Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Auf Silvanas frage zuckte Curio die Schultern.


    Gewohnheit...


    antwortete er, denn für gewöhnlich war er zu dieser Zeit schon auf den Beinen, um irgendwas zu tun. Es war immer etwas anderes, auch wenn es sich dann und wann wiederholte. Heute morgen aber war es eine willkommene Abwechslung und so ließ er sich nur zu gerne zu ihr hinüberziehen und von ihr küssen. Die folgenden geflüsterten Worte Silvanas und ihre Berührungen verursachten bei Curio unvermittelt eine Gänsehaut, woraufhin auch er seine Hände unter der Decke verschwinden ließ und mit ihnen die Berührung suchte. Zuerst ihre Arme entlang, über ihre Schulterbeuge, ihre Brüste und ihren Bauch, wo er sich einbildete, bereits eine winzig kleine Wölbung wahrzunehmen. Doch war es genau jene Wölbung, die ihm Einhalt gebot, ohne allerdings die Nähe zu Silvana abbrechen zu lassen. Stattdessen legte er seine Handfläche auf ihren Bauch.


    Meinst du eigentlich, wir bringen damit unseren kleinen Schatz dort drin durcheinander?


    flüsterte er ihr zu. Es war eine ernstgemeinte Frage, denn soweit er wusste, lag ein Paar während der Schwangerschaft ja nicht beieinander, was hier im Haus allerdings aufgrund der beengten Verhältnis recht schwierig geworden wäre, ganz abgesehen davon, dass er es irgendwie albern fand, sich während der Schwangerschaft quasi von seiner Frau zu trennen.

    Curio ließ seiner Frau alle Zeit, die sie brauchte, während ihm das Quengeln des kleinen Jungen ins Ohr stieg. Der Kleine hatte natürlich keine Ahnung, was hier geschah, dass seine Mutter soeben verstorben war, sein Vater sich in den Garten geflüchtet war und seine große Schwester der Trauer über ihre Mutter für einige Augenblicke freien Lauf ließ. Es war schon irgendwie unfair: Der kleine Duccier war grade erst in sein Leben gestartet, doch war dieser Start umsäumt von Trauer und Verzweiflung. Allerdings konnte Curio nichts daran ändern. Niemand konnte das und so hoffte er nur, dass das weitere Leben des Kindes erfreulicher wäre.


    Irgendwann unterdrückte Silvana ihre Trauer wieder, doch wusste Curio dass damit nur eine erste Hürde genommen war. Zu Hause würde es weitergehen. Den Rest des Tages, auch die nächsten Tage und Wochen. Curio wollte da sein, vor allem für Silvana, aber auch für ihre Familie, die nun ja auch irgendwie seine Familie geworden war, auch wenn das für ihn noch nicht greifbar geworden war. So wandte er sich Marsus zu, dem grade von Silvana der kleine Duccier in den Arm gedrückt worden war.


    Falls ihr irgendetwas braucht, zögert bitte nicht, uns bescheid zu sagen.


    ergänzte er noch die Worte seiner Frau. Dass die Duccier natürlich auch jederzeit in der Casa willkommen waren, musste Curio ja nicht gesondert erwähnen. Das war für ihn eine Selbstverständlichkeit, die nicht davon abhing, ob Silvanas Mutter nun gestorben war. Dann nickte der junge Helvetier seiner Frau zu.


    Ja, lass uns gehen... aber, ähm... was ist mit Alpina? Sollen wir noch auf sie warten?


    fragend schaute Curio Silvana an. Alpina konnte sein Pferd nehmen, um zur Casa zurückzukehren. Allerdings musste er ihr ja sagen, dass es hier war.

    Selbstverständlich.


    antwortete Curio auf die Bitte des Ducciers hin, ihn über die Gespräche auf dem laufenden zu halten. Insgeheim traute Curio dem Druiden nämlich nach dem Treffen im Wald auch nicht so wirklich, denn wer sich so verhielt, wie dieser Myrddin es getan hatte, hatte immer etwas zu verbergen. Und von Menschen, die etwas zu verbergen hatten, ging auch immer irgendwie eine Gefahr aus, auch wenn Silvana das nicht sehen wollte. Jedenfalls hatte sich der junge Helvetier ohnehin vorgenommen, dem Druiden mit einer gesunden Portion Misstrauen gegenüber zu treten.


    Danach wechselte Verus das Thema. Es wurde deutlich angenehmer und Curio entspannte sich sichtlich.


    Runa und Alpina haben den Haushalt gut im Griff, ich staune regelmäßig, welche Disziplin sie dabei an den Tag legen, besonders in finanziellen Angelegenheiten. Mein Bruder ist im Moment viel beschäftigt. Die Kundschaftsritte am Limes nehmen offenbar zu, sodass er momentan vor allem unterwegs ist oder mit seiner abkommandierten Turmaim Lager der Ala bleibt. Alpina konnte aber mittlerweile ihre Taberna Medica wieder eröffnen und darf nun auch wieder praktzieren, sodass sie deine Frau sicherlich auch in den nächsten Tagen aufsuchen wird. Von meiner Seite gibt es nicht viel, die tägliche Arbeit im Tempel und Kultus hält mich vor allem auf Trab.


    Tatsächlich gab es im Moment mehr von den Frauen zu erzählen, als von ihm. Es stand nichts großes an, der kommende Wahlkampf betraf Curio nicht und die Tempelarbeit kannte Verus ja zu Genüge.

    Curio hatte sich in den folgenden Minuten des Wartens näher an Marsus herangewagt, ohne allerdings ein weiteres Wort zu sprechen. Dafür war die Situation auch zu angespannt. Dann tat sich etwas. Verus kam zurück, schritt die Treppe hinab und verkündete die niederschmetternde Nachricht vom Tod seiner Frau im Kindbett. Wenigstens hatte das Kind überlebt, doch war das wohl für den Duccier nur ein kleiner Trost, denn sogleich zog er mit leerem Gesichtsausdruck an den Wartenden vorbei in den Wildgarten. Hatten die Götter ihn verlassen? Oder hatte Mors, in ihrer unerbittlichen Grausamkeit, einfach über den Kopf ihrer göttlichen Kollegen hinweg entschieden, dass das Leben von Calventia Fusa, Ehefrau des Pontifex Duccius Verus, Mutter zweier Kinder, nun vorbei zu sein hatte? Curio wusste es nicht und er würde es wohl auch nicht erfahren. Was er allerdings wusste oder besser, was ihm jetzt bewusst wurde, war der Fakt, dass letztlich er schuld daran hatte, dass Fusa schwanger geworden war, um dem vermeintlichen Willen der Götter zur Heirat von ihm und Silvana Nachdruck zu verleihen. Vielleicht war es doch nicht gewollt? Oder vielleicht hatte dann doch Minerva - was hatte sie nur gegen sie? - als lachende Dritte dagestanden und ihren Unwillen gegenüber dieser ganzen Situation durchgesetzt? Fragen über Fragen.


    Schließlich erschien auch Silvana kurz nach ihrem Vater. Sie trug ein kleines Bündel im Arm. Das musste ihr kleiner Bruder sein. Doch Curio sah, dass das Tuch, in dem er eingewickelt war, von Blutstropfen befleckt war. Es war kein gutes Omen, nein, das war es gar nicht, weder für Verus, noch für seine Familie und auch nicht für den kleinen Duccier, der, ohne Schuld zu tragen, doch Grund für den Tod seiner Mutter gewesen war. Geknickt blickte Curio zu seiner Frau, die auf ihn zukam, ihren Kopf an seine Schulter legte und dann begann, bitterlich zu weinen. Der junge Helvetier schluckte, legte dann seinen Arm um Silvanas Schulter und strich ihr sanft über den Rücken. Wenn nicht jetzt, wann sollte Curio dann klar werden, wie gefährlich eine Geburt war und dass Silvana ja auch nicht mehr allzu viel Zeit hatte, bis auch sie ein gemeinsames Kind zur Welt bringen würde.

    Was sollte er hier noch sagen? Erst wurde das Thema an sich als eigentlich selbsterklärend abgetan (gut, das war es vieleicht auch, denn Curio kannte ja die Meinung von Verus dazu), dann wurde der Empfang in der Casa Helvetia mit der Begründung verboten, dass Druiden gefährlich waren und gemieden werden sollten und aber schließlich überließ er Curio die Entscheidung, ob der den Druiden außerhalb der Casa treffen wollte, um die Folgen von Risiken abschätzen zu lernen. Dabei hatte Curio doch nur das umsetzen wollen, was er seinem Patron versprochen hate, nämlich solche Dinge nicht im Geheimen zu belassen, sondern offen mit seinem Patron darüber zu sprechen.


    Nun, Patron, dann werde ich deinem Verbot natürlich nachkommen, aber nochmal über ein Treffen nachdenken.


    Das hatte er sagen können, womit dann aber auch weder etwas entschieden war, noch klar war, wie er jetzt mit dem Druiden umgehen würde. Wenigstens war der Duccier nun darüber informiert, dass es möglicherweise eine Kontaktaufnahme geben würde, und wäre auch nicht komplett überrascht, wenn es passierte... oder eben auch nicht.

    Curio liebte seine Frau. Es war ein Privileg, das er an jedem Tag wieder neu feierte. Manchmal kam es vielleicht etwas kurz, vor allem in diesen Tagen, da sich die Saturnaliafeierlichkeiten näherten. Heute Morgen aber hatte er frei und Silvana hatte auch frei und so konnte er sich einen Luxus gönnen, der ihnen nur selten vergönnt war: Er konnte neben seiner Frau liegen und sie beim Schlafen beobachten. Dieser Anblick entschädigte für vieles und vor allem für die kurzen Nächte der letzten Wochen. Auf ihrem ebenmäßigen, bezaubernden Gesicht mit dem von der tiefstehenden Wintersonne leicht gebräunten Teint spielte eine dezente Traummimik, die ihn umso mehr lächeln ließ. In diesem Moment war auch der Schatten verschwunden, der sonst seit dem Tod ihrer Mutter auf ihrem Gesicht lag und auch die kleine Sorgenfalte über der Nasenwurzel war, zumindest für kurze Zeit verschwunden. Curio wollte sie nicht wecken, wollte das Bild nicht zerstören, das sich ihm hier grade bot und das ihm eine tiefe innere Ruhe gab. Doch wusste er, dass dieses Bild nie lange vorhielt, da sie dazu neigte, nach einer viel zu kurzen Zeit ebenfalls aufzuwachen.

    Curio hatte grade geendet, da stand Silvana auch schon auf und verließ mit einem lapidaren Kommentar den Raum. Er schaute ihr einige Sekunden lang nach und erst jetzt verstand er, dass hier offensichtlich irgendwas schief gelaufen war. Lag an es an Bestia? Nein, der hatte sich eigentlich ganz gut geschlagen, hatte nichts falsches gesagt. Sie hatte ja jetzt wohl nichts dagegen, dass er ihr und Alpina einen Beschützer besorgt hatte, der da war, wenn Curio nicht da sein konnte. Nun gut, sie würde es ihm schon sagen, irgendwann. Jetzt klärte Curio noch die letzten Dinge mit Bestia und blickte dann zu Alpina, ob diese noch irgendwelche Fragen hatte. Falls nicht, könnte sie auch schon wieder in die Taberna Medica zurückkehren.

    Leicht belustigt bemerkte Curio, dass auch seine Frau drei Anläufe brauchte, um überhaupt zu realisieren, was der Brief ihnen sagen sollte. Sie allerdings hatte offenbar keinen Zweifel daran, dass dieser Brief nicht nur echt war, sondern ihm nun also tatsächlich zwei Grundstücke gehören sollten. Zuerst küsste Silvana ihn, dann fiel sie ihm in die Arme und er erwiderte beides, ohne allerdings realisiert zu haben, dass er nun stolzer Besitzer zweier Grundstücke war. Stattdessen genoss er einfach mal wieder für ein paar Augenblicke die körperliche Nähe zu Silvana, bevor, angetrieben durch den Enthusiasmus seiner Frau auch ihm langsam aufging, dass die Grundstücke nicht bloß Worte auf einem Papier waren, sondern real irgendwo anderthalb Meilen nördlich des Vicus Salutaris existieren mussten.


    Ich kann es gar nicht glauben, Runa. Ich mein... zwei Grundstücke! Da muss das Erbe ja riesig ausfallen, wenn die Familie so freigiebig ganze zwei Grundstücke weggibt...


    Genau das konnte er nämlich nicht glauben. Auch er wusste, wie wertvoll Grundstücke waren, natürlich in erster Linie für den Erhalt des Ritterrings, für den der kaiserliche Fiscus mindestens ein eigenes Grundstück verlangte, aber auch aus finanzieller Sicht, denn Grundstücke warfen normalerweise immer irgendwas ab, das sie meistens auch Sitz von landwirtschaftlichen Betrieben sind. Es würde ihre finanzielle Situation jedenfalls deutlich verbessern. Und daher war der Verlust von Grundstücken auch immer etwas, das man möglichst zu verhindern suchte.


    Ähm... Hilfst du mir gleich dabei, ein Antwortschreiben und eine Beileidsbekundung aufzusetzen? Zudem werde ich dann wohl mal dorthin reiten müssen, um zu schauen, was uns da jetzt eigentlich erwartet.


    Ja, er hatte seine Zweifel. Und wenn diese Grundstücke echt waren, gab es sicher etwas anderes. Zum Beispiel das "leicht verfallene" Landgut, das im Brief erwähnt wurde. Vielleicht war das ja der Grund, warum die Familie die beiden Grundstücke loswerden wollte? Curio würde es wohl sehen.

    Bestia hörte den beiden Frauen gut zu. Offenbar wollte er nichts von dem verpassen, was sie sagten. Zuerst wandte er sich an Alpina.


    Das sagte dein Schwager bereits. Als ehemaliger Soldat kenne ich die ständige Bereitschaft. Da gibt es kein Problem.


    Sie alle kannten ja alle den leichten Schlaf von Corvinus und ähnliches galt auch für den Vedier. Zudem hatte Curio ihn natürlich auch in gewisser Weise auf die Eigenheiten der Hausbewohner vorbereitet. Insbesondere bei den Tätigkeiten der beiden Frauen, die ja sowieso allseits bekannt waren, hatte es entsprechend keine Geheimnisse geben müssen.


    Danach wandte er sich an Silvana.


    So ist es. Wenn du Runa bevorzugst, werde ich mich daran halten.


    Da war er ebenfalls Soldat genug, um sich den Gegebenheiten anzupassen.


    Danach war es Curio der erneut zufrieden nickte. Zwar war das erste Treffen noch recht steif und distanziert aber das würde sich hoffentlich bald ändern. Jetzt musste er nur noch die Umstände der Beschäftigung klären.


    Roderiq wird, solange er für uns arbeitet, hier im Haus wohnen und auch mit uns essen. Ich überlasse, wie gesagt, euch beiden die Entscheidung, wann ihr ihn mitnehmt. Allerdings möchte ich euch bitten, dass ihr euch lieber einmal zu viel von ihm begleiten lasst.


    Dabei blickte er insbesondere Runa an. Durch ihre Schwangerschaft war sie umso anfälliger für alle möglichen Probleme und insgeheim war diese auch einer der Hauptgründe dafür, warum er die Anstellung des Custos nun so schnell vorgenommen hatte. Alpina hatte ja zwar immer gesagt, dass eine Schwangerschaft keine Krankheit sei, allerdings hatte sie auch gesagt, dass Silvana sich schonen und auf sich aufpassen musste. Dies konnte Bestia nun ebenfalls ebenfalls übernehmen.

    Da hatte es Curio mit der Sorge um die Hörweite wohl ein bisschen übertrieben, denn Silvana kam ja förmlich ins Officium gestürzt. Diesmal war es Curio, der leicht zusammenzuckte, dann aber einen entschuldigenden Blick aufsetzte.


    Oh... ähm... entschuldige bitte. Ich wollte dich nicht erschrecken.


    sagte er, stand auf, ging um den Tisch herum, gab Silvana einen Kuss auf den Mund und besah sich dann nochmal den Brief. Er würde sich beim fünften Lesen auch nicht ändern, aber vielleicht könnte Silvana ja den Wurm im Apfel erkennen.


    Lies dir dies doch mal bitte durch und sag mir, was du davon hältst. Ich weiß nämlich im Moment nicht so wirklich, was ich damit anfangen soll.


    fuhr er schließlich fort und reichte ihr den Brief hinüber. Dann setzte er sich auf die Tischplatte und wartete die Reaktion seiner Frau ab.

    Es war mal wieder an der Zeit, die Post durchzugehen. Eine Tabula fiel Curio dabei besonders ins Auge, weshalb er sie aus dem Stapel herausfischte und zuerst das Siegel betrachtete. Es war ihm unbekannt, womit ein Brief des Apollokultes oder seiner Freunde ausfiel.


    Faustus Precius Salinator | Casa Precia | Vicus Salutaris, Moguntiacum


    Ad
    Iullus Helvetius Curio
    Casa Helvetia
    Vicus Canabae, Moguntiacum


    F. Precius Sal. I. Helvetius Curio s.d.


    Hiermit setze ich dich, Helvetius, darüber in Kenntnis, dass ich mangels näherer Verwandter von meiner kürzlich verstorbenen Großtante Centenia Pia, die zeit ihres Lebens ihrem Cognomen alle Ehre gemacht hat, mit der Durchsetzung ihres Testaments betraut wurde.


    In diesem Testament werden auch du und deine, ich zitiere, "vorbildlichen Bemühungen" um den Apollo-Kult, dem sie sich ebenfalls verbunden fühlte, und die Renovierung der Kreuzungsschreine, erwähnt. Daher sieht ihr Testament eine großzügige Zuwendung in Form zweier Grundstücke zu deinen Gunsten vor. Beide Grundstücke liegen vom Vicus Salutaris aus gesehen sechs Meilen den Rhenus hinab. Die beiden Grundstücke grenzen direkt aneinander. Auf dem einen liegt ein kleines, leicht verfallenes Landgut mit einem großzügigen, umzäunten Garten und Wirtschaftsräumen. Das andere Grundstück bietet dem Schäferbetrieb, der derzeit noch in Familienhand liegt aber bald dem Verwalter des Landgutes überschrieben werden wird, unbebautes Weideland. Inwieweit du den Schäferbetrieb übernimmst oder lediglich einen Teil der Gewinne beanspruchst, steht dir selbstverständlich frei.


    Ich versichere dir hiermit, dass alle Familienmitglieder ab heute und für immer auf alle Ansprüche über die beiden Grundstücke verzichten werden. Sollten dennoch eines Tages wider Erwarten von einem entfernten Verwandten Ansprüche gestellt werden, nutze dieses Schreiben, um sie von den Duumvirn oder dem Statthalter als unbegründet abweisen zu lassen. Zudem kannst du dieses Schreiben als Legitmation gegenüber dem Verwalter nutzen, der deinen baldigen Besuch bereits erwartet.


    Meine Großtante ließ dir zuletzt alles Gute, viel Erfolg und den Segen von Mercurius und Apollo für deine weitere Laufbahn ausrichten. Gerne hätte sie dich auch aktiv während deines nächsten Wahlkampfs unterstützt, hätte Mors nicht anders entschieden. Diesem Wunsch schließe ich mich im Namen meiner Familie gerne an.


    Vale bene,


    Faustus Precius Salinator


    Curio las sich den Brief komplett durch, blickte dann hoch, zwinkerte verwirrt und las ihn nochmal von vorne. Auch das zweite Mal war kaum ergiebiger, weshalb ein dritter Durchgang notwendig wurde. Beim dritten Mal verstand er den Inhalt zwar, hielt es aber für einen schlechten Scherz, weshalb er ein viertes Mal las. Der Brief wirkte zu ernst aufgesetzt, zu formal aufgezogen und hatte - trotzdem er den Inhalt nicht wirklich ernstnahm - eine seltsam bestechende innere Logik. Vielleicht half ja ein zweiter, neutraler Blick, um den Brief zu entlarven.


    RUNA!


    rief er daher und hoffte, dass seine Frau grade in Hörweite war.


    Sim-Off:

    Der Brief soll den Erhalt von zwei der drei Grudstücke ausspielen, die ich in den Quests "Pax Deorum" und "Theateraufführung" erhalten habe.

    Curio machte sich keine Gedanken darüber, ob die beiden Frauen irgendein Problem mit dem Veteranen haben konnten. Ganz im Gegenteil war für ihn der Gedanke völlig abwegig, dass sie glaubten, keinen Custos zu benötigen. Dass sie nun nach seiner Erklärung immer noch argwöhnisch zu sein schienen, verwirrte ihn daher etwas. Glücklicherweise ergriff vor ihm Bestia das Wort.


    Ja, Roderiq ist besser. Also: Ich soll dann wohl bald für eure Sicherheit zuständig sein, zumindest sagte mir Helvetius Curio das.


    Curio nickte zustimmend und bestärkend, zuerst in Richtung des Vediers, dann zu denen beiden Frauen. Ohne ihre Reaktionen abzuwarten, die nun bald hoffentlich dazu übergehen würden, ihm für seinen Weitblick zu danken, fügte er nun seinerseits noch etwas an.


    Ihr beide wisst, dass ich mich als Politiker manchmal sehr weit aus dem Fenster lehnen muss. Auch macht sich ein Politiker nicht nur Freunde, von den gefährlichen Irren, die manchmal in der Stadt rumlaufen ganz zu schweigen. Roderiq ist ein ausgebildeter Kämpfer, Tullus Maior vertraut ihm und daher vertraue ich ihm auch. Er wird euch tagsüber natürlich nur begleiten, wenn ihr ihn auch mitnehmen wollt. Früh morgens oder nachts, wenn es noch dunkel ist, möchte ich aber darauf bestehen, dass er euch begleitet.


    Bei der Hochzeit hatte er geschworen, für Silvanas Sicherheit zu sorgen, doch konnte er nicht ständig bei ihr sein. Alpina gegenüber fühlte er sich auch verpflichtet, nicht nur weil sie die Frau seines Bruders war, damit zu Familie gehörte und Corvinus nunmal viel unterwegs war, sondern auch weil sie befreundet waren.

    Curio nahm den Becher dankend entgegen, setzte sich und atmete einmal tief durch. Eigentlich wusste er nicht, wie er beginnen sollte. Er wusste schließlich nur zu gut, wie ein Donarwetter des Ducciers aussehen konnte. Doch half das alles nichts.


    Nun, Patron, ich möchte ich bitten, dass ich dir mein Anliegen in seiner Gänze ausbreiten darf, bevor du dich dazu äußerst.


    begann er schließlich und machte damit wohl schon klar, dass es dieses Mal kein angenehmes Thema war, um das es ging.


    Du wirst sicherlich bereits von dem Blutmond der vergangenen Nacht gehört oder ihn sogar selbst gesehen haben. Deiner Tochter ist er natürlich nicht entgangen und von ihrem göttlichen sechsten Sinn geleitet, entschieden wir, noch in der Nacht ein Opfer in einem der heiligen Haine der Umgebung durchzuführen.


    Punkt 1. Verlassen der Casa in der Nacht. Schon an sich ein gewagtes Unterfangen, das er aber auf seine Kappe nahm und nicht erwähnte, dass Silvana wahrscheinlich ohnehin gegangen und im Zweifel auch heimlich hinausgeschlichen wäre, was die ganze Geschichte nur umso problematischer gemacht hätte.


    Offenbar erneut durch göttliche Hand geführt kamen wir dabei an einer Lichtung vorbei, wo wir einen fremden Mann an einem Feuer trafen. Seltsamerweise kamen wir mit ihm ins Gespräch, in dem er unter anderem Inhalte des keltischen Kults zur Sprache brachte. Ohne zu wissen, mit wem wir es zu tun hatten, lud ich ihn ein, uns zu Hause zu besuchen, um uns weiter auszutauschen. Erst ganz zum Schluss stellte er sich vor: Als Myrddin Ariamir, jener Druide, dem erst vor Kurzem Unruhestiftung und schwarze Magie vorworfen worden war.


    Damit war Punkt 2 raus und Curios Anspannung war nun kaum noch auszuhalten. Und es wurd nicht wirklich besser, zumal Curio wusste, wie der Duccier zu dem Druiden stand.


    Da ich meine Einladung nicht mehr zurücknehmen kann und mittlerweile glaube, dass er uns einen einzigartigen Blick in die ursprünglichen keltischen Kulte geben kann, würde ich ihn gerne empfangen. Solltest du dies allerdings nicht befürworten oder zumindest für ein einziges Mal tolerieren können, werde ich ihn natürlich vor der Tür abweisen lassen.

    Da Curio weder zu Hause, noch im Tempel, sondern bei einem Außentermin des Apollo-Kultes im Vicus Salutaris gewesen war, hatte es gedauert, bis ihn die Nachricht vom Beginn der Geburt seines kleinen Schwagers - Silvana hatte ja bei sowas bekanntlich immer recht - erreichte. Sofort hatte er sich entschuldigt, sich auf sein Pferd geschwungen und den Weg zur Villa Duccia so schnell es eben ging hinter sich gebracht. Am Haupttor wurde er ohne großen Federlesens durchgelassen, sodass er den langen Weg zwischen Tor und Villa direkt durchreiten konnte. An der Pforte angekommen sprang er vom Pferd, ließ es von einem der duccischen Stallknechte zum Wassertrog führen, wo es sich nun ausruhen konnte und eilte dann mit schnellen Schritten in die große Halle, wo bereits Duccius Marsus wartete und sein Patron von Silvana nervös am Arm zu den Wohnräumen gezerrt wurde. Curio blieb stehen, wortlos, vorerst ohne in die Runde zu grüßen, und wartete ab, was hier grade los war.

    Es war fast unvermeidlich, dass der Quaestor mit Blick auf die Öffnung der Stadtkasse das Gesicht verzog. Allerdings handelte es sich ja um ein außergewöhnliches Ereignis, das gleichzeitigen einen großen Einfluss auf die Stadt hätte. Daher erhob sich Curio erneut.


    Ich stimme den Vorschlägen von Decurio Duccius Marsus zu. Für den dritten Tag könnte ich mir vorstellen, dass dort die Händlervereinigungen miteinbeziehen können.* Vielleicht stellen sie einfach ihre Produkte vor, denn der Verkauf dürfte ja wegen des Feiertags nicht gestattet sein. Zugleich hätten die Händler dann die Möglichkeit, ihre individuelle Kunstfertigkeit unter Beweis zu stellen.


    Damit waren dann für alle Tage Vorschläge eingereicht. Bliebe nur noch die Zustimmung der übrigen Decurionen und nicht zuletzt des Quaestors, der das ganze ja bezahlen durfte.


    Sim-Off:

    *Das muss ja nicht unbedingt allzu groß ausgespielt werden. Mit den Tagen 1 und 2 werden wir ohnehin genug beschäftigt sein.

    gemeinsam mit


    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/custosjzy4v.jpg]| Galeo Vedius Bestia (Roderiq)


    Nur kurz musste Curio warten, bis Alpina den Raum bertrat. Er stellte noch den letzten Stuhl zurecht, erwiderte die freundschaftliche Umarmung und beantwortete ihr zwinkern und ihre Festellung, dass er es spannend machte, mit einem Grinsen.


    Sind es nicht die kleinen Überraschungen, die das Leben interessant machen?


    Zudem bekam sie natürlich auch eine Antwort auf ihre Frage.


    Ja, klar, setz dich nur. Gwyn wird auch gleich noch was zu trinken bringen.


    sagte er und blickte zur Tür, da nun auch Silvana den Raum betrat. Auch sie bekam eine Umarmung, aber exklusiv einen Kuss auf die Wange, bevor dann endlich auch Bestia eintrat. Curio wusste ja mittlerweile, dass er seinen belgischen Namen bevorzugte, doch würde er zumindest seinen bürgerlichen Namen erwähnen müssen. Auch fiel ihm der argwöhnische Blick auf, den Silvana aufgesetzt hatte, weshalb er entschied gar nicht lange mit der Erklärung zu warten.


    Grüß dich, Roderiq. Nimm doch bitte auch Platz.


    Und als sich der Veteran gesetzt hatte, fuhr Curio auch gleich fort.


    Silvana, Alpina, das ist Galeo Vedius Bestia. Er bevorzugt aber seinen eigentlich Namen Roderiq, nicht wahr?


    Der Belgier schnaubte zustimmend und blickte dann zu den beiden Frauen. Ebenso wechselte Curio seinen Fokus und blickte Silvana und Alpina und offen an.


    Er ist ehemaliger Cohortensoldat am Limes und er wurde mir von Manius Tullus Maior als Custos empfohlen.


    Der Helvetier machte eine kurze Pause, bevor er mit der Vorstellung fortfuhr.


    Roderiq, dies ist meine Frau Duccia Silvana und dies meine Schwägerin Susina Alpina. Ihre Tochter, meine Nichte, Ursicina ist... ähm... bestimmt bei der Kinderfrau.

    Es war früher Nachmittag und Curio las grade eines der Bücher aus seiner bescheidenen Bibliothek, die dank freundschaftlicher Geschenk nicht schnell, aber stetig wuchs, als Liam, der britische Ianitor einen der schweren vorhänge beiseite schob und Curio über die Ankunft eines Mannes erkundigte, der sich selbst als Roderiq vorgestellt habe und angab, durch den Helvetier zu einem Gespräch eingeladen worden zu sein. Curio legte sein Buch zur Seite, nickte und bedeutete dem Ianitor, dass er den Mann ins Triclinium bringen solle. Zudem fragte er den Ianitor, ob Silvana und Alpina im Hause seien, was der Brite bejahte. Also bat Curio weiter, dass der Brite die andere Sklavin Gwyn bitten möge, die Frauen ins Triclinium zu holen und danach ein paar Getränke vorzubereiten. Der Brite nickte, machte kehrt und verließ den Raum, während Curio drei weitere Stühle so hinstellte, dass sich die vier später anwesenden Personen unterhalten konnte. Danach wartete der Helvetier, dass der neue Custos der Familie und die beiden Frauen des Hauses zu ihm den Raum kämen.

    Bestia ließ Curio zappeln. Schweigend sah er den jungen Helvetier an, der sich, je länger die Pause andauerte, fragte, ob der ehemalige Soldat überhaupt Interesse daran hatte, hier rauszukommen. Die "Anstellungen", die er hier sonst bekam, dürften wohl deutlich einträglicher sein, schließlich konnte Curio auch nicht allzu viel zahlen und auch das städtische Salär war längst nicht so hoch, um mit einem "Auftrag" der zwielichten oder semi-legalen Sorte mithalten zu können. Jedenfalls hatte Curio ernsthafte Zweifel daran, ob sich Bestia nicht lieber mit einem letzten großen Coup in den Ruhestand verabschieden wollte, anstatt sich um die Sicherheit der Familie eines jungen Lokalpolitikers zu kümmern. So vergingen Sekunden und Minuten und Curio versuchte den Blickkontakt gegen einen Soldaten zu halten, der wohl nicht nur in der physischen, sondern auch der psychischen Kriegsführung geschult war. Curio indes wäre kein Helvetier, wenn er hier klein beigeben würde. Schon aus Prinzip hatte er Stand zu halten. Als Enkel, Sohn und Bruder von Soldaten gehörte das praktisch zum guten Ton. Irgendwann, für Curio ganz unvermittelt, fing Bestia zu grinsen an. Curio war verwirrt, runzelte die Stirn und verlor, denn kurz wanderte sein Blick hinüber zum Fabricius, der entspannt zurückgelehnt in seinem Stuhl saß und das Schauspiel, das sich ihm da geboten hatte, interessiert verfolgt hatte.


    Noch unvermittelter, zumindest für Curio, erhob Bestia plötzlich seinen Bierkrug, prostete zuerst dem Fabricius, dann Curio zu und nahm einen großen Schluck, mit dem er den Becher etwa um ein Viertel leerte.


    Ich kann mir vorstellen, warum du den Jungen unterstützt, Aremend. Er hat Mumm, sieht man dem Hänfling zwar nicht an, aber er hat Mumm. Schade nur, dass er ihn in Politik und Religion verbrät.


    Bestia lachte laut auf und schlug dabei zweimal kräftig mit der Faust auf den Tisch. Auch der Fabricier musste schmunzeln. So waren sie nunmal, die Veteranen, zumindest schob Curio diese unvermittelte Ausgelassenheit auf diesen Charakterzug, der, wie der junge Helvetier aus seiner Familie wusste, bei den ehemaligen Soldaten weitverbreitet war. Dennoch war das keine Antwort auf sein Angebot. Immer noch in euphorischer Stimmung


    Weißt du was, Aremend? Du unterstützt den Jungen. Du unterstützt nur Leute, die anständig sind, na ja, oder zumindest meistens. Natürlich hast du auch hier deine Finger im Spiel, damit ich mal wieder was anständiges mache, du verdammter alter Dreckssack.


    Erneut lachte Bestia auf und der Fabricier stimmte dieses Mal auch ein. Curio hingegen wusste noch immer nicht, wie er das alles zu deuten hatte, bis sich der Veteran nun wieder ihm zuwandte.


    Also gut, Junge. Wenn mein Freund Aremend, oder Manius Fabricius Tullus Maior, wie er sich selbst mittlerweile lieber nennen lässt, glaubt, dass ich hier raus muss, ist es wohl wirklich Zeit. Also wann kann ich anfangen?


    Curio war perplex. So schnell, so einfach sollte das gehen? Erneut brauchte er einige Augenblicke, um seine Sprache wiederzufinden. Auch er nahm nun einen großen Schluck Bier, wobei ihm mal wieder bewusst wurde, dass er eigentlich lieber Wein und mittlerweile auch Met lieber trank, als dieses Hopfenzeug.


    Nun... ähm... ich würde vorschlagen, dass du in drei Tagen in die Casa Helvetia kommst. Bis dahin kann ich mit meinen Verwandten sprechen und dich ankündigen.


    Nein, er hatte noch nicht mit ihnen gesprochen. Allerdings nahm er sich bei diesem Thema einfach mal heraus, für sie alle mitzuentscheiden, denn er kannte Silvana und Alpina gut genug, um ihre Eigensinnigkeit, ja Sturheit beim Thema Sicherheit zu kennen. Spätestens seit der Geschichte mit dem - nach Curios festen Überzeugung - falschen Helvetiers, wusste er aber, wie gefährlich auch diese Stadt sein konnte. Erst recht, je weiter man die Karriereleiter hinaufstieg und sich dabei auch reichlich Feinde machen konnte.


    Nach der Zusage saßen die drei noch einige Zeit zusammen. Die beiden Veteranen erzählten sich die alten Geschichten ihrer Dienstzeit, während Curio ein wenig von seiner Familie erzählte. Irgendwann gingen sie auseinander und während der Fabricier einen Rundumbesuch seiner Kunden begann, machte sich Curio zurück auf den Weg zum Tempel, wo er nochmal nach dem Rechten sehen wollte, bevor er nach Hause reiten würde.