Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Es dauerte nicht mehr lange, bis wieder Stille im Haus einkehrte. Allerdings war genau das der Moment, der die größte Anspannung hervorrief, denn Stille konnte ja alles mögliche bedeuten. Curio, der nervös durch das Atrium gestapft war, hielt nun inne und wartete, ob er irgendwas anderes hören konnte, dass die schweren Schreie Alpinas ersetzte, doch bis ins Atrium drang nun nichts mehr, was einen Rückschluss auf das Ergebnis der Geburt zugelassen hätte. Dass die Anspannung nun ihren Höhepunkt erreichte, wurde auch durch den alten Primus Pilus deutlich, der sich nun ebenfalls erhoben hatte und, auf seiner Vitis abgestüzt, zur Tür schaute, die zum Wohnbereich von Alpina und Corvinus führte. Und genau in diesem Moment erschien Corvinus im Atrium. Curio schaute ihn einige Augenblicke an und erhob dann das Wort.


    Alpina liegt in den Wehen... oder... hat in den Wehen gelegen.


    Was dabei rumgekommen ist wude aber erst deutlich, als Lana mit fröhlichem Gesichtsausdruck aus dem Wohnbereich ins Atrium trat, in die Runde blickte und dann mit kleinen schnellen Schritten auf ihren großen Bruder zuging, ihn umarmte und einen Kuss auf die Wange drückte.


    Herzlichen Glückwunsch, großer Bruder, du bist Vater! Alpina und dem Kind geht es gut. Mutter wird es dir gleich herausbringen.


    Und kaum, dass sie die Worte gesprochen hatte, verschwand sie auch schon wieder im Wohnbereich.


    Curios Anspannung entwich aus seinem Körper und nun trat auch er auf seinen Bruder zu.


    Herzlichen Glückwunsch, Lucius.


    sagte er und klopfte ihm auf die Schulter. Danach ertönte das Klacken von Curvus' Vitis, da nun auch der alte Helvetius auf seinen Sohn zuging. Sein Schulterklopfen fiel aber deutlich fester aus, als das Curios.


    Glückwunsch, Sohn. Der Herr des Lichts möge mit dir und deiner Familie sein.


    Jetzt warteten natürlich alle, dass Timarcha mit dem Kind herauskam, um es dem Vater zu Füßen zu legen.

    | Decria Timarcha


    gemeinsam mit


    | Helvetia Coriolana


    Ganz die stolze Mutter betrachtete Alpina ihre kleine Tochter. Wenn Timarcha daran dachte, wie sie das erste Mal ihre Kinder im Arm hielt, hellte sich ihr Gesicht ebenso auf und daher auch jetzt. Wie gut konnte sie Alpina verstehen, denn es war immer etwas ganz besonderes, das erste Mal das eigene Kind im Arm zu halten. Auch von ihr erfolgte nochmal die Untersuchung. Die Arme, Hände, Füße und das Gesicht der kleinen wurden nochmal überprüft und da alles da war, wo es hingehörte, schien auch Alpina sich deutlich zu entspannen.


    Nichts zu danken, meine Liebe. Wenn ich meiner Schwiegertochter helfen und mein Enkelkind auf die Welt bringen kann, ist das doch selbstverständlich.


    Auch hier bildete sich wieder mütterlich-milde Ausdruck auf Timarchas Gesicht. Die junge Frau hatte alles gegeben, um die kleine Helvetia zur Welt zu bringen. Das rechnete Timarcha ihr hoch an. Lana hingegen errötete leicht, denn eigentlich hatte sie ja längst nicht so viel gemacht, wie ihre Mutter und Silvana. Dann allerdings wurde Timarcha wieder ernster.


    Würdest du bitte schauen, Coriolana? Aber er soll draußen warten, wenn er da ist, ja?


    sagte sie und schon kurz nachdem die junge Helvetia aus dem Raum verschwunden war, wandte sich Timarcha wieder Alpina zu.


    Ich kann leider nicht zulassen, ihn jetzt schon hereinzuholen, meine Liebe. Gleich im Atrium werde ich ihm das Kind, so wie es Tradition ist, vor die Füße legen, damit er entscheiden kann, ob er es als seines annimmt. Danach wird er es dir bestimmt sofort zurückbringen und erst dann kannst du ihn auch sehen. Vorher muss aber der Tradition genüge getan werden.


    Es war kein leichter Moment, das wusste Timarcha selber zur genüge. Das Kind jetzt noch abzugeben und dann der doch immer leise nagende Zweifel, wie der frischgebackene Vater nun auf das Kind reagieren würde. Die Decria hatte aber keinen Zweifel daran, dass Corvinus das Kind annehmen würde. Ansonsten würde er nämlich auch einen Tritt in den Hintern bekommen, da das Kind nunmal definitiv seins war.

    | Decria Timarcha


    gemeinsam mit


    | Helvetia Coriolana


    Timarcha nahm das Kind nun erstmal an sich und untersuchte es auf irgendwelche Auffälligkeiten. Das leise Wimmer dauerte dabei an, offenbar haderte die kleine Helvetia damit, die ihr so vertraute Stimme ihrer Mutter nicht zu hören. Die Decria fand aber, bis auf ein Muttermal an der Hüfte, das sie von Corvinus kannte, keine Auffälligkeiten und da das Kind auch ganz offensichtlich atmete, bestätigte sie die erste Einschätzung Silvanas.


    Ja, eine kerngesunde, bezaubernde kleine Helvetia.


    sagte sie mit glücklicher Stimme und blickte auf die erschöpfte Alpina, deren schweißnasse Stirn von Lana vorsichtig mit einem in lauwarmen Wasser getränkten Tuch abgetupft wurde. Nachfolgend ging Timarcha mit dem Kind zu Wanne, wusch es das erste Mal, wobei sie nochmal ganz vorsichtig nach irgendwelchen Auffälligkeiten suchte, die aber auch hierbei ausblieben. Dann wickelte sie das Kind in ein gewärmtes Tuch, dass bis dahin nahe am Kohlebecken gelegen hatte und legte es Alpina, die nun auch die Nachgeburt hinter sich gebracht hatte, das erste Mal in den Arm. Lange würde es dort aber nicht bleiben, denn irgendwann musste auch das tollere infantem, allerdings nur, wenn Corvinus auch schon im Haus war oder möglichst bald dort erscheinen würde.


    Während Alpina aber nun das Kind im Arm hielt, bekam sie nun auch von Timarcha einen Kuss auf die Stirn.


    Das hast du wunderbar gemacht, Alpina.


    Und als ihr Blick denjenigen Silvanas traf, bekam diese ein anerkennendes Nicken.


    Gute Arbeit, Silvana. Und vielen Dank für deine Hilfe.


    Die Selbstverständlichkeit, das Selbstvertrauen und der Mut der jungen Duccia imponierten der Mutter der Helvetier. Wenn sie in ihrer Ehe diese Charakterzüge beibehalten würde, wäre sie mit Sicherheit eine große Stütze für Curio. Zumal ja jede Frau wusste, dass hinter jedem starken Mann auch eine starke Frau stand. Und daher schob sie noch etwas nach, was vielleicht erstmal berdrohlich wirken könnte.


    Ich möchte dich gleich, wenn wir alle Geburtsriten vollzogen haben, im Garten sehen.

    | Decria Timarcha


    gemeinsam mit


    | Helvetia Coriolana


    Lana, die grade mit einem Bottich heißen Wassers zurückgekommen war, stellte diesen sofort ab und eilte zu ihrer Schwägerin, um die Anweisung Silvanas umzusetzen. Mit einem kurzen Nicken und einem milden Lächeln bekam sie sofort von ihrer Mutter die Bestätigung, dass sie wenigstens eine Kleinigkeit beitragen konnte. Danach ging aber alles recht schnell. Timarcha hatte sich so hingestellt, dass sie das Kind,das offenbar nun den Entschluss gefasst hatte, schnell zur Welt kommen zu wollen, mit einem weichen und warmen Tuch aufzufangen.


    Allerdings hatte sie auch den besorgten Blick der Duccia bemerkt, die ja nun in direktem Kontakt zu der kleinen Helvetia gewesen war. Hatte das Kind etwa keinen Herzschlag? Hatte die Geburt bereits zu lange gedauert und war das kleine Würmchen im Mutterleib oder gar an der Nabelschnur erstickt? Doch all dies wurde widerlegt mit dem erlösenden Wimmern des Mädchens, das die Decria nun auf dem Tuch in ihren Armen hielt.


    Trenn bitte noch die Nabelschnur ab, Silvana. Und du, Coriolana, lässt Alpina nicht aus den Augen!


    nahm sie nun auch wieder das Kommando an sich, um die üblichen Geburtsriten durchzuführen. Vorher allerdings musste die junge Duccia noch den ersten Teil der Rituale übernehmen und die Nabelschnur durchtrennen. Danach würde Timarcha fortfahren.

    Nach dem Einverständnis aller Personen, denen Curio das Recht zugestand, ihr Veto gegen die Heirat einzulegen suchte er erstmal seine Familie zusammen, die sich auf Anweisung seiner Mutter unter die Gäste gemischt hatten, um diese bei Laune zu halten. Jetzt bewegten sich alle zum Hain, wo bereits ein Ritualkreis von den Goden abgesteckt worden war. In diesen traten Curio und sein Vater nun ein, nachdem sie von den Goden und dem Priester des lokalen Cultus Deorum begrüßt worden waren. Die restlichen helvetischen Familienmitglieder standen direkt an der Grenze des Kreises nah am Geschehen, um auch ja nichts zu verpassen. Zudem hatten sich einige römische Gäste um sie versammelt, um sich vor dem von Timarcha angekündigten Blutregen der Goden abzuschirmen.


    Mit einem kurzen Blick musterte Curio, der die Priester besonders herzlich gegrüßt hatte, nun, ob alles vorbereitet war. Was war nun zu tun? Die Mitgift musste noch ausgetauscht werden und danach könnten sie auch schon mit der eigentlichen Trauungszeremonie beginnen. Da er keinen Grund sah weiter zu warten und endlich - ENDLICH - Silvana an seiner Seite wissen wollte. So nickte er den drei Priestern zu und atmete dann einmal tief durch. Jetzt ging es also wirklich los. Und seine Nervosität erreichte einen neuen Höhepunkt.

    | Decria Timarcha


    gemeinsam mit


    | Helvetia Coriolana


    Lana hatte den schnellen Schritte Silvanas kaum folgen können, so eilig stürmte sie durch das Haus in das Schlafzimmer Alpinas, wo die beiden zurückgebliebenen Frauen nun ruckartig zur Tür schauten. Gleich übernahm dann auch die junge Duccia das Kommando, was dazu führte, dass Timarchas Augenbrauen in die Höhe wanderten. Die leichte Verärgerung verflog aber schnell, als ihr klar wurde, dass das wohl die einzig mögliche Reaktion auf die aktuelle Situation war. Sie hatten keine Zeit, lange darüber zu diskutieren, wer hier was und wann tun sollte. Daher nickte sie nur und nahm die ihr zugewiesene Position ein.


    Es liegt alles bereit, Silvana.


    bestätigte sie daraufhin auch nochmal, dass alles vorbereitet war und sie bereit war, das Kind in das Tuch zu wickeln, sobald es geboren werden würde. Dass sie selbst alle zeremoniellen Dinge vollziehen würde, stand dabei - zumindest für sie - außer Frage. Und dass sie die junge Duccia nun das erste Mal mit ihrem Cognomen angesprochen hatte, konnte vielleicht als kleines Zeichen dafür gelten, dass Silvana nach der gestrigen hochzeit langsam ihren Platz in der Familie fand.


    Lana wiederum verschwand gleich wieder aus dem Raum, um neues Wasser zu holen. Es nagte an ihr, dass sie nicht fähig war, ihren Schwägerinnen und ihrer Mutter zu helfen. Doch konnte sie es einfach nicht.

    In den letzten Stunden war immer mehr Unruhe ins Haus geraten, das bis vor einigen Minuten noch an Curio und seiner frisch angetrauten Ehefrau vorbeigegangen war. Jetzt, wo Curios Schwester aber Silvana zur Geburt hinzugerufen hatte, blieb den Männern im Haus nichts anderes übrig, als auf die erlösende Nachricht zu warten, dass alles in Ordnung war und es Mutter und Kind gut ging. Neben Curio standen nun auch sein Vater und sein Bruder im Zentrum des Hauses, trotteten teils hin und her oder saßen in der steinernen Sitzecke und vetrieben sich mit irgendwelchen Dingen die Zeit. Mittlerweile hatten die Schreie aus dem Wohnbereich von Corvinus und Alpina zugenommen und spätestens als Lana in Curios Schlafzimmer gestürmt war, war wohl klar, dass es keine alltägliche Geburt war. Über die genauen Umstände und Probleme wussten die Männer aber freilich nichts, zumal ihnen auch niemand etwas dazu gesagt hatte.


    Eines war aber augenscheinlich: Der Vater fehlte. Der britische Ianitor hatte darauf hingewiesen, dass sich Corvinus bereits recht früh auf den Weg zu einem Gespräch ins Castellum aufgemacht hatte. Curios Meinung darüber ging auseinander. Einerseits war er davon überzeugt, dass Corvinus über dies alles Bescheid wissen sollte, andererseits würde ihm die Schreie Alpinas sicherlich eine gehörige Angst einjagen. Schließlich jagten sie auch schon Curio Angst ein und der war zwar eng mit ihr befreundet, aber natürlich nicht so eng, wie Corvinus. Die Frage, ob man ihn dazuholen sollte, verneinten sowohl Curio als auch sein Vater, denn was auch immer seine Verpflichtung im Castellum war, er hatte dort seine Arbeit zu erfüllen und würde - so die Götter wollten - noch frühzeitig im Haus ankommen.

    | Decria Timarcha


    gemeinsam mit


    | Helvetia Coriolana


    Kaum hatte sich Alpina hingesetzt, wurde sie von einer weiteren, dieses Mal deutlich heftigeren Wehe übermannt. Ein spitzer Schrei verließ ihre Kehle und ihr Körper verspannte sich. Timarcha eilte von der Wasserschale zu ihr, legte ihr eine Hand auf die Schulter.


    Tief durchatmen, meine Liebe, tief durchatmen.


    Als diese erste heftige Wehe abgebbt war, kehrte die Decria zur Wasserschale zurück, wusch nochmal ihre Hände und ölte sie dann etwas ein, um sich nun gleich selbst ein Bild davon zu machen. Als ihr Blick dabei auf ihre Tochter fiel, merkte sie, dass sie bereits jetzt nahezu leichenblass war und wie versteinert auf einem der Stühle saß. Der kurze Aufschrei hatte sie zusammenzucken lassen und ihr Atem ging ebenso schwer, wie der Atem Alpinas. Schnell erhielt sie eine weitere Aufgabe, doch konnte sich Timarcha zusammenreimen, dass Lana hier kaum eine Hilfe sein würde.


    Dennoch, im Moment lief alles noch gut und vielleicht erbarmte sich Iuno ja der jungen Gebärenden und half ihr dabei, dass das Kind seinen Weg finden würde. Mit diesem Gedanken begann sie nun damit, das Kind im Körper Alpinas zu ertasten. Tatsächlich konnte auch sie nun erfühlen, dass es sich um eine kleine Helvetia handelte, die hier nur mühsam ihren Weg ins Leben suchen musste. Allerdings bestätigte sich dabei auch alles andere, was Alpina gesagt hatte. Die Position und Körperhaltung des Kindes ließ keine Unterstützung von außen zu.


    Mit ernstem Gesicht erhob sie sich, ging zurück zur Waschschüssel und wusch sich erneut die Hände sauber. Lana, die schon wieder zurück war, erhielt die Aufgabe, neues Wasser herbeizubringen. Als sie den Raum verließ, wandte sich Timarcha ihrer Schwiegertochter zu und half ihr dabei, sich zu erheben.


    Du weißt wahrscheinlich besser als ich, dass es nicht leicht werden wird. Aber ihr beide werdet es schaffen. Das weiß ich.


    Und während Alpina ihren Trank zubereitete, schüttete sich Timarcha ebenfalls etwas stark verdünnten Wein in einen Becher und leerte ihn in einem Zug. Danach fiel ihr Blick auf die Kerze für Lucina und Candelifera. Das würde noch ein schwerer Tag werden.


    ~~~


    Einige Zeit war nun vergangen und getan hatte sich nichts. Die Wehen bei Alpina wurden heftiger und die Abstände dazwischen verkürzten sich immer mehr. Doch jede Untersuchung Timarchas ergab kaum wirklich Fortschritte. Alpina hingegen wurde immer verzweifelter, sie begann zu flehen und Timarchas Versuche, sie zu beruhigen, stießen von Wehe zu Wehe auf immer weniger Zuspruch.


    Als die beiden Lösungsvorschläge Alpinas kamen, hörte sich Timarcha diese dann konzentriert an, brauchte dann einen kurzen Augenblick, um sie komplett zu verstehen, schüttelte dann aber den Kopf.


    Ich werde keine Schnitte an die vornehmen, Alpina. Für eine geübte Hebamme mag ein solcher Schnitt ja zum Alltagsgeschäft gehören, aber ich... nein, meine Liebe, das ist mir zu gefährlich.


    Zu Alpinas zweiten Vorschlag konnte sie schon eher zustimmen, allerdings wusste sie auch, dass ihre Hand deutlich weniger schmal und längst nicht mehr so beweglich, wie die Hände einer jungen Frau war. Also wanderte nun auch ihr Blick zu Lana, die sich immer weiter zurückgezogen hatte und regelrecht nach Aufgaben verlangte, die sie aus dem Raum führten. Die Blicke der beiden Frauen machten das nicht besser und nach einer quälend langen Pause und einer weiteren heftigen Wehe, schüttelte sie den Kopf und Tränen traten in ihre Augen.


    Alpina... ich... es... nein... es... tut mir Leid... Aber... bitte... ich... kann das nicht.


    stotterte sie und musste nun selbst Halt an einem der Möbelstücke suchen. Timarcha erwiderte das nur mit einem milden Blick.


    In Ordnung, Liebes. Allerdings muss es jemand machen.


    Und nach einer erneuten Pause, in der das Nachdenken und Abwägen Timarchas praktisch hörbar war, seufzte sie schließlich leise.


    Ich glaube du musst deinen Bruder und deine Schwägerin stören. Also los, hol Silvana her! Und danach sorgst du dafür, dass wir hier auch weiterhin neues Wasser und frisches Öl haben, ja?


    Immer noch milde Lächelnd ruhte ihr Blick auf der jungen Helvetia, die ganz offensichtlich froh war, wieder aus dem Raum raus kam, nun aber um Hilfe zu holen. Hoffentlich waren die beiden nicht allzu sauer deswegen.

    | Decria Timarcha


    gemeinsam mit


    | Helvetia Coriolana


    Timarcha verzog leicht das Gesicht, als Alpina von der Steißlage und den angelegten Beinen sprach. Allein die Steißlage war schon problematisch, dass das Kind aber keinen Stelle bot, an der sie es würde fassen können, machte dieses Problem nur noch größer. Langsam führte die Decria Alpina zu einer Kommode, wo sie sich abstützen könnte, ließ sie aber auch nicht los, für den Fall dass die nächste Wehe kommen sollte. Als Alpina dann erzählte, dass es ein Mädchen war, dass sie heute gebären sollte, hellte sich Timarchas Gesicht auf.

    Ein Mädchen? Wie schön. Und für den Stammhalter habt ihr ja noch ein bisschen Zeit.


    Ein vergnügliches Schmunzeln umspielte Timarchas Lippen, denn so wie sie die helvetischen Männer kannte, gaben sie sich auch nach der Geburt eines Stammhalters nicht mit einem Kind zufrieden. Sie selbst hatte ja nach der Geburt des ältesten auch noch drei Kinder zur Welt gebracht. Zudem gab es schon genug Männer in diesem helvetischen Zweig, da konnte das eine oder andere Mädchen sicherlich nicht schaden.


    Inzwischen trugen Lana und Neman den Geburtsstuhl hinein. Für Timarcha war das etwas neues, da sie alle ihre Kinder im Bett geboren hatten. Allerdings zeigte das Aussehen des Stuhls bereits, wie er funktionieren sollte und wie das Gewicht des Kindes selbst die Geburt beschleunigen könnte.


    So, meine Liebe, jetzt setzt du dich erstmal hin. Können wir dir im Moment sonst noch was Gutes tun? Ach so, die Kerze für Lucina hast du auch hier?


    Mittlerweile war auch heißes Wasser da, in dem sich Timarcha nun sorgsam die Hände wusch und Lana zu verstehen gab, dass sie es ihr gleich tun sollte. Diese aber wirkte immer noch recht unsicher mit dem, was sie hier machen sollte. Die Kerze wiederum müsste Timarcha dann wohl gleich entzünden, sobald die Abstände der Wehen kürzer würden und Timarcha sich ganz um die Gebärende kümmern müsste. Dass ihre Tochter aber deutlich abseits stand und sich kaum an Alpina herantraute, könnte auch noch zu Problemen führen.

    | Decria Timarcha


    gemeinsam mit


    | Helvetia Coriolana


    Timarcha wurde von der Gallierin zu Alpina gebracht, die sich bereits mit der einen oder anderen Wehe konfrontiert sah. Mit besorgtem Blick hörte sie sich die Ausführungen der jungen Frau an, als nun auch Lana dazustieß, die sich zwar ebenfalls in ihre einfachste Tunika gekleidet hatte, der allerdings der Schlaf noch in den Augen hin. Zudem wurde Alpina schon von einer weiteren Wehe heimgesucht, sodass sie sich just als Lana den Raum betrat unter der Wehe zusammenkrümmte. Die junge Helvetia blieb wie erstarrt stehen, während ihre Mutter das Heft des Handelns in die Hand nahm


    Guten Morgen, meine Liebe. Natürlich ist das überhaupt kein Problem, wenn das Kind kommen will, dann kommt es.


    Mit einem aufmunternden Lächeln nahm sie während der Wehe Alpinas Hand.


    Jedenfalls siehst du jetzt selbst, dass kleine Helvetier bei der Geburt immer schwierig sind. Wir werden aber dafür sorgen, dass es gut zur Welt kommt, auch wenn ich dafür heute die Grundsätze des Geburtshilfe lernen muss.


    Als sie sich dann zu Lana umwandte, sah sie deren unsicheren Gesichtsausdruck und schenkte auch ihr ein mütterlich-fürsorgliches Lächeln.


    Guten morgen, Liebes. Hilf doch bitte Neman bei dem Stuhl.


    Es war natürlich praktisch, dass ihre Tochter jetzt sah, was eine Schwangerschaft eigentlich bedeutete, denn hoffentlich würde sie sich nun zweimal überlegen, bevor sie sich in irgendeine Beziehung stürzte. Als sich Lana dann wieder zur Tür hinausdrückte, widmete sich Timarcha wieder ganz ihrer Schwiegertochter und hielt ihre Hand, für den Fall, dass eine weitere Wehe kommen sollte.


    So und jetzt zu den Fakten: In welchen Abständen kommen die Wehen?

    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/curvusg3oy3.jpg]| Lucius Helvetius Curvus


    und


    | Decria Timarcha


    Timarcha hörte sich die Ausführungen der Sklavin an und ihr Gesichtsausdruck wechselte von Verstimmtheit zu Ernst. Einen Augenblick schwieg Timarcha dann antwortete sie immer noch recht leise.


    In Ordnung, ich bin gleich da. Und ja, sag doch bitte auch meiner Tochter bescheid.*


    Langsam schloss sie den Türspalt wieder, ließ ihn dann aber wieder aufschnellen, denn ihr kam noch ein Gedanke.


    Weißt du, ob sich das Kind mittlerweile gedreht hat?


    Nachdem sie eine Antwort darauf erhalten hatte, schloss sie endgültig die Tür, trat zu ihrer Reisetruhe und suchte sich die günstigste Tunika heraus, die sie dabei hatte. Natürlich kam sie dabei nicht umhin, etwas fallen zu lassen, was ein erneutes Grunzen bei ihrem Mann hervorrief.


    Komm zurück ins Bett.


    murmelte er vor sich hin, ohne sich zu bewegen oder auch nur die Augen zu öffnen. Timarcha aber hatte grade das passende Kleidungsstück gefunden und zog sich in aller Eile um.


    Ich muss rüber zu Alpina. Das Kind kommt.


    antwortete sie dabei nüchtern, allerdings schwang auch eine gewisse Besorgnis mit, denn schließlich war sie keine ausgebildete Obstetrix, sondern schöpfte nur aus der Erfahrung ihrer eigenen Geburten.


    Welches Kind?


    kam ein erneutes Brummen von der Schlafliege, wo Curvus immer noch unbeweglich auf der Seite lag.


    Dein Enkelkind.


    war die einzige Antwort, die Timarcha zustande brachte, strich sich nun die Tunika aus einfachem bräunlichen Stoff glatt, band sich die Haare zu einem Dutt zusammen und nickte kurz, nachdem sie gefühlt hatte, ob Haare und Kleidung an ihren Stellen waren. Diese Zeit brauchte Curvus auch um zu realisieren, was er da grade gehört hatte. Noch bevor er aber antworten konnte, stellte seine Frau aber schon klar, dass er nicht gebraucht wurde.


    Bleib ruhig liegen, mein Liebster. Du weißt ja, dass du schon hören wirst, wenn es in die Schlussphase geht.


    So küsste sie ihn nur auf die Stirn und verließ das Zimmer.


    Sim-Off:

    *Das brauchst du natürlich nicht ausspielen.

    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/curvusg3oy3.jpg]| Lucius Helvetius Curvus


    und


    | Decria Timarcha


    Am Morgen lag die gesamte Familie noch in Essig, denn die Feier in der vergangenen Nacht hatte noch sehr lange gedauert. Als Timarcha die germanische Fleischbeschau hinter sich gebracht hatte, hatte sie bemerkt, dass sich Alpina bereits in ihr Cubiculum verabschiedet hatte - was aufgrund ihrer Hochschwangerschaft mehr als verständlich war - und hatte dann selber wieder die Rolle der Gastgeberin übernommen. Als dann die letzten Gäste gegangen waren, hatten sie sich mit ihrem Mann darauf verständigt, das Frühstück ausfallen zu lassen und den Morgen gemeinsam im Bett zu verbringen.


    Als es dann aber klopfte, ließ Curvus nur ein verstimmtes Grunzen von sich, während Timarcha mit ihrer langen Schlaftunika so leise wie möglich zur Tür trat und ebenso leise öffnete.


    Was ist?


    flüsterte sie dann der gallischen Assistentin Alpinas zu, wobei die Falte auf ihrer Stirn deutlich machte, dass sie eigentlich nicht gestört werden wollte.

    Eine leise Antwort ohne konkrete Vorstellung kam von der jungen Frau. Sie klärte also nicht auf, was das alles hier grade sollte und erst recht nicht welche Rolle sie und der sie begleitende Mann darin spielten. Als die Duccier, und insbesondere Duccius Marsusdann aber aus dem Germanischen wieder ins Lateinische wechseln, musste Curio schlucken. Das also war der neue Statthalter und vermutlich hatte auch dieser und nicht der alte Statthalter Vinicius die Unterbrechung der Hochzeit gefordert. Zudem sprachen sein Bruder und er hier als mit der Frau des neuen Statthalters... Als der Duccier dann auch noch die Fortsetzung der Hochzeit anordnete, war die Verwirrung perfekt. Konnte es wirklich losgehen? Oder mussten sie noch auf irgendwas anderes warten? Ohne die richtigen Worte zu finden versuchte er Augenkontakt mit seinem Patron herzustellen. Schließlich musste der jetzt auch das Zeichen zum Fortfahren geben.

    Das Opfer des jungen Mannes fiel für ein unblutiges Opfer recht groß aus. Der Opferherr hatte nicht nur eine ganze Amphore Wein gekauft, sondern auch einen Korb mit Gemüse und eine bronzene Votivfigurine des bärtigen Apollo Mogon. Die Opfergaben wurden von zwei Tempeldienern an der Pforte angenommen, während Curio den jungen Mann dort empfing und die letzten Absprachen für das Opfer durchging. Es traf sich gut, dass der Opferherr bereits umfangreiche Erfahrungen mit Opfern hatte, würde dieses Opfer für den jungen Helvetier recht entspannt werden. Nach der letzten Bestätigung traten die beiden jungen Männer zum Wasserbecken, wo sie sich die Hände wuschen, der Opferherr verhüllte sein Haupt mit der Toga und trat nun zum Kohlebecken, in das er etwas Weihrauch streuselte. Nach wenigen Augenblicken erfüllte der Rauch die Cella, bevor der Opferherr die Gebetshaltung einnahm und mit fester Stimme die Kultstatue des Apollo ansprach.


    Große Apollo Mogon, Schutzherr dieser Stadt und ihrer Bewohner! Mit wachsamen Augen beschirmst du die Geschicke dieser deiner Stadt und ihrer Bewohner und lässt ihre Vorhaben gelingen. Vor dir steht Faustus Suetonius Dolabella, ein neuer Einwohner von Mogontiacum, der vor kurzer Zeit aus der ewigen Stadt hierher gezogen ist. Unterstütze mich bei meinen neuen Aufgaben und Projekten in Mogontiacum und beschützte mich und meine Familie vor Unheil. Dafür bringe ich dir diese Amphore roten Landwein von den Hängen der Provinz Gallia Lugdunensis, dieses Gemüse, gewachsen im Boden deiner Stadt und diese dir nachempfundene Figur an. Kommst du meinen Bitten nach, werde ich dir auch weitere Opfer darbringen.


    Mit einer Wendung nach rechts schloss er das Gebet ab, schüttete den Wein in die dafür vorgesehene Öffnung, stellte den mit einer Schleife, auf die ein Abbild des Apollo eingestickt war vor die Kultstatue und die Votivfigur an einen freien Platz neben anderen bereits dargebrachten Figurinen. Dann wartete er einen Moment ab, ob es vielleicht ein Zeichen des Stadtgottes gab. Und ebenso ließ den Moment und das Opfer auf sich wirken. Viel hatte der junge Helvetier nicht tun müssen, allerdings gab es solche engagierten Opferherren immer wieder, worüber sich jeder Tempelverwalter und jeder Priester freute.

    Verheiratet. Dieses Wort musste noch bei ihm ankommen und er musste sich noch daran gewöhnen, dass Silvana jetzt als seine Ehefrau neben ihm lief. In diesem Moment mussten sie aber noch eine Reihe an Zeremonien vollziehen, womit sie dann ihre Pflicht für den heutigen Tage erledigt hatten. So erwiderte Curio den Kuss Silvanas, löste nun auch seine Hand von ihr, trat vor die Haustür und blickte sich dann erstmal um, um zu schauen, dass der Zug sich nun im Halbkreis vor der Haustür sammeln konnte. Auch hier wechselte er noch einige gut gelaunte Blick, während sich die Gäste aufstellten und sich nun endgültig komplett vermischten. Vereinzelt kamen noch Nachbarn, die ihm und Silvana grautlierten und sich dann zu den übrigen Gästen in den Halbkreis stellten. So stand nun eine respektable Gesellschaft vor der Casa Helvetia, als Curio mit der Faust einmal feste vor die Tür klopfte, die sich kaum eine Sekunde später öffnete. Im Vestibül standen nur der große britische Ianitor und Acanthos, die nun den Weg freimachten. Der übrige Haushalt hatte sich bereits im Atrium versammelt, wo sich die Gruppe nach den zeremoniellen Punkten an der Haustür hinbegeben würde.


    Mit einem freundlichen Lächeln blickte Curio nun nochmal in den Halbkreis, bevor er das Wort erhob.


    Meine liebe Frau, werte Gäste! Ihr befindet euch vor der Casa Helvetia und seit nun herzlich Willkommen, einzutreten.


    Natürlich hatten Curio und Silvana den Vorrang und so wartete Curio, bis Silvana auf die Haustür zutrat und die Schwelle übertreten wollte. Sogleich zog er aber jenes Schwert aus der Scheide, dass er bei der vorangehenden Zeremonie in der Villa Duccia als Teil der Mitgift erhalten hatte und versperrte Silvana damit den Weg ins Haus. Es hielt sich gut und lag bequem in der Hand, das hatte er bereits bei der Ringübergabe feststellen können. Stattdessen wartete er, dass ihm das zweite der drei Asse von seiner Frau übergeben wurde, steckte das Schwert daraufhin wieder weg und stellte sich so hin, dass er sie über die Türschwelle tragen konnte. Wahrscheinlich müsste sie ihm aber mit einem kleinen Hüpfer helfen, da die Toga - Bona Dea, war er froh, dass er das Ding bald los sein würde - jede größere Bewegung verunmöglichte.

    Den ersten Akt, die große Hochzeitszeremonie nach germanischer Tradition, hatten sie nun hinter sich und vollendeten nun den zweiten Akt, der weitgehend nach römischer Tradition vonstatten ging. Vor der Villa Duccia hatte sich der Brautzug in Bewegung gesetzt, an dessen Spitze drei Fackelträger unter Anleitung von Curios Bruder Cornutus den beiden Brautleuten, den Weg zur Casa Helvetia. Nur ein Zwischenstopp an dem nächstliegenden Kreuzungsschrein hatte den Brautzug zum stehen gebracht, denn dort hatte die Braut ihre erste Münze, ein Ass, zu Ehren der Lares Compitales abzulegen. Curio, der sich besonders für die Kreuzungsschreine engagierte, hatte darauf besonders großen Wert gelegt. Auf dem Weg hatten sich einige weiter entfernte Bekannte der Familien versammelt und warfen mit Nüssen, die sie - falls sie sich nicht bereits selbst welche gekauft hatten, von Curios Freund Tullus und dessen Schwester Tullina erhielten. Auch durfte natürlich der Rufe "Tallassio" nicht fehlen, der in regelmäßigen Abständen ertönte, besonders, wenn sie an größeren Menschengruppen vorbeikamen.


    Auf dem Weg hatte Curio die ganze Zeit Silvanas Hand gehalten und hatte sie nur kurz losgelassen, als sie ihr Geldopfer dargebracht hatte. Zudem hatte er es sich während des Zuges, der immer auch mit gewissen Frivolitäten verbunden war, nicht nehmen lassen, Silvana immer mal wieder ein Kuss auf die Wange oder den Hals zu hauchen. Hier begann wohl bereits die Vorbereitung auf die Hochzeitsnacht, zu der er von der keltischen Lupa aus dem "Reich der Sinne" aufgefordert worden war. Teilweise ließ er während der Küsse sogar schon seine Zungenspitze kurz ihre Haut berühren. Das konnte freilich niemand sehen, der nicht direkt vor, hinter oder neben ihnen lief.


    Jetzt aber kam das Haus in Sicht, wo nun einige weitere Zeremonien auf sie warteten. Diese wurden im Haus bereits durch Acanthos vorbereitet. Hier auf der Straße allerdings gingen die Rufe weiter und während sie nun Schritt für Schritt auf den Hauseingang mit dem Widderkopf zu wandte sich Curio nochmal seiner Ehefrau zu.


    Gleich sind wir zu Hause.


    und auf seinem Gesicht breitete sich ein freudiges Lächeln aus. Immer wieder dachte er dabei daran, dass neben ihm grade seine Ehefrau lief. Und auch wenn sie heute Abend noch eine Herausforderung zu bewältigen hatten, ab morgen hätten sie ihre Ruhe und konnten endlich ihr gemeinsames Leben ohne Bevormundung beginnen.

    Die Hochzeit war vorbei [...] und nun kehrte wieder Normalität bei Curio ein. Er war nun endlich verheiratet und konnte sich nun wieder seinen alltäglichen Pflichten widmen. Dazu gehörte natürlich auch seine Arbeit im Tempel, die er heute, einige Tage nach der Hochzeit wieder ordentlich aufnahm. Dabei stand direkt die Vorbereitung eines unblutigen Opfers an. Ein jüngerer Mann, Teil des duccischen Trosses aus Rom hatte sich ein Haus gekauft und wollte nun den Stadtgott Apollo Mogon bitten, ihm einen guten Start in der neuen Heimat zu gewähren. Eine solche Bitte gehörte zum Standard hier im Tempel, sodass Curio keine Probleme hatte, nach seinen drei freien Tagen, die er für die Hochzeit hatte nehmen können, die Vorbereitung durchzuführen und mit dem jungen Mann zu besprechen, was alles benötigt wurde. Die Absprachen verliefen entsprechend schnell und für den nächsten Tag verabredeten sie, das Opfer hier im Tempel durchzuführen.

    Das Oper war beendet, die Duumvirn hatten sich bei den Opfertbeteiligten bedankt - natürlich dem Rang entsprechend zuerst bei dem duccischen Pontifex und dann bei einigen ausgesuchen Aeditui. Über dem blutigen Opfer an dem großen Altar des Capitoliums hatte Curio Silvana komplett aus den Augen verloren und auch während der Verabschiedung der Amtsträger hatte er sie nicht mehr ausmachen können. Vielleicht war das aber auch das beste. Aus den Augen, aus dem Sinn, hieß es a bekanntlich und so machte er sich nun gemeinsam mit den anwesenden Ministri daran, die Verwertung des Fleisches und die Reinigung des Opferaltars zu überwachen. Auch hier nahm er sich großtmögliche Konzentration vor, dirigierte die Helfer mit Blicken oder kurzen Handbewegungen zu ihren Aufgaben und nahm auch selbst einen Besen zur Hand um die letzte Asche von dem Opferaltar zu fegen, bevor die Helfer dann nochmal mit einem Lappen die Reinigung vollenden konnte. Dann allerdings trat ein anderer Discipulus an Curio heran.

    Nicht nur Curio hatte sich offensichtlich durch die laute oder besser schreiende Stimme des duccischen Pontifex verschrecken lassen. Auch die junge Frau des neuangekommenen germanischen Gastes hatte ein kurzes Quietschen ausgestoßen und schritt dann so vorwärts, dass sie halb hinter Curio zu stehen kam. Zudem stellte sich noch Corvinus hinter die beiden und deckte so deren Rücken ab, was für Curio einigermaßen beruhigend war, der jungen Frau aber unter Umständen gleich den nächsten Schreck versetzen konnte. Natürlich ging hier von niemandem irgendeine Bedrohung aus, aber dennoch waren die ungewohnt lauten Stimmen, die Curio nur allzu deutlich an das Donarwetter in der Casa Helvetia erinnerten, unangenehm für den jungen Helvetier. Daher wandte er sich nun der jungen Frau hinter sich zu und stellte sich mit leiser Stimme vor.


    Iullus Helvetius Curio, sehr erfreut.


    Bloß nicht den lauten germanischen Gesprächsschwall stören und stattdessen dafür sorgen, dass die junge Frau hinter ihm keinen Herzklabaster bekam. Dann blickte er sich zu seinem Bruder um.


    Und dies ist mein ältester Bruder, Lucius Helvetius Corvinus, Decurio der Legio Secunda.


    So, somit war die Vorstellung erledigt und vielleicht würde die junge Frau nun endlich auflösen, mit wem sie es hier eigentlich zu tun hatten. Von den Ducciern hatten sie das ja offenbar erstmal nicht zu erwarten.

    Nicht genug, dass Curio nur mit kleinen Togaschritten zu seinem Ziel, dem neuen Gast und den übrigen Ducciern, insbesondere dem Brautvater, vorankam, da die Schritte so klein waren, war er auch leichte Beute für die Gäste auf dem Weg dorthin, die wissen wollten, wann es nun wie weitergehen sollte. Die einzige, da ehrliche Antwort darauf war immer ein


    Ich weiß es nicht...


    Das irgendwann, je häufiger er die immer gleichen Fragen beantworten musste zu einen leicht angesäuerten


    Ich weiß es doch wirklich nicht...


    wurde. Wenn er gewusst hätte, wann es hier weiterginge, hätte er ein riesen großes Problem weniger. Denn dadurch würde sich nicht nur die langsam lästig werdenden immergleichen Fragen erübrigen, es könnte auch endlich losgehen, damit er noch bis zum Ende des Tages bis Silvana verheiratet sein könnte. Dafür müsste sich aber der Statthalter melden oder zumindest einen weiteren Boten schicken, der die ganze Situation hier auflösen konnte.


    Irgendwann hatte er sich schließlich zu Verus durchgekämpft,, der sich im Gespräch mit zwei Neuankömmlingen und dem duccischen Procurator befand. Allerdings hatte Curio nichts von dem mitbekommen, was hier vorher abgelaufen war, sodass er weder wusste, wer die beiden neuen Gäste waren, noch die Anrede des Soldaten gehört hatte. Beide neuen Gäste waren bestens gekleidet. Ihre Kleidung entsprach sogar einem Standard, der hier in der Umgebung nur äußerst selten war. Der Mann gehörte definitiv zur duccischen Sippe, oder war zumindest Germane, was seine für Römer ungewöhnliche Körpergröße zeigte. Die Frau hingegen entsprach schon eher der römischen Kultur und würde mit ihrem Kleid sicherlich den Großteil der weiblichen Gäste locker ausstechen können - mit Ausnahme von Silvana natürlich.


    Mit einem freundlichen


    Salvete!


    und einem entschuldigenden Nicken in Richtung der übrigen versuchte er irgendwie Kontakt zu Verus aufzunehmen.


    Entschuldigt bitte meine Unterbrechung. Patron, die Gäste werden langsam...


    weiter kam er nicht, denn schon wurde er durch einen ohrenbetäubenden Aufschrei des duccischen Pontifex unterbrochen, durch den der junge Helvetier erschrocken einen Schritt zurück trat. Die folgenden germanischen Worte verstand Curio dann natürlich nicht mehr. Lediglich kam bei ihm an, dass der neue Gast irgendwas angestellt haben musste. Zumindest schloss er das aus Lautstärke und Körpersprache des Ducciers. Ob der ihn überhaupt wahrgenommen hatte, stand dabei erstmal auf einer anderen Tabula. Curio seinerseits ging eher nicht davon aus.