| Decria Timarcha
gemeinsam mit
| Helvetia Coriolana
Kaum hatte sich Alpina hingesetzt, wurde sie von einer weiteren, dieses Mal deutlich heftigeren Wehe übermannt. Ein spitzer Schrei verließ ihre Kehle und ihr Körper verspannte sich. Timarcha eilte von der Wasserschale zu ihr, legte ihr eine Hand auf die Schulter.
Tief durchatmen, meine Liebe, tief durchatmen.
Als diese erste heftige Wehe abgebbt war, kehrte die Decria zur Wasserschale zurück, wusch nochmal ihre Hände und ölte sie dann etwas ein, um sich nun gleich selbst ein Bild davon zu machen. Als ihr Blick dabei auf ihre Tochter fiel, merkte sie, dass sie bereits jetzt nahezu leichenblass war und wie versteinert auf einem der Stühle saß. Der kurze Aufschrei hatte sie zusammenzucken lassen und ihr Atem ging ebenso schwer, wie der Atem Alpinas. Schnell erhielt sie eine weitere Aufgabe, doch konnte sich Timarcha zusammenreimen, dass Lana hier kaum eine Hilfe sein würde.
Dennoch, im Moment lief alles noch gut und vielleicht erbarmte sich Iuno ja der jungen Gebärenden und half ihr dabei, dass das Kind seinen Weg finden würde. Mit diesem Gedanken begann sie nun damit, das Kind im Körper Alpinas zu ertasten. Tatsächlich konnte auch sie nun erfühlen, dass es sich um eine kleine Helvetia handelte, die hier nur mühsam ihren Weg ins Leben suchen musste. Allerdings bestätigte sich dabei auch alles andere, was Alpina gesagt hatte. Die Position und Körperhaltung des Kindes ließ keine Unterstützung von außen zu.
Mit ernstem Gesicht erhob sie sich, ging zurück zur Waschschüssel und wusch sich erneut die Hände sauber. Lana, die schon wieder zurück war, erhielt die Aufgabe, neues Wasser herbeizubringen. Als sie den Raum verließ, wandte sich Timarcha ihrer Schwiegertochter zu und half ihr dabei, sich zu erheben.
Du weißt wahrscheinlich besser als ich, dass es nicht leicht werden wird. Aber ihr beide werdet es schaffen. Das weiß ich.
Und während Alpina ihren Trank zubereitete, schüttete sich Timarcha ebenfalls etwas stark verdünnten Wein in einen Becher und leerte ihn in einem Zug. Danach fiel ihr Blick auf die Kerze für Lucina und Candelifera. Das würde noch ein schwerer Tag werden.
Einige Zeit war nun vergangen und getan hatte sich nichts. Die Wehen bei Alpina wurden heftiger und die Abstände dazwischen verkürzten sich immer mehr. Doch jede Untersuchung Timarchas ergab kaum wirklich Fortschritte. Alpina hingegen wurde immer verzweifelter, sie begann zu flehen und Timarchas Versuche, sie zu beruhigen, stießen von Wehe zu Wehe auf immer weniger Zuspruch.
Als die beiden Lösungsvorschläge Alpinas kamen, hörte sich Timarcha diese dann konzentriert an, brauchte dann einen kurzen Augenblick, um sie komplett zu verstehen, schüttelte dann aber den Kopf.
Ich werde keine Schnitte an die vornehmen, Alpina. Für eine geübte Hebamme mag ein solcher Schnitt ja zum Alltagsgeschäft gehören, aber ich... nein, meine Liebe, das ist mir zu gefährlich.
Zu Alpinas zweiten Vorschlag konnte sie schon eher zustimmen, allerdings wusste sie auch, dass ihre Hand deutlich weniger schmal und längst nicht mehr so beweglich, wie die Hände einer jungen Frau war. Also wanderte nun auch ihr Blick zu Lana, die sich immer weiter zurückgezogen hatte und regelrecht nach Aufgaben verlangte, die sie aus dem Raum führten. Die Blicke der beiden Frauen machten das nicht besser und nach einer quälend langen Pause und einer weiteren heftigen Wehe, schüttelte sie den Kopf und Tränen traten in ihre Augen.
Alpina... ich... es... nein... es... tut mir Leid... Aber... bitte... ich... kann das nicht.
stotterte sie und musste nun selbst Halt an einem der Möbelstücke suchen. Timarcha erwiderte das nur mit einem milden Blick.
In Ordnung, Liebes. Allerdings muss es jemand machen.
Und nach einer erneuten Pause, in der das Nachdenken und Abwägen Timarchas praktisch hörbar war, seufzte sie schließlich leise.
Ich glaube du musst deinen Bruder und deine Schwägerin stören. Also los, hol Silvana her! Und danach sorgst du dafür, dass wir hier auch weiterhin neues Wasser und frisches Öl haben, ja?
Immer noch milde Lächelnd ruhte ihr Blick auf der jungen Helvetia, die ganz offensichtlich froh war, wieder aus dem Raum raus kam, nun aber um Hilfe zu holen. Hoffentlich waren die beiden nicht allzu sauer deswegen.