hatte Acanthos Cossus Malleus eingeladen, der die Leitung über den Personenschutz Curios innehaben würden und dazu einen weiteren Mann als Amtsdiener an die Seite gestellt bekommen würde, der sich im Moment noch am Rande des Raums herumdrückte.


    Für dieses erste Gespräch am Tag nach der Wahl war der massive Holztisch in die Mitte des Raums gestellt worden und genug Stuhle drumherum, dass jedes Mitglied des Officiums einen Platz an dem Tisch finden konnte. Der Tisch war mit Brot, Olivenöl, einer großen Schale Puls, Honig und Früchten sowie mehrere Kannen mit Wasser und Wein gedeckt. Für jedes Mitglied lagen und standen Becher und Teller sowie Löffel bereit.

    Ich möchte hiermit mal die vielen Photoshop-Profis und Grafikfreaks unter euch absprechen und fragen, ob mir jemand ein neues rotes Wachssiegel mit dem helvetischen Widder erstellen würde. Das alte rote Siegel ist leider vor kurzem verschwunden, sprich: wahrscheinlich hat es der einstige Ersteller von seinem Webspace oder Bildhoster gelöscht.


    Falls also jemand von euch entsprechend begabt ist, und ein neues Wachssiegel für die Helvetier erstellen könnte, hätte derjenige sicher etwas gut bei mir. :)

    Natürlich war Curio, ebenso wie die anderen Kandidaten, in strahlend weißer Toga Candida und mit seiner gesamten Familie und allen Unterstützern zur Ergebnisverkündung erschienen. Letztlich hatte Roderiq zugestimmt, dass auch der neugeborene Helvetier mit in die Basilica durfte, um die Ernennung und Vereidigung der Magistrate zu verfolgen. Wie viel er tatsächlich davon mitbekam, war natürlich eine andere Frage, die nur der kleine Helvetier beantworten konnte, Curio ging allerdings nicht davon aus, dass er überhaupt irgendwas von der Menge wahrnahm. Nichtsdestotrotz standen auch seine Frau, seine Schwägerin, die Sklaven und Bediensteten der Casa sowie einige weitere Unterstützer des Helvetiers um ihn herum und bildeten so eine Traube, wie es zahlreiche dieser Art in der Basilica gab. Allerdings mussten auch zahlreiche Menschen draußen stehen bleiben im nasskalten Wetter.


    Nun aber trat der Herold vor die Menge und las die Wahlergebnisse vor. Als die Namen fielen, waren aus den jeweiligen Ecken Jubelstürme zu hören und die gewählten Kandidaten in ihren weißen Togae nach vorne auf das vorbereitete Podium. Zuerst wurden die Namen der Duumvirn ausgerufen, den einen kannte Curio aus mehreren gemeinsamen Gesprächen, den anderen nur vom Serhen in der Curia. Ebenso war ihm der neue Quaestor unbekannt und schließlich folgten die Namen der Aedile. Curios Nervosität war bis hierhin mehr und mehr gestiegen, während er, deutlich angespannt, die Hand Silvanas hielt. Direkt neben ihr stand Roderiq, der den kleinen Helvetier behütete, wie seinen eigenen Augapfel, stets bereit, ihn abzuschirmen.


    Curios Blick war zu Boden gerichtet, jeden Namen quittierte er mit einem kurzen Nicken und schließlich hörte er seinen eigenen Namen. Acanthos, der direkt hinter ihm stand, eröffnete den Jubel und die Unterstützer um ihn herum stimmten ein. Curio aber brauchte ein bisschen, bis er verstanden hatte, während sich sein Amtskollege einige Meter links von ihm bereits auf dem Weg nach vorne war. Curio indes drückte seiner Frau einen Kuss auf die Wange.


    Ich muss nach vorne.


    sagte er danach und trat nach vorne zum Podium, wo bereits die anderen Gewählten auf ihre Vereidigung warteten. Auch diese erfolgte nach streng hierarchischer Reihenfolge, zuerst die Duumvirn, dann der Quaestor und schließlich die beiden Aedilen. Curios Name wurde aufgerufen und er trat nach vorne, wie es auch die übrigen getan hatten. Danach hob er die Schwurhand, die er nur mit viel Willenskraft ruhig halten konnte, während seine linke Hand immer noch leicht zitterte und sprach mit einigermaßen fester Stimme.


    Ich, Iullus Helvetius Curio, schwöre bei Apollo Grannus Mogon, Divus Augustus und allen Divi Augusti, und bei allen Göttern, das Amt des Aedil entsprechend der Lex Municipalis Cornelii Mogontiacensis und den Decreta Decurionum zu führen. Ich schwöre, all dies jederzeit einzuhalten und gegen jeden vorzugehen, der gegen die Lex Municipalis Cornelii Mogontiacensis oder die Decreta Decurionum zuwiderhandelt.


    Ihm folgten die Magistri Vici, sodass die Vereidigung noch einige Zeit dauerte.

    Curio legte seinen Arm und die Hüfte Silvana und streichelte sanft ihre Seite, während sie sich an ihn kuschelte. Zudem zog er die Decke ein bisschen höher, damit Frau und Sohn nicht frierten. Ja, auch er genoss diese Momente gemeinsamen mit seiner kleinen Familie, von denen es bislang leider noch nicht viele gegeben hatte und die auch in der Zukunft wohl eher die Ausnahme als die Regel darstellen würden. Genau deswegen sorgte er aber auch dafür, dass sie möglich wurden, wenn es seine Zeit zuließ.


    Oh, ich glaube, da kommt er nach meinem Vater.


    antwortete er mit einem kurzen, leisen Lachen darauf, dass sein Sohn ziemlich ungeduldig zu sein schien, während er seinen diesen beim Trinken beobachtete. Er war stolz auf dieses kleine Weisen, obwohl es ja eigentlich noch gar nicht viel mehr machte, als zu schlafen, zu essen und zu schreien. Und dennoch war es eben sein Sohn, der schlief, aß und schrie und das machte jeden Schlaf, jedes Essen und jeden Schrei zu etwas Besonderem.


    Auf das Angebot seiner Frau, dass die beiden ihn begleiten wurden, musste Curio einen Augenblick nachdenken.


    Es wird sehr voll auf dem Forum sein und bei solchen Menschenmassen sind auch immer Taschendiebe auf dem Forum - und der Kleine trägt noch keine Bulla.


    sagte er mit gerunzelter Stirn. Grade an Wahltagen herrschte auf dem Forum immer ein unangenehmes Schieben, Drängeln und Rempeln. Nur die wenigsten Einwohner achteten auf die Umstehenden, sondern wollten meist einfach nur schnell nach vorne, um ihre Stimmen abzugeben, um danach schnell wieder zu ihren Läden, Werkstätten und Höfen zu kommen. Ganz abgesehen von den Verbrechern, die solche Möglichkeiten nutzen, um sich den Geldbeutel des einen oder anderen unachtsamen Zeitgenossen unter den Nagel zu reißen.


    Natürlich wäre es schön, wenn ihr mitkommen könntet, aber wir sollten zuerst mit Roderiq sprechen, ob er das unter Kontrolle halten kann.

    Es hatte gut getan, nach Wochen wieder neben seiner Frau zu schlafen und auch wenn der Kleine ständig in seinen Schlaf hineinkrakeelte, war es doch gut zu sehen, dass er stark und gesund genug war, sich in regelmäßigen Abständen zu melden, wenn er irgendein Bedürfnis kundtun zu hatte. Für Silvana musste es in den letzten Tagen ebenso anstrengend gewesen sein, denn was er tagsüber zu tun hatte, dass musste sie alle drei Stunden am Tag und in der Nacht durchmachen. Dennoch entfuhr ihm ein leises unwilliges Seufzen, als Silvana ihn bat, den Kleinen aus der Wiege zu holen. Hier unter Decke war es grade so warm und so angenehm und sonst war der Raum recht kühl. Letztlich rang er sich aber doch zu einem


    Ja, gut.


    durch, schlug sich die Decke von seinem Körper, stand auf, ging zur Wiege und hob seinen nun schon etwas lauter quengelnden Sohn heraus. Kurz verstummte der Kleine und schien bei seinem Vater eine Brust seiner Mutter zu suchen, was natürlich gründlich misslang. Stattdessen bekam der Kleine einen Kuss auf die Stirn gedrückt.


    Gleich bist du bei deiner Mutter.


    sagte Curio mit einem Grinsen, huschte, nun mit seinem Sohn im Arm wieder unter die warme Decke. und reichte ihn dann an Silvana weiter. Wieder verstummte er und Curio beobachte, immer noch lächelnd, wie der winzige Helvetier die Nähe seiner Mutter suchte.


    Wie macht er sich?


    fragte er schließlich seine Frau, denn viel hatte er in den letzten Tagen nicht von Frau und Kind gesehen. Es fing schon gut an und Curio musste sich eingestehen, dass es im kommenden Amtsjahr nicht viel besser werden würde.

    Curio erwachte am Morgen und war ein wenig verwundert, dass von draußen bereits ein paar Sonnenstrahlen ins Cubiculum hereindrangen. Normalerweise war er schon vor dem vor dem ersten Sonnenstrahl des Tages auf den Beinen, vor allen in den letzten Wochen des Wahlkampfes, damit er seine Terminpläne möglichst vollpacken konnte. Heute allerdings war er erste Tag der Wahl und während der Wahlhandlung verzichteten die meisten Kandidaten üblicherweise auf weitere Werbeaktionen. Wer jetzt noch für sich warb, zeigte damit meist, dass er nicht glaubte, gewinnen zu können, was sich negativ auf das Abstimmungsverhalten der Einwohner auswirkte. Daher würde sich Curio nur unter dem Mantel der Zuversichtlichkeit pro Wahltag einmal auf dem Forum zeigen, einmal um seine Stimme abzugeben und einmal um sich mit ein paar befreundeten Kandidaten zu treffen, die ihre Stimmabgabe für den nächsten Tag angekündigt hatten.


    Dafür blieb aber noch Zeit und daher hatte er Acanthos gebeten - ja, Curios Zorn auf den Macedonen war schon praktisch verflogen - ihn heute nicht zu wecken. Duchgeschlafen hatte er freilich nicht, denn alle paar Stunden meldete sich sein Sohn, der gefüttert werden wollte, aber dennoch war es angenehm, neben seiner Frau zu liegen und die zwei Wahltage zum durchatmen vor einer möglichen Amtszeit zu nutzen. Offenbar hatte sein Sohn bereits jetzt Timing, denn kaum, dass Curio die Augen geöffnet, da war aus der Wiege ein leises Wimmern zu hören, das sich langsam zu einem Quengeln steigerte und bald in ein Schreien übergehen würde.


    Unser Sohn möchte etwas von dir.


    flüsterte er daher seiner Frau ins Ohr und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

    Es mochte sicherlich seltsam wirken, dass Curio so sehr darauf bestand, genau jetzt seinen Sohn im Arm halten zu wollen. Aber ihr gemeinsamer holpriger Start war dem jungen Vater immer noch unangenehm, zumal das Kin ihn tatsächlich nur am Rande interessiert hatte. Er war halt dagewesen, hatte gesund ausgesehen, es hatte nicht gegeben, was Curio an seiner Vaterschaft hätte zweifeln lassen und dennoch hatte er ihn nur deshalb aufgehoben, weil der Boden kalt war und er nicht wollte, dass das Kind frierte. Ob das schon reichte, das man es als väterliche Gefühle hätte bezeichnen können? Der Helvetier hatte da so sein Zweifel, zumal ihm am Ende auch wichtiger gewesen war, zu wissen, ob es Silvana gut ging. Vorwürfe machte er sich zwar zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, dafür war er auch noch zu euphorisiert, dass seine Frau die Geburt überstanden hatte und er nun Vater eines gesunden Sohnes war, aber wahrscheinlich würden sie noch kommen - und Curio müsste sie mit seiner Frau teilen, denn es ging ja nunmal gar nicht, dass es sein könnte, dass er seinen Sohn nicht liebte.


    Die Schritte vom Korridor kümmerten ihn derweil tatsächlich nicht wirklich, ging er doch eigentlich nur davon aus, dass Acanthos zurück war, was ihn wiederum daran erinnerte, dass er ja noch ein bisschen sauer auf den Macedonen war. Als es dann klopfte und Curio die germanische Begrüßung hörte, blickte er auf und sah seinen Patron und Schwiegervater. Von jetzt auf gleich ließ er von Alpina ab und trat auch einen Schritt vom Bett weg zur Zimmertür.


    Salve, Verus.


    grüßte er den Duccier auf persönlicher Ebene, da sie hier ja auch im sehr privaten Rahmen waren und es ja auch nicht um offizielle Angelegenheiten ging, sondern darum, einem Großvater dessen gesundes Enkelkind zu zeigen. Dass der Duccier allerdings doch schon so schnell hergekommen war, überraschte Curio dann doch ein wenig, denn mit Blick auf seinen eigenen Sohn, den er offenbar immer noch links liegen ließ, hatte Curio nicht damit gerechnet, dass er für Tochter und Enkelkind mehr Interesse und Energie aufbringen würde, als für seinen eigenen Sohn. Nun gab das dem jungen Helvetier aber auch zu denken - und so wie er seine Frau kannte, dachte sie wohl ebenso.


    Sei Willkommen im Haus, ich möchte dir deinen Enkelsohn vorstellen.


    fuhr der Helvetier fort und deutete auf das Kind in Alpinas Armen. Den Namen, den Curio und Silvana erst vor einigen Minuten gewählt hatten, ließ er dabei aus. Denn normalerweise erhielten Kinder ihren Namen erst am Dies Lustricus.

    | Liam


    Es wurde niemand mehr erwartet, der irgendetwas mit dem Wahlkampf zu tun hatte. Schließlich war auch Liam darüber informiert worden, dass alle Termine des Tages abgesagt worden war. Zudem war wohl der ganze Haushalt erleichtert, dass Silvana nicht passiert war, sodass der Gast einige Augenblicke länger warten musste. Doch normalerweise öffnete sich die Tür der Casa Helvetia ja immer irgendwann.


    Salve! Du befindest dich...


    setzte der Brite wie immer an, unterbrach sich aber selber, als er das Gegenüber erkannte.


    Pontifex Duccius. Bitte tritt ein.


    fuhr Liam fort und gab den Eingang frei, sodass der Duccier eintreten konnte.

    Der letzte Tag des Wahlkampfs stand an und der brachte Curio in den Vicus Britannicus. Dieser lag etwa drei Leuga südwestlich der Canabae Castella an der Via Alteia. Bislang war er noch nicht in diesem recht abgelegenen Vicus gewesen, weswegen er sehr gespannt war, was ihn dort erwartete. Mit seinen Begleitern wollte der junge Helvetier dort wieder seine Runden über den zentralen Platz ziehen, mit den Vicani sprechen und auch dort um Unterstützung zu bitten. Allerdings kannte er keinen der hier wohnhaften Decurionen und Magistri Vici besser als dem Namen nach, zumal der Vicus zumeist eh eher unauffällig in der der Reihe der städtischen Vici stand. Nichtsdestotrotz durften auch die hiesigen Vicani wählen und da galt es also auch auf sich aufmerksam zu machen. Nun hatte Curio aber auch erfahren, dass er der einzige Kandidat war, der den Weg u dem abgelegenen Vicus auf sich nahm und vielleicht konnte der junge Helvetier dadurch auch ein paar Bonuspunkte sammeln.


    Angenehmweise fanden sich schnell ein paar Leute, die er aus dem Tempel kannte und diese boten sich auch gleich an, ihn durch den Vicus zu führen. Dieser war nicht sonderlich groß und dankenswerterweise wurde er von seinen Bekannten auch die belebten Plätze geführt, wo er mit einigen Menschen ins Gespräch kommen konnte.

    Curio hatte das Gefühl, die Zeit würde nur so vor sich hinfliegen. Allerdings machte deren Zahn auch vor dem jungen Helvetier nicht halt. Wenn er durch den Wahlkampf ohnehin schon wenig Schlaf bekam, wurde dieser durch seinen neugeborenen Sohn, der sich alle paar Stunden mit Hunger zu Wort meldete, noch weiter eingeschränkt. Entsprechend tiefe Augenringe zeichneten daher nun Curios Gesicht, die auf Anraten seiner Mutter mit irgendeinem hautfarbenen kosmetischen Hilfsmittel kaschiert wurden. Natürlich durfte er nicht müde aussehen, natürlich durfte er nicht erschöpft wirken, nicht, bevor die eigentliche Amtszeit angefangen hatte. In der Amtszeit würde die Arbeit wahrscheinlich auch nicht weniger - und sein Sohn in den ersten Monaten nicht ruhiger -, sodass er sich noch einige Zeit mit einer allgemeinen Müdigkeit in den Tag würde starten müssen.


    Heute jedenfalls stand auch mal körperliche Arbeit an, denn heute wollte er sich um einen der Kreuzungschreine im Vicus Victoria kümmern und danach auch noch, wo er grade hier im Süden war, den Vicus Novus besuchen. Den Anfang machte er aber recht früh im Vicus Victora. Gemeinsam mit ein paar Unterstützern stand er nun vor dem Kreuzungsschrein. Im Gepäck hatten sie Wassereimer, Putzlappen und Spachtel und Schnittmesser, mit denen sie dem verdreckten und mit Ranken verwachsenen Schrein an den Pelz rücken und dafür zu sorgen, dass er wieder in altem Glanz erstrahlte. Curio hatte daher auch auf seine Repräsentationstoga verzichtet und sich in eine einfache Arbeitstunika gekleidet. Wenn sie hier fertig waren, konnte er sich im Haus eines Unterstützers hier im Vicus umziehen und sich dann wieder im Kandidatenglanz in den Vicus Novus begeben.

    Grade noch im Gespräch mit einem Vicani wollte Curio schon umwenden, als er recht überraschend von jemandem angestoßen wurde. Roderiq, der ihn noch bis zur Fertigstellung des Officiums in die äußeren Vici begleitete, wollte schon auf den Fremden zutreten und ihn beiseiteschaffen, als der junge Helvetier den Fremden erkannte und Rodeiq zurückrief.


    Iulius. Ich freue mich dich zu sehen,


    sagte Curio und reichte dem Tiro reflexartig die Hand, so wie er es nun schon seit gut zwei Wochen tat.


    Ja, es sieht gut aus, auch wenn ich noch keine Prognose für die Wahlen selbst stellen will. Es liegt halt in den Händen der Götter, nicht wahr?

    Ja, das mag man glauben, vor allem bei einem der größten Marktstandorte in der Umgebung. Allerdings ist es so, dass sich die Händler der einzelnen Märkte der Stadt zwar einigermaßen selbst organisiert haben, hoffe ich doch, dass sie eine zentrale Lösung bevorzugen, bei der sich keiner herausreden kann, er hätte von einzelnen Regel nichts gewusst.


    Dies war sicherlich der Knackpunkt der aktuellen Regelung. Es gab zwar Regeln auf den Märkten, allerdings gründeten diese auf Freiwilligkeit, da es keine Möglichkeiten gab, sie im Zweifel umzusetzen. Bei einer offiziellen Marktordnung mit klar Strafen bei Fehlverhalten würde das natürlich anders aussehen.


    Jedenfalls freue ich mich, dass ihr beide mich unterstützen wollt. Wie ihr das machen könnt, überlasse ich gerne euch. Aber ich werde regelmäßig auf dem Forum sein und ich würde mich freuen, euch dort zu sehen.


    Vor allem bei dem Iunier würde es ihm nutzen, denn wenn er die Hand des Praefectus Alae schütteln würde, das wäre schon was.

    Sehr gut. Damit hätten wir von meiner Seite alles geklärt. Ich würde mich jedenfalls freuen, dich in mein Officium aufzunehmen, falls ich gewählt werde.


    sagte Curio zufrieden. Eigentlich hatte er nicht erwartet, dass er so schnell noch jemanden für sein Officium finden könnte. Aber er musste wohl lernen, dass die Leute jetzt auf ihn zukamen, wenn sie etwas wollten, während das bis jetzt immer andersherum gewesen war. Er hatte ohnehin noch viel zu lernen, vor allem musste er damit zurecht kommen, dass er mittlerweile nicht mehr der Junge war, der vollkommen abgerissen hier in Mogontiacum angekommen und nur durch die Vermittlung seines Bruders bei Alpina in der Casa Atia aufgenommen worden war. Er war nun wer in dieser Stadt, wenn auch klar gebunden an die Duccier, aber es gab bereits Menschen, die ihn für so wichtig hielten, dass sie sich sogar mit Bitten um Gespräche an ihn wanden.


    In der Tat sind alle Abmachungen abhängig davon, ob ich gewählt. Bis dahin kannst du...


    Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment betrat Silvana den Raum, sich offenbar nicht bewusst darüber, dass er schon so früh einen Gesprächstermin hatte. Wie immer, wenn er seine Frau sah, stockte er kurz und sein Blick wurde erfüllt mit einer Mischung aus Liebe, Milde und Stolz darauf, dass er Silvana seine Ehefrau nennen durfte. Zu Hause ging es freilich noch gut, während er sich außerhalb des Hauses schon sehr zusammenreißen musste, dass er nicht wie ein verliebter Grünschnabel aussah. So auch jetzt, da sie ja nicht alleine waren.


    Ähm... Runa. Natürlich. Ähm... Darf ich dir Cossus Malleus vorstellen? Er ist Veteran der Grenzkohorten und bewirbt sich um eine Stellung in meinen Officium. Cossus Malleus, dies ist meine Frau Duccia Silvana.

    Curio war es eigentlich gleich, ob Malleus eine der beiden Alternativen annahm und wenn, welche er nehmen würden. Der Stall war aber für den jungen Helvetier keine Dauerlösung, es sei denn, er würde zu einem reinen Wohnort umgebaut. Aber welcher Landwirt konnte sich sowas schon leisten? Deswegen blieb er auch recht entspannt, während der Veteran die Vorteile der Einliegerwohnung herausstrich. Hier wollte Curio aber noch etwas klargestellt wissen.


    Also erstmal möchte ich anmerken, dass wir einen sehr zuverlässigen Ianitor haben, an dessen Stellung ich nicht zu rütteln gedenke, sowie einen weiten Custos Corporis, der mit deiner Einstellung in erster Linie als Begleiter meiner Frau und meiner Schwägerin agieren wird, zumal meine Schwägerin auch regelmäßig von Gebärenden in der Nacht gerufen wird. Hier im Haus sind wir also so sicher, wie man in den eigenen vier Wänden eben sein kann, solange jetzt keine wütende Menge versucht, sich Zugang zu verschaffen. Das würde sich aber, falls es denn - die Götter mögen es verhüten - wirklich soweit kommen sollte, ohnehin nicht verhindern oder höchstens verzögern lassen.


    Curio hatte diesen Aspekte bisher noch gar nicht bedacht, da es keine Hinweise darauf gab, dass einer seiner Gegner tatsächlich eine Schlägertruppe engagieren würde, um ihn - und dann vermutlich auch seine Familie - aus dem Weg zu schaffen. Allerdings hatte er auch kein Interesse daran, sein Haus in ein Militärlager umzubauen, in dem Glauben, dadurch ließe sich eine noch größere Sicherheit für dessen Einwohner erreichen. Ohnehin würden da die beiden Hausherrinen nur gegen revoltieren, da sie doch eher zu den freiheitsliebenden Menschen gehörten.


    In der Tat wird die Miete für Taberna und Wohnung nicht günstig und leider sind diese auch nur gemeinsam vermietbar, da die Wohnung ausschließlich durch die Taberna betreten werden kann. Mindestens zehn Sesterzen müsste ich dafür veranschlagen und wahrscheinlich wird mir Acanthos hier raten, sogar noch mehr zu nehmen, 15, wenn nicht sogar 20 Sz., um die laufenden Kosten zu decken. Natürlich hätte ich Verständnis dafür, wenn dir das zu viel ist, zumal es ja gut die Hälfte deines Lohns ausmachen würde. Die Kammer hinter dem Apollo-Tempel wäre indes natürlich deutlich günstiger.

    Es hatte einmal ein Gespräch in der Runde des Fabriciers gegeben. Da hatten sich die ehemaligen Stadtbeamten über die Bezahlung der Mitglieder ihrer Officia ausgelassen. Einer der ehemaligen Aedile, der ohnehin als sparsam, wenn nicht sogar als geizig bekannt war, hatte den Standpunkt vertreten, dass man seinen Untergebenen ohnehin nicht trauen könne, wenn sie nicht in einem klaren Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Dienstherren stünden. Eine gute Entlohnung sei daher nur Perlen vor die Säue geworfen. Ein ehemaliger Duumvir wiederum hatte die gegensätzliche Meinung vertreten, dass ein gutbezahlter Untergebener nicht nur verlässlicher arbeite, sondern zugleich auch zufriedener in seiner Anstellung sei. Dadurch würde die Hemmschwelle für illoyales Verhalten und Bestechlichkeit potenziell steigen. Curio hielt die Argumentation des gewesenen Duumvirs für nachvollziehbarer. Daher verstand es sich von selbst, dass er die freien Bediensteten ordentlich entlohnte und auch die Sklaven ein Taschengeld bekamen. Zudem legte er Wert auf ein gutes Verhältnis zu allen Bediensteten, ob frei oder unfrei, auch wenn sich dieses freilich zumeist erst entwickeln mussten.


    Gut.


    Curio nickte also, als Malleus das Gehaltsangebot annahm, gab Acanthos ein Zeichen, dass er dies auch schriftlich fixieren sollte, damit das auch ja nicht irgendwo unterging. Allerdings stand noch die Frage nach dem Wohnraum aus. Es stand für den jungen Helvetier außer Frage, dass seine Bediensteten in Ställen lebten. Dabei überraschte es ihn nicht, dass er jetzt spontan keine Lösung dafür sah, doch es hätte ja möglich sein können, dass er bereits eine Kammer oder sowas in Aussicht hatte, wenn er nur ein regelmäßiges Einkommen vorweisen konnte. Das war aber offensichtlich nicht der Fall, was aber auch kein Problem darstellen sollte.


    Es gibt diverse Möglichkeiten. Du hast dich ja bestimmt über mich informiert und weißt daher auch, dass ich im städtischen Kult des Apollo Grannus Mogon tätig bin.


    Da er das ja in seinem Wahlkampf praktisch bei jedem Auftritt laut hinausposaunte, sollte das eigentlich bald die ganze Stadt wissen.


    Hinter dem Apollo-Tempel befindet sich ein Haus, in dem im Obergeschoss Wohnkammern für Gäste des Cultus vergeben werden. Als ich zuletzt mit den Kammern zu tun hatte, war die Auslastung sehr gering, sodass dort auch jetzt noch etwas frei sein sollte. Deren Kosten halten sich in gesunden Grenzen. Das wäre natürlich nur eine Übergangslösung bis der Winter vorbei ist und sich die Wohnungssituation in der Stadt wieder entspannt. Im Laufe der Amtszeit müsstest du dich also selbstständig nach einer Kammer umsehen, wobei du mich natürlich gerne als Referenz angeben könntest.


    Nummer 1. Der Vorteil bestand darin, dass er recht unabhängig sein würde und sich nah am Forum befände. Der Nachteil, dass er recht abseits der Casa lebte und nicht immer greifbar wäre.


    Ich kann dir zudem eine zweite Möglichkeit anbieten. Hier im Haus befindet sich eine ungenutzte Taberna mit einer Einliegerwohnung mit kleinem Atrium und zwei Zimmern. Die Taberna könntest du in Absprache mit mir nach eigenem Ermessen nutzen und dir dort auch für die Zeit außerhalb meiner Amtszeit ein kleines Gewerbe aufbauen. Hier müssten wir allerdings über eine angemessene Miete verhandeln.


    Nummer 2. Vorteilhaft war, dass er direkt im Haus wohnte und sich damit die Option auf eine eigenständige Lebensgrundlage zu schaffen. Allerdings waren solche Einheiten gefragt und die hier würde deutlich teurer werden, als eine einfache Kammer.

    Curio war schon ein paar Mal im Vicus Salutaris gewesen. Er kannte den kleinen Markt nahe der Iuppiter-Säule und den Mercurtempel im Zentrum des Stadtteils. Heute kam er aber das erste Mal als Kandidat her und trug als Erkennungszeichen die strahlend weiße Toga Candida, während, wie auch schon auf dem Hauptmarkt der Stadt, ein Stand mit Brot-, Wein- und Ölspenden vorbereitet wurden. Natürlich alles etwas kleiner, als im Stadtzentrum, aber immer noch groß genug, dass er auch hier mit den Vicani ins Gespräch kommen konnte. Im Laufe des Tages wollte zudem einer der beiden amtierenden Magistri Vici zu ihm stoßen, um dem Helvetier seine Unterstützung zu versichern und Curio dessen erneute Kandidatur befürworten konnte. Natürlich war es auch hier ein klassisches Quid pro quo, aber Curio hatte gelernt, dass solche Termine einfach Pflicht waren, um die täglichen Termin zu überstehen.


    Natürlich drehte er auch hier einige Stunden seine Runden über den Markt, um mit möglichst vielen ins Gespräch zu kommen. Hier verzichtete er allerdings auf eine Ansprache, sondern setzte er darauf, seine Vorhaben in persönlichen Gesprächen herauszustellen und für sich zu werben.

    Curio nickte zufrieden. Einigkeit in diesen Punkten war ein guter Anfang, wobei er natürlich in der Zukunft auch froh sein würde, wenn Malleus Meinungen äußern würde, die denen des Helvetiers widersprachen, aber aus seiner Sicht aus welchen Gründen auch immer sinnvoller, sicherer oder generell besser wären. Diese Aussprachen sollten sich natürlich auf die Vier- oder Sechsaugengespräche, weil Acanthos ja auch meistens dabei sein würde, beschränken, die sie hier oder abseits der Öffentlichkeit haben würden.


    Im Anschluss daran schnitt Malleus aber nun das Gehaltsthema an. Der junge Helvetia musste überlegen, nickte dann aber erneut.


    Nun, die normale Entlohnung eines ungelernten Apparitors beträgt 10 Sesterzen.* Allerdings glaube ich kaum, dass die Höhe bei denen Qualifikationen angemessen ist. Zudem werden sich deine Aufgaben ja nicht darauf beschränken, mir voranzugehen, sondern zugleich auch ganze Sicherheitskonzepte zu entwickeln und weiterhin, wie besprochen, Informationen zu sammeln oder sammeln zu lassen. Mit Blick darauf bin ich bereit, dir den doppelten Apparitorlohn von 20 Sz. zu zahlen zuzüglich einem Vorschuss auf deine Recherchetätigkeiten von weiteren 10 Sz. Dies macht insgesamt 30 Sz., die dir von Acanthos hier wöchentlich ausgezahlt werden.


    sagte der Helvetier mit ruhiger Stimme. Mit dem zusätzlichen Aedilsgehalt würde das zum Glück problemlos möglich werden. Als Magister Vici hatte er ja noch in der prekären Lage gesteckt, kein festes Einkommen zu haben, da er ja auch nur noch ehrenamtlich im Tempel mitgearbeitet hatte.


    Allerdings gibt es da eine weitere Sache: Natürlich kann der Apparitor eines Aedils nicht in einem Schweinstall... wohnen. Hast du dafür bereits eine Lösung?


    Curio seinerseits sah zwei Möglichkeiten, von denen er allerdings die eine noch sondieren musste.


    Sim-Off:

    *WiSim-Lohn eines Statthalterapparitors im Tabularium