Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Curio brauchte einige Augenblicke, um seine Gedanken zu sammeln. Bestia hatte mit seinen Kommentaren nicht nur gezeigt, dass seine Informationslage besser war, als es seine Umgebung vermuten ließ, sondern hatte auch den finger in eine immer noch offene Wunde des jungen Helvetiers gelegt. Dabei überraschte es ihn vor allem, mit welcher Offenheit und Zigelgenauigkeit diesen Punkt getroffen hatte. Auch konnte ihm der Fabricier nicht mehr helfen, denn wenn er als Gesprächspartner ernst genommen werden wollte, musste Curio nun Mumm beweisen und den Mund aufkriegen.


    Ich möchte dir ein Angebot machen... für eine Anstellung.


    Langsam musste Curio reinkommen, doch durfte er auch nicht allzu lange warten. Immer dieses Balancieren auf einem schmalen Grat...


    Du weißt wer ich bin, das heißt, du weißt auch was ich noch vorhabe und du weißt auch, dass Personen, die aufsteigen wollen, nicht nur Freunde haben. Ich benötige daher jemanden, der mich und meine Familie beschützt, jemanden mit Kampferfahrung. Er soll außerhalb meiner politischen Amtszeiten vor allem für die Sicherheit meiner Frau, meiner Schwägerin und meiner Nichte sorgen und während meiner Amtszeiten als Apparitor meine Arbeit unterstützen. Es versteht sich, dass gegenseitiges Vertrauen, Loyalität und Respekt dabei für mich besonders wichtig sind.


    Erneut stockte Curio. Hoffentlich wurde seinem Gegenüber klar, dass er ihn aus diesem Loch hier rausholen und gleichzeitig die Aussicht auf regelmäßige städtische Anstellung eröffnete. Was auch immer er jetzt tat - Curio hatte da so eine dunkle Ahnung - er könnte die Seiten wechseln.


    Dafür biete ich dir freie Kost und Logis in meinem Haus an. Du erhältst eine der Angestelltenkammern und nimmst die Mahlzeiten mit meiner Familie ein. Außerdem können wir uns auf eine Entlohnung verständigen, die darüber hinausgeht. Als Apparitor würdest du natürlich den üblichen städtischen Lohn erhalten.


    Mit jedem Satz war Curio etwas sicherer geworden, auch wenn das versteinerte Gesicht Bestias keinen Rückschluss darauf zuließ, was er von diesem Angebot hielt.

    Das Innere der Taberna unterschied sich deutlich von jenenTaberna, die Curio sonst kannte, doch passte es sich genau zu dem Bild, das sie von außen machte. Trotz der Kälte draußen hing in dem großen Hauptraum eine unangenehme Schwüle gemischt mit dem Geruch schalen Bieres und und Schweiß. Curio konnte nicht anders und rümpfte die Nase, hielt sich aber unbeirrt einen Schritt hinter dem Fabricier, der sich mittlerweile die Kapuze seines Mantels vom Kopf gezogen hatte. Auffallend war, dass von dem Hauptraum mehrere kleine Nieschen abgingen, in denen Tische und Stühle standen. Liegen waren nirgendwo zusehen. Stattdessen konnte jede Niesche mit einem schweren Vorhang abgetrennt werden, sodass dort auch unbeobachtet Gespräche stattfinden konnten - und "Gespräche" jener Art, die man normalerweile in einem Lupanar antreffen würde, wobei die Tische und Stühle nicht grade bequem aussahen. Auch im Hauptraum standen Tische und Stühle. Einige davon waren besetzt und Curio musste sich zusammenreißen, die dort sitzenden Gestalten nicht näher zu mustern, aber aus dem Augenwinkel konnte er erkennen, wie an dem einen Tisch ein Geldbeutel den Besitzer wechselte und an einem anderen jemand seinen Dolch wetzte oder reinigte - da war er sich nicht so sicher. In der Tat, alleine wäre er hier nicht hingegangen, es war ja überhaupt schon eine Kunst gewesen, hierher zu finden, sodass er wohl auch gut daran tat, sich an den Fabricier ranzuhängen.


    Dieser blieb plötzlich stehen, besah sich einen mittelalten Mann mit schmutzig-blonden Haaren, der mit leeren Augen in seinen ebenso leeren Bierkrug starrte. Der alte Fabricius zögerte einen Moment, ging dann aber direkt auf den Tisch zu, setzte sich dem Mann gegenüber und gab Curio zu verstehen, sich ebenfalls zu setzen. Auch hier folgte Curio ohne ein Wort zu sagen, allerdings wagte er es nun, den Mann näher zu mustern. Das musster er also sein:


    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/custosjzy4v.jpg]| Galeo Vedius Bestia (Roderiq)


    Es entstand eine kurze Pause, in der buchstäblich nichts passierte. Der Fabricius hielt sich zurück, während Bestia weiterhin stumpf in seinen Bierkrug starrte. Ob er hoffte, dass er sich von alleine auffülte? Er konnte doch einfach was bestellen. Oder konnte er das eben nicht? Curios Blick wanderte zum Fabricius und endlich schien er, die Initative ergreifen zu wollen.


    Grüß dich, Bestia. Lange nicht mehr gesehen.


    Die Stimme des Fabricier war ruhig, aber Curio entging nicht die leichte Entspannung des Händlers. Der Fremde hingegen reagierte nicht, oder doch, denn irgendwann ertönte ein leises Grunzen aus seiner Kehle.


    Kein Interesse, Aremend. Verpiss dich.


    Bestia zog seinen Krug zu sich heran, während der Fabricier leicht schnaufte. Curio wusste zwar, dass der Alte auch einen keltischen Namen hatte, doch hatte er ihn, solange Curio ihn mittlerweile kannte, nicht einmal benutzt. Erst jetzt wurde dem jungen Helvetier bewusst, dass er diesen Namen vielleicht gar nicht mehr mochte, sondern komplett in seiner römischen Bürgerschaft aufging. Im Gegensatz zu den Ducciern, die ja alle noch ihre germanischen Namen trugen und sich in der Familie auch mit diesen ansprachen. Dem jungen Helvetier, der ja Teil einer urrömischen Familie war, war dieses Spannungsfeld unbekannt. So beobachtete er nur, wie sich der Fabricier kurz abwandte, aber gleich wieder die Initiative ergriff. Von ihrem Gegenüber hatten sie nämlich wohl kaum irgendein Entgegenkommen zu erwarten.


    Charmant wie eh und je, alter Freund. Aber sag, arbeitest du noch für diesen Ogulnius?


    Der junge Helvetier hatte den Namen Ogulnius schonmal gehört. Irgendwie brachte er ihn aber mit irgendeinem halb-legalen Geschäftszweig in Verbindung. Kein Wunder, in dieser Umgebung. Erneut entstand eine längere Pause, doch als Bestia merkte, dass sich sein Glas immer noch nicht füllte, blickte er schließlich auf.


    Nicht mehr. Als ihm irgendjemand fein säuberlich Augen und Zunge rausgeschnitten hat, hat er sein Geschäft aufgegeben.


    Er blickte den Fabricier nun offensiv und provokativ in die Augen und warf auch kurz dem jungen Helvetier einen Seitenblick zu. Der Fabricius blieb aber ungerührt. Curio wusste, dass der alte als Soldat einiges gesehen hatte, sodass nur dem jungen Helvetier ein kalter Schauer den Rücken hinablief.


    Nun, dann ist es bestimmt nicht mehr einfach, dein Zimmer hier zu bezahlen. Sieht ja eigentlich ganz gemütlich aus. Wenn die Zimmer auch so aussehen...


    Er beendete seinen Satz nicht, sondern hielt den Blickkontakt zu seinem Gegenüber aufrecht, ohne auch nur einmal zu blinzeln. Beide taten sich nichts, als ehemalige Soldaten Druck gewöhnt, auch wenn die Zeit des eigenhändigen Kampfes bei dem Fabricier länger vorbei war.


    Das ist hier nicht das verfickte Silva Nigra, Aremend. Also halts Maul, oder sag mir endlich, was du von mir willst. Und wer ist überhaupt dieser Grünschnabel, der so tut, als wäre er gar nicht da?


    Der Fabricius schmunzelte, blickte zum Tresen und gab dem bärtigen Wirt zu verstehen, dass er drei Biere bestellen wollte. Der Wirt nickte und schnell standen drei Krüge auf dem Tisch.


    Dieser Grünschnabel ist Iullus Helvetius Curio, vielleicht sagt dir der Name was. Er hat vielleicht Arbeit für dich, nicht wahr Curio.


    Curio nickte, brachte aber noch kein Wort heraus, da der kritische Blick Bestias auf seinem Gesicht ruhte und der junge Helvetier fand diesen Blick nicht grade angenehm.


    Helvetius Curio, hm? Der kleine Streber, der glaubt, er wäre der neue aufgehende Stern in Mogontiacum, hm? Hast du dir nicht mit dieser Masche auch eine kleine Wolfriksdotter geschnappt? Aber gut, von mir aus, hm? Was willst DU?


    Curio schluckte. Der Kerl war verdammt gut informiert dafür, dass er offenbar in diesem Loch hier hauste. Jetzt oder nie, auch wenn der erste Eindrucknicht grade positiv war. Doch der Empfehlung des alten Fabricius wollte er wenigstens einmal auf den Zahn fühlen.

    Es waren einige Tage seit der Abendgesellschaft in der Domus Fabricia vergangen, als Curio eine Nachricht erhalten hatte, in der der alte Fabricius ihn in den Vicus Castellum Mattiacorum bestellt hatte. Der Helvetier hatte daher seinen Dienst ein wenig umgestellt, sodass er am Nachmittag auf die andere Rhenusseite reiten und sich dort mit dem Fabricius treffen konnte. Mit dem Pferd war der Weg schnell zurückgelegt und nun galt es nur noch die Taberna "Tertius Gaudens" zu finden, die der Fabricier in dem Schreiben erwähnt hatte. Das wiederum war die größere Herausforderung und Curio musste den ganzen Vicus durchsuchen, bevor er das Gasthaus in einem versteckten Hinterhof fand. Davor wartete bereits der Fabricier, der Curio zeigte, vor er sein Pferd anbinden konnte und wartete dann, bis das Tier versorgt war.


    Du kommst spät, Curio.


    kommentierte er seine lange Wartezeit dem Helvetier gegenüber trocken.


    Im Gegensatz zu dir musste ich die Taberna erst suchen, Tullus Maior.


    antwortete Curio schulterzuckend und warf nun einen ersten Blick auf das Gebäude. Es sah heruntergekommen aus, die Außenfassade verdreckt und fleckig, die steinernen beiden Stufen des Eingangs abgenutzt und die Fenster mit löchrigen Latten vernagelt. Außerdem roch, nein stank es bestialisch in diesem Innehof, als ob irgendwo ein Tierkadaver vor sich hinweste, was den jungen Helvetier in dieser Umgebung aber kaum überrascht hätte. Curio runzelte die Stirn. Wo war er hier denn gelandet? Doch lange konnte er über diese ekelerregende Umgebung nicht nachdenken, da der Fabricier seine Abneigung längst bemerkt hatte.


    Stell dich nicht so an, Junge. Da siehst du erst, wie gut es uns geht.


    Wieder schimmerte der trockene Humor des ehemaligen Soldaten durch, den Curio von seinem Vater und seinem Bruder schon gewohnt war. Verstehen konnte er derweil gut, denn sie waren hier ja nicht auf der Suche nach irgendeinem zwielichtigen Verbrecher, sondern nach einem ehemaligen Verteidiger der römischen Grenze.


    So, bevor wir reingehen, ein paar Verhaltensregeln. Du redest nur, wenn du angesprochen wirst. Ansonsten hältst du dich zurück, machst dich am besten unsichtbar. Verstanden?


    riss ihn der Fabricius den jungen Helvetier erneut aus seinen Gedanken. Curio blickte ihn zweifelnd an und wollte schon etwas erwidern, als der Fabricier mit einer schnellen Hanbewegung den Widerspruch unterdrückte.


    Du hast keine Ahnung, wo wir hier sind, Curio. Das hier ist nicht das pulsierende Stadtzentrum. Ich habe keine Ahnung, wer gleich alles dort drin sitzt, doch ich kann dir versichern, dass keiner lange zögern würde, dir den Hals durchzuschneiden, wenn du jemanden nur schräg anschaust. Also: Verstanden?


    Das Gesicht des Helvetiers verdunkelte sich noch mehr. Nein, er hatte noch keine Ahnung von den dunklen, zwielichtigen Orten der Stadt, auch wenn er sich damit spätestens als Aedil noch würde beschäftigen müssen. Auch hatte der Fabricier nicht erwähnt, dass sich Curio wohl besser hätte bewaffnen sollen. Doch blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als zu gehorchen, wenn er diesen Bestia alias Roderiq kennenlernen wollte. Also nickte er und betrat mit dem Fabricier danach die Taberna.

    Silvanas Hand haltend hörte er sich ihre und die Ratschläge Alpinas an. Letztlich lief es also tatsächlich lediglich darauf hinaus, dass er nachsichtig und für sie da sein sollte und mögliche Launen ertrug, die während der Schwangerschaft bei ihr zum Vorschein kamen. Nur hatte er keine Vorstellung davon, was auf ihn zukam. Alpina war sehr verträglich gewesen und so hatte er nur die gelegentlichen Heißhungerattacken und die Morgenübelkeit, von der Silvana bereits jetzt heimgesucht wurde, wahrgenommen. Wenn er aber nun tatsächlich nicht mehr machen konnte, war das nunmal so.


    In Ordnung.


    antwortete daher kurz und strich mit seinem Daumen über Silvanas Handrücken. Es würde keine leichte Zeit für sie beide werden aber er war optimistisch, dass sie sie gemeinsam überstehen konnten, ebenso wie sie bisher alles überstanden hatten.


    Dann zögerte er. Irgendwas hatte er verpasst. Alpina ging weg? Wohin. Mit neuer Konzentration versuchte er dem Gespräch der beiden zu folgen. Sie würde also zu den Saturnalien abreisen und bis zum Februarius fernbleiben. Soweit hatte er schon mal folgen können. Aber wohin ging es jetzt eigentlich. Im Geist ging er das Gespräch zurück... doch kam stattdessen immer nur die Feststellung auf, dass er wohl doch besser zugehört hätte. Dann kam ihm aber etwas anderes in den Sinn: Acanthos hatte gesagt dass Alpina einen Brief aus Raetia erhalten hatte. Trotzdem hielt er sich im folgenden zurück, um seine Vermutung bestätigen zu können.

    Curio hörte mindestens ebenso gut zu, wie seine Frau, allerdings wurde ihm erst jetzt bewusst, warum Silvana Angst vor der Geburt hatte. Abgesehen von der Geburt selbst, die schon gefährlich war, kam nun auch offenbar noch dazu, dass sie noch jung war und daher die Gefahr einer Fehlgeburt - er zuckte innerlich zusammen, als plötzlich das Bild Alpinas nach ihrer selbstverursachten Fehlgeburt in seinen Verstand drängte - nochmal größer war. Nicht genug, dass dadurch ihr Kind gefährdet war, auch für Silvana ging damit eine nicht zu vernachlässigende Gefahr einher.


    Nachdenklich blickte er daher auf seine Füße, während die beiden Frauen die wichtigsten Informationen austauschten. Letzte Blutung, Opfer an Iuno, Teemischung, als das zog an ihm vorbei, ohne dass er es wirklich aufnahm. Irgendwann jedoch griff er nach Silvanas Hand und blickte dann auf.


    Kann ich auch irgendwas tun, um ihr zu helfen?


    Er wusste dass er ihr nichts abnehmen konnte. Sie trüge das Kind mit sich herum, sie litte untre Übelkeit und den sonstigen Schwangerschaftsbeschwerden, die er bei Alpina mitbekommen hatte, und bei der Geburt selber schließlich wäre er - der Tradition gemäß - ja nicht mal mit im Zimmer. Dennoch suchte er für sich irgendeine Aufgabe, die sich nicht narin erschöpfte, seiner Frau einmal täglich über den Bauch zu streicheln und ihr Mut zuzusprechen.

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Falco
    Und tatsächlich ist einer der Punkte, die mich (und vielleicht auch andere) abschrecken, dass man wieder als kleiner Straßenjunge beginnen muss, obwohl man einmal den allerhöchsten Lorbeer inne hatte. Dass man klein-klein agieren muss, wo man vorher die Geschicke der Welt gelenkt hat. DAS ist definitiv ein demotivierender Punkt.


    Als Straßenjunge müssen ja nur die wenigsten anfangen, wenn sie das partout nicht wollen. Das hat u.a. Crispus ja auch gesagt. Im Zweifel hat jede Familie senatorische und ritterliche Zweige, und da ja zumindest der Ordo Senatorius über zwei Generationen hinweg vererbt wird, könnte man zum Beispiel direkt mit dem Tirocinium Fori anfangen. Die Ochsentour vom Legionär oder Scriba zum Senator wird damit zumindest deutlich verkürzt. Womit ich dann auch zum zweiten Punkt komme:


    Zitat

    Der andere große Hinderungsgrund ist ein anderer. Wieder für mich. Ich habe keine Ahnung mehr. Was ist seit meiner Zeit passiert? An großen Entwicklungen, die ein normaler Bürger eigentlich wissen müsste. Wer hat das sagen? Wie läuft es?


    Als Tiro Fori eines aktiven Senators wiederum kann man eben jenen Einblick bekommen, den es braucht, um die aktuelle Gemengelage mitzubekommen. Eine grobe Einführung (Wer steht wie zu wem, wen mögen die Mitglieder meiner Gens, wen mögen sie nicht, wer mag meine Gens, wer mag sie nicht, wer hat wo was zu sagen?) ist derweil bestimmt auch beim Einstieg in die meisten Gentes quasi im Einstiegspaket enthalten. (Bei den Helvetiern kann ich zumindest dafür garantieren, da ich mich da im Zweifel selber drum kümmern würde. - Ende des Werbeblocks :D)


    Dennoch würde ich aber vielleicht grade bei den Rittern dafür plädieren, zumindest den Ordo erneut zu verleihen, da dort die Ochsentour ansonsten leider unvermeidlich ist, es sei denn man findet in irgendeiner Gens lebende ritterliche Eltern.


    Ansonsten sei aber nochmal unterstrichen, was Seneca bereits sagte:


    Du bist natürlich jederzeit Willkommen, natürlich auch in deiner alten Gens. 8)

    Curio hatte gewusst, dass Alpina schneller richtig schlussfolgern konnte, als er es an besagtem Abend getan hatte als Silvana ihm die freudige Nachricht eröffnet hatte. Daher grinste er jetzt nur, auch wenn seine Pointe nicht hatte zünden können.


    Dann kann ich für dich nur hoffen, dass Ursi nicht noch ihre freche Ader entdeckt.


    erwiderte er ihre Mahnung mit einem breiten Grinsen, ließ dann aber erstmal seiner Frau den Vortritt, sich von Alpina herzen zu lassen. Geduldig wartete er, bis die beiden Frauen ihre Herzlichkeiten ausgetauscht hatten und umarmte dann Alpina nochmal fest. Es wurde immer mehr, was sie letztlich nur ihr zu verdanken hatten, das gemeinsame Kind machte das alles aber endgültig perfekt.


    Als Alpina dann aber auf die Hochzeitsnacht zu sprechen kam und Silvana auch noch die Anekdote erzählte, wie Corvinus an ihrem Ehebett sein zotiges Lied gesungen hatte, errötete Curio leicht. Wäre dieses erste Mal mit Silvana nicht eine Offenbarung für ihn gewesen, er hätte alles nach ihrer Ankunft im Schlafzimmer gerne irgendwo weggeschlossen und nie, nie wieder hervorgeholt. Zudem hatte er sich vorgenommen für den unwahrscheinlichen Fall, dass er, würde ihr Kind irgendwann mal fragen würde, wie es entstanden war, nicht von der ersten, sondern von der zweiten, deutlich angenehmeren Nacht erzählen würde - auch wenn es vielleicht reizvoll war, zu behaupten, das Kind sei unter den Augen des Statthalters gezeugt worden.


    Ja ja... wie auch immer...


    wechselte er daher schnell das Thema.


    Natürlich werden wir aber trotzdem deinen Rat und deine Hilfe benötigen, sowohl während der Schwangerschaft, als auch während und nach der Geburt. Ich würde meine Frau nämlich niemand anderem anvertrauen als dir.

    Curio hatte alle Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken. Nicht nur, dass Alpina offensichtlich etwas ganz anderes erwartete, was sie erwartete gab ihm eine perfekte Möglichkeit, einzusteigen und sein Spiel weiterzuspielen.


    Na ja... also... die Symptome sind noch nicht aufgetreten, aber... wir beide rechnen zuerst mit Übelkeit und später mit Schlaflosigkeit.


    Bei Loki, war es schwierig, das durchzuhalten. Gradezu anstrengend. Allerdings wollte er das, was ihm grade in den Sinn kam, nicht für sich behalten.


    Und unter uns gesagt... wir wollen eigentlich gar nicht, dass es weggeht.


    Die Sehne des Skorpions war nun bis zum Maximum gestreckt und Curio hatte genug Anlauf geholt, um die Schlusspointe zu setzen. Vor allem war er gespannt, ob er sich tatsächlich setzen musste oder ob Alpina aufgrund der Hinweise selbst drauf kam. Derweil kniff er seiner Frau, die sich schon in eine unleserliche Grimmasse gerettet hatte, sanft in den Arm. Wahrscheinlich hatte sie mindestens ebensolche Mühe, sich nicht zu verraten, wie er grade.

    Salve, Alpina.


    grüßte Curio seine Schwägerin mit ernstem Gesichtsausdruck. Silvana hatte ihm zugesagt, dass er die Nachricht zu ihrer Schwangerschaft überbringen durfte und er wollte es- mit Blick auf die regelmäßigen Spitzen Alpinas gegen seine Ernsthaftigkeit spannend machen. Sehr spannend. Daher ließ er sich auch Zeit und spielte vorerst den besorgten Ehemann. Dafür griff er fast schon hilfesuchend nach dem Unterarm seiner Frau, von der er hoffte, dass sie nicht vor Aufregung platzen und ihm bei seinem kleinen Spaß einen Strich durch die Rechnung machen würde.


    Wir kommen als Kunden... also... das heißt... wir brauchen deinen Rat... und deine Hilfe.


    Ein demonstrativ besorgter Blick zu seiner Frau und ein kurzer Seufzer folgten. Er schaffte es sogar so zu schlucken, dass sein Adamsapfel sich vor und zurückbewegte, was er normalerweise nur tat, wenn er sich irgendwie unwohl fühlte.


    Weißt du... wir...


    setzte er an, brach aber ab. Nur nicht zu viel verraten. Wenn er sich vergaloppierte, oder es übertrieb, würde seine clevere Schwägerin nämlich sicher einen Verdacht schöpfen.

    Curio war sich immer noch unsicher über seine Rolle als werdender Vater. Es gab Dinge, vor denen er Angst hatte und dennoch breitete sich in ihm eine Freude darüber aus, dass er bald allen ernstes Vater sein würde. Einig waren sich Curio und Silvana darin, dass sie sie vorerst niemandem sagen wollten. Bis auf einer ganz bestimmten Person: Alpina. Sie wurde nicht nur Tante, sie sollte ihrem Neffen oder ihrer Nichte auch auf die Welt helfen, denn wer war dafür besser geeignet, als die Person, der Curio und Silvana ihre Ehe erst zu verdanken hatten und der die beiden am meisten vertrauten. Allerdings sollte auch alles seine Ordnung haben und so gingen sie nicht in das Zimmer Alpinas und Corvinus', sondern, wie ganz normale Kunden in die Taberna Medica. Nur einen Unterschied gab es zu Gaius Normalkunde: Sie traten nicht über die Außentür zur Straße ein, sondern durch die Tür aus dem hinteren Teil des Hauses.

    Und ich respektiere, was dein... sechster Sinn dir sagt.


    stellte er klar, denn bislang hatte sie ja damit auch immer recht gehabt. Würden ihre Urteile aber in diesem speziellen Fall nicht so weit auseinandergehen, würde er dem Druiden auch deutlich offener gegenüberstehen. Doch hatte sich dieser Mann dermaßen unverschämt ihm gegenüber verhalten, dass er einfach nicht daran glauben konnte, dass nicht doch irgendwas hinter dem Willen des Druiden stand, sein Wissen mit Silvana teilen zu wollen. Es war ihm nicht geheuer und er wusste ebenso, dass er mit dieser Meinung nicht alleine war.


    Es folgte weitere Zugeständnisse und wenn Curio danach ginge, würde das Treffen gar nicht erst stattfinden. Dazu hatten sie sich ja aber schon verständigt. Das eine Treffen würde stattfinden. Da mussten sie durch und es auch vor der Öffentlichkeit verantworten. Wie es dann weiterginge, würden sie sehen


    Das eine Treffen wird stattfinden. Ich werde... meinen Patron davon schon irgendwie überzeugen können. Nur müssen wir uns auch irgendwann der Öffentlichkeit stellen, spätestens bei den nächsten Wahlen. Da wirst du dann nämlich das erste Mal als meine Frau neben mir vor der Öffentlichkeit stehen.


    Als Tochter war sie nicht oder nur eng begrenzt in politische Verpflichtungen eingespannt. Als Curios Ehefrau würde sich das ändern und er wollte, dass sie sich da so früh wie möglich drauf einstellte. Sie musste lernen, auch mit ihm gemeinsam politisch zu denken, denn bis er weit genug gekommen war, würde die Politik einen sehr großen Teil ihres gemeinsamen Lebens ausmachen.


    Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit und wurden dabei unterstützt durch den Mond, der - darauf machte Silvana ihn aufmerksam - nun wieder ungetrübt am Himmel stand. Curio lächelte, als er sah, dass diese Episode offenbar ein Ende fand.


    Ja, vorbei.


    antwortete er, nahm nun seinerseits Silvanas Hände und gab ihr einen Kuss auf den Handrücken.


    Lass uns ins Bett gehen. Die Nacht dauert nicht mehr lang.

    Curio hörte seiner Frau konzentriert zu. Jetzt, als Cuio nicht durch ihre strahlend blauen Augen und die ihr so eigene Mimik abgelenkt wurde, konnte er sich auch tatsächlich auf den Inhalt dessen fokussieren, was sie sagte. Doch es ergab wenig Sinn. Dennoch hatte er ihr versprochen, dass er auf ihre Ahnungen hören wollte, und er hatte ihr auch versprochen, dass ihre Ehe nicht auf irgendeinem Zwang beruhte, weshalb er es eben auch nicht als selbstverständlich ansah, den Druiden einfach so hinauswerfen zu können, wenn der Wille seiner Frau in eine andere Richtung ging. Würde er das nämlich durchziehen, wäre er auch nicht besser, als die alternativen Heiratskandidaten, die mit einem wie auch immer gearteten Druck versucht hätten, die junge, seherisch begabte Duccia auf einen weltlichen Kurs zu bringen. Das wollte Curio ja eben nicht, aber er wollte andererseits auch nicht, dass sie sich durch ihre Ahnungen irgendwie selber in Gefahr brachte. Grade hier war es für ihn eine Gradwanderung, denn er war, auch wenn er seiner Frau vetraute und sie wiederum dem Druiden blind zu vertrauen schien, nicht bereit dem Druiden seinerseits dieses Vertrauen entgegenzubringen. Das musste sich der Mann erstmal verdienen und ihr erstes Aufeinandertreffen war dabei so gar nicht hilfreich gewesen.


    Hörbar atmete Curio durch, erwiderte den Druck ihre Hände und schloss für einen Augenblick die Augen - was aber aufgrund der Dunkelheit ohnehin keinen Unterschied machte.


    Nun gut. Ich gebe ihm eine weitere Chance.


    sagte er schließlich, ohne sich dabei weit aus dem Fenst zu lehnen, da er ja schon zugestimmt hatte, den Druiden zu empfangen. Allerdings schob er damit auch sein eigenes, erstes Urteil über diesen Kerl vorerst beiseite und würde sich ein neues Bild machen. Allerdings nur solange, bis sein erstes Bild womöglich bestätigt würde.


    Falls wir uns aber tatsächlich dafür entscheiden, einen regelmäßigen Kontakt zu dem Druiden aufzubauen, müssen wir uns eine sehr, sehr gute öffentliche Begründung überlegen. Auch für deine Familie.


    Und da kam dann wieder der Politiker ihm durch, der von seinen selbstverursachten äußeren Umständen getriebene Jungpolitik, der aufpassen musste, dass er nicht ins Abseits gestellt wurde und alle Chancen verlor, einen so guten Status zu erlangen, dass die Ehe als "gewinnbringend" angesehen würde. Denn andernfalls wäre ihre Hochzeit schneller passé, als der junge Helvetier "kultureller Austausch" sagen konnte.

    Curio nickte dem Iunier zu. Der Praefectus wirkte sympathisch auf den jungen Helvetier, denn einerseits fehlte ihm jeglicher Standesdünkel, den Curio immer fürchtete, da er eben nicht in eine einflussreiche Familie hineingeboren war und nunmal als Aufsteiger galt, die ja traditionell eher kritisch gesehen wurden, und andererseits war es eine natürliche Unkompliziertheit, die Curio immer mochte, was wohl auch daran lag, dass sie ihm meist auch zu eigen war. Wie ärgerlich war es für den Helvetier, wenn er auf Personen traf, die sich selbst zu wichtig nahmen und Ansprüche stellten, die kaum erfüllbar waren.


    Die Freude ist ganz meinerseits, Praefectus. Und wie meine Frau und ich ja schon am Rande der Hochzeit sagten, würden wir uns sehr über eine Einladung freuen.


    Curio musste lernen, dass er nun zwangsläufig in einer anderen Liga spielte, seitdem er Silvana geheiratet hatte. Damit einher ging zwar auch der Druck auf seine Karriere, doch eröffnete ihm diese auch zahlreiche Möglichkeiten. Insgesamt war es ein zweischneidiges Schwert und er war froh, dass er Silvana an seiner Seite, die durch ihre Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit seine immer wieder hervortretenden Unsicherheiten ausgleichen konnte.


    Bis dahin wünsche ich dir und deiner Frau alles Gute, vor allem mit der Gewöhnung an die kalten Temperaturen.


    verabschiedete er sich sodann freundlich von dem Iunier, blieb aber noch ein bisschen im Wasser, bevor er sich dann in die Räume der Masseure begeben würde.

    Curio erschrank kurz, als das Licht der Lampe erlosch. Eigentlich hatte es sich ja angekündigt, aber als es dann tatsächlich geschah, überraschte es ihn doch. Für wenige Sekunden trat nun eine kurze Stille ein, bevor Silvana ihn ansprach und er sich mit dem Blick in die Richtung orientierte, aus der die Stimme kam. Die Lampe stellte er er dabei vorsichtig auf dem feuchten Rasen ab, bevor er spürte, dass sie nach seiner Hand suchte, sie irgendwann fand und fest ergriff. Er bekam gleich eine Gänsehaut, da er auch damit nicht gerechnet hatte, umschloss dann aber auch ihre Hand und zog sie langsam an sich heran. Währenddessen hörte er jetzt einfach mal zu, wie die ganze Situation auf sie gewirkt hatte und letztlich bestätigte sich das, was er abseits des Zweifelns eigentlich über die Situation gedacht hatte. Es war wieder einer jener Situation gewesen, in der sie irgendwas angezogen hatte, für das sie keine Worte fand und für das es vielleicht einfach keine Worte gab. Allerdings glaubte er in Bezug auf den Druiden genau dort eine gewisse Gefahr zu sehen.


    Du sagst immer, dass von ihm keine Gefahr ausgeht. Das stimmt wahrscheilich nur insoweit, als dass er uns körperlich nicht schaden will. Allerdings geht eine andere Gefahr von ihm aus. Stell dir vor, wir entscheiden uns dafür, dass er dir sein Wissen nahebringt. Warum sollte er dann nicht einfach so weitermachen, wie bisher: Fragen über Fragen, neue Frage, weitere Fragen, die wieder nur zu Fragen führen, aber eben keine Antworten? Dass er dadurch eine Abhängigkeit einrichtet, weil du dir Antworten erwartest, die er dir aber nicht gibt, sondern immer nur weitere Fragen entstehen lässt? Verstehst du was ich meine?


    Kurzum: Vielleicht war es einfach die Masche dieses Kerls, dass er religiöse Menschen vereinnahmt, sie ausquetscht, bis sie keinen Wert mehr für ihn haben und sie am Ende mit ihren vielen Fragen alleine lässt, ohne auch nur eine dieser Fragen beantwortet zu haben. Curio traute es diesem Mann, der ja nicht mal die Frage nach seinem Namen ohne Umschweife, Rabulistik und nebulöse Anmerkungen beantworten wollte. Dieser Mann, davon war Curio überzeugt, wusste, wie man Menschen manipuliert und machte auch davon Gebrauch, wenn er ein einträgliches Opfer gefunden hatte.


    Im folgenden machte sie das Angebot, ihn einfach vor der Tür stehen zu lassen, denn die Einladung zurücknehmen konnten sie ja schlecht, sie wusste ja noch nicht mal, wohin sie die entsprechende Nachricht schicken sollten. Curio dachte einen Augenblick nach, allerdings wurde ihm klar, dass der Zug dafür abgefahren war.


    Nein, nein. Ich habe ihn eingeladen, also muss ich da jetzt auch durch. Es würde auch nur unnötig Aufsehen erregen, wenn ihm der Eintritt verwehrt würde. So wie ich ihn einschätze, weiß er nämlich nur allzu gut, dass das ein viel größeres Problem für uns wäre. Dennoch muss ich - oder besser: müssen wir versuchen, dass der Besuch nicht als allzu großes Politikum wahrgenommen wird. An einem Besuch bei deinem Vater, dem ich vermutlich auch die ganze Geschichte werde erzählen müssen, führt nichts vorbei.


    Soviel dazu, was für die Öffentlichkeit einzuplanen galt. Er musste sich noch eine Geschichte für diese ausdenken, damit es nicht hieß, Curio und seine Frau würden sich mit einem politischen Unruhestifter treffen und ihn womöglich bei seinen Vorhaben unterstützen. Das galt es zu verhüten, denn Curio musste noch mindestens zwei Wahlkämpfe überstehen, in denen solche Dinge nur zu gern ausgeschlachtet wurden, wenn sonst nichts mehr half.


    Ich verspreche dir, dass ich nie wieder an die zweifeln werde. Allerdings möchte ich dich bitten, mir genug Raum zuzugestehen, den Druiden einfach rauszuwerfen, wenn ich das Gefühl habe, dass er tatsächlich nicht an klaren Antworten interessiert ist. Dann nützt er nämlich niemandem etwas.

    Es war eine sehr gute Frage. Silvana hatte immer gute Fragen gestellt und führte dies jetzt weiter. Woran erkannte man aber gute Fragen? Daran, dass man keine Antwort auf sie weiß. Warum hatte er ihr so etwas vorgeworfen, etwas, dass dermaßen unwahrscheinlich, ja eigentlich komplett unmöglich war? Bis zum heutigen Tag hatte sie ihm gegenüber nichts getan, was auch nur in diese Richtung gewiesen hätte. Und dennoch hatte er es gesagt. Curio schluckte. Er war ungerecht gewesen und da kam er auch nicht mehr raus. Dennoch, und das musste sie verstehen, gab es Gründe, schwache ohne Zweifel, die grade heute Nacht dazu geführt hatten.


    Es tut mir unendlich leid, Runa. Es war ungerecht und verletzend.


    gab er ihr daher erstmal eine weitere Entschuldigung und schaffte es nun auch wieder seinen Blick zu heben. Erneut musste er schlucken. Denn jetzt kam der unangenehme Teil. Oder besser: Der noch unangenehmere Teil.


    Aber ich möchte dich bitten, die letzten Stunden nochmal Revue passieren zu lassen, aber jetzt nicht mit dem Blick derjenigen, die den Fremden von Anfang kannte, die wusste, mit wem sie es zu tun hatte und die durch Stimmen oder sonst etwas in dieser Art zu diesem Ort geführt wurde. Ich hatte keine Ahnung von all dem. Ganz im Gegenteil, ich wurde bis zu letzt im Dunklen gelassen, und zwar nicht nur von diesem... diesem...


    Curio fehlten die Worte und er merkte, wie wieder Zorn in ihm aufstieg. Doch hatte Silvana es nicht verdient, das Ziel dieses Zorns zu sein, wahrscheinlich war sie selbst wieder in jener Welt gewesen, in der sie ihre Umgebung nur bedingt hatte wahrnehmen können.


    Wenn ich mich richtig erinnere musste ich ganze viermal nachfragen, mit wem ich es zu tun hatte, bevor ich eine Antwort darauf erhielt. Dabei wusstest du, was ich von einem Treffen mit diesem Kerl hielt. Und natürlich verschwieg man mir diese Information solange, bis ich den entscheidenen Fehler gemacht habe.


    Er atmete zweimal tief durch, um den immer wieder aufflammenden Zorn niederzukämpfen. Er hatte das Gefühl, in eine Falle getappt zu sein. Und auch wenn seine Furcht verschwunden war, dass Silvana diese Falle mitausgelegt hatte, hätte sie ihn doch davon abhälten können, ja abhalten müssen, mit beiden Beinen in diese Falle hineinzuspringen.


    Es war ein Gesamtbild der letzten Stunden, Runa. Und ich möchte dich bitten, wenigstens einmal über dieses Gesamtbild nachzudenken.


    In diesem Moment erlosch die Flamme und die ohnehin nur undeutlichen Schemen seiner Frau verschwanden vollständig im Dunkel der Nacht.

    Wieder wartete Curio einige Augenblicke ab, in denen sich die Mitdecurionen eine Meinung über seine Argumente bilden konnten. Irgendwann ergriff dann wieder Duccius Marsus das Wort, bestätigte einerseits die schriftliche Form, bestand aber auch darauf, dass die Berichte zusätzlich in einer Rede auf dem Forum vorgestellt werden sollte. Curio dachte einen Augenblick darüber nach, nickte dann aber und winkte einen der Schreiber zu sich.


    Ich nehme deinen Vorschlag an und werde ihn in meinen Antrag aufnehmen.


    antwortete er kurz und diktierte dann dem Schreiber die vorzunehmenden Änderungen.


    Über die Berichtspflicht der städtischen Magistrate


    I. Die Magistrate des Municipium Cornelium Mogontiacensis sind dazu verpflichtet Rechenschaft über ihre Amtszeit abzulegen. Diese Verpflichtung gilt für die Duumvirn, Quaestoren, Aedilen und Magistri Vici.


    II. Um ihre Rechenschaftspflicht gemäß der Lex Municipalis zu erfüllen, müssen die Magistrate nach dem Ende ihrer Amtszeit einen schriftlichen Bericht anfertigen und diesen an die amtierenden Duumvirn übergeben.


    III. Der Bericht muss alle begonnenen und abgeschlossenen Projekte, vollzogenen Amtshandlungen und einen Nachweis über deren Vollzug enthalten.


    IV. Die eingereichten Berichte werden von den Duumvirn während einer Contio des Ordo decurionum verlesen und öffentlich auf dem Forum ausgehängt.


    V. Binnen einer Woche nach der Einreichung des schriftlichen Berichts müssen die Magistrate eine öffentliche Rede auf dem Forum halten, in der sie die in ihrem Bericht festgehaltenen Tätigkeiten mündlich darlegen.


    IV. Die Berichtspflicht ist Teil der rechtschaffenen Amtsführung, wie sie in der Lex Municipalis festgelegt wurde. Kommt ein Magistrat dieser Pflicht nicht nach, entscheidet der Ordo decurionum über die Einbehaltung eines einbezahlten Pfandes.


    Curio ließ sich die Tabula reichen, überflog die einzelnen Punkte, blieb allerdings an einer Sache hängen, die durch den neueingefügten Punkt womöglich obsolet geworden war. Daher ließ er den aktualisierten Entwurf erneut verlesen, bevor er sich nochmal zu Wort meldete.


    Bliebe nun abschließend noch die Frage, ob der in IV. festgesetzte öffentliche Aushang des Berichts noch notwendig ist, wenn er ohnehin spätestens eine Woche nach der Einreichung mündlich dargelegt werden muss. Für die Beibehaltung würde hingegen sprechen, dass sich die Municipes die Berichte bei Bedarf selbstständig kopieren können, wenn sie denn ein Interesse daran haben.


    Danach setzte er sich wieder und blickte fragend in die Runde. Es war wohl nunmehr eine Geschmacksfrage, wie mit dem Aushang verfahren werden sollte.

    Sim-Off:

    Drei von vier. Aber das nur am Rande. ;)


    Offenbar war die Konzentration der Mitdecurionen heute nicht allzu hoch. Das mochte an der Spontaneität des Vorschlags liegen, oder auch am Zeitpunkt, denn sicherlich waren einige Kollegen schon auf dem Sprung zurück zu ihren Geschäften. Woran es auch liegen mochte, Curio seinerseits war vor allem daran gelegen, dass der Rat hier einen Entschluss fasste, der dann entsprechend umgesetzt werden konnte.


    Dann sollte wir tatsächlich die Saturnalia als Termin wählen. Sie beginnen in diesem Jahr am ANTE DIEM XVI KAL IAN DCCCLXVI A.U.C. (17.12.2015/112 n.Chr.) und enden am ANTE DIEM X KAL IAN DCCCLXVI A.U.C. (23.12.2015/112 n.Chr.). Ich würde vorschlagen, dass wir direkt die ersten drei Tage nutzen, sodass die übrigen Tage den privaten Feierlichkeiten vorbehalten werden können. Zudem sollten wir bedenken, dass die Sklaven an den Saturnalia traditionell freigestellt werden, weswegen anfallende Vorbereitungen möglichst voher abgeschlossen sein sollten.


    Curio blickte in die Reihen der Mitdecurionen, bevor er den Abschlusssatz des Ducciers kommentierte.


    Das Angebot des Rex Bibendi sollten wir uns derweil als Überraschung vorbehalten


    sagte er abschließend und setzte sich hin. Sofern er Marsus richtig verstanden hatte, schien es ja eine durchaus angenehme Aufgabe für dessen Vetter zu sein.

    Nein, mich zieht nichts nach Rom. Ich habe hier alles, was ich brauche und glaube, dass ich meine persönlichen Ziele besser hier oben in der Provinz als in Rom umsetzen kann.


    Tatsächlich fühlte er sich hier in Mogontiacum wohl und konnte sich auch gar nicht so recht vorstellen, was er und seine Frau in der Hauptstadt machen sollten. Gut, er könnte in die Collegien aufsteigen, davon gab es ja in Rom deutlich mehr, als hier in der Provinz. Grundsätzlich waren die Aufstiegschancen für Priester dort unten besser, aber Curio bezweifelte, dass er sich dort unten wohlfühlen würde. Ganz abgesehen davon, dass er immer den Makel des Provinzlers tragen würde. Auch hier oben galt er ja noch als politischer Aufsteiger, als lokaler homo novus, doch arbeitete er stetig daran, dies abzulegen. Im Süden hätte er wieder genau das gleiche Problem, das dort wahrscheinlich umso größer wäre. Was sollte er also dort?


    Während der Iunier dann von seinem Klientelverhältnis erzählte, strich sich Curio mit seinen Händen durchs Gesicht. Der Tag war lang gewesen, doch wollte er der Müdigkeit nicht nachgeben, wenn er die Möglichkeit hatte, sich mit dem Iunier zu unterhalten, der nunmehr zu den wichtigsten Personen der Provinz gehörte. Dieser bestätigte jetzt jedenfalls, dass er ein Klient des Statthalters war, dass ihr Klientelverhältnis noch in die Zeit zurückging, in der der Duccier noch in Rom den Cursus Honorum beschritten hatte und wohl schon lange genug andauerte, dass von einer freundschaftlichen Beziehung die Rede sein konnte. Curio dachte daran, dass er nach dem Bekanntwerden der Beziehung zu Silvana alles Glas zwischen sich und seinem Patron zerschlagen hatte und eigentlich nur darauf gewartet hatte, dass das Patronat - natürlich in beiderseitigem Einverständnis - gelöst worden wäre. Dann kam es anders und mittlerweile war sein Patron gleichzeitig sein Schwiegervater. Inwieweit dadurch aber die Risse wieder gekittet waren, da war sich Curio nicht sicher, auch wenn Verus ihm in einem Gespräch vor der Hochzeit versichert hatte, dass dies der Fall sei.


    Es ist immer gut, wenn Patronate auch auf dieser Ebene funktionieren. Bei meinem Patron ist dies auch der Fall und ich kann mich nur glücklich schätzen, dass ich mich bei der Wahl des Patrons so entschieden habe und Duccius Verus dem auch offen gegenüberstand.

    Die Sekunden der Stille kamen Curio wie eine Ewigkeit vor. Dann antwortete sie und ihre Antwort war vernichtend. Innerlich zuckte Curio zusammen, trat dann aber weitere zwei Schritte auf den Ort zu, von dem die Stimme gekommen war. Der schwache Schein der Lampe erleuchtete nun die kleine Gestalt Silvanas, die den Blick starr auf den Boden gerichtet hatte. Auch wenn er nicht gewusst hätte, dass sie es war, hätte er sich sofort an ihren blonden Haaren erkannt, von denen nun einige in ihr Gesicht gefallen waren und es so bedeckten. Unwillkürlich musste Curio lächeln, doch schnell wurde er sich bewusst, dass dies deplatziert war. Stattdessen machte er noch einen weiteren Schritt auf sie zu und stand nun etwa eine Armlänge von ihr entfernt. Dann zögerte er allerdings. Konnte er noch einen Schritt wagen? Sollte er akzeptieren, dass ihre Flucht ein Zeichen dafür war, dass sie Abstand benötigte? Er entschied sich für die zweite Möglichkeit, blieb also stehen.


    Nein... ich... es... Runa... es tut mir leid.


    Auch sein Blick wanderte dabei langsam nach unten auf den Boden, der nur unzureichend von der Lampe beleuchtet war, sodass die grünen Grashalme nur schemenhaft unter dem Flackern der Flammen zu erkennen waren.


    Ich möchte gerne mit dir darüber reden... natürlich nur, wenn du auch möchtest.


    Die Lampe wurde immer leichter und Curio ging davon aus, dass das Lampenöl wohl bald aufgebraucht wäre. In nicht allzu lange Zeit würden sie hier also im kompletten Dunkel stehen.

    Die Suche hatte gedauert. Zwar war das Haus nicht allzu groß und er hatte einige Räume, darunter natürlich Lucius' und Alpinas Zimmer und die einzelnen Sklavenkammern, ausschließen können, doch blieben genug Räume, die er, da er niemanden wecken wollte, so leise es ihm möglich war nach Silvana absuchen musste. Zuerst die Räume in seinem Wohnbereich, dann die Küche, das Gästecubiculum und schließlich das Triclinium. Ohne Erfolg. Die Öllampe, die er wegen der ungewöhnlich intensiven Dunkelheit vor sich her trug, verlor langsam an Helligkeit und doch musste er noch in den Garten. Eigentlich hätte er dort auch als erstes schauen müssen, denn wohin würde Silvana denn sonst gehen, als in die Ruhe des Gartens. Mit vorsichtigen Schritten trat er in das kühle Tiefschwarz der Nacht hinaus und versuchte irgendwas zu erkennen. Die Funzel in seiner Hand war ihm dabei überhaupt keine Hilfe, sodass er noch weitere zwei Schritte vortrat.


    Runa... bist du hier?


    Er hielt den Atem an und hörte aus der äußersten Ecke ein leises Schluchzen. Erneut zwei Schritte, dieses mal in die Richtung des Geräuschs.


    Runa, bitte...


    Curio schämte sich fürchterlich, dass er überhaupt einen Zweifel an ihr zugelassen hatte. Allerdings war sie dabei auch nicht ganz unschuldig. Der junge Helvetier hoffte nur, dass er sich noch erklären könnte.