Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Curio blickte sie nachdenklich an. Sie sträubte sich wieder, hatte Angst vor dem, was sie damit vielleicht lostrat. Dabei waren es doch grade diese Warnungen, die Silvana nutzen konnte, um vielleicht doch noch Einfluss auf das zu nehmen, was von den Göttern angekündigt wurde. So ganz hatte er allerdings noch nicht verstanden, inwieweit das, was sie sah, tatsächlich eintrat oder eben eine Möglichkeit war, was eintreten könnte. Beides war ja möglich, wobei die Sage um Ödipus ja eher für ersteres sprach, zumal all das, was um diesen armen Tropf passiert war, überhaupt erst durch die Weissagung eingeleitet worden war...


    Ich möchte, dass du mit Alpina und deiner Mutter darüber redest, Runa. Denk dran, du bist nur die Botin und sollst nicht filtern. Du kannst ja zuerst zu Alpina gehen und dann, gemeinsam mit ihr, zu deiner Mutter.


    Es waren die Worte, die Dankrun ihm mitgegeben hatte und die er nun wiederholte. Schließlich hatte Dankruns Mann Ragin, der andere Gode, der die beiden getraut hatte, auch darauf hingewiesen, dass er dann und wann ein ernstes Wort sprechen musste. Dann löste er sich von ihr und suchte für sie beide einfach Tuniken zum überziehen heraus. Danach könnten sie schnell in den anderen Wohnbereich gehen, um nach Alpina und dem Mädchen zu sehen. Während er sich daraufhin die Tunika über den Kopf zog, stimmte sie zuerst zu, mit den Pontifices darüber zu sprechen. Sie könnten das direkt am nächsten Morgen erledigen, indem sie ihren Vater im Augstalium aufsuchen würden. Bestimmt waren sie ja nicht die einzigen, die dieses... Zeichen am Himmel gesehen hatten.


    Dann aber blickte er auf. Sie wollte den Druiden aufsuchen... Natürlich. Zuerst antwortete er nicht darauf, sondern zupfte kurz an seiner Tunika, dann seufzte er stimmlos und blickte zu ihr hoch.


    Ich werde den Druiden nicht empfangen, ohne vorher mit deinem Vater gesprochen zu haben. Wer weiß, vielleicht ist der Mann ja sogar selbst verantwortlicht für diesen... für dieses Zeichen. Hinterher macht er es noch schlimmer, als es ohnehin schon ist.


    Eigentlich glaubte er selbst nicht daran, dass der Mann mehr war, als ein einfacher Druide, der über Wissen zur Heilkunde und einigen Zaubertricks verfügte. Allerdings wusste Curio auch, dass sein Patron den Druiden am liebsten weiterhin hinter Gittern sehen würde und der Mann nur deswegen freigelassen wurde, weil es keine Möglichkeit gab, ihn wegen seiner Zaubertricks zu inhaftieren.

    | Decria Timarcha


    Es war der erste Satz Silvanas, den die Decria hören wollte. Auch sie hatte ihn vor nun fast dreißig Jahren gesagt, als sie frisch mit Curvus verheiratet gewesen und ebenfalls von ihrer Schwiegermutter ins Gebet genommen worden war. Es war ein Versprechen, nicht nur an die Schwiegermutter, sondern auch an ihren Mann und seine Ahnen, das man damit aussprach und das vielleicht dazu führte, den Helvetiern wieder zu altem Glanz zu verhelfen. ei den folgenden Worten Silvanas merkte Timarcha aber, dass die junge Duccia noch einiges zu lernen hatte. Ihr jugendliche-römantische Zuversichtlichkeit mochte nämlich in sich logisch sein, mit ihrer Hochzeit am gestrigen Tag waren sie aber kein kein Normal- sondern ein Ausnahmefall.


    Ich würdige meine Familie nicht herab, Silvana. Ich stelle lediglich fest, dass eine Hochzeit zwischen unseren Gentes zum jetzigen Zeitpunkt einen anderen Stellenwert hat, als sie es vor vielleicht zehn oder fünfzehn Jahren gehabt hätte. Darum geht es aber nur am Rande.


    Für Timarcha war klar, dass es genug Gründe für die Duccier gab, diese Ehe als supoptimal anzusehen. Wenn man bedachte, dass mit Silvana zum Beispiel die Beziehung zu einem Senator oder auch einem ritterlichen Statthalter hätte gesichert werden können, war ihre Verheiratung mit einem einfachen - wenn auch aufstrebenden - Aedituus und Lokalpolitiker schon... eigen. Schlielich ging es ja in den seltensten Fällen darum, dass eine Frau glücklich oder unglücklich war, sondern lediglich darum, einen hohen provinziellen Würdenträger als Schwager bezeichnen zu können.


    Worum es geht, ist, dass ihr gestern in einen neuen gemeinsamen Lebensabschnitt gestartet seid. Meine Ratschläge beziehen sich daher nicht auf das, was vielleicht hätte sein können, sondern auf das was auf euch zukommt. Wenn du dabei meine Ratschläge beherzigst, wird es dir hoffentlich leichter fallen, in den Kopf deines helvetischen Ehemannes hineinzuschauen und zu verstehen, warum er was wie macht. Ab heute trittst du nämlich in die Reihe der stolzen Ehefrauen ein, die ihren Mann unterstützen dürfen bei allem, was er macht. So wie ich dich bisher kennengelernt habe, wirst du aber auch genau das machen.


    Wieder erschien ein mildes Lächeln in ihrem Gesicht und erreicht auch ihre Augen und ihre Wangenpartie. Die beiden müssten auch weiterhin Hürden nehmen und charakterliche Festigkeit zeigen. Nach Timarchas Einschätzung und mit Blick auf die offenkundige gegenseitige Zuneigung würden sie das wohl auch gemeinsam schaffen.


    Ich beharre so darauf, da wir nicht mehr allzu lange hier sein werden und ihr dann auch wieder auf euch allein gestellt seid. Nach den letztlichen Planungen werden wir noch in einer Woche den Dies lustricus der kleinen Helvetia mitfeiern und am Tag darauf abreisen. Curvus und Cornutus sehnen sich bestimmt schon wieder nach ihren Weinbergen und auch wenn Coriolana am liebsten hierbleiben würde, muss sie dennoch erstmal ihre Ausbildung in Noviomagus beenden.

    Es war tatsächlich geschafft. Die Zeremonie war abgeschlossen, alles hatte funktioniert, Zwischenfälle gab es keine. Er konnte nun das erste Mal durchatmen, wusste aber auch, dass das hier erst der Anfang eines noch sehr, sehr langen Nachmittags war, der sie noch zur gemeinsamen Hochzeitsnacht führen würde. Jetzt aber breitete sich zumindest für kurze Zeit eine tiefgehende Entspannung in ihm aus, denn nachdem sie vor ein paar Stunden noch gezittert hatten, ob die Hochzeit überhaupt stattfinden konnte, waren sie nun rechtmäßig verheiratet. Und daher war nun auch der folgende Kuss, der ja nicht ihr erster, aber der erste rechtmäßige war, von Erleichterung begleitet. Sanft näherten sich seine Lippen den ihren und als sie sich berührten, spürte er das gleiche Kribbeln, dass er bei ihrem ersten Kuss am Rande der Vinalia gefühlt hatte. Dieser Kuss dauerte allerdings längst nicht so lang, wie so manch anderer, den sie ausgetauscht haben, doch - und das musste er sich immer und immer wieder bewusst machen, damit er es auch verstehen konnte - ihr erster als Ehemann und und Ehefrau und damit auch der erste, der nicht von dem Gefühl begleitet war, dass es vielleicht der letzte sein könnte. Langsam wurde ihm zudem bewusst, dass sich die ersten Male heute und in den nächsten Tagen noch häufen würden


    Jetzt sollte aber erstmal gefeiert werden und zwar kräftig, bevor sie sich dann auf den Weg zur Casa Helvetia machen und dort weiterfeiern würden. Und wo sie dann in der Nacht ein weiteres erstes Mal begehen würden, das für ihn aber noch eine Hürde war, die es überspringen galt.

    Am Tag nach der Hochzeit - die Geburt seiner kleinen Nichte lag grade wenige Stunden zurück - erreichte Curio gemeinsam mit seiner Ehefrau Silvana den Schrein des Bonus Eventus im Vicus Victoria. Eigentlich konnte er heute gar nicht oft genug sagen, dass sie nun seine Ehefrau war und so stellte er sie auch jedes Mal, wenn ihnen ein bekanntes Gesicht auf dem Weg entgegenkam, genau so vor. Jetzt galt es, den zweiten Teil seines Gelübdes zu erfüllen und der Venus ein weiteres, dieses Mal großes Opfer darzubringen. Hierzu zuckelte Acanthos mit einem Karren hinter ihnen her, in dem sich eine Amphore mit Wein, einem Opferkuchen und einem größeren Blumengesteck befanden. Die große Sau, ein stolzes, wenn auch etwas beschränktes Tier, wurde direkt über den Schrein bezogen und so wartete der Händler direkt dort, darauf, dass man ihm das Opfertier abnehmen würde. Entsprechend ihrer Aufgabe als Opfertier für Venus war die Sau weißgetüncht und wartete nun, dass sie noch ein bisschen geschmückt werden würde. Auch hierzu fanden sich einige Accessoires im Karren.


    Vor dem Schrein angekommen wechselte Curio einige Worte mit einem Aedituus, der den Schrein pflegte. Und wandte sich dann seiner Frau zu. Da diese noch am Vormittag bei der Geburt geholfen hatte, war danach ein umfangreiches Reinigungsritual nötig geworden, damit sie jetzt am Opfer teilnehmen konnte. Daher hatte Curio seinen Termin ein bisschen nach hinten verlegen müssen, was aber offenbar kein Problem gewesen war. Mit ruhiger Stimme sprach er sie an.


    Danke, dass du mitgekommen bist, Runa. Venus wird sich sicherlich darüber freuen, zu sehen, dass ihre Anstrengungen Früchte getragen haben.


    Natürlich hätte curio auch - wie beim ersten Teil des Gelübdes - alleine herkommen können. Gemeinsam mit Silvana fühlte er sich jetzt einfach wohler und gleichzeitig könnte sich auch die Liebesgöttin an diesem Erfolg erfreuen.

    Curio war geschockt, als ihm Silvana ezählte, worum sich ihre Sorge drehte. Umso mehr, da er wusste, dass sie dieses Bild nun schon seinen einigen Wochen mit sich herumtrug, ja sogar regelrecht davon verfolgt wurde. Erneut nahm er sie in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Die ersten Tränen landeten daraufhin auf seiner Schulter und erneut wurde deutlich, wie sie das belastete. Allerdings konnte dieses Bild wohl noch weitere Kreise ziehen. Alpina hatte sich mittlerweile eigentlich recht gut erholt und auch die kleine Helvetia machte einen gesunden Eindruck. Nur war natürlich auch Silvanas Mutter schwanger und womöglich - im für Curio schlimmsten aller Szenarien - sah sie hier ihren eigenen Tod voraus. Natürlich machte ihr das Angst, doch konnte weder er, noch sie daran irgendwas ändern.


    Wer auch immer die Frau ist, Silvana. Offensichtlich möchten die Götter nicht, dass du dazu Gewissheit bekommst.


    Was nach einer streng paranoiden Logik für Silvana selbst sprach, doch schob Curio diesen Gedanken schnell beiseite.


    Es ist vielleicht auch nur eine Warnung, dass sich die Frauen in deiner Umgebug schonen sollten. Vielleicht sprichst du auch mit deiner Mutter und Alpina darüber. Denk an die Wort von Dankrun, du bist nicht Schuld an dem, was passiert.


    Sanft streichelte er ihr über den Rücken und wischte ihr dann die Tränen mit der Decke, in die sie gehüllt war, aus dem Gesicht.


    Das da oben allerdings müssen wir vor das Collegium Pontificium bringen. Das müssen wir gleich morgen tun. Jetzt ziehe wir uns aber erstmal was über und dann gehen wir zu Alpina, Lucius und der Kleinen.

    | Decria Timarcha


    Timarcha hörte interessiert zu und ließ ihren Blick nicht von der jungen Frau ab. Sie schien etwas besonderes zu sein. Komplett anders als ihr Sohn, der doch normalerweise nicht ohne Vorbereitung und Planung in Situationen ging, und wenn doch, sich dann eher unwohl fühlte. Silvana hingegen machte viel intuitiv, offenbar geleitet von irgendeiner höheren Macht, welche das auch immer sein mochte. Nur war sie noch jung und konnte wohl selbst noch nicht richtig damit umgehen. Und Curio: Der schien ihr dabei zu helfen. Irgendwie. Nun gut, warum sollte sie sich da einmischen. Daher nickte sie nur verständnisvoll und seufzte leise.


    Erstmal: Ich möchte die Formalität auflösen und dir das Cognomen anbieten, Silvana. Schließlich gehörst du jetzt zur Familie. Allerdings gehen damit auch Verpflichtungen einher. Du bist jetzt die Frau eines Helvetiers und daher bekommst du nun von mir ungefähr den gleichen Vortrag, den ich bereits von meiner Schwiegermutter bekommen habe. Die Helvetier sind keine einflussreiche Gens. Das waren sie vielleicht mal, doch seitdem ist viel Wasser den Rhenus hinuntergeflossen. Für dich ist das umso bedeutender, da du nach unten geheiratet hast. Als Tochter eines Ritters, hättest du selbst Ritter oder Senatoren heiraten können und ich bin mir ziemlich sicher, dass das für euch beide auch weiterhin ein Thema bleiben wird, in welcher Form auch immer.


    Bei Timarcha, wie auch bei ihrer Mutter und Schwiegermutter war das kein Thema gewesen. Timarchas Vater war Soldat und ihre Mutter die Tochter eines Soldaten gewesen, Curvus, wie auch dessen Vater waren Soldaten gewesen. Hier war es was ganz anderes. Selbst wenn es für den Moment Ruhe gab, war dadurch nicht sichergestellt, dass es sich die Duccier nicht doch noch anders überlegten, wenn sich ein einträglicherer Mann finden würde. Eine Scheidung war im Fall der Fälle keine allzu große Sache und die Duccier würden schon entsprechend darauf hinwirken, dass es nach ihren Vorstellungen verlief, ob das nun den beiden Kindern gefiel oder nicht. Dennoch durften sie sich damit nicht aufhalten, denn die Zukunft wartete nicht.


    Nun liegt es aber erstmal an euch, ein neues Kapitel in der helvetischen Familiengeschichte zu schreiben. Ob es erfolgreich sein oder scheitern wird, liegt zuallererst bei euch beiden. Unterstütze deinen Mann daher wo du kannst, nimm Einfluss auf ihn, wenn du glaubst, dass etwas falsch läuft, und ermuntere ihn bei jenen Dingen, die gut laufen. Du wirst schon festgestellt haben, dass die helvetischen Männer eigen sind. Jeder von ihnen trägt den Widder in sich und manchmal wollen sie mit dem Kopf durch die Wand. Halte ihn davon ab, wenn es zwecklos ist, aber lass ihn auch mal vor die Wand laufen, wenn du glaubst, dass es nötig wird. Manchmal brauchen sie diese Lektion. Sollte alles so laufen, wie es sich Curio vorstellt, beschäftige dich mit den Pflichten, die damit auf dich zukommen, damit du ihm informiert und engagiert zur Seite stehen kannst. Nur dann wird er dich bei allen Entscheidungen als gleichberechtigt ansehen. Und nebenbei kannst du dann auch deine eigenen Projekte einstreuen.


    Es lag nun an Silvana, die starke Frau hinter einem Mann zu werden, der in der Lokalpolitik aufsteigen wollte und womöglich Duumvir werden konnte. Danach stünde dann auch der Aufstieg in den Ordo equestris offen, womit nochmal umso mehr Möglichkeiten gegeben wären. Bei all dem konnte die junge Duccia nicht nur als brave Ehefrau danebenstehen, sondern aktiv mitgestalten, wenn sie denn den Mut dazu aufbrächte.


    Du wirst nicht nur für mich und für dich auch weiterhin eine "Geheimnisvolle" bleiben, sondern auch dein Mann wird vermutlich bei manchen Dingen nicht mitkommen. Nimm ihm das nicht übel, er wird in Zukunft viel zu tun haben und so wie ich ihn kenne, wird er alle Zeit, die er für dich aufbringen kann, für dich und eure Familie verwenden. Wenn du meinst, dass diese Zeit unverhältnismäßig kurz wird, sorge dafür, dass sich das ändert. Auch hier benötigen die helvetischen Männer manchmal einen ordentlichen Tritt in den Hintern.


    Ein leichtes Lächeln huschte über Timarchas Gesicht. Curvus hatte auch bereits einige Tritte in den Hintern verkraften müssen. Jeder davon war berechtigt und keiner hatte seine Wirkung verfehlt.

    Erleichtert... Das war Curio nun, als er sah, dass Silvana den Ring angenommen hatte und ihn sich mit zitternden Fingen ansteckte. Nun gab er das Schwert an sie weiter und ihr zittern wurde nur noch umso deutlich. Mit den gleichen Worten ließ sie nun das Schwert sinken und der Ring rutsche direkt in seine Handfläche. Einen Augenblick ließ er ihn dort liegen und steckte ihn sich dann über den Ringfinger. Mit einem dankbaren Nicken nahm er die Segenswünsche des römischen Priesters zu Kenntnis, nahm das Schwert wieder an sich und jetzt kam es das erste Mal an diesem Tag zur Berührung ihrer Hände. Silvana legte ihre hände über seine, die den Schwertknauf hielten, und ein leichtes Kribbeln breitete sich durch die Hand des Helvetiers aus.


    Dann begann Silvana mit dem Treueschwur. Mit einem dezenten Lächeln hörte sich Curio an, was seine Frau ihm sagte - sie hatten die genauen Worte ja bereits vorher vereinbart -, nahm den Kuchen zu sich und spülte ihn mit dem süß-herben Met hinunter. Danach setzt auch er mit lauter Stimme an.


    Runa, ich verspreche, immer für Dich da zu sein, wenn Du mich brauchst.
    Ich verspreche, Dich niemals absichtlich zu verletzen.
    Ich verspreche, Dir Freude und Glück zu schenken, wo immer ich kann.
    Ich verspreche, Dir immer Achtung entgegenzubringen.
    Ich verspreche, immer ehrlich zu Dir zu sein.
    Ich liebe Dich.


    Nachdem er geendet hatte, nahm auch er etwas vom Kuchen, den ihm die Godin reichte und gab ihn an Silvana weiter.


    Mögest Du niemals hungern an Körper, Geist oder Seele.


    Danach verfuhr er mit dem Metkelch des Goden ebenso.


    Mögest Du niemals dürsten an Körper, Geist oder Seele.


    Eigentlich sollten sie jetzt fertig sein, doch wie aus dem Nichts, für Curio komplett unerwartet, setzte die junge Duccia noch die römische Hochzeitsformel hinzu. Ihr Lächeln dabei erfüllte Curio ebenso plötzlich mit einer angenehmen Wärme und da der Priester ja bereits ihre Hände zusammengelegt hatte, antwortete er nach wenigen Augenblicken.


    Ubi tu Gaia, ego Gaius.


    Damit waren sie also nun verheiratet. Konnte es wirklich so schnell und so einfach sein? Offensichtlich schon. Allerdings hatte Curio nun komplett vergessen, ob oder wie es weiterging. Mit hilfesuchendem Blick schaute er daher zu Silvana. Sie wusste bestimmt, was zu tun war.

    Schmunzelnd nahm Curio die Warnung seiner Frau zu Kenntnis. Allerdings würde sich zumindest während der Hochzeitsnacht wohl nicht viel machen können, ohne ihn vor den Zeugen der Lächerlichkeit preiszugeben. Denn wenn die Frau bei solch einem Moment die Initiative ergreifen würde, wäre er gefragt, die Oberhand zu behalten und auf Gewalt wollte er ja eigentlich verzichten. Nun hatte sie aber genug Zeit sich die Berührungen einzuprägen und da sie - wie er ja nur allzu gut wusste - ebenso schnell lernte, wie er, könnte der Rest des Abends bis zur eigentlich Hochzeitsnacht noch interessant werden. Solange galt es aber noch einige Rituale zu vollziehen und so waren es nun die Helvetier, die als nächstes ins Haus traten, für die anderen Gäste, vor allem Familie und enge Freunde*, den Weg ins Atrium markierten und sich an der Stirnseite des Innenhofs aufstellten. Die anderen Gäste folgten und zogen am Hochzeitspaar vorbei, das im Vestibulum verblieb, bis der britische Ianitor die Haustür schließlich schloss und das übrige Öl zurück in den Vorratsraum stellte.


    Nun folgten auch Curio und Silvana den Gästen ins Atrium, zogen aber nicht hindurch, sondern blieben direkt hinter der Tür stehen. Nun war es Acanthos, der zwei Schalen herbeibrachte, eine mit Wasser, eine mit brennenden Kohlen, direkt vor dem Paar stehen blieb, Silvana hatte nun kurz ihre Hände über beide Schalen zu halten, während Curio etwas Weihrauch in ein bereitgestelltes Kohlebecken ein kurzes Gebet an die Laren sprach.


    Hört mich, ihr Laren der Casa Helvetia!
    Hört mich, ihr Manen der Gens Helvetia!
    Neben mir steht Silvana von den Ducciern, Tochter des Decimus Duccius Verus aus dem Stamm Wolfriks. Heute durfte ich sie zu meiner rechtmäßig angetrauten Frau neben und ich bitte euch, nehmt sie in dieses Haus auf und stellt sie unter euren Schutz. Nehmt dafür diese Münze, die euch an euren angestammten Platz in diesem Haus legen werde.


    Dann wandte er sich nach rechts ab und gab die Münze, die er soeben erhalten hatte, an Gwyn weiter, die die Münze in der Küche hinter dem Herd ablegte. Dann wartete Curio, dass auch Silvana ihre Aufgabe erfüllt hatte, nickte er Acanthos zu, der die Schalen durch das Atrium zum Lararium brachte, nahm Silvanas Hand und hob sie etwa in Brusthöhe an.


    Seht! Dies ist meine Frau Duccia Silvana!


    Damit wäre dann auch - natürlich ritualisiert - dem Haushalt klargemacht, dass Silvana nun ebenfalls ein Teil dessen war. Langsam ließ er dann die Hand sinken, löste sich von ihr, zog erneut das Schwert und rammte dessen Klinge mit einem festen Hieb in den Türpfosten der Tür zwischen Vestibulum und Atrium. Auch dies hatte er geübt, mehrfach, an toten Bäumen im Wald, sodass aufmerksame Wandere mehrere umgefallene Bäume mit Kerben finden würden. Und die Übung zahlte sich aus, denn der Hieb hinterließ eine Kerbe mit einer - zumindest für Curio - angemessenen Tiefe.


    Sim-Off:

    *Da dürfen sich alle Mitspieler angesprochen fühlen, die noch Lust haben und ein bisschen Socializing betreiben wollen. Für Bier, Wein, Met und kleine Speisen ist gesorgt. :)

    Curio hielt seine Frau so fest, wie es ihm möglich war, spürte damit nicht nur ihr Herzrasen, sondern auch ihr andauerndes Zittern, dass ihren gesamten Körper erfasste. Obwohl er selbst noch aufgeputsch war von seinem eigenen Aufschrecken, versuchte er Silvana so gut es ging zu beruhigen. Sanft streichelte er über ihren Rücken und gab ihr einen leichten Kuss in die Halsbeuge zwischen Hals und Schulter. Dann wartete er ab, bis er merkte, dass sich zuerst ihr Herzschlag verlangsamte und ihr Atem regelmäßiger wurde.


    Wir gehen gleich sofort. Aber erstmal musst du wieder zu Sinnen kommen.


    Und letztlich stellte er auch die Frage, die ihm nun schon seit einigen Wochen auf den Nägeln brannte, die aber nun umso dringender wurde.


    Hast du irgendwas... wahrgenommen?


    Die beiden Goden Dankrun und Ragin hatten ihnen klargemacht, dass sie grade bei solchen Dingen offen miteinander umgehen sollten. So wenig Curio auch verstehen würde, was mit seiner Frau vorging, sie sollte es teilen und er sollte sie dabei unterstützen.

    | Decria Timarcha


    So sehr sie auch versuchte, in der jungen Frau zu lesen, abgesehen von den offensichtlichen Sachen - einer leichten Nervosität und einer damit einhergehenden Unruhe - fiel ihr nichts auf. Vielmehr zeigt sich wieder nur die geheimnisvolle Aura, die die junge Frau umgab und nur durch Silvanas jugendliche Unsicherheit unterlaufen wurde. Mit einer eleganten Kopfbewegung löste Timarcha ihren Blick von der jungen Duccia und blickte in den kleinen Garten, der im Moment noch vor allem vom Grün des Rasens bestimmt wurde. Wahrscheinlich würde hier - sicherlich auch dank Alpinas grünem Daumen - bei ihrem nächsten Besuch irgendwas in bunten Farben blühen. Dan seufzte sie leise, dann nun hieß es bald Abschied nehmen von ihren beiden Söhnen und deren Frauen. Hier und jetzt musste sie sich aber erstmal um die neue Frau ihres zweitältesten Sohnes kümmern, denn gestern hatte es keine Möglichkeit zu einem Gespräch unter vier Augen gegeben. Und nicht zuletzt war seit gestern so viel passiert, was die junge Frau zumindest in ein angenehmeres Licht stellte. Dennoch irgendwas in ihr sträubte sich noch gegen die junge Frau, was sie aber vielleicht jetzt noch weiter zurückdrängen könnte.


    Ich werde nicht schlau aus dir, Silvana.


    antwortete sie schließlich auf ihre Frage, ohne sie aber direkt zu beantworten.


    Und ich werde immer misstrauisch, wenn ich aus Menschen nicht schlau werde und sie deswegen sozusagen ein Rätsel für mich bleiben. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche Menschen etwas zu verbergen haben. Du aber... Ich weiß nicht...


    Immer noch hatte sie den Blick in den Garten gewandt und blickte ihrer Schwiegertochter nicht in die Augen. Es hätte auch eh nichts gebracht, denn gesehen hätte sie nicht.


    Du kommst aus einer hochangesehenen Familie, deren Pläne für dich sicherlich nicht waren, dich an einen grade mal aufstrebenden Jungpolitiker vom Lande zu verheiraten. Und dennoch hast du es offenbar geschafft, deine Familie zu überzeugen. Du bringst quasi ohne jegliche Vorkenntnisse - ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass das vorhin deine erste Geburt war - ein Kind zu Welt. Dafür möchte ich dir natürlich auch nochmal danken, denn ich glaube, dass es Alpina und dem Kind ohne deine Hilfe längst nicht so gut ginge. Du bist den germanischen Traditionen noch eng verbunden und obwohl wir euch zugestanden haben, die Trauung nach einem germanischen Ritus zu vollziehen, streust du doch römische Einsprengsel hinein.


    Diese junge Frau war für Timarcha ein laufender Widerspruch und immer, wenn sie glaubte, etwas an der Schale gekratzt zu haben, um zu ihrem Kern vorzudringen, landete sie nur bei einer weiteren Schale.


    Nun habe ich mich bei der Feier gestern, sagen wir, ein bisschen umgehört. Offenbar gab es einen bestimmten Zeitpunkt, es muss wohl um den Festtag zu Ehren von Virtus und Victoria gewesen sein, als sich in der Villa Duccia und der Casa Helvetia einige Parallelen abgespielt haben. Und erneut: Ein Rätsel. Dann aber stolperte ich über etwas. Ich wusste ja bereits, dass du neben deinem römischen Namen auch einen germanischen Namen trägst. Mein Sohn hat mehrfach darauf hingewiesen, dass dieser Runa lautet. Würdest du mir kurz die Bedeutung dieses Namen erklären?


    Langsam hatte sie ihren Kopf nun wieder gedreht und ließ ihren Blick interessiert auf der jungen Frau ruhen. Es war nicht bedrohliches, ablehnendes oder misstrauisches darin, sondern lediglich eine fast schon jugendliche Neugierde. Natürlich kannte sie die Antwort auf diese Frage bereits, doch vielleicht würde ja Silvana selbst dazu beitragen, den Schleier um sie ein wenig zu lüften.

    Erst spät war Curio am vergangenen Abend ins Bett gekommen und hatte Glück, dass er sehr schnell in einen tiefen Schlaf gefallen war. Aus diesem wurde er aber ohne Vorwarnung herausgerissen. Das Aufstehen seiner Frau war noch an ihm vorbeigezogen, der spitze Schrei jedoch stieß bis in die tiefsten Tiefen seines Unterbewusstseins vor, ließ ihn aufschrecken, trieb seinen Puls in die Höhe und schon saß er aufrecht im Bett. Dennoch musste er sich erstmal orientieren, blickte sich um, und während sein Arm automatisch nach seiner Frau neben sich suchte, sie dort nicht fand und seinen Herzschlag noch weiter in die Höhe trieb, fiel sein Blick auf das Fenster vor dem seine Frau stand, zitterd am ganzen Leib, und in die ungewöhnlich tiefe Dunkelheit und den Himmel starrte. Instinktiv stellte er, während er nun aufsprang, fest, dass niemand sonst im Raum war, und ging nun mit schnellen Schritten zu Silvana.


    Was ist passiert, Runa? Was...


    Er nahm sie fest in den Arm, doch als sein Blick den ihrem folgte vergrößerten sich seine Augen und seine Unterkiefer fiel hinab.


    Bei Luna...


    Blutrot eingefärbt stand der Mond am Himmel und die Nacht war tatsächlich ungewöhnlich dunkel. Unbewusst drückte er Silvana noch fester an sich. Was hatte das zu bedeuten?

    | Decria Timarcha


    Auch Timarcha hatte sich nochmal in ihr Cubiculum zurückgezogen, sich dort umgezogen und mit der Wasserschale gewaschen. Irgendwann trat sie dann ebenfalls in den Garten hinaus, wo die junge Duccia bereits auf sie wartete. Mit bewussten Schritten trat sie zur Sitzecke, setzte sich und bedeutete Silvana, sich zu ihr zu setzen. Dann schwieg sie erstmal, ohne aber den Blick von ihrer Schwiegertochter abzuwenden. Forschend suchten ihre Augen nach einer Gefühlsregung der jungen Frau und wäre Curio hier, würde er ziemlich genau erkennen, dass es jener Blick war, denn sie aufsetzte, um ihr Gegenüber zu lesen und einzuschätzen.

    gemeinsam mit


    | Decria Timarcha


    Sowohl Curio als auch Timarcha hielten den Atem an, als Corvinus das Kind zwar hochhebte, dass aber plötzlich kehrtmachte und in Richtung Haustür marschierte. Er würde doch nicht... er konnte doch nicht... Timarcha kräuselte sogar die Stirn und blickte so ihrem Ältesten hinterher. Erst als sie dessen laute Stimme hörte, mit der er die Geburt seiner Tochter in die Nachbarschaft hinausrief, entspannte sie sich merklich, trat zu ihrem Mann und lehnte sich nun ihrerseits an ihn. Die vergangenen Stunden waren anstrengend gewesen und sie war ja auch nicht mehr die jüngste.


    Als ihr Sohn dann wenige Momente später wieder mit seiner Tochter, dem Kind mit den hübschen braunen Augen und den geschwungenen Lippen, ins Atrium trat, lächelte sie ihm erleichtert zu.


    Deine Frau erwartet dich und euer Kind in eurem Schlafzimmer.


    wies sie darauf hin, dass das Kind und auch er nun am besten bei Alpina aufgehoben waren. Sie hatten sicherlich noch einiges zu besprechen.


    Schon sie aber bitte. Die Geburt war sehr, sehr anstrengend für sie. Und bitte, behalt sie noch bis morgen im Augen. Falls irgendwas sein sollte, sag mir...


    Sie zögerte einen Augenblick, traf dann aber offenbar eine Entscheidung für die Zukunft.


    ... oder Silvana bitte sofort bescheid.


    Mit einem kurzen Nicken gab sie ihm zu verstehen, dass er nun zu seiner Frau gehen könne. Die Decria würde sich nun umziehen, etwas frisch machen und hatte danach noch ein Gespräch im Garten mit einer jungen Frau, die nun ebenfalls zur Familie gehörte.

    Mit Hilfe von Silvanas kleinem Hüpfer schaffte es Curio, sie so zu fassen, dass er sie problemlos heben und über die Türschwelle tragen konnte. Hier zahlte sich aus, dass er in den letzten Tagen sein Körpertraining wieder etwas intensiviert und auf seine Arme konzentriert hatte. Allerdings war Silvana auch nicht besonders schwer, was ein wenig vereinfachend hinzukam. Als sie ihm dann auch noch ins Ohr flüsterte, dass er vielleicht doch besser die germanische Tracht angezogen hätte, musste er erstmal schmunzeln und flüsterte dann zurück.


    Allerdings wäre ich dann wirklich enterbt worden.


    Dann erwiderte er ihren Kuss, wobei seiner leicht versetzt unter ihrem rechten Ohrläppchen landete, und rächte er sich kokett, indem er ihr bei Trage kurz mit dem Daumen über die untere Innenseite ihres linken Oberschenkels fuhr. Strafe musste schließlich sein, auch wenn sie sicherlich reichlich süß ausfiel. Im Vestibulum setzte er seine Braut schließlich ab und auch dort war bereits alles für den nächsten zeremoniellen Teil vorbereitet. Auf der Bank des Ianitors standen Wollbinden und ein Topf mit Öl und einem Pinsel, mit denen die Türpfosten von der Braut gesalbt werden würde. Das Einschlagen des Schwertes in den Türrahmen hatte Curio derweil für den Türpfosten zum Atrium hin vorgesehen. Dieser entsprach wohl noch am ehesten dem Stützbalken einer germanischen Haupthalle.

    Curio hörte sich die Segenswünsch Dankruns an. eder wichtige germanische Gttheit wurde ihrer Wesenheit entsprechend angesprochen und mit guten Wünschen für das Brautpaar bedacht. Curio fiel auf, dass die römischen Gottheiten komplett fehlten, ließ sich aber nicht anmerken, dass er darüber ein wenig entäuscht war. Die Entäuschung war aber nur nachrangig, denn die Hauptsache war, dass sie hier grade verheiratet waren und der lange Kampf um ihre Beziehung nun bald ein Ende nehmen würde. Irgendwann war auch die letzte germanische Gottheit angerufen und schon erhob Ragin wieder die Stimme, um den Ringtausch anzukündigen. Die erste kleine Herausforderung des Tages, denn wenn der Ring von der Schwertspitze rutschen sollte, wäre dies ein fatales Zeichen für ihre Ehe.


    So zog er nun wieder das Schwert aus der Scheide, umfasste den Griff ebenso fest wie beim ersten Mal und ließ sich den kleineren der beiden Ringe reichen, der für Silvana vorgesehen war. Der junge Helvetier atmete tief durch - nun zitterten auch seine Finger leicht - und ließ den Ring auf die Schwertspitze gleiten. Wochenlang hatte er diesen Handgriff geprobt, ebenso wie er das weiterreichen des Ringe geprobt hatte. Einige Male war der Übungsring dabei von der Schwertspitze gerutsch und im Gras des Übungsplatzes gelandet. Bestimmt ebenso oft hatte der Ring aber auch seinen Weg auf seinen Platz gefunden, den Curio auf einem niedrig gelegenen Baumstumpf festgelegt hatte. Welche der beiden Szenarien aber überwogen hatten, konnte er nicht mehr Seiten. Lediglich wusste er, dass es möglich und er dazu in der Lage war. Langsam erhob er nun seinen Blick von der Schwertspitze, sodass sich sein Blick und der Blick seiner Frau trafen. Möge passieren was passieren soll, schoss ihm durch den Kopf und schon setzte sich seine Hand wie von selbst in Bewegung. Achtsam senkte sich die Klinge, die er ausschließlich aus dem Handgelenk heraus bewegte. Ohne nochmal auf die Klinge zu schauen sprach er dabei einige Worte, die man ihm als ritualisiert dargestellt hatte.


    Runa, Tochter des Phelan, nimm diesen Ring als Zeichen unser ewigen, unverbrüchlichen Verbundenheit und Treue.


    Bald hatte die Klinge eine Neigung erreicht, bei der der Ring hinabrutschen musste, und schon erklang das leise Reiben von Metall auf Metall. Als es verklang, wollte er kaum hinabblicken, ob der Ring die Hand seiner Braut so erreicht hatte, wie es erforderlich war. Stattdessen hielt er nur den Blickkontakt zu Silvana aufrecht. Hatte es geklappt?

    Mal wieder raste Curios Puls, denn gleich würde nicht nur die Zeremonie beginnen - bei der er auch noch mit einem Schwert würde hantieren müssen - sondern er würde auch endlich Silvana sehen. Doch erstmal galt es nun die Mitgift zu begutachten. Dafür trat sein Vater, der ja immer noch der pater familias seiner Familie war und das letzte Wort dazu zu sprechen hatte, neben ihn und gemeinsam gingen sie jene Waren und Werte ab, die sie bereits vor einigen Wochen während der Verlobungsverhandlungen verabredet hatten. Das ging recht schnell, denn es war fast alles da und konnte gleich nach der Zeremonie in den Reisewagen der Helvetier verladen werden. Es fehlte lediglich das Mobiliar, das allerdings - wie nachträglich abgesprochen - nach Fertigstellung direkt in die Casa Helvetia geliefert werden würde. Denn diese wären ohnehin zu groß gewesen, als dass sie neben den anderen Teilen der Mitgift in den Reisewagen gepasst hätten. Als sie dann wieder in den Kreis traten, wurde dem jungen Helvetier von seinem jüngeren Bruder Cornutus ein spezieller Gürtel angelegt, an dem er die Scheide des Schwertes befestigen könnte, das er ihm gleich während der Zeremonie von Silvana überreicht werden würde.


    Nachdem dann alle Opfer, nicht nur an die germanischen Götter, sondern auch an die römischen Göttinnen Iuno, Tellus und Ceres, vollzogen waren, das Blutbesprenkeln abgeschlossen war und die römischen Gäste wie versprochen davon weitgehend verschont wurden, war es dann endlich soweit. Angeführt durch einen jungen männlichen Verwandten (soweit Curio wusste war es ein Cousin Silvanas), der ihr das versprochene Schwert vorantrug, trat nun Silvana mit in den Ritualkreis. In einem traumhaften himmelblauen Kleid, das nicht nur ihre wunderschönen blauen Augen betonte, sondern auch elegant ihre Figur umspielte blieb sie nun neben ihm stehen und ob ihres Auftretens blieb Curio für einen Moment die Luft weg. Es war ihm vergönnt, diese Frau zu heiraten! Er konnte es irgendwie immer noch nicht glauben. So brachte er nach dem atemlosen Moment ein Lächeln zustande, achtete darauf, dass auch ihr Vater noch in den Ritualkreis dazutreten könnte.


    Endlich richtete sie dann auch das erste Mal heute das Wort an ihn und plötzlich lief alles von selbst. Mit leicht zittrigen Händen überreichte ihm Silvana das Schwert, dessen Griff er fest umfasste. Er nickte ihr lächelnd zu, besah sich die Klinge - sicherlich längst nicht so scharf wie sie sein könnte, für den Fall eines Missgeschicks, das ja immer irgendwie passieren und dann wortwörtlich ins Auge gehen könnte, aber gut angespitzt, damit die Ringe nicht so leicht abrutschen konnten - und merkte auch schnell, dass der Griff angenehm in der Hand lag. Sogleich streckte er nun das Schwert in die Luft, sodass es von allen gesehen werden konnte.


    So nehme ich nun dieses Schwert deiner Familie und damit die Fürsorge für dich und unsere gemeinsamen Kinder. Ich verspreche deiner Familie, dass seine Klinge dich beschützen wird, wo du auch sein mögest.


    sagte er mit ausreichend lauter Stimme, dass ihn nicht nur die unmittelbar umstehenden Familienmitglieder sondern auch die weiter entfernt stehenden Gäste hören konnten. Dass ihm das trotz seiner Nervosität wie selbstverständlich gelang, mochte einerseits an der durch zalhreiche begleitete und selbst durchgeführten Opfer eingeübten Souveränität liegen, hing anderseits aber auch mit der Anwesenheit Silvanas zusammen, die trotz oder grade wegen ihrer eigenen Unsicherheit ein gewisses Selbstbewusstsein entstehen ließ. Langsam ließ er nun das Schwert sinken und ließ es langsam in die Schwertscheide gleiten. Damit ließ er es endgültig in seinen Besitz übergehen, bevor er es gleich wieder für den Ringtausch zücken würde.

    | Decria Timarcha


    Es dauerte einige Minuten, bis Timarcha schließlich aus dem Wohnbereich ins Atrium trat. Im Arm hielt sie das kleine Mädchen, das sie in ein Tuch eingewickelt hatte. Gewickelt war es noch nicht, denn es bestand ja noch die - natürlich rein theoretische - Möglichkeit, dass der Vater das Kind nicht annehmen würde. Das Wimmern des Kindes war mittlerweile in ein leises Quengeln übergangen, denn ganz offensichtlich wollte es lieber bei der Frau sein, deren Stimme es so gut kannte, als in den Armen Timarchas. Dennoch galt: Was muss, das muss! Und so ging Timarcha zielstrebig auf ihren ältesten Sohn zu, blieb ungefähr drei Schritte vor ihm stehen und legte das kleine Bündel ganz, ganz sachte auf den Boden. Dann trat sie ihrerseits einen Schritt zurück und blickte ihren Sohn erwartungsvoll an. Der hatte nun alle Zeit der Welt, das Kind zu begutachten, es - nun zum vierten Mal - auf irgendwelche Fehlbildungen zu untersuchen und vor allem erstmal in Erfahrung zu bringen, mit wem er es denn da überhaupt zu tun hatte. Wie es üblich war, sagte Timarcha nämlich kein Wort zur Geburt oder über das Kind. Allerdings wusste sie auch, dass das Kind nicht allzu lange auf dem kühlen Boden liegen sollte, weshalb sie bei Bedarf mit einem leisen Räuspern darauf hinweisen würde, dass sich ihr Sohn doch bitte entscheiden möge. Nur ging sie nicht davon aus, dass das Kind lange auf dem Boden liegen würde.