Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    | Liam


    Es dauerte nicht lange, bis sich die massive Haustür der Casa Helvetia öffnete und der große Ianitor hinausblickte.


    Salve. Du befindest dich vor der Casa Helvetia. Was kann ich für dich tun?


    Der Brite musterte sein Gegenüber kritisch. Er sah irgendwie wenig vertrauenswürdig aus und das schlimmste: Der Mann hatte Ähnlichkeit mit jenen Männern, von denen seine Vorfahren Geschichten von Macht, Verrat und Tod erzählt hatten.

    Dann lass uns doch gleich morgen hin. Mein Dienst endet am Nachmittag. Wir treffen uns einfach hier am Haus. Dann können wir uns noch umziehen und dann direkt zur Villa Duccia laufen.


    Es war, wie Curio fand, ein guter Plan, zumal Silvana ja nicht mehr reiten sollte. Außerdem tat ihnen der nicht allzu lange Spaziergang von der Casa Helvetia zur Villa Duccia auch ganz gut und Curio genoss zumindest die kühle Luft. Zum Glück lag der Schnee nicht mehr so hoch, wie noch vor ein paar Wochen, sodass sie auch gut laufen könnten.


    Danach hörte er aufmerksam zu, was seine Frau ihm noch so erzählte: Von den Kindern, die sie unterrichtete, von ihrer Arbeit im Tempel, die sich nur unwesentlich von seiner Arbeit unterschied, von den Menschen, die sie aufsuchten, um Rat von ihr einzuholen - was Curio stolz machte, weil es ja genau das war, was er sichergestellt wissen wollte -, und dass sie sich intensiver mit der Runenlegung beschäftigt und beim Lesen der Runen Fortschritte gemacht hatte, wovon er nun leider keine wirklich Ahnung hatte, aber immerhin soviel verstand, dass es Teil ihrer seherischen Fähigkeiten war. Lächelnd nickte Curio ihr zu sprach letztlich das aus, was er dachte.


    Ich bin stolz auf dich, mein Herz.


    sagte er und gab ihr einen Kuss.


    Ach so, welchen Raum nutzt du eigentlich für die Beratungen? Und wie viele Menschen kommen überhaupt so?

    Zitat

    Original von Aulus Iunius Seneca


    Erneut war der Iunier schneller, als die Kommunikation mit seiner Frau. Curio wandte sich daher dem Praefectus zu, trank noch einen weiteren Schluck und nickte dann anerkennend.


    Aus deiner Heimatstadt, Iunius? Ja, sehr schmackhaft.


    bestätigte er, dass ihm der Wein schmeckte. Es hatte ihn schon ein wenig überrascht, dass Seneca bei dieser Menge an Gästen einen so guten Wein ausschenken ließ. Ein Wein aus dem guten mittleren Preissegment hätte ja auch ausgereicht. Aber es sprach für die Gastfreundschaft des Iuniers, was Curio wiederum gefiel. Auch die erneute recht lockere Art Senecas, die der junge Helvetier bereits während des Gesprächs in den Thermen erlebt hatte, wiederholte sich hier. Nur, dass seine Frau dadurch ein wenig in die Bredouille gebracht wurde - was der Iunier freilich nicht wissen konnte, weshalb Curio ihm da auch keinen Vorwurf machte -, war problematisch. Doch Silvana wäre nicht Silvana, wenn sie nicht irgendeinen Ausweg finden würde.


    Nun, ich kann mir lebhaft vorstellen, was man sich in Rom über die hier lebenden Bürger und Peregrinen erzählt. Die Familie meiner Mutter lebt in Dalmatien und auch deren Briefe sprechen manchmal Bände. Umso besser, wenn die hierher "Verbannten" dann schnell die Vorzüge der Provinz und die Gastlichkeit der hier lebenen Menschen kennenlernen.


    fuhr Curio dann mit einem vergnügten Lächeln fort. Wenn er so an die Briefe seiner Tante, der Schwester seiner Mutter, dachte, die manchmal Schreckensszenarien ausmalte - jahrelange und bitterkalte Winter, wilde und monströse Tiere, rüpelhafte und unkultivierte Menschen, die mit Vorliebe rohes Fleisch, unverdünnten Wein und ungekochtes Gemüse äßen - zweifelte er manchmal an der Ernsthaftigkeit seiner dalmatischen Verwandten. Allerdings musste er zugeben, dass in den meisten Gruselgeschichten natürlich auch ein Funken Wahrheit lag.


    Wobei ihr natürlich dieses Jahr direkt von einem der härtesten Winter der letzten Jahre empfangen wurdet.


    fügte er schließlich noch lachend hinzu, während seine Hand nun auf der Bank lag und nach der seiner Frau suchte. Wie sie wohl mit dem Becher vor sich umgehen würde?

    Als sie im Atrium angekomme waren, wurden sie durch den Hausherrn auch schnell begrüßt. Zu schnell, denn Silvana hatte noch nicht auf seine Bitten antworten können, sondern stattdessen nur bestätigend nicken können. Zum Glück waren es die Saturnalia und die Grundstimmung hier etwas gelöster, sodass Curio die Hand seiner Frau nehmen und zur weiteren Bestätigung sanft drücken konnte. Dann streichelte, was er ganz gerne tat, mit dem Daumen über ihren Handrücken und wandte sich dann ebenfalls dem Iunier zu.


    Bona Saturnalia, Iunius. Vielen Dank für deine Einladung. Wir sind natürlich auch mit Freude hier erschienen.


    antwortete Curio erstmal auf die Begrüßung und strich erneut über Silvanas Hand, als der Iunier ihr ein Kompliment aussprach, dass er nur unterschreiben konnte. Silvana hingegen hielt sich zurück, was Curio gleich zu dem Gedanken brachte, inwieweit er sie davor bewahren konnte, wie die übrigen Gäste dem Alkohol zuzusprechen, wie es bei den Saturnalien ja nunmal auch üblich war. Er selbst würde natürlich trinken, schon aus Höflichkeit dem Gastgeber gegenüber, allerdings nicht zuviel, um jederzeit auf einen wie auch immer gearteten Hilferuf Silvanas reagieren zu können. Ohnehin hatte er nicht vor, hier komplett abzustürzen - was ja bei den Saturnalien ebenfalls nicht unüblich war.


    In der Tat habt ihr euch ein schönes Haus ausgesucht und für heute besonders schön geschmückt.


    Dann allerdings sprach der Iunier auch schon die nächste Einladung an seinen Tisch aus. Eine solche Einladung ließ sich nicht ausschlagen, doch hatte Curio auch nichts dagegen, da er den Gastgeber bislang als angenehmen Menschen und Gesprächspartner kennengelernt hatte. So folgten er und Silvana dem Iunier an seinen Haupttisch, wobei Curio sich umblickte wer bereits da war. Und Curio musste gestehen: Die Liste der bereits anwesenden Gäste konnte sich sehen lassen. Hier und da nickte Curio bekannten Gesichtern begrüßend zu, bis sie schließlich am Tisch der Gastgeber ankamen Platz nahmen und auch schon die ersten gefüllten Becher vor ihnen landeten. Ein Blick hinein bestätigte: Wein. Was hätte es auch sonst sein sollen. Curio nahm vor seiner Frau einen Schluck und schmeckte eine sehr, sehr großzügige Mischung eines guten Weins. Aber dennoch eben sehr, sehr großzügig... Ein kurzer Blick zu seiner Frau folgte.

    Natürlich gab es auch noch andere Stände. Zum Beispiel ein relativ großer Stand direkt gegenüber des Capitoliums. Dort hatten sich die Kleinviehzüchter - mit denen Curio eine gewisse Hassliebe verband - niedergelassen, mehrere Käfige mit kleineren und etwas größeren Tieren sowie eine hölzerne Rennbahn aufgebaut und boten nun die Tiere zum Kauf an. Zudem gab es das Angebot auf die Hasenrennen zu wetten*, die jeweils zur vollen Stunde stattfanden. Besonders auffällig dabei war der Vorstand der Vereinigung, ein germanischstämmiger Decurio mit dem Namen Rutger. Der große, aber schlaksige Züchter aus dem Vicus Novus war ständig in der Unterhaltung mit irgendwelchen Bekannten, Kunden oder anderen Züchtern.


    Kurz vor den Rennen stellte er sich immer auf einen ein Podest und ließ seinen Bariton über den Platz hallen.


    Kommt herbei und schaut euch unser Hasenrennen an! Ein kleines Spektakel, auf dass ihr natürlich auch wetten könnt! Schaut euch die Prachtkerle an, die für euch ins Rennen gehen können! Und seid gespannt, welcher der prächten Tiere als erstes über die Ziellinie fliegt!


    Dann ließ er den Kunden genug Zeit, die Tiere zu begutachten und ihre Wetten abzuschließen. Bevor er dann das Rennen starten würde.


    Bahn 1: Celer ----- | _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ |


    Bahn 2: Pulcher -- | _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ |


    Bahn 3: Magnus -- | _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ |


    Bahn 4: Naso ------ | _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ |


    Sim-Off:

    * Ohne WiSim. Einfach nur so zum Spaß. :D

    Im Haushalt der Helvetier lebten gleich zwei Aeditui und auch wenn Curios älterer Bruder als Anhänger des Mithras nur wenig mit den römischen Göttern anfangen konnte, legte der jüngere Helvetier doch Wert darauf, dass grade an den hohen Festtagen der Privatkult vollzogen wurden. So auch das traditionelle Opfer an Saturnus zu Beginn der Saturnalien. Da an diesen Tagen bewusst auf alle Standesabzeichen verzichtete wurde, trug Curio keine Toga, sondern vollzog das Opfer, wie es bei Saturnus nicht unüblich war, nach dem griechischen Ritus. Statt sein Haupt also mit der Toga zu verdecken, hatte er sich einen Kranz von Blättern übergezogen. Am Impluvium stand derweil das Opfertier, ein gut genährtes männliches Ferkel und trank etwas Wasser. Auch die übrigen Opfergaben, Feldfrüchte und ein Krug mit Wein standen bereit.


    Curio bereitete sich derweil auf das Opfer vor, wusch sich die Hände und legte etwas Weihrauch in das Kohlebecken. Danach hielt er kurz inne und nahm dann die Gebetshaltung ein.


    Ehrenwerter Saturnus, Stammvater der olympischen Götter, Herr über die Landwirtschaft und Fürst des Friedens!
    Mit deiner Großzügigkeit lehrtest du unsere Vorfahren den Ackerbau und schafftest damit die Grundlage unser aller Erfolg. Nun, zum Ende der Erntezeit, an der die Temperaturen niedrig und die Tage kurz sind, feiern wir dich und deine Frau Ops. Euch, die ihr stets unser bestes wollt, rufen ich, Iullus Helvetius Curio, und meine Familie an, um dir zu danken, dass du im vergangenen Jahr durch eine gute Ernte dafür gesorgt hast, dass meine Familie und ich gut genährt werden konnten. Zugleich danken wir dir dafür, dass du uns vor großen Konflikten und Kriegen verschont hast. Dafür bringen wir dir diese Opfergaben dar, alles Früchte des Bodens, den du für uns gesegnet hast, dieses Gemüse und diesen Wein.


    Curio legte die Opfergaben vor die Kultstatuette in das Lararium und hielt erneut inne, damit Acanthos das Ferkel herbeiholen konnte. Curio führte alle rituellen Reinigungs- und Übereignungshandlungen durch, bevor er erneut das Wort erhob.


    Nimm zudem dieses Ferkel als Opfer an und erhöre unsere Bitten für das kommende Jahr. Bewahre mich und meine Familie vor Hunger und Durst und bewahre uns allen den Frieden, der den Menschen guttut und Wohlstand und Sicherheit der Menschen erhält. Erfülle diese Bitten, Saturnus und wir werden dir auch bei den nächsten Festtagen ein Opfer darbringen. Do, ut des.


    Mit einer Wendung nach rechts beendete Curio das Gebet und hielt nun ein drittes Mal inne. Acanthos hielt derweil das Ferkel fest und war bereit, das blutige Opfer durchzuführen.


    Agone?


    fragte er und hielt bereits das Opfermesser bereit.


    Age!


    antwortete der Helvetier, das Pfft des Messer, das die Kehle durchschnitt, ertönte, und Curio nahm das auslaufende Blut mit einer Patera auf. Mit Teilen davon betrich er den Altar, während Acanthos die Vitalia entnahm und sie in eine weitere Patera legte.

    Es gehörte zur Tradition der Saturnalien, dass diese immer mit einem gewissen Stress verbunden waren. Während Curio und seine Frau den Großteil des Tages bei den städtischen Feierlichkeiten in und um die Curia teilgenommen hatten, nahmen sie nur allzu gerne die Einladung des iunischen Praefectus und seiner Frau an, den Abend mit ihnen und einigen weiteren Gästen in der neubezogenen Domus Iunia mitzufeiern. Gemeinsam mit dem Custos Corporis Roderiq gingen sie daher zu dem Landgut, dass der Iunier für seine Familie erworben hatte, wurden an der Tür schnell durchgelassen und ihnen danach der Weg ins Atrium und ins Triclinius gewiesen. Auf dem kurzen Weg durch das Vestibulum neigte Curio aber nochmal sein Gesicht zu Silvana hinab.


    Falls es dir zu viel wird, falls du müde wirst oder dich erschöpft fühlst, falls irgendetwas anderes ist, sag mir bitte sofort bescheid, ja?


    Schon jetzt war der Tag lang und er würde hier bei den Iuniern noch länger werden. Dennoch würde er nicht zögern, seiner schwangeren Frau entgegenzukommen und sie nach Hause zu begleiten, wenn ihr nicht wohl wäre. Auch wenn sie kurz vor dem Ende der gefährlichen Anfangsphase der Schwangerschaft standen, wollte Curio keine Risiken eingehen. Er hatte schon einmal eine Fehlgeburt mitansehen müssen, ein zweites Mal, vor allem bei seiner eigenen Frau und seinem eigenen Kind, wollte er nicht erleben.

    Einer der Künstler war der prominente Spottdichter


    | Xenares


    Seine Geschichte war allseits bekannt. Als Sohn griechischer Sklaven in Rom aufgewachsen erhielt er im Haushalt seines Herrn eine musikalische Ausbildung, um bei Festen als Unterhalter aufzutreten. Nach dem Tod seines Herrn erhielt er die Freiheit und entschied sich, aufgrund fehlender Alternativen, dafür, sein musikalisches Talent als fahrender Künstler auszuleben. Seitdem reist er durch das gesamte Reich, um bei großen Veranstaltungen aufzutreten. So auch heute bei den Saturnaliafeierlichkeiten in Mogontiacum. Sicherlich nicht sein größter und wichtigster Auftritt. Aber was tat man nicht alles, um seinen Namen überall im Gespräch zu halten.


    So hatte er sich früh auf den Weg gemacht, um eine der kleineren Podeste für sich einzunehmen, stimmte vor dem Eintreffen der ersten Gäste nochmal seine Lyra - in der Stadt des Apollo ein absolutes Muss - und begann dann, da sich die Basilica nun langsam füllt, mit seinem immer noch klaren, aber etwas metallischem Tenor sein erstes Lied.


    Mein Herr Duumvir,
    wie ein wilder Stier,
    willst du die Frauen beglücken.
    Dennoch sagen sie,
    das gelingt dir nie,
    denn Wille allein genügt nicht.


    Ohne Zweifel ein erstes Augenmerk, dass auch durchaus schon für Gelächter unter den Zuhörern sorgte. Mal schauen, was er den Menschen hier noch so vortragen würde.

    Auch am zweiten Tag der Saturnalia fanden Feierlichkeiten in Mogontiacum statt. Während am gestrigen Tage die offiziellen Festlichkeiten in der Curia vonstatten gegangen waren, stand der heutige Tag im Zeichen von Kunst und Unterhaltung. Dafür wurde die Basilica von den Marktständen befreit und dort stattdessen kleinere und größere Bühnen für Schauspieler, Sänger, Dichter und Gaukler geschaffen, auf denen sie ihre kreativen Ideen an die Bürger bringen konnten. Bereits in den Vormittagsstunden drängten sich Zuschauer in der Halle, die von Gesang, Gedichten und dem Lachen der Zuschauer erfüllt war.


    Vor der Basilica auf dem Forum ging derweil der Jahrmarkt mit seinen zahlreichen Handwerker-, Essens- und Getränkeständen weiter. Die diesjährigen Saturnalien zogen weite Kreise in der Stadt und alle Bürger waren eingeladen, sich unterhalten zu lassen.


    Sim-Off:

    Hier sind alle Einwohner eingeladen, kleinere oder größere Auftritte auszuspielen. Falls für die Auftritte Mitspieler gewünscht sind, das bitte gesondert erwähnen. Ansonsten gilt natürlich: Io Saturnalia!

    Zitat

    Original von Duccia Silvana


    Curio erwiderte die Umarmung und gab seiner Frau auch einen verstohlenen Kuss auf die Wange. Hier in der Öffentlichkeit musste man sich ja zurückhalten, schließlich wollte er nicht als liebestoll oder unmoralisch gelten. Dann ließ er sich in den Stand führen und betrachtete ihn von der anderen Seite. Die Kinder, die Silvana unterrichtete, hatten sich alle Mühe gegeben, manchen Kleinigkeiten merkte man die frühe Kunstfertigkeit eines Holzarbeitersohnes an, anderen eine kleine Plumpheit doch hatten alle Stücke einen eigenen Charme, den nunmal von Dingen ausging, die selber gebastelt und hergestellt waren. Auch das Glücksrad betrachtete er mit stolzem Lächeln, dass seine Frau die Kinder so gut angeleitet hatte.


    Das ist alles sehr schön, Runa. Ich hoffe, dass du für die Kinder einiges einnehmen kannst.


    antwortete er und bemerkte dann, dass das Kohlebecken in einer verdeckten Ecke fast ausgeglüht war.


    Ich erneuere mal das Kohlebecken, ich möchte ja nicht, dass du frierst.


    fuhr er dann fort und trat in die Ecke, wo er vom Tresen her nicht direkt gesehen werden konnte


    Zitat

    Original von Phryne


    Doch noch bevor er die Kohle nachfüllen konnte, hörte er jene fiese Stimme, die er unter hundert Frauenstimmen wiedererkennen würde. Phryne war wieder da. Und wie eh und je spritzte sie ihr verbales Gift fröhlich in ihre Umgebung. Silvana bot ein Ziel und da die beiden sich nie sonderlich gut verstanden hatten, nahm die Libertina auch gleich ihre Chance war, um Silvana - und indirekt auch ihm - einen verbalen Tritt vors Schienbein zu geben.


    Curio unterdrückte ein wütendes Schnauben und er unterdrückte ebenso den Impuls aus dem Hintergrund hervorzukommen und der Libertina mal kräftig die Meinung zu sagen. Mittlerweile wusste er, dass er nicht mehr auf sie angewiesen war. Ob seine Frau, die ja nur zu gern aus der Haut fuhr, wenn sie ungerecht behandelt wurde, sich allerdings zurückhalten konnte, wusste Curio nicht. Aber doch, es klappte. Die Worte Silvanas waren von ausgesuchter Höflichkeit, verneinte die Prämisse Phrynes mit einer glasklaren Erklärung und ging danach doch glatt in den Ton der professionellen Verkäuferin über. Hätte er es nicht besser gewusst, er hätte sie für die geborene Händlerin gehalten.


    Dann allerdings wurde es nochmal spannend. Würde Phryne weiter ihr Gift verspritzen? Die überraschende Antwort war: Nein. Stattdessen schien sie die Kinder wirklich unterstützen zu wollen. Curio hielt sich weiter im Hintergrund, gespannt, ob und wie der Schlagabtausch der beiden Frauen weiterginge.

    Seine Frau war ja eigentlich ein Naturmensch und wenn er ehrlich war, gefiel sie ihm in ihrem eigentlichen Auftreten immer noch am besten. Jetzt aber war sie die perfekte römische Ehefrau, festlich gekleidet - wobei sie offensichtlich darauf geachtet hatte, ihren kleinen Bauchansatz ein wenig zu kaschieren, was ihr nach seinem Dafürhalten hervorragend gelungen war - mit hochgesteckten Haaren. Sie würde nicht nur an seiner Seite stehen, sie würde dabei auch eine gute Figur machen, und obwohl ihm ersteres vollkommen genügen würde, war zweiteres doch für zukünftige Wahlkämpfe äußerst beruhigend. Nun schien es ihr aber nicht genug zu sein, dabeizustehen und sich sagen zu lassen, dass sie nichts zu tun brauchte und es zeigte sich, wie ähnlich die beiden Eheleute waren. Auch Silvana musste irgendwie anpacken und so blickte sich Curio um, ob er irgendeine möglichst wenig anstrengende Arbeit für sie fände. Dann aber trat er an sie heran und versuchte sich so zu stellen, dass sie niemand hören könnte.


    Ich möchte, dass du auf die aufpasst und dir nichts aufschwatzen lässt, was dich zu sehr anstrengt. Du weißt warum. Ansonsten rufst du mich bitte.


    Er streichelte mit den Fingerspitzen kurz über ihren Bauchansatz und nickte ihr dann lächelnd zu.


    Du könntest nach den Getränken und den kleinen Speisen schauen, die für die Pausen zwischen den Reden angesetzt sind.


    schlug er dann vor und blickte sie fragend an. Reicht ihr das?

    Curio hatte ja zu Beginn des Gespräch eher mit einem einfacheren Thema gerechnet. Zum Beispiel die Geschichten von den Lehrstunden, den sie den Kindern der Bauern in der Umgebung gab, welche Kinder dazugekommen waren oder welches der Kinder bereits so gut lesen, schreiben und rechnen konnte, dass die Eltern bald die Ausbildung beenden würden. Natürlich wäre auch ihre Tätigkeit im Tempel ein Thema gewesen, wo sie, sofern die Gespräche der Aeditui stimmten, nun ebenfalls mit der Ausbildung einzelner Discipuli beauftragt worden war. Und nicht zuletzt die regelmäßigen Besuche von Menschen jeder Volkszugehörigkeit, die Rat bei seiner Frau suchten, da sich offenbar langsam herumsprach, dass Silvana übersinnliche Fähigkeiten besaß. Aber irgendwie war er auch froh, dass seine Frau sozusagen direkt in medias res ging und mit dem Tod ihrer Mutter begann. Bislang hatte sie sich einem Gespräch dazu beharrlich verweigert oder war ihm manchmal auch einfach aus dem Weg gegangen, um nicht darüber sprechen zu müssen. Daher betrachtete Curio dies hier als sehr, sehr großen Schritt nach vorne.


    Während Silvana sprach, lag ihr Kopf auf seiner Brust und seine Hand ruhte auf ihrer ihm abgewandten Schulter und streichelte in regelmäßigen Bewegung an ihrer Schulter und ihrem Oberarm auf und ab. Es war kein leichtes Thema. Das war Curio klar. Auch für ihn nicht, denn die grausame Mors, Göttin des Todes, war bislang immer an den Menschen in seiner Umgebung vorbeigezogen. Nun, wenn auch nur indirekt, damit konfrontiert - er hatte seine Schwiegermutter ja erst nach Silvanas Inauguralopfer kennengelernt und hatte sie danach auch nur selten gesehen, ehrlich gesagt konnte er die gemeinsamen Momente sogar an einer, maximal zwei händen abzählen - fehlten ihm die Worte, da er weder aus irgendeinem Erfahrungsschatz greifen konnte, noch irgendwelche abgeschmackten Platitüden von sich geben wollte. Daher ließ er Silvana ausreden, hörte die leise Verzweiflung in ihrer Stimme und glaubte auch, sie körperlich wahrnehmen zu können. Dann schwieg er einige Augenblicke.


    Ja, manchmal sind die Götter grausam. Und Mors ist mit Abstand die Grausamste unter ihnen. Aber letztlich machen sie alle nur jene Aufgabe, die ihn zugedacht wird.


    Es war nunmal so. Schon morgen konnte sein Lebensfaden enden, oder Silvanas - er bekam bei dem Gedanken eine Gänsehaut - doch war es dann nunmal so.


    Deine Mutter war stolz auf dich, Runa, und sie war sicherlich auch stolz, dass sie einen gesunden Sohn zur Welt gebracht hat. Vielleicht war genau das ihre Aufgabe und sie hat sie erfüllt mit erhobenem Haupt.


    Er zögerte einen Augenblick. Silvana war bis zuletzt bei ihrer Mutter geblieben. Sie wusste am besten, was in dem Raum abgelaufen ist, während Curio die Informationen nur vom Hörensagen kannte.


    Was deinen Vater angeht, denkt er wahrscheinlich genauso wie du. Eine Ehe, die, wie du mir erzählt hast, vor allem auf Respekt beruhte, blühte plötzlich auf und ohne es wirklich genießen zu können, wird ihm das wieder genommen... Er hat einen Sohn gewonnen, aber eine Frau, die mittlerweile seit siebzehn Jahren an seiner Seite stand, verloren. Es ist ein ungerechter Tausch, aber traurigerweise haben die Götter so entschieden.


    Curio konnte sich natürlich lediglich vorstellen, was Verus durchmachte. Er hatte es gespürt in der kurzen, aber dennoch viel zu langen, Trennung von Silvana, doch war es natürlich längst nicht so endgültig gewesen, wie bei Verus und seiner Frau. Der kleine Hoffnungsschimmer, der doch immer irgendwo in seinem Hinterkopf herumgespukt hatte, musste bei Verus komplett erloschen sein.


    Allerdings macht mir Sorgen, dass dein Vater offenbar nicht nur seinen Sohn meidet, sondern auch an seiner eigenen Existenz zweifelt. Kurz bevor du mit deinem Bruder herunterkamst, schritt er durch die große Halle und verkündete, dass die Götter ihn verlassen hätten. Seitdem habe ich nicht mehr mit ihm geredet. Selbst bei den Salutationes macht er sich rar. Irgendwie müssen wir ihn da rausholen, aber ich weiß nicht, ob wir dafür die Richtigen sind.


    Erneut setzte Curio ab. Es war zum Mäusemelken. Irgendwie hatte Verus ihn zu seinem Ersatzsohn hochstilisiert, zumindest hatte Silvana das immer und immer wieder betont.


    Vielleicht hilft es euch, gemeinsam zu trauern?


    Gab es eigentlich schon Planungen für den Leichenzug Fusas? Für die Verbrennung und Beisetzung? All das wusste Curio nicht, denn während sich Verus offenbar in seiner Schockstarre verlor, blieb das meiste wohl an Marsus hängen, zu dem er nunmal nicht den engsten Kontakt hatte. Das musste sich jetzt wohl ändern.


    Wie wäre es, wenn wir deinem Vater gemeinsam einen Besuch abstatten? Wenn ihr unter euch bleiben wollt, lasse ich euch natürlich alleine. Vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit, mit deinem Onkel zu sprechen. Aber wir müssen hin und wenigstens versuchen, deinen Vater aufzurütteln.

    Curio war mal wieder einer der ersten Decurionen, der zum Festakt im Sitzungssaal der Curia eintraf. Dieses Mal kam er aber nicht alleine, sondern wurde zum ersten Mal seit der Hochzeit bei einem offiziellen Termin von seiner Frau begleitet. Es war natürlich üblich, dass Decurionen ihre Frauen zu solchen offiziellen Anlässen mitbrachten, doch hatte es seit Hochzeit keine offiziellen Veranstaltungen gegeben, bei denen Silvana hätte mitkommen können. Nun, da er aber so früh da war, lag es wohl irgendwie an ihm die letzten Vorbereitungen zu unterstützen. Denn die Sklaven hatten ja heute frei und vergnügten sich wahrscheinlich im Moment auf dem Forum, wo der Handwerkermarkt bereits in vollem Gange war. Glücklicherweise hatten die Sklaven bereits am Tag vorher die größten und schwersten Vorbereitungen durchgeführt, sodass jetzt nur noch Kleinigkeiten anstanden. Und so legte Curio, wie er es eben meistens tat, selbst Hand an, wobei er penibel darauf achtete, dass seine Frau vor körperlicher Arbeit verschont blieb. So konnten nun also auch die höherrangigen Gäste, darunter besonders die Ducciersippe - Legatus Duccius Vala samt Familie und Stab, Procurator Duccius Marsus mit Familie und nicht zuletzt Pontifex Duccius Verus, wobei Curio inständig hoffte, dass sich sein Patron zumindest einigermaßen von dem Tod seiner Frau hatte erholen können - erscheinen.

    Es waren noch einige hin bis zu den Saturnalien, die vom Ordo Decurionum für spezielle Feierlichkeiten zur Begrüßung des Statthaltertrosses genutzt werden sollten. Jedoch ließen sich die Gewerbetreibenden der Stadt nicht lumpen, bereits einige Tage früher mit den Feierlichkeiten zu beginnen. So war das Forum vom Schnee, der immer noch, wenn auch längst nicht mehr so stark wie vor einigen Wochen, regelmäßig fiel, befreit worden und Händler hatte Stände aufgebaut, um ihre Waren an den Mann und die Frau zu binden. Curio, der grade vom Tempel kam, quittierte das mit einem Schmunzeln. Offenbar konnten die Handwerker gar nicht früh genug mit den saturnalischen Feierlichen beginnen. Natürlich ging damit auch ein kleines Problem einher, denn viele Einwohner mussten noch arbeiten, sodass sie nur in ihrer freien Zeit vorbeischauen konnten. So auch Curio, der, angelockt von einem Herold nun über das Forum schlenderte und letztlich an einem Stand seine Frau erblickte. Kurz perplex, da er sie dort nicht erwartet hatte, blieb er stehen, schritt dann aber direkt auf den Stand zu.


    Du überraschst mich immer wieder.


    machte er schließlich, als er vor dem Stand zum stehen kam, auf sich aufmerksam, und musterte dann den Stand. Das große Rad an der Seite, viele Basteleien, einige Salben und Tinkturen und schließlich Silvana, dick eingepackt, damit die Kälte ihr nicht zu schaffen machte. Den grade für solche Fälle engagierten Roderiq sah er nicht.

    Curio grinste nach dem leisen Kommentar seiner Frau. Leider hatten sie nicht jeden Tag Zeit dafür, aber heute war es anders. Und so löste Curio auch sein Versprechen ein. Seine Fingerspitzen fuhren über ihren Körper übten mal mehr, mal weniger Druck aus, waren manchmal nur ein Hauch auf Silvanas weicher Haut, aber fuhren auch manchmal in klar definierten Bewegungen imaginäre Linien auf ihrer Haut ab. Irgendwann nahm er seine Lippen zu Hilfe und küsste sie, nur um dann weiter den Hals hinabzuwandern und noch weiter. Natürlich hörte er auch ganz genau hin, ob das versprochene Verwöhnprogramm auch Gefallen bei seiner Frau fand, bevor er fortfuhr.


    Nach dem Verwöhnprogramm, mit dem sich Curio viel Zeit ließ, da sie ja auch viel Zeit hatten, kam er wieder neben seiner Frau zum liegen. Erneut waren es seine tiefen Atemzüge, die eine gewisse Anstrengung bei ihrem Spiel bewiesen, und daher schwieg er auch einige Augenblicke. Nun konnte der zweite Teil des Plans beginnen, den aber wohl Silvana einläuten musste. Denn Curio hatte ja schon gesagt, was ihn interessierte.

    Curio war erleichtert, als seine Frau in das Lachen miteinstimmte und sich wieder an ihn schmiegte. Auf lange Diskussionen darüber, ob er nicht doch lieber aufstehen und irgendwo irgendwas zum arbeiten suchen solle, hatte er keine Lust, da diese heute noch früh genug auf ihn zukämen. Jetzt aber galt seine ganze Aufmerksamkeit seiner Frau, die ihm nun auch den kreativen Part zugestand. Ob nun aus familiären Kalkül oder nicht, war Curio dabei vollkommen egal. Solange sie ihre kleinen Kniffe nicht dafür einsetzte, ihn irgendwie auszuboten - was er sich bei ihr eigentlich nicht vorstellen konnte - konnte ihm das ja auch nur recht sein. So legte er wieder den Arm um Silvana und streichelte mit einer Fingerspitze über ihre Schulter.


    Hm... lass mich mal überlegen... so viel Zeit hatten wir ja schon lange nicht mehr, richtig?


    begann er provokant ahnungslos, womit ein verliebtes Pärchen, das sie ja zum Glück trotz ihrer Hochzeit immer noch waren, sich so viel Zeit vertreiben konnten. Ein erstes Mal hatten sie die Nummer Eins der Liste ja auch bereits einmal zu beiderseitiger Zufriedenheit vollzogen. Was natürlich nicht hieß, dass sie sich gleich wieder daran versuchen könnten (wobei Curio allerdings mittlerweile auch bestens über seine körperlichen Grenzen wusste und ihm daher klar war, dass sie nicht den ganzen Vormittag damit verbringen konnten). Daher lehnte er seinen Kopf etwas in ihre Richtung.


    Wie wäre es, wenn ich meine wunderschöne Frau, die im Moment eine nicht grade leichte Last trägt, noch ein bisschen verwöhne und wir danach über deine letzten Tage sprechen. Ich habe das Gefühl, dass ich vollständig den Überblick verloren habe, womit du zum Beispiel deine freie Zeit verbringst.


    Ohne jedoch einen Zweifel darüber zu lassen, wie er sich die Reihenfolge gedacht hatte, nahm er ihr Kinn etwas hoch, um ihr einen weiteren Kuss zu geben, während seine sie umfassende Hand langsam ihren Körper hinabwanderte.

    Curio nahm ein paar tiefe Atemzüge, als sie nach dem gemeinsamen Morgengruß nebeneinander lagen. Curio blickte zufriedend lächelnd an die Decke, während er seine Frau im Arm hielt und ihr über die Schulter streichelte. Dann wandte sie sich ihm zu und grinste ihn an, was er erwiderte.


    Ich könnte mich auch damit anfreunden.


    raunte er zurück und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann allerdings passierte alles sehr schnell. Während Curio noch grade mit dabei war, den Moment auszulosten, sprang Silvana plötzlich auf. Verwirrt neigte der junge Helvetier seinen Kopf ein Stück nach hinten, um der Bewegung seiner Frau zu folgen. Dann sagte sie noch etwas, das er nicht verstand. Er kam zu spät? Grade noch hatte er das Gefühl gehabt, dass sie kein Problem hatte und jetzt... Dann verstand er - und begann leise vor sich hin zu lachen. Währenddessen nahm er ihre Hand und küsste ihren Handrücken und fuhr fort mit einem weiteren Kuss auf ihr Handgelenke und dann einen dritten auf den Unterarm.


    Mein Dienst beginnt erst heute Nachmittag. Wir haben also alle Zeit der Welt.


    sagte er, immer noch lachend aber mit einem herausfordernden Blickin Richtung seiner Frau. Acanthos würde irgendwann zu Beginn der dritten Stunde etwas zu Essen und zu trinken, darunter auch den Sud, den Silvana gegen ihre Schwangerschaftsbeschwerden trinken sollte, herbeibringen, darum hatte Curio den Macedonen am Vorabend gebeten. Bis dahin hatten sie aber noch viiiiiieeeeel Zeit. Es war sozusagen ein kleines Geschenk von Curio an seine Frau: Ein gemeinsamer Morgen mit Entspannung und Vergnügen, aber es gäbe auch noch Zeit für Gespräche, wenn Silvana irgendwas belastete - und nach dem Tod ihrer Mutter gab es bestimmt irgendwas.

    Die Antwort auf seine Frage war eine Gegenfrage. Das mochte Curio eigentlich gar nicht, doch jetzt grade reichte ihm das ausnahmsweise mal als Antwort.


    Wenn wir ein bisschen aufpassen, wird es sich bestimmt nicht gestört fühlen.


    gab er daher nur grinsend zur Antwort, zumal ihre Hände sich ohnehin schon wieder auf den Weg gemacht hatten. Warum sollte er da noch wiedersprechen? Dennoch würde er allerdings nochmal eine Portion Vorsicht walten lassen, zumal ja, wie Alpina gesagt hatte, bis zur Wintersonnenwende noch einiges passieren konnte. Davon unbeeindruckt gab ihm Silvana klare Signale, die er nun ebenfalls mit zärtlichen Berührungen ihres gesamten Körpers beantwortete. Eine erneute, mehr als nur angenehme Abwechslung für den heutigen Morgen.